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Full text of "Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter vom 5. bis 16. Jahrhundert"

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® efd)id)te 

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3 t a M 1 0 m 

im  üflitteiaüer. 

®om  fünften  ^afrrfjunbert  bis  jnm  fed^ebnten  3aI?r^unbeTt. 

®®n 

i^erbtnanb  ©regorotmrö. 

,Stneitcr  ®anb. 


Stuttgart. 

3.  0.  G o t t a ’ f <b  e r S e r l a g. 

1&59. 


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2)rr  Sinter  brljält  flc^  ba«  9iccbt  brr  Urber|r(}iiHfl  in  frrmbe  ©iprac^en  »er. 


**utt)Ku(frt«i  Kr  3.  ©.  (Sctta'Micn  Suc^&antlunq  in  Stutigan 


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^nfjalt  bc$  jtuciien  Sanbcff. 

Drittes  find). 

Grfted  Gapitel. 

1.  9fcm  »erfaßt.  Tie  rBmifcbe  Äitibe  fleigt  au«  ben  Trümmern 
be«  Staate«  auf.  S.  ©encbictu«,  ber  ©ater  bc«  abeitblünbiftben  Mi'iicb» 
tum«.  Stiftung  ber  äbteien  »cn  Subiacc  unb  Monte  (Safuto.  Tie  Mcntbi« 
republilen.  Saffioboru«  wirb  M3n$.  S.  3. 

2.  Tie  Sangobarben  bebraitgen  8fom.  ©ontificat  ©enebict’«  I.  ©ela» 
gerung  8?om’»  unter  ©elagiu«  II.  Tie  f’angobarben  jerfiBren  Monte  ©afino, 
im  3abr  580.  ©rünbung  be«  erflcn  ©enebictinerflofter«  in  JRom  neben  bet 
üateranifdjeit  ©aftlifa.  ffiinfübrurtg  unb  Ausbreitung  be«  Möncbtum« 
in  5Rom.  S.  14. 

3.  ©elagiu«  II.  forbert  $ilfe  »on  ©pjaitj.  Tiberüberfctywcmmung  »om 
3abr  589,  unb  bie  ©eft  »on  590.  Tob  be«  ©apfls  ©elagiu«.  Sein 
Bleubau  »on  S.  ?orenjo  »or  bem  Tot.  S.  21. 

4.  SBabl  ®regor’«  I.  jum  ©apfl.  Sein  bisherige«  Sieben.  Tie  große 
fiebenfBrmige  ©ejlproceffion.  Tie  Slegenbe  »on  ber  ©rföcinung  be«  ©ngci« 
über  bem  ©r  abmal  ^abrian’S.  S.  31. 

3toeite8  Gapttel. 

1.  ©reger  t»irb  am  3.  September  590  orbinirt.  Seine  erfte  ©rebigt. 
©ebrängnift  unb  ©elagetung  9fom’«  burtfi  bie  üangobarben  unter  Stgilulf 
unb  Ariulf.  S.  38. 

2.  ©regor’«  $>omilie  über  ben  ©erfaö  »on  9iom.  ©r  erlauft  bett 
Abjug  ber  fangobarbett  »on  ber  Stabt.  S.  45. 

3.  ^uftanb  ber  weltliepen  ^Regierung  Biom’S.  Tie  (aiferlitficn  ©e» 
amten.’  ©Böige«  Stiöj<$t»eigen  über  ben  rBmiftftcn  Senat.  S.  51. 


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IV 


3nbalt  be«  streiten  Saitbe«. 


4.  ©regor'«  Stellung  itt  3?qug  auf  bie  Stabt.  Seine  Sorg«  für 
ba«  Seit.  Seine  ©enraltung  ber  itirebengüter.  Sie  SBefebriing  ©nglanb’«. 
©regor’8  geftigfeit  gegenüber  ben  anfprüdjcit  Bon  Spsanj.  58. 

5.  ©regor  fließt  mit  agilulfu«  grieben.  Pbota«  befteigt  ben  Srott 
#on  ©tjjauj,  unb  wirb  Bon  ©regor  beglürftBÜnfät.  Sic  pi)cfa«füule  auf 
bem  gorum  Bon  SKom.  S.  67. 

Sritte«  Gapitel. 

1.  6l?aralter  be«  fc<b«tm  Sabrbmtbert«.  3ußflnb  be«  religiBfen  ©emüt« 
jener  3(i('  SHeliquienbienfl.  Söunbergiaube.  ©regor  treibt  bie  ©otben« 
(ir<$e  auf  ber  Suburra  ber  S.  Stgatba.  @.  75. 

2.  ©regor'«  Sialoge  ober  Bier  ©ütber  Bon  SBunbergefcbicbten.  Sie 
gegenbe  Bom  Äaifer  Srajan.  31If,a>1^  be«  gorum  Srajanum.  85. 

3.  3uf*anb  ber  SBiffettßbaften  jur  3e'(  ©regor'«.  Seine  feinbfelige 
Stellung  jur  flaffitcben  Siteratur.  Snflagen  gegen  ©regor.  @.  90. 

4.  Slicf  in  einige  ©egenben  in  unb  um  3fom.  Sie  Campagna,  ihre 
Patrimonien,  unb  tyr  9lu«febn  in  bamaliger  3ot.  S.  100. 

5.  Senfmälcr  Bon  ©regor.  Sie  Porträt«  feiner  gamilie  im  Älofter 
anbrea«,  unb  bie  auf  iljn  bejüglidjeii  SRonumentc.  ©rabförift  auf 

biefen  großen  Papjl.  S.  106. 

fBierte«  Gapitel. 

1.  pontificat  unb  Sob  Sabiniaii’« , unb  Soitifariu«  UI.  Sonifaciu«  IV. 
Sa«  pantbeon  be«  Ülgrippa  wirb  ber  3ungfrau  SJfaria  unb  allen  SWärtirern 
gereeibt.  @.111. 

2.  Seu*bebit  wirb  Papft  im  3«br  615-  aufftänb«  in  Sfaoenna  unb  in 
Neapel.  Grbbeben  unb  Susfap  in  9tom.  Ser  ©partb  Cleutberiu«  rebellirt 
in  WaBenna.  Sonifaciu«  V.  Papfl.  3bm  folgt  §onoriu«  1.  im  Octob« 
625.  Sa«  97ecpt  bie  papfhnabl  ju  betätigen  beim  (Sparten  Bon  SflaBenna. 
@.  121. 

3.  $onoriu«’  I.  Äirebeubauten.  auefcbmücfung  be«  St.  Peter.  Sie 
oergolbeten  Sronjejiegel  oem  Sempel  ber  Settus  unb  SRoma.  Sie  Capelle 
be«  @.  apoüinari«,  unb  bie  Saftlila  be«  S.  Slbriamt«  auf  bem  gorum. 
@.  125. 

4.  Sie  SBunbtirtb«  be«  S.  Sbeoboru«  am  guß  be«  palatin.  amife 
Sfeminifcenjen.  ftonoriu«  tneibt  bie  Äinbe  ber  SS.  Quatuor  Corormtorum 
auf  bem  GiSliu«,  unb  @.  gucia  in  Selce.  @.  131. 

5.  Sie  Pegenbe  Bon  ber  @.  agne«,  unb  ibre  Bon  .§onoriu«  erneuerte 
Äirtfie  Bor  bem  fRom«ttanifi$en  Sor.  @.  137. 


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3nb«lt  be«  jroetteit  Rlanbe«. 


V 


6.  Eit  Äirtbf  te«  2.  Sincenjo  unt  anaftafio  ad  nquas  Salviae.  Eie 
Söafilifa  be«  2.  Sßancratiu»  »er  btm  aurcliftben  Ecr  wirb  »on  $onoriu« 
neu  gebaut.  2.  141. 


fünftes  Gapitel. 

1.  Eeb  be«  $onoriu«  I.  im  3abr  638.  Eer  Gbartulariu« 

'Uiauriuu«  unb  bcr  Grar<b  3faat  plflnbem  ben  Äircbenfcbab.  2e»crinu« 
'flabft.  3o6attneS  IV.  ^abft.  Ea«  latcraniftbe  SPa()tijlerium,  unb  feine  »ier 
Oratorien.  2.  146. 

2.  Ebeotoru«  wirb  ^a»ft  642  fRebetlicn  te«  ÜKauriciu«  in  3fem. 
Eob  bt«  Gjrarcbeit  3faaf.  ^alaflretoluticnen  in  SBojanj.  Scnflan«  II.  wirb 
fiaifer.  Eer  Patriarch  ftyrrbn«  (cntmt  nacb  SRom;  et  wirb  terflucbt.  Eie 
•fircben  be«  ©.  Slalcntimi«  unb  te«  2.  (Sufifu«.  2.  152. 

3.  SOTartinu«  I.  wirb  Sßabft  im  3>»br  649.  fRütnifcbe  2»itobe 
wegen  ber  SHonotbeicten.  Ee«  Gjarcben  Olpmfiu«  anfdjlag  auf  $iar» 
tin’fl  Sehen.  Ebeeberu«  Äafliofja  führt  ben  ifjaf-ft  gewaitfam  hinweg  im 
3abr  653.  SKartin’«  Eeb  im  ®yil  Giigcnm«  wirb  9ßa»ft  im  3abr  654. 

2.  158. 

4.  ®itatianu«  wirb  *ßafjft  im  3abr  657.  Eer  Äaifer  Gcujtantll.  lommt 
uatb  3talien.  2ein  Gmpfang  unb  aufentbalt  in  SRom,  i.  3.  663.  (Sine 
Jtlageftimme  über  5Rom.  2.  165. 

5.  3ufiflnb  ber  2tabt  SRom  unb  ihrer  SBienumente.  Gcnftan«  f>liin- 
tert  bie  ffimftf<b<it}c  in  9fcm.  2ein  Eeb  in  Sürafu«.  2.  172. 

6ed>«te«  Gapitcl. 

1.  ateotatu«  ‘jiabft  im  3abr  672.  Grneuerung  be«  Älofier«  2.  ®ra«» 
mu«.  Eenu«  'fkbfi  676.  agatbcn  'ftotft  678.  Eer  Grjbiftbof  »on  SRa» 
»etuta  unterwirft  fitb  bem  Primat  »on  SRcnt.  Ea«  6.  chtmtitifcbe  Gonril 
»cm  3abr  680  fteüt  bie  Crtbebeyie  wieber  bet.  2.  177. 

2.  Eie  $cft  »erbcert  SRom  im  3abr  680.  Scgente  »em  guten  unt 
böfen  $ef)engel,  unb  ihre  Earftellung  in  2.  Ißietro  ab  Sincuia.  Ea« 
3RcfaifbiIb  be«  2.  2ebaftian.  Eie  Segente  tiefe«  ^eiligen.  2.  183. 

3.  Eie  l’egenbe  »en  2.  @eerg.  2cine  Äircbe  im  alten  Sklabrum. 

2.  187. 

4.  ?ee  II.  Wirb  $af?ft  t.  3.  682.  Sobanniciu«  »cn  SRa»cnna.  SSene 
bietu«  II.  Eie  SRaUonen  ber  taiferlitfcen  ^rittjen.  3»banne«  V.  ‘fiapft. 

t 3wiefpältige  fflabl  rtath  feinem  Eobe.  Äonen  wirb  gewählt.  Giern«, 
Sperritu«,  Sfh'pulu«.  2ergiu*  I.  flapft.  Ecr  Cyar<b  ^latina  femmt  nach  ' 
SRom  im  3abr  687.  2.  193. 


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VI 


3ttbalt  be«  j»eiten  ©snbc«. 


Siebente#  Gabitel. 

1.  Die  Brütet  ber  DruDaniftfieit  Spnobe  »erben  ton  Sergiu«  »er* 
worfen.  Der  Spatlwr  3ad>aria«  tommt  natb  9icm , ben  ©abft  aufjitbeben. 
Die  9ta»eiinaten  rüden  in  3tom  ein.  ©erbältttift  9ta»enna’e  ju  9tom  unb 
ju  ©bjattj.  S.  204. 

2.  S.  betrug.  ^ügerjUge  nad)  9tom.  Da«  (Joloffeum.  Der  Äönig 
Ceboatb  empfängt  bie  Daufe  in  9tem  689.  Die  Äönige  Sonrab  nnb  Cffa 
nehmen  bie  Äutte.  Sergius  ftfimüdt  bie  Äircben  mit  Säeibgefcftenten.  Da« 
©rabmat  feo'8  I.  im  3nnem  be«  ©.  ©eter.  @.  209. 

3.  3»bann  VI.  ©abf! , 701.  Der  ©jardj  Dljeebtyolactu«  tommt  nach 
9tom.  Die  italienti<ben  SDiilijen  rüden  »or  bie  Stabt.  $erflettung  be« 
Älejler«  garfa  in  ber  Sabina,  ©ifntfu«  II.  »ott  ©enesent  fällt  in  bie 
Cambagiia  ein.  3»battn  VII.  ©abft,  705.  3ufünian  II.  befleigt  »ieber 
ben  Droit  »ott  ©bjanf.  @*  216. 

4.  3obann  VII.  baut  ba«  Oratorium  ad  Praesepc  int  ©.  ©cter. 
Deffen  SDtofaiten.  Die  Segenbe  »ont  Scbtreifjtucb  ter  ©eronica.  3»bann  VII. 
flcöt  ba«  Älofter  »on  Subiaco  »ieber  ber.  ©.  221. 

5.  Sifinniu«  »irb  ©abft  int  3abr  707;  Genflantinu«  im  3al)r  708. 
gurttytbare  ©eftrafung  9fa»entta’e.  Der  ©abft  reift  ttatb  bem  Orient.  £iin- 
ritbtungen  in  9fom.  Sbaratter  ber  9t a»enna ten.  S.  227. 

6.  Btebellion  in  8ta»enna.  (Srfte  Stäbteconf'oberation  3talien’e.  ©bi* 
libbicu«  ©arbane«  Äaifer  im  3abr  711.  Die  9tömer  erlenncn  ibn  ttidjt 
an.  Der  Ducat  unb  ber  Du*  »on  9totn.  ©ürgetfrieg  in  9tom.  Der 
tfäfarenbalaft.  Bnaßaflu«  II.  Äaifer  in  ©bjattj  718.  Dob  (Sonjlantin’e  ittt 
3afir  715.  ©.  233. 


tiicrtfB  ßurf). 

ßrfte#  Capitol. 

1.  ©ontiftcat  ©regor’8  II.  im  3abr  716.  Diberüberföreemmuttg. 
Sbaratter  unb  Dbätigteit  ©regor’e.  2eo  ber  3f«urier.  Der  Cultu«  ber 
$eitigenbitber  im  Often  unb  im  JBefien.  Die  bronjene  gigur  be«  ©.  ©ctrn« 
im  ©aücan.  S.  243. 

2.  ?eo  8 öbict  gegen  ben  ©ilberbienfl.  ©Sibcrftanb  Stern’«  unb  (Sr* 
bebitng  einiger  italieniftfter  ©rooinjett.  ©latt  auf  ©regor’8  i’cbeit.  Die 
9tümer  unb  bie  l'angobarbnt  ergreifen  bie  Säaffen.  Offene  SRebetlion  gegen 
©bjanj.  ©erfülle  auf  9tom  »on  Neapel  au«.  Die  ©riefe  ©regor’e  an  ben 
Äaifer.  ©.  254. 

3.  Die  Haltung  Jiutbranb’e.  (Sr  gewinnt  9ia»entta.  • (Srfte  Scheidung 


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3nbalt  be«  jweiten  ©anbe«. 


vn 


unb  Äeim  te«  Sircbenftaat«.  Koalition  jwifcben  bem  ©abft . ben  ©enetianem 
nnb  ben  ©riechen  gegen  i'iutpranb.  3) et  ft  eilig  rücft  oor  9t  cm.  Gin  Ufur« 
patcr  i»  Iu«cien.  ©regor  II.  frirbt  im  3«br  731.  £>erftellung  ber  Sbtei 
bon  ©tonte  Cafcne.  ®.  264. 

4.  Gregor  III.  wirb  ^Sabfl  im  3«br  731.  Cr  fcbicft  feine  aboflolifcben 
©riefe  nadj  ©ojatt?.  9tcmiicbe  ©bnobe  gegen  bie  ©ilbetftürmerei.  Demon- 
fhaticnen  in  9tom.  Äir^enbauten.  ©.  SJlatia  in  äquiro.  Sie  bamalige 
Stalerei  nnb  ibr  ©erbälttiifj  jur  Cultur.  glücbtige  bbjaminifcbe  Mrtftler. 
glücbtige  $eiligenbilber.  Steflauration  ber  ©tabtmauem  9tom’«.  @.  269. 

5.  Seo  ber  3faurier  jiebt  vemifcbe  Äircbengüter  ein.  Der  faffi  ge- 
winnt ©allefe.  Sr  fließt  ein  ©ünbnifj  mit  ©boleto  unb  ©euerem. 
?iutpranb  rücft  in  ben  Ducat.  ©regor  III.  weitbet  fi(b  um  £>ilfe  an  Carl 
SKarteH.  ©eine  Einträge.  lob  Gregor’«  III.,  Carl  fKartcU’«  uttb  ?eo’« 
be*  3faurier«  im  3abr  741.  ©.  276. 

3»eite«  Capitel. 

s 

1.  3a4»flr'fl*  wirb  ©abfl  im  3abr  741.  Sr  tintcrbanbelt  mit  l'iut« 
(sranb.  Cr  reist  ju  ibm.  9teue  langobarbiftbe  ©djenhing  an  bie  Stircbe. 
3weite  Steife  be«  Raffte  ju  i'iutpranb.  Der  Äönig  ftirbt.  Dtacbi«  folgt 
auf  bem  Iren  t?on  ©acia.  @.  286. 

2.  ©ietät  gegen  bie  Ditel  be«  Steicb«.  grieblitbe«  ©erbältnifj  ju 
©bjauj.  Carl  tommt  nach  9fem  unb  wirb  ÜDtifneb  auf  bem  ©tonte  ©oracte. 
Stacbi«  wirb  äJtöneb  in  ütfonte  Caftno.  Sftolfu«  folgt  9tacbi«’  auf  bem  Iron 
im  3abr  749.  Sncrfennung  ber  Ufurbation  ©ipin’«  bn«b  ben  ©abft. 
äaebaria«  ftirbt  792.  @.  291. 

3.  3a<baria«’  ©auten  am  lateranifeben  ©alaft.  ©eine  ©erfutbe,  bie 
Cambagna  ju  colonifiren.  Die  <lomue  cultao.  ©euetianifibe  ©claeen- 
märfte  in  9tom.  ©.  299. 

4.  ©tebban  II.  wirb  ©abft  im  3abr  752.  Sftolfu«  erobert  Staeenna 
unb  forbert  bie  Unterwerfung  oon  9tom.  Stephan  fi«bt  £>ülfe  bei  ©qjanj, 
bann  bei  ^Jifjin.  Gr  reist  über  ©uma  in’«  grantenlanb.  Sr  falbt  ben 
ÄBnig  'fjifsiii  unb  beffen  ©ebne  im  3abr  754.  ©ein  ©<bub»ertrag  mit 
©ibin.  Der  Ditel:  ©atririu«  ber  Störner.  ©.  304. 

ö.  ©ergcbli<be  Umerbanbluttgen  mit  Slftolf.  9tiidlcbr  ©tebban’«. 
©ibin  'jiebt  na<b  3talien.  äftolfu«  nimmt  ben  grieben  an.  Die  erfle 
@tbenhing«urfunbe  ©ibin«  im  3abr  754.  Der  2angobarbenIÖnig  rücft  in 
ben  Ducat  ein.  ©elagerung  9tom’«  im  3«br  755.  ©erwfifiung  ber 
Cambagna.  ©lünberung  ber  Jtatafomben  9tom’«.  ©Treiben  ©tebban’« 
an  bie  grauten.  Der  Stboftel  fßetru«  febreibt  an  bie  granlenfonige. 
@.  315. 


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VIII  Inhalt  be«  jweiten  Sanbe*. 

6.  Slßotfu«  bebt  bif  Selagermtg  9tom’«  auf.  ömtreffen  poit  bnjan- 
tinifipen  ©efanbten,  unb  bcrrn  ßnttäufipung.  Slflolf  unterwirft  fiep.  Xie 
Vipinifipe  Scpenfung«nr!unbe.  Uebergabe  ber  geftbentten  Stäbte  an  bie 
Siripe.  Slfiolfu«  fiirbt  im  3«br  756.  Xer  5D7 önd?  9facbi«  greift  wieber 
na<b  ber  Svene.  Snertennung  be«  Xefiberiu«  ai*  fangobarbentbnig.  Ste- 
phan’* II.  Job  im  3abr  757.  S.  325. 

fDrittcä  Gapitel. 

1.  ^ßaulu«  I.  befieigt  ben  Stul  ^Jctri  im  SJtai  757.  Schreiben  beT 
ferner  an  ’füptn.  grranbliipe  Schiebungen  be«  fapß«  ?u  biefem  Wenige. 
Xefiberiu«  .beftraft  bie  rebetlifcpen  4>er)i?gc  pon  Spoleto  mib  Seneoent.  Sr 
femntt  nach  SRont.  $olitif<pe«  Verfahren  'fßaut'e.  Verbättniß  be«  'ftepft® 
unb  9fcm’«  ju  Vo?an}.  grieben  mit  Xefiberiu«.  S.  334. 

2.  Sauten  Stephan’«  II.  unb  $aul’«  I.  in  3icm.  Xer  Vatican  unb 
St.  ifeter.  Xer  erfte  ©lodenturm  in  3fom.  Xie  Öopelle  ber  S.  Petronilla. 
Serfepung  ber  ^eiligen  au«  ben  itatatemben  nach  ber  Stabt,  ö'riintung 
be«  Slofter«  S.  SilPeftro  in  Sapite.  S.  344. 

3.  'paulu«  I.  ftirbt  im  3uni  767.  Ufurpation  bc«  Xup  Xoto  unb 
feiner  Srüber.  Xer  fßfeubopapfi  Gonftantin.  (Segenrcpolution  in  3fcm. 
Sbriftepboru«  unb  Sergiu«  überrumpeln  fKom  mit  langebarbifcber  $ülfe. 
Xie  i'angobarben  (epen  ^bitippu«  im  i'ateran  ein.  Stephan  III.  wirb 
Vapft.  S.  350. 

4 Slnarcpie  unb  Xcrrori«mu«  in  9icm.  Strafgericht  über  bie  Ufur- 
patoren.  Xer  Äünig  'pipin  ftirbt  im  3abv  768.  Xa«  tateranifepe  Scncil 
tont  3abr  76!).  'firoeeß  unb  Verurteilung  be«  falfcbctt  8fJatfte  Gonftantin. 
Xie  Sonobalbefcpliiffe.  S.  360. 


Vierte«  Gapitel. 

1.  Ginftuß  unb  SDtaept  be«  Gbrifiopboru«  unb  Sergiu«  in  9tom. 
Koalition  ?wifcpen  Stephan  III.  unb  Xefiberiu«  ju  ihrem  Vcrberben.  Xer 
ijangobarbettfenig  rüdt  Per  bie  Stabt.  Stur?  jener  Vfünner,  nttb  Sipiilb 
be*  Vapß®  an  ibrem  tragifepen  ffinbe.  S.  367. 

2.  Vtoject  einer  Xoppelbeirat  jwifepen  ben  lifnigtiipen  gantilien  Pon 
Varia  unb  «om  grantenlanb.  JBiberfebliipfeit  SRaoenna’«  gegen  9tom. 
Söeubitng  ber  8ßoliti(  am  $ef  ber  grauten.  Xob  Stepban’«  III.  im  3abr  772. 
S.  374. 

3.  .fiabriauu«  I.  befieigt  ben  Stul  Vori.  Stur?  ber  langobarbifipen 
Partei  in  3fom.  gemblicpe«  Vorfipreiten  be«  ÄSnig«  Xefiberiu«.  SJJvoceß 
unb  Stur?  be«  Vaul  Sfiarta.  Xer  Stabtpräfect.  Xefiberiu«  oerwüßet 


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3»lxilt  be«  weiten  Baitbe«. 


IX 


teil  rotnifc^ru  Ducat.  $abrian  rüftet  tic  Bevteibigung.  Bücfjug  ber 
l'angcbarben.  0.  381. 

4.  Carl’«  £eere«}ug  nad>  3talien.  Belagerung  Ba0’a’*-  Sari  feiert 
bas  Oftevfeft  in  Bern.  Betätigung  ber  'fiibiiiiitben  Scbenlung.  Der  gaü 
Basia’s  unb  be*  bangobarbenreicb«  im  3abv  774.  £.  390. 

5.  Berbältniffe  Sen  Spoleto.  Snfprficbe  ber  Sircbe  auf  luäcicn,  auf 
bie  Sabina.  SSiberfpenftigfeit  ber  Grjbifcböfe  son  Basenna.  Snfprficbe 
(iarl’e  auf  bie  Eberbobeit  unb  bas  BefiätigungSrecbt  jener  (Srjbiftbcfe.  Der 
Batriciat  bcs  S.  Betru«.  Beweis,  baß  ber  Bopfi  $err  ber  öffentlichen 
©ebäube  Basenna’«  war,  aber  fonft  ben  obevberrlicben  Befehlen  Carl ’s 
geige  leiftete.  Sclasenbanbel  ber  Benetianer  unb  ber  (Griechen.  ©.  399. 

6.  311f,anbe  seit  Benesent.  Der  $erjog  Brtcbis.  '}}äbfili<ber  .Krieg 
um  lerracina.  Carl’S  jweite  Slmrcfenbeit  in  Bom.  Sein  britter  Stufent- 
halt  bafelbft.  3ui1  gegen  Benesent  unb  griebensfeblujj.  'Jieue  Scbenfung 
Carl’«  au  bie  Sircbe.  xHricbi«  unterbaubeit  mit  Bsjanj.  Die  bertigen 
Cerbältniffe,  unb  bie  Beilegung  be«  Bilberjtreits.  Bad?  äridji«  Dobe  wirb 
Örimcalb  .iperjog  sen  Benesent.  S.  411. 

günfte«  Gapitef. 

1.  fluftänte  Wom’e.  liberiiberftbwcmmung  im  3abr  791.  $abrian 
ftellt  bie  Stabtmauem  söllig  ber.  Sr  refiaurirt  bie  Ülgua  Drajana,  bie 
Glaubia,  3cbia  unb  Stqua  Sirge.  @.  421. 

2.  §abrian’8  Sorge  um  bie  tfultur  ber  Gampagita.  Berbältniffe  ber 

Colonen  unb  ©clasen.  Die  DemuSculte  $abrian’S.  Die  Insula  sacra. 
Die  Golonie  Gapracorum  unb  ihre  eSVefctjicbtc.  S.  428.  . 

3.  $>abrian’S  Sorge  um  bie  Äircbeu  Bom’«.  Der  saticanifcbc  Borj 
ticuS.  Bauten  unb  Scbmucf  im  S.  Beter ; im  Sateran;  in  @.  Baul.  Die 
Äunfttbätigfeit  in  Bom.  ©.  437. 

4.  Die  Äircbe  S.  Giovanni  avanti  Porta  Latina.  Die  Bafilifa  ber 

S.  Mario  in  Coemodin.  Die  Schola  Graeca.  Der  3Ronte  Deftaccio.  S.444. 

5.  3ußallk  ber  BJiffenfcbaften  }ur  3cit  ^abriau’S.  Unwiffenbeit  ber 
Börner,  Gultur  ber  fangobarben.  Sbalberga.  Baul  DiaconuS.  Spulen 
in  Born.  Die  geiftlicbe  Söiufit.  Berfcbwittben  ber  i^oefie.  Die  epigram» 
matifebe  Dichtung.  Bum  ber  lateinifcben  Sprache.  Grfte  Anfänge  ber  neu» 
römifebeu  Sprache.  ©.  4fil. 

Sechste«  Gapitel. 

1.  innere  3uftänbe  Bom’«  unb  ber  Börner.  Die  brei  Älaffen  be« 
römifeben  Bol!«.  SKilitärifcbe  Organifation  ber  Bürger.  Der  ©ycrcitu« 


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X 


3ubalt  ree  jmeiten  Raubes. 


tKcmanuf.  Tao  gnftem  bev  Tcfeolcn.  glfoemeinheit  bea  .flunftmejena. 
Tic  gtfccleii  ber  firembcn:  bcigaifcfcn,  ftranten,  banflebarben  imb  griffen , 
bev  ©riee&cn  unb  brr  3uben  in  SRom.  <S.  461. 

2.  (£milbermaltunfl  bet  Stabt  Sftom.  liefet » gyiftcn^  bee  Senats, 
Ter  Xitel  Cvciiful.  ffeftctlte  3ubice8  bco  Cratcben.  I'ätftliebc  SetmaltunaS- 
beamte.  Tie  Cbtimaten  imb  ilire  gteamtenbietarebif.  gtäbtifebe  2Wafli(brale. 
©eriebtsmefen , bet  Slabtbtäfect.  Tie  Beamten  be8  päpftlitbcn  fftalatium8. 
Tie  7 'l'alaftininiftet,  unb  anbete  ftauScffieianten.  S.  474. 

3.  äktbältniffe  bet  Orflanifation  in  anberen  Stabten.  Teten  Beamte. 
Tic  TuceS . Ttibuni . gomiteS.  Tct  TncatuS  9iomami8  unb  feine  ©renacn. 
3Temifd)  Tu8cien.  gampanien.  Sabina  unb  Umbria.  g.  490, 


Siebentel  Cap i t cl. 

1.  $abriait  ftirbt  am  Gnbc  bc8  3abrc8  795.  b'co  III:  wirb  glabfl. 
Seine  ©cfanbtfcbnft  an  Sari,  unb  beffen  gletttaa  mit  ber  Aittbc.  Sieben 
timn  ber  Sninfrole  bet  gtbliiffcl  Pein  (Stab  glctri , unb  be8  glannetS  ton 
9Jem.  gatl’8  cbetfte  SHkttctactralt  in  3iom  alft  HjatriciuS.  g.  503. 

2.  TarflcHuna  bet  .fratmenie  amijcbni  bet  acifUitben  unb  melUicben 
(gemalt  butdi  bic  remifdye  jt Hilft.  Tie  SDiefaifcn  in  bet  flirebe  bet  g.  gu- 
fanna.  Tag  berühmte  a)7ufl»  im  Ttülinium  Veo’6  111.  g.  513. 

3.  geinbjelifle  gtetluiifl  ber  jicyotcn  ffabrian’Q  gu  Üco  III.  Set» 
irffflmnnm  bet  remiftben  21  viftotraten  nnb  Attentat  acaen  baä  geben  geo’8. 
(geine  glmbt  nad)  Syclctc.  Seine  9icife  nach  Teutfcblanb  unb  .gufannnen« 
tiinft  mit  gatl.  g.  522. 

4.  Tuntle  Auftänbc  in  ber  gtabt  9icm.  ällcuin’8  9?at  in  gettefj 
be8  ä>etfabren8  ton  Satt  mit  ben  aufftäitbiftbcn  ERcmctn.  l?eo’8  SKücttebr 
nadj  iRem.  *43rocefi  flcflen  bic  äiiflcllaflten.  S.  531. 

5.  garl’8  flua  natb  iHoni.  geneil  ober  Parlament  in  bet  S.  Cetera- 
tirebc.  ©cricbt  amijtben  ben  9ibmctn  imb  bern  ißabfi.  Tet  ateinifliingSeib 
geo’e.  Tie  Stneuennu  bc8  mcflticbcn  9teid)8  a!8  bc8  cbrifilübcn  3mberinmg, 
unb  bie  ftvilnung  gatl8  bc8  ©reffen  ginn  ftaifet  am  SGBeit;itaeptgfcft  beb 
3abte8  800.  ©.  536. 


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©efd)id)te 


o b t 91  o m. 

3toeiter  33anb. 


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drittes  ßud). 


55om  beginn  ber  Regierung  ber  (Syar^cn  bis  auf  bett 
2lufang  bce  achten  ©äculums. 


Wrtqf  tc#iul,  WtWAtt  t«  Statt  9itm  II. 


1 


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I 


Grjitc*  Gupitcl. 

1.  9tcm  verfällt.  Tie  rfntifdjc  ftirdje  (ieigt  au«  freu  Trümmern  b«5 
Staate«  auf.  '-Bcnrbictu* , brr  SSatrr  be*  abeublänbifdgit  SCRiSnditum*. 
Stiftung  ber  Slbtrien  »cn  Subiacc  unb  SHeutc  Gaftno.  Tie  ffliöntb«« 
rebublitcn.  Gaffioboru*  wirb  3Ji öndf>. 

2Bir  haben  $ur  3e>*  Slfcoborid^’ö  unb  feinet  Nachfolger 
bie  (Erinnerungen  toie  bic  ^nftitutionen  be«  römifdjen  2Utcr; 
tum«  itt  ber  Stabt  nodj  burebau«  lebenbig  gefehlt,  unb  jutn 
lefstenmal  waren  un«  mehre  ber  berübmteften  EDtonuinente 
noch  im  öffentlichen  ©ebraucb  fic^tbar  gewefen.  2lber  mit 
bem  Gilbe  be«  gotlfifchen  9teicb«  beginnt  auch  ber  eigentliche 
Verfall  unb  Nuin  oon  Stein.  Ge  finfen  bic  Senfmäler  unb 
felbft  bie  gefchichtlicben  (Erinnerungen  ber  2llten  nach  unb 
nach  in  Sergeffenheit,  nttb  nur  manchmal  latst  ber  3ufflU 
Name  ober  ©eftalt  eine«  antifen  Öebäube«  toieber  emportau= 
<hen.  X>ie  Sempel  jcrfallcn.  Sic  tßrachtfora  ber  Äaifer 
unb  jene«  be«  römifdjen  Solfe«  ergrauen  fagenhaft,  bie 
Sweater  unb  ber  Girat«  üJtajritnu«,  100  bie  9Bagenfpicle,  bic 
liebfte  unb  leiste  Grgöfcung  ber  Nörncr,  nicht  mehr  gefeiert 
werben,  füllen  fich  mit  Skhutt  unb  ©ra«.  Sa«  2lmphitbeater 
be«  Situ«  fteht  al«  ber  feftefte  Sau  ber  faiferlichen  Sergan* 
genheit  unerfebüttert , aber  feiner  3i«tben  beraubt ; bie  großen 
Sbermen,  oon  feiner  SBafferlcitung  mehr  oerforgt  unb  nicht 


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4 Tritte*  Grßrt  (Solltet. 

i 

jum  SBab  mehr  bienenb,  gleichen  in  ber  Söilbnijf  berfallcncn 
Stabten , welche  brr  Gpheu  ju  umfpinnen  beginnt.  $ic  foft= 
bare  ÜDfarmorbefleibung  ihrer  Söätibe  ftürjt  herunter,  ober 
mirb  oom  Sebiirfniji  abgeriffen,  unb  bie  mufibifchen  gufr 
böben  lofen  fidf  lue  unb  ba,  ober  »erben  burch  bag  loudjernbe 
Unfraut  gewaltfam  getrennt.  5Roch  ftctjn  in  ihren  fdhönen 
©emächern  SBabefeffel  boit  gellem  ober  buntlem  Stein,  unb 
prächtige  Sßanncn  bon  fßorphh1  ober  bon  gelbem  Orientalin 
fdbem  Hlabafter ; bie  fßrieftcr  3iom’s  holen  biefe  »ie  jene  nach 
unb  nach,  in  ben  Sanctuarien  ihrer  Äirchen  als  5Bifchofg= 
ftiile  ju  bienen,  unb  in  ber  Gonfeffion  bie  ©ebeine  irgenb 
eineg  ^eiligen  aufjunehmen,  ober  in  ber  JaufcapcUe  alg 
Werfen  berwanbt  ju  »erben.  3fber  ihrer  manche,  unb  biete  Sta= 
tuen  bleiben  bcrlaftcn  flehn , big  fic  bag  einftärjenbe  ©cmäuer 
erfdblägt,  unb  big  ber  Schutt  fie  für  ^ahrhunberte  begräbt. 
®ie  böDige  SBerlaffenbeit  gerabc  ber  einft  belebteften  Fracht; 
anfialten  ber  öffentlichen  gefte  bon  SRom  but  etma-i  graue» 
boDeg;  ihre  fein  gemalten  fallen  nnb  fchattigen  ©allerien, 
»eiche  allmälig  »afferburchfieferten  gelggrotten  ähnlich  »ur= 
ben,  betrat  ber  (rnfel  beg  alten  Stom  nun  mit  gefpenftifcher 
furcht,  unb  ber  SDieb  unb  SDlörber,  ober  ber  galfchntünjer, 
ber  Sectirer  »ie  ber  Ulefromant  fdhlug  in  ihnen  halb  feine 
S<hlupf»infel  auf. 

SRom’g  Sfcröbung  in  ber  erften  3«it  feer  bpjantinifchen 
$errfd)aft,  alg  bag  33olf , bon  junger  unb  fßeft  gegeißelt 
unb  in  beftänbiger  Slngft  bor  ben  Sangobarben,  fchattenhaft 
in  ber  auggeftorbeitcn  Stabt  ber  Gäfaren  fid;  berlor,  ju  fchil= 
bern,  mag  bie  erregte  ^S^antafie  fich  gern  bemühn,  boeb  ftetg 
»irb  ihr  bie  Äraft  berfagen,  ein  fo  jweifelhafteg  9ta<htgemälbe 
ju  etit»erfcn.  Ueberbieg  berpuppte  fich  3tom  unb  berflöfterte 


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Sem  wrfuth. 


fic^  feltfom  , unb  wd^renb  biefer  bujantinifdion  3<*^unberte 
tjört  man  im  Schweigen  bet-  ©cfcbichte  nur  baö  gaHen  von 
Ruinen , bae  raftlofe  ©auen  von  .Üircbeii  unb  fllöftern,  b a$ 
gingen  bon  ©ufjproceffionen  vertiefter  ober  geängftigter  3)ien= 
fchen,  unb  bie  monotonen  Litaneien  bon  jabllofen  Slönchen 
unb  Tonnen , ober  bon  germanifchen  pilgern.  Aber  bas  bür-- 
gerlid;e  ©olf  ber  Scmer,  gän}lich  berfommen,  jebes  politi- 
fc^cn  .'panbelnö,  jebeö  jJreiheitSgefühlä  beraubt,  arm  unb 
bettelhaft,  ein  Haufe  bon  Suinen,  fcheint  in  ben  Krümmern 
be*  Altertums  einen  Schlaf  bon  3a$r$unberten  ju  fchlafen, 
ähnlich  ben  Sd;läfern  bon  Gp^efuä,  bis  es  im  achten  ,jahv= 
hunbert  bon  ber  Stimme  beS  fßapfts  ertoeeft  wirb,  ber  wäh= 
renb  biefer  3eit,  allein  loadifatu  unb  tljätig , baS  ©ebäube 
ber  römifdjeu  Hierarchie  gebaut  l;at.  3hr  aümäligeS  sBad)S= 
tum  unb  (rinporfteigen  aus  ben  Krümmern  beö  alten  Staats 
unb  anfd;eittenb  unter  ben  fchmierigfteii  ©crhältnifjcn  erregt 
mit  ®ruitb  bas  Grftaunen  ber  Sadfmelt,  iubem  es  lehrt, 
was  buvdb  fpftematifcheS  Organifiren  in  ber  Sielt  erreicht 
werben  fantt.  Dies  ju  berfolgen  aber  ift  bie  Aufgabe  beS 
©efcljichtfcbreiberS  ber  ftirdie,  nicht  beS  Annaliften  ber  Stabt 
Som,  unb  Wir  begnügen  un$  baber  nur  ben  ©ang  biefer 
Dinge  im  Allgemeinen  anjubeuten.  Die  Gpodje  beS  politi= 
fehen  Som  würbe  mit  bem  Stur}  jener  Wölben  bcfchloffen, 
welche  eine  Söeile  wie  bie  alte  Gultur,  fo  ben  alten  tvabi- 
tionellen  Staat  ber  Sömer  aufrecht  hielten.  9Rit  ihrem  Gttbe 
ftiirjte  eigentlich  aud;  bas  römifdie  Altertum  völlig,  unb  iu- 
bent  wir  nun  bie  ©efchichte  ber  Stabt  fortfefcen,  erfeittten 
wir,  bafj  wir  in  bie  ©eriobe  beö  fachlichen  ober  päpftlidjen 
Som  eingetreten  fittb.  Alle  SebenSfraft , bie  noch  beit 
Sömern  geblieben  war,  warb  auöfchliefjlich  in  ben  Dien  ft  ber 


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XnttcO  'i'iid).  Srftf$  (Sapittt. 


f» 

Äirdn*,  ber  Grbin  tHom’d,  bin  Übergele  it  et , wäljrenb  bie  poIi= 
tifchen  Triebe  abftavben.  Sleufjerlid)  unter  Sfpjanj  gefncdjtet, 
joo  ber  römifdw  ober  beibnifcbc  Staat  mit  allen  beepo-- 
tifchen  Wrunbf  eiben  allein  fortlebte,  warb  bad  unbeilige  9tom 
ber  Sitten  min  in  bie  heilige  Stabt  ber  Kirche  oerwanbelt. 
Tud  Ginbringen  ber  Sangobarbeti  brof)tc  ibr  ben  Untergang, 
aber  biente  fddicf-lich  31t  ihrem  Siege.  $enn  biefe  Gröberer 
fdjwädjten  bie  ©ewalt  ber  Wriedjeit,  welche  fic  jerfplitterten, 
belebten  ben  Weift  ber  91ömer,  welche  fie  aud  ber  2Cpatt>ie 
jur  bewaffneten  Selbftoerteibignng  aufriefen,  unb  eitblich 
fonnte  bie  Kirche,  oöllig  organifirt  unb  pon  Italienern  wie 
»on  Wermanen  gefdjübt,  in  einen  bogtnatifdjen  Kampf  mit 
'Äijanj  fid)  cinlaffeu , ber  jur  politifcbcn  9tePolution  warb, 
unb  and  Welchem  fie  nid)t  allein  triuntfirenb,  fonberit  als 
eine  reiche,  weltliche  SJfacht  unb  Gigentttmerin  91om’d  beroor-- 
gittg.  $)ad  Slefultat  bed  erfteit  Kampf«  ber  Kirche  mit  bem 
Staat  ober  mit  ber  römifdp-bpjaiitiuifdjeu  Slbfolutic  War,  baß 
biefe  Pon  Guropa  audgejiofjen , baff  bie  Freiheit  ber  Kirche 
pon  fRom  prodamirt  unb  ber  abeublänbifcfw  Staat  neben  ihr 
ald  ein  feubaled,  cbriftlicbed  Imperium  gefchaffen  warb. 

Glitten  aud  bem  Sdmtt , worin  nun  bad  Stcid)  unb  bie 
Stabt  ber  fRöntcr  gefallen  waren,  erhebt  fich  juerft  por 
nnfent  Singen  bie  einfame,  fcbwermutöpolle  unb  ratfelbafte 
Weftalt  eitted  SWanncd,  welcher  ber  GbaraFter  jener  Gpochc 
war.  Sein  Sehen  unb  SBirfen  eröffnet  bie  ^a^rbunberte, 
bie  wir  jeist  ju  befchreiben  haben.  Sienebidud  war  in  bem 
Ort  Slurfia , in  Umbrien,  um  bad  $ahr  480  geboren.  2Ud 
Knabe  pou  Pierjehn  fahren,  fo  erzählt  man,  fam  er  nach 
■Rom  um  fid)  bafelbft  in  ben  SUiffenfchaften  auöjubilben , unb 
man  jcigt  uod)  heute  im  Jradteoere  iit  ber  fleiucn  Kirdie 


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©cnettctus  unb  feine  Älcfin. 


7 


Sun  '-öenebetto  in  'PiScinnla  bic  Stelle,  wo  bas  feinem  be= 
güterten  itater  GuprobuS  Angehörige  £mus  foll  geftanben 
haben.  Jer  Jüngling  mürbe  inbejj  »on  einer  tiefen  unb 
unmibcrfteblicben  Steigung  jum  befdraulicben  Sebcn  halb  er-- 
griffen.  Gr  beflieg  feine  römtfdku  Stubien,  unb  entwich 
ber  SBelt  in  bie  fabinifeben  Ginfamfeiten  »on  Sublacus  ober 
Sublaqueo,  bem  heutigen  Subiaco,  too  ber  „immer  falte" 
Sfnio  eins  ber  entjücfenbften  Jäter  gtalien’S  burebraufebt. 
Jort  warf  er  ficb  mitten  in  ber  f ebenen  SBübnig  majeftäti- 
feber  iöerge  in  eilte  tpöle,  unb  in  ijr^ierfelle  ficb  büUenb  lebte 
er  bi«r,  »on  einem  frommen  2lnad)oreteu  Stomanus  mit  Moft 
berforgt.  Seine  »erjiitften  SJtebitationen  unterbrachen  feboeb, 
wie  jene  beä  Sanct  .vMerottbmuö  in  ber  ffiüfte,  bie  Kolben 
Jruggcftalten  ber  grauen  Storni,  bis  ber  junge  ©encbict 
furj  entfcbloffen  feine  gelle  abtoarf,  unb  ficb  naeft  unter 
Steffeln  unb  Vipern  mäljte,  bic  oerfübrerifdien  P;antafien 
»on  feiner  Seele  für  immer  ju  »erfebeueben.  Jer  Stuf  feiner 
.Öeiligfeit  tourbe  laut.  Gs  ftrömten  ihm  gleicbgefinnte  213- 
feten  ju,  unb  halb  tonnte  er  in  ber  Ginfamfeit  »on  Sub-= 
lacuS  jtoölf  Ml  öfter  errichten , benen  er  je  jWölf  Sliönribe  unter 
»affenber  '-Uorfdjrift  ju  fBeWobnem  gab.  £uer  nun  lebte  er 
»iele  gafire,  bureb  feine  fromme  Scbwefter  Scbolaftifa  er= 
muntert  unb  getröftet,  unb  mit  ber  geftfteliung  feiner  3te= 
gel  befebaftigt,  mäbrenb  ihn  ber  '-Beifall  Stont’s  in  feinem 
SBerf  unterftübte.  G8  tarnen  felbft  angefebenc  ^atricier  aus 
ber  Stabt  ihm  ihre  Minber  jur  Grjiebung  ju  übergeben,  unb 
ber  Senator  GguitiuS  führte  ihm  feinen  Sofm  SKauruS,  ber 
'JJatricier  JertuUuS  feinen  Sohn  IßlacibuS  ju,  in  welchen 
beiben  Zöglingen  23enebict  ficb  feine  gröficften  2lpoftel  für 
©ftUieit  unb  für  Sicilien  erjog. 


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8 


®rittc«  t'urf).  CSrftes  Sapitel. 


©ein  allgemeiner  Stuhm  erregte  jeboch  ben  'Jieib  geiviffer 
©riefter  von  ©aria  ober  ©icovaro,  unter  irrten  beS  glorcn- 
tius,  unb  biefe  'Dienfcften  verfdjtporen  fitf) , ben  heiligen  ju 
vertreiben,  fein  hauptllofter  aber  ganj  ju  fprengen.  Sie 
wählten  ju  biefem  ein  fdmcll  wirfenbes  iDlittcl.  3)enn 
eines  £agS  ließen  fie  fieben  fd;öne  unb  naefte  9)täbchen  gegen 
baS  Jt  (öfter  IoS,  unb  inbem  biefe  Äiitber  ber  §reube  vor  ben 
3ellen  tanjten,  fangen  unb  locfeitbe  ©eberben  machten,  ent= 
fprangen  einige  von  ben  fc^macbtenben  ©rübern  ihrem  ©e= 
lübbe  unb  ihrer  Älofterhaft.  Sand  ©enebiduS,  von  3orn 
unb  Sdwm  erfüllt,  befebloß  herauf  baS  entweihte  Subiaco 
ju  verlaßen,  unb  er  toanberte,  von  brei  jungen  Staben  be= 
gleitet,  von  jwei  Gugeln  aber  über  ben  ißeg  unterrichtet, 
feufjenb  auf  ben  ©erg  beS  Gaftrum  Gaffinum,  einen  Ort, 
ber  auf  ber  lateinifdjen  Straße  jwölf  bis  breijefjn  beutfdhe 
ülieilen  oberwärts  von  Steapel,  in  ber  fonnigeit,  vom  SiriS 
burdjftrömten  öebirgSfanbfcbaft  liegt,  (fr  fattb  auf  biefem 
©erg  noch  Reiben.  So  wenig  hatten  bie  ftrengen  Gbicte  ber 
lebten  Jtaifer  Siom’S  bas  Reiben  tum  völlig  auSjulöfcheu  ver= 
rnocht , baß  fidh  felbft  noch  Iheoborich  gezwungen  fab,  ein 
(fbid  gegen  bie  Slnhänger  ber  3bole  ju  erlaffen.  SDie  ©e= 
wofmer  beS  Gaftrum  Gaffinum  opferten  breift  in  ihrem  0ötter= 
hain  von  fiorbcem  unb  SJiirten  ber  ©enuS,  unb  fie  beteten 
in  einem  toolerhaltenen  (Dempel  ben  2lpo((o  an.  Sticht  fo 
halb  mar  ©cnebid  bort  angelangt,  ars  er  bie  2lltäre  um= 
ftürjte  unb,  burch  bie  ©efeße  beS  StcichS  gcfdmöt,  felbft  ben 
SlpoDotempel  niebertverfen  ließ.  21  uS  feinen  Krümmern  aber 
errichtete  er,  ohne  furcht  vor  beut  (Dämon,  ber  auf  einem 
Stein  ober  einer  Säule  fijjetib  ben  ©au  ju  lunbern  fudhte, 
ein  Älefter.  Obtool  nur  Golonie  jenes  von  Subiaco,  würbe 


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@.  ©enetictu«  mit  feine  ÄliJfler. 


9 


bie  neue  Stiftung  non  ßaffinum,  beute  bie  Slbtei  -Diente  ßafino, 
im  Sauf  ber  3«t  für  alle  anbeten  Senebictinerflöfter  bie  ebr= 
mürbige  SDietropoliS,  unb  burdb  ba«  Tange  unb  ftnftre  3)iittel= 
alter  bat  fa  <xl$  ein  einfamer  Scucbttunn  ber  'löiffenfcbaft 
rubmooll  geglanzt.  1 

$ort  mar  c«  auch,  mo  ber  $elb  Uotila  ben  ^eiligen 
befuc^tc,  ben  er  »ergeben«  in  einer  SUerfleibung  3U  täufcben 
hoffte,  unb  mo  er  au«  feinem  ÜJiunbe  bie  ißropbejeiung  feiner 
Scbiifale  »ernabnt , unb  bort  gab  enblid;  Söencbictu«  jene 
2Bei«fagungen  über  bie  3erftiJrung  9iom’«  burcb  bie  (Elemente, 
melcbe  fpätere  S^riftfteHer  anjufübren  pflegen,  um  bie  ©otben 
üon  abgefcbmacften  99efdjulbigungen  ju  befreien,  iöenebict 
ftarb  bafelbft,  mie  man  glaubt,  im  ^al;r  544,  furje  3eü 
ita<b  bem  Jobe  feiner  treuen  Scbmefter. 2 ®ie  fromme  Sage 
erjäblt,  bafj  S.  9Jlauru«,  ju  berfelben  Stunbe  in  ©allien  ficb 
befinbenb,  plößlid;  ju  einer  Jßifion  cntriicft  mürbe  unb  ben 
£ob  feine«  ÜJlcifter«  erfannte.  (fr  fab  »on  Söenebict’«  3eUe 
einen  ißfab  gerabe«meg«  in  ben  ÜDlorgenbintmel  fortlaufen. 


1 Den  Suigi  Tcfli  icprtfb  bie  jüngst  @eft6id>te  feine«  terii(>mteit 
Slefter«:  Storin  delln  Bad  in  di  Monte  Casino  (Napoli  1842  , 3 vol.); 
fte  ift  burA  Tccuniente  wiAtig.  2.  77  gibt  er  bie  pomphafte  2 Ae»’ 
tung  bt«  Xertullu«  an  ©enebict,  »oit  7000  eciawn  in  <2ici(ieit , nebft 
SDieffina  unb  ©anormu«!  2ie  pel't  an:  Tertullus  Dei  gratia  invic- 
tissimae  Reginas  Coeli  Terraeque  civitatis  Romanae  Patricius,  Dicta- 
toribus,  Magistratib.,  Senatorib.,  Consulib. , Proconsulib. , Prae- 
t'ectis,  Tribunis,  Centurionibus  jc.  Tie  llnte  rfeprift  reAnet  naA  Clpni* 
piabeit!  To^i  befenm  jeboA,  baß  bie«  ©eigatnent  bie  Cbaraftere  be«  saec.  X 
habe,  unb  ba«  ©rroiiegimn  be*  ©apfl«  BaAaria«,  worin  tiefe  2A«ntung 
befiatigt  wirb,  eriflirt  nur  in  (fopien  feit  bem  saec.  XI.  2icitien , wohin 
©enebict  ben  2.  ©lacibu«  ai*  äRiffionör  fanbte,  iß  ba«  ©arabie«  ber  ©e* 
nebictiner,  unb  ba«  erbiAtete  Tocument  febit  niAt  in  ber  Sicilia  Sacra 
be«  ©irre  (p.  1155). 

J Ta«  3abr  beim  Tofti  I.  p.  17. 


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10 


Xrittoe  4'u*.  CSrfit*  l£a(?itfl. 


welcher  mit  Teppichen  bebedt  uttb  oon  jabllofen  Rampen  er- 
bellt  mar. 1 35aS  merftoürbige  £eben  biefeS  Katers  beS  abenb* 
länbifcben  SWöndjtumS  hat  bie  Segenbe  überhaupt  mit  £id:= 
tungett  gejiert,  welche  Dialer  beS  3Jt ittelaltere  in  jahllofen 
Arresten  in  bcr  oberen  §elfenfir<he  ju  Subiaco  barftellten. 
Sie  jeicbncn  fid;  oor  anberen  Sagen  burdj  Slnmut  unb  Sauber* 
feit  ber  ißhantafie  aus,  unb  Poit  ber  öreUbeit  ber  2>iärtirer= 
gefcbicbtett,  wie  Pom  Unfinn  fpäterer  hegenben  frei,  finb  fie 
bas  befte  |>eiligencpoS  beö  ÜHöncbtumS  ju  nennen.  Schon 
bcr  "fJapft  Öregor,  Öenebict’e  jüngerer  ^eitgcnoffe , toibmete 
ben  Üüunbergcfdbichten  beö  heiligen  baö  jroeite  '-Buch  feiner 
Dialoge,  unb  mehr  ale  jtoei  ^abrhunberte  fpäter  fübnte  ber 
heimatlos  getoorbne  l'angoharbe  Söarnefrieb  ober  '}>aul  2>ia= 
conuS,  als  Dlönd)  pon  sDlottte  ßafino,  fein  SJolf , welches 
bieS  Älofter  einft  jerftört  hatte,  tu  ich  fromme  unb  funftoolle 
®iftidjen,  in  betten  er  bie  Achtnber  beS  S.  'ilenebiefue  pries. 

3n  einer  3e*t,  U’O  ft<h  bie  ftaatlid;e  Drbnung  beS  9iei<hS 
Pötlig  auflöste,  bie  bürgerliche  öcfellfcbaft  in  krümmer  ging, 
unb  too  bie  Dtenfdtheit  besbalb  einem  inftinctartigen  Drange 
in  bie  ßinfamfeit  folgte,  hatte  fid;  ber  aufserorbentlidie  ihantt 
erhoben  unb  juttt  ©efepgeber  in  biefer  Sphäre  beS  ©emfiteö 
aufgeworfen.  'Wahrenb  bie  SDtßndje  im  3lbenblanb  bisher  nach 
ber  Siegel  beS  ©riechen  StofiliuS  ober  beS  ßquitiuö  aus  ber 
Valeria,  beS  .jjonoratuS  Pott  Junbi  unb  beS  .öegefippuS  Pont 
(Saftell  Sucullanum  in  Neapel,  ober  nad)  anberen  Orbnungen 
juttt  Jeil  in  3«d;tlofigfeit  unb  berumfehtpeifenb  gelebt  hatten. 


1 ÜRcntfaucru  gibt  in  feinem  Diarium  Ital.  p.  323  au«  einem  Cos  in. 
Cod.  eem  snec.  XI  Slbbilbungen  bcr  6*eftalt  SJenePict'ö  unb  bev  alten  Tracht 
bet  ©enebictmer;  unb  fe  Jcfii  ;c  I.  p.  100  «q.,  Ire  man  auch  bie  Siegel 
©enebict'*  nad>  bem  üommentat  be«  'Pani  Tiaconu«  finbet. 


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c?.  ^fiirtictii*  unb  feine  Jtlefter. 


11 


trat  er  mit  einer  fyeiifamen  national  römifeben  Reform  auf, 
unb  gab  bem  9Jtönch«tum  eine  fefte  unb  bleibenbe  ©eftalt. 
ffienn  man  bie«  ,)nftitut  nach  ber  heutigen  ©efeüfcbaftsprari« 
abmifjt,  fann  man  einem  3J?anne  toie  ©enebictu«  nidit  gerecht 
werben,  aber  fafit  man  e«  au«  ben  Sfebürfttiffen  feiner  3e*t 
auf,  fo  gehört  er  ju  ben  ibealften  unb  gröjteften  Grfdjeinungen 
be«  frühen  3J?ittelalter« , beffeu  ißtttbagora«  er  war.  Reiben 
©efehgebertt  fchwebte  ein  fociale«  3beal  Por;  boeb  jene«  be« 
großen  ©riechen  hatte  weite  unb  humane  3)imenfionen,  inbem 
e«  fich  in  einem  Örubcrbunbc  ebler  unb  ftarfer,  freier  unb 
pbilofophifdwr  3Menf«hen  realifiren  folite,  welche  jugleidi  alle 
Rechte  unb  pflichten  be«  l'eben«  in  fyamilie,  ©efellfchaft  unb 
Staat  fchön  unb  tfwtig  $u  erfüllen  hatten.  $ie  einfeitige 
'D{öncb«republif  söenebict’«  fiatte  bagegen  bie  fleinften  focialeit 
©renjen,  unb  er  tonnte  fie  be«balb  auf  ßoften  ber  ©efell-- 
fchaft  oerwirf  liehen,  währenb  bie  fociale  Stcpublif  eine«  Platon 
unb  ißlotin  nie  jur  3lu«fübruug  tarn.  3nbem  er  jene  <hrift= 
liehen  $been  ber  Slerlaugnung  bc«  Staat«  in  feine  ©efeße 
aufnahm,  unb  bie  (fbe  oermarf,  fchuf  er  nur  einen  $lruber= 
buitb  Pon  31nadwreten,  unb  biefe  ©enoffenfehaften  waren  fleht 
au3ubl,  infelartig  juerft  in  ber  Ginfamfeit  ber  Sferge,  bann 
aud?  in  ben  Stabten  abgefperrt.  ®ie  Freiheit  oon  ber  2Belt 
trat  nur  in  ber  peinoollen  ©eftalt  ber  M'neditfcfiaft  auf,  benn 
bie  fie  genoffen  waren  gelobte  Unechte  be«  Herrn.  25a«  if?ro= 
blem,  ob  c«  möglich  fei,  baS  Himmelreich  auf  Gr  ben  bar$u= 
(‘teilen,  folite  alfo  in  Älofteroereineu  gelö«t  werben,  unb  biefe 
Temofratie  ber  Jgieiligen  würbe  burch  Schulb  ber  gorbenutgen 
ber  (Srbe  mit  ber  3e*t  eine  Äarrifattir.  ‘Sie  furchtbare  53e= 
febränfuttg  be«  2)tcnfd>en  in  bem  üJtönch«orbeit  überhaupt  auf 
eine  blo«  mpftifdw  Freiheit,  ba  bie  Seele  Pont  Äampf  mit 


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12 


dritte«  4*u(f>.  grfle«  (Safitfl. 


ber  2Belt,  wie  von  bem  herrlichen  Steidjtum  be$  Sebent  völlig 
abgewogen  ift,  liegt  außer  ber  ©eftimmung  ber  9tatur,  bod) 
nicht  außer  ben  ©reitjen  ber  menfchlidien  ©onftitutionen.  Unb 
je  lieblofer,  unfreier  unb  unglüeflidjer  bie  ©efelifdjaft  im  2111= 
gemeinen  ift,  befto  häufiger  finb  $)ie  in  ihr,  melcbe  entfagen 
tvollen  ober  muffen.  -Der  große  SJtöndj  ©enebictuö  fammelte 
biefe  ©lemente  ber  Negation  feiner  3eit  in  feiner  Stepublif 
unb  fonnte  fie , unb  eä  mar  feine  begeifterte  2lbfid;t,  bie 
dhriftlichen  ©rinctpieu  be$  ©ehorfamS  vor  beut  moralifchen 
©efeß,  ber  ®emut,  ber  entfagenben  Siebe,  ber  Selbflbetracß; 
tung,  ber  innern  Freiheit  unb  enblich  ber  ©ütergemeinfehaft 
in  praftifeben  Schulen  ju  vermirflichen.  S>ieö  ift  fdjon  allein 
ba<?  ©ofitive  in  feinem  Orben,  baß  er  jeigte,  mie  biefe  @runb= 
fäßc  nicht  bloße  3 beide  feien,  fonbem  mirflid;  von  ÜJtenfdjen 
burebgeführt  toerben  fönnteit ; unb  meint  man  überhaupt  bem 
Snftitut  be$  DJtönehtumö  Sob  erteilen  miü,  ift  bas  befte  eben 
bieg,  baß  es  gegenüber  ben  gemeinen  Trieben  beö  ßgoiämuä, 
ber  .perrfchfucht  unb  ber  ©enußfudjt,  melcßc  bie  mcnfchlidje 
©efeUfdhaft  ju  aller  3eit  perunftalten,  biefe  heroif<he  Sttepublif 
armer  unb  entfagenber  3)lenf<hen  aufjufteHen  unb  ju  be= 
haupten  vermochte.  Slußerbcm  ließ  ©enebictuS  feine  SJtönche 
nicht  in  fauler  ©efdjaulichfeit  bie  3eit  Perbringen ; fie  mußten 
nach  bem  focialen  ißrincip  ber  2lrbeitsteilung  arbeiten,  mit 
ber  .fianb  mie  mit  bem  Äopf,  unb  bie  ©enebictiner  mürben 
Sehrer  be«  2tderbau§,  bes  .ftaitbrnerfö,  ber  ©Jiffenfdjaften  in 
vielen  Sänbern  be3  Slbenblanbä  — baö  bleibenbc  ©erbienft 
biefeö  rühmlichften  unb  am  meiften  praftifchen  aller  Drben, 
bie  bem  ©briftentum  entfprangen.  3)ie  Älöfter  von  ber  Siegel 
©enebict’ö  breiteten  fi<h  fcbnell  über  ba3  2lbenblanb  auö , unb 
bie  römifche  Äirdje  benußte  fie  balb  ju  ihren  3'veden ; fie 


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(Saffioboru*  wirb  SWömfc. 


13 


würben  für  fte  baS,  was  für  baS  alte  9tom  bie  ÜJtilitär- 
colonien  gewefett  waren,  unb  taum  war  baä  9iei<b  jertrüm= 
mert,  fo  gingen  röntifdje  9)iöncf»e,  baarfufe,  ben  £ trief  um 
bie  fienben  unb  furdjtloS,  bis  jum  äußerften  £f)ulc  unb  in  jene 
fßrooinjen  bes  2lbenbIanbeS  als  Gröberer  aus,  welche  einft  bie 
alten  Gonfuht  an  ber  Spiße  ber  Legionen  bedungen  batten. 

Um  biefe  3c‘t  entftanben  in  allen  Seilen  gtalien’S 
neue  Älöfter.  Unter  ihnen  fönnen  wir  unS  nicht  berfagen, 
eins  mit  Gbrfurcbt  ju  betreten.  GS  ift  jenes,  welches  Gaf* 
fioboruS  ftiftete.  9iad;bent  biefer  große  Staatsmann  breißig 
gabre  lang  unter  Sbeoboricb,  Slmalafuntba,  Sltbalaricb  unb 
2?itigcS  Italien  mit  ©lattj  oerwaltet , unb  bon  ben  Italienern 
für  fo  lange  3«t  bie  ^Barbarei  abgebalten  batte,  jog  er  ficb 
mübe  unb  trauerboll  au«  ber  untergebenben  9lömerwelt  §u- 
rüd , mit  feinem  Seben  auch  bie  ffiiffcnfcbaft  unb  bie  Staate 
Weisheit  bes  SltertumS  in  ber  gelle  eines  ÄlofterS  ju  bc-- 
graben.  Gr  grünbete  bieS  im  gabr  538  in  feiner  calabri= 
fdben  3Saterflabt  Sguillace,  beren  reijenbe  Sage  (er  bergleicbt 
fte  einer  bon  ben  gelfen  berabbängenben  SBeintraube)  er  felbfi 
wie  ein  fßoet  gefdbübert  (wt.  9?acbbem  er  ber  Sbeologie  bureb 
einige  Schriften  einen  flaffifeben  ©efebmaef  eiitjuflößen  ber- 
fuebt,  ftarb  er  mebr  als  bunbertjäbrig  im  gal;r  545:  ein  3eit- 
gettoffe  beS  SoetbiuS  unb  beä  ©enebict,  welche  9)tänner  man 
nur  neben  einanber  ju  nennen  braucht,  um  bie  tiefen  Gow 
trafte  jener  3eit  j“  begreifen.  Gr  felbft,  ber  legte  9tömer, 
borjugSWeife  Senator  genannt,  in  einer  SDtöncbSfutte  nacb= 
benflicb  ficb  jum  Sterben  nieberlcgenb,  ift  ein  ergreifeuber 
Hnblicf,  in  welchem  ficb  baS  Sdjidfal  ber  Stabt  9lom  felber 
auSfpricbt,  bie  nun  in’S  Älofter  gebt.  ’ 

1 ®er  ©tönet?  Caffiobor  ift  trgrriffnbtt  at*  b?r  fflöntb  (Sari  V.,  »fit 


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11 


Tritte«  Buch.  Srfte«  Gapitrl. 


2.  Tie  üangobarbett  bebrangen  ftfcnt.  flcntificat  Benebict’S  1.  Belagerung 
tXom’«  unter  felagiu#  If.  Tie  i'angebarben  ;erfli>reu  ©ieitle  Gafino,  im 
oabr  f>KO.  @riinbimg  beb  erften  Bciiebiciinerflofter«  in  9iom  neben  ber 
?ateranif(f»rn  Baplifa.  (Einführung  unb  ÄuSbrrituug  be*  üÄönrl'tniuf 

in  iXcnt. 

'Wir  fe^eii  toie  (Sefcfiidjte  ber  Stabt,  fo  gut  als  bie  fpär= 
lieben  Quellen  es  gefiatten,  fort.  SBäreit  bie  'Jtacbricbten 
reidjlicber,  fo  »iirbc  uns  ibr  2lublitf  nod;  bei  »eitet»  er= 
fdjretfcnber  erfdieitien.  Sie  Giemen te  fetyienen  jid>  mit  be» 
Sattgobarben  »erbiinbet  ju  fjaben,  bas  gefuttfne  ;Hom  fort; 
bauernb  51t  bebrangen,  unb  feine  Grbaltung  ift  einem  SBunber 
gleißt  ju  achten.  Sic  Stabt  tourbe  niefit  0011  ifynen  erobert, 
ob»oI  biefe  »ilben  Slriattcr,  unter  bene»  fid;  nodj  viele  3*f9eu 
opfernbe  DbinSoercbrer  unb  ungemifdjt  beibnifebe  Stämme 
Seutfdjlanb’S  unb  Sarmatien’S  befanben,  febon  furje  3e*t 
ttadj  bem  2luftreten  2llboin’S  in  Italien  bis  vor  bie  Sore 
fHont’S  ftreiften,  unb  bie  Gampagna  mit  fdjonungSlofer  5üut 
oertnüfteten.  Senn  nadjbem  ber  fiibne  Sllboitt  bas  ttörblidie 
Italien  erobert  batte,  brangett  feine  .Urieger  fd^ncll  bis  »ad; 
SuScien  berab,  unb  fie  erfebietten  au  ben  Ufern  beS  Sibcr. 
SieS  aber  gefcfiab  »cd'  jur  3e'*  Oofyann’S  III.,  ber  halb 
barauf,  nadj  einer  faft  breijebnjäfjrigen  Regierung,  am 
13.  3uli  573  ftarb. 

Sie  'iVbräugnifi  fRom’S  »ar  fo  grofi,  bafe  ber  StuI 

er  bas  Schitffal  nicht  be«  Onbiribunm«,  fonbent  (einer  üöelt  aiisfbridjt. 
Tirafcofäi , Storin  della  Lotter.  It.  T.  III.  üb.  1.  c.  16,  batirt  rum 
Eintritt  Gaffiober’«  ins  fücftcr  beu  cBDigett  SHuin  ber  ita(ienif$en  filteratur: 
d'allora  in  poi  l'Italin  non  polt  occuparai  in  allro,  che  nel  piangere 
)e  »ue  scinguro.  Ter  auSgejeiehnele  ©eidjitbiftpreiber  bat  bent  Gaffiobot 
ein  treffliche«  Gapitel  getvibmet,  itttb  bie  Berbachtiguitg  St.  SDtarc’s  in.  Be- 
treff ber  äXotire  be«  SDiinifler«  jum  Eintritt  itt«  Älcfler  mit  SBürbe  ab» 
gei  riefen. 


\ 


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(Srfic  Hcbrängnifj  Stern’«  bntrf>  bie  gangobarben. 


15 


©etri  länger  als  ein  unbefe&t  blieb,  weil  bie  I.'ango= 
barben  mahrfcbeinlicb  t'or  ben  Steren  ober  boef;  in  ber  Nähe 
ber  Stabt  lagen  unb  bie  ©erbinbung  mit  ©pjanj  binberten, 
non  wo  ber  neugemäblte  ©apft  bie  faiferliche  ©eftätigung  ju 
empfangen  batte.  $ieS  war  ©enebictuö  I. , ein  Nömer.  ©eine 
Pier  ^abre  bauernbe  Regierung  ift  gänjlid)  bunfcl,  unb  bas 
©ueb  ber  Zapfte  crjdblt  nur,  bafj  wäbrenb  berfelben  bie 
ifangobarben  ganj  Italien  überzogen  unb  Sterbliöhteit  wie 
Hungersnot  toüteten.  Ülucb  Nom  war  bauon  beimgefuebt, 
unb  ber  Äaifer  ^uftiti  ober  ber  eble  StiberiuS  bemühte  ficb, 
bie  Not  ber  Stabt  $u  erleichtern,  inbem  er  ©etreibe  aus 
Segppten  über  9)teer  nach  ©ortuS  fanbte.  1 Unter  biefen 
©etümmerniffen,  fo  fagt  bas  ©ueb  ber  ©äpfte , ftarb  ber 
heilige  unb  perehrungSWürbige  ©apft  am  30.  Qnli  (578). 

(iS  war  bamals  nach  Äleph’S  Stöbe,  welchem  bie  £ango= 
barben  bie  flrone  beS  ennorbeten  Sllboin  gegeben  hotten,  bas 
Neid)  biefes  ©olfs  unter  feöhSunbbreifjig  Herjöge  geteilt,  unb 
ber  Pon  ©eneoent  ober  Pon  Spoleto  hielt  gerabe  Nont  be= 
lagert,  als  ©enebictuS  ftarb.  Sein  Nachfolger  ©elagiuS  II., 
Sohn  ©inigilb’S,  ein  Nömer  Pon  gothifchcr  Slbfunft,  würbe 
beSbalb  ohne  ©eftätigung  beS  ÄaiferS  confecrirt.  ®ie  äufcerfte 
©efal;r  Nom’S  machte  bie  fdjleunige  Sliiabl  beS  geglichen  Dber= 
haupts  um  fo  nötiger,  als  fich  Weber  ein  £ur,  nodh  ©tagifter 
©lilitum  in  ber  Stabt  befgnb.  2Sir  wiffen  überhaupt  nicht, 
mit  welchen  Mitteln  fich  Nom  perteibigte,  unb  ob  ju  ben 
wenigen  griechifchen  Solbtruppen,  bie  als  ©efafcung  barin 
lagen,  bereits  eine  ftäbtifche  ÜJlilij  fich  gefeilt  hatte,  ober 
nicht;  aber  mir  haben  allen  ©runb,  bies  anjunehmen , unb 

1 Itoffelbe  beim  i<aut  ®iaconue  III.  all,  ber  inbefi  fagt,  ber  13  a rf! 
habe  ba«  ©eireibe  b«f  (baffen  lagen. 


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16 


$rittt*  8iid>.  6rfk*  Sapittl. 


eS  ift  mehr  als  n>af>rfcf)CtnficE> , baf?  bie  '-Belagerung  fHotn’S 
am  (ftibc  beS  ipontiftcatö  von  ©onifaciuS  unb  im  beginn 
beffen  von  ©elagiuS  II.  jur  erften  militärifdjcn  Organisation 
ber  ©ürgerfchaft  ©eranlaffuitg  gab.  ®ie  Slömer,  >v>cl<±>e  cirtft 
burcb  bie  Söaffeitfraft  ihrer  Bürger  bie  fjalbe  Grbe  unter: 
worfen  batten,  waren  alfo  in  einer  anbem  (fpoebe  ihres  ge= 
fcbidülid^en  Sehen«  glSidjfam  in  ibre  Anfänge  jurüefgefehrt, 
unb  nach  einer  langen  ©rfdhlaffung  ebne  ©leiden  unter: 
nahmen  fte  wieber  fcbüchtcm  unb  jaghaft  eine  fleine  ©ürger: 
milij  aufjuftellen,  als  ob  es  vorher  nie  eine  ÄriegSgefdjichte 
iRom’S  gegeben  hatte. 

Ob  bie  Sangobarben  bie  Stabt  wirtlich  beftiirmten  unb 
von  ben  ©Jachen  auf  bett  ©lauern  jurucfgefchlagen  tvurben, 
ober  ob  fie  fid;  begnügten,  ihr  bie  3ufubr  abjufchneiben,  ift 
gleichfalls  ungewife,  unb  nirfjt  minber  ift  es  bas  3aljr,  in 
welchem  fte  bie  '-Belagerung  aufhoben.  ®ieS  mag  578  ober 
580  gewefen  fein.  ©orher  hatte  ber  ißapft  ben  ißatricier 
ißamphronius,  einige  Senatoren  unb  ©riefter  nach  6onftan= 
tinopel  gefchicft.  Welche  3000  ©funb  ®olbe«  unb  ben  9lot= 
fdjrei  Siom’S  vor  ben  £roit  bcS  ÄaiferS  JiberiuS  bradhten; 
aber  bie  erbetene  |>ilfe  würbe  niefct  geleiftet,  weil  ber  perfifebe 
Ärieg  ©vjanä  in  äfofprudh  nahm,  unb  nur  geringe  Gruppen 
gingen  nach  SRavenna  ab,  fammt  jenem  rötnifchen  ©elbe  unb 
beut  9tat,  mit  ihm  bie  Rührer  ber  Sangobarben  ju  beftechen. 1 

S5ie  von  ben  dauern  Stom’S  nach  gefdhloffenem  Ertrag 
abjichenben  Sangobarben,  von  3ot°,  t>cm  -Öerjog  von  ©ene» 
vent  geführt,  plünberten  unb  jerftörten  im  ^ahre  580  bas 
Älofter  von  ©tonte  (Safino. 2 Sie  überfielen  es  in  einer  ©acht, 

1 Mennnder  Exccrpt.  p.  126. 

* Mnbillon  Anna).  Benedict.  b<I.  ann.  580;  aber  Jofli  nimmt 


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'JtiN'brcilung  lei  'lVömblmnd  in  :H'cm. 


17 


bic  Diündje  hatten  jebodt  3«*  3U  entrinnen  ltnb  bie  '.hkis= 
fagung  ihres  ©aterö  SenebictuS  ju  beftätigen,  ber  ihnen  einft 
verficbcrt  batte,  ©ott  ha&o  ihm  nach  wiefern  Bitten  bies  bc^ 
milligt,  baß  baS  Scheu  ber  ©etvohner  feines  iU  öfters  niemals 
ton  einem  fteinb  bürfe  verlebt  merben.  'Die  Flüchtlinge  retteten 
ficb  nach  9tont , mobin  fie  bas  2lutogtaph  ber  Siegel  ©eitcbict’S 
nnb  bas  vorfchriftmaffige  SJiafl  ihrer  täglichen  Bnrto  unb  ©eiti-- 
portioneu  mit  fic£»  nahmen. 1 .'pior  toi  es  ihnen  ber  ffkpft  ©e= 
(agius  ein  ehrenvolles  Qlfpl  neben  ber  i'ateranifcben  ©afilifa 
an , lto  bie  Später  ton  SJionte  Gafino  baö  erfte  Bcncbictincr-- 
tlofter  Slom’S  grünbeten.  Sie  nannten  es  nach  bem  Gvam 
geliften  unb  bem  Säufer  Johannes,  unb  inbem  fie  in  ber 
Folge  ben  liturgifdjen  Dien  ft  in  ber  Jlirdje  übernahmen,  ge= 
fchah  es,  bah  bie  ©aftlifa  bcö  Gonftantin  ober  bcS  Salvator, 
tvie  bie  fiateranifdm  fDletropoliS  nod>  immer  genannt  tourbe, 
von  jenem  Älofter  fpäter  ben  Sitel  bes  S.  Johannes  bes 
Säufers  erhielt.  Sein  erfter  9lbt  mar  ©alentinianus,  unb 
mährenb  9)ionte  Gafino  140  Fahre  lang  völlig  verlaffen  unb 
in  fRuinen  liegen  blieb,  gebieh  es  §ur  Blüte,  verfiel  aber 
bann,  fo  bafi  eS  im  achten  F«hlhunbert  ©regor  III.  erneuern 
muhte.  Fm  fpätcren  uitgemiffen  ÜDlittelaltcr  hörte  es  enblich 
auf,  unb  nicht  einmal  bie  Stelle,  mo  es  einft  neben  bem 
alten  Lateran  geftanben,  ift  heute  mit  Sicherheit  anjugeben. 

GS  beftanbeu  übrigens  um  biefe  3c>t  in  9totn  fchou 

ba«  589  an.  Sr  ift  in  ben  evften  3abrbuntcrteu  feiner  ®e> 

(Richte  non  ÜJioitle  Safino  febr  furj  unb  aubiveichenb , unb  irf;  felge 
mit  ©runb  tüiabiUwi’i  Stunalen  unb  ben  non  itjin  ebirteu  Ai'ta  SS. 
Ortlinis  S.  Benedicti.  bie  ich  ft,ic6  fiir  bie  ©efctiidjte  beb  .^eiligen  be- 
nutze. 

1 Paul  Piacon.  IV.  c.  19  unb  ba$  Clironicon  S.  Monast.  C'oain. 
1.  c.  2 beim  lluratori  Script.  T.  IV. 

ötccfl grevt*(,  ter  Statt  Wem.  II.  2 


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18 


®rittw  'J'iidj.  (Srftre  iSa^itcl. 


»iele  Älöfter.  ©citbem  SltbanafiuS  »eit  2lleranbrieii , ber 
Schüler  be«  2leg»pterS  SlntoniuS,  um  bie  SMitte  beS  »iertcn 
^abrbunbertS  ba§  SWöndjtum  in  bcr  Stabt  eingefübrt  batte, 
war  eS  mit  reifeenber  ©djneliigfeit  verbreitet  Worben;  unb 
fdjon  jur  3cit  bes  SutiliuS  gab  eS  felbft  im  tvrr^enifc^en 
SJieer  feine  auch  nod)  fo  Flehte  ^nfelfdboDe,  wie  Q&iliuin, 
ßaprara,  ©orgona,  wie  ißalmara  unb  3)!onte  ßrifto,  wo 
nicht  „lid)t)d>eue"  Slnadwreteu  unb  üDiöncbe  ücb  angefiebelt 
batten. 1 ©.  Sluguftin  f »riebt  beutlicb  »on  Älöftern  in  9tom, 
unb  6.  ^ieronpinuS  jäblt  bort  mit  ©toi}  unjäblige  SDiöndje 
unb  Tonnen.  3)iefer  eifrige  S^efcrberer  bes  2)töncbtumS  bat 
in  einem  Sriefc  an  bie  fromme  Römerin  ^rinctpia  febr  am 
jiebeitbe  Säuffcblüffe  befonbcrS  über  bie  (rntftebung  ber  kennen = 
flöfter  in  9iom  gegeben.  £>ie  ^Pflegetochter  ber  berühmten 
2)iarcclla  batte  ib»  gebeten,  ibr  einen  SebenSabrifj  biefer 
fDiatrone  ju  geben,  unb  .picronumus  wufjte  bie  ^eilige  ni<bt 
beffer  ju  el;ren,  als  inbem  er  »on  ibr  rühmte,  bafj  fie  bie 
erfte  9lonne  9tom’S  au«  abligem  Öcfdilccbt  gewefen  fei.  3Jiar= 
cclla,  einer  Familie  angebßrenb,  weldbe  eine  9ieibe  »on  6om 
füllt  unb  ißräfecten  bcs  ißrätorium’S  ju  ihren  Sitten  jäblte, 
batte  im  fiebenten  SDJonat  ihrer  (ibe  ben  ©cntal  »crloren 
fie  wie«  bie  ^Bewerbungen  bes  ßonful  GerealiS  ab  unb  er= 
wählte  baS  9lonnenIeben,  inbem  fie  fid)  mit  fiibner  Seele 

1 Siiitilimi  niiubt  feit  erfltn  fatirifeben  8u«faü  gegen  ba«  äR3n$<tunt, 
bm  n?it  teniien , in  elegant«  utib  geiftreidteti  Werfen  (v.  439  sq.): 
Prorcssu  pclagi  jam  se  Cnpraria  tollit, 

Squallet  lucilugis  insula  plena  viris. 

Ipsi  sc  monnchos  graio  cognomine  dieuut, 

Quod  soli  nullo  vivore  teste  voluut. 

Uunera  fortunae  metuunt,  dum  damna  verentur: 
Quisquum  sponte  miser,  ne  miser  esse  queat?  jc. 


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tUiabreitmiß  trt>  SDtSn^tume  in  9tom.  19 

übet  bie  Schmacfi  hinwegfeßte , welche  bamals  in  beu  äugen 
tornebiner  grauen  ein  fo  unerhörter  Stritt  ihr  jujog.  Qi 
mar  nicht  lange  nach  ber  3eit,  als  VthanafiuS  unb  fpäter 
betrüb  bon  äleranbrien , bor  ber  Verfolgung  burch  bie  Slrianer 
flüchtig,  nadh  Vom  gefommen  waren:  bie  Vnfichten,  welche 
biefe  ÜDFänner  hier  »erbreitet  batten , unb  bie  tu unber baren 
©rjählungen  »on  bent  fiebeit  beS  rfSadhotniud,  b ei  VntoniuS, 
ber  Tonnen  unb  ÜJiöttc^e  in  ber  bürrcn  gelfenwüfte  ber  £he= 
bais,  entjünbeten  bie  fcbtuärmerifche  ^^antafie  ÜJlarcella’S, 
unb  bie  fromme  äßittwe  hatte  in  ihrer  Vcgeifterung  gern  alle 
grauen  Vom’«  in  ein  Vonnenflofter  bereinigen  mögen.  Qi 
bauerte  inbefj  Jahre,  ehe  ihre  ißropaganba  tuirfte,  aber  fie 
jahltc  bann  mit  Stof}  unter  ihren  Schülerinnen  bie  ebeln 
2>amen  Sophronia,  ißaula,  ©uftochium.  Sic  lernte  enblich 
.üierotimtm*  felber  in  Vom  fennen,  unb  unterhielt  mit  ihm 
einen  lebhaften  brieflichen  VerFehr.  0b  nun  i'iarcella  neben 
ihrem  .fjaufe  auf  bem  Vbentin  bas  erfte  Vonnenflofter  Vorn’* 
anlegte,  ifi  nicht  gewift; 1 benn  anfangs  lebte  fie  nicht  in 
ber  Stabt,  fonbern  erwählte  fich  ihr  Sanbgut  bei  Vom  jum 
Älofter,  wo  fie  mit  ihrer  Schülerin  ©uftochium  wohnte.  21  ber 
ber  Jtirchenbater  felbft  fehl  htn^u:  „JIw  lebtet  bort  lange 
3eit,  fo  baß  burch  euer  Veifpiel  biele  befchrt  worben  fittb, 
unb  Vom  ju  unferer  Söonne  fich  in  Jerufalem  »erwanbelt 
hat;  benn  zahlreich  finb  bort  bie  Älöfter  ber  Jungfrauen, 
unzählbar  ift  bie  Vlenge  ber  Viönche."  1 

1 Sterini  de  Templo  et  Coenob.  S.  Bonifacii  et  Alexii  Roma 
1752,  c.  4 möchte  bice  .fttoftfr  auf  bem  ttonitm  für  ba«  «iteflc  Stoma 
baitot.  2>it  Stbotfuitßaurfuitbc  bt«  Cubbrmiu«  nötigt  jetoc»  ein  räufln  ab. 

2 8.  Hieron.  Ep.  127  nd  Principiam : gaudemus  Romam  factam 
Hierosolymam.  Crebrum  virgimim  immeatrria , monachorum  in- 
numerabilis  multitudo.  2Jei  ber  ‘ßlüitbmmß  ber  ©otbeit  jaftett  loir 


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20 


Trine«1  ^urii.  ttrftrb  U'a»ittl. 


Wo  es  in  9fotn  mtv  eine  Atirebe  gab,  begann  fiel)  ein 
Aflofter  baneben  cinjuricbten.  Schon  ireo  I.  i;attc  bem  ©.  3o; 
banne«  uub  'ßaulu«  ein  folcbe«  am  6.  Bieter  gebaut,  unb 
anbere,  beren  Flamen  mir  nidjt  fennen,  mochten  an  anbern 
Orten  ber  Stabt  fid;  finben.  3ur  3e't  Öregor’«  be«  ©roßen 
aber  mar  bie  3abf  ber  HJtöncbe  unb  Tonnen,  fei  es  in  for= 
mirteit  AÜöftern  ober  in  einjeltten  3cHen,  fdjon.  erftaunlicb 
groft.  3n  feinem  Xanffcbreiben  an  jmei  0ried;eti,  Jbeoftifta 
uub  Slubreas,  meld;e  Weib  itad;  3tom  gefebieft  batten,  um 
bamit  Atriegöfclabeu  ju  erlüfen,  jäblt  ber  '$apft  allein  3000 
Tonnen  auf.  (Sr  febreibt : „oon  ber  Hälfte  be«  Weibe«  habe 
ich  für  bie  ÜJtägbe  Wotte«,  bie  ihr  auf  gricdnfd)  monasteiae 
(lateinifcb  sanctimoniales)  nennt,  ©ettbccfen  ju  laufen  be- 
fcbloffen,  meil  fie  in  ihren  '-Betten  ganj  entblößt,  üon  ber 
heftigen  AMlte  biefe«  'Winters  leiben,  jbeer  gibt  es  in  biefer 
Stabt  Diele;  beim  nach  ber  93ere<bnung  ber  SluSteilungeu 
finben  ficb  beren  3000.  Unb  jioar  erhalten  fie  »on  bem  trigei!- 
tum  be«  heiligen  Slpoftelfürften  Ißetru«  jäbrlidi  achtzig  ijjfunb. 
Xod)  ma«  toill  bas  für  eine  fo  große  ilienge  fagen,  jumal 
in  biefer  Stabt,  luo  alle  greife  fo  teuer  fittb?  3b«-'  Seben 
aber  ift  ber  2lrt,  unb  fo  in  Jränen  unb  (Sntbaltfamfeit  1)©= 
gebracht,  baß  ich  glaube,  e«  mürbe,  toenn  fie  nicht  ba  mären, 
feiner  non  un«  fo  lange  3abre  in  biefer  Stabt  unter  ben 
Scbmertern  ber  l'angobarben  am  i'ebcu  geblieben  fein."  1 
©regor  felbft,  ber  ütbfomme  be«  berühmten  lßatricier= 
gefdüeebts  ber  Slnicier,  mar  febon  'Diöud)  gemorben,  als  bie 
'-Benebictiner  nad)  :)tom  famen,  unb  er  batte  hier  bereit«  ein 

'JKavcdla  mit  ^Jnncibia  auf  tun  Stoeittiu,  unb  bit  frommt  grau  ftarb, 
tifctnitttrt,  ivtnige  Tagt  nach  btm  galt  »on  3iom. 

1 8.  Gregor.  Ep.  23.  lil>.  VI. 


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'■Sebrüngnift  3fcm>  tmtf>  bie  Vattgobarben.  21 

eigenes  Blofter  geftiftet.  Da$  beträchtliche  Vermögen  feines 
Katers  ©orbiattus  batte  er  im  Sinne  feiner  3eit  oerwenbet, 
inbent  er  jene«  Älofter  in  einem  ber  atticifdien  fßaläfte  auf 
bem  ßliüuS  Scauri,  umoeit  ber  33afilifa  ber  heiligen  3o= 
bannet  unb  Paulus,  eingerichtet,  uub  er  batte  es  bem  Slpoftel 
'Jlnbreas  geweiht.  1 Ob  es  Diöncbe  nach  ber  Siegel  '-Benebid’S 
ober  beS  EquitiuS  bewohnten,  ift  ungeioifi,  bod;  ber  Stolj  ber 
'Benebictiner  wabrfcbeiulicb  nicht  unberechtigt,  welche  ben  rubm= 
pollfteit  ber  ißäpftc  ju  ihrem  OrbenSbruber  gemacht  unb  fein 
Neben  in  ben  elften  Baub  ber  Sieten  ihrer  ^eiligen  eingerürft 
haben.  Das  Bl  öfter  heftest  noch  beute  neben  ber  Birdie 
S.  ©regorio  auf  bem  Eölifdien  'Berge , unb  befinbet  fich  im 
Befiß  beS  Gamalbulenfer-OrbenS. 

3.  tßelagine  II.  fevbert  $ilfe  »on  '.Pujctig.  überübeijebieenunung  ccm 
3aliv  589,  unb  rie  'ßeft  teil  590.  leb  be*  ißarft«  tlelagiu«.  5 (in 
'Jieubau  een  >2.  Verrißt*  ber  bem  ier. 

3n  foldier  Slbgefdiiebeubeit  lebte  bamals  ©regor,  als 
ihn  ber  IJJapft  barauS  jog  unb  als  feinen  SluntiuS  nach  (Son= 
ftautinopel  fdntfte.  Die  römtfd;e  Birdie  ließ  fich  nämlich  burch 
einen  SlpotrifiariuS  ober  beftänbigen  ©efanbten  fotool  in  Sta 
oenna  beim  Erarcben , als  in  Bpjanj  beim  Baifer  pertreten 
Ibies  ift  b:c  erfte  Einrichtung  Pon  Negationen),  unb  wir  haben 
gefchen,  baft  eine  fo  ausgezeichnete  Stellung  als  bie  legte 
Stufe  jum  Stul  Ißetri  betrachtet  werben  fonnte.  5ßabr= 
fcheinlid)  ging  ©regor  nach  Gouftantinopel  fd)on  mit  ber 
felben  ©efanbtfchaft  von  ijjatriciern  unb  ©eiftlidieu  ab,  bie 

1 Joli.  Ilinron.  V’itn  8.  (.»regor.  I.  c.  6.  Paul.  Diaron.  Vita 
8.  Gregor,  c.  2 beim  Habil],  Acta  Saue.  Onl.  S.  Ben.  T.  I.  Cejare 
SJalbo  Hiator.  Ital.  II.  c.  8.  p.  63  fprirbt  ben  einem  SWrn«  Scannt»  in 
Bern,  ein  ReMer,  b(v  an  einem  Rtaliener  pi  rügen  ift. 


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Tvitlrt  iflndi.  Srfte«  tiai'ilel. 


22 

im  ^abre  57'J  an  ben  Äaifcr  um  .'pilfe  gegen  bic  l'ango- 
barbett  gefenbet  mürben;  unb  er  befanb  ftdi  noch  im  3abr 
584  am  gjofe  bon  ©pjanj,  mie  bie?  au?  einem  merfmiirbigen 
'Brief  bei?  Zapfte  sj2e(agiu?  an  ibn  beroorgebt.  G?  ergibt  fidi 
au?  ibm , baß  in  9tom,  megen  ber  Bermirrung  Italien’?  burd; 
bie  uitau?gefe  jäten  Staubjüge  ber  l'angobarbeu,  fein  faiferlid^et 
Öetteral  fid;  befanb.  $>er  .«aifcr  SJlauritiu?,  auf  Xibeviu? 
im  'iluguft  582  int  Jteid)  gefolgt,  mürbe  tmu  bent  Siuutiu? 
Öregor  unaufbbrlid;  beftürmt,  ber  2iot  fHom’ö  abjubelfeti, 
unb  er  fdfitfte  enblidi  bett  5?ur  ©regoriu?  unb  beit  fDlagifter 
SJlilitum  (Jafloriu?  ab, 1 morauf  bie  «Stabt  oon  ihrer  2lngft 
burd;  einen  breijäbrigen  SöaffenftiUftanb  befreit  mürbe,  mel- 
den ber  Stadjfolger  be?  Voitginu?  im  Gfardjat,  Smaragbu?, 
mit  bent  Sangobarbenfönig  2(utbari?  im  'tatir  584  abfcbtop.  '* 
2tber  bie  Sangobarben  bratficit  bie  Söaffenruhc  fdion  im  fol- 
genben  ^a^r,  uttb  ebeubestjalb  fd>rieb  '|klagiu?  jenen  'Brief 
an  ben  Sluntiu?  örcgor.  Gr  forbert  ihn  baritt  auf,  in  0e= 
meinfcbaft  mit  bent  Bifdiof  Sebaftian,  meiner  ba?  0efu$ 
itadi  Gonftantinopel  braute,  bett  .«aifer  um  fcblcuttige  üpilfe 
attjugeben,  unb  bie?  Schreiben  wirft  ein  f?elfeö  Sjidjt  auf  bie 
i'age  Stom’?.  G?  beißt  barin:  „Siebet  alfo  unb  verhandelt 
jiifamnteu,  auf  baß  ihr  fo  fdmeU  al?  möglich  nuferer  öefabr 
ju  .«pilfc  fomnteu  rnöget ; beim  bie  Slepublif  1 ift  hier  in  eilte 

1 Sigon.  de  Kegno:  I.  p.  17.  (Sari  ivoua  Cod.  Dipl.  Long.  I. 
p.  62.  'Jtote  1 meint,  baß  bet  Senat  unb  bie  anbern  Cbrigfeiten  ;Kotn« 
bie  Stabt  regierten,  n'ä(ireub  cs  tue  ber  einen  Xiij:  u«b  äWngifter  bDDlituni 
iu  ibr  gab. 

’ $**  «rieben^  gebenft  'ßelagiu«,  11.  in  ep.  V an  (Slia«,  'Hifctiof  v>ou 
©rabo,  unb  an  bie  Bifcfylfe  wmi  Serien  uub  itenetien  (beim  Vabbe  unb  im 
Cod.  Dipl,  be«  Irwja  I.  n.  XIV).  'Jforie  unb  'JKuratoti  ftiinmen  für  bat> 
3afcr  586. 

1 Unter  rcspublica  ift  uidjt  bie  Stabt,  frühem  ncdi  ba«  iKeirb  tu 


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©ebrangnift  9tem’«  htvcb  hie  i'angobarbett.  23 

foldie  Sebrängnifi  gebraut,  bafi  mir  bem  Untergänge  ifJreid 
gegeben  i'inb,  wenn  nicht  ©ott  bad  .öerj  bed  frommften  Äaiferd 
rührt,  fein  augeborned  erbarmen  feinen  Unechten  ju  ftfienfcn, 
unb  über  jene«  ©ebiet  einen  ÜDtagiftcr  SJiilitum  unb  einen 
und  gneibig  ju  bewilligen ; 1 weil  hoch  befonberd  bad 
römifche  Territorium  oon  aller  33efa&ung  entblößt  ju  fein 
fcheint.  Unb  ber  (frard>  fchreibt,  er  fönne  und  burchaud 
nicht  helfen , ba  er  beseligt,  baß  er  nicht  einmal  bad  bortige 
©ebiet  bmreicfyenb  fcbüBeit  fönne.  fDlag  bemnach  ©ott  ihm 
cingeben,  unferer  ©efabr  fdmell  beijufpringen,  ebe  bad  .fjeer 
bed  gottlofeften  ilolfd  biejenigen  Orte,  welche  bie  fRepublif 
noch  behauptet,  ju  befe&en  im  Staube  ift."  1 

i'erftcbcn.  So  fagt  ber  .Völlig  üüiltfbevt  in  einem  ©vitrf  an  Vaureutiu« 
oon  2)iai(anb:  juxte»  votum  Romanae  reipttblicae  vol  Sacratissimi 
nostri  Imperatoris  (beim  Jrcpa  Cod.  Dipl.  Long.  I.  n.  XI). 

1 Vel  unum  msgislrum  militum.  et  nimm  ducera  dignelur 
coiicedrre  — beire  Senner  werben  Pcnmact»  nuterf  (hieben. 

2 ®er  ©rief  (ad  Grcgorium  Diacon.  ep.  III  beim  üabbe  Concil. 
T.  VI.  p.  623)  ifl  batirt  4.  Nqnnn  Oetolir.  indict.  III,  toelibc«  Xarnm 
fDIuratori  auf  ba«  üal;r  587  fe(st,  aber  Srotja  a.  a.  O.  I.  n.  16  nimmt 
mit  gutem  ©rttnb  ben  5.  Cctober  585  an.  Sistig  ifl  ep.  IV  nd  Au- 
nachnrium  Episc.  Autisiadorensem  (Auxerre),  toorin  ©elagiu«  frfjoit 
ba«  ©ooußtfeiu  au«fpritbt,  baß  bie  graulen  berufen  feien,  9?om  oon  beu 
Vangobavbeit  ju  retten:  nec  enini  credimus  otiosum,  nec  sine  magna 
divinae  providentiae  ndmirntione  dispositum , quod  vestri  reges 
Komanu  iniperio  in  orthudoxae  fidei  confessione  sunt  simile» ; uisi 
ut  liuic  urbi,  ex  qua  fuernt  oriunda , vel  universae  Italine  ßnitimos, 
odjutoresque  praestaret,  Xie  graulen  tourben  al«  Leti  ober  ©nnbe«- 
genoffeu  be«  Stömiftbeu  Steife  betrachtet.  Iropa  legt  mit  !»c$t  barauf 
©ewidd,  mtb  er  beruft  fid)  auf  bie  ©erfe  be«  Spell.  Sibcniu«  au  tturitb 
ben  äöeftgotbenlenig: 

Eorice,  tuae  manu»  rnganttir, 

Ut  Martern  validus  per  inquilinum 
Defenset  tenuem  Garumna  Tibrim. 

S.  Sretja'*  Storia  d'ltajia  I.  1308.  Tav.  Chronol.  p.  577  unb  im 
Cod.  Dipl.  Long.  ben  ©rief  be«  Äaiier«  iDiauritin«  au  ISbilbebert  n.  43, 


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24 


Xriitw  S'mf'.  (irfice  (£apitcl. 


'-Halt;  nachher  mürbe  and)  Gregor  bott  feinem  ißoften  in 
töujanj  abberufen  unb  burch  ben  2lr<hibiaconuS  Saurentiue 
erfefct.  Gr  fehrte  nach  sJioni  juritcf  mit  einem  2lrnt  beo 
r'lpoftetS  SfnbreaS  unb  mit  einem  anbera  bes  Gbangeliften 
VueaS,  unb  bejog  mieberum  bie  3c^e  feines  Ä (öfters,  auS 
melcbcr  er  nur  berborgejogen  merben  feilte,  um  ben  Stui 
s|ietri  ju  befteigen. 

$ie  folgenben  ^aOre  aber  finb  bunfel,  unb  bie  ©efdridUe 
meifi  uns  nur  een  S-Bermiiftungen  dient ’S  burdj  bie  Elemente 
unb  eine  furchtbare  ifk'ft  ju  berichten.  21  nt  Gnbe  beS  3abrs 
589  fcbrooll  ber  Siber  fo  hoch  au,  bafj  er  einen  Steil  ber 
Stabt  iiberfebmemmte  unb  mehre  alte  Jentpel  unb  Wonu= 
mente  jerftörte,  bie  mir  uns  im  WarSfelbe  jtt  bettfen  haben. 
Gin  21  tigert  jeuge  brachte  ben  Bericht  bauen  uadb  (')aüien,  beim 
©reger,  SMfdrof  ben  £ourS,  batte  bamals  einen  3)iaconus 
nad)  9lom  gefanbt,  um  ^Reliquien  ju  beten,  unb  leaS  biefer 
ihm  bei  feiner  .'peimfebr  mit  munberlicbcn  3ufähen  erjäblte, 
nahm  er  in  feine  befannte  ©efdriebte  ber  granfen  auf,  unb 
haben  ihm  anbere  Gbroniftcn  nadigefdtrieben.  1 „Wit  fe  grofjet 
Ueberfcbieemmung , fagt  er,  bebedte  ber  Siber  bie  Stabt,  baft 
bie  antifen  ©ebäube  einftürjten  unb  auch  bie  .Kornfpeidier 
ber  .Kirche  unb  mit  ihnen  einige  taufenb  Sdreffel  We treibe 
untergingen.  GS  fdrmamnt  aucfi  eine  Wenge  bon  Schlangen 


nie  btt  Ä aifer  jpiidjt  een  priscam  gentis  Francorum  et  Ditiouis  Ko* 
inanae  unitutein. 

1 Gregor.  Turonen.  Hiit  Francor.  X.  e.  1.  Jln«  ibin  fdwptltlt 
3et).  Xiacemii*  Vita  S.  Greg.  I.  c.  34  unb  iJCjuI  Xiacomiä  Vita  8.  Greg, 
e.  3 unb  ile  gratis  Lang.  111.  c.  23.  — Alveri  Roma  in  ogni  staln 
I’.  I.  p.  571  sg.  gibt  bie  Ci'cf(bi(bte  aller  Xibtrübcrfctiiecnunuiigcu  unb  F'cfl 
trantbfitni  Ütom’b  ecu  ber  ftrilitbunfl  ber  Stabt  bi«  115(10  mit  gref.cr 
ftiibubtit  unb  »irleu  3rrtiimeru. 


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Xif  t'cft  Will  3altv  j'.KJ. 


25 


mit  einem  Strafen , ber  fo  groß  mie  ein  ftarler  Stoffen  mar, 
auf  bem  Söafferfdfmall  itt’S  ÜJleer  bittunter,  aber  biefe  Zitiere 
ertranfen  in  ben  Saljmogen  bes  ftürmifeben  Dfeerg  unb  mürben 
an  ben  Strati  b andern  orten."  3)ie  abergläubifdte  fturdbt  bes 
fränfifdten  3)iaconus  ober  bie  ©inbilbunggfraft  ber  fHömer, 
meldte,  burdt  ‘fkopbejetungen  unb  fortgefeßte  Slot  entfett, 
feitber  immer  ntebr  ftdt  ju  verfinftcru  begann,  fab  itt  bett 
Stoumflämmen,  bie  ber  $lnß  mit  fielt  riß,  greiulidte  Uttege- 
fteuer,  unb  ber  fabelhafte  $racben  ober  Stolena  mürbe  als 
(Suriofitm  noch  in  fpätcren  f\abrfmnbei1en  gejeigt:  benn  eine 
feiner  Stippen  fanb  ftdt  fpätcr  an  jmei  Äetten  in  ber  Stofilifa 
ber  6.  fDiaria  itt  2lra  CSocIi  aufgebangen,  unb  eine  anbere 
in  ber  S.  fPiaria  bei  'fiopolo.  1 

$ie  33ermiiftung  mar  groß  getoefett,  ber  :Uuiit  mandtes 
alten  JempelS  unb  3RouumentS  ju  beflagett,  aber  fcftrecflidfer 
mar  bie  ‘tjjeft , bie,  eine  ©eburt  ber  [leiten  gebliebenen  Sitoffer, 
iltttett  auf  bem  ^uße  folgte.  Sie  brad)  im  Anfänge  beS  3al>rs 
590  an  vielen  Orten  ^talmn’S  au«,  meldte  mie  Motu  von  füttb- 
flutartigen  Uebcrfeftmemmungen  mareti  beiiugefucbt  morbett. 
Diefe  entfcßlidte  Mranffteit,  von  ben  la teilt ifdtctt  SdjriftfteUern 
Ines  inguinaria  ober  lf?eft  ber  iUcidten  genannt,  '*  fjatte  feit 
bem  3abr  543  nidft  aufgebbrt,  bie  i'änber  Gruropa’e  ju  ver= 
mäften.  21  us  ben  faulen  Sümpfen  bes  ägnptifcben  tJMufium 
aufgeftiegeu , mar  fie  plößlidt  in  Söttjauj  erfdfietten  unb  bann, 
mie  es  itt  großen  tßblfer^ftataftropben  ber  ftaH  }u  fein  pflegt. 


1 Xiest  frjä&It  tiaßmivo  in  jeintr  (ttfjrtiidjtf  von  Jlra  lierli  p.  H3, 
abrr  tr  ifl  ftug  genug,  an  bit  große  Sccfcfilangc  nicht  jn  glanKn. 

’ @«gor  von  XotirCt  X.  c.  1.  tßaul  Xiaconu#  de  gest.  I.nng.  111. 
r.  23.  ®ie  tibronit  b tf  IDlarinO  Jlwntic.  nennt  fie  and'  vnrioln,  pu.-tnln 
unb  glandiiln. 


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26  dritte«  »ließ.  ttrftrt  Catftrt. 

beit  Spuren  beä  Äriege*  naebgegangen.  3)as  3eitalter  3uft*s 
nian’S  trat  oerpeftet , unb  faunt  hat  in  anberett  Gpodbett  ber 
„feßwarje  Stob"  ähnliche  Verheerungen  oerbreitet,  SßrocopiuS, 
unb  nach  ibnt  Spant  Stiaconus , haben  biefe  ipiage  genau  be- 
trieben; 1 an  feine  ^abre^jeit,  Weber  Sommer  noch  2Binter 
gebunben,  nicht  oon  9Uter  noch  Sebenäweife  beeinflußt,  er= 
griff  bie  Seud;e  2lUcg  ohne  Unterfcbieb  uttb  mit  ben  ätfenföben 
auch  bie  teuere,  ohne  bureß  Berührung  anfteefenb  ju  fein. 
$ie  außer  fuß  gefeßte  SJJßantafie  hörte  in  ben  Üüften  ®c= 
fchmetter  oon  Stuben,  faß  an  ben  Raufern  bie  3ddjfn  bes 
'■Würgengels,  uttb  ben  ißeftbämon  felbft  ober  ©efpenffer  {rpäa- 
ßcera  dcußovtov)  in  ben  Straßen  toaufett.  Welche  ben  'Ä>= 
gegneitbeit  ben  Stob  wie  bureß  einen  Sdtlag  mitteilten,  (ir 
erfolgte  nicßt  immer  plößlicb , oft  erft  in  brei  Stagen , nach-' 
betn  fid)  je  nach  ben  einzelnen  fällen  bei  bent  Ärattfen  au 
ben  Weichen  ober  in  ben  3lcßfclbölen  ober  an  ben  Scßenfeln 
ober  hinter  ben  Obren  Bubonen  gebilbet  batten.  S)ann  ftarben 
fie  itt  ber  fjieberßiße,  bie  einen  oon  bleierner  unb  unbc= 
jwinglkßer  Scblaffudjt  niebergebrüdt,  bie  anbent  oon  £>allu= 
cinationen  bco  WaßnfinnS  außer  fteß  gefeßt.  Oeffnete  matt 
aber  ben  Sabaoer,  fo  fanben  fuß  bie  (fingeweibe  mit  Me-- 
feßmüren  bebeeft,  in  ben  öefdnoulften  felbft  aber  feltfame 
Stoffe,  wie  Subftanj  oon  ßoßlen. 

Stiefelbe  speft  batte  fchon  währenb  bes  ©otbettfriegä  unb 
nach  ihm  bie  italienifchcn  'Prooinjen  wie  9lom  wicberholt  heim* 
gefueßt,  unb  naeßbem  fie  plößlich  im  Januar  590  in  ber 
Stabt  oon  neuem  abgebrochen  war,  trat  fie  mit  fo  fdjrecf= 
licßer  föeftigfcit  auf,  baß  fie  9iom  oöUig  ju  etttoölfern  btoßte. 

1 Procop.  »le  bello  Pcrsico  II.  c.  1'i.  23.  Paul  Diaeoiius  de  gesl. 
Lang.  III.  c.  4. 


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Ti«  15eft  iH'm  ^nbr  ‘»‘JO. 


27 


Öregor  ber  örofje  bat  itirer  als  einer  giäftltcbt’u  Seudte 
itt  feinen  Schriften  ermähnt,  unb  mit  abergläubifebet  Stngft 
oerfidbert,  bafi  man  mit  leiblichen  klugen  [eben  tonnte,  roie 
oom  .üimmel  Imrab  Pfeile  feboffen  unb  bie  'JJienfdien  ju  burdf; 
bobren  f<£>ieneit. 1 3>ie  '^eftilenj  brachte  bie  Öentüter  in  eine 
unfäglicbe  Aufregung  beb  GntfeöenS,  unb  riß  fie  ju  üiftonären 
3uftänben  fort,  öregor  bat  baoon  ein  aufrerorbentlicheS  33ei= 
fpiel  bemerft,  toelcbeS , bab  Seelenleben  ber  3*it  bejeiebnenb, 
alb  eine  Vorahnung  ber  ®ante’fcben  'Jloefie  angefeben  loerben 
fann.  (fr  erjagt,  bag  ein  peftfraufer  fterbcuber  Solbat 
plö^licb  aub  feinem  Ücibe  in  bie  Untenoelt  ber  lobten  ocr- 
fe&t  loorben  fei.  (ix  fab  eine  ©riiefe  über  einem  fdnoarjcn 
unb  peftilenjialifcben  Strom,  hinter  it>r  aber  anmutige  ©lumen* 
auen,  toorin  fid)  loeijigefleibetc  üllenfcbeu  oerfammelt  fanben. 
®ort  ftanben  feböne  unb  liebte  ©obnuugen,  unb  man  baute 
Raufer  aub  golbeneit  3ie9^n,  boch  muhte  er  nicht  für  tuen. 
$ie  Öered;teu  burfteit  bie  ©rüde  überfebreiten,  aber  bie 
©Öfen  ftürjteu  fn  beii  ftinfenbeii  Sumpf  hinab.  ®er  ©ifionär 
loar  boshaft  genug,  einen  Öeiftlicben  ©etruS  an  einem  febeuft- 
licben  Orte  ju  bemerten,  loie  er  ooit  fcbioerer  Gifenlaft  be= 
brüeft  rüdlingb  auf  bem  söobeit  lag,  unb  auch  einen  frembeii 
©reSboter  getuabrte  er,  ber  molbebalten  über  bie  ©rüde  ge- 
langte, loäbrenb  ber  3lömer  Stephanus  halbroegb  beiabftürjte, 
obermärts  ooit  feböneu  toeihen  ©eftalten , untertoärts  oon 
fcbeuftlicben  Dämonen  gezogen;  unb  tuabrfcbcinlid)  hätte  ber 
Solbat  noch  mehre  römifebe  '^rieftcr  in  ben  flammen  ber 
.pelle  gefeben,  loenn  nicht  feine  Seele  plöfclid)  rnieber  in  beit 
ifeib  jurüeffebren  muhte. 1 

1 Gregor.  Dial.  IV.  c.  36. 

1 Tic?  ttorfpiel  tev  Tiinlc’idjcu  ilifieii  erjäblt  2.  Gregor  cbcnbafclbf). 


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28 


Tritte*  Sud).  (Svfte«  (iai'iiel. 


Ter  'ftapft  '^elagiiig  II.  felbft  ftarb  an  ber  ifteft,  am 
8.  Februar  590.  Gr  lief)  ben  Wörnern  als  Tettfmal  feines 
Gebens  ben  Weitbau  ber  SBafilifa  beg  S.  Saurentiuö  oor  bent 
Tor.  1 Tag  ©rab  biefeg  Heiligen  auf  bem  2lger  2>eranug 
mar,  wie  wir  erjählt  haben,  fdwtt  im  eierten  ^abrhunbert 
unb  barawf  oon  SiptuS  III.  bureb  ^orpborfäuleu  auggefcbmütft 
ober  oon  einer  (SapelJe  umgeben  worben.  Tag  Slnfebeit  beg 
Wiärtirerg , febott  lange  groft,  wudjg  mit  ber  ,3eit;  ^ilgcr- 
jilge  aug  allen  ©egenben  ^talien’g  ftrömten  ju  feinem  <yeft 
nach  jenen  ÄataFomben  bes  .fjernteg  unb  HippolptuS,  mtb 
bereits  ftanben  hier  'fiilgerhdufer  unb  Heinere,  biefent  ober 
jenem  Heiligen  geweihte  Söaftlifen  beifammen.  Tie  aujjer= 
orbeutlidic  Verehrung  beg  @.  Saurentiug  gab  ihm  unter  allen 
aKärtirern  in  Wont  nach  ben  2lpoftelfiirften  bie  erfte  Stelle, 
bic  mit  ihm  nur  ber  erfte  Slrcbibiaconug  ber  .ftirdie  oon 
rufalent,  6.  Stcpbanug,  als  '^rotomartpr  teilte;  ber  gröjjte 
Teil  beg  Seidjnantg  biefeg  Icbtcren  aber  warb  auch  bem 
6.  üaurentiug  in  bemfelben  Sarge  beigegebftt,  ber  fiegettbe 
nach  oom  ißapft  Ißelagiug  aug  Gonftantinopel  nach  'Hont  ge* 
bracht.  SBeibc  .^eilige  repräfentirten  in  ber  römifiien  fDiotho* 
logie  ben  Stanb  ber  Seoiten,  unb  fie  finb  bie  eigentlichen 
.Hauptfiguren  beg  Tiaconentumg,  währenb  anbre  2Rärtirer 
bem  Stanb  abltger  .Urieger  ober  bem  ber  Bürger  unb  beg 
2iolfg  überhaupt  angeboren.  'IMagiub  baute  nun  bem  ge 
feierten  .Heiligen  bas  über  feinem  ©rab  beftebenbe  ©ottegbaug 

(Sine  mertwürbijje  'i-ifien  vom  ©arabice  unb  $urgaicrimn  finbet  man  fpätcv 
im  ©rief  bec  2.  ©eiiifarin*  wn  IVain;  au  bic  Temiim  (Sabcbttrga  beim 
©arenili?  Aiinnl.  IX.  p.  11. 

1 Hie  freit  supra  corpns  b.  Laurent  ii  mnrlyris  IwsiJ  e«m  a ftm- 
dnmeiito  construetam , et  tnblilis  argen  tris  exornavit  sepulcrtim  ejus. 
Anast.  in  Pelag. 


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Jie  'Pafilita  8.  Loren  zo  fnori  le  Jlurn.  ;)ft 

neu  unb  erweitert  um,  unb  rühmte  iit  feiner  ^nfebrift  auf 
bem  groffeu  Jriumfbogen  mit  Stotj,  baff  er  ben  $au  mitten 
unter  ben  gefilmtem  ber  geinbe  (ber  Sangobarben)  aufge= 
führt  habe.  1 

tiefer  ^ogcit  loölbt  ficb  gegenlvärtig  jiuifdjen  ben  beibeu 
teilen  ber  feltfameu  .Mirche,  beren  ältefte  Wefdjidite  bunfel 
ift ; beim  fie  febeibet  ficb  in  eine  offenbar  fpätere  2?orberfirche 
unb  in  bic  frühere  fMnterfircbc;  unb  biefe,  bebeutenb  ver- 
tieft unb  in  ben  Äatafombeu  gebaut,  100  man  noch  beute 
©rabnifeben  unb  Spuren  alter  fDlalereien  fieht,  enthält  jioei 
Säulenftellungen  über  einanber.  S'ie  unteren  Säulen,  je 
fünf  an  bcibeit  Seiten  unb  jioei  am  Gnbe  be«  Gbor«,  finb 
prachtvoll  unb  antif,  au«  f ebenem  canellirtem  fßavonajetto. 
Ghebem  fteeften  fie  halb  im  söoben,  finb  aber  jefct  völlig  alle: 
fammt  au«gegraben;  ihre  foriuthifeben  ober  fantaftifebeu  Ga- 
pitälcr  finb  ungleich  an  Stil  unb  Arbeit,  aber  alle  fd)ün  unb 
jioei  vcn  ihnen  reich  mit  üictorien  unb  Lüftungen  gefchmüdt; 
bie  2lrchitrave,  welche  fie  tragen,  jeigeit  fich  au«  ben  trefflidi- 
ften  Fragmenten  be«  Slllertum«  roh  jufammengefect.  .öerr liebe 


1 Praesule  Pelagio  martyr  Laurentius  olint 
Tcmpla  silii  stntuit  tarn  pretiosa  ilari: 

Mira  fidesl  gladios  liosliks  inter  et  iras 
Pontificem  meritis  liaec  celebrasse  suis. 

2ie  3iifdnift  (fie  fiat  jetfe  ®ifli^eii)  ift  jejjt  faft  gängig  vertilgt;  fte  teilt 
vefifliinbig  mit  Siinfen  tc.  III.  i.  p.  314  »ai i)  ber  Oerbefferung  be«  ©aelaiic 
aWarini  iit  feinem  banbfcfir.  Geb.  auf  ber  Vaticana.  (Siebe  awS)  Ciainpini 
Vet.  Mou.  II.  c.  13.  — ®ie  (Senoffeiijc^aft  be«  @.  Oaiirenliiiä  unb  2.  ®te- 
ybanu»  trirb  bur<b  einen  StuCfprucb  Seo’4  I.  beullitfi  bejeitbnet : a Solis 
ortu , usque  ad  oecasnm  Levitieorum  luminum  coruseante  fulgore, 
quam  darificata  est  Hierosolyma  Stephano,  tarn  illustris  fieret  Roma 
Laurentio.  S.  Leo  Papa  serm.  83  in  festo  8.  Laur.  M.  p.  169  (edit. 
I.ugdun.  17ÜO);  beim  Fonseca  de  Basil.  8.  Laur.  in  Dam.  c.  3. 
p.  137. 


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dritte»  J'iidj.  Grftce  Gat-ilet. 


Stempel  mosten  folgen  Staub  geliefert  haben,  unb  ei  ift 
roabrfcheinlich,  baß  «ßelagiui  biefe  Säulenaufftellung  bereit« 
»orfanb  unb  auf  ihren  Slrchitraü  bie  obere  Heinere  Säulen= 
reihe  fteHte ; benn  fo  fcheint  bai  2Jtärtirergrab  in  ber  älteften 
3eit  tempelartig  nur  mit  einer  £afle  umfehloffen  getoefen  ju 
fein,  bii  in  ungemiffer  3cit  ^'c  Kfcl  «nt  elf  Stufen  erhöhte 
2>orberfir<hc  hinjugefügt  mürbe,  melche  enblieh  .’ponoriui  III. 
gattj  erneuerte.  1 2lui  ber  uttgemöhnlicben  Slnlage  bei  $kiuei 
aber  geht  beroor,  baf;  bie  Utnfaffung  bei  2)lärtirergrabeö  nicht 
urfprünglich  auf  eine  23afilifa  angelegt  mar ; fie  ju  crfchaffen 
baute  ber  ißapft  ißelagiui  »ielleicht  fchon  bie  erfte  Anlage  ber 
SBorberfirche , fdjlug  über  ber  Gonfeffion  ben  triumfbogen, 
unb  iubem  er  in  jener  urfprünglidjen  fchönen  Säulenhalle 
einen  erhöhten  Chor  einrichtete,  fchuf  er  fo  ein  ^reibpterium. 
Stai  $ifticbon  unter  ben  alten  SJtuftoen,  toelchei  oon  Stempeln 
rebet,  fcheint  biefen  35oppelbau  fchon  anjubeuten.  ^elagiui 
jierte  ben  Striunifbogeu  mit  ÜDlofaifen,  melche,  heulc  ooll= 
fommen  reftaurirt,  oiel  oon  bem  alten  Cf;arafter  cingebüßt 
haben.  Ci  (ißt  bafclbft  Chriftui  im  fdnoarjen  ©emanb  auf 
einem  ©lobui,  in  ber  iiitfen  £anje  ober  Stab  mit  bem  Äreuje 
haltenb,  bie  Siechte  fegttenb  emporgehoben.  $u  feinen  Seiten 
'|tetrui  unb  ißaului;  neben  l)Jaului  ber  hoü'flo  Stephanui 
unb  S.  |tippolnt,  neben  IJIetrui  S.  Saureutiui,  ein  offne« 
50u<h  in  ben  .(üänbett , roähreub  er  3ugleich  ^elagiui  felbft 
bem  £eilanb  ju  empfehlen  fcheint.  35er  lj>apft  trägt  ein 
meißei  ©ernanb,  ift  baarl;aupt  unb  obue  Slimbui,  unb  hält 
in  ben  Jfjänben  fein  ©ebäube ; enblieh  fteheit  3U  beibett  Seiten 
bei  ©emälbei  bie  golbfehimmernben  Stäbte  ^erufalcm  unb 

1 Bunfett  entleibet  ficb  bafiir,  bie  Otaliener  aber  behaupten,  'bflagmd 
habt  bie  §üttertircb«  ganj  unb  gar  erbaut. 


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©rcgcriu«  ber  ©rege. 


31 


iBetblebent , in  alter  3jorflfllung«weife.  $)ie  urfprünglicben 
'JJJofaifen  mären  magern  Stil#,  unb  ber  ^eilige  l'orenj  er= 
fdieint  itodb  nicht  in  ber  jugenblitb  anmutigen  ©eftaft,  welche 
bie  tircblicbe  Jtunft  biefer  l'ieblitig«figur  wie  bem  <5.  Stephan 
fpäter  gab.  Unter  bem  3Kufio  lieet  man  in  erneuerter  Schrift 
ba«  alte  Diftichon: 

Martyrium  flammia  «lim  Levita  aubiati 
Jure  tuia  templia  lux  bcneranda  redit. 


4.  SBaEjl  ©regot’8  I }um  ißapfl.  Sein  bisherige«  Seben.  Die  groge 
fiebenförmige  $eflprectffien.  Sie  Segenbe  »on  ber  Srftbeinung  be«  Sngel« 
über  bent  Grabmal  £>atriim'«. 

9?ad)  ißelagiu«’  £obe  fiel  bie  SBabl  be«  Gleru«  unb  be« 
ilolf«  auf  ©regor,  unb  9tom  erwartete  mit  Sebnfucbt  bie 
geiftli<be  ^Regierung  eine«  ^Sapft« , ber  alle  feine  Vorgänger 
unb  ÜJtacbfoIger  an  Jugenbcn  unb  SScrftanb  überragen  follte. 
2üir  muffen  baber  bie  Umfiänbe  feine«  Seben«  in  ber  Äürje 
fennen  lernen. 1 ©regoriu«  mar  au«  bem  alten  ©efdflecbt 
ber  3lnicier  entfprojfen;  fein  ©rofjoatcr  mar  ber  ißapft  Jelix, 
fein  3Jatcr  ©orbianu«,  feine  Dhitter  bie  fromme  Siloia, 
Welche  neben  ber  Jtircbc  S.  Saba  auf  bem  2l»entin  il>r  5ttobn= 
bau«  befafj;  unb  auch  feine  Janten  väterlicher  Seite,  JarftUa 
unb  (Smiliaita,  maren  heilige  unb  fromme  Jungfrauen,  mäbrenb 

1 ©reger’«  Sebeu  fc^rieD  Oogamie«  Jiaconu«,  äeügcncfft  be«  Sita, 
fiaflue  iPibliotbecariu«,  um  882.  3urrü  ®lbn($  in  311.  Safino,  bann  Xia> 
conu«  ber  romitcbni  Äirtbe,  »erfaßte  er  auf  ©efcgl  3obann’«  VIII.  ©reger’« 
Sehen  in  »ier  SSiitbern  (beim  äHabiücn  Actn  S.  0.  8.  Ben.  T.  1).  Üudj 
flaul  Xiactnu«,  3)1  o mg  een  3)1.  Safino,  ftgrieb  eint  Vita  8.  Oregorii, 
bie  igm  inbeg,  wie  fie  bi«  »erliegt,  abgefpreegen  wirb  (beim  SDlabiilen 
ebenbafeibfl).  Slugerbem  gibt  e«  bie  Vita  S.  Oregorii  bei  ben  SBoUanbiften 
unb  ällaurinern,  aber  fte  ifl  eine  (ioinpilation. 


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32 


Xritte«  '£i'd'.  (Srftc«  (Sapilfl. 


bie  C ritte  Sdjwefter  ©orbiana  allein  es  oorgejogen  hatte,  bie 
Söelt  in  Suftharfeit  $u  geniefeen.  3”  her  ^ugenb  für  eine 
weltliche  Saufbahn  beftimmt,  erwarb  (ich  Öregor  alle  bie« 
jenige  vbetorifebe  unb  bialcftifc^e  ©Übung,  welche  in  3iom 
gelehrt  Würbe,  wo  ihm  (aunt  noch  bie  lebten  3tefte  jener 
Schulen  ju  ©ute  fomnten  fonnten,  bie  einft  ^beoboricb  ge; 
pflegt  batte,  (rr  befleibete  bie  ftdbtifchc  'JJräfectur,  ein  ämt, 
bas  nicht  crlofcben  war.  1 3lber  es  ergriff  aud)  ihn  bie  flcftcr- 
liche  Neigung  jener  geit,  fr  würbe  3Jlönch,  mtb  ber  SNantt, 
„welcher  vorher  im  feibegewebten  unb  von  Gbelfteinen  fchim= 
mernben  ffkacbtgewanb  in  ber  Stabt  baherjufchreiten  gewohnt 
war,  lourbe  nun  int  geringen  Äleibe  jum  fCienft  be«  Slltars 
beb  $errn  geweiht."  1 2ßir  hörten  fefeon,  bafe  ©regor  fein 
reiches  Vermögen  jur  Stiftung  von  Älöftern  oerwenbelc,  unb 
inbem  er  beren  fechs  in  Sicilien  allein  errichtete,  folgt  baraus, 
baß  bort  ©fiter  feiner  Familie  lagen,  bie  er  formen  3'necfen 
opferte.  'Cer  fßapft  fßelagiu«  mad)te  beu  tDfoncb  ©reger  jum 
'CiaconuS  unb  tu  feinem  tlluntiu«  in  Öojattj,  unb  Glerus, 
2lbel  unb  21olf  wählten  ihn  enblich  nach  bem  Cobe  feine« 
©öttners  einftimmig  ju  beffen  Diadtfolger. 3 

Meiner  fchien  geeigneter  bie  Mirdte  in  fo  äufeerfter  93e 
brdtignife  ju  lenfett,  als  ber  angefebenfte  unb  wolthdtigfte 

• ©reger  fügt  e*  cEp-  2.  lib.  III.)  weil  (ich  feil’ ft,  baß  er  bie«  Slntt 
bellcibrt  habe:  ego  quoque  tune  ui  baiimii  praefecturam  geren«.  änbere 
lefen  freitid;  piaeturam.  unb  iveter  ©reger  wen  Jour«,  lieg»  patd  Xia 
ccim«,  nod)  8)eba  (Histor.  II.  c 1)  erwähnen  etwa«  bauen.  9fadt  pagi 
ad  nun.  581  n.  III.  mar  ('.'reger  um  575  prifect  ber  Stabt. 

3 So  fepitbevt  gut  ta«  btjjanliiiiftbe  praebtlleib  ©reger  ueu  Jour« 
Hist.  X.  c.  I. 

3 C ler  uB.  Senat  ns,  populuaque  Komnnu»  jagt  3obanue«  Xiaccnu« 
Vita  )c.  I.  c.  39,  aber  in  tiefer  alten  Formel  fpielt  ber  Senat  offenbar 
nur  a(«  Xitel  ber  ©roßen  überhaupt  eine  'Jtctle. 


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(5»r<flomie  btr  ©ref«. 


33 


SJlann  von  9iom,  ber  fie  in  Gonftantinopel  bereite  energif$ 
vertreten  batte.  2lber  ber  (hnväblte  fucbtc  betn  hoben  Beruf 
auSjutveidjen ; er  forberte  bcn  ibnt  perfönlicb  befreunbeten 
Äaifer  SliauritiuS  burdt  peimlidie  Briefe  auf,  ferne  Söapl 
triebt  äu  betätigen.  2)iefe  Schreiben  tvurben  jebotb  von  bem 
Bräfecten  ber  Stabt,  ©ermanuS,  aufgefangen  unb  mit  feinen 
eigenen  bringenben  Slufforberungen , bie  SSabl  ju  beftätigen, 
vertaufdpt.  SBäprcnb  ber  Bacaiij  CcS  StulS  lag  ttad>  ben 
Borfdjriftcn  beS  Gatten  bie  Berioaltung  ber  Äirdje  in  ben 
.Öänben  bes  SlrcpipreSbvter,  bes  SlrcbibiaconuS  unb  bcs5  Brint{= 
ceriuS  ober  Bräfibenten  ber  Notare;  aber  es  febeint,  baß  man 
von  biefer  Siegel  abging  unb  ©regor’  bie  Stellvertretung  über: 
gab.  ®enn  epe  er  nod)  orbinirt  mar,  orbnete  er  eine  breu 
tägige  Sitanci  unb  Bufeproceffion  ber  gefammten  Stabt  Siom 
an,  bie  ^eiligen  um  ©rlöfung  von  ber  ^3cft  ju  bitten.  Sie 
ivütetc  nod;  immer,  unb  er  felbft  fagt  in  feiner  Bufiprebigt, 
bie  er  in  ber  Äirdje  ber  S.  Sabina  am  29.  Sluguft  vor  bem 
Bolfe  £)ielt , bafe  bie  Giitroopncr  paufentveife  bapinftarben  uttb 
bie  Käufer  leer  ftel;cn  blieben. 1 ®iefe  berühmte  ^roceffion 
mürbe  in  folgenber  SÖcife  attgeorbnet : 3)ie  BeVölferung  patte 
fid)  jum  3ioed  ber  «ad;  Sllter  unb  Älaffen  fiebern 

fac^  ju  teilen,  unb  jeber  3«g  fid;  ju  beftimmter  3e't  in  einer 
il;m  angetviefenen  Jtird;e  ju  verfammeln,  um  von  bort  aus 
nadjt  bem  gemeinfamen  3iel  ber  Baftlifa  ber  SJlutter  ©otteS 
(S.  SJiaria  SJiaggiore)  ju  pilgern.  SDet  GleruS  jog  aus  von 
ber  Äirdie  ber  peiligen  SSunbcrärjte  GoSnta  unb  ®amianuS 
mit  ben  BreSbptern  ber  feisten  Siegion;  bie  Siebte  mit  ipren 
SJiöncben  jogen  au«  von  66.  ©ervafiuS  unb  BrctafiuS 
(S.  Bitale)  mit  ben  Brettern  ber  vierten  Siegion;  von  ber 
1 S.  Gregor.  Ep.  2.  L.  XI. 

W r«i) er o» i u*.  t«r  Statt  9tpm.  II.  3 


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34 


Irin«*  ©mb.  Crftrt  tlapitel. 


Äircfye  SS.  3)fa  reell  ittuS  unb  ^etruS  gingen  bie  Sebtiffen 
mit  atleu  Können,  begleitet  oon  ben  $resbotern  ber  erften 
Kegion;  alle  Äinber  Kom’S  gingen  aus  oon  S.  gobann 
unb  ißaul  auf  bem  GöliuS  mit  ben  fßreäbptem  ber  3»eiten 
Kegion;  alle  Saieit  oon  S.  Stephan  auf  bem  Gölius  mit 
beu  fßreebotem  ber  fiebenten  Kegion;  bie  SsJittloen  oon  ber 
Äirdje  ber  S.  Grupbemia  mit  ben  IßreSbutem  ber  fünften 
Kegion ';  unb  enblidj  aQe  ©erheirateten  grauen  oon  ber 
©afilifa  bcS  Sanct  (Siemens  mit  ben  iprcSbotcrn  ber  britten 
Kegion. 1 

Klitten  in  biefer  oon  Seidjcn  ftarrenben  Stabt,  beren 
entfefclicbe  Cebe,  burdb  bie  Stille  ber  Kuinen  unb  bie  »eiten 
menfcbenleeren  Käunie  gefteigert,  mit  SBorten  nid)t  auSgc= 
brüdft  »erben  fann,  erhob  fidb  nun  plö&licb  ein  »ilbeS  Älage* 
gefebrei  ber  'Proceffionen,  eine  bunflc,  gefpenfterbafte  Scene 
unb  SBermummung  bes  SßolfS,  unb  ein  frembartiges  Söefen 
überhaupt,  mit  beffen  2lnblid  im  gabr  590  fid;  in  Korn  jum 
erftenmal  bas  SDiittelalter  oollig  barftellt.  S)aS  ficbenfadbe 
33olf  aller  Sprengel  ber  Stabt  oerfammelte  fid)  jebesmal  in 
ber  britten  Stuube  in  ben  beftimmten  Äircben,  beren  Slltäre 
unb  Jheujbilber  fduoarj  oerbängt  »aren.  Scb»arje  ©etoänber 
unb  fcb»arje  Schleier  oerbüllten  bie  jammernben  grauen,  unb 
in  Äapujen,  benen  äbnlidb,  ja  »abridjeinlicb  gleich,  in  »eiche 

1 Wad)  a?fartineöi  tag  bi«  Äirdje  ber  <2.  Suphemia  auf  bem  ©iat« 
©atriciue,  unweit  bcs  limtu«  ©ubenti«. 

J ®iefe  Litania  Septiformis  im  ©reger  een  Jour«  X.  c.  1,  unb 
©aut  liaconu«  de  Gest.  Lang.  III.  c.  24.  Unb  im  allgemeinen:  La- 
dercliius  de  sacris  Basil.  SS.  Mart.  Marcel),  etc.  III.  c.  10.  iwrben 
hier  atfo  alte  fieben  linpliche  Legionen  genannt;  jroei  flintmen  mit  ben  äiteflm 
©«jeitfimingen , nämlich  Reg.  III  unb  Reg.  IV,  bie  übrigen  ftimmen  nicht, 
außerbem  ifl  feine  Äircbe  in  JraMeeere  erwähnt,  unb  fc  hielt  fi<h  bie  Orb- 
nung  ber  Sitanei  nicht  genau  an  bie  ber  Dfegicnen. 


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Ti«  groß«  fcftprecfflicii. 


35 


ficb  beute  bie  ©riiberfcbaften  9iom’S  permummen,  Ratten  ficb 
bie  ÜJiäuner  geffeibet.  $te  Staufenbe  Pon  ©tönten  unb  Pon 
Tonnen,  brenncnbe  Äerjen  in  ber  .öanb , bie  ©reSbpter  unb 
©eiftlidbe  aller  ©rabe  aus  jeber  Legion  berftnfterten  bie 
Straften  ©om’S,  unb  gegen  bie  ftcb  fortbewegenbe  SJienge  ber 
©reife,  ber  Gntfagenben  unb  Slbgeftorbenen  contraftirten  bie 
paarweis  ^injie^enben  Äinber,'  Pon  welchen  ber  grbftte  Steil 
©ater  unb  SRutter  unb  ©efcbmifter  eben  erft  oerloren  batte. 
3nbem  biefe  $raucrcf>öre  mit  bent  ©efang  beS  Äprie  Gleöfon 
burch  bie  nerpefteten  Straften  ©om’S  ber  ©ajtlifa  ber  ©lütter 
©otteS  pjogen  unb  bie  Stifte  mit  ihren  ©pinnen  unb  Älagen 
erfchütterten,  mochte  es  gefdjienen  haben,  baft  fic  bas  antife 
9tom  felbft  p ©rabe  beftattcten  unb  mit  biefer  allgemeinen 
fieichenfeicr  bie  Slugurien  jener  troftlofen  ^alirbunberte  be= 
gingen,  welche  nun  brreiubracben. 

S£ie  ©eft  begleitete  bie  Büfle;  benn  unter  ben  ©roceffionen 
felbft  ftürjten  acbtjig  ©lenfcben  plöftlicb  tobt  p Söoben ; aber 
eine  ©ifion  befcftloft  Sitanei  unb  ©eft.  ©regor  war  im  ©c-- 
griff  mit  ber  ©roceffion  nach  bem  S.  ©eter  p jieben  unb 
auf  bie  ©rüde  gefommen,  als  ben  9Iugen  beS  ©olfs  plöftlich 
ein  bimmlifchcS  ©ilb  fi<h  geigte.  Gin  Gngel  fdhwebte  über 
bem  finftcrn  ©rabmal  ©abrian’S , unb  er  ftedte  ein  bliftenbeS 
S(h inert  in  bie  Scheibe,  gum  B?i<hen / baft  bie  ©eft  aufbören 
folle.  Bugleich  hörte  man  bie  Stimmen  non  brei  Gngeln  bie 
2lntipbcmie  Regina  Coeli  fingen,  welche  ©regor  mit  bem 
©efang:  Ora  pro  nobia  Deam,  alleluja!  beantwortete. 
55iefe  fthöne  Segenbe,  bie  poetifcbe  Grfinbung  eines  fpäteren 
Baftrhunberts,  fcbwebt  noch  immer  über  bem  GafteH,  welches 
fcfton  im  gebnten  Säculum  oon  bem  Gngel  ben  ©amen  trug, 
unb  bie  bronzene  $igur  S.  ©iicftaelS  fteht  nun,  Schwert; 


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36 


Tritte«  SPudi.  ttrftt*  (Sapitel. 


eiitftedenb,  feil  ©enebiet’g  XIV.  $eit  auf  ber  epiße  beg 
merftoürbigften  aller  ©rabmäler  ber  ©Seit. 

Watt  fagt,  baß  bie  ©eft  nach  jener  6rfcbeinung  auf; 
hörte,  obtool  ber  Sarbinal  ©aroniuö  jugibt,  bafi  fie  nicht 
mit  einem  Silage  if)r  trübe  naijm ; unb  eg  fehlt  nid^t  an 
anberett  Üegenben,  »eiche  behaupten,  bas  2Iufbören  ber  ©euebe 
fei  bem  ©ilbttife  ber  Jungfrau  3)faria  ju  öerbanfen  ge»efett, 
»elcbeg  ber  ©apft  in  ber  ©rocejfion  einbertragen  liefe.  2)icg 
aber  glauben  bie  ©riefter  ber  ©.  SHaria  9J?aggiore  noch  beute 
ju  oertoabren,  »äbrettb  »ieberum  bie  granjiecaner  bott  9Ira 
ßoeli  »erficbern,  bas  »unbertbätige  SDtarienbilb  beg  |>aupü 
altarg  ihrer  frönen  ©afilifa,  »elcbes  im  $abr  1348  bett 
febwarjen  Job  in  SRom  füllte,  bube  auch  bie  ©eft  im  3abr 
590  befiegt.  Hon  bett  fieben  ©tabonitenbilbern,  bie  bem 
©infei  bes  SlpoftelS  fiucas  jugefebriebett  »erben,  jeigt  man 
oier  in  9iom,  unb  jene«,  toeldjes  bie  liircbe  ber  6.  5Dtaria 
in  91  ra  ßoeli  betoabrt,  geniefet  eineg  befonbern  Slnfebeng. 
6g  mögen  beim  bie  9Jtöncbe  oon  2lra  ßoeli  gegen  bie  Äirdben 
6.  Hiaria  SJiaggiore,  6.  ÜDiaria  in  ©orticu  uttb  ©.  ÜJtaria 
bei  ©opolo  ben  ©orjug  ibreg  ©ilbg  »erfechten ; fiele  ©ebriften 
reben  baöott,  unb  in  91  ra  6oeli  fab  man  einfi  bie  Segenbe 
auf  ber  filbernen  Jbüte,  »eiche  bag  ^eiligenbilb  oerfcblofe, 
unb  wo  fotool  ber  über  bem  ©rabmal  fdbtoebenbe  6ngel, 
alg  ber  auf  ber  ©rüde  fnicenbe  ©apft  bargeftellt  toar.  ®ieg 
SBerf  gehörte  bem  15.  3abrbullbert , aug  einem  fpätem 
aber  ftammt  ein  ©emälbe  auf  ©dbieferftein : eg  jeigt  bie 
©roceffion  im  ©egriff  bag  auf  einer  ©abre  getragene  £>ei-- 
ligenbilb  über  bie  ©rüde  ju  führen,  hinter  toelcber  bag 
ßaftell  emporragt,  ^ubefe  ber  bimmlifebe  6ttgel  ift  nicht  fiebt- 
bar,  toentt  er  nicht  bureb  einen  jufäliig  über  bem  ßaftell 


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S'egente  ccm  ön cid  üb«  bem  ®vab  •f'abrian'«. 


37 


entftanbenen  gferfcit  ii'ie  t>ott  einer  SiioITe  ocrbedt  n?irb.  'Die 
Stifc^rift  befagt : 

Lucae  et  Lttcis  Opus.  Virgo  haec  quam  eernis  in 
ara  circumvecta  nigrain  dispulit  urbi  luem. 

SBetf  te«  fuca«  mit  be«  i'icbt«.  Dicfe  Jungfrau,  bie 
bu  Ijicr  auf  ber  Sabre  tragen  ftefyfl,  certrieb  au«  ber  Statt 
ben  fefnearjen  Dcb. 1 


1 liafttniro  gibt  in  feiner  (»eftbicfitf  ber  Jbivtbe  'Jiatia  in  Ära  Codi 
p.  130  ba«  bbtantinifebe  ©ilbnifj  b«  ©iabonna , mtb  eine  lange  tmb  lriifte 
Äbbanbtung  über  biefen  @egenftonb.  34  bemerfe,  bafj  ber  ©tbraud)  be« 
Umfragen«  rou  .£eiligenbilbern  jur  geit  ©reger’«  mir  nicht  betannt  ift. 
sJfe<b  beute  wirb  übrigen«  ba*  Äubrnfen  an  jene  fegenbe  gefeiert,  ba  bie 
große  'firoceffion  oen  S.  fflfareo  auf  ber  babrianifeben  ©rüde  bie  Äiitipbcnie 
Regina  Cooli  auftintmt. 


* 


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^ttcitc«  (Kapitel. 

1.  ©r«gor  wirb  am  3.  6/etcmbcr  690  erbinirt.  Seine  trftf  1>v«bigt. 
S'tbtängnifi  imb  SVlagming  9fcm’#  hircb  bi(  ?angrbarben  unter  Slgilulf 

unb  'Ärinli. 

Salt  nach  ©eenbigung  ber  ftebeuförntigen  Sitanei  traf 
bie  ©eflätigung  ber  fßapfttoahl  oon  ©«sanj  ein.  ©regov 
»urbe  ton  einem  heiligen  Scbauber  ergriffen. 1 Gntmeber 
floh  er  aus  ber  Stabt,  ober  er  wollte  hoch  entfliehen,  »nie  er 
bicä  felbft  geftetjt.  3m  neunten  3aWunbert  aber  erjagte 
man,  bafj  er  fid;  oon  Äaufleuten  ftcimlid;  unb  oerfleibet  aus 
bem  Jorc  tragen  ließ,  unb  in  einer  äöalbfchlucht  fid)  oerharg. 
Gute  ftraienbe  £aubc  ober  eine  Sidjtfäule  jeigte  ben  Su* 
cbeuben  ben  Sc^lupfroinfel  an,  unb  man  führte  ben  Gr= 
mahlten  im  Jriumf  nach  9iont  unb  in  ben  Sanct  Bieter  ju= 
riitf , too  er  fofort  jum  ‘Papft  eiugefegnet  mürbe. 2 Gr  beftieg 

* 8.  Gregor  Ep.  4.  Üb.  I.  Seine  rrftert  SPrirfr,  nain«ntli($  an  bi« 
Stbreefltr  b«3  Äaifrrt  ^«efiifht,  [prttben  bi«  jtfage  um  ba«  ocrlorn«  @tüd 
be«  conienibiatiBfit  Sefc«n«  anö : Contemplativae  vitae  pulehritndinem 
velut  Rachelem  dilexi  sterilem  sed  videntem  et  pulcrnm , quae  etsi 
per  qnietem  suam  minus  general,  lucem  tarnen  subtilius  videt. 
Lei  mihi  in  nocte  conjuncta  est,  activa  videlicet  vita,  fecunda, 
«ed  lippa.  minus  videns,  qtiamvis  arnplins  parens.  $i«ft  Sbmbcl« 
»en  SKnbtl  unb  t'«a  fiub  natfcbcr  ecu  Jante  unb  ÜHic&fl  9litg«lo  bfnufct 
teorben. 

1 8.  Greg.  Ep.  4.  lib.  VI.  secretiora  loea  petere  aliquando 


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Pentificat  ©regor'e  bc«  ©roßt«. 


39 


beit  Stul  'fktri  am  3.  September  590,  unb  übernahm  nach 
feinem  eigenen  i’luSbrucf  bie  Äircbe  als  ein  altes  Bracf,  in 
rueldjeö  bie  'Bellen  überall  einbrangen,  unb  beffen  nom 
Sturm  losgerüttelte  'planten  tradjenb  ben  Scbiffbrucb  oer= 
fünbigten. 

$aS  Elenb  Stom’s  (ein  Orfan  [;atte  bie  Stabt  fo  eben 
ftarf  befdjäbigt)  gab  beut  faum  orbinirten  'l<apft  ben  Stoff 
ju  feiner  erften  tjkibigt.  'Beim  bamals  ber  ißapft,  im  oolleu 
Sinn  beS  Borts  ein  äoberpricfter  unb  Sater  feines  SJolfS, 
bie  itanjel  beftieg,  i>ielt  er  nicht  bogmatifcbe  unb  fcbönge= 
fchmücfte  Sieben  allgemeinen  Sinns,  fonbern  was  er  fpracb 
toar  lebettbige  unb  gerichtliche  Birflidbfeit.  ©regor  rief  bie 
Stelle  ber  Stömer  in  ben  S.  Bieter,  unb  bie  elenben  Urettfel 
bes  (Sicero  unb  tportenfiuS  bürten  ibtn,  in  bem  oerbüfterten 
Siaum  ber  sBafüifa  wie  im  ißurgatorium  jufammengebrängt, 
mit  fieberbafterer  Spannung  ju,  als  nicht  bie  Vorfahren  einft 
ben  Stebnern  auf  ben  Slcftren  ober  im  Xcmpel  ber  ßoncorbia 
gelanfcbt  Ratten.  ©S  War,  als  ob  ©ott  felber  fprad; : 

„Unfer  .öerr  unb  ^eilanb,"  fo  fagte  ber  'ßrieftcr  beS 
gefallenen  Siom , „will  uns,  o geliebtefte  örüber,  bereit 
finben,  unb  er  jeigt  uitS  bas  Slenb  ber  ergrauten  Belt, 
auf  baß  wir  uns  ron  ber  Siebe  ju  ihr  abwettben.  3bt  t>abt 
gefeben,  wie  Piel  Schläge  feinem  naben  ßnbe  oorauSgingen; 
batnit,  wenn  wir  ©ott  nicht  in  Stube  fchauett  wollen,  wir 
fein  nabeS  öeridbt  wenigftens  mitten  unter  fctirecflicfjeu  plagen 

decrevvrnm,  unb  bie  praef.  teä  über  Pastorulis:  pastoralia  curae  nie 
pondere  fugere  delitiacendo  voluisse.  ©reger  eon  Xour3  X c.  1 fagt 
aud?  nur:  cum  latibula  fngae  praepararct,  capitnr.  Aber  3ol;anne* 
Diacouu«  I.  c.  49  ßat  ba«  2)iär<ben  ecu  ber  g(u$t,  unb  'Pani  Xiaccnufl 
Vila  c.  11  erjagt,  baß  er  in  einem  Äcrbe  fortgelragen  leurbe,  Wf  eine 
Vicfitfäule  ipu  eerriet. 


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40 


Xritlrt  4<u*.  tfapiirt. 


fürchten  lernen.  ®emt  bem  Slbfchnitt  beb  heiligen  Iroaitge-- 
liumS,  ben  ihr  eben  hörtet,  bl't  ber  £*err  bieö  turj  woran; 
gefcbidt:  ein  $olf  wirb  fid)  über  bas  anberc  erbeben,  unb 
ein  9teUh  über  baS  anbere,  unb  große  (srbbebeu  »erben  bin 
unb  »ieber  gefcficben,  teure  3f‘{  unb  'fkftilciij : auch  '«erben 
Sdjrecfniffe  unb  große  Reichen  Oom  .§imntel  gefdiebeu.  1 Unb 
»ieber  fagte  er:  es  »erben  3e*(bt’u  gefdiebeu  an  ber  Sonne, 
an  9Jionb  unb  Sternen;  auf  (rrbeit  »irb  beit  Leuten  bange 
fein  unb  fte  »erben  jagen,  unb  bas  3)ieer  unb  bie  äßaffer-- 
»ogen  »erben  braufen.  5Jon  all’  biefent  felgen  »ir  »abrlidi, 
baff  einiges  bereits  eingetroffen  ift,  bas  .öeramtabeit  beS  an= 
bern  aber  fürsten  »ir.  ^enit  baß  Solf  über  iiolt  auffteigt 
unb  bie  Sänber  mit  2lngft  bejwingt,  baoon  ha^e"  »ir  »ol 
mehr  in  unferen  feiten  gefefjert , als  in  ber  Schrift  ju  lefen 
ift.  ®aß  (rrbbeben  unjähüge  Stabte  oertilgen , bubt  ihr  aus 
auberen  Süeltteilen  alljuoft  oernommeu ; »ir  aber  leiben  ^3efti= 
Ien3  ohne  (inbe.  freilich  3c’^cn  an  Sonne,  2Jlonb  unb 
Sternen  crfeitnen  »ir  noch  nicht  offenbar,  aber  baß  aud; 
biefe  nahe  finb,  fdüiefien  »ir  bereits  aus  ber  'ikräitberung 
ber  Suft.  Ob»ol  »ir,  ehe  Italien  bem  Sch»crt  ber  &mgo= 
barben  überantioortet  »urbe,  feurige  Schwerter  am  ,'pimmel 
fahen,  bie  oom  3Jlut  beS  dlienfcbcngefcblechtS  gerötet  »aren, 
welches  gleich  barauf  oerftrömt  »orben  ift.  9lod)  hat  fid) 
nicht  ein  neuer  Sturm  beS  üDieerS  unb  ber  2Baffer»ogen  er= 
hoben , aber  »eil  fo  oielc  SßeiSfagung  bereits  eingetroffen  ift, 
fo  j»eifelt  nicht,  bah  und;  baS  wenige  noch  folgen  »erbe, 
»as  übrig  bleibt.  2Ufo  machet  fleißig  im  Seift  ob  ber  21  b 
»ehr;  benn  »er  ©ott  liebt,  foll  über  ber  2ßelt  (Snbe  jaudjjen, 
bie  aber  barum  trauern  finb  foldie,  »eld;e  mit  bem  .fterjeu 

1 Evang.  l.ncac  XXI.  10.  11. 


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'pontificat  Otregor'«  be*  (Streßen. 


41 


in  ber  iiiebe  ju  ihr  tourjeln,  unb  toeber  na*  bcnt  füuftigeit 
Sehen  »erlangen,  noch  es  ahnen.  3tUe  Jage  wirb  bie 
ilßelt  »oit  neuen  unb  madbfenbeit  plagen  ^eimgefnc^t;  it?r 
febt,  »nie  fiele  Pon  jenem  jabllofen  Seit  übrig  geblieben  finb, 
uitb  hoch  geißeln  uns  täglich  frifcfce  Seiben,  erbrücft  uns 
plößlicßeS  ©lenb  unb  werfen  uns  neue  unb  uuPorgefebcne 
Schläge  ju  5Joben.  Die  3Belt  wirb  alt  unb  grau,  unb  burcb 
gehäufte  Saft  beö  Jammers  jum  naben  Jobe  gleicbfam  f)in= 
gebrängt,  eben  erft , o ® rüber,  fabet  ihr  ja,  wie  ein  jäher 
©irbelwinb  uralte  sBäunte  cntrourjelt,  Käufer  ttiebergemorfen 
unb  Äircben  aus  beit  guitbameuten  geftiirjt  bat."  1 

®er  ©arbinal  iöaroniuS  fagt  »oit  biefer  Hotnilie,  fie 
beftätige  »ollfommeu,  ma$  33enebictuS  prophezeit  habe:  fKotu 
wirb  nicht  »on  geinbeSbanb  jerftört  werben,  fonbern  »on 
SBirbclwinben  unb  '-Wißen  gefcblagen  langfam  in  ficb  felbft 
»erfaulen. 

Jie  Sorge  um  baö  2i!ol  ber  ©tabt  laftete  nun  auf 
©regor,  bie  Umftänbe  aber  roaren  ber  2lrt,  baß  ber  Ißapft 
fid?  plößlid)  als  ihren  weltlichen  SRegierer  ju  betrachten  be= 
gattn.  ®ie  Uebcrfcbrocmmung  unb  bie  ißeft  batten  eine  fdbwere 
Hungersnot  jur  $olge:  er  fcßrieb  nach  ©icilien  an  ben  ißrätor 
3uftin  um  fdjleunige  ©enbung  »on  ©etreibe,  mit  Welchem, 
i»ie  in  alten  3etten,  bie  ©tabt  fortfubr  aus  jener  3nfel 
»erforgt  51t  werben. 1 ©inen  Jeil  baoou  mochte  ber  ©taat 
liefern,  aber  beit  größeren  jog  bie  Äirche  felbft  für  ihre  8 ln= 
ftalten  unb  bie  Slrmcnoerpfleguug  aus  ihren  reichen  ficilifcheit 

1 Tie*  ifl  bie  .$emilie  I über  bie  ffieangelien , in  ber  3tu«gafee  ber 
Steuebictiner  T.  I.  p.  1436.  3<b  ßobe  mir  erlaubt,  bie  prebigt  gegen  ba* 
Önbe  jufammenjujiebeit. 

’ S.  Gregor.  Ep.  2.  Hb.  I.  Ter  2tu*brucf  Silonicum  filr  nniionn 
lenimt  in  ben  Striefen  öfter«  ocr. 


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42 


Dritte«  4Ht<6.  3®rit«  (Safitet. 


Patrimonien,  meldu*  ihre  Säuern  ober  Seibeigeue  bebauten. 
Unb  jährlich  lief  in  ber  Siegel  jtoeintal,  im  grühling  uub 
im  Iperbft,  eine  fachliche  ©etreibeflotte  von  Palermo  ober 
oon  Pieffina  nacb  bem  ipafen  portug  aug,  um  bie  anfehn= 
litten  Speiser  ber  Äirche  Siom’s  3U  füllen.  1 tiefer  Slot 
toar  frcilid)  leichter  abjubelfen , als  ber  Pebrängnijj  burd? 
bie  gcinbe,  meil  bie  Sd^mcrter  beg  Äönigg  Putbarig  ober 
beg  ^erjogg  Priulpbug  oon  Spoleto  beftänbig  gegen  Pom 
gerichtet  toarett,  um  melcbeg  bie  l'angobarben  toie  ©eier  um 
ein  Slag  freisten.  Sie  Pefaßung  in  ber  Stabt  mar  flein 
unb  aufterbem  aug  Plangel  an  Solb  miberfpenftig  unb  re* 
beHifch.  SBeitn  ber  Ghartulariug  Piaurentiug  fommt , fdjricb 
©regor  an  ben  Scholafticug  paulug,  fo  bitte  ich,  geh*  ihm 
in  ber  Sorge  um  bie  Sebfirfuiffe  Siom’g  jur  £)anb,  beim 
braufjen  fchlägt  ung  Sag  für  Sag  ohne  Gnbe  bag  Schroert 
ber  geinbe,  unb  größere  ©efabr  brobt  ung  innen  non  ber 
Siebell ion  ber  Sofbaten. 2 

Siach  bem  Sobe  beg  Königs  2lutf?arig  (er  mar  im  gabt 
590  an  ©ift  gcftorben)  batte  feine  SSittme,  bie  baierifche 
Prinjeffin  Sheobelittbe,  bem  mannhaften  unb  fchöuen  Slgilulf 
mit  ihrer  £>anb  bie  Ärone  ber  Üangobarbcit  gefchenft,  unb 
ber  neue  ^errfcher  mar  ben  Ginflüffen  feines  fatholifchen 
SBeibcg  nicht  unzugänglich.  Siom,  melchcg  nach  einem  bauern* 
ben  grieben  feuftte,  mürbe  ilm  menigfteng  paufenmeife  ge= 
noffen  haben,  memt  bie  PJünfche  beg  papftg  mit  ber  politif 
bee  (jfarcheit  übereingefomnten  mären.  3lber  ber  Statthalter 
beg  üaiferg  in  Italien  tonnte  ben  grieben  nid;t  molien, 
melier  baju  beitrug,  bie  Sangobarben  in  Italien  fich 

1 34  entiitbme  bit«  au«  Ep.  70.  Lib.  I. 

1 Ep.  3.  Lib.  I. 


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©enlificat  Qtregor'«  be»  Großen. 


43 


befeftigen  *u  machen,  ^ahr  593  belagerten  fie  roieberum 
ütom,  unb  es  mar  2triulf,  ber  6er jog  bon  Spoleto,  unb  ber 
Äönig  SlgüuIfuS  fclber , welche  bie  Stabt  auf’s  äufeerfte  be- 
brängten.  ©regor  rebet  baoon  in  einem  Sörief  an  Johannes, 
ben  ©rjbifcbof  bon  fHaoenna, 1 * unb  inbent  er  ficb  über  bie 
tHänfe  bes  ©rareben  StomanuS  bitter  befragt , ber  ben  2lb* 
frftluft  beS  f?riebenS  bintertreibe,  fpricbt  er  zugleich  baS  ftolje 
©etoufetfein  aus,  baf?  er  biefen  faiferlicben  Beamten  an  9ia ng 
unb  Süürbe  weit  überrage.  3n  bentfelben  Schreiben  aber 
bringt  er  in  ben  ©rjbifchof,  ben  ©rareben  $um  ^rieben  mit 
Slriulf  ju  bewegen;  er  flagt,  baß  bie  Solbaten  aus  ber  Stabt 
gejogen  feien,  unb  baff  baS  einzige  Regiment  Jbeobofius, 
welches  äurücfgeblieben,  ficb  faunt  bewegen  (affe,  bie  SBacbe 
auf  ben  dauern  ju  beforgen,  weil  es  bie  üöbnung  nicht 
empfangen  habe.  'l 

®ie  Bewegung  3(riuIf’S  ftanb  übrigens  mit  bem  .ÜriegS= 
plan  beS  SangobarbenföitigS  in  SBerbinbung.  fRontanuS  war 
nach  SRom  gefommen;  bem  erften  ©rareben,  ber,  fo  öiel  wir 
wiffen,  bie  Stabt  betrat,  waren  bie  3lömer,  baS  33olf  in 
Rörperfcbaften  mit  Jahnen  georbnet,  unb  baS  .peer  entgegen: 
gezogen , unb  fie  batten  ibn  i>om  Lateran,  wo  ihn  ber  s£apft 
empfing , im  feierlichen  $uge  nach  feinem  3(bfteigequartier  ge= 
führt,  welches  ohne  gra9e  noeb  tm  alten  ißalaft  ber  ©afaren 
ftch  befanb. 3 "Der  griechifche  Beamte  genoß  bie  hoben  ©bren 

1 Ep.  32.  Lib.  11.  Ind.  X. 

1 3»  bcmfdben  ©rief:  Tliendosiani  vero,  qai  hic  reminismmt, 
rogam  non  acripientes,  vix  ad  murorum  quirlem  cuatodinm  so 
aeeommodant.  nöya  ift  donativnm  ober  Stipendium,  unb  Krogator 
ber  3ablrneifter.  Siebe  Deshalb  Ep.  129.  lib.  VII.  Ind.  II.  au  ben 
ffirogntor  ®oneilue. 

* Hioron.  Rubeus  Hist.  Raven».  IV.  p.  187. 


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u 


Tritte«  3?«*.  i<nxiif«  Copitel 


bcs  Äaifer«,  ben  er  »ertrat,  unb  unter  ben  fo  tief  gefunfencri 
Römern  mosten  iich  tiod>  iDlänner  finben,  welche  biefe  Schmach 
empfanden.  ^efte  gab  ber  Grarcb  bcm  Siolfc  feine,  bas  grenzen* 
Iofe  Glenb  ^atte  in  ben  »erbitterten  Seelen  ber  'Körner  bie  alte 
Sdtaufpielwut  »öllig  anögelöfcbt.  Gr  fam  mit  leeren  .'pänben, 
unb  nad>bem  er  mabrfcbctnlid)  Öolb  au«  bem  Schaß  ber  Mircbe 
erpreßt  fyatte , ging  er  baüon,  bie  griecbifcben  Solbtruppen  bi^ 
auf  bie  Xheobofianer  fortnehmenb,  fie  nach  anbern  Stäbteu 
wie  9farni  unb  Perugia  ju  »erlegen.  G«  t»ar  aber  bie  »er= 
traget» ibrige  iBefeßung  get»iffer  bereite  langobarbiicber  Orte 
'5'u^cien’e! , £orta,  ißolimartium  unb  58leba,  durch  ben  Gr= 
arcßen , es  tuar  ferner  ber  Verrat  be«  eben  erft  »cm  ben 
Üangobarbcit  eingenommenen  Perugia , ju  bem  fid)  ißr  eigner 
3)ur  SJlauritiu«  im  ^abr  592  batte  »erlocfen  laffen,  was 
Ülgilulf  jum  Kriege  trieb.  3nbeni  fein  3tngriff  junächft  ber 
Stabt  Perugia  galt,  mußte  da«  nabe  9lcm  auf  ba«  Sleuperfte 
gefaßt  fein;  unb  faum  )»ar  jener  Ort  im  Sa^tr  593  in  bie 
£änbc  be«  König«  gefallen,  al«  er  mit  aller  9)lacfjt  oor  9tom 
erfdtien.  GS  bleibt  ein  Siätfel,  baß  er  bie  mehrlofe  Stabt 
nicht  mit  einem  erften  unb  einzigen  Sturme  nahm.  3)ie  £ango= 
barbctt  waren  im  beginn  ihrer  italienifchen  .fjerrfdjaft  roilb, 
räubcrifth  unb  granfam , unb  hielten  jum  xeil  nodh  an  heib- 
nifchen  Gebräuchen  feil, 1 aber  im  Ganzen  befaß  bie«  bilb= 
tarne  $Bolf  feinen  fo  »orherrfdtenb  friegerifchen  Gharafter,  wie 

1 Sie  tjeitnifchen  (Sebräucbe  bet  Pangcbarben  bat  i'ione  in  feiner  (9e 
fcbiebte  be«  »eibentum«  im  nörbiid>cit  Suropa  II.  §.  96  betrieben.  Borgia 
Alemor.  di  Benovento  II.  277—278  teilt  einen  tpbmiui«  auf  @.  Barbatu« 
»cm  3abr  667  mit,  ttcrin  ba»  Slufbörtn  be«  Sißtrncultu«  befangen  roirb. 
Bon  bet  Betebrung  bet  Blut-  unb  „Haubetbaume  bet  Pangobarben  fcpreibt 
fid>  bet  BoIt«gtaube  bti  ben  Italienern  per,  baß  bie  beutfeben  'ßreteftantrn 
'Bäume  anbtten. 


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■jjentifkat  CHrfgor'«  N1«  ®rcfwit. 


45 


er  bie  ©othen  ausgezeichnet  batte;  in  allen  Gingen  erfcheint 
vielmehr  ihr  halb  gebämpfteS  SBefen  frommer,  fünfter  unb 
bürgerlichen  Neigungen  ergebener,  als  bas  jenes  gelben: 
ftammS.  GS  fehlte  ihnen  überhaupt  bcr  beroifdje  ©eift  ber 
Gröberer ; ihre  Unternehmungen  mären  baher  lahm  unb  matt, 
unb  es  gibt  fein  ermübenbereS  Scbaufpiel,  als  bie  lango-- 
barbifche  ÄriegSgefchi^te  eines  Zeitraums  von  jlreihunbert 
fahren. 

2.  ©r«gor’e  §omilic  über  beit  Scrfad  »en  Stom.  (£r  «tauft  Den  ?tbjug 
b«r  ?aiigobarb«n  »cti  ber  Stabt. 

Der  heranjug  ber  £angobarben  hatte  ben  unermüblichen 
©regor  in  feiner  öffentlichen  Grfldrung  beS  Stempels  im  Gjedhiel 
unterbrochen;  er  felbji  fagt,  bafs  ber  Slnblitf  berer,  bie  mit 
abgehauenen  £änben  jurücffebrten , ober  bas  ©erücht  Pon  ber 
©efangenfchaft  unb  bent  Dobe  anberer  ihn  bauen  abgewogen 
habe.1  ^n  biefett  unter  bem  Ginbrucf  ber  Greigniffe  gehaU 
tenen  ißrebigten  fpiegelt  fich,  wenn  auch  mit  einiger  rhetori= 
fchen  gärbung , lebenbig  unb  toirflich  baS  bamalige  Glenb 
SWom’S  ab,  unb  bie  achtzehnte  homilie  muß  als  ein  unfehäfe* 
barcS,  hiftorifcheö  Gharaftergemälbe  »on  bem  3uftanbe  ber 
(Stabt  betrad;tet  merben.  28ir  motten  fie  baher  hier  im  2öefent= 
liehen  aufnehmen. 

2öaS  ift,  fo  ruft  ber  heilige  Sttiann  aus,  toaS  in  biefer 
Söelt  noch  erfreut?  Ueberatt  fehen  mir  Drauer,  überall  hören 
mir  ©efeufz;  bie  Stabte  fiitb  jerftört,  bie  GafteHe  gefchleift, 
bie  2tecfer  bermüftet,  bie  Grbe  ift  jur  Ginöbe  gemacht.  9luf 
ben  gelbem  blieb  fein  Golone,  in  ben  otäbten  faum  ein 

1 Paul  Diaoon.  de  Gest.  Lang.  IV.  c.  9 unb  S.  Gregor  Praefat. 
in  Hb.  II.  super  Esechiel.,  unb  bi«  £omiti«  VI. 


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46 


Iritte«  «»net.  .giwitrt  Galtet. 


Bewohner  juriitf : unb  hoch  werben  felbft  noch  bie  Keinen 
Riefte  beS  aWenfchengefcblechtS  täglich  unb  unaufhörlich  getrof- 
fen, unb  bie  ©eißelfdjläge  ber  himmlifdjen  ©erechtigfeit  Jäheit 
fein  ©nbe,  toeil  nitf)t  einmal  unter  ©eißelfdflägen  bie  Sütt= 
benfd>ulb  getilgt  wirb.  3Sir  fafien  biefe  in  ©efangeufdiaft 
geführt,  jene  öerftümmelt,  atibere  getöbtet.  3n  welchem  3u- 
ftanbe  aber,  bie  einft  bie  £>errin  ber  3ßelt  erfdjien,  9iotn  ju-- 
riicfgeblicben  ift,  bas  fehen  wir:  tunt  vielem  unb  unermeß= 
liebem  Schmerj,  öon  GntPölferung  ber  Bürger,  Pom  2lnfturtn 
ber  geinbe,  »ott  bem  Schutt  ber  Ruinen  ift  fie  niebergebeugt, 
fo  baß  in  ihr  erfüllt  ju  fein  fcheint,  was  einft  ber  ißrophet 
©jedtiel  über  bie  Stabt  ©amaria  PorauSgefagt:  „Stelle  ben 
2;opf  auf,  fagte  er,  unb  gieße  SBaffer  hinein,  unb  tbue  barht 
ihre  Stüde  jufammen."  Unb  weiter:  „©3  fiebete  unb  föchte, 
unb  ihre  Änochen  finb  mitten  barin  Perfodbt."  Unb  wieberum : 
„.fjäufe  bie  ftnochen  jufammen,  baß  ich  fie  mit  f^euer  cnt= 
jünbe,  es  foll  baS  gleifd)  aufgejehrt,  unb  ihre  ganje  2)taffc 
verfocht  werben,  unb  bie  Änochen  feilen  jergehen.  Stelle 
ben  leeren  £opf  auch  über  bie  Steifer,  bamit  er  glühe  unb 
fein  @rj  jerfcbmelje."  $a,  bamalS  warb  uns  ber  £opf  auf= 
geftellt,  als  biefe  Stabt  gegrünbet  würbe;  bamalS  warb  baS 
SBaffer  in  fie  gethan  unb  ihre  Stüde  Würben  barin  gefarm 
melt,  als  Pon  aUwärtSber  bie  üSöIfer  in  fie  jufammen  ftrönu 
ten,  welche  gleich  wie  heißes  SBaffcr  burd;  bie  Späten  ber 
SBelt  in’S  Sieben  gerieten,  unb  wie  Stüde  gleich  in  ber 
4Mße  felbft  jicb  auflösten.  S)apon  ift  trefflich  gefagt:  ,,©S 
fiebete.unb  gohr,  unb  mitten  in  ihr  würben  bie  Änochen 
perfocht."  ®enn  juerft  fiebete  gewaltig  in  ihr  bie  Siebe  jum 
fRuhrn  ber  2Belt;  aber  hierauf  ging  eben  biefer  3tuhm  mit 
benen  aus,  bie  barnach  trachteten.  ®enn  bie  Änochen 


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tßcnlificat  Ö*vfgcr’4  bt«  <*rof;cit. 


47 


bebeuten  bie  SJtäcbtigen  ber  ifilelt,  baS  fffleifdj  aber  bebeutet  bie 
Sfölfer;  bentt  roie  baS  gleifcb  oon  bett  Änodben  getragen  wirb, 
fo  wirb  bie  Schwache  ber  (Böller  öon  bcn  S)iäd)tigen  ber 
SBelt  regiert.  3lber  liebe,  nun  finb  fdjon  öon  ihr  alle  SRätb» 
tige  biefer  2Belt  genommen;  bie  Änocben  alfo  finb  berfocht; 
flehe,  bie  Hölter  ftnb  abgefallen;  bas  gleifcb  alfo  ift  jer= 
gangen.  (TS  mag  baber  gefagt  toerben : „Saufe  bie  Ätiocfien 
gufamnten,  bafi  ich  fie  mit  geuer  anjiinbe:  es  foll  baS  gleifcb 
aufge^e^rt,  unb  ihre  ganje  SDtajfe  oerfod;t  toerben,  uttb  bie 
Änochen  follcn  jergebn."  $enn  too  ift  ber  Senat?  wo  ift 
baS  SSoIF ? 3)ie  ßnocben  finb  aufgelöst,  baö  gletfcb  ber= 
gehrt:  in  il>r  ift  aller  ©lang  weltlicher  SBürben  auSgelöfdjt. 
91 II  ihre  SJtaffe  ift  gufammengefocbt,  unb  bod)  bebrängt  felbft 
uns  toenige,  bie  Wir  übrig  blieben,  noch  täglich  bas  Schwert, 
unb  ungäbligc  'Vlage.  (iS  mag  baber  gefagt  toerben : „Stelle 
auch  ben  leeren  £opf  über  bie  Steifer;"  bettn  weil  ber  Senat 
fehlt,  baS  üolf  unterging,  unb  weil  fiep  bennod)  bei  ben 
wenigen,  bie  noch  leben,  Sdbmergen  utib  Scufger  täglich 
mehren,  fo  brennt  fchon  baS  leere  Stom.  SSaS  aber  fagen 
wir  bies  oon  ben  3)tenfd;en , ba  wir  burch  gehäuften  ©infturg 
felbft  bie  ©ebäube  gerftört  feben?  SBober  »on  ber  fdjon 
leeren  Stabt  paffenb  b”tgugefiigt  wirb:  „Sie  erglühe  unb  ihr 
@rj  foU  gerfdjmelgen."  (Denn  fchon  wirb  ber  Stopf  felber 
oergebrt,  in  welchem  guoor  fowol  gleifc^  als  Änochen  ber» 
gehrt  würben;  benn  na<hbem  bie  'Hienfdjen  gefallen,  ftürgen 
auch  bie  äBänbe  ein.  9Bo  aber  finb  biejenigen,  bie  einftmals 
an  bem  Stubm  berfelbcn  fleh  entgüdten?  2So  ift  ihr  l)3omp  ? 
wo  ihr  Stolj?  wo  bie  häufige  unb  Wafclofe  Suft?  gs  ift  an 
ihr  erfüllt,  was  Wiber  bie  gerftörte  Stinibe  bureb  ben  (ßro* 
pbeten  gefagt  wirb:  „2Bo  ift  bie  SBobnung  ber  fiömen , unb 


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48 


dritte*  4*u(f>.  .gtreiteä  ffafitel. 


bie  Slbung  ber  jungen  Soweit?"  ffiarett  niefit  ifire  ^elb-- 
fierrett  uub  dürften  bie  Söwen,  welche  bureft  bie  »erfefiiebenen 
üänber  ber  SBelt  rannten  unb  mit  wütenber  'Utorbluft  bie 
5kute  entführten?  .frier  fanben  bie  jungen  ber  Söwen  ifire 
Speife:  weil  boefi  bie  Änabeit,  bie  .freranmaefifenben,  bie  welt-- 
licfien  Jünglinge  unb  bie  Äinbcr  ber  ^rbifefien  fiiefier  »on 
allen  ©eiten  3ufammenliefen,  wenn  fie  in  btefer  5Sklt  ifir 
®lücf  machen  wollten.  SDodfi  jtefie,  nun  ift  bie  Stabt  oer= 
öbet,  nun  ift  fie  jerftört , unb  »on  ©efeufj  niebergebrüeft. 
9tun  eilt  3tiemanb  mefit  311  ifir,  in  biefer  2BcIt  fein  ®lttcf 
3U  madfien.  9hm  blieb  fein  3Jlädfitigcr  unb  ©eroalttfiätiger 
mefir  3urücf,  welcfier  burefi  Unterbrücfung  bie  Seute  raubte. 
Sagen  wir  alfo:  ,,'üio  ift  bie  SBSofinung  ber  Söwen,  unb  »0 
bie  Speife  ber  Söwenfinbcr?"  3fir  wiberfufir,  was  ber  i$ro= 
pfiet  ton  ^nbäa  gefagt  fiat:  „1>eine  Äafilfieit  breite  aus  Wie 
bie  bes  SlblerS."  ®enn  bie  Äafilfieit  bcS  fDlenfcficn  pflegt 
nur  baS  .fraupt  3U  betreffen;  aber  bie  Äafilfieit  bes  ätblerS 
breitet  fiel)  über  ben  gan3eit  Äörper  aus,  weil  ifim,  wenn 
er  gar  alt  geworben  ift,  feine  pflaumen  unb  Gebern  au 
allen  Stellen  auSf allen.  Unb  fo  fiat,  wie  ber  entfiebertc 
Stbltfr , bie  Stabt  ifire  Äafilfieit  »erbreitet,  welche  ifir  3JoIf 
»erlor.  Slucfi  bie  ©cfiwungfebern  ber  gliigel  finb  ausgefallen, 
mit  welcfien  fie  einfi  3um  9taub  3U  fliegen  gewofint  war; 
benn  ifire  mädfitigen  SRänner  finb  auögejtorben , burefi  bie  fie 
einft  frembeS  (Eigentum  raubte."  1 

3)ic  9tömer,  welcfie  biefe  ^rebigt  in  ber  fiofien  unb 

1 3c(?  fteüe  aus  t*m  £eyt  biefer  §omilie  nur  einigt  Steden  jufammen : 
Ubi  enim  senntas?  ubi  jam  populns?  Contnbucrunt  oaaa;  con- 
sumptae  sunt  carnes:  omnis  in  ca  secotarium  dignitatum  fastus 
extinctus  eat.  — Quia  enim  senatns  deeat,  populua  intrriit  — jam 
vaena  ardet  Roma. 


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Voiitificat  (Sitjtor’e  b«  Öro§oi. 


49 


fcbauerftiHen  '-BafiliFa  be$  Sand  'fktrus  hörten , non  bereit 
ffiänben  fie  bie  ©ufitte  non  finftern  ^eiligen  anftarrten , inufr 
ten  t>on  ber  ©uebt  ber  inbaltäfdbweren  'Borte  niebergebeugt 
»erben.  3br  trojtlofe«  8cf>icFfal  ftanb  ihnen  wie  eine  Pollen* 
bete  ©eiffagung  »or  Singen:  3!om  war  tobt!  'Den  feiere 
litten  Don  beö  SiebnerS  begleitete  ba$  ©einen  ber  Patronen 
unb  ba$  tiefe  ©efeufj  ber  ©reife,  bie  nod)  in  ben  glättjem 
ben  feiten  Dbeobcrid)’*  waren  geboren  worben;  unb  in  ben 
Sßaufen  mochte  fic^  bie  erfc^ütterte  ißbantafie  einbilben,  ba3 
©utgefdbrei  ber  $etnbe  an  ben  Doren,  ober  baö  SBrödfeln 
Som’8  unb  feiner  alten  ©onumente  ju  oernebmen,  ooti  benen 
bumpf  unb  fdbwer  bie  ©armorfteinc  ttieberfielen.  gibt 
laum  ein  fcbrecFlicbereö  ©emälbe  ton  iHom,  alä  bieö,  wa$ 
burdb  jene  Serfammlung  felbft  unb  bureb  jene  ißrebigt  bar-- 
geftellt  wirb,  unb  bie  wilbe  unb  bijarre  ßinbilbungetfraft  ber 
.fromilie,  welche  bie  ©efebidbte  ber  §auptftabt  ber  ®rbe  an 
bie  Ißropbejeiungen  ber  3ub«1  Fnüpft , erregt,  inbem  fie  fidb 
pon  Finbifdbett  ju  mirFlicb  erhabenen  Silbern  ergebt,  eine 
PöHig  tragifdbe  Schwermut.  ©an  Fann  fie  bie  Seidjenrebe 
3tom’8  nennen,  unb  fte  b<*t  «ne  abfolut  biftorifebe  S3ebeu= 
tung,  ja  eine  weit  böbere  als  bie  Siebe  beö  ©arc  Slnton  an 
Gäfar’3  Seiche.  GS  war  nun  ber  ißapft,  ber  fie  hielt,  aber 
ein  achter  Sohn  Slom’S,  ber  Slbfomme  ber  erlau<bteften  ißatri* 
der  ber  Stabt,  unb  obwol  feine  ißrebigt  in  bie  $orftel!ungS= 
weife  unb  Sprache  ber  3uben  getaucht  ift,  burdbbridbt  fie 
boeb  bie  »oDe  Gnergie  be$  röntifeben  Slationalgefüblö- 

Slgilulfu«  belagerte  Slont,  aber  wie  es  fdbeint  ohne  Stach* 
brudf,  benn  Wie  hätte  bie  Stabt  ihm  wiberfteben  Fönnen, 
welche  nach  bem  eigenen  SluSfprucb  ©regor’S  „ohne  jablreicbes 
SßoIF  unb  ohne  Seiftanb  ber  Solbaten"  nur  auf  ben  Sdbufc 

t cet»«.  ttr  Statt  Sem  11  4 


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50  Tritt««  ©»di.  profil««  Clapitc!. 

bee  SlpoftelS  ißetruS  ober  (Lottes  felber  angewiefen  war?  1 
Der  ißapft  fonnte,  wenn  er  ju  ben  Rinnen  ber  alterSfcbwacben 
Stauern  2Turelian’S  unb  Belifar’S  entporftieg,  mit  2lugen 
febn,  wie  bie  Körner,  Jpunbctt  gleich  jufamntengefoppelt,  mit 
©triden  am  £alfe  oon  ben  fiangobarben  fortgefübrt  würben, 
um  nad)  granlreicb  in  bie  ©claoerei  oerfanft  ju  werben; 
nnb  mancher  Anlauf  gegen  bie  Dore  mochte  ibn  erfdjreden, 
Wäbrettb  ber  Sßräfect  ÖregoriuS  unb  ber  -Kagifter  SOiilitum 
GaftoriuS,  bie  einigen  laiferlicben  Beamten  oon  SRang  in 
9tom,  bie  zweifelhafte  Bertcibigung  leiteten,  äöeniger  ihrer 
äöaebfamfeit,  ober  ber  Stusbauer  ber  bewaffneten  Bürger,  als 
bem  ©edel  ber  römifdben  Äirdje  war  ber  endliche  Slbjug  ber 
fiangobarben  ju  oerbanfen,  unb  öregor  nannte  fi<$  in  einem 
f patent  ©^reiben  an  bie  Äaiferin  Gonfiantia  mit  balbfpotti= 
febem  Seufjer  ben  gablmeifter  ber  fiangobarben , unter  beren 
Schwertern  baS  römifebe  Boll  fein  fieben  nur  erhalte,  inbem 
e5  bie  Äircbe  alle  Dag  erlaufe. 1 

Die  enblicbe  Befreiung  Stom’S  brachte  bem  fjjapft  jeboeb 
bei  bem  Äaifer  leinen  Danl ; oielmebr  fuchte  ber  Gjardj  ben 
feinem  eigenen  änfebn  unb  feinen  glätten  gefährlichen  SJlann 
in  %$anj  anzufebwärjen,  wie  es  fdheint  erbittert,  baff  er 
auf  feine  £>anb  mit  bem  geinbe  unterbanbelt  b«&c-  ®et 
Äaifer  Mauritius  febrieb  ihm  einen  heftigen  Sörief , worin  er 
ihm  oorWarf,  9tom  fei  wäbrenb  ber  Belagerung  nicht  bin- 
länglich  mit  (betreibe  oerforgt  gewefen,  unb  er  fcbalt  ibn 
lurz  unb  gut  einen  Dropf,  weil  er  fich  oon  Striulf  burd) 


1 In  qua  (urbe)  sine  magnitudine  populi,  et  sine  adjutoriii 
militnm  tot  annis  inter  gladios  illacsi,  deo  auetore,  servamur. 
Ep.  23.  lib.  VII.  Ind.  I. 

1 Ep.  43.  lib.  IV.  Ind.  XIII. 


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'ßontificat  ©regev’e  be»  ©ro  fielt,  51 

baä  Besprechen,  er  »erbe  wegen  beä  griebenä  fei  ber  nach 
SRom  fontmen,  habe  hinter  baä  Sicht  führen  taffen.  Stuf  biefen. 
beleibigenben  SBrief  antwortete  ber  ebte  (Gregor  mit  SBürbe 
unb  mit  biplomatifcher  Ironie ; benn  bie  Schlauheit  ber  gelange 
war  in  biefem  bewunbernäwürbigen  ÜJianne  mit  ber  Un- 
fdjulb  ber  £aube  gemifcht.  $n  feinem  Schreiben  jätete  er 
alle  ©efabren  auf,  benen  ihn  baä  Verhalten  beä  ©rar eben 
preiägegeben  hatte,  unb  alle  Seiben,  bie  barauä  folgten,  unb 
inbem  er  oerficherte,  bie  ihm  Pom  Äaifer  wiberfahrene  ©rob= 
heit  afä  einen  Cff;rentUet  h<uuehmcn  äu  woHcn,  fudjte  er  bie 
beiben  faiferlichen  Beamten  ©regoriuä  unb  ßaftoriuä  Por  ber 
Ungnabe  gu  fchiifcen,  unb  rühmte  ihre  thätige  äöaehfamfeit 
in  ber  Berteibigung  fRont’ä. 1 

3.  .HufCanb  btt  rwltlicfccn  ^Regierung  SRom’«.  2>ie  jtaiferlit^en  Beamten. 

®S8ige«  Stinfcfcti'cigcn  über  bnt  römifdjen  Senat. 

S)ie  Grwähnuttg  beä  fßräfecten  unb  beä  SJtagifter  ÜJtilö 
tum  in  Stom  forbert  unä  hier  auf,  ber  weltlichen  ^Regierung 
ber  gtabt  in  jener  Gpoche  eine  furge  Betrachtung  gu  wibmen, 
unb  alfo  eine  ber  bunlclftcn  ©teilen  in  unferer  ©efchichte 
gu  berühren.  2Bir  haben  fchon  gefehn,  bafj  gu  biefer  3cit 
fein  3)up  in  SRom  genannt  wirb,  unb  baß  Pon  einem  römi-- 
fdjen  2)ucat  nirgenb  bie  Siebe  ift. 2 dagegen  finben  ficb  in 
einigen  gtäbten  Gomiteä  unb  SEribuni,  SRagiflri  SRititum 


1 Ep.  40.  lib.  V.  Ind.  XIII.  $ier  iß  eine  ©teile  auffallenb:  et 
quidetn  si  terrae  mene  captivitaa  per  quotidiaaa  momenta  non 
excresceret  — e«  liegt  barin  ein  fcofc«  Betvufitfcin  auJgefrrodjrn , unb 
©reger  etnpfaitb  fitb  al«  meltlicfeen  SRegierer. 

1 3n  ©regor'«  Briefen  teirb  genannt  ber  Dux  Sardiniae  (t  p.  46.  47. 
lib.  I),  Dux  Arimini  56.  I.  Dux  Campaniae  IX  VIII.  Dux  Nea- 
polis  5.  XII.  k. 


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52 


dritte«  ^»eite«  tfatilfl. 


aber  offenbar  als  ©eneralcommanbanten  in  91om  unb  bem 
Stabtgebiet,  unb  mit  ber  »ollen  ©ewalt  eines  3)uj  beileibe!. 
'Doch  nur  jeitmeifc  erfcbeint  biefeS  Amt  in  Aom,  mie  als 
ßaftoriuS  bie  Berteibigung  gegen  Agilulf  leitete. 1 ®ie  mili- 
tärif^en  Angelegenheiten  unb  bie  betreffenbc  ©ericbtSbarEeit 
ftanben  natürlich  unter  biefem  Befehlshaber,  unb  »on  9ta- 
»enna  ober  Bojanj  mürbe  ber  £ru»»enfolb , unter  bem  9ta* 
men  roga,  precarium  ober  donativum,  nach  9tom  gefenbet, 
unb  burdh  ben  ßrogator  ausbejahlt,  menn  er  überhaupt  ein- 
traf. 2 * 

Biel  öfter  mirb  in  ©regor’S  Briefen  ber  ißräfcct  genannt, 
bodh  nur  einmal  mit  bem  ausbrüdlichen  3ufßh  Urbis; s unb 
ber  i)Sapii  nennt  oft  genug  ißräfecten  ohne  meitere  Bereich1 
nung,  fo  baß  man  ft<h  hüten  muß,  unter  ihnen  bie  ber 
Stabt  ju  »erftehn.  ßS  gab  noch  ebenfomol  einen  ißräfecten 
»on  Italien,  mie  »on  Afrifa,  unb  »on  SUpricum,  alfo  »on 
ben  brei  ®iöcefen,  meldhe  ehemals  bem  IßräfectuS  ißrätorio 
gtalien’S  untergeben  maren.  ©regor  nennt  fte  in  feinen 
Briefen, 4 unb  bie  Stellung  beS  ^räfecten  Stalien’S,  melier 

1 3n  btt  Aä&e  t>on  9tom  unb  »cot  für  9Jotn  fefbfl  beauftragt  flanbtn 
bie  SWagiflri  SJIititum  iJefojc  unb  Olauriciu«,  Ep.  21.  XII.  Ind.  7.  3n 
©icifien  unb  Keapel  »erben  SDtag.  SWilit,  öfter«  genannt:  25.  XII.  13. 
71.  75.  VII. 

1 Ep.  129.  VII.  Ind.  2.  Ep.  2.  VIII.  Ind.  3. 

* Praefectus  Urbis  Johannes:  Ep.  7.  VIII.,  unb  fo  »ar  ber  f($on 
genannte  Oregoriu«  ©tabtpräfect.  Ep.  40.  V. 

4 Georgins  Praef.  Italiae.  Ep.  22.  23.  37.  38.  I.  24.  XII  unb 
1.  V »trb  au«brücfti<$  unterfh  tebeti : excell.  Romannm  Patricium  (b.  t. 
Oparth)  et  per  emin.  Praefectum,  atque  per  alios  Civitatis  snae 
nobile«  viros.  — Praef.  Africae  37.  VIII.  Illyrici  21.  II.  Siciliae 
38.  III  (hier  haben  anbre  Cod.  Praetor),  ffi«  »iberlegt  ficfi  bemnad)  ißan- 
cirofi,  »elcfier  in  ber  Notitia  Imp.  occid.  cart.  115  fagt:  Italiae  scrin» 
reenperntae  «uns  Praefectus  redditus  non  invenitnr. 


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'pemificat  @[(901'«  brt  (Bregen. 


>3 


Pom  ©yareben  beftimmt  unterfebieben  wirb,  ift  unP  f(arer 
alP  jene  eine«  SroconfulP  ^talien’P. 1 @t  leitete  nämlich  alte 
6i»il  = ©efchäfte  unmittelbar,  fowol  map  ginanjen,  als  wai 
©ericbtPbarfeit  unb  oberfte  Verwaltung  ber  Stabte  betraf. 
X-ep  i}}at>ftP  (Empfehlung  war  nicht  ebne  (Einfluß  auf  bie  Se* 
feßung  beP  mübecollen  SltutP  ber  ißräfectur,  fowol  für  ^ta= 
lien,  alp  für  bie  Stabt.  So  wanbte  ficb  im  3abr  602  ber 
(Eypräfect  OuertinuP  an  ©regor  mit  ber  Sitte,  beim  Äaifer 
ftdb  }u  oerroenben,  baß  SonituP  bie  ijJräfectur  erhalte,  wor= 
unter  »ool  jene  oon  Italien  ju  uerfteben  ift.  f£)er  SaPf* 
febrieb  ihm  abmafmenb  3urücf,  eP  fei  ein  febwierigep  2lmt, 
unb  überbieP  unttüß  unb  peittooH,  baß  ein  ben  SBiffenfcbaf* 
ten  ergebener  9Jtann  fi<b  mit  JHedjnungen  befaffen  unb  binben 
wolle,  bie  ni<btP  eintrügen,  (Er  wolle  jeboeb  nicht  entgegen 
fein,  obwol  er  bie  Künftigen  paefereien  jeitep  SüanneP  be- 
bauern  müffe,  Weiler  über  bap  Unbeil,  Welche*  ibn  erwarte, 
bureb  baP  Seifpiel  feiner  Vorgänger  genugfam  belehrt  fei. 1 
Unb  in  SBabrbeit  enthalten  feine  Sriefe  einige  auffaHenbe 
Selege  für  biefe  (Erfahrung. 

Senn  bie  ^Jräfectcn  oon  ihrem  Soften  abtraten,  hatten 
fie  ihrem  Stacbfolger  ober  anberen  hoho«  Seauftragten  Siechen 
febaft  abjulegen,  unb  ihr  h°her  Slang  (©regor  gibt  ihnen  mit 
Sichtung  bie  b^rfommficben  Xitel  Maguificus,  Gloriosus  unb 
Ulnstrissimus)  febüßte  fie  in  manchem  ftfaHe  nicht  Por  einer 

' Proconsul  Itnliae.  (Ep.  20.  VIII.)  (Mreßor  bticgimt  fieß  beim 
'pvcconful,  tag  bei  liacome  eon  9ica)>et  bic  iHimona  entgegen  fei,  uub 
be}ießt  ßiß  auf  beffen  SBorgättger  im  Slntt  Oobamie«.  Sin  Proconsul  Dal- 
mstiue  Ep.  3.  VII.  S«  batten  affe  amg  bie  Precciifutii  niegt  aiifgegert, 
leie  ® teiltu«  unb  ©iannone  fdlfcbticft  meinen 

1 Ep.  30.  X:  quin  quid  pnssurus  sit,  exemplo  praeccdentium 
non  nescimus. 


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dritte«  sBwfc.  Zweite«  Capitol. 


54 

wahrhaft  türfifdjcn  ©eftrafung.  $er  Grpräfect  SJibertmuS 
War  not  bas ' aujjerorbentliche  (Bericht  bcs  Gpconful  SeontiuS 
in  Sicilien  geftellt  unb  fchimpflidh  mit  Stuten  geftridjen  wor= 
beu.  3"  fvolgc  biefer  Gpecution  fcbrieb  ©regor  »oll  ebler 
Gntriiftung  einen  SSricf  an  SeontiuS,  ben  ^errtichiten  in  ber 
ganjen  Sammlung  feiner  Briefe,  ber  feinem  Gbarafter  bie 
^öd;fte  Ghre  macht.  Gr  fpriebt  barin  als  ber  gciftlidf  ermatt 
nenbe  ©ater  »on  ^oher,  menfchlicher  ©efinnung , unb  als 
Stfimer,  welchen  ber  ©ebanfe  noch  empört,  baj?  ein  freier 
Wann  gepcitfcht  worben  fei.  3)icS,  fo  fagt  er  an  alte  fei- 
ten fi<h  erimternb,  ift  ber  Unterfdiieb  ber  ©arbarettfönige 
unb  ber  römifchen  Äaifer,  baft  jene  bie  Herren  »on  Scla»en, 
biefe  aber  non  freien  Wännern  fittb.  ©ei  allen  euern  £tanb= 
luitgen  alfo  folXt  ihr  ju»or  bie  ©erechtigfeit,  unb  bann  »or 
allem  bie  Freiheit  im  2luge  behalten;  unb  er  broht  bem 
SeontiuS  mit  ber  Wacht,  bie  ihm  feine  eigene  Stellung  als 
römifcher  ©ifdwf  gebe;  benn,  fagt  er,  hätte  ich  3lnge= 
fdjulbigten  in  gutem  Siecht  erfuuben,  fo  ftanb  cS  mir  ju, 
euch  }u»or  burch  ©riefe  ju  mahnen,  unb  wäre  ich  nicht  ge- 
hört  worben,  fo  würbe  ich  mich  an  beit  erfauchteften  Äaifer 
gewenbet  haben. 1 2luS  biefem  ©rief  geht  beutlich  genug  t>er; 
oor,  welche  ©cwalt  fich  ©regor  felbft  über  bie  höcbften  ©e= 
amten  jufchreiben  burfte,  ba  ihre  .franblungen  feiner  Gontrole 
unterlagen. 

©ebrohte  ©eanite  fugten  feinen  Sd;uh-  GS  war  aber 
eine  gewöhnliche  Grfcheinuitg,  baß  abtretenbe  Obrigfeiten  fid) 

1 Ep.  51.  X.  lud.  3.  Sin  teil  ©oflrafteii,  reeller  be3  Unterfc^teif« 
jdpilbig  war,  richtete  ©reger  ein  fipBne«  Jroflfcbreiben : Ep.  31.  VIII. 
3?areniue  »erglei<tit  bn«  Slfvbälmiß  ©reger’«  51t  1'eemiu«  gut  mit  bem  be« 
Cicero  511m  ©erree. 


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^ontijicat  l&rctfn'a  t«s  Ötcfeni. 


55 


in  bie  Äircbenafule  flüchteten,  unb  biefe  nur  baim  »erließen, 
wenn  fie  »on  einem  faiferlidhen  Stotar  bie  eiblicbe  Verfid}e= 
rang  ihres  HebenS  erhalten  Ratten:  ein  fcßlagenber  '-Beweis 
für  bett  guftanb  ber  b»jantinifd>en  Verwaltung,  So  l)atte 
ber  trrpräfect  ©regoriu«  gethan,  unb  mir  finben  eine  Steife 
»on  Vriefett  bes  fJJapftö  an  bie  einflufsreichften  fßerfonen, 
worin  er  ihnen  jenen  Alaun  unb  feine  Heute  sur  Unterftüfcung 
gegen  bie  iBillfür  ber  dichter  in  allen  ihren  StechtSgriinben 
bringenb  anempfiehlt. 1 Aus  biefer  fclaöifch  ebrlofeit  Vehanb= 
luitg  fann  mit  Siedet  gefcfiloffen  werben,  wie  tief  ber  bnjan-- 
tinifeße  3)efpotiSnmS  aud>  ben  angcfchenften  Veamtenftanb 
herabgebrüdt  batte. 

3ur  3eit  bes  ©ratian  unb  Valentinian  war  ber  Vrä= 
fect  ber  Stabt  9iom  eine  hohe  Ve^örbe,  ißrincepS  bes  Senats, 
unb  an  Slang  ging  er  allen  ifktriciern  unb  ©onfularen  »er. 
Seine  ©erichtsbarfeit  behitte  fich  feit  Auguftus  über  'Jlom  bis 
jurn  fmnbertften  Ateilenftein  aus,  unb  »on  ben  fuburbauen 
Vroüinjen  würbe  an  ihn  appellirt.  3n  ber  Stabt  felbft  ftan= 
ben  alle  öffentlichen  Angelegenheiten  unter  ihm,  bie  Anno  na 
unb  bie  Alärfte,  ber  ßeitfuS,  bie  Sorge  um  glufi,  .pafeu, 
Alauern,  SBafferleitungen,  um  bie  Scßaufpiele  unb  ben  Schntud 
ber  Stabt.  Natürlich  war  burch  ben  Verfall  Slont’s  auch  fein 
Amt  mit  »erfaßen;  aber  im  fecßSten  ^ahrßunbert  war  es 
noch  immerhin  fo  bebeutenb,  baß  bie  ganje  (Sioilverwaltung 
ihm  angehörte,  währeub  bas  politifcße  unb  militärifcbc  'Jlegi 
ment  beim  belegirten  Alagifter  Atilitum  fid;  befanb.  Unb 
nur  fo  laßt  es  ficfe  ertläreu,  wie  ber  Vrnfect  ©regot  iuS  neben 
bem  militärifdhen  VefehlShaber  noch  als  bie  mießtigfte  ißerfon 
in  Angelegenheiten  ber  Verteibigung  unb  Verforgung  ber  Stabt 

’ Epp.  54.  55.  56.  57.  5».  VIII. 


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5t> 


Xvittee  söucb.  3TOt'lM  Uta^itcf. 


gefunben  mürbe.  ^nbefj  biefe  umfaffettbe  '-öefugnifs  beä  l}}rä= 
fe den  SRom’S  fcbmanb  int  ficbenten  ^ahrhutibert,  mo  bie  nti* 
lüärifc|en  ©emalten  völlige  Dberbanb  erhielten,  unb  tnbem 
ber  Stabtpräfect  auf  bie  blofse  ^urisbiction  befdsränft  mürbe, 
fanf  er  unter  ben  ®up  von  9tom,  ben  Öeneral--©ouvcrneur 
ber  Stabt,  herab.  Unb  febon  nach  bent  ;fahr  600,  roo  3°: 
banne«  bie  Ißräfectur  befieibete,  hören  mir  feinen  ißr&fecten 
nennen,  bis  mieber  im  Qabr  774  einer  auftaudjt,  unb  bie« 
berühmte  ftäbtifdje  2tmt  erhielt  fich  al«  ba«  einjige  be«  2llter- 
tum«  in  veränberter  ©eftalt,  unb  fpielte  im  römifchen  3RitteI- 
alter  eine  neue  fWoUe. 1 

Sieben  ber  Stabtpräfectur  unb  neben  bem  Üiagifter  3Jib 
litum  ober  ®up  gab  e«  in  Slont  auch  aitberc  faiferlidjc  2}e= 
amte,  bereit  iierhältnijj  un«  jebod)  bunfel  ift,  unb  ab  unb 
ju  erhielten  33otcn  im  Aufträge  be«  ÄaiferS,  beren  Üöillfür 
unb  (rrpreffuitg  nicht  geringen  Schrei  verbreitete. 2 3öie  e« 
ferner  mit  bem  Senat  befebaffett  mar,  miffen  mir  nicht.  2)ie= 
jenigen  Schriftfteller,  mclche  fein  ^crtbefteFm  behaupten,  haben 

1 Felix  Coiileloiius  de  Praefecto  Urbis  (Roma  1631)  ift  nichtig 
jiit  bie  ^Sräfeeien  be«  fpäteren  iDiittelaftertS ; et  beginnt  febr  naio  bie  9teibe 
ter  alten  ^rafteten  mit  itbarn  ober  Siomulue.  3bm  folgte  mit  noch  größerer 
tlltübe,  aber  nur  bi«  auf  ba«  3a(>r  600  firf>  befebräntenb , öbuarb  Sorfini 
de  Praefectis  Urbis.  Pisa  1766.  34>  finbe , baß  bet  flräfrct  3<>bjnnM 

bie  Xitel  Palatinos  unb  Patricius  führte  (51.  52.  VIII.)  unb  bewerte 
babei,  baß  ber  Xitel  fjatriciui,  f pater  nur  bem  Gjarcbrn  eigen,  bamal* 
nod;  Ijiiufig  war.  Cpilto  $atriciu6:  Ep.  27.  XII.  $enamiu«  'flatriciu« 
33.  1.  42.  43.  V.  ?c. , unb  felbft  bcffen  ©enialüt  beißt  Patricia:  128.  VII; 
uiibt  iniuber  bie  SRbmerin  3f ufticiana.  3dj  Spreche  nicht  oon  bem  Patricias 
(lalliarum,  welchen  Xitel  bamal«  bie  grantenfbuige  eerlieben:  33.  II. 
17.  XII.  jc. 

1 So  ein  Comcs  privatoruin  Beator,  hic  qui  quasi  eomes  priva- 
turum  dici  vult,  venisse,  et  multa  contra  omnes  agere.  Ep.  26.  XI. 
lud.  6.  — 3u  Ep.  29.  XII.  fpricht  ©vegor  Mit  diversa  officio  palatii 
urbis  Romae,  für  bie  er  um  bie  ftuttena  bittet. 


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'jtomificat  (Sieger’»  te»  fflro§en. 


57 


für  ihre  Meinung  feine  anberen  ©rüttbe  betjubringen,  als 
unä  fcbon  befannte  ©teilen  in  ber  Pragmatiken  ©anction 
JJuftinian’S,  als  ben  Verist  2JIenanber’S  oon  ber  ©enbung 
einiget  Senatoren  nach  Sonftantinopel  im  3abre  579,  ober 
als  bas  Vorbanbenfein  beS  fßräfecten,  ben  fte  nach  altem 
©ebraucb  für  baS  .fjaupt  beS  ©enatS  auch  in  biefer  3«*  er= 
flären.  2t ber  alle  foltbe  ©rünbe  finb  unhaltbar,  unb  fte 

fallen  oor  bem  gänjlid^en  ©tillfcbweigen  ber  ©efcbktfcbreiber. 
2ßenn  ju  ©regor’S  3e't  no(b  ber  ©enat  als  StatSbebörbe  ober 
als  Stepräfentant  ber  politifdjen  Siebte  beS  römifdien  3ieid)S, 
ber  Respublica  Romana,  bcflanb,  wie  fonnte  ©regor  ihn 
bei  ben  witbtigften  Staatsangelegenheiten  oöllig  übergeben? 
SBir  »erben  febn,  baß  er,  im  3abr  599  mit  Stgitulf  wegen 
beS  griebenS  unterbanbelnb,  als  Vermittler  einen  2lbt  ff}ro= 
buS  gebraust;  oon  Senatoren  ober  oon  einer  auch  nur  ent= 
fcrnten  politifdben  Teilnahme  beS  Senats  ift  hier  feine  Siebe, 
unb  als  2lgilulf  feine  Voten  nach  9iom  fdjicfte,  »erlangte  er 
oom  fßapft  allein  bie  binbenbe  ltnterfcbrift  beS  $riebenSinjiru- 
inents,  beS  Senats  aber  würbe  babci  mit  feiner  ©ilbe  ge= 
bacbt.  3)ian  fönnte  baber  IwcbftenS  glauben,  bafj  ber  ©enat 
noch  als  Äörperfcbaft  ber  3)ccurionen  fortbefianb,  nach  ber 
ftarf  bejwei  felbaren  Sinologie  oon  Stabten  ^talien’S,  welche 
noch  nicht  oon  ben  £angobarben  erobert  unb  um  ben  Sieft 
ber  römifcben  Surialoerfaffung  gebracht  worben  waren. 1 Stber 


’ Xro V»  0*serv.  sul  Qov.  di  Koma  nel  595  (Kote  }um  C.  D.  Long. 
I.  n.  131.  p.  337)  bimiifyt  fitfi  um  ba«  3ortt>efiebn  brt  Senat».  3“  fei«™ 
Wunflcn  fie^t  er  in  n.  401  Cod.  P.  III.  a.  717,  <ro  am  §of  ?iutpraub> 
(in  Senator  fiiius  Albini  Auftritt,  in  biefern  (inen  Senator  Romanu«. 
34  finb«  inbeß , bafj  tie4  um  874  eilt  8)if4of  »eit  lorceUi  mit  Wanten 
Senator  fceifjt.  £c4  teei«t  er  igaöigtto'8  Stnfitbt  ab,  baß  ba«  SDecuricitat 
in  ita(ienif4«n  Stäbtcu  trof}  ber  langebarbifötn  (Sroberung  fortbefianb,  unb 


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i>8 


Dritte*  ÖaCb.  (Sapitel. 


fclbft  »on  einer  Curie  in  biefem  Sinne  »erlaufet  nicf)t^  mehr, 
unb  wir  ntiiffen  bcShalb  jene  berühmten  SluSfprüdje  ber  acht; 
je^nteu  -öomilie  öregor’S,  welche  t'on  bem  Stidjtbafein  bei 
Senate  reben,  als  mtrflidbc  SeroeiSftellen  für  unfre  Slnficbt 
gebrauten. 1 

So  fparfam  nun  bie  Slachridjtcn  über  bie  Stegierung 
Stom’S  jener  3eit  Hub,  fo  ftefjt  bod;  biefes  feft:  bie  mili= 
tärifd^e,  cioile  unb  politifdje  öewalt  in  ber  Stabt  würbe  bureb 
Beamte  beS  ÄaiferS  auSgeübt,  unb  bem  Ißapft  ftanb  gefefslidi 
eine  gewiffe  SBeauffiibtigung  unb  ber  SiecurS  an  ben  Äaifer 
ju.  Uebrigen  finben  wir  itjn  auf  bie  Mir  die  unb  ihre 
öeridjtsbarfeit  befdbränft:  aber  bennodi  war  öregor  burdt 
bas  3uf aT1t ,ncn treffen  feiner  gähigfeiten  mit  ben  Umftänben 
ifi  eine  Stellung  gebracht,  bie  ifm  auSnabmSWeife  jum  ftiü= 
fdjweigenb  anerfanttten  Oberhaupt  auch  beS  politifcben  SRom 
machte,  unb  mit  »ollem  SRedjt  ift  er  als  Öriinber  ber  päpfb 
lieben  .öenfdiaft  weltlicher  Statur  anjufehen. 

4.  ®regor’«  Stellung  in  'itejuij  auf  bie  «labt,  «eine  Sorge  fiir  ba* 
4*olf.  Seine  SSerwaltung  ber  itirchengfiter.  Die  SBefebrung  Önglanb’«. 
©reger’«  geftigteit  gegenüber  ben  Slitfpriitbeit  »on  0B}anj. 

Öregor’S  (iinflut;  überragte  bie  SJlacbt  ber  faiferlicbeit 
Beamten,  unb  bie  Stömer  ehrten  in  ihm  ihren  öerrn  unb 

bieien  Irrtum  bat  ffiarl  Vegcl  itäcbft  ibin  berichtigt.  Diejer  »ätt  bie  311 
©reger’«  3f’*  übliche  SPcjcicbmtng  Orilo  (CJero,  Orclini  et  Picbi)  für 
Caiyeleifthl , unb  ittbent  er  ibn  al*  Stanb  ber  Honorati  et  Possessori-« 
ertlärt,  glaubt  er  bie  Gurien  überhäuft  (eben  in  biefer  ijJeriobr  erlofcben. 
(I.  c.  2 feiner  ©efch.  ber  Stcibtceerfaffuug. ] 

‘ Der  ©raf  ®enbettiiti  (de]  Senato  Rom.  I.  c.  2)  bemüht  jich  »er 
geben«,  ben  Senat  biefer  .fjomilie  gegenüber  311  behaupten,  unb  £ro»a  jrnbet 
©reger’«  äuetpriiebf  übertrieben.  Sauign»,  ©eftbichte  be«  Stern.  Stecht«  ?c. 
I.  p.  367.  Stote  c behauptet , baß  ber  Senat  in  ben  Sriefen  ©regor’*  »er- 
tönt me:  ich  habe  in  biefett  Briefen  nicht  eine  eittjige  Stelle  gefehett,  tee  bie« 


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Pontificat  ©reg er’*  be«  ©roßen. 


59 


Gr  Raiter,  ber  bie  ^eilige  Stürbe  bei)  ©ifdjof«  unb  ben  ©lanj 
be?  hcriihmteften  fpatriciergefchled>t3  in  feiner  ißerfon  Perbanb. 
Seitbem  ber  Stur, 5 beg  ffiothenreidh*  ba«  lefcte  öffentliche  geben 
ber  Stabt  mit  fid>  gerijfen  i;atte , mar  SRom  röHig  oeränbert. 
Söeber  Gonfuln,  nod;  Senat,  noch  Spiele  erinnerten  mehr 
an  baä  meltliche  Sleid; ; bie  patricifdfen  Raufer  mären  faft 
crlofchen,  unb  in  ben  Briefen  ©regor’3  ifi  non  feinen  be* 
giiterten  Familien  alten  ©efdhleditg  in  3lom  felber  bie  Siebe, 
menn  nicht  bon  folgen,  bie  nach  Gonftantinopel  auögeroanbert 
maren, ' mäbrenb  fidh  alte  Flamen  in  ©eflfeungen  finben,  bie 
ber  Kirche  bereite  angehörten.  2 5)ie  fircf)fidh>en  unb  tl>eo= 
logifdhen  S5inge  hatten  bie  bürgerlichen  jum  Schmeigen  ge* 
bracht,  unb  mir  haben  ba3  römifdje  Soll  bereits  in  einem 
völlig  gciftlichen  ©emaitb  gefehen.  $>ie  Kirche  felbft  hatte 
angefangen,  ein  grofjeä  Slfpl  ber  ©efellfchaft  ju  fein;  unter 
bem  Ginfluf?  unerhörter  Schrecfniffe  ber  Slatur  unb  beS  Kriegs 
mar  ber  ©laube  an  baS  nahe  Gnbe  ber  2Belt  allgemein  ge* 
morben,  unb  ber  3ubrang  }u  ihr  unb  bem  Klofter  groß. 
$>ie  Slot  bennehrte  ihn,  mie  bie  Gbre ; benn  ber  ©ebiirftige 
fanb  bort  Slahntng  unb  Obbad;,  ber  Ghrgeijige  aber  Söürbe 

ber  galt  wäre;  auf) ft  in  brm  ©rief,  ber  een  ber  Slcclamatioii  be«  Pilbe« 
be«  ^bofa«  burefe  ben  (Sterne  unb  Senat  banbeit,  unb  biefen  batte  ieb  nnv 
für  eine  (rötere  Huffchrift  bet  9tebaction  bittet  ©riefe. 

' Sie  Patricia  dtufticiana  war  nach  4)e',anj  grwanbert,  unb  ©reget 
f^eint  bie  fromme  unb  reiche  Same  eergtbeu«  na*  3tom  eirigelaben  511  baten. 
Sie  befaß  hier  ©ilter;  fie  troftete  ftcb  mit  Pilgerfahrten  natb  bem  Perg  Sinai, 
unb  ben  papft  mit  ©oben;  fie  fanbte  ihm  10  Pfnnb  ©olbefl  jum  ?e«faiif 
een  Sclaoen,  unb  feibene  8 erbange  für  bie  Äirtpe  be«  S.  petni«,  wobei 
fte  bie  arißctratifche  Prätcnfion  machte,  baß  biefe  Seppicbe  in  feierlithetn 
Sufjug  nach  bet  Pafilifa  getragen  werben  feilten.  ©reger  fchrieb  fünf 
Priefe  an  ße. 

’ So  in  ber  Schentungburfuubt  gewiß«  ©iiter  an  S.  paul  bie"  ftuiibi : 
Antonianus.  Cassianus , Cornelius,  Primianus.  Ep.  9.  XII.  Inil.  7. 


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60 


Dritte»  iPutfj.  groeite»  Sapitel. 


unb  Slang  in  einer  3e^/  ®o  ber  Stitel  Jsiaconus,  'ftrebbpter 
unb  ©ifdfof  für  bie  Slömer  bab  getporben  »Dar,  »oaS  ihnen 
einft  bas  Tribunal,  bie  fßrätur  unb  b ab  Sonfulat  gegolten 
batte.  Selbfit  bie  Solbaten  Derliejjen  i^re  gähnen  unb  nabmen 
bie  £onfur,  unb  berer  bie  Äirchenämter  begehrten  mären  aub 
allen  Stäuben  fo  Diele,  bafj  ©regor  ©inhalt  ju  tbun  fuc^tc, 
»oäbrenb  ber  Äaifer  SJlauritiub  in»  3ahr  592  burcb  ein  6bict 
ben  Uebertritt  ber  Solbaten  inb  Älofter  unb  ber  Sibilbeamten 
in  ein  Amt  Derhot 1 3)ie  entfefcliche  Armut  Stom’b 

ftrecfte  nicht  Dergebenb  nach  ben  Schaben  ber  Kirche  bie  §änbe 
aub.  S)ie  Seite«  / »do  ber  ßonful  ©elb  unter  b ab  ©olf  aub-- 
ftreute,  unb  roo  ber  ©räfect  für  bie  öffentliche»»  Austeilungen 
an  ©etreibe,  Del,  gleifch  unb  Spetf  Don  Staatbtoegen  forgte, 
waren  nicht  mehr;  ber  Schrei  beb  SBoIfb  nach  Panem  et 
Circenses  »ourbe  nur  nod»  ^alb  gehört.  6b  bcrlangte  ©rob 
unb  ber  ©apft  gab  eb  reichlich.  3n  feinem  Älofter  auf  ben» 
6liDub  Scauri  hatte  er  noch  alb  5Dtön<h  bie  Armen  täglich 
gefpeibt;  er  fuhr  auch  alb  ißapft  fort,  b ab  ©olf  ju  nähren. 
Am  Anfänge  eineb  jeben  ÜKonatb  teilte  er  ©etreibe,  Äleiber 
unb  ©elb  an  bie  ©ebürftigen  aub,  an  jeben»  §auptfefte  gab 
er  ben  Äirchen,  Älöftern  unb  milben  Anwälten  ©efchenfe. 
3Bie  SCitub  hielt  er  ben  Jag  für  oertoren,  an  ben»  et  nicht 
ben  junger  gefüllt  unb  bie  SBlöjje  bebecft  hatte,  unb  alb  er 
einft  hörte,  ein  ©ettler  fei  auf  einer  Straffe  Aom’b  geftorben, 

1 Ut  qaisquU  fuiaset  publicis  administratiouibus  iraplicatua, 
ei  ad  ecclesiosticurn  venire  officium  non  liceret.  Job.  Diacon.  Vita 
8.  Gregor.  II.  c.  16.  ©reger  befötoerte  fitfc  gegen  ben  Stufet , baji  er 
bie*  öbict  au<$  auf  bie  Älöftu  au«be&ne,  unb  ben  Solbaten  bie  Suite  «er. 
roe&re:  Ep.  62.  65.  II.  dagegen  itefit  ber  gatl  be«  Huetritt«  au»  bem 
Slofler  in  ein  ireltlicbe»  Sinn  rereitgeli.  Der  'patriciuj  gteitantiu»  murre 
ex  monacho  Cancell&rius  3talien«,  unb  beeiwCb  non  ©regor  bitter 
getabeit:  Ep.  33.  I.  unb  aubere  Briefe  an  ihn. 


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^cntificat  ©reger'«  trt  ©regen.  fil 

oerfchlof)  et  fich  toll  Scham  uitb  wagte  einige  Sage  lang  niebt 
als  ißriejter  an  ben  SUle&altar  ju  treten. 

Sie  SRömer  Ratten  einft  in  ben  Säulenhallen,  in  ben 
Spätem  wnb  an  ben  öffentlichen  Speichern  be«  Staat«  ihre 
SuSteitungen  erhalten,  jefct  brängten  fie  fich  in  bie  SSorböfe 
ber  ©aftlifen  unb  JMöfter,  um  Äleibung  unb  Speife  Don  geift- 
lichen  Beamten  im  Flamen  ©otteS  ju  empfangen.  Sie  Schaaren 
ber  plger  aber,  welche  über  See  tarnen,  fanben  f<hon  in 
IjBortuS  bas  IßilgerbauS  ju  ihrer  Aufnahme  bereit,  unb  wa« 
burch  bie  Sore  SRom’s  jog,  fei  es  als  SBaHfahrcr,  fei  es  als 
Flüchtling  Dor  ben  Sangobarben,  fanb  in  Äranfenbäufem 
ober  in  räumigen  ißilgetherbergen  Säger  unb  Äoft.  2ln 
langen  Safetn  fafjen  bie  gremblinge  aller  ^roDinjen  unb 
berührten  bie  ©aben  ber  römifchen  flirre  mit  frommer 
Sanfbarteit.  Sie  chrifilidhe  SBolthätigfeit  gab  unb  ba«  wirf* 
lidhe  Sebfitfnifj  empfing  bie  wahrhafte  SBoltfiat.  3efct  ift  es 
anberS:  Don  ©tegot’S  3eit,  f°  f<*9t  man,  fchreiben  ftch  bie 
öffentlichen  ^ugmaf Chungen  unb  ißilgerfpeifungen  noch  in 
9tom  her;  aber  biefe  Scenen  gereichen  bem  rühmlichen  ffiol- 
thätigfeitäfinn  auch  ber  heutigen  Äirche  nicht  jum  Sobe,  weit 
fie  nur  theatralifche  Formen  finb,  benen  dürften  be«  SuS- 
lanbS  auf  93aIfonen  unb  bas  ©ebränge  ber  gremben  rings* 
umher  wie  einem  Schaufpiel  jufehen,  Wo  bie  2lrmut  unb  bie 
chrifttiche  Semut  zugleich  als  ißuppen  entwürbigt  werben. 

©regor  Derwenbete  bie  ©üter  ber  Äirche,  Welche  ihr 
nach  unb  nach  aus  bem  IßriDatbefifc  als  Schentungen  juge= 
fallen  waren,  im  Sinn  ber  Srfienfung  gewiffenhaft.  Unb 
biefer  ©üter  waren  bereits  Diele  unb  grojje,  fo  baß  ber 
$apft,  wenn  et  auch  nicht  über  Herzogtümer  gebot,  bodh  als 
ber  reichfte  Sanbbefttjer  in  Italien  betrachtet  werben  tonnte. 


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63 


©ritte«  33ud?.  Sattel. 


Unb  hier  befanb  er  fidf,  wenn  auch  nicf>t  als  »eiliger  Sou« 
»er  an,  fo  boeb  als  Eigentümer  auf  beut  erblichen  ©runb  unb 
©oben  ber  Äirdjie,  wo  er  auch  eine  gewiffe  befd^ränfte  guriS« 
biction  auSübcn  burfte.  ®aS  Eigentum  ber  Äirdjc,  bent  Xitel 
bcS  2lpoftel  S.  ©etruS  juge) Trieben,  War  in  bielen  Sänbereien 
jerftreut:  in  bem  „fornprangeuben"  Sicilien,  wo  fte  am  ge« 
puftefien  Waren,  in  Eantpaitien,  in  ganj  Sübitalien,  in 
Salmatien,  ^tlprien,  ©aUien,  Sarbinien  unb  Eorfica,  in 
Sigurien  unb  in  ben  Eottifdjen  Sftpen  befaß  bic  ßirebe  ihre 
Domänen.  5Der  ©apft  febiefte  bahin,  Wie  ein  Äönig  in  bie 
©rooinjen,  feine  Xiaconen  unb  Subbiaconen  (Rectores 
Patrimonii),  welche  bie  zwiefache  Eigenfdjaft  oott  geglichen 
unb  weltlichen  2tuffehem  ober  Regierungsräten  in  fidj  »er« 
einigten. 1 Rechnungen  würben  »on  ©regor  ftrenge 

unterfucht , benn  ber  würbige  SJlann  wollte  nicht,  baß  „ber 
Secfel  ber  Äircbe  mit  fd;änblichem  ©ewinn  bejubelt  werbe." 
Ein  forgfameS  ©ueb  ber  Eintünfte  unb  ber  SluSgaben  würbe 
geführt,  Währenb  bie  ©erecbtigfeitsliebe  beS  ©apfts  achtfam 
barauf  hielt/  baß  bie  ©auern  ber  Äircbe  nid^t  mit  Unrechtem 
3Jlaß  unb  ©ewicht  ber  Raturallieferungen  ober  mit  ju  hoher 
Äopffteuer  helaftet  Würben. 

S5ie  »ielen  ©riefe,  bie  ©regor  an  jene  Rectoren  bet 
©atrimonien  richtete,  erweden  unfere  lebhaftere  Xeilnahme 
unb  geben  uns  jugleich  Einfidit  in  bie  ©erhältniffe  bes  rö= 
mifchen  ©auernftanbeS,  welche  fich  ^abrhtunberte  lang  un« 
»eränbert  erhielten.  $ie  ©üter  ber  Äirche  würben  »on  Eo- 
lonen  behaut,  Rlenßhen  bie  an  ihre  Scholle  gebunben  einen 
3iitS  in  ©elb  ober  in  SMngett  johlten.  Er  würbe  im 

' SWait  uergleicbe  Joh.  Diacon.  Vita  II.  c.  53  unb  bie  ja$freic5en 
©riefe  ©regor’«  an  toiefe  ©utbiaconen. 


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^witificat  fflrcflcr’S  b<8  ö'rofitit. 


63 


allgemeinen  pensio  genannt,  unb  »on  ben  Conductorcs  ober 
gin8pä»htem  eingetrieben.  Diefe  beorücften  beS  ©ewinneS 
halber  oftmals  bie  ©olonen , inbem  fie  baS  ©etreibemaß  »iH= 
fürlüh  erhöhten;  fie  gwangen  bie  Bauern  bisweilen,  ben 
SJtobiuS  »on  ben  rechtmäßigen  16  ©cytaren  ober  24  rö= 
mifchcn  ipfunben  auf  25  ©eytare  ju  fteigern,  unb  non  20 
©cheffein  ber  ßrnbte  einen  abjugeben.  ©regor  aber  ficuerte 
biefen  Bebrücfungen:  er  fejjte  ben  SJtobius  im  Allgemeinen 
auf  18  ©eytare  feft  unb  beftimmte,  baß  öon  35  ©cheffein 
je  einer  abjuliefem  fei.  Diefe  Berorbnungen  betrafen  ©h 
cilien,  noch  immer  bie  Äornfammer  Stom’S,  aus  welker 
jährliches  ©etreibe  eingefdjifft  tourbe,  bie  ©tabt  §u  »erforgen. 
üöenn  biefe  ©etreibelieferung  im  ©chiffbrudj  »erunglücfte,  fiel 
ber  ©dhaben  freilich  ben  armen  ©denen  §ur  Saft,  auf  »eiche 
ber  ©rfafc  »erteilt  »urbe,  nur  »amte  ©regor  bie  Stectoren, 
nicht  bie  giinftige  geit  ber  Seefahrt  ju  »erfäumen,  fonft 
müßte  ber  ©»haben  ihnen  angefchrieben  »erben.  Die  öfo= 
nomif»he  Drbnung  »ar  mufierhaft;  für  jeben  ©olonen  »urbe 
ein  Stegifter  feiner  Seiftungcn  ober  Libellus  securitatis  ge= 
führt,  auf  welches  er  fich  berufen  tonnte,  unb  wenn  ihn 
5föiß»a<h$  ober  Bebriidung  in  Slot  brachte,  tonnte  er  barauf 
rechnen,  baß  ihm  bie  Billigfeit  bcS  Bapfts  mit  einem  neuen 
gnoentar  toon  Äübeit,  ©chafen  unb  ©ch »einen  ju  ,§itfe  tarn. 
Die  ©üter  beS  ©.  BdruS  *n  ©icilien  gebiehen,  manche  beib 
fame  Berbefferungen  würben  getroffen,  unb  ber  große  ?}3apft 
tonnte  fi<h  mit  ©tolj  auch  «inen  auSgejeicfmeten  Sanbwirt 
nennen,  unb  wenn  er  in  ^proceffion  ober  fonft  ju  ijßfcrbe 
faß,  (ich  rühmen,  baß  ihm  feine  gelter  bie  ©tutereien  bet 
ßirche  »on  berfelben  alten  Drinafria  lieferten,  beren  fteg- 
reichc  Stoffe  einft  Bmbar  befuitgen  hatte,  freilich  hegen  »ir 


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64 


Dritte*  ©mb.  ffapitet. 


leife  gmeifel,  ob  5|}inbar  bie  fromme  ©nfelrace  apoftolifchet 
«jßferbe  mürbe  einer  Obe  roütbtg  befunben  haben,  unb  febmer- 
licb  hätte«  bie  päpftli<hen  Stuten  aus  fpanormuä,  ©prafuS 
ober  Igrigent  beim  olpmpifdjen  ©agenfampf  ben  ©ieg  baoon 
getragen.  SDu  baji  mir,  fo  fdhrteb  ©regor  einmal  an  ben 
©ubbiaconuS  ipetruS,  ein  miferable«  $ferb  unb  fünf  gute 
gfel  gefcfjicft : baS  ijßferb  fann  ich  nidbt  reiten,  meit  es  mife= 
rabel  ifi,  unb  auf  ben  guten  ©fein  nidbt  ftfcen,  meit  fie 
©fei  finb.  1 

5Die  Äird&e  gebot  alfo  über  ein  Voll  »on  hörigen  uub 

ßeibeigenen,  unb  ber  Sfteid&tum  ihre«  ©«hafccS  mar  uner« 

f (bUpft,  mäbrenb  ber  fprioatbefig  junt  Unglücf  ber  bürger= 

lieben  Drbnung  febmanb,  unb  bie  faiferlidben  Waffen  beftänbig 

leer  maren.  2(u3  biefen  ftonb«  aber  »ermodbte  ber  ißapft  faft 

unerfdjminglith  fdbeinenbe  Stiftungen  ju  beftreiten:  bie  6r= 

baltung  bet  Äirdben,  bie  Verpflegung  9tom’8,  bie  ßoSlaufung 

oon  Äriegäfclaben,  enblidb  bie  griebenSgelber,  meldbe  er  ben 
• 

' Ep.  30. 11b.  Xll.  Ind.  7.  — 9Iaib  bem  Bertufi  ber  ftcilifcben  Patri- 
monien fugten  bi«  Sßäpfte  Pferbe  bimeeifen  in  gtanfrei<b:  $abrian  bot  Sari 
mn  einige  „famefe"  ©ferbe,  um  barauf  mit  Hnflanb  ju  r«it«n:  talea  nobia 
famosissimos  mittite  eqtios , qni  ad  nostram  sessionem  facere  debeaDt. 
Cod.  Carol.  ep.  LXVII  (6«im  (Senni  LXXXI.  p.  440).  — ©«gm  ber 
Cotoniatoerbältniffe  ifl  midjtig  Ep.  44.  I.  Ind.  9.  ad  Petrum  Subd. 
Sicil. , unb  onb««:  IV.  21.  Ind.  12;  IX.  18.  19.  Ind.  2;  XIII.  34. 
Ind.  6.  Der  ©elreibecauon  ift  fo  outgebrildt : pensionem  integrum  et 
pensnntem  ad  Septuaginta  bina  persolvant.  Die  Stiftung  beißt  pensio 
(eon  penauro),  bi*roeiten  omb  burda  ober  bnrdatio  (unftr  ©firbe?),  ober 
illatio  burdationia.  (Sine  getriffe  Sbgabe  »on  2Rarfibingen  fuefi  sili- 
quaticum  obtr  ailiquae,  fo  beim  Cnaaiodor.  V&r.  Lib.  II.  ep.  30. 
III.  25.  ffleim  ein  Colone  betratet«  gabfte  er  bem  oondnetor  bat  nnptiale 
commodum,  einen  aolidus.  — Die  ©rnnbfäfce  ©reger’«  finb  in  ep.  44. 1. 
au«gefbro<b«n : quia  noa  aaccuium  eccleaiae  ex  lucris  turpibus  non 
volumua  inquinari.  (Sine  golbne  SKorime,  unb  wert,  fie  ber  ©ergrffeiibeit 
ju  entreißen. 


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^onlificat  ©regor'#  bc«  ©roßen.  65 

i'angobarbcn  reichlich  ju  jaulen  batte.  X)eü  Schäden  ber 
'Kirche  oerbanfte  9tont  feilte  Freiheit  fowol  »on  biefen  Reinheit, 
als  feine  jeitweifc  faft  unabhängige  Stellung  fRabettna  gegen- 
über, u>äf>renb  bie  Jtircf>c  felbft  ror  bem  Äaifet  bie  3)tiene 
ber  Slnuut  annahm,  uub  mit  unterwürfigem  £anf  bie  Keinen 
Waben  boit  einigen  tpfunben  empfing,  welche  er  bann  unb 
wann  als  golbcne  tropfen  best  GrbarmenS  auf  ben  Schutt; 
baufen  9iom  fallen  ließ.  ' 

$>ur<h  Krieg,  junger  unb  iJJeftilenj  jufammengefchntolien, 
mit  Söbjanä  nur  jcitweife  burch  einige  ^Beamte  in  SBerbiitbung, 
bou  Siabenna  buvd;  bie  Sangobarben  abgefdhnitten , bom  Gjr- 
archen  faum  beauffichtigt  unb  militärifch  faft  gar  nicht  ge; 
f<hnht,  fanb  alfo  9fom  im  iflapft  ©regor  ein  nationales  unb 
feIbftgewäl;lteS  Oberhaupt.  ®ie  iTtömcr  fahen  pltfölich  aus 
ihrer  SRitte  einen  ^Bürger  herborgegangen,  welcher  bie  ftoifche 
Strenge  Gato’S  mit  ber  bielfeitigen  Sthätigfeit  Gäfar’S  geiftlich 
bereinigte,  unb  bem  baS  ©lücf  nicht  fehlte,  ©regor  eroberte 
als  „Goitful  ©otteS"  Gnglanb. 2 GS  wirb  crjählt,  baff  er 
eines  £agS,  ehe  er  noch  ißapft  war,  auf  bem  gorunt  Stom’S, 
wo  man  bamals  Sclabenmärfte  hielt , brei  fchöne  frembe 
Knaben  jum  Verlauf  ausftehen  falf,  unb  über  ihre  ^»erhinft 
belehrt,  gerufen  habe:  „2tnglcr,  gleich  wie  Gngel  finb  fte."3 

‘ SWauritiu«  föidtt  um  599  30  tpfimb  ©otbe#  juc  Verteilung  an  bie 
^rieflet  unb  bie  ätrmen , welche  ©regor  (ep.  2.  VIII.  Ind.  3)  bantenb 
quittirt.  — 21  ber  ber  Öjrard?  lieb  (Selb  otm  ber  Äirdje:  Ep.  129.  VII. 
Ind.  2. 

* @o  flebt  auf  feiner  ©rabförift: 

Ad  Christum  Anglos  convertit  pietsle  magistrn 
Adquirens  fidei  agmina  geute  nova  — 

Hisque  Dei  consul  factus  laetare  triumphis. 

ä Angli  quasi  Angeli;  ein  febones  (Somplintent,  aber  es  bat  bie 
finglanber  botb  nicht  son  ber  Äefcerei  abgebalten.  Beda  Histor.  II.  c.  1. 
ö*  t»  8t>ri'»iu«,  Wtfibidiie  tcr  Statt  Sem.  II.  •) 


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66 


Sritte*  '-Pud).  g weite«  Gapitet. 


(fr  erlöste  bie  £eimatlofen,  unb  bon  apoftolifchcm  (SVeifl  er* 
griffen,  wollte  er  felbft  als  ©iiffionär  nacb  jenem  Sanbe  ab* 
geben , aber  er  würbe  vom  römifdwn  Bolf  baran  »erbinbert, 
unb  erft  im  3abr  596  fanbte  er  au$  feinem  Älofter  eine 
Schaar  oon  ÜJiöncben  unter  bcS  SluguftinuS  gübrung  nacb 
ber  fernen  gnfel  ab.  3br  ©rfolg  war  groß  unb  fdmcH : 
Britannien,  welches  jwei  gabrbunberte  früher  »on  9tom  auf* 
gegeben  worben  war,  würbe  bureb  ein  einfamcS  Älofter  am 
Eoloffeum  SRom’S  als  neue  unb  getreue  ißrooinj  ber  römifcbeit 
Kirche  einüerleibt.  ©regor  aber  fnüpfte  geiftreidb  unb  mit 
patriotifdbem  Stolj  an  bie  alten  Erinnerungen  an,  unb 
nannte  ben  König  9lbelbert  unb  feine  ©emalin  Slbclberga 
ben  neuen  Eonftantiu  unb  bie  neue  Helena.  1 

2Rit  bent  ©lanj  biefer  Unternehmung  vereinigten  (ich 
bie  Siege  beS  ÄatboliciSmus  in  Spanien,  wo  SReccarcb, 
König  ber  äßeftgotben,  mit  feinem  Bolf  jur  rechtgläubigen 
Kirche  übertrat,  unb  enblidj  auch  bie  fidler  fortfd^rcitenbc 
Belehrung  ber  Sangobarbcn,  welche  ©regor  bem  frommen 

unb  Joli.  Diacon.  Vit«  I.  c.  21.  ©regor  fd/idte  teil  *pre«bBter  Gantitu« 
nach  ©uflien  um  anglifcbe  Saaten  Bon  17  bi«  18  3ahten  junt  Sioitertienft 
aufpitaufen : Ep.  10.  V. 

1 Ep.  59.  60.  IX.  unb  bie  empfeblungebrirfe  ©reger’«  für  ben  3Wcn<h 
Stuguftin:  52.  53.  54.  57.  58.  59.  V.  Sie  geichitft  er  frl)  brm  tpeitentum 
accommcbirte  (ebrt  Ep.  71.  IX.,  me  er  befiehlt , bie  $eibentempet  in  Sirchen 
einjuweihen,  unb  ben  ©«tauften  am  ge  fl  ber  SJiarfirer  um  bie  Sirchen  Jütten 
ecu  Saub  unb  einen  Schmant  ;u  errichten.  3«beß  brauchte  auch  Otalien 
noch  SWifTionSte.  <5«  gab  Reiben  in  Xerracina  Ep.  20.  VII.,  in  Gorftca 
Ep.  2.  VII.,  felbft  in  Sicilien  Ep.  26.  III.,  unb  ©regor  Wußte,  baß  ber 
^re«bhter  Siftnniu«  in  fReggio  ein  ©üßenbilb  in  feinem  $>aufe  anbete, 
Ep.  4.  X.  SSabrfcbemlitb  war  ber  SRann  ein  Sunflliebbabcr.  Sarbinien 
war  reich  mit  Reiben  »erforgt:  Ep.  23.  25.  27.  III.;  fte  hießen  Barbarieini, 
unb  ihr  Sur  $o*pitio,  welcher  Ghrtfl  geworben,  würbe  een  ©regor  burih 
ein  Schreiben  belohnt  Sie  3ubice«  biefer  3nfel  gefiatteten  ba«  Cwibeutum 
für  öefb:  Ep.  33.  IV. 


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Bentificat  ©regor’a  be*  ©roßen.  67 

©ifer  ber  fatholifchen  gürftin  J^eobcliiibe  uerbanfte.  So  gab 
es  int  ganjen  äbenblanb  feinen  mächtigeren  SRann  als  ben 
römifdten  Papft ; er  ftanb  glorreich  ba  als  £aupt  ber  Äirdhe, 
ober  als  ihr  gelbherr,  beffen  ftrengen  Befehlen  fich  bie  mut* 
renben  ©ifchöfe  Italien’«  unterwarfen.  Sßä^renb  er  nun  für 
bie  Jtirche  Probinjett  eroberte,  fahen  if?n  bie  SRömer  mit  un« 
erfchütterlicher  geftigfeit  jugleich  bie  Slnmajjung  beS  Johannes 
gejunator,  beS  Patriarchen  oon  ©onftantinopel,  befämpfen, 
welcher  ben  £itel  eines  öfutnenifchen  ober  allgemeinen  ©i* 
fchofS  für  fiel»  in  2lnfprucf)  nahm,  ©regor  aber  behauptete 
ben  Primat  ber  rinnifchen  Äirche,  unb  nannte  ficf>  mit  fluget 
3)emut  „Äncdht  ber  Älteste  ©otteS."  Unb  als  folcher  trat 
er  mit  einer  herrlich™  SBürbe  bem  Jfaifer  unb  ben  Königen 
gegenüber,  unb  ermahnte  fie  jur  ©erechtigfeit  gegen  bie  Unter* 
tanen  unb  jum  milben  Siegiment.  ©r  fdjiüfcte  wie  bie  ©in* 
jelnen  fo  bie  Prooinjeu  gegen  bie  ©ebrüefung  ber  faiferlichen 
Seamten;  fein  fdbarfeS  Dhr  »emahm  fogar  bie  Älagen  bes 
©olfs  im  milben  ©orfica  unb  im  fernen  2lfrifa. 1 Niemals 
hat  ein  Papft  feine  Stellung  fo  hoch  erfajjt,  noch  fo  tbätig 
unb  glücflich  ausgeführt:  feine  Sorgen  unb  ©orrefponbenjen 
umfaßten  bie  l'änber  ber  ©htifteuheit. 

6.  ©reger  fließt  mit  Slgilulfue  grieben.  fcefteigt  ben  Iren  bon 

SBbjanj,  unb  wirb  ben  ©regor  tcgliitfwiinföt.  Die  ^ßt?o!a«faule  auf  bem 
gorum  ben  Wem. 

2luS  allen  jenen  $ügen  roirb  jur  ©enüge  Har,  baff 
©regor  faft  bie  ©emalt  eines  £errf<her8  in  SJlorn  auSübte, 
ober  baf}  bie  gäben  ber  weltlichen  Regierung  oon  felbft  in 

1 Ep.  59.  I.  an  ben  <5jar($en  ben  Hfrifa.  Die  ungiücftitbfn  Sorten 
würben  ben  ben  bpjantinifiben  Beamten  fo  gebriWt,  bah  fie  ihre  £ inbet 
in  bie  Ectaeerei  bertnuflen:  Ep.  3.  VI. 


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f>8  Dritte«  Üudi.  »^meite«  Capitel. 

fetne  .fjänbe  tarnen.  G>ie«  betrifft  nicht  alTciit  bie  Stabt 
Äom,  fonbern  auch  anbereCrte;  benn  e«  finbet  fich  einmal, 
baß  ©regor  nach  bem  tu«cif<ben  Gaftell  9tepe  einen  ©ou* 
»enteur  Scontius  abfdncft,  inbem  er  Gleru«,  Orbo  uitb  Volt 
ermahnt,  ihm  ju  geborgen,  ja  baf?  er  fogar  nach  Neapel 
einen  Gribun  fenbet,  biefe  Stabt  ju  bemalen,  unb  bem 
barin  liegenben  Gruppencorp«  ©eborfant  gegen  beffen  91m 
orbnungen  befiehlt.  55 rüber  aber  batte  fr  bem  Sifdiof  3a-- 
nuariu«  »on  Gagliari  in  Sarbinien  aufgetragen,  bic  Wauerit 
unb  SSachen  in  allen  Orten  bereit  ju  halten. 1 Ga  bie  Sorge 
um  9tom  ihm  um  fo  oiel  näher  tag,  fann  cs  nicht  mehr  be= 
fremben,  trenn  er  bort  mie  ein  weltliches  Oberhaupt  fidh  felbft 
mit  militärifcben  Wahregeln  befafjt  unb  an  bie  Gruppenführer 
fchreibt,  bah  er  e«  nicht  für  gut  gehalten  bähe,  bie  Solbaten 
au«  9tom  ju  ihnen  hohen  ju  laffen,  unb  toenn  er  ihnen  in 
betreff  ber  Operationen  gegen  ben  §einb  9lufforberungen  ju- 
fbhidt  ober  9tatfcbläge  erteilt. 7 

Gic  beillofe  Sage  Italien’«  unb  bie  unmittelbare  Ve= 
brängnifj  9tom’s,  toelche  ber  Gparch,  vielleicht  ber  dtaifer  felbft 
mit  furjfichtiger  ^olitif  nicht  ungerne  fab,  machten  ©regor 
jurn  politifchen  Vermittler  be«  Trieben«,  ben  er  enblicb  feiner 
eigenen  (Energie  oerbanfte.  Gr  fühlte  feine  Wacht  fo  febr, 
bah  er  bem  Äaifer  burch  feinen  Vuntius  fagen  lieh,  mettn 
et,  fein  Wiener,  e«  auf  ben  Gob  ber  Sangobarben  abgefebeit 
hätte,  fo  mürbe  heute  biefe«  Volt  meber  einen  Äönig,  noch 

' 9tfpt:  Ep.  2.  XI.  Ind.  10.  Ep.  24.  XII.  Ind.  7. 

Univrrsis  militibus  Neapolitsnis  — magnifieum  viruin  Constanlinum 
Tribunum  cuatodiae  civitatis  deputavimus  pracesse.  §ifr  jubelt  b«r 
Carbinal  ©aroniu«.  Sagliari:  Ep.  2.  5.  VII.  Ind.  2. 

’ Ep.  21.  22.  23.  XII.  Ind.  7.  an  bi«  SWag.  «Militant  8(lor,  SWau> 
ritiu« , Wlaliami«. 


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'tnmifkat  üft«gcr’e  tf«  (drehen. 


69 


einen  £ergog  ober  ©rafeit  mehr  haben,  unb  in  äußerfte  Ver- 
wirrung uitb  Zwietracht  qeftür§t  fein.  Sr  wollte  jebod)  mit 
ihnen,  beren  Vefebrung  er  vorauSfah,  ober  bereit  Vadjic  an 
ben  oielen  fatbolifcbcn  Äirthen  in  ihrem  (Gebiet  er  fürchtete, 
einen  gütlichen  grieben,  unb  er  mühte  fich  mit  äufterftcr 
Vorficht  jahrelang  ihn  ju  erhalten,  währcitb  bie  Vättfe 
beS  Cfrarchcit  ihn  baran  hinberten.  Sr  tarn  burch  bie  Ver= 
mittlung  feines  eigenen  Slbgefanbten,  beS  2lbts  Vr°l>u3 , im 
;)ahr  599  gu  Staube.  1 SS  fcheint  aber,  ber  itaifer  Mau- 
ritius felbft  habe  bem  Vapft  bie  Vollmacht  bagu  erteilt. 
®ie  beiben  hanbclnben  Varteicn  waren  auf  ber  einen  Seite 
ber  Ätönig  Slgilulf  unb  feine  §erjögc,  unter  ihnen  ber  für 
Vom  gcfährlichfte  SlriulfuS  oou  Spoleto,  auf  ber  anbern 
aber  bet  jum  grieben  geneigte  Sjardj  ÄaHinifuS,  beS  3io- 
manuö  Vachfolger.  So  gro§  war  baS  politifdje  SKnfehn 
©regor’S  bajj  ber  Üangobarbenfönig  ihn  wie  eine  felbftftänbige 
Macht  betrachtete;  er  fdndte  feine  Voten  nach  Vom  unb 
verlangte,  ber  fßapft  foUe  baS  griebenSinftrument  untergeid)= 
neu.  ©regor  wich  jcbocEj  bem  Slnfinneu  aus,  weil  er  Weber 
in  bie  .§änbel  bcs  ÄriegS  hinabfleigen , noch  burch  feine 
Unterfchrift  eine  Verantwortung  auf  fich  laben  wollte. 1 $5et 
griebe,  ober  SSaffenftiUftanb  würbe  bis  gutn  Monat  Märg 
ber  fomutenben  werten  ^nbiction,  alfo  bis  gum  3afw  601 
auSgebehnt,  unb  bann  wahrfcheinlicf)  verlängert,  ba  fich 
Vriefe  aus  ber  fünften  ^nbiction  finben,  in  benen  ©regor 
ben  Magifter  Militum  MaurentiitS  unb  ben  .fiergog  SlridjiS 
von  Veneoent  bittet,  ihm  bie  aus  Vruttien  beforgten  Valfen 

1 Kp.  41.  42.  VII.  Int],  2.:  Jaiiffnguugsji^rtibfu  ("rtflcr'«  an  Jtgilulf 
unb  XfjroCdinbc. 

1 Ep.  103.  VII.  lud.  2.  an  t&coboru*,  Untäter  non  SKaoenua. 


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70 


®rittrt  Skid).  gwetirt  (Sapilfl. 


für  bie  ©afilüen  be«  S.  ©eter  uub  S.  ©aul  burcb  Opfern 
gefpanne  an’«  3Jleer  (Raffen  311  laffen. 

$n  ber  gtoeifelpollen  Stube,  beren  bie  Stabt  Stoni  nun  ge= 
nofc,  überrafdjte  fte  bie  9'acbrid)t  non  einer  blutigen  Umwälzung 
in  ©pgang.  3)er  Äaifer  ©lauritiu«  war  einem  Slufftanb  ber 
Solbaten  3U111  Opfer  gefallen,  unb  eine«  ber  uerrudjteften 
Ungeheuer,  welche  bie  f>pgantinifd;e  ©cfrfjicbte  fcnnt,  batte 
ben  £ron  pon  Gonftantinopel  beftiegen.  ©bofa«,  ein  gemeiner 
Senturio,  mit  bem  ©lut  be«  Äaifer«  unb  feiner  fünf  Söhne, 
bie  er  Por  bem  Slngefüht  be«  ©ater«  mit  unglaublicher 
©arbarei  hatte  fd^Iad^ten  laffen,  bcbccft,  l?errfcl;tc  feit  bem 
23.  Stonember  602  im  ©alafte  ^uftinian’«.  'J'er  neue  Äaifet 
eilte,  fein  unb  feine«  Sßeibe«  l'eontia  ©ilbniffe  nach  Stom  3U 
fenben,  wo  fie  am  25.  Sfpril  603  anlangten.  G«  war  nämlich 
Gebrauch , bah  ber  febe«malige  Äaifer  gleich  nach  ber  £ron= 
befteigung  fein  unb  feiner  ©emalin  ©orträt  an  bie  3)ta= 
giftrate  ber  ©robingen  fenbete.  SJtan  nannte  biefe  ©Über 
lateinifch  wie  griechifch  Saurata,  wabrfcheinlich  weit  fre  mit 
einem  Sorbeerfrattg  um  ba«  tpaupt  gefchmücft  waren;  fie  Per* 
traten  bie  Stelle  ber  Äaifer,  unb  bie  fued)tifchen  ©öUer 
erröteten  nicht,  ihnen,  wenn  fie  in  ben  Stäbtcn  anlangten, 
feierlich  mit  angegünbeten  Äergen  entgegengu3iehn,  wie  leben= 
bigen  unb  göttlichen  SBefen  gu  hulbigen,  unb  fie  bann  an 
einem  geweihten  Orte  aufgufteHen,  1 311«  nun  bie  ©ilbniffe 

* Ut&<r  fcit  Saurata  fpr«h«t  ©arcuiu«  ad  ann.  603  (VIII.  p.  162  sq.J, 
bk  Skncbictintr  in  brr  Steif  ju  Ep.  1.  XI.  Ind.  6.  unb  ®ucaitge  im 
@!offat.  — #abri«n  I.  griffe  an  Sonflamimi«  unb  3rfne:  neque  enim 
quando  imperiolis  vultus  et  imagines  in  civitates  introducuntur , et 
obviant  judiees  et  plebea  cnm  landibns,  tabulam  honornnt,  vel 
supereffusam  cera  scripturam , sed  fignrnm  imperatoria  (beim  Sabbf 
Ooneil.  T.  VIII.  p.  758). 


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^ßontiftcat  ©reger’«  te«  ®rt>ßen. 


71 


in  Siont  eingetroffen  waren,  oerfammelte  fich  bie  ©eiftlichfeit 
unb  ber  9lbel  in  bev  ©afilifa  3ulii  im  Saterau,  unb  mit 
bet  Scclamation : „(srhöre  GhriftuS ! bem  ^bofaö  2luguftuS 
unb  ber  Seontia  Slugufta  Sehen!"  riefen  fie  ben  Dprannen 
jum  Äaifer  au«.  Dann  aber  befahl  ber  ©apft  ba$  Doppel; 
bilbnife  im  Oratorium  bes  ©iärtirerS  SäfariuS  im  bifchöf; 
licken  fßalaft  aufjufteHen  1 Unter  jener  ©aftlifa  Qutii  ift 
nicht  eine  Ätr<he  ju  »erftehn , fonbern  irgenb  ein  Steil  bes 
lateranifchen  IßalafteS. 1 Der  für  biefe  £ulbigungSfeier  ge- 
wählte Ort  war  alfo  feincSwegS  ber  alte  ©äfarenpalaft,  fon- 
bern  eine  Piaffe  im  $atriar<hium  beS  Sateran , unb  ßon  ber 
3lnwefenheit  eines  faiferliehen  ©eamten  oernehmen  wir  nichts, 
©ielmeht  ift  es  wieberum  ber  IJJapft,  welehet  aud)  ben  ©efehl 
gibt,  baS  faiferliche  ©ilbnifj  in  bem  Oratorium  eines  SJtärtu 
ters  aufjufteHen;  auch  bieS  aber  haben  wir  im  Sateran  felbft 
ju  fu<hen. 3 

1 Ep.  1.  XI.  Ind.  6.  Vcnit  autem  icona  euprascriptorum  Pliocae 
ft  Leontiae  Augustor.  Romani  VII.  Kal.  Maii,  et  acclaniatum  eat 
eis  in  Lalerania  in  basilica  Julii  ab  omni  clero  et  senatu:  Exaudi 
Cbriste:  Pliocae  Anguato  et  Leontiae  Angustae  Vita.  Tune  jnasil 
ipsam  iconam  Dom.  beat.  et  apoatol.  Gregoriua  Papa  reponi  in 
oratorio  S.  Caesarii  mar.  intra  palatium. 

1 ©unten  sc.  III.  I.  p.  507  meint,  bie  öafilita  Julii  in  Laterani* 
fei  bet  alte  ifialaft  fimiflontin'e  gewefen,  unb  6ejiefjt  fub  auf  Anast.  Vita 
Sergii  I:  basilica  domus  Juliae  quae  campum  respicit.  3<b  finbe 
no<b  eine  fviibere  Stelle  im  Men  ©.  ©italiani,  wo  e«  oon  ber  2tnme[eit- 
beit  bee  Suijer«  Qonftan«  in  9tom  beißt : venit  ad  Lateranas,  et  laetus 
ibidem  pransus  est  in  basilica  Julii,  ein  fcblageuber  SBetrei«,  baß  non 
einer  $a(le  ober  einem  Jriclinium  befl  alten  lateranifchen  (fialafle*  bie 
Webe  ift. 

1 ©areniu«  ad  ann.  603.  VIII.  p.  163  beult  an  ©.  Cefario  an  ber 
Sia  Sbpia,  aber  er  mißoerfleßt  bie  Stelle  in  ber  Vita  Sergii  I.  <ä«  gab 
ein  Oratorium  @.  (Sefarii  im  Sateran , unb  ®aUetti  dcl  vestarario  (Rom. 
1758)  p.  3 meist  na«b,  baß  e«  im  SJeftiarium  lag.  ©ibbon  erfinbet  fiep 
einen  Ort  im  Cmfarrnpalaji : (eine  Uugenauigfeit  in  r3mif<$en  focalitaten  ifl 


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72 


Iritte«  2Mich.  »ttceite«  Kapitel. 


©rrgortuS  mufjte  im  ©runb  feiner  Seele  »or  einem 
Äaifer  jurücffthaubern,  ber  als  genfer  feine  .C^errfcE>aft  an-- 
getreten  hatte;  aber  bie  politif  jroang  ihn  jur  .öeucbelei , unb 
er  fdhrieb  ©ratulationSbriefe  an  Phofas  unb  Vcontia.  (Sr 
lieg  beu  $immel  unb  bie  (Srbe  froblocfen,  als  ob  mit  bem 
3"obe  beS  geregten  Mauritius  (er  batte  baS  loachfenbc  3ln* 
felm  beS  römifcben  PifchofS  burcb  ben  Patriarchen  non  (Son= 
ftantinopel  ju  berfürjen  getrachtet)  ein  unerträgliches  3ocb 
ton  Pom  genommen,  unb  mit  ber  neuen  Regierung  bie 
Freiheit  unb  bas  ©lütf  miebergefebrt  fei. 1 $nt  Slngeficbt  ber 
fcheuglidien  ©eftalt  eines  PhofaS  fanit  man  biefe  Briefe  nur 
mit  Scham  lefen;  fte  finb  unb  bleiben  eine  bunfle  Stelle  im 
l'cben  eines  rubmooilcn  PiattneS,  unb  fmben  fich  }u  feinem 
eignen  Pacbteil  erhalten,  toie  fich  jum  ©dumpfe  Poin’S  bie 
©h««fdule  beS  pf?ofaS  auf  bem  ^orum  noch  beul«  erbaU 
ten  bat. 

©rcgor  batte  feinen  Anteil  mehr  an  ihrer  Errichtung, 
benn  fie  tourbe  erft  hier  Sahre  nach  feinem  SEobe,  im  3al)r 
t>08  aufgeftellt.  5>ie  fuecfitifcbeu  Pömer,  über  bereu  .öäupteru 


fe  groß,  trie  eittfebulbhar.  316«  trie  fenute  einem  felcfrcn  SWatute  linbefannt 
feilt,  baß  bie  fttrtbe  noch  nad)  <3.  ©regor  $äpfle  heilig  fpvadtV 

1 3tu  'f.'hoffl*  cp.  38.  XI.  Ind.  6. , batirt  uom  ÜHonat  3nni.  31  n 
Veentia  cp.  44.  XI.  uttb  an  ^bofa«  cp.  45.  XI.  Saroiiiii«  entidjulbigt, 
inbrm  er  fDtauritiu«  anfdtn'ärp , fDfuratori’e  (Sntriifhmg  rebet,  iitbein  er 
SRauriliit«  wrgolbet;  Sigeitiit«  eriählt,  ohne  ba8  8fid)t«amt  eilte«  ©efchitht- 
fdfretber*  ju  beanfprueben ; ©ibbott  aber  uttb  S?aole  fagett  bie  ÜBahrheit. 
®er  3efuit  äRaimbourg  liistoire  du  Pontife  St.  Grcgoirc  (Paris  1680). 
T.  I.  p.  257  fthttteichelt  Jubntig  XIV.,  iitbein  er  uitoerjtbämt  fagt,  bie 
®emut  ©reger’«  fei  fo  hetminbcriteit'ert  getoefen,  baß  er  fetbft  an  einen 
Itfratineit  trie  l'hofa«  fdjrieb  avcc  tont  ]e  respeet  et  tonte  la  soumission 
qn’un  sitjet  doit  ä son  Prince.  Kleury  Hist.  Ecel.  VIII.  fagt  nur 
elegant:  on  voit  pnr  cctU>  lettre,  coniliien  saint  Grcgoirc  etait  peu 
eontent  du  gouverneincnt  de  Maurice. 


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'ßentifirat  (»reger’«  fcc«  Orcpni. 


73 


fiep  bie  perrlicpen  Säulen  beö  Sfrajan  unb  ber  Slntonine 
erhoben,  auf  ihren  ©ipfeln  oiclleicht  noch  bie  frönen  Stanb= 
büber  jener  rubmgefrönten  Äaifer  loie  jur  2(potbeofe  gen 
,'pimniet  tragenb,  tourbcn  loahrjcbeinlich  burcb  ben  (rrarcfien 
SmaragbuS  gelungen , vom  Äaifer  ißpofaS  ficb  bie  Cpre 
ober  Schanbe  feiner  Stanbfäule  für  ihre  Stabt  ju  erbitten, 
unb  SmaragbuS  fteHte  fic  fobann  auf  bem  jfarum , feitmärts 
gegenüber  bem  Iriumfbogen  beS  Septimius  SeoeruS  auf. 
©eher  9fom  noch  bie  Äunft  befaß  mehr  bie  Diittel  eine  neue 
Säule  ju  fd^affen ; man  entnahm  eine  antife,  canellirte  Säule 
forinthifeper  Orbnung  oon  78  ^?alm  £>öpe  irgenb  einem  alten 
©ebäube,  unb  ließ  fie  auf  ein  großes  ißoftament  pon  Pier- 
facher  ppramibenartiger  Sreppcnaufftufung  feßen.  lieber  bem 
erhöhten  Capital  aber  »ourbe  baS  pergolbete  üronjebilb  beS 
.UaiferS  aufgeftellt , unb  toettn  ber  Äünftler  nicht  ju  fcbmeichelu 
oerftanb,  fonnten  bie  Stömer  beffer  als  in  ©.  Cefario  bie 
fobolbartigc  unb  firuppige  SWißgeftalt  beS  bojantinifepen  JfaiferS 
mit  Cfel  betrachten.  So  tpar  ber  lebte  öffentliche  Sepmucf 
im  Sinne  ber  2llten,  ber  in  fRom  fchon  unter  Ruinen  unb 
in  ber  25ebrängniß  burch  bie  i'angobarben  aufgerichtet  mürbe, 
bas  ©tanbbilb  eines  3Tprannen  unb  baS  Tenfmal  ber  bpjan= 
tinifepen  Änedümtg  fHom’S. 

^ie  9leme|1S  ber  ©cfd>icpte  hat  biefe  Säule,  bie  colonna 
infame  beS  griednffpen  Äaifertunts,  mit  Schonung  aufred)t 
erhalten,  mährenb  ringsum  bie  Statuen  unb  Säulen  be* 
Forums  fpurloS  untergingen;  unb  alle  ^aprbunberte  hinburd) 
ftanb  fic  aufrecht,  ipr  ^oftament  unb  fchamlofe  Sluffcprift 
mit  Scputt  umfchleiert,  bie  SSißbegierbe  ber  fvorfdjer  aber 
als  ein  ^ragejeiepen  reijenb,  bis  am  23.  SWärj  1813  ipr 
Außgeftell  befreit  luarb  unb  bie  ftnfcprift  fid)  enthüllte.  Ten 


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74 


Eritte*  fflud).  Zweite#  Sapittl. 


tarnen  be«  Äaifer«  aber  t»atte  bcr  geregte  |iafj  ber  9iömer 
fanimt  einigen  feiner  fcbmeicbierifcben  ißrabicate  bereit«  au«= 
gelöfd&t.  1 Die  Säule  be«  iftyofa«  ftebt  ttocb  beute,  unb  inbetn 
fte  jtoif<ben  naeften  unb  namenlofen  ijJoftamcnten,  »on  benen 
bie  Stanbbilber  längft  oerfdjroanben,  mitten  unter  einem 
öben  Gf>ao«  oon  fnngeftürjten  $Rarmortrümmern  felbcr  fopflo«, 
bilblo«  unb  einfam  aufragt,  ftedt  fte  ba«  Sebenäbilb  eine« 
Despoten  auSbrucfSPoüer  bar,  al«  e«  bie  befte  9tebe  eine« 
Dacitu«  Permö<bte. 


1 Eit  3nfcbrift  bei  ©unfrn  »c.  III.  1.  p.  271  unb  Carlo  gea  Iscri- 
tioni  di  Monum.  Publici  etc.  Roma  1813.  p.  4 sq.  (tont  Senat  ijl 
hier  fo  wenig  eine  Spur,  al«  auf  ber  Sbiiebrürfe  bt«  9Iarfe*.  6«  ift  übrigen* 
ergöftlitb,  neben  biefer  pralcrifcben  3ufd>rift  bie  energifd)«  Slufjablung  ber 
Ißräbicate  ju  leien , wtldje  Cebrciiu«  bem  ^Jljofa«  gibt:  Hist.  Comp.  p.  170: 
vinosus,  inalierosu«,  sa nguinarius,  rigides  je. 


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$ritlcö  Kapitel. 


1.  Cbaraltet  bfS  3a6rbunbfrt?.  3uf,<mt  b<®  rettgiBfen  ®tmüt« 

ifnrr  3«*-  9tfliqui«nbienft.  SBimtfrglauk.  ®«got  bie  ©otben- 

firc^e  auf  her  ©uburta  bft  ©.  Slgatba. 

5)iefe$  Kapitel  ifl  gleichfam  bie  ßefjrfeite  beö  oortgen. 
SBeitn  wir  bort  bie  l)ohe  ©efialt  ©regor’ö  im  gellen  Siebte 
beS  Serftanbeö  unb  mitten  in  feinet  »ielfeitigen  Jfjätigfeit 
gefc^n  haben,  tnirb  ihn  ffier  baS  2>unfel  feine«  Aahrhunbertö 
umgeben.  5)er  ©eift  beö  grofjen  Cannes  mar  uon  manchem 
Aberglauben  befangen,  unb  baö  befonnene  Urteil  ber  ®e> 
laichte  mufj  eingeftebn,  baf?  er  ihn  bureb  einige  feiner  Schriften 
über  fcanber  unb  Söffer  ba*  oerbreiten  helfen.  Aber  mir 
ftimmen  nicht  mit  ben  aOjuheftigen  Gablern ; benn  nur  ber 
Unoerftänbige  oer fangt,  ba{j  ein  SDfanu  beö  festen  $abr- 
hunbert«  bie  aufgeflärte  Anteiligen}  ber  Slachfommen  befi^e. 
®aö  ©enie  fann  ficb  in  einigen  Gingen  über  feine  $eit  tx- 
heben,  in  anberen  nid^t,  unb  bie  menfehtiche  Seele  mirb 
immer  oon  ber  ©eftthlöftrömung  ihrer  ©egenmart  getragen, 
meldje  fie  alö  eine  elementarifche  fcuft  umgibt. 

®a8  fed}3te  Aahrbunbert  ifi  eini  ber  merfmürbigften 
in  ber  ©efchichte.  $>ie  SKenfchhett  erlebte'  in  ihm  ben  oödigen 
Stur}  ber  alten  ©eit  unb  (Kultur,  unb  glaubte  auch  baö 


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7fi 


dritte«  sBud>.  Jrittr«  Viapitcl. 


Gttbe  ber  CDin^e  überhaupt  gefommen.  (Sitte  bicbte  '.Wolfe 
ber  Barbarei  tute  Pont  Schutt  bee  Ginfturje«  lagerte  fich  auf 
bem  römifcben  9(eicf>,  welche«  bie  SBitrgengel  ber  ißeft,  be« 
.Öuttger«  unb  ber  elemcntarifchen  plagen  pon  einer  ©renje 
jur  anbern  burchjcgen.  Tie  28elt  aber  trat  in  eine  Äriti« 
neuer  Gntwicflung ; auf  beit  Trümmern  be«  alten  3ieicf)s , über 
benen  al«  perfrübte  Senblinge  ©ermanien’«  bie  heroif^en 
©othen  gefallen  Waren,  bilbeten  fich  bie  frifcben  germanifcben 
©eftaltungen  be«  Jeben«,  in  Italien  burcb  bie  £angobarben, 
in  ©allien  burch  bie  granfen,  burch  bie  'Jileftgotben  in  Spa= 
ttien,  in  Britannien  burcb  bie  2 a<h fett  langfatn  au«.  Tie 
fatholifche  Kirche  erfaßte  fich  tm  gnftinct  al«  £eben«princip 
biefer  concentrifch  werbenben  Bölferfreife , unb  jog  burch 
Ueberwittbung  be«  2lriani«mu«  fie  in  einer  Ginbeit  aUmälig 
jufammen.  Tie«  aber  gefdfah  }U  berfelben  $eit , al«  ber 
Orient  Pon  ähnlichem  Gntwicfluitgöbrang  erfüllt  war,  unb 
al«  ÜJlubameb,  Sohn  beffelben  gahrbunbert« , eine  neue  Stcli* 
gion  ju  ftiften  fich  anfdiicfte,  welche  auf  ben  öftlirfien  Trütw 
mern  ber  romifchen  iöerrfchaft  bie  Bölfer  bereinigte,  unb 
ba«  bpjantinifche  fReicb  juerft  jum  fftücfjug  au«  Italien,  unb 
bann  ju  einer  langen  unb  mumienhaften  Grftarrung  jwifchen 
3lbenblanb  unb  3)lorgenlanb  jtoang.  ©regor  unb  Btubameb 
finb  bie  jtpci  gleichseitigen  ißriefter  be«  Sßefien«  unb  be« 
Ofien«,  welche  auf  ben  Süuinen  be«  Slltcrtum«  jene  beiben 
.ßierarchien  ftiftetcu,  au«  beren  clectrifchem  3ufatmncn!toß 
ba«  meifte  Sieben  be«  romanifch-orientalifcben  Diittelaltcr« 
entfpringen  follte.  Mont  unb  fDlecca  aber,  bie  Baftlifa  be« 
S.  ißetru«  hier,  unb  bort  bie  Äaaba,  würben  bie  fpinbolifcheit 
Bunbe«teutpcl  ber  neuen  Gultur  in  ben  jwei  Jpälften  ber 
alten  3öclt,  währenb  ba«  Biunberwerf  be«  hPtantinifcbeu 


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$ontificat  Ö*r«U'r’*  bf$  C»rc>fn*ii. 


77 


Seichs,  jene  hott  ^uftinian  ber  heiligen  Sophia  erbaute  flttche, 
trofc  ihrer  untäglichen  Spracht , niemals  biefe  ailturgefchicbt* 
liehe  ©ebeutung  für  bie  9ftenfchl;eit  gewann. 

Tarf  man  fid>  wunbern,  baf?  bie  38elt  auf  folgern 
Uebergang  ber  Gntwicflung  mit  ber  religiöfen  Ißhantafic  t>or= 
jugSweife  tttätig  mar?  ®enn  in  franfhaften  Ärifen  mögen 
alle  übrigen  Äräftc  ber  Seele  ftiDe  ftehn,  bie  'Pbantafie  jebod) 
wuchert  bann  erft  unbeftritten  im  Seich  beS  innent  Traumlebens 
fort.  GS  bemächtigte  fich  ber  Pltcnfcben  toieber,  wie  jur  3eit 
Gonftantin’S  eine  mttftifche  Aufregung,  unb  toir  hohen  eben 
in  'ilenebictuS  ben  Stifter  eines  neuen  PJJötichtuwS  fich  er= 
heben  fehlt,  welches  aus  9iom  ober  boch  aus  feiner  Gampagna 
bebeutungSooD  beroorging.  Sont  ging  in’S  Älofter , unb  noch 
»on  ben  ©eifjelfdjlägen  unerhörter  Ücibeit  tränt,  unb  unter 
bem  Ginfluft  ber  TobeSfurdit,  oerfenfte  fid»  baS  ©cmüt  bes 
Spalts  in  eine  tiefe  unb  finftere  Schwärmerei  ber  eitibilben= 
ben  Äräfte.  PJlan  barf  es  für  eine  fehr  bejeidjnenbc  Gr= 
fcheinung  in  ä5ejug  auf  baS  religiöfe  ©emütsleben  ber  ba= 
maligen  Plömer  halten,  baf?  fie  in  jetten  non  uns  betriebenen 
spejtproceffionen  ihr  $iel  nach  her  Äir<he  ber  Jungfrau  SDtaria 
nahmen.  Plicht  ber  $eilanb  fonbern  feine  Dlutter  würbe  als 
Setter  angerufen;  es  jeigt  fich  alfo  ber  PJlarieitbienft,  noch 
heute  in  Som  wie  in  ganj  Italien  ber  .öauptcultuS,  fchon 
»öllig  jur  ßerrfchaft  gefomtnen.  ©or  Gonftantin  würbe  eine 
ähnliche  Sßroceffion,  wenn  fte  ftattfinben  tonnte,  ihren  3tuS= 
gang  ju  GhuftuS,  in  ber  politifdjen  Plot  ber  ®anbalen=  unb 
©othen=3eiten  jutn  Ptpoftelfürften  IjJetruS  genommen  haben; 
aber  jefct  war  bie  PJlutter  beS  .ftetlanbS  ber  Sßhantafie  bes 
SBoltS  näher  gerüdft , als  ber  Sohn,  beffen  furchtbar  ernfte 
PRajeftät  aus  ben  SDluftwn  bem  ®lid  bes  Schuhfucbenben 


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78 


©rittf«  ©u<6.  ®rittf*  Sapitrt. 


nur  in  ber  ©rfcheinung  eines  fchredflichen  MeltrichterS  be> 
gegnete.  s3öir  behaupten  es  toreift , bajj  biefe  tvpifcfte  ffieife 
ber  Mofaif,  ß^rifluS  fo  furchtbar  barjufteHen,  mit  baju  bei* 
getragen  ^at,  ben  GultuS  bes  .fjeilanbs  com  ©emüt  beS 
33olfS  mit  ehrfürchtiger  Scheu  31t  entfernen.  SDcr  reine  ©ultuS 
einer  unfid)tbaren  unb  t?öd^fteu  ^nteDigenj  mar  überhaupt 
fchon  lange  in  eine  neue  Mythologie  jerfplittert  morben ; »on 
bem  Saloator  hierauf  ju  ben  Slpofteln,  als  ben  dürften  ber 
Hierarchie  herabfteigenb,  h>otte  fich  bie  chriftliche  Verehrung 
fchon  längfit  ju  ber  ganjen  Schaar  »on  Märtirern  ober 
Äämpfem  für  ben  ©lauben  hingeiaenbet.  $hre  Äirchen  et* 
füllten  bie  Stabte,  ihre  ©ebeine  unb  Slltäre  bie  Äirdhen. 
3>aS  ©olf  ber  Italiener  mar  aus  ©runb  feiner  an  bie  ®e* 
genmart  gebunbcnen  ißhantafie,  unb  roegen  bes  Mangels  ber 
reinigenben  ph>itcfopt)ifcf)en  Kräfte,  bes  Monotheismus  ju  allen 
feiten  unfähig,  unb  bie  fRömer  maren  nicht  fobalb  (Shrijien 
gemorben,  als  fie  fortfuhren  ihre  Stabt,  feit  2tlterS  h«  ein 
ißanthcoii  ber  ©ötter,  mit  chriftlichen  Heiligen  aus  allen 
$ro»injen,  mit  beren  Reliquien  unb  Äirdfjen  ju  erfüllen. 
$aS  fpmbolifche  ober  ibcalifirenbe  Sßefen,  melcheS  ben  ©eift 
über  bem  Materiellen  unb  Stofflichen  erhält,  brohte  ju  »er= 
fchminben,  ba  bie  erfchlaffte  Shatigfeit  ber  Seele  fi<h  malm* 
haft  ibeell  anjuftrengen  nicht  mehr  »ermodhte,  unb  »or  ber 
fichtbaren  unb  taftbaren  Mirflichfeit  bet  Reliquien  ftiHe  ftanb, 
moburdh  bie  fchöpferifd&e  Macht  ber  ipoefie  für  einige  3ahr* 
hunberte  gelähmt  marb,  mährenb  bie  finnlichere  Malerei 
allein,  eine  Äunft,  beren  Michtigfeit  für  jene  ©pochen  nicht 
hoch  genug  faitn  angefchlagen  merben,  bie  Menfchheit  »or 
ber  ©erftumpfung  ju  retten  übernahm. 

Mir  fahren  fort  einige  ©emerfungen  in  biefem  cultur= 


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'pomifical  (Sieger'«  trt  (Srcfjcn. 


79 


gerichtlichen  Sinne  hier  ju  machen.  $)er  tReliquienbienft 
war  jur  3«*  ©regor'S  in  3tom  fo  Bötlig  auSgebilbet,  wie  er 
eS  beute  ift.  3)ie  ©erebrung  ber  SRömer  gegen  ihre  lobten 
mar  grob  unb  eiferfnc^tig ; fie  befaßen  tot  allen  anbem  Qei-- 
ligtüntem  bie  Seiber  ber  Slpoftelfürften  betrug  unb  SßauluS, 
unb  fie  Würben  eher  ihre  Stabt  ben  Sangobarbcn  überliefert, 
als  einen  Steil  Bon  jenen  ©reis  gegeben  haben.  SDie  Äaiferin 
ßonftantina  machte  bem  ©apft  ©regor  baS  brcifte  Slnmuten, 
ibr  für  bie  ©onfeffion  einer  Äircbe,  Welche  fie  eben  im  ©alaft 
ton  ©pjang  erbaute,  cnttoeber  ben  Äopf  beS  äpoftelS  ©auluS 
ober  fonft  ein  ©lieb  ton  feinem  Seihe  ju  flirten;  ©regor 
fcbrieb  ibr  einen  ©rief,  in  toelcbem  er  SRübe  l?atte , feine 
©ntriifhmg  ju  bemeiftem.  ©r  fagte  ibr,  baß  ei  ein  tob= 
würbiges  ©erbrechen  fei,  bie  beiligen  Seiber  ju  berühren, 
ja  nur  mit  bem  ©lid  ber  Sttugen  ihnen  ju  nabn.  ©r  felbft 
habe  am  ©rab  beS  S.  ©aul  eine  geringe  2lenberung  tor* 
nehmen  wollen,  unb  fönne  terficbern,  baß  einet  ton  ben 
©eauftragten,  ber  ei  gewagt  einige  nicht  einmal  bem  Slpoftel» 
leibe  angebörige  ©ebeine  $u  berühren,  Born  plö|Iicben  Stöbe 
getroffen  Worben  fei.  ©clagiuS  fyabe,  fo  erjäblt  er  weiter, 
ba«  ©rab  beö  ©.  SaurentiuS  öffnen  laffeit,  wäbrenb  er  am 
©au  feiner  GapeHe  befchäftigt  war,  unb  alle  SDiömhe  unb 
Säuffeber  ber  Äirche,  bie  ben  Seidbnam  gefebn,  feien  innerhalb 
gehn  Sagen  fammt  unb  fonberS  geftorben.  ©S  fei  genug, 
fährt  er  fort,  wenn  man  ein  Stüd  Such,  welches  baS  ©rab 
beS  ^eiligen  SHpoftelS  bebedt  gehabt,  in  ein  ©flehten  tbäte, 
um  feiner  SBunberfräftc  ju  genießen;  unb  folche  gleichfam 
magnetiflrte  Sucblappen,  bie  man  Branden  nannte,  ober 
etwas  ton  ben  Äetten  beS  SRpofielS  ©etruö  wolle  er  ber 
Äaiferin  fchiden,  wenn  ei  nämlich  gelinge  baton  abjufeilen. 


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80 


Xritte«  ®inb.  j rille«  Safitel. 


'Denn  ber  bamit  beauftragte  ^rieftet,  fo  fe&t  er  fchlau  bin, nt, 
bringe  bas  nid>t  für  alte  barum  Rfttenben  ju  Staube,  fon- 
bern  oft  feile  uitb  feite  er  an  ben  .fetten,  ebne  autb  nur 
ein  einjelnes  geilfpändjen  ju  erhalten. 1 

3)ie  fRömer  Ratten  übrigens  ©runb,  itjre  ^Reliquien  ätigfo 
lid?  ju  f>üten,  benn  fie  würben  ftarE  begehrt.  GS  gab  barnalS 
niete  Schahgräber,  unb  otelicidu  noch  ntebr  fnodbengräber, 
üeutc  bie  ju  ibretn  Gewinn  ober  in  frember  2Mfcf>öfe  Auftrag 
reiften,  um  bie  firchhöfe  ber  'JRärtirer  in  ber  Stille  ju 
burcbroüblen,  uitb  fid)  bann  mit  ihren  Schaben  baoon  ju 
machen.  2)ic  beftürjten  tRömer  entbeeften  eines  £agS  grie= 
tbifche  SRäntter,  bie  neben  ber  '-öafilifa  beS  S.  fflaul  ^eimlicb 
fnodien  auSgruben,  unb  fie  hüteten  bie  ^Reliquien  ihrer  Stabt 
beffer  als  ihre  Stauern.  Stolj  auf  ben  Sefib  fo  göttlicher 
ißfänber,  welche  feine  anbere  f irebe  ber  ©eit  mit  ihnen 
teilen  burfte,  faben  fie  in  ihnen  bie  fßallabien  9tom’S,  unb 
bie  SRagnete,  roetche  bie  fßilger  aus  allen  Säubern  herbei; 
jogen;  unb  wenn  ber  ißapft  ^eilfpäne  oon  ben  fetten  beS 
3tpoftelS  Petrus,  betten  man  bereits  im  feebsten  ^ahrhunbert 
bie  (Erhaltung  Stom’S  3ufchrieb,  austeilte,  galt  bies  als  ein 
fo  bob^  ©efchenf,  Wie  es  ^cute  bie  geweihte  golbene  Stofe 
ift.  GS  war  ©ebrauch  geworben,  folche  Gifenteilchcn  oon 
jenen  fetten  in  ein  golbtteS  Schaffellen  ju  thun  unb  es 
als  2tmulet  am  £alfe  ju  tragen. 2 bisweilen  fügte  man 

1 S.  Gregor.  Ep.  30.  III.  Iml.  12. 

1 2J?it  Ep.  29.  I.  fd>idt  er  bem  'ttnbrea*  3flnftri  be  ®ibiria  ein  fetter« 
@<blüf[elcben : clavem  a S.  Petri  Apost.  corpore  — quae  super  uegros 
multis  solet  miraculis  coruscare:  nani  ctiam  de  ejus  catenis  iuterius 
habet.  Eaedcm  igitur  catenae,  quae  illa  saucta  colla  tenuerunt, 
suspensne  colla  vestra  sanetificent.  3<b  lef«  in  bem  ®oem  Straler'« 
über  bie  Stpopelgeitbicbte  am  Silbe  be«  erflen  iPu*«  biefe  ®erfe: 


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'jßcntificflt  tireg er’«  be»  C»ro|jen. 


81 


auch  Sifenfpäne  Pom  Soft  bet  @.  Saurentiut  unb 

man  perfenbete  auch  golbne  ftreuje,  worin  ©päniein  pom 
Holj  bet  malten  Äreujet  oerfchloffen  waren.  Solche  ©olb= 
fchlüffel  galten  alt  unfehlbare  ©cbutimittel  gegen  Äranfbeit 
unb  jeglidhet  Uebel,  unb  ©regor  felbft  weiß  Pon  ihrer  f>ei= 
ligleit  ju  erjagen,  baf;  einem  -langobarbifchen  ©olbaten, 
melier  ein  erbeutetet  golbnet  ißcterfreujdhen  mit  bem  Sleffer 
umänbem  wollte,  jur  augeitblicflicben  ©träfe  bicfer  frechen 
fünftlerifdhen  SlnWanblung  bie  Älinge  in  bie  Ä'eble  fuhr.  1 
©regor  fd^icfte  biefe  Smulete  nur  an  ^erfonen  höcbften  Sänget, 
an  ©jconfuln,  ißatricier,  ißräfecten  unb  an  Äönige,  wie  ßbifbe; 
bert  Poit  grancien,  unb  Seccareb  Pon  Spanien.  2Rit  biefcn 
unb  anbem  Heiligtümern  römifcher  SBunberfräfte  mochte  er 
bie  SBelt  gern  befchenfen,  unb  et  würbe  ben  entfernten  Äircben 
reichlich  Pon  bem  Del  ber  Rampen  gefpenbet,  welche  Por  ben 
Slärtirergrabern  brannten.  Sian  tauchte  ©auntwolle  in  biefet 
Del,  that  et  in  Safen,  perfab  et  mit  bem  Xitel  bet  betreff 
fenben  .Heiligen,  unb  perfanbtc  et  hierauf.  ®ie  Scrührung 
beffelben  aber  reidhte.  Wie  ©regor  Perfichert,  hin,  SBunber 
ju  thun,  unb  et  gab  beftimmte  Xage,  an  benen  ftdh  bie 
©laubigen  mit  foldhem  Seliguienöl  ju  falben  pflegten,  da- 
gegen war  et  Sitte,  Pon  bem  Del  bet  heiligen  Äreujet  aut 
^erufalem  nach  Som  ©efchenfe  ju  machen.  2 

Hi«  solidata  fidea,  hia  est  tibi  Roma  catenia 
Perpetuata  aalua,  harum  circumdata  nezn. 

Libera  semper  eris,  quid  enim  non  vinculn  praeatent, 

Quae  tetigit,  qui  euncta  potest  absolvere?  cuiua 
Haec  invicta  manu,  vel  relligiosa  triumpho 
Moenia,  non  ullo  penitus  qnatientur  ab  hoste, 

Claudit  iter  belli«,  qni  portam  pandit  in  aatris. 

• Ep.  23.  VI. 

* Ep.  34.  VII.  f($trft  ipm  ber  (SpconfuI  Jeontin«  olenm  sanctar 

®tegoto»lii«,  ttr  Rtatt  Rom  II.  6 


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82 


Dritte«  '-Puc6.  Dritte«  öa^itfl. 


©reger,  ber  baS  .{jaupt  be«  S.  ©aul  ©pjanj’  »er« 
weigerte,  Ijatte  jeboch  fctbft  aus  bem  Orient  einen  2(nn  bes 
Stpoftel  SucaS  unb  einen  beS  ©.  StnbreaS  gliidlid)  in  bie 
©tabt  gebraut,  welche  eifrig  bamad)  trachtete , noch  mehr 
Reliquien  »om  tjödjften  Stuf  in  [ich  ju  oereinen.  ÜJtan  fagt, 
ber  ißapfl  f>Qbe  auch  ben*  wunberthätigen  fRccf  beä  ©bange: 
Iifien  .johanneS  aufgetrieben,  unb  in  ber  lateranifdien  ©aftlifa 
niebergeiegt.  Johann  DiaconuS  oerficEjerte  brei  3ahThuttberte 
fpäter,  baß  biefe  Duttifa  bis  auf  feine  3«it  nicht  aufgehört 
habe , bon  Söunbern  ju  glänjen , baß  fie  jur  3«t  ber  Dürre 
bor  ben  Dbüren  be«  Sateran’S  auSgefdftüttelt,  Stegen  h^uk 
$iebe,  jur  3^*  ber  Söolfertflut  aber  beitem  ßimmel  madje; 
unb  fomit  butten  bie  Stömer  ben  lapis  manalis  ober  Stegen» 
ftein.  Welker  burcf)  Umtragen  auf  ber  ©ia  Slppia  3Qbrbun- 
berte  fang  biefelben  SBunber  in  beibnifdber  3^  bewirfte, 
glüdlidb  erfeßt.  1 

3m  3ufatnmenbang  mit  biefem  ©ultuS  ftebt  alter  übrige 
SSunbergtaube  jener  3e‘t:  6rf<heinungen  ber  SJtaria,  bes 
©etruS,  Stuferweden  bon  lobten,  bas  2BoIried)en  ber  Seiber, 
ber  §eitigenfd?ein,  baS  Auftreten  bon  Dämonen,  alles  bieS  ift 
fdbon  lang  unb  böUig  auSgebilbet  Stur  mag  folcber  2lber= 
glaube  im  ©eifi  eine«  SWanneS  Wie  ©regor  befremben,  beffen 
fonft  geller  unb  humaner  ©erftanb  felbft  bie  3uben  unb  ihren 

crucis  et  aloes  lignum,  urium  quod  tactu  benedicat,  aliud  quod  incen- 
sum  bene  redoleat.  SWarini  Pap.  Dipl.  n.  143  gibt  eilt  SBocument  au« 
SWonja  (um  600),  twlcbe«  ein  ©erjetebnig  ton  Oeten  ber  beit.  SKartirer 
Sfom’e  enthält,  (c  »iet  baton  jur  »Jett  ®regor’fl  bie  Äönigin  Ibeobelinbe 
f«b  b«tte  fommen  lagen,  ©iebe  baju  Slarini’«  91ote  p.  377  unb  Sucange : 
KXaiov  rov  ayiov  JEr avfov,  im  ©loffar. 

1 Joh.  Diac.  Vita  8.  Greg.  III.  c.  58:  vestes  — foras  eicussae. 
granj  $agi  »unbert  fub  nicht,  bag  ein  9fod  ©unter  tbue,  ba  e«  b«b  bie 
©cbweigtiidber  nnb  ®iirtel  be«  ©aulu«  tbüten.  Brevier,  p.  189.  XXIV. 


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^Jontifkat  ©reger’«  be«  ©roßen. 


83 


(SultuS  Bor  bet  Verfolgung  fanatifd^er  Vifd)öfe  in  ©<hufc 
nahm.  ©regot  befenut  in  feinen  Sriefett  unb  Dialogen  ftdj 
ju  feiner  3eit,  unb  mir  mürben  gern  manche  ©rfcheinung 
berfelben  mie  eine  lang  unb  gtücflirf)  übermmtbene  Verirrung 
ber  mcnfchlicben  SnteHigenj  betrauten,  gäbe  unfre  ©egen* 
wart  uns  baS  Siedet  baju.  ©regot  meihte  bie  Jtircbc  in  ber 
©uburra,  biefefbe  toelche  mir  einft  ßon  SUcimer  haben  ftiften 
febn,  ber  heiligen  Slgatbc,  einer  ©icilianerin  aus  Gatanea, 

®o  fte  no<b  bente  als  hintntlifcbe  Vefcfmberin  ßor  ben  gtam= 
men  beS  2letna  Verehrung  genießt.  3«  Siont  mochte  fte  ihren 
9iuf  ben  auSgefudhten  9Jlartern  ßerbanfen,  ioeldhe  fte  ber 
Segenbe  nadh  im  3abr  254  erlitt,  unb  bis  in  bie  neuefte 
3eit  hinab  bat  (ich  bie  2Ralerei  nicht  entfett,  6.  2tgatha 
mit  ben  abgefchnittenen  Stuften  barjuftellen.  ©regor’S  lebhafte 
Schiebungen  ju  ©icilien  aber  tonnten  es  leicht  ßermitteln, 
bafj  er  bie  ^eilige  ßon  jener  Qnfel  in  ben  römifdjen  Stabt= 
cultuS  aufnahm.  9ta<b  bem  ©turj  ber  gotbifeben  .pcrrfchaft 
mar  jene  arianifche  ftirebe  Sticimer’S  bis  }um  $ahr  591  ge= 
fchloffen  gemefen ; ber  ißapft  nun  mollte  auch  bie  lebte  @r= 
innerung  an  ben  SlriauiSmus  in  SRom  vertilgen ; er  machte 
fte  mit  SBeihmaffer  unb  heiligen  Zeremonien  tatholifch,  unb 
legte  außer  Reliquien  ber  6.  Slgatha  audh  einige  ßom  ©.  ©e-- 
baftian  in  ihr  nieber.  Sr  erzählt  ernfthaft,  bafj  nach  boU* 
enbeter  SBeibe  ber  Teufel  in  ber  unfiebtbaren , aber  fühl- 
baren  ©eftalt  eines  ©chmeinS  hin  unb  mieber  jmifchen  ben  . 
Seinen  ber  Stnmefenben  unb  jur  2: hüte  hinausgelaufen  fei. 1 
Drei  SRächte  lang  habe  man  herauf  ein  fürchterliches  @e= 
polter  im  Dachftul  gehört,  bis  fich  enblich  eine  molriedhenbe 

1 Dialog.  UL  c.  30.  ©er  Teuft!  n>ar  orinttif($  unb  CSregor  jielte 
mit  i^m  auf  bie  ?angobarben. 


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84  Xvittrt  öu<6.  $rittrt  (Sapittl, 

JßoUe  auf  bcn  Sfltar  niebergelaffen  ^abe.  25Hr  erjagen  bie« 
roenigcr  wie  eine  2lnefbote,  fonbet  n au«  fnjiorifäem  ^ntereffe ; 
bie  lebten  Spuren  ber  ©otbenberrf<baft  in  Storn  hafteten  noch 
an  einigen  berfdblojfenen  Jlirdjen,  unb  mehrere  mußten  ben 
Arianern  angebört  haben,  benn  ©regot  fagt,  baff  et  aud) 
eine  arianifebe  Äird^e  in  ber  brüten  Siegion  neben  beut  ijSalaft 
SJterulana  reinigen,  unb  bem  S.  Seberinu«  treiben  »olle, 
ton  beffen  Sieliguien  er  au«  Gampanien  ftcb  berfdbreibt  1 
6$  ift  faum  noch  nötig  ^injujufügen,  bafj  ftcb  ber  ©laube 
an  bie  $öHe  längfi  auögebilbet  batte,  mäbrenb  ©regor  felbfi 
bie  Hnnabnte  be«  Fegefeuer«  jugefdirieben  mirb.  Stur  eine 
aßabtnebmung  mag  be«  ©emerfen«  roert  fein;  oblool  bie 
fromme  $urcbt  bie  »erbammten  Seelen  in  ba«  Stal  ©ebenna 
berfefste,  mürben  boeb  auch  anbere  Orte  als  Socale  ber  §öHe 
unb  be«  gegefeuer«  b»  unb  bort  angenommen.  $ie«  faben 
mir  fdbon  au«  bem,  ma«  ©regor  bon  ber  Seele  be«  ftönig« 
S^beoboribb  erjäblt , meldbe  in  ben  Jtrater  be«  ©ulcatt«  non 
Sipari  binabgefabren  fei ; unb  au<b  ba«  Socal  be«  Fegefeuer« 
mürbe  beliebig  gemedbfelt.  ©ermanuö  ©ifdfjof  bon  Sapua 
litt  an  ber  ©i<bt,  er  mar  bon  ben  äerjten  in  bie  »armen 
©über  bon  äfaguti , bem  heutigen  S.  Slngelo  in  ben  Stbbrujjen 
gefebieft  morben.  $>er  ebrmiirbige  fjSrälat  mar  bort  faum  cinge= 
treten,  als  er  in  ein  nidbt  geringe«  Sdbredfen  berfefct  mürbe; 
benn  er  fab  mitte»  in  ber  ©lut  ober  in  ben  Kämpfen  jener  ©aber 
bie  Seele  be«  $iaconu«  ißafdjafiu«  fdbmijjen,  unb  ba«  ©efpenfi 
berfidberte  ibn  felbfi , ba§  bie«  bie  Strafe  für  feine  fe|erif<be 
^uflimmung  jur  2Babl  be«  ©egenpapft«  Saurentiu«  fei.  1 

' Ep.  19.  IL  Ind.  11.  ffiittf  Jtirc^e  biffc«  $riligrn  fmbt  i$  iwbtt 
im  mittdaftrigen  rnxfi  im  beurigm  »ein  entbedoi  Kimm. 

1 Dialog.  IV.  c.  40.  @«f*nna  für  fiBür  ftnbe  id>  oft  im  gaec.  8 


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'ßontificat  ©rcgor’*  bf«  ($r  offen. 


85 


2.  Öreflor’*  Xialege  ob«  »i«  Cüdttr  »ölt  SButtbtrgtf^it^ttn.  &te  Vcgtubt 
eom  Äaifcr  Xrajan.  3uftflnb  bf«  60tum  Xwjanum. 

SaS  bisher  erjagte  mag  binreicfyen,  unfere  2lnfid)t  Bon 
6.  ©rcgor  unb  ben  Römern  feiner  3e>t  ju  betätigen,  unb 
es  waren  nur  einige  3Ü8C  au*  bem  ©emälbe  beS  ©emiitS 
ber  bamaligen  3ftenfchheit-  2Ber  ei  BoHfiänbiger  fennen  lernen 
will,  möge  ©regor’S  Sialoge  lefen.  SieS  aber  finb  Bier 
öüd^er  »on  SSJunbergefdhichten,  welche  er  feinem  getreuen 
SiaconuS  ißetruS  erjäblt,  währenb  biefer  Ijie  unb  ba  ein 
'Bort  einfallen  Iäfjt,  um  bie  gönn  beS  SialogS  ju  erhalten, 
©r  febrieb  fte  im  Bierten  3abre  feine«  ißontificats.  Söenige 
'-Bücher  würben  fo  eifrig  gelefen,  fie  Berbreiteten  fich  im 
'JJtorgenlanb  wie  im  2lbenblanb  fctmcH  unb  allgemein  in  2lb- 
fchriften  unb  in  Ueberfefcungen , worunter  am  Gnbe  beS  achten 
3ahrhunbertS  auch  eine  arabifche  erfebien,  unb  noch  nad) 
längerem  Zeitraum  überfefcte  fte  ber  Äöitig  Sllfreb  Bon  Gng= 
lanb  in  bie  fächfifche  Sprache.  Sie  Herausgeber  ber  2Berfe 
©regor’S  Bon  ber  Kongregation  beS  ©.  SJtauruS  haben  biefeit 
Sialogcn  bie  '-Befeurung  ber  fiangobarben  jugefebrieben,  unb 
man  mag  mit  Siraboöchi,  bem  grofsen  ©efdjidhtf  Treiber  ber 
Siteratur  ^talieti’S,  barin  übereinftintmen,  bafj  ihr  3nhalt 
geeignet  war,  baS  finblidje  ©emüt  roher  Stölfer  ju  über= 
jeugen.  2lber  wer  biefe  unglaublichen  ©rjähluttgen  lieft,  mu& 
wünfeheu,  ba§  es  ber  Äritif  gelungen  wäre,  ihre  2Iutorfcbaft 
©regor’  abjufpredicn , unb  er  wirb  befennen,  bah  fie  bie 
Ainfterniji  beS  2lberglaubeuS  gerabe  burch  ben  SRamen  eines 

gebraust,  fo  in  ein«  &$cntung<iitfuube  »on  garfa:  quiequi«  — metu 
gehennae  aeterna  incendia  pertiracacen«  (Kcgifl.  ».  garfa  p.  1061 
Nim  gattrgcbi  ic.  p.  560).  3m  9-  »«ec.  getrauert  biefen  Kamen  Nr 
Poeta  Saxo:  gevig  tortoribug  igne  geheime  (fiehc  ad  ann  709). 


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86 


2Dritttf  '-öttd).  Xrittrt  tfa^itd. 


großen  Ißapfts  ^eiligen  unb  termeßren  mußten.  $\)x  9lußeti 
in  Sejug  auf  Sefeßruug  mar  wenigstens  jweifelßaft  ober  tor= 
übergeßenb,  ißre  Scbäblicbfeit  aber  bleibenb.  Sine  5tebeutung 
jeboeb»  haben  bie  Dialoge,  welche  man  nicht  überleben  barf: 
ihre  SBunbergefcßicßtcn  waren  national  italienisch  unb  tömifeß. 
SDenn  ©regor  crjäßlt  nur  Solche  Segenben,  welche  ben  5Rußm 
italienischer  .^eiliger  Seiner  eigenen  vermehrten,  unb 
inbem  fie  beioiefen , baß  bie  römifche  Mir  ehe  ber  ©egenWart 
noch  im  SJcfiß  ber  Bunberfräfte  fei,  fteß  gegen  ben  2lrianiS= 
muS  bet  Sangobarben  als  Baffen  ber  fßropaganba  gebrauchen 
ließen.  2)aS  ganje  jtocite  Such  ift  überbieS  ben  Jßateu 
feines  ÜBaffenbruberS  1'enebictuS  banfbar  geweiht,  unb  fo 
fenbete  ©regor  feine  Sialoge  als  ftüle  Miffionäre  ber  römi= 
fchen  Äirdbe  in  bie  ^Protoingen  aus. 

§ür  fo  biele  wunberbare  Segenben,  welche  ©regor  er= 
jäßlte,  h«t  er  atlcrbingS  oerbient,  baß  er  in  einem  Späteren 
^aßrßunbert  felbfl  ber  ©egenftanb  einer  Segenbc  würbe.  2)ie 
außerorbentüche  Sage  ton  echt  römifchem  Socalgepräge,  im 
ganjen  Mittelalter  lebenbig  unb  noch  ton  $ante  in  feinem 
©ebießt  berührt,  gehört  in  bie  ©efeßießte  ber  Stabt  9tom. 
(SineS  JagS,  fo  würbe  im  achten  ^aßrßunbert  erjäßlt,  ging 
©regor  über  baS  gorum  beS  Ürajan.  Sein  ©lief  betrachtete 
mit  (frftaunen  bie  Fracht  biefeS  alten  BunberwcrfS  römifeßer 
©röße,  unb  ßaitete  enblicß  auf  einer  ©ruppc  ton  Grj.  Sie 
Stellte  ben  in  ben  Ärieg  jiebenben  Äaifer  Jrajan  tor,  wie 
er  tom  Sßferbe  ju  Springen  im  begriffe  war , um  einer  fleßen-- 
ben  Bittwe  ©eßör  ju  geben.  ®ic  Matrone  beweinte  einen 
erfdßlagenen  Soßn,  unb  fie  forbertc  tom  Äaifer  ©ereeßtigfeit ; 
Irajatt  terfpraeß  ißre  Sacße  ju  rießten,  fobalb  er  aus  bem 
Kriege  werbe  juriiefgefebrt  fein.  'Beim  bu  aber  fäll  ft,  rief 


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$ontificat  ©regor’«  te«  ©regen. 


87 


bas  arme  äöeib,  mer  wirb  mir  bann  Stecht  geben?  unb  mit 
ber  Sntwort,  bajj  e«  ber  Siacbfolger  thun  »»erbe,  ftd)  nicht 
begnügenb  jmang  fie  Drajan  abjufteigen  unb  ihr  auf  ber 
©teile  ba«  5Hc<ht  ju  erteilen.  Diefe  ^Begebenheit  fah  ©regor 
in  ©rj  bargefteHt,  unb  eine  tiefe  Draurigfeit  überfam  it»n, 
Oafj  ein  fo  geredeter  unb  milbet  .fjcrrfcher  ber  einigen  ®er= 
bammnijj  anheimgefallen  fei.  Gr  meinte  über  biefein  ©ebanfeit 
heftig  ben  2öeg  entlang  bis  er  jum  S.  ißeter  !am,  it»o  er 
in  Serjücfung  fiel  unb  eine  f)immlif<$e  Stimme  ihm  rufen 
hörte:  fein  ©ebet  um  Urajait  fei  erhört,  unb  bie  Seele  bes 
heibnifdhen  ÄaiferS  erlöft,  aber  er  foHe  fi<h  nie  mehr  bei* 
fornmen  laffen,  für  Reiben  ju  beten.  Die  iphantafie  bes 
3)tittelalterS  begnügte  fich  nicht  mit  biefer  urfpriinglicöen  Dich- 
tung, bie  bereits  bem  fiebentcn  3abrbmibcrt  angeboren  mag, 
fonbern  fie  fc^te  noch  bap  Drajan  ben  Staub  beS 

ÄaiferS  mirflid)  aufermeeft  hob«/  um  bie  Seele  ju  taufen, 
worauf  jener  mieber  ^erfüllen,  biefe  aber  in  ben  Fimmel  ein- 
gegangen  fei. 1 

Der  Jtarbinal  StkreniuS  bat  mit  feierlichem  Grnft  über 
baö  fchöne  33t drehen  aus  bem  »ermilberten  9tont  ein  lange« 
©ericht  gebalten,  unb  er  hat  Dom  heiligen  ©regor  bie  uu- 
fchulbigfte  unb  fauberfte  ißoefie  mit  einem  breiten  Schwamm 
eifrig  abgemafchen,  unb  betoiefen,  baff  er  meber  Grbarmen 
um  Drajan  gefühlt,  noch  für  einen  Reiben  je  gebetet  hübe. 


' 3<b  erjagte  biefe  Sage  nach  ben  beiben  Veben«bef4reibmt  ©regor’«, 
3ob.  Eiac.  II.  c.  44  unb  $aul  Eiac.  c.  27,  unb  nach  bem  ©riechen 
3ob.  EamaScenu*  (au«  saec.  8)  in  feinem  äSBerf  de  iis,  qui  in  fide 
dormierunt  T.  I.  c.  16  ber  ^Jarifer  'Ausgabe  obu  1712.  Ea«  Vfgenben. 
buch  be*  3acopu«  be  Coragine  bat  ge  merhrürbiger  SSeife  nicht  aufge- 
nommen. 2er  Srlöfiuig  Erajan’«  ermähnt  auch  ©iegbrrt’«  Clironicon  nd 
»nn.  591 , unb  ber  (Jhnmift  lebte  um  1100. 


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88 


Dritte«  ®iid>.  Dritte«  ffapitei. 


6r  mag  mit  Stecht  jmeifeln,  ob  ju  ©regor’S  $eit  nod?  @r$-- 
ftotuen  auf  bem  Jorum  beS  £rajan  ftanben,  aber  fein  93er; 
fianb  erbi|t  fidj  bet  biefer  Gelegenheit  fo  febr,  baß  er  auf 
bie  arme  Seele  ÜErajan’S  Serge  non  Serbredjen  waljt,  um 
fte  mieber  in  bie  $öüe  bfnabjuftojsen.  SBir  motten  toeber 
ibm,  nocE)  bem  Garbinal  Settarmin,  ber  bie  Segenbe  gleich- 
falls  ernftfwft , bo<b  ohne  3orn  wibertegt  bat,1  weiter  ju= 
bören,  fonbern  wir  buben  biefe  römifcbe  Sage  als  eine  ber 
rübrenbfien  Erinnerungen  bes  »erfommnen  ‘’Kom  in  unfre 
©I>ronif  aufgenommen;  unb  inbent  wir  fte  bebauten,  glaubten 
wir  bie  fttömer  bes  fiebenten  3a^bunberts  »or  uns  ju  er= 
blkfen,  wie  fie  mit  fcbwäcberem  ©ebäcbtnifj  bie  Säule  beS 
Jrajan  mitten  in  ber  öben  Fracht  bes  fcbönften  ber  gora 
fRom’S  beflauntcn,  unb  ficb  Wunberbare  ©efc^ic^ten  »on  ben 
Saaten  biefeS  ebeltt  faiferS  ersten;  unb  fo  wudbs  jene 
Segenbe  fclbft  Wie  ein  Schlinggewächs  auf  ben  Krümmern 
beS  gorum’S  beS  £rajan.  2 

Sie  erwecft  uns  jugleicb  baS  Verlangen,  etwas  »on  bem 
bantaligen  3uftan^  beffelben  ju  wijfen;  aber  wir  erfennen 
nur,  bafj  es  jitr  ,3«^  bes  ißaul  DiaconuS,  welcher  bie  £e= 
genbe  erjäblt,  alfo  im  achten  ^a^r^unbert  noch  jiemlicb 


1 ®ati'iiiu«  Annal.  VIII.  p.  182  sq.  unb  ®eUarminu«  de  Pur- 
gstorio  II.  c.  8 im  Tom.  I.  ber  Sontrowrfen,  Wo  er  über  ba«  gtgefeutr 
eint  nietii<$enm6ßlit$  gelehrte  JU'baublung  gefcbriebeii  bat. 

1 Der  peetifäe  @eift  Dante’«  fab.  Wie  einfl  @tegor  auf  bem  gontnt, 
fo  im  ®urgatoriunt  unter  ben  9telief«  be«  erflen  greife«,  welche  bie  Demut 
barfteflen,  auch  ba«  Stbbilb  jener  Segenbe: 

Quivi  er»  atoriata  1'  alta  gloria 

Del  roman  prinee,  lo  cui  gran  valore 
Mosae  Gregorio  alla  sua  gran  vittoria : 

Io  dico  di  Traiano  imperadorc  etc. 

I’nrgat.  Cant.  X. 


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'ßomificat  lüregot'«  bc»  ©roßen. 


89 


erhalten  fein  mußte.  1 Unb  fdjon  früher  ermähnten  mir,  baß 
bie  Körner  noch  nach  her  ©ot&iföen  3eit  fortfuhren  in  ihm 
»<$  ju  uerfammeln,  um  ben  Monier  ober  Sirgil  unb  anbere 
ißoeten  oorlefen  p hören,  mit  bieg  aug  jtoei  Semerfungen 
beg  S3if<§ofS  oon  IJSoitierg  Sßenantiu«  gortunatuä  heroorgebt, 
melier  ©regor’S  3£it9enof)e  1Dar-  ®r  fa9t: 

Slfo  geglätteten  Stil  pomphafter  'ßoeme  eernimmt  n>ol 
Sem  btt  erhabene  faum  bort  in  btm  gorurn  Irojan’«. 

$attefi  bu  foldje*  ©ebidjt  Bor  btm  Ohr  bee  Senate«  geleftn, 
©olbene  Jeppicbe  bann  legten  ju  güßen  fit  bir. 1 

2)er  ©raf  33enbettini  fyätte  biefc  2)ifti<hen  benüßen  lönnen, 
um  bie  Gyiftenj  beg  Senats  in  9iom  p bcioeifcn, 3 wenn 
gleich  fie  fidf  mit  oöüiger  Sic^erbeit  ebenfo  tool  auf  bie  SBer-- 
gangenheit,  alg  auf  bie  öegenmart  belieben  laffen.  Gin  aug= 
gejeidjneter  gorfeber  über  bie  Literatur  beg  italienifdhen  aJlittel- 
alterg  hat  fidj  inbeß  bureb  jene  SSerfe  p ber  '-Behauptung 


1 Paul  Dincon.  Vita  S.  Gregor,  c.  27:  quod  opere  miritico 
constat  esse  eonstructum.  2)a«  heutige  SPiiifeum  ©regorianum  be« 
Üateran  bettabtt  jwti  pratbtBofle  Ornamente  itt  -£>ocbrelief  au?  btm  gorum 
Jrajan’«,  unb  ein  fefiBnea  Selief  bcii  mehreren  giguren,  baruntcT  ber  bee 
Saifer«,  teeläiee  bem  Sriumfbogen  Irajan’e  angeijürt  ßa&en  muß,  unb 
ntan  tann  au«  tiefen  Ueberrefttn  auf  bie  außerorbemIi<b«  SebBnbeit  jent« 
gorum«  fd&iießen.  Sein  Snblirf  muß  in  Sa  Arbeit  ber  eine«  Bcüenbeten 
Sluntenrert«  gclBtfeit  fein  — opus  mirificum. 

1 Vix  modo  tarn  nitida  pomposa  poemata  cullu 
Audit  Trajano  Roma  vereuda  foro. 

Quod  si  tale  decus  rccitasses  auri  aenatus, 

Stravisaent  plantis  aurea  lila  tuia. 

Venant.  Fortun.  Carm.  III.  c.  23  unb  baju  VII.  c.  8. 

1 Sie  entgingen  ißm , aber  et  mtrfte  fuß  au«  einer  ©rabfdjrift,  bie 
Vknanthi«  für  ben  ©ife^of  feontiu«  machte,  bie«: 

Nobilitas  altum  ducens  ab  origine  nomen 
Quäle  genus  Romae  forte  senatus  habet. 

Lib.  IV.  poem.  10.  Vendettini  del  8en.  Rom.  p.  17. 


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90 


$ritte*  '-Wurf),  dritte*  (Sapitel. 


»erführen  laffen:  „am  ©nbe  bed  fettsten  gahrliunbertd  lad 
man  feierlich  ben  ©irgil  auf  bem  gorum  bed  Strajan.  3)ie 
gleichzeitigen  SDid^ter  bcclamirten  bafelbft  iijrc  23erfe,  unb 
ber  Senat  beftimmte  einen  Äcppidh  ton  ©olbtud;  für  ben 
Sieger  in  biefen  literarifchen  Kämpfen."  1 2Öir  wollen  9tebe= 
blumen  nicht  für  golbgettirfte  Teppiche  galten,  aber  wir  er= 
fennen,  bafj  man  nod)  jur  3eü  ©regor’d  SBerfe  im  gorum 
bed  Urajan  beclamirte,  unb  bied  teranlajft  und  nach  bem 
bamaligen  3uftanb  ber  3Biffenfd)aften  ju  fragen. 

3.  3uftanb  ber  SBiffenfdjafteti  jur  3eit  ©regor’«.  ©eine  feinbfelige  ©telluug 
jur  tfaf(if$en  i'itoratur.  Slnflagen  gegen  ©reger. 

äöäbreub  ber  ^perrfdjaft  !£heobori<h’d  unb  2lmalafuntt;a'd 
haben  wir  in  (Rom  bie  Spulen  unb  ihre  tom  Staat  befol= 
beten  ilebrer  nod)  wo!  gepflegt  gefehn,  unb  bie  gotbifche 
(ßeriobe  gieren  nod)  bie  lebten  9lamcn  lateinifcher  Literatur 
ton  ©cbeutung:  ©oethiud  unb  Saffioborud,  bie  ©ifchöfe  ®n= 
nobiud,  ©enantiud  gortunatud,  gornanbed,  unb  ber  9)2önd) 
SMonpftud  ber  kleine.  3f>re  Schriften  aber  lehren,  bafj 
'fJocfie,  ©c|'d;id;tfd;reibung , s^t)ilofopbie  unb  ©erebfamleit 
noch  mit  ciitaitber  geübt  würben.  ®ie  flaffifc&e  ©erdfunft  ber 
QCItcn  War  felbft  aud  ber  ftirebe  nod;  nicht  terbrängt  worben, 
unb  }u  berfelbeu  3eit,  ald  man  im  gorum  bed  Ürajan  ben 
©irgil  recitirte,  fonnte  man  (im  gahr  544)  in  ber  ©afilifa 
bed  S.  Ißetrud  ab  ©incula  ben  ©pcomed  unb  Subbiaconud 
'Jlrator  tor  bem  ©eifall  Hatfdjenben  publicum  öffentlich  unb 
wieberbolt  fein  ©ebiebt  torlefen  hören,  worin  er  bie  Slpofteb 
gefehlte  in  noch  feinedwegd  barbarifche  .^erameter  gebraut 

1 Sie«  ifl  ber  ju  frilfe  gefiorbene  Ojanam  in  (einen  Docum.  in- 
Mits  etc.  p.  6. 


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^Mitificat  @regor’«  be«  ©regen. 


91 


hatte. 1 $n  ber  3ufZrift  an  beit  Stapft  ©igiliuS,  »eifern 
er  bieä  @cbicf;t  überreizte,  entfZulbigt  er  HZ/  iubent  er 
fagt,  baß  bie  SDtetri!  ber  heiligen  ©Z**ft  niZt  fremb  fei, 
wie  bieS  bie  ißfalmen  beweifen,  unb  er  ift  ber  hmnbertiZen 
2tnfiZt , baß  auZ  bas  ^obelieb,  ^erernia«  unb  $iob  im 
Original  in  §cpametcrn  gefZtieben  feien.  ®ie  SJtufe  Sßirgü'S, 
welZe  einen  ©ubbiaconuS  be§  feZäten  Qaßrbunbertö  befuZte, 
riß  Zn  ju  einigen  uerf Zürnten  Erinnerungen  bin,  unb  wirfliZ 
Hingt  bei  ißm  baS  ^eibentum  bisweilen  an,  benn  er  gebrauZt 
beit  Olpmp  für  ben  ZöftliZfw  §intmel,  unb  nennt  ©ott 
arglos  noZ  mit  bem  Flamen  be$  Conans,  beä  alten  $onnet= 
gotts.  2>er  fflapft  ©igiliuä  aber  naßm  an  biefen  beibnifZen 
gegriffen  im  3abre  544  ebenfo  wenig  Stnftoß,  als  ei  im 
feZ^jebnten  Qabrbunbert  ßeo  X.  tßat,  naZbcm  bie  fRemU 
niScenjen  beS  Altertums  bas  Ebriftentum  wieber  fünftliZ 
burZbrungen  butten.  Unb  fo  erfZeint  baS  .§eibentum  mit 
antifer  ÜDletrif  unb  mit  ber  »ollen  greube  an  ber  Äenntniß 
alter  ißoefie  bei  bem  3e>tgenoffen  ©regor’S,  bem  berübm= 
ten  irifZen  3RönZ  ©.  SolumbanuS,  ber  als  ©tifter  unb 
2lbt  beS  ÄlofierS  ©obbio  im  $abre  615  ftarb.  ©eine 
Obe  an  geboliuS  ift  beiter  bewegt,  unb  EßriftuS  9tame 

‘ Strator,  figurier  #cn  @eburt  (et  flarb  556  ober  560),  feprieb  jteei 
©ü<$er  Historinc  nposlolicne  (Tom  X.  in  ber  Max.  Bibi.  Veter.  Patr. 
Lugduni).  Tie  Siibmung  in  e(egif<$en  Wagen  an  ben  91bt  glorian  ifl 
uiä)t  o(jne  ©rajie: 

Ad  carmen  concurre  meum;  pedibnsque  labanti 
Porrige  de  placido  saepe  favore  manum  etc. 

Tie«  @cbi$t  läuft  im  Uebrigen  auf  eine  Serberrlic$ung  be«  @.  $etru«, 
bem  ba*  erfle,  unb  be«  @.  (pau(u« , bem  ba«  jtoeite  ®ucb  getveibt  ifl, 
binau«.  lieber  Slrator  uergleicbe  man  Tirabofdji  Storia  d.  Lett.  111.  I. 
c.  X.  unb  Oaßetti  del  Primicerio  p.  21,  meiner  bie  febr  merfrciirbigen 
-Jiacf)ri<bten  au«  einem  alten  Cod.  Vatican.  jog.  Ter  Tilgtet  ta«  t»r  ber 
religiosorum  turba  beibe  ®il<b«r  gebenmal. 


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92  ©ritte«  ©ntb,  ©ritte*  Capttet. 

ftetyt  naiö  neben  ©pgmalion,  S)anae,  Jpector  unb  ♦ 

leS  ba.  ' 

Stber  bie  bpjantinifchen  Äriege  unb  bet  Sturj  beS  gotfyi= 
fd^eu  Reichs  mußten  mit  ben  alten  öffentlichen  Slnßalten  auch 
bie  humanen  5Biffenf<haften  begraben  haben.  2öir  hören 
nichts  mehr  oon  Schulen  ber  SRhetorif,  ber  2>ialeftif  unb 
.^urisprubenj  in  SRorn,  nur  bie  2trjneifunß,  melche  2:heobo= 
ridh  eifrig  gepflegt  hatte,  muß  bort  noch  in  einiger  ©löte 
gemefen  fein,  unb  bie  römifthen  Slerjte  fdheinen  bie  SJtebiciner 
»on  Stauenna  an  9hif  übertroffen  §u  haben ; benit  3JtarianuS, 
ber  brußftanfe  ©rjbifchof  biefer  Stabt,  mürbe  bon  ©regor, 
itadjbem  er  bie  Slerjte  megen  feiner  3ufäHe  confultirt  hatte, 
nach  9t°m  jur  Äur  eingetaben.  1 

®er  Unterricht  ber  3ugenb  mochte  aus  ben  fümmer= 
ließen  Mitteln  beßritten  merben,  bie  mol  eher  pribater,  als 
öffentlidher  (Einrichtung  maren ; aufhören  fonnte  er  nicht,  unb 
es  mirb  immer  fiehrer  unb  SChüler  ber  hnntanen  5Biffen= 
fünften  gegeben  haben.  3öenn  man  ben  pomphaften  äluS- 

brücfen  beS  Johann  $iaconuS  ©lauben  fc^cnfen  miU,  fo  mar 
freilich  9tom  unter  ber  Regierung  ©regor’S  „ein  Tempel  ber 
'Weisheit , melChen  bie  fieben  Äünfte  mie  Säulen  ßüfcten", 

' S.  Columbani  Poemata  epist.  ad  Fedolimn  p.  34  (im  Tom  XII. 
ber  Max.  Bild.).  3n  feinem  3ibt)tbinu«  de  vanitate  et  miaeria  vitae 
mortalis  tritt  f<bon  iReim  unb  älffottanj  auf.  3*ne  Obe  aber  jebrieb  er 
al«  72iäbriger  ©rei«,  furj  ber  feinem  Tobe.  ®a«  berühmte  Äfofler  ©obbte, 
einft  eine  feuchte  ber  SBiffeitfebaft,  ift  auch  un«  Xeutfcben  wert.  Dienere  gor* 
Übungen  haben  erloiefen,  baß  ber  berühmte  Cod.  Argenteus  be«  Ulfifa« 

)u  ©obbio  gebürte,  ©om  Striani«nui«  belehrte  gotbifebe  ©rieft  er  febentten 
bie«  fiteinob  tuabrfcbeinlicb  bein  @.  Solumban.  Sa  tarn  eon  bort  nach 
ffieftpbalen , bann  nach  Upfala.  Siebe  Safligfioni,  Ulphilae  Gothirn 
Versio  Epistolae  divi  Pauli  Medio).  1829,  beim  Sari  Irelja  Cod. 
Dip.  Long.  P.  II.  p.  24. 

1 Ep.  28.  IX.  Ind.  4. 


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^ontificat  @regot’*  brt  ®ro§en. 


93 


unb  e«  gab  in  ber  Umgebung  be«  ißapfts  feinen  SWann, 
beffen  ©pra<he  ober  Sri  barbarifdf)  gewefen  märe,  fonbern 
ein  jeber  fc^ritt  Jiolj  im  beflen  fiatein  einher.*  ©ie  ©tubien 
aller  freien  fünfte  blühten  wieber  auf,  unb  bic  (Mehrten 
Ratten  um  i£>re  ©ubftftenj  nicht  ju  forgen;  ja  ber  Ißapft  um= 
gab  ft<h  eher  mit  ben  gebilbetften,  al«  mit  ben  böcfejtgeflellten 
Verfemen.  Äur3  ^honn  ©iaconu«  entwarf  in  ber  ©arbarei 
feine«  eigenen  neunten  Siahrhunbert«  üon  bem  £of  ©regor'S 
ein  ©ilb,  als  hätte  er  ben  tuet  fpätcren  be«  SRicolau«  V. 
ober  be«  Seo  X.  bereit«  gefeljn.  9iur  einen  Mangel  Weife 
ber  gelehrte  2Jiön<h  ju  bebauern:  man  fonnte  am  |>of  ©re= 
gor’«  nicht  griecfjifch  reben.  ©er  ©apft  felbft  befannte,  bafe 
et  nicht  gtiedhifch  öerfiaitb,  unb  bie«  ift  atlerbing«  auffallenb, 
ba  er  bo<h  fo  biele  ^ahre  al«  Sluntiu«  in  ßonfiantinopel  ge= 
lebt  hatte,  ©ort  wieberum  gab  e«  Uliemanb,  ber  lateinifche 
Schriften  gut  $u  erflären  wußte,  unb  fo  feint  Wir,  wie  »oH= 
ftänbig  bie  Sntfrembung  beiber  ©täbte  »on  einanber,  unb 
SRom’S  Don  ber  flaffifchen  fiiteratur  ber  ©riechen  geworben 
war.2  Johann  ©iaconu«  f<hreibt  freilich  feinem  ©regor  eine 
grünbliche  ©chule  in  allen  freien  ©iSciplinen  ju,  er  nennt 

‘ Togata  unb  trabeat«  latinitaa,  fagt  ber  mit  antiftm  Sermon 
barbarifä  prunfenbe  5ffiSnd)  eon  SWonte  (Jafuio  im  saec.  IX.  Siebe  fein 
c.  13  im  II.  ®utb  ber  Vita  S.  Greg. 

1 2>it  „barbara  elcganza“,  ttomit  fiep  3»p.  2>iacon.  (II.  c.  14) 
au*brütft , i(l  für  (ein  3aprpunbert  merfreiirbig : sola  de«rat  interpretandi 
bilinguis  peritia,  et  facundiaaima  virgo  Cecropia  (bie  grieep.  Spraye), 
qaae  quondam  auae  mentia  acumina,  Varrone  caelibatum  auum 
auferente,  Latinia  tradlderat,  imposturarum  aibi  praeatigia,  aicut 
ip8e  in  auia  epiatolia  quaeritur,  vindicabat.  — ©reget  gefielt  feine 
Unreiffenpeit  im  ©rtetpiftpen : quamvia  Graecae  linguae  neaciua:  Ep. 
29.  VI.  Ind.  XV.,  unb  Ep.  27.  VI.:  hodie  in  Conatantinopolitana 
’ci vitale  qni  de  Graeco  in  Latinum,  et  de  Latino  in  Graecum  dic- 
tata  bene  tranaferant  non  aunt  SDian  (rat  äKüpe,  bie«  ju  glauben. 


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94 


35  ritte«  Bu<b.  Dritte*  Cavitfl. 


ihn  in  bet  ©rammatif,  Kbetorif  unb  SMaleftif  feit  feiner 
Äinb^eit  fo  fehr  unterrichtet,  baß  er,  obmol  noch  }u  jener 
3eit  (wie  er  fi<h  auSbrüdt)  bie  literarifchen  Stubien  in  Kom 
blühten,  bod)  in  ber  Stabt  felbft  feinem  ©amte  barin  na<f)= 
fianb.  aber  er  »erwifcht  fein  eigenes  ©emälbe  »on  bent 
©lanj  ber  römifchcn  ©iffeufchaften  luieber,  inbem  er  mit 
flaren  ©orten  fagt,  Öregor  habe  ben  ©eiftlichen  bie  Seetüre 
ber  h«tbnifchen  ©chriftfteller  »erboten ; unb  er  felbft  führt  bie 
berüchtigt  geworbene  ©teile  in  einem  ©riefe  beS  ©apfts  an, 
aus  ber  ©tegor’S  feinbfcligeS  ©erhältnifj  ju  ben  humanen 
©iffenfehaften  heroorgeht.  Gr  fchrieb  »oU  3»rn  an  ben  galii- 
fd^en  SBifcfjof  35efiberiu$,  er  fd)äme  fidj  gehört  ju  hoben,  baß 
er  einigen  ©erfonen  bie  ©rammatif  lehre,  unb  inbem  er  »ou 
ber  alten  Siteratur  als  »on  Albernheiten  rebet,  unb  fie  ans 
jupreifen  für  ©laSphemie  erflärt,  fagt  er:  es  fönne  baS  Sob 
Ghrifli  unb  baS  Sob  bcS  3euS  nicht  in  einem  unb  bemfelben 
SWunbe  Kaum  haben.  * An  einer  anbem  ©teile  befennt  er, 
baß  et  bie  ©arbariSmen  bes  AuöbrucfS  nicht  »ermeibe,  unb 
©bntaj  unb  Gonflruction  su  beachten  »erfchmähe , weil  er  es 
für  unwürbig  halte,  baS  ©ort  ©ottes  in  bie  Kegeln  bes 
SJonatuS  §u  swängen. 2 

1 Quia  in  uno  se  ore  cum  Jovis  laudibus  Christi  laudes  non 
capiunt  Ep.  48.  IX. 

’ Non  barbarismi  confusionem  devito,  silus  motusque  et  prae- 
positionem  Casus  servare  contemno,  quia  indignum  vehementer 
existimo  ut  verba  ooelestis  oraculi  restringain  sub  regulis  Donati, 
Epist.  ad  Leandrum,  alö  ffint.  in  bie  Exposit  Moral,  in  Libr.  Job. 
Die«  ©eflänbniü,  auf  ba«  Bruder  Hist  Crit  Phil.  HL  p.  563  »iel  @f 
toi<ht  (egt,  befeuertet  liraboStbi,  unb  er  bat  ©regor  mit  Snflanb  unb  ®e< 
f^ief  »erteibigt.  Ojanam  serfcbleiert  jene  ©teilen,  »eil  er  ba«  gortbefleben 
ber  literarifeben  «nfialten  in  »cm  rttten  m&bte;  aber  SB.  ®ifebre<bt  (de 
litter&r.  stud.  apud  Italos  primis  medii  aevi  secnlis.  Berlin  1845) 
fagt  txm  ©reger:  quamvis  ipse  doctissimus,  non  modo  his  studiis 


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^ßontificat  ®rfgot’«  brt  ©regen. 


95 


SJtan  hat  allen  ©runb,  namentlich  aus  ber  erflen  jener 
©teilen  ju  bemeifen,  bafj  ©regor  fidf  gegen  bie  humanen 
SBiffenfchaften  feinblich  «erhielt,  aber  feinen  ju  behaupten, 
er  felbft  fei  barbarifch  ober  untoiffenb  gemefen.  ©eine  ®e= 
lehrfamfeit  mar  tbeologifcher  Statur.  Sßenn  er  Jlenntnijfe  in 
ber  ©ialeftif  ber  Sitten  befafj,  maS  feine  »on  ber  ^fnl°fophie 
nie  berührten  ©Triften  alferbingS  nicht  erfennen  laffen,  fo 
mies  er  fie  felber  »on  fid).  ©eine  SBerfe  tragen  bie  ©puren 
feiner  3eit,  aber  ©regor’S  ©pracfje  erhebt  fich  manchmal  ju 
einem  rhetorifchen  ©chmunge,  unb  fein  Satein  ift  nicht  gerabe 
barbarifch-  ©eine  eigene  Stellung  jroang  ihn  auf  bas  fatho= 
lifche  Sieben  allein  ju  mirfen,  unb  inbem  er,  ganj  ©ifdpof 
unb  fjürft  ber  ßirche,  mit  einer  unglaublichen  ©eifteSthätig-- 
feit  ben  Siegen tenforgen  unb  ber  befiänbigen  Äränflichfeit 
noch  bie  SRufje  ju  umfangreichen  theologifchen  Schriften  ab 
jmang,  ift  es  unnüg  »on  ihm  unb  in  feiner  3eit  bie  pflege 
ber  profanen  Siteratur,  ober  nur  bie  Sinfkht  in  bie  3iot= 
toenbigfeit  berfelben  jur  ©Übung  beS  9Jtenf<hengefchle<htS  ju 
»erlangen.  3>cr  ©efebrer  gnglanbs  fah  auch  nodj  Italien 
»om  füfien  .öeibentum  hie  unb  ba  beraufcht,  er  fonnte  baher 
ben  ißoeten  beS  SlltertumS  nicht  pgethan  fein,  unb  über= 
haupt  muß  ber  ©ifchof  ©regor  aus  einem  anbern  ®eficht$= 
punft  betrachtet  merben,  als  ber  flaffifch  gebilbete  Staatsmann 
gaffiobor,  »elcher  bie  3Jlön<he  feines  filofierS  jum  ©tubium  ber 
©rammatif  unb  2)ialeftil  ermunterte.  Äurj,  et  lägt  fich  ent= 
fchulbigen,  roeitn  auch  nicht  loben.  2Bo  es  fidh  aber  um  firch= 
liehe  Slnftatten  hanbelt,  bietet  ©regor  bem  ©ef<hi<htfchreiber 

non  fovebat,  aed  maxi  me  iia  erat  inimiens.  — C’est  de  toua  lea 
papes,  eelui  dont  11  noua  reale  le  plus  d’4crita,  fagt  gCtur^  Hist, 
Eccl.  T.  VIII.  p.  235. 


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©ritte«  8)u<h.  ©ritte«  Capitel. 


t>er  Äircfje  beit  reichfteu  Stoff  bar,  unb  er  toirb  i^tn  als  ben 
©efefcgeber  unb  Drbner  bef  pomphaften  römifchen  Kultus 
überhaupt,  Wie  namentlich  ber  Liturgie  barjuftellen  haben. 
Sein  SebenSbefchreiber  rühmt  ihm  nach,  baß  er  bie  Sänger = 
fcßule  SRoin’S  gcftiftet  habe,  welcher  er  einen  Sifc  neben  bem 
S.  ©eter,  einen  anbent  neben  bem  Sateran  gab.  $>ie  Schule 
ber  gregorianifdhen  Äirchenmufil  aber  tourbe  bie  Üebrerin  bes 
heiferen  äbenblanbeS ; bie  ältefle  päpftliche  Kapelle  nahm  bie 
muficalifchen  Srabitiouen  beS  |>eibentumS  in  fi<h  auf,  unb 
wenn  ©regor  ber  SJlptbologie  ber  alten  Poeten  ben  Ärieg  er= 
flärte,  mußte  er  es  bulben,  baß  bie  SHhpthmen  bes  KatuÜ 
in  ber  fmligcn  33teße  wieberllangen.  1 

$n  fpätcren  3abrhunberten,  felbft  noch  in  neuerer  3eit 
hat  man  auf  ©regor  einige  unb  fcßwere  ©efcßulbigungen  ge= 
worfen,  welche  ftch  nicht  begrünben  laffen.  3Jtan  hat  ihm 
nacbgefagt,  baß  er  bie  mathematifchen  SOBiffenf cßaften  untere 
brücft  habe,  aber  biefer  ©orwurf  grünbet  ficß  nur  auf  eine 
falfch  aufgelegte  ©emerfung  eines  englifcßen  ScßriftftetterS 
auf  bem  Knbe  beS  zwölften  SaßrhunbertS.  2 ©ewießtiger  ifi 
bie  Stnflage  beffelben  2lutorS,  baß  ©regor  bie  palatinifcße 

* Djanam  »c.  p.  32:  on  y cnseignait  assurSmeut  la  m^trique 
lat  ine,  nnb  les  dlteienta  de  ]a  langue,  grecque.  — ©regor  feprieb 
feinen  Sntiphonariu«  nach  bem  ©idat  eine«  Cngel«  im  Oratorium  be« 
heiligen  Jtreuje«  im  Sateran,  fo  behauptet  3op.  ©iaconu«  de  ecclea. 
Lateran,  heim  MabiDon  Mus.  Ital.  II.  571. 

* S*  ifi  Sohann  »on  Saliehnrh  (PolycraL  II.  c.  26):  doctor 
8.  Gregorius  — non  modo  mathesin  jussit  ab  aula  recedere,  aed, 
nt  traditur  a majoribus,  ineendio  dedit  probatae  lectionis 

Scripta  Palatinus  qnaecnmque  teoebat  Apollo 

(Horat.  ep.  3.  I.) 

in  quibus  erant  praecipua,  qnae  coelestium  mentem,  et  snperiorum 
oracnla  videbantnr  hominibus  relevare.  Man  fleht , baß  unter  Mathe- 
matici  mn  bie  »fhotogen  unb  Reichen  teuter  jn  »erflehen  flnb. 


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97 


'J*o«ifkat  (»yfgpr’S  tcü  (*rcf;ru. 

©ibliotßef  »erbrannt  habe,  ober  ee  ijl  nterfwürbig  ju  mißen, 
baß  im  ©iittelalter  bie  Sage  ging,  ber  fo  eifrige  ©eförberer 
beS  .HatboliciSmuS  habe  bie  alte  ©ibliotßef  be§  Slpollo  jer= 
ftört,  ein  ©erbacht,  tuetrfier  in  ben  2lugen  eines  ©ßilofopßen 
beit  ©apft  Gregor  für  feine  Dialoge  luenigfienS  beftraft.  Sber 
baS  ©dßidfal  biefev  berühmten  ©ibliotßef,  bie  einfi  SluguftuS 
in  bent  ©orticuS  beS  Stpollotempels  aufgeftcllt  batte,  ift  völlig 
bunfel ; vielleicht  ließen  fie  _bie  gricc^ifc^en  Äaifer  nach  ©üjanj 
bringen,  vielleicht  fanb  fie  in  ber  ©ebrängniß  ifiom’S  ihren 
Untergang,  ober  fie  beffanb  noch  von  ©taub  unb  SBürmern 
jerfreffen  jur  3°it  ©regor’s.  3u  bent  9hiiit  ber  ÜBiffenfcßaften 
ivurbc  bie  Sttuguftifdße  loie  bie  Ulptfcße  ©ibliotßef  auf  fläglic^e 
unb  geßeimnißvolle  ©Seife  tnitbegraben,  an  bie  ©teile  aber 
ber  ©dßäße  griedbifeber  unb  lateinifcher  äSeiSßeit , bereu  Unter-- 
gang  bie  ©lenfdbbcit  mehr  befeufjen  muß,  als  ben  9tuin  aller 
fteinernen  ©radbttoerle  9lom’S  unb  2ltßen’$,  traten  nach  unb 
nach  bie  sabllofen  Sieten  ber  Diärtirer,  bie  ©dhriften  ber 
Kirchenväter,  bie  ®ecrete  ber  Gonciliett  unb  bie  ©riefe  ber 
©äpfte  in  ihren  eigenen  ©ibliotßefen.  $5eren  erfie  jioei  9lit= 
lagen  im  Sateran  loerben  bem  ©apft  .pilaruS  jugefeßrieben, 
unb  auch  Gregor  fprießt  von  ©ibliotßefen  itt  SHom,  wie  von 
bem  2(rdßiü  ber  römifeßen  Äircße , bem  Vorgänger  beS  heutigen 
geßeimen  ütrdßiv’S  neben  ber  ©attcana.  1 

©Sir  biirfett  uns  ben  ©erfueß,  Gregor  von  ber  Sin; 
fcßulbigung  einer  fo  unerhörten  ©arbarei  ju  reinigen,  erfparen, 
ba  fie  allein  fchon  Vor  ber  ©orftellung  nidßt  beließen  fann, 
baß  bie  öffentlichen  ©Serie  Siom’ö  nießt  Gigentum  beS  ©apftS, 
fonbem  beS  grieeßifeßen  ÄaiferS  waren,  unb  baß  biefer 

1 Ej>.  29.  VII.  an  Sulogiu«  »on  VUffattbria.  Sr  jttgl  Varin,  ta§ 
bie  ©ibliotfyef  brr  £ir<t>c  ni<$t  gerabc  fr^r  PcOftanbig  n?ar. 

CMrcg DTCsiui,  (S)tf4i4tt  rrr  Statt  9tom.  II-  7 


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98 


Tritte«  ®U(6.  Tritte«  Gtapitel. 


bie  ©rlaubnife  einer  fofennen  Verbrennung  ber  gröfeeflen 
Vibliotbel  Siom’S  niemals  mürbe  gegeben  haben.  Unb  memt 
es  mehr  als  eine  gabel  märe,  baß  ©regor  mit  befonberem 
^ngrimm  ben  Vierten  beS  (iicero  unb  beS  StoiuS  ben  Job 
gefdhmoren  hatte,  unb  fie  vernichtete  tuo  immer  er  ihre  ßobiceS 
auf  trieb,  fo  mag  es  einigermaßen  tröften,  baß  ein  glütf  lieber 
3ufaH  bem  Sarbinal  SDlai  erlaubte,  bie  Sucher  ©iccro'S  non 
ber  SRepublif  aus  bem  ©rab  hei  römifchen  SJlittelalterS  her» 
»orjujiehn. 1 

Die  Verteibiger  be<g  großen  ©regor  mürben  noch  mehr 
in  ©ifer  toerfefet,  benn  ju  jenem  Verbacht  gefeilte  ftch  ein 
faum  minber  fchmarjer:  ©regor,  fo  h^B  eS  im  ÜDlittelalter, 
habe  auS  fatholifchem  (yifer  bie  SJionumente  SRom’S  jerftören 
laffen , fomol  um  bie  lebten  SRefte  beS  Reiben  tumS  p »er  tilgen, 
als  um  p nerhinbern , baß  bie  Slugen  ber  Pilger  non  ben 
Äirchett  unb  ©räbem  ber  SUtärtirer  auf  bie  Vierte  b ei  ^eib- 
nifchen  IltertumS  abgepgen  mürben.  3®«  ©hrontfenfebreiber 
beS  oierjebnten  3ahrhunbertS  erjählen  bieS,  unb  ber  unculti» 
wirte  Sinn  eines  Dominicaner»  unb  eines  HuguftinermöndjS 
ftellte  [ich  mit  Suft  ben  heiligen  ißapft  vor,  mie  er  ben  ©öfeen» 
bilbem  ber  Sllten  bie  Äöpfe  herunter  fragen,  unb  bie  ©lieber 
uerftümmeln  liefe. ? ©in  ©efchidbtfchrciber  ber  ißäpftc  ferner 
aus  bem  Gnbe  beS  fünfjehnten  SäculumS  fanb  irgenbmo 

1 Ungefo  'Kai  jog  ftt  au«  einem  ^atimrftft,  ber  e bemal«  bem  S [öfter 
Sobbio  gehört  batte.  Siebe  bie  Correbe  ju  feinet  Hitegabe  M.  Tullii 
Ci  «.Tonis  De  repnblica  quae  supersunt.  Romae  1622. 

3 Leonis  Urbevetani  Chronicon  im  Tom.  V ber  Deliciae  Eruditor. 
be«  3®b-  ?amiu«  p.  104 : et  ne  erroria  antiqui  aemen  de  cetero  pullu- 
laret.  imaginibus  Daemonum  capita  et  membra,  fecit  generaliter 
amputari  — eine  töftlicbe  ®orfteüung  biefer  @eneral«2Imbutation  eon 
Statuen.  Taffelbe  erjäblt  unb  riibmt  toon  Gregor  Amalrieus  Augeriua. 
(Vitae  Rom.  Pont,  beim  Biuratori  Scriptor.  III.  2.  p.  55.) 


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'ßcntificat  ©reger’#  be#  ©refjen.  99 

erjagt,  baff  SabiniatntS,  ©regor’S  Siachfofger,  wäbrettb  einet 
Hungersnot  in  9Jom  baö  ^BoIE  gegen  baö  SInbenfen  beö 
erbitterte,  weil  berfetbe  bie  antifen  Stanbbilber  überall  in 
ber  Stabt  jertrümmert  ober  verfiümmelt  habe,  unb  man 
behauptete  fogar  breift,  baß  bie  Statuen  non  ihm  in  ben 
£if»er  geworfen  worben  feien. 1 Slber  auch  biefe  Befcfmlbigung 
lägt  fuh  nicht  erweifen,  obmol  fie  nicht  nur  von  Broteftanten, 
fonbern  auch  von  vielen  Äatholifen  für  begrünbet  gehalten 
würbe,  ©reger  muffte  allerbingS  gegen  bie  fd?öne  bilbenbe 
5tunfi  ber  Sitten  unb  gegen  ben  fwibnifchcn  Scfmuicf  Slom’S 
gleicbgiltig  fein,  hoch  Wir  fprecfjen  ihn  von  einer  unerweisfcaren 
Schutt»  frei,  unb  ftimmen  gern  mit  benen  überein,  welch« 
auf  feine  Siebe  ju  5Hom,  auf  ba$  GigentumSrecbt  be«  ÄaiferS 
an  allen  öffentlichen  ffierfen , enblich  auf  bie  vielen  ben  ifapfi 
überlebcnben  Uionumente  ber  Stabt  mit  Siecht  hingewiefen 
haben.  9?ur  erfennen  Wir  in  ben  Behauptungen  bcS  9Jiittel= 
alters  wenigftenS  eine  gewiffe  ©ercchtigfeit  bcS  Urteils  im 
Sillgemeinen:  ben  Borwurf  beS  BanbaliSmuS  muffen  einige 
Bäpfte  mit  ben  Barbaren  teilen,  benn  es  ift  ungerecht,  bafc 
biefe  allein  mit  ben  Krümmern  von  jerftörten  SJtonumenten 
bclafiet  werben,  unb  manche  Statue  Slom’s,  eine  BenuS,  ein 
3eu3,  ein  Bacchus,  mochte  ihren  £ob  ber  frommen  Stufwallung 
eines  BifchofS  $u  verbanfen  buben. 1 

' Platina  de  Vitis  Fontif.  im  Sabinisnus  L;  et  Berteibigt  ^ier  unb 
•-  am  ®nte  be#  ?eben#  »cm  ©reger  ben  angeflagten  gegen  ben  ®anbali#mii« 
mit  ©arme. 

1 ©argäu«,  barbarifcp  Wie  £eo  Bon  CtBieto,  Berteibigt  ©regor,  weil 
er  Statuen  unb  Sempel  jrrftBrte,  tra«  er  glaubt;  unb  feine  anfidjt  ift 
überhaupt,  bie  Sffömer  felbfi  hätten  auf  Sntrieb  ber  ©äpfle  ba<  alte  Sfcm 
getualtfam  jerftBrt.  — ©reger  wirb  freigefprwpen  burtp  platina,  tiraboStbi, 
©attbini,  am  beften  Bon  gea.  gelbft  ©aple  (Dict  hist,  et  crit.,  article 
Gregoire  I.)  läßt  jene  anfiputbigimgtn  auf  fiep  beruhen;  ©ruefer  k.  IIT. 


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100 


Tritte#  '^udi.  Tritt«  Qtapitrl. 


4.  '»litt  in  dingt  ©fgcnbfit  in  mit  um  Sh'em,  Tit  Sampagna,  ifirt 
^atvimonif n , mit  ihr  3tu#febn  in  tamaliger  3eit. 

Grfreulid&er,  all  bie  ilerteibigung  ©regor’6  gegen  bunfle 
Slnfdjulbiguttgen  würbe  es  bem  ©efcbicfitförciber  fHom’s  fein, 
fönnte  er  au«  ben  Schriften  be«  ißapft«  viel  für  bie  Äunbe 
pon  bem  Slusfefm  ber  bamaligen  Stabt  gewinnen.  2lber 
©regor  fiat  nur  ihr  büftres  SBilb  im  Mgetneincn  gejcidmet, 
unb  er  nennt  nur  l)ic  unb  ba  ben  Flamen  einiger  alter  ©e= 
bäube.  Gr  bemerft  bie  Spermen  ber  Slgrippina,  woneben 
ein  i)fre«bptcr  in  feinem  Jpaufe  ein  Oratorium  eingerichtet 
hatte , unb  wo  er  nun  ein  Älofter  ftiftete;  er  erwähnt  einer 
Taberna  jnxta  Pallacenas,  mit  Welchem  un«  fdfon  be= 
fannten  Siamen  bie  ©egenb  Pon  S.  3Jiarcu«  neben  bem 
Gircu«  $laminiu«  gemeint  Wirb. 1 Ginmal  nur  tauben  in 
©regor’«  Briefen  9tanten  ber  alten  Stabttore  auf,  bie 
uns  in  ben  ©otbenfriegen  fo  Piel  befdbäftigt  haben.  Gr 
erjäblt,  baß  9Jtönd>e  bc«  Älofterö  S.  2lnbrea«  einigen  flüchtigen 
Drben«brübent  nadjfefeten,  unb  baft  fic  aus  ber  naften  ißorta 
SJtetroni«,  weldic  alfo  barnal«  noch  nicht  penttauert  war,  au«: 
ritten,  um  auf  bie  lateinifdfie  ober  appifdje  Strafte  ju  fommen, 
uub  er  läftt  fie  ben  Umritt  um  bie  ÜJlauern,  bem  Salarifdfien 
SCor  porbei  bi«  jur  ißorta  $laminia  tfmu,  wo  fieft  bie  Flücht- 
linge in  ©rotten  perfteeft  Ratten.7  Unfere  SorfteUung  aber 
folgt  biefent  5Ritt  Pon  TOöndbcn,  Wie  einft  ben  Leitern  be« 
S3itige«  um  bie  ebrwürbigen  Stabtmaucrn  Stont’«  unb  müftt 
ft<h  ihren  bamaligen  3uftanb  3«  erfennen,  ber  wol  übel 

560  sq.  unb  im  flppnibir,  bat  bfn  ißapjl  am  angegriffen,  aber 

ben  Äunft . Santali«mu«  bejtceifelt  auch  er. 

1 ©eit«  Crte  twrben  genannt  Ep.  44.  V. 

* Ep.  44.  XI.  Ind.  4. 


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'jH'iUificat  örfgor’«  be«  (Ärof;en. 


lül 


genug  war.  2)ie  troftlofe  tage  ber  2)inge  erlaubte  öregor 
nicht  UtutTteu  toieber  berpfieHen : er  (ab  mit  Jtummer  bie 
krümmer  ber  jerftörten  Söafferleitungen  auf  ber  Gampagita, 
fab  ihren  täglichen  Verfall,  unb  baß  fie  in  furjer  $eit  gänzlich 
untergeben  mürben,  wenn  ber  Staat  ni<bt  für  ihre  balbige 
flleftauration  forgte.  Gr  fdjrieb  wieberbolt  an  ben  Subbiaconu« 
Johanne«,  feinen  Nuntius  in  fHatenna,  ben  ißräfccten 
lien’«  bringenb  um  bie  ,'perftellung  ber  IHqudbuctc  anjugebn; 
er  bat  ibn,  ben  Slicecome«  äluguftu«  mit  ber  Sorge  bafür 
ju  beauftragen,  unb  c«  ftfteint  bafj  biefer  -ötann  mirflicb  mit 
bem  alten  Xitel  einest  Örafen  ber  äBafferleitungen  von  jRatenna 
au«  befleibet  mürbe.  Slbcr  nicht«  ioeiter  gefebab,  bie  Slquäbucte 
blieben  bem  Verfalle  iJJrei«  gegeben,  unb  cSS  würbe,  melleidü  mit 
Sluänabme  geringer  Serfucbe,  feine  einige  große  i'Jafferleitung 
in  Stanb  gefeßt  1 

3tn  allgemeinen  ift  e«  nur  bei  öclegenbeit  non  ftircbeit 
unb  Jllöftern,  baß  alte  Flamen  9iom’«  flüchtig  »ieber  erf^einen. 
G«  Waren  aber  bie  tölöfter  bereit«  jabfreich,  ba  ficb  an  jeher 
Atircbe  ton  einiger  ©ebeutuug  ÜJJön<h»e  ober  Tonnen  angefiebelt 
batten.  Gin  Dionuenflofter  ber  Gufnepia  nennt  Öregor  ein= 
mal  neben  ber  ©afilifa  ber  6.  Sabina  auf  bem  2ltentin 
in  ber  erften  Legion,  unb  ein  anbere«  be«  S.  Stepbanu«  in 
ber  öegenb  ton  S.  ^aul  tor  bem  Xor,  beffett  jRuinen  nabe 
an  jener  flirre  reiht«  bei  ber  oftienfif<ben  Straße  ttod;  im 
fecbjebnten  3a&rbunbert  gefeben  würben. 1 

1 Kp.  24.  XII.:  quatenus  cura  formarum  comitti  Augnsto  vice- 
comiti  debuisset  — Nam  sic  despiciuntur  atque  negliguiitur  forroae 
ijisne,  ut  nisi  niajor  sollicitudo  fuerit,  int ra  pnucum  tempus  omnino 
depereant.  Irr  21  rief  ift  ccm  3aßt  CO 2. 

* 8cm  Ülcflcr  ber  Suprepia  fprießt  Ep.  19.  XII.  Ind.  7 ; com  anberti 
Ep.  9.  XII.  Ind.  7;  unb  bie  Irümmcr  txmrrlt«  Uflonio  tc  cart.  234. 


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102 


Stritte«  ©u(b.  Xvitte«  tiapitel. 


Ueber  triefe  Öegenb  gmifchen  bem  itor  oon  <2.  'fkiul  unb 
bet  Saft  Uta  gibt  eine  Sülle  Öregor’d  and  feinem  lebten  fHe- 
gienitigdjabt  Sluffchlufe.  Gd  ift  bad  an  ben  Snbbiaconud 
$elir,  SRector  bed  ißatrimoniumd  2tppiä , gerichtete  Dtefcript, 
welches  oor  bent  ®ranbe  tocn  <&.  ^aul  auf  einer  Ülarmortafel 
bafelbft  eingemauert  ju  lefen  mar.  $er  SJJapft  bellagte  fid) 
barin,  baff  ber  2lpofteI  $|}aulud,  bad  Sicht  ber  Söelt,  nicht 
i;inreicbenb  burdf  Sampen  geehrt  mürbe ; er  beftimmte  bedhalb 
ben  Grtrag  bebeutenber  ©üter,  melier  anfcbeinenb  genügt 
haben  mürbe,  einen  STeil  bed  3>oIfd  ju  ernähren,  jur  Grhaltung 
ber  emigen  Sampen,  bie  mir  und  um  bie  Gonfeffiou  bed 
2lpofteld  unb  fonft  in  ber  Äircbe  ju  benfeu  haben;  benn  ber 
Suyud  ber  Rampen  in  ben  Safilifen  mar  bereits  fo  groß,  baß 
man  Ganbelaher  brauste,  meldte  fo  oiel  Rampen  trugen,  ald 
bad  ^ahr  Soge  jählte. 1 * * * 5 $enc  Senkungen  nun,  Massae 
genannt,  lagen  ad  Aquas  Salvia«,  um  bad  einfame  unb 
immergrüne  Stal  ber  brei  Quellen,  mo  einer  Segcnbe  nach 
<S.  ißaul  mar  enthauptet  morben,  unb  mo  bamald  noch  nicht 
bie  altertümlichen  brei  Safilifcn  ber  Slbtci  belle  tre  gontane 
ftanben.  Gd  maren  ihrer  mehre  gunbi  ober  ©üter,  beren 
einige  9 tarnen  an  bad  Slltertum  erinnern,  anbre  mie  Pon 
heute  Hingen.  ' öregor  fügte  ihnen  noch  ©runbftücfe  hinju, 

1 tarnen  unb  ©eflalt  btt  Peutpter  unb  Pampen  maren  oiele  unb 
feltfame:  candelabra,  canthara  cerostata , Coronae , Üronenleucpter, 

gabatbae,  lampades . delpbini , lucernae,  phara,  große  PeutPter,  onep 

pbara  canthara  genannt;  man  lefe  bie  Vitae  ber  'ßäpfte  beim  Stnafla|iuS. 
SBenn  ein  Statifliter  bereitete,  ma«  Pampen  unb  SBacpStetjen  in  ben 

Jürgen  Sfom’e  noep  jept  jäpriicp  fofteu , mürbe  er  bie  2taat«8fouotneu  in 
Serjmeiflung  jepen. 

5 Massam  quae  Aqua«  Salviaa  nunenpatur,  cum  omnibua 
lündis  suis,  i.  e.  Cella  vinaria,  Antoniano,  villa  Pertusa  in  Toro 
Priraiano,  Caasiano  Silonia,  Cornelii,  Tbeasalata  alque  Corneliano. 


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Pcntificat  @r«gor'9  Ui  Großen. 


103 


Welche  bi«  gegen  bas  ©tabttor  tyiit  lagen , unb  wir  erfahren 
bei  biefer  ©elegcnbeit,  baß  ber  SRame  beS  einft  ber  Eubele 
heiligen  Sachs  2llmo,  ber  ftcb  nabe  bei  ©.  IJJaul  in  ben  Jiber 
ergießt,  noch  genannt  mürbe,  mie  baß  ber  non  bent  i£or  jur 
Safilifa  btnfübrenbe  ißorticuS  mol  beftanb.  2>ie  ©egenb  felbft 
mar  bamals  bebauter  unb  bemobnter,  als  fie  eS  gegenmärtig 
ift.  MecbtS  nor  bem  2or  lag  baS  9ionnenflofter  beS  ©. 
©tepbanus  mit  feinen  ©arten,  unb  anberc  cöorti  (maS  bem 
heutigen  Orte,  ©emitfe--  unb  gruebtgarten  gleicbfommt)  grenj* 
ten  an.  2luf  berfelbett  ©eite  mirb  bas  *piffinianif<bc  ©runb- 
ftücf  unb  ein  jroeiteS  „ber  üDiebSgraben",  fossa  latronis 
genannt,  unb  biefe  Benennung  bemeift,  baß  febon  batnals 
baS  SBolf  in  3tom  ©runb  batte  non  ben  ilabroni  Jitel  ju 
entlehnen. 1 itinfö  nom  Slot  roaren  bamals  eben  Weinberge 
(vineae,  Signen)  angelegt,  mie  fie  noch  jeßt  befteben,  unb  es 
lagen  bort  bie  ©ranbjtücfe  beS  ÄlofterS  nom  ©.  SbiftiuS. 
SlUe  biefe  Sänbereien  fdjlug  ber  ißapft  mit  ber  ÜDlaffa  ab 
9lguaS  ©alniaS  jur  Safilifa  beS  ©.  ißaul,  bem  angegebenen 
gtnerf  ju  bienen. 

2luS  eben  biefer  Sülle  gebt  bnröor,  baß  bie  2luSbrücfe 
Fundus,  Massii  unb  Patrimonium,  tnelcbe,  int  fireblicben 
©til  beS  ganjen  IDlittelalterS  gebräuchlich,  au<b  nodb  b^te 
bauern,  bamals  gemöbnlicb  maren.  5Kan  bejeidbnete  mit 
fundus  ein  fleinereS  ©runbftücf,  moju  casae  ober  casales 
für  bie  Colonen  mit  gehörten.  3Jlebre  Fundi  jufaminen 

s 

Ep.  14.  XIV.  Ind.  7.  3d>  brmerte , bajj  bie  Massa  dell’  acque  Salvie 
itfbtn  b«r  ©ittoriota  unb  Ccfariana  nod)  heute  bi«  grBfjefle  im  Äppifrbeu 
‘Patrimonium  i(l.  $ie  3«id)rift  b«r  ©u(le  eon  @.  ©aut  fleht  im  T.  IV. 
ber  äuogabe  ber  SWainiittr. 

1 3m  heutigen  8tom  beifit  eine  beliebte  Xratterie  unb  «traf!«:  i tre 
ladroni. 


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104 


Xvittre  üiicfc.  2)riitw  (iapitel. 


bilbeten  eine  inaesa,  nach  beut  heutigen  römifdjeu  SuSbrud 
eine  Senuta,  unb  niedre  Massae  mieberum  ein  Patrimonium. 
Unb  mir  fabelt  gefehlt,  baß  jenes  Pefcript  ©regor’S  au  ben 
Pector  beS  patrimonium’S  2lppiä  gerichtet  mar.  S)ies>  im 
©tabtgebiet  Pom’s  gelegene  Patrimonium  beS  ©.  Petrus  hatte 
oon  bem  Pppifcßen  2ßeg  feinen  Pamen , meil  es  alle  Sänbcreien 
jwifchen  ihm  unb  bem  Pleer  auf  ber  einen  ©eite  begriff,  auf 
ber  anberen  fidj  bis  jur  Söia  Ratina  ausbehnte.  Slufser 
biefem  gab  es  aber  noch  brei  anbere:  baS  Labicanense 
jmifchen  ber  Pia  i'abicana  unb  bem  9litio,  baS  Tiburtinum 
jwifchen  ber  Pia  Siburtina  unb  bem  Siber ; baS  lefcte  enbticb, 
baS  ausgebehntefte  Patrimonium  ber  Gampagna , hieß  Tuscia, 
unb  umfaßte  alle  Räubereien  auf  bem  rechten  Ufer  beS 
Siberftroms. 1 

Sic  £irchc  toar  es  bcmnach,  in  beren  Pefiß  ein  beträd;t= 
lieber  Seil  beS  9lger  Pomanus  gefommen  toar.  ©othen, 
©riechen,  Sattgobarben  hatten  ichon  feit  jmeihunbert  fahren 
baS  ©eftlbe  Pom’s  jerftampft,  unb  bie  ©puren  beS  geinbeS 
jogeit  fi<h  in  Krümmern  um  Pom.  Sie  Pefifcungen  ber 
alten  Patricier  toaren  großen  Seils  herrenlos  geworben  unb 
auf  oeifchiebene  2öeife  an  bie  Kirchen  gefallen.  Staffel be  mar 
auch  mit  jenem  drittel  gefchcbu,  welches  ehemals  ben  ©othen 
gehörte.  Pachbem  bie  Goloncn  unb  ©claben  baS  ©<hmert 
ober  bie  ©efangenfehaft  vertilgt  hatte,  mürben  fie  burih  bie 
Knechte  ber  Kirche  ober  ber  prioatbefiöev  fparfam  erfeßt. 
2tbteien  unb  Pafilifcn  bepflanzen  fümmerlich  ben  Poben  mit 
Plein  ober  ©emiife,  unb  ließen  ihre  £d>afc  barauf  meiben, 

1 Onni  stnrici  snll’  ngro  Romano  dal  secol.  VIII.  sino  ai  giomi 
nostri  Koma  1855,  fine  tlcine  brauchbare  .Schrift  nebfl  'ßlaii  betf  Ager 
fKomanu«,  ben  bem  tflgnntenfor  Gniibic  'ßiierri. 


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tymtificat  lÄveger’«  tc<s  (Mvofjcn.  -|0o 

fo  lange  als  fie  uidjt  ber  iiatigobarbe  hinwegtrieb.  ^nbej?  mußte 
cs  Damals  auf  bein  2lger  :KomamtS  noch  Oltoencultur  geben, 
aber  tljr  Ertrag  mar  fo  jmeifelbaft,  baß  Diele  guttbi  jufam-- 
tnengemorfett  warben,  um  jährlich  Sampen  einer  .ftirdbe  ju 
ernähren.  äöenn  baS  Sluge  beS  ©efcbichtßbreibers  baS  3)uufel 
ber  3eiten  ju  burdhbringen  oermöchte,  würbe  cs  bie  (Sam- 
pagna  oon  9iom,  bas  ftiloollfte  unb  erbabenftc  ©efilbe  ber 
2üelt,  im  feisten  3ahrhuubcrt  als  eine  ber  ÜNalaria  oer= 
fallene  Einöbe  finben,  wie  fie  es  beute  ift  — eine  ber 
Schwermut  gefchidhtlicher  Erinnerungen  geweihte  äöiifte,  welche 
bie  ©eifter  üou  brei  Epochen  ber  ÜUenfcbheit  ju  burchwanbeln 
fcheinen.  Cberfwlb  ragen  Dom  Epheu  umfpotinene  ©rabmäler 
ber  alten  Slönter  jahlloS  auf,  unterirbifch  liegen  bie  langen  unb 
laburintifchen  ©affen  ber  Smbtenftäbte  bes  Sbriftentum’S,  un= 
jählige  Äatafomben.  'Die  Quellen  riefeln  in  tiefen  Dulfauifcbeu 
©rünben,  ober  irren  um  öbe  fonnoerbranntc  .pügel,  ihre  tpfabe 
burch  9)tentbe  unb  ©infterbiifehe  fucbenb,  unb  ber  melandholifche 
Scirocco,  ber  plumbeus  auster,  raufcht  in  riefigen  alten 
'JJinicn  unb  ßppreffen  um  Stömergräber.  'Die  9ßaffcrleitungen, 
welche  33itigeS  3erbradh,  Wanbern  noch  in  langen,  hie  unb 
ba  unterbrochenen  Linien  auf  bie  Stabt  ju,  aber  ihre  Ströme 
finb  vcrfiegt : unb  mit  einem  331  irf  umfpannt  ber  ©eift 
eine  jahrtaufenb  alte  Ehrottif  Don  SRuinen.  9tur  war  bas 
©emälbe  ber  Eampagna  bainals  reicher,  es  gab  noch  biel 
mehr  bemirtfchaftetc  ©üter  als  heute,  ber  alten  3Dtonu= 
mente  waren  mehre.  9loch  ffanben  einige,  wenn  auch  oer= 
öbete  Rieden  wie  ber  23icuS  9l(epanbri,  unb  Subaugufta  in 
fHuinen  ba;  .«(öfter  mit  einigem  2lnbau,  unb  fehr  Diele  Äa= 
tafombenfirchen , bie  heute  Derfd>wunben  finb,  ober  beren 
Ruinen  ber  3ufall  h<f  unb  ba  eutbedt,  mifebten  fid;  unter 


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106 


Xrittrt  '-Pud).  X ritte*  liatitel. 


bie  jerftörten  Villen  bet  römifchen  ©roßen.  25ie  Säulen  unb 
9Jtarmorplatten  biefer  Sufthäufer  aber  fcßleppte  man  fort, 
um  mit  ihnen  bie  Gampagnafirchcn  ju  febmücfen , wie  man 
bie  'JJtonumente  ber  Stabt  beraubte,  jum  'Bau  ber  Stabt= 
firmen  fich  ihrer  ju  bebienen.  3nbeß  ragten  auf  ber  Gam= 
pagna  noch  nicht  jene  rotbunfeln  Jürme  auf,  melche  hcute 
in  grenjenlofer  Debe  einfteblerifch  h>er  unb  bort  finfter  em- 
porfteigen,  unb  Pom  barbarifchen  2Jc  ittelalter  glcichfam  als  Dbe= 
liefen  auf  biefem  ©rabgeftlbe  SRom’S  errietet  ju  fein  fcheinen. 

5.  Xentniüler  ooit  (Gregor.  Xit  'ßcrtraW  fritier  gainilit  im  Slcfttv 
©.  'Xntxiaf,  unb  bie  auf  ibn  bfjiiglicben  SSonmuemt.  0*rafrfdjrift  auf 
tiefen  grofien  $apft. 

Gntmeber  f?atte  bie  'Äebrängniß  burch  bie  iangobarben 
©regor  nicht  erlaubt , feine  üBaterftabt  mit  neuen  '-Bauten  ju 
gieren,  ober  fein  nur  auf  bas  Seelenheil  ber  'Dtenfdmn  bc- 
bachter  Sinn  üerfchmäbte  eS,  nach  bem  Slusbrurf  be«  3Röncb« 
S-Beba,  fid;  um  bie  äußere  Fracht  in  ©olb  unb  Silber  ftralenber 
Äirchen  ju  mähen,  wie  eS  anbere  ^Bäpfte  thaten.  £a«  Such 
ber  fßäpfte,  fo  reich  an  Äatalogcn  ber  SBaumerfe  unb  33eih£ 
gefchenfe  feiner  Vorgänger,  ermähnt  in  ber  auffallenb  furjen 
liebenögefchicbtc  ©regor’«  pon  ihm  nur  bie«,  baß  er  bem 
äpoftel  HJetru«  ein  Giboriunt  mit  Pier  Säulen  au«  reinem 
Silber  ftiftete,  baö  heißt  einen  Salbachin  über  bem  £aupt= 
altar,  rna«  man  auch  ^uftigium  nannte.  2Öir  lafen  in  feinen 
Briefen,  baß  er  fidj  halfen  au«  Galabrien  Perfdjrieb,  um 
nötig  getporbeue  äBieberherftellungen  au  ben  'Bafilifen  be« 
S.  Ißeter  unb  S.  ißaul  porjunehnten,  nnffen  aber  nicht,  ob 
bie«  gefchah.  '-Bon  ber  Stiftung  feine«  Älofter«  auf  bem 
GliPu«  Scauri,  beren  ba«  Bud;  ber  $äpfie  gleichfalls  gebenft, 
haben  mir  fchon  gerebet.  G«  mürbe  für  bie  ©efchichte  ber 


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'ßcntificat  tS»wgor'e  M <9ro§rn. 


107 


Malerei  im  bamaltgen  'Jtom  von  SBi^tigfeit  fein,  batten  ftcb 
bie  ©etnälbe  erbalten,  meldbe  ©regor  im  Atrium  feinet  Stlo- 
fterS  malen  ließ,  unb  bie  Johann  SMaconuS  noch  mit  2lugen 
fab  unb  ausführlich  befcbrieb.  Sie  mären  fyresfen,  unb  be= 
roeifen,  baß  neben  ber  sJJlofaif  auch  noch  bie  ftarbenmalerei 
fortfubr  geübt  ju  merben.  Sie  fteliten  bie  JamilienporträtS 
beS  tßapftS  unb  feiner  (flteru  bar.  5Dlan  fab  ben  Spoftel 
©etruS  fißcnb  auf  einem  iron,  unb  »or  ibm  ben  ©ater 
©regor’S  ©orbianuS,  melcfjer  feine  Siechte  gefaßt  hielt,  ©or» 
bian  trug  ebenfalls  geiftliche  Äleibung,  nämlich  bie  faftaniem 
braune  ißlaneta  unb  barunter  eine  2>almatica,  unb  Heine 
Stiefeln  an  ben  güßen.  Sein  9lntliß  mar  lang  unb  graoi» 
tätifcf),  mit  mäßigem  ©art,  feine  föaate  bicbt,  unb  bie  91  u gen 
lebhaft.  ®aS  anbere  ©ilb  mürbe  uns  in  ber  ©eftalt  ber 
frommen  ÜDlutter  ©regor’S  Siloia  bas  Porträt  einer  ebeln 
römifcben  SJlatrone  jener  3c'l  PorfteUen.  Sie  mar  in  ein 
meißeS  fcßleierartigeS  ©emanb  Verhüllt,  beffen  galtenmurf  geh 
von  ber  regten  Schulter  über  bie  linfe  nach  altem  römifchem 
Stil  hinauf jog;  eine  lunica  von  milbiger  $arbe  febloß  ftd) 
baruntcr  bis  jum  $alfe  an,  utib  floß  mit  großer  Haltung 
ju  ben  güßen  nieber,  mit  jmeien  ziemlich  breiten  Streifen 
nach  Söeife  ber  Dalmatica  gejiert.  3b*  f?aupt  ßhmücfte  eine 
meiße  SRitra  ober  .paube ; mit  ben  Ringern  ber  rechten  .öanb 
fchieu  fie  bas  3e‘^en  beS  ÄreujeS  $u  machen,  in  ber  linfeu 
aber  trug  fie  ein  ©ebetbudj,  morauf  man  gefchrieben  laS: 
„SJteine  Seele  lebt,  unb  mirb  bicb  toben,  unb  beine  ÜBinfe 
merben  mir  helfen."  Vivit  anima  mea,  et  laudabit  te, 
et  indicia  tua  acjjuvabunt  me.  3obann  3)iaconu$  be= 
trachtete  baS  ©itb  ber  ebrmürbigett  Patrone  mit  Siebe;  er 
fanb,  baß  fclbft  baS  ©reifenalter,  itt  meinem  fie  vorgeftellt 


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108  I vittc«  ©mb.  Trittes  Gapitd. 

mar , bie  urfprünglictyen  3“9C  ihrer  ©dfönbtit  uid;t  Italic 
oertoifd;en  fönnen.  3ftr  runbea  SCntlib  von  ipeißer  fyarbe 
loar  freilich  oon  ÜHunjeln  burdjfurd&t,  aber  ihre  großen  blauen 
3(ugen  unter  fünften  ©rauen,  ihre  anmutigen  ifippeit  unb 
bie  Jpeiterfeit  ber  Diiene  mochten  bem  ©ctraditer  Pon  ber 
©lücffeligfeit  erjagten,  bie  if;r  .§erj  empfanb,  ber  ‘lüelt  einen 
foldben  ©obn  gegeben  511  l;aben. 

©regor  felbft  trar  in  einer  Keinen  2lpfi$  beö  .ft  [öftere 
auf  einem  Greife  ooit  ©tu<f  gemalt;  er  toirb  gcfdjilbert  Pon 
tpolproportionirter  ©eftalt  unb  2lntliß,  unb  Pon  brdunlidtcm 
mäßigem  ©art.  ©eine  ©tim  tpar  fabl,  fcodj  unb  breit,  pou 
tpeuigem  fdnoarjen  .haar  umfaßt,  fein  ©efidtteauebrud  ntilbe, 
unb  feine  frönen  .^>änbe  jeigten  feinem  iiebeitöbefcbreiber  runb 
Uchc  Ringer,  betten  er  gertigfeit  im  ©direiben  anfab.  (sine 
faftanienbraunc  ©laneta  fiel  über  ber  3)almatica  berab , unb 
bas  mit  bem  Ärcuj  bejeidmete  Gallium  hing  über  ©djultem 

unb  ©ruft  unb  äur  ©eite  nicber.  Um  fein  .ipaupt  trug  er 

feine  ©lorie,  fonbertt  eine  Pieredige  Utnfaffung  ober  Um= 
ramung  beloieS,  baß  er  noch  lebte,  als  bied  ©entälbe  gefertigt 
tpurbe ; benn  erft  bett  Slbgefdjiebenen  tourbe  al$  3e‘$en  ^rer 
^»eiligfeit  ein  SRimbuS  umS  haupt  gegeben.  1 

£ae  .ftloftcr  bei  ©.  Slnbrcad  ift  untergegangen,  ©dbon 
huubert  ^abre  nach  ©regor’»  ftobe  Pott  ben  3JIönd>en  perlaffen, 
loar  d pott  ©regor  II.  toieber  bergeftcllt  lporbett,  unb  ocrfici 

' 3o().  Tiacomt«  betreibt  biefe  SPitbcr  in  btr  Vitn  l\r.  c.  83.  84. 
©cn  ®reger'?  äugen  fagt  er:  oculis  pupilla  furvis  non  quidrm  mngnis 
sed  pntulis  — mau  »erbeffert  fulvis  mdleiebt  mit  Unrecht , unb  ©ante 

fagt,  e«  mar  itt  ibm  le  fond  de  toules  les  ruses  ct  de  toutes  les 

souplesses  dont  on  a besoin  pour  se  faire  de  grands  protecteurs, 
et  pour  attiivr  sur  l’Eglise  les  bcn&lictions  de  la  terre.  — ängelufl 
Stccca  fcpriefc  über  tiefe  ‘Porträt«  eine  gelehrte  äbbanblung  (Tom.  III.  rer 
dtfauriner  • äu«gabe). 


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‘Pciitifüat  (Wrcgcr’#  bt#  O'vcfscn. 


109 


barauf  in  un^etrifTer  3eit.  'Dian  behauptet,  baf?  feinen 
©lab  bie  heutige  bem  S.  ©regor  geweihte  .Rirefje  entnehme, 
»ott  weiter  bie  $eit  ber  Erbauung  nieftt  befannt  ift.  Sowol 
hier  als  in  ben  9lebencapeHen  hat  bie  fromme  Slnbacbt  ber 
Türner  bie  Erinnerung  an  ben  preiSWürbigfteu  aller  ^dpfte 
burch  $enfmale  »erl;errlicht.  Unter  ihnen  fieht  man  in  ber 
Kapelle  Saloiati  ein  funjtpolles  Eiborium,  bie  Stiftung  eines 
Sbts  Pom  3abr  1469,  welches  im  ohern  Seil  bie  ©roceffion 
unb  ben  über  bem  SKaufoleum  ^»abrian’S  fdhwebenben  Engel 
im  2Jtarmorrelief  barfieUt.  3"  her  Capelle  ©regor’S  felbft  aber 
finbet  man  in  äufeerft  feinen  Sieliefs,  wabrfcbeinlich  aus  ber= 
felben  .geit,  auf  ber  SSorberfeite  beS  Sitars  ben  ©apfl  abge* 
hübet,  im  ©ebet  um  bie  Grlöfung  ber  Seelen  aus  bem  $eg= 
feuer  liegenb ; bodb  bie  auf  Sfcrajan  bejüglicbe  Segenbc  barju* 
ftellen  hat  ber  Äiinftler  iticftt  gemagt. 

®er  Carbinal  ©aroniuS,  ehemals  Comtbur  beS  Gamal* 
bulenferflofters  bei  S.  ©regorio,  loar  ber  ©rünber  Pon  brei 
Capellen  neben  biefer  Äirche,  welche  bem  S.  SttbreaS,  ber 
S.  SilPia  unb  ber  S.  Barbara  geweiht  fiub.  ®ie  erfte  foll 
auf  ber  Stelle  aufgeführt  fein , too  ©regor  felhft  jenem  Spoftel 
eine  Äirdtc  neben  bem  Älofter  errietet  hatte.  3l;re  ffiäubc 
fdhtuücfen  bie  wetteifernben  Silber  bcs  ®omenid&ino  unb  beS 
©uibo  JRcni.  Sbcr  ber  »erbla&tc  9tubm  biefer  JreSfen,  Welche 
feine  Scene  auS  ©regor’S  fiebert  »orftetlen,  jieftt  ben  ©lief 
weniger  an,  als  baS  fdüedjte  ©emälbe  eines  unherühmten 
ÄünftlerS  in  ber  Capelle  S.  ©arbara,  baS  ber  ©efehrung 
GnglanbS  getoibmet  ift.  SMefelbe  Capelle  betoahrt  eine  mar* 
ntorne  ©ifcbplattc  auf  antifen  ©reifen , unb  ber  leichtgläubige 
©etraeftter  mag  ftd»  babei  »orfiellen,  baft  bie«  berfelbe  SCifdh 
war , an  welchem  ©regor  täglich  jwölf  Srme  unb  eines  Tags 


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110 


Tritte«  ©i*.  Tritte«  ifapitel. 


al#  breije^nten  ©aft  einen  bimmlifdien  Chtgel  fpeiöte,  ber  in 
3üngling#gejtalt  baran  'Jllafj  genommen  batte. 

ffiicbtiger  märe  e#  freilief) , trenn  ftdj  ba#  ©rabrnal  be# 
fßapft#  erbalten  hätte.  @#  ftanb  einft  im  SBeftibuIum  be# 
6.  ißeter,  bort  tt?o  man  in  bie  alte  Safriftei  eintrat,  uttb 
mar  mit  einer  ©rabfdjrift  in  Sifticben  gegiert.  Ser  unbc= 
fannte  ißoet  be#  (rpigramm#  ertjob  ficb  mitten  unter  ben 
Quitten  3tom’#  ju  ben  9lnfdjauungen  eine#  Sftömer# , unb 
ft^rieb  ba#  lang  entfe^tounbene  Goitfulat  al#  Gbrentitel  einem 
ißapft  auf#  ©rab.  Sie  3nf<$rift  lautet  fo: 

Srte,  c nimm  nun  anf,  »a«  Staub  bir  eom  Staubt  genommen, 
©el^en  bu  roieber  btreinfi  gtbfi  btm  btttbtnben  Sott. 

3«  btn  ©eftimeu  entjrfmjingt  ficb  btt  ©eift,  nidjt  (dwbet  ber  Tob  ibm, 
Ttr  ju  btm  anbtrtn  Sein  ftlbcr  ibm  ebnet  btn  $fab. 

Stflbitr  heget  bie  ©ruft  bt«  trbabtntn  ^fkpfte«  ©tbeine, 

8ber  in  SBerten  jumal  lebt,  in  unjäbl'gen,  er  fort. 

Sieghaft  jtoang  er  ben  junger  mit  ©rob,  mit  bem  Äleibe  btn  grofl  au*, 
■f>inter  bem  Stpilbe  ber  Schrift  barg  er  bie  Seelen  bem  geinb. 

Stet«  mit  ber  Tbat,  ma»  immer  in  Sieben  er  lehrte,  befiegelnb, 

Taft  er  ein  ©ifpiel  fei,  ipradb  er  mit  mpfhfcbem  ©crt. 

ilnglia  bat  er  belehrt,  mit  erbarmenbet  Siebe  ju  (ibriftu« , 

9ieue  'ßroBinjen  jum  Siei*  ©otte«  trobemb  gefügt. 

Tie«  bein  Tracbten , o ©riefter,  unb  bie«  bein  Sorgen  unb  Dtflben, 

©ie  bu  ber  gerben  ©eteinn,  reitberen,  bSteft  bem  .f'emt. 

Qcnjul  mareft  bu  ©otte«,  genieß’  nun  bieftr  Triumfe, 

Tenn  ber  nnenblicbeu  SDliib’  Tiwtfn,  nun  finb  fte  belohnt.  1 

©regor  toar,  nach  einer  Regierung  t>on  breijefm  Satiren, 
fe<$#  ÜJtonaten  unb  jefm  Sagen,  am  12.  ÜJiärj  604  ge= 
florben,  an  meinem  Sage  9tom  noch  fieute  fein  $eft  begebt. 

1 Cancetlieri  de  Secretariis  Veteris  Basil.  Vatican.  p.  669  belehrt 
mi<b  au«  einer  ©*rift  be«  Ulpbaranu«,  baß  ba«  Spitapbhim  0011  ©tru« 
Dlbrabiu«,  bem  6rjbif*of  »on  äftailanb,  berriibre,  melier  ©ebeimf*reiber 
be«  ©>pft«  $>abrian  I.  mar. 


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$iertc$  Kapitel. 


1.  'ßcntipcai  unb  lob  ©abinian'*,  unb  ©onifaciu«’  III.  ©onifariu«  IV. 
Sa«  ^antbeon  be«  Ägtibb«  roirb  ber  Jungfrau  SWaria  unb  atlen  SKär» 
tirern  gerceibt. 

9la<h  ©regor’«  Jobe  blieb  bet  ©tul  ©etri  ein  falbes 
3a^r  unbefefct,  bia  bie  ©eftätigung  be«  SJlacbfoIgerS  anlangte. 
$ie«  »ar  ©abinianu«  ton  ©ofaterrä,  ehemal«  Jiaconu« 
unb  9luntiu«  ber  römifdmn  fiird^e  am  .öofe  ton  ©9janj.  ©r 
übernahm  ba«  ©ontificat  unter  ben  traurigften  Umftänben; 
benn  obmol  ber  in  ben  lebten  fahren  feine«  ©orgängcr« 
triebet  au«gebnxbene  Jtrieg  mit  ben  fiangobarben  bereit« 
burd>  einen  neuen  ffiaffenftillftanb  beruhigt  fein  mochte,  mar 
9tom  bod?  burh  eine  |>unger«not  auf«  äufjerfte  bebrängt. 
Qm  erften  3ahr  ©abinian’«  litt  faft  ganj  Qtalien  unter  ibr: 
ber  ©Sinter  toar  fef?r  ftreng  getoefen,  bie  SBeinberge  batte 
ber  grojl  befdbäbigt,  unb  bie  ßrnbten  toaren  oon  SBanber- 
mäufen  vertilgt , ober  »om  bfirren  3öinb  verbrannt  toorben. 1 
©aul  Jiaconu«  bringt  biefe  ©lagen  mit  bem  Job  be«  großen 
©regor  in  ©erbinbung  unb  ttmnbert  ftcb  nicht,  ba§  bie  3Belt 
fein  ^infdfieiben  auch  am  leiblichen  junger  unb  Jurft 

1 Paul  Diacon.  Vita  8.  Greg-,  c.  23  unb  de  Gest.  Long.  IV.  c.  30. 
Sa*  ffiort  uredo  überlegt  SKurateri  mit  vento  brueione. 

* 


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112 


Xrittrt  SMicfr.  äl<icrteb  (Sapitel 


oerfpürte.  3tunr  öffnete  Sabiniau  bie  Äontfpeicher  ber  Mirdbe, 
aber  ber  Vorrat  erfchöpfte  fxcf? , unb  bas  Voll  mochte  felbft 
bie  mäfiigen  greife  nicht  erzwingen  fönnen.  3)ie  Sage  er- 
zählte fogar,  baff  bem  fargenben  'fkpl't  S.  ©regor  eines  Nachts 
erfcbien,  ihn  mit  Vorwürfen  überftäufenb,  weil  er  fein  Voll 
verhungern  lajfe,  bajj  ber  ^eilige  ihm  fd;Iiefilicb  einen  Schlag 
auf  ben  Äopf  Perfekte,  woran  er  halb  barauf  geftorben  fei. 
2tuch  fehlt  es  nicht  an  folgen,  welche  Sabiitian  als  Jycinb 
unb  Kleiber  ber  Saaten  feines  Vorgängers  branbmarfen, 1 
unb  eine  Stelle  im  Vuch  ber  '^äpfie,  welche  fagt,  bie  Peiche 
jenes  ^apfts  fei  burdh  bas  £or  S.  3Dha,m  um  bie  9Rauem 
ber  Stabt  unb  über  bie  Nlilvifche  Vriicfe  nach  bem  S.  ißeter 
geführt  worben,  möchte  mit  2Bahrf<heiuIichfeit  fchlie&en  lajfen, 
baß  felbft  ber  Swbte  bie  Crrceffe  beS  Iwngernbeit  Röbels  in 
ber  Stabt  ju  fürchten  hatte.  1 Sabiniau,  unglücflich,  »eil 
verbammt,  ber  unmittelbare  Nachfolger  eines  großen  NlanneS 
511  fein,  ftarb  im  gebruar  606. 

(Sin  »olles  3a  br  blieb  hierauf  ber  Still  IJJetri  un6efeüt, 
bis  Ebolas  bie  2öahl  bes  NömerS  Vonifacius  III.  betätigte, 
eines  Sohns  beS  3°banneS  ÄataaubioceS,  beffeit  frembläm 
bifcher  Name  eher  im  Often,  als  in  Nom  fein  Vaterlanb 
fucht.  2luch  unter  ber  fnrjen  Negierung  biefcs  ißapfts  f^weigt 
für  uns  bie  ©ef Richte  ber  Stabt;  aber  eS  ift  wichtig,  waS 
bie  ©fwoitifen  aufjeichneit,  baff  es  ihm  gelungen  war,  oon 

1 $ie  @e[beufiergef(bi<bte  erjäbtt  ©iegbert  Cliron.  ad  ann.  G07.  2Jian 
fepe  ^lotiua  in  ©abiniatto.  'Jfacb  einigen  ?e#arten  be«  Stnafi.  in  Vita 
Sabin.  beißt  e$,  et  bäte  ben  SWobiufl  (betreibe  fflt  30  ober  13  igelibi  »er* 
tauft,  nach  anbem  ganj  untrabrftbeinlicben,  et  frabe  30  3Jicbii  für  einen 
©elibu»  gegeben.  Jlus  bem  ’f'funb  0»otb  prägte  man  72  gelibi. 

1 Funus  evectum  est:  beim  Slnafl.  in  ©abin.  (Sine  anbere  i’ebart 
bat  ejectum,  t»a«  alierbing«  ein  großer  llnterfd'ieb  ift;  unb  ®ignoii  bat 
funus  et  leetus  ejus  — dnetus  est. 


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Xa«  ‘ß.inthfen  tc«  Jtßvippa.  113 

PhofaS  ein  leeret  ju  erbalten,  wonach  ber  Streit  be$  rö= 
mifdhen  ©ifcbofä  mit  bem  Patriarchen  pon  Sonftantinopel  um 
ben  Primat  beenbigt  würbe.  Der  grieefüfehe  Dprann  erflärte 
feierlich,  bah  ber  Sifc  ber  römifebett  Äircfic  als  baS  .fjaupt 
ber  Ghriftenheit  ju  betrachten  fei.  Sticht  fobalb  batte  ©oni= 
faciuS  bie-S  Gbict  Peröffentlidbt,  als  er  ftarb,  wie  bie  Schrift: 
fteDer  ber  Äir<hc  annehmen,  am  10.  ©oPcmber  007.  2lm 
25.  Sluguft  aber  beS  folgenben  QahreS  würbe  Sonifacius  IV. 
jum  Papft  geweiht,  ein  SJta.rfc  Pon  (Geburt  aus  ber  Stabt 
©aleria,  unb  be§  SHrjtS  Johannes  £oh«- 

Die  Ghronifen  erzählen,  bah  unter  feiner  mehr  als 
fechS  3ahre  langen  ^Regierung  bie  ©ienfehheit  Pon  junger, 
Pon  peftilenj  unb  SöafferSnot  I;cimgefu<^t  würbe.  3Rerf= 
wärbiger  aber  ift  ihr  Bericht  Pon  einem  ber  berrlichften  ©au= 
werfe  bes  alten  9tom,  baS  ^ahrhunberte  lang  in  PölligcS 
Schweigen  begraben,  plößlich  aus  bem  Dunfel  emportaucht. 
Das  umfangreiche  3)tarSfelb,  weites  wir  betrieben  höben, 
war  mit  Prachtbauten  aller  2lrt  angefüllt  gewefen,  aber  feine 
.üaHen,  ©aber  unb  Stempel,  feine  Statuen,  Sweater  unb 
Sufthaine  bienten  nur  junt  ©ergnügen  beS  ©olfs,  unb  nur 
fparfam  fonnte  bie  SePölferung  bort  jerftreut  fein.  Die 
Äirdhen  nun,  welche  bafclbft  entftanben,  fammelten,  inbem 
fte  fich  mit  Älöftem  unb  Oratorien  umgaben,  Seben  um  fidf 
her,  unb  bienten  in  ben  »eröbeten  Stegionen  Stom’S  über- 
haupt Wie  anbere  in  ben  oerlaffcnen  Sanbfchaften  ber  Sam: 
pagna,  als  ÜRittelpunfte  werbenber  ©ePölferungSgruppcn. 
2lber  währenb  fid)  bie  Stabt  im  Sauf  ber  3«t  mit  fo  Pielen 
Äirchen  erfüllt  hatte,  haben  Wir  im  ÜJtarSfelb  nur  jwei  nam: 
hafte  erbauen  fehn,  unb  jwar  an  beffen  äußerften  Wrenjen : 
beibc  waren  bem  S.  SaurentiuS  geweiht,  bie  erfte  neben  ber 

<#«(♦!<♦•*  tfr  Statt  (Rem.  II.  8 


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tu 


2)viltrt  'i'udb.  Siicrtrt  liapittl. 


Via  Sata  ober  ^yfaminia  mit  bem  3uitamen  in  Sueina,  bie 
anbrc  mit  bem  £itel  in  SCamafo  am  3Sheater  bcö  ißompejuS. 
311  ber  SJtittc  be8  3Jlar§feIbeS  jtanb  noch  feine  au$gejeichnete 
jfirche,  aber  mol  gab  e$  bafelbft  niedre  Oratorien.  3)ort 
nun  lag  ba£  ißantheon  in  einer  von  grofien  SRariuorbauten 
bebedten  ©egenb,  bie  burd)  bie  lieber)  chmemmung  vom  3abrc 
590  arg  Vertoüflet  toorben  mar.  Äreife  umbcr  reihten 
fi<h  bie  Spermen  beS  Sfgrippa,  bie  be#  SRcro  ober  be$  2lle= 
yanber,  ber  Stempel  ber  SJUnerva  GThalcibifa  unb  baä  ^fcum, 
ba$  Dbeunt  unb  baS  ©tabiunt  bc$  SDomitian,  unb  mährenb 
von  ber  einen  ©eite  bie  Anlagen  ber  Slntonine  mit  beiben 
©äulen  ft<h  bem  Sölirfe  jeigtcn,  hatte  man  von  ber  anbent 
nid^t  mcit  big  jum  Stheater  bca  Sßompcjug  unb  ben  baran 
grenjenben  Slrfaben.  ©o  viele  unb  einft  fo  föftlidje  *ßracht= 
bauten  ftanbcn  bort  umher,  unb  menn  fie  aud)  in  ber  3et= 
trämmerung  begriffen  rnaren,  ober  meil  fie  es  maren,  muff 
ihr  Slnblid  von  einer  graufenerregenben  Schönheit  gemefen  fein. 

Vielleicht  mar  bas  SjJanthcon  ber  einjige  ganj  erhaltene 
©au  ber  bortigen  ©egenb.  SOicö  fünfte  Stenfmal  2lgrippa’S 
hatte  bereits  mehr  als  600  3ahre  lang  ben  Unbilben  ber 
ßlementc  getrost;  meber  bie  Ueberfd;mcrnmungen  bes  Seiber, 
bie  noch  &&  auf  ben  heutigen  Stag  faft  aUjdhrlid)  bie  9totunbe 
umfluten  unb  in  bem  Innern  ftromgleich  aufquellen,  noch 
bie  SSolfcnbrüche  beS  grühlingS  unb  bea  SßinterS,  melche, 
burch  bie  Äuppelöffnung  auf  beit  vertieften  9)tarmorboben 
herabftürjenb,  von  unterirbifchen  Canälen  aufgefangen  rnerben, 
fonnten  bies  ©tonument  röinifcher  ©tärfe  erfchüttern.  ©eine 
prachtvolle  Vorhalle  von  150  ißalm  in  ber  Sänge  unb  von 
60  ©ahn  in  ber  Stiefe , ju  ber  noch  fünf  ©tufett  empor= 
führten,  ftanb  unverfehrt  mit  allen  fechjefm  ©äulcit  aus 


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Tai  paittbecu  beS  Sgripba. 


115 


©ranit  unb  bereu  ^errlid;en  forinthifcheu  kapitalem  Don 
weifeent  SJlarmor.  3n  ihren  beiben  Slifchen  mosten  noch  bie 
Stanbbilber  be«  SSuguftu«  uub  bc«  2lgrippa  fielen,  welche  bev 
le^tere  bort  aufgeftellt  hatte.  $>a«  $acbgerüfte  au«  halfen 
»ott  »ergolbetem  ©rj  fomtte  feine  ©ewatt  ber  3«it  jerbrechen, 
unb  noch  hatte  bie  üergolbetett  ©ronjcjiegcl,  mit  beiten  foWol 
bie  SßorhaHe  als  bie  .iiuppel  felbft  bebeeft  waren,  fein  Stäuber 
abgerif[en. 1 Ob  ba«  ©iebelfelb  ber  .ftallc  noch  feinen  Schmucf 
befafe,  »on  bem  utt«  feine  tBefcfereibung  blieb,  unb  ob  nod; 
Spi^c  unb  Cfcfen  bfß  ©iebef«  mit  Statuen  gejiert  toaren, 
miffen  t»ir  nicht.  2ltt  bie  fermen  be«  SIgrippa  fid;  lehnenb, 
fonntc  ba«  Ißantfeeon  urfprünglich  nicht  ju  einem  Stempel  ge* 
bient  tjaben,  aber  ber  fpäter  erfolgte  Slnbau  ber  i<orf;alle, 
beit  noch  2tgrippa  in  feinem  britten  (Sonfulat  machen  liefe, 
beweist , bafe  c«  jum  Stempel  beftimmt  mürbe.  Schon  S)io 
gab  ihm  ben  Slamcn  be$  Sfkmtheon,  unb  er  fah  barin  aufecr 
beit  Statuen  be«  Ü)tar«  unb  ber  SJcitu«  auch  bie  be«  »er* 
götterten  Gäfar,  welchem  jugefcllt  ju  werben  Stuguftu«  fidf 
weigerte.  SDicfe  ©ötterftatuen  aber  laffen  eine  national* 
römifefee,  ober  »ielmehr  cäfarifche  Seftimmung  crfeitnen,  auch 
wenn  ber  Stempel  »on  ber  ©üttermutter  Gpbele  ben  allge* 
meinen  SSitel,  ben  befoubent  »om  Jupiter  Ultor  in  ©rin* 
iterung  an  ben  Sieg  be«  2luguftu«  über  2lntonius  unb  ©leo* 
patra  entlehnte. 2 $)ie  ©biete  ber  chriftlichen  Äaifer  hatten 

1 Urban  VIII.  Starberini  trügt  btn  i?om.'urf,  ben  SDacbftut  geraubt  ju 
babrtt,  troran«  fr  .Rationen  unb  bie  getvuubenen  Säulen  bei  Jaberaafrls 
im  2.  'Peter  gieren  lieg,  liefen  ©anbaliSmu«  aber  radjte  ^asquino  turdj 
bas  unterblieb«  paSguilt:  quod  uou  fecerout  Barbari,  lecerunt 
Barberim. 

1 Jiatb  3) io  äaffiuS  LI  II.  27.  befanben  fttb  barin  bie  ®iltfüulen  bes 
®iarS  unb  ber  BenuS,  aber  er  erflärt  ben  Warnen  Itä vd-itov  geift reich: 


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1 10  £ ritte«  ihict.  Vierte«  Capitel. 

bie  g^Iicfeuttg  aller  fteibnifcfien  Stempel  Oefoblett , unb  fett 
mehr  als  gmei  .^ahrhunberten  mar  mol  fein  9tömer  in  baS 
innere  beS  ©antbcon  gebrungen;  bie  ungeheuer»  mit  grün= 
liebem  6rj  bcfdilagonen  Jfjftrfltigel  (fie  fittb  fchmcrlich  ttoeb 
bie  heutigen)  Ratten  jebod;  fidjerlidj  Söeftgot^en  unb  ©anbalen 
erbrochen,  um  in  bem  frönen  ©ebäube  gu  rauben.  Dod) 
gebäre  fattbett  fie  bort  nicht,  unb  bie  glängenbe  9Warmor* 
befleibung  ober  bie  mahrfdieinlich  mit  metallenen  9iofen  ge= 
fdjmücften  ßaffetten  ber  Söölbung  tonnten  ihre  ©ier  faum 
reigen.  ^tt  ben  fedje  9lifd)en  beS  innern  SRunbS  loie  in  ben 
x jmifdteu  ihnen  angebrachten  Slebicula  fanben  fie  berlaffene 
©ötterbilber , bott  betten  Tie  bic  mertoollen  rauben  mochten, 
unb  eS  ift  fehr  glaublich,  baf?  ©onifaciuS  beren  nod;  im 
Pantheon  »orfattb. 

Der  Sßapft  betrachtete  mit  Verlangen  bieS  ©unbermerf 
ber  Äunft,  meines  für  eine  dlird^e  ftd)  fo  mol  eignete.  Sein 
ringS  utnfchloffener  ©au  auf  einem  freien  ©läge,  oott  ber 
2lr<hitectur  ber  Stempel  abmeichenb  unb  bunfcl  allen  ©öttem 
gemeiht,  lub  ihn  gur  ©efignahme  ein,  unb  bie  fchötte  Äuppel, 
eine  in  bie  Suft  gehobene  Sphäre,  in  meid)«  baS  l'idjt  ber 
©eftirtte  tnagifch  niebcrguoH,  fchien  ihm  für  bie  Rimmels* 
fönigin  3Jlaria  eine  paffettbe  ©ohnung  abgugeben.  Die  legten 
Äaifer  hatten  baS  ©rincip,  baff  bie  Stempel  ber  Reiben  nicht 
gerftört,  fonbern  bem  chriftlichen  (FuttuS  gemeiht  merben  fotlten, 
in  ©bieten  auSgefprochen;  ©regor  felbft  hatte  es  menigftenS 

äri  \}oXott3i$  öv,  Ta  oinrtvä  rrpotUotw-  Plin.  Hist.  Hat.  XXXVI. 
24.  1.  fagt:  Pantheon  Jovi  Ultori  ab  Agrippa  factum.  3)«  State 
^Jietro  i’ajtri  in  feiner  Schrift:  della  Conaecrazione  del  Panteon  Roma 
1749,  XII.  behauptet,  ba&  bas  '|<ambeon  »eher  ein  Tempel  mar,  noch 
ba§  e«  »on  CTbriften  als  fotdjer  betrautet  »urbe  (VIII.),  aber  er  trirb 
paffettb  jurüdgettiefen  ton  gea  S.  Rov.  'Jicte  C.  p.  284  scj. 


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Ta*  kantigen  fcc*  Hflvippa. 


117 


für  Britannien  burdj  feine  Bcrorbnung  an  ben  Bifcfjof  9)telitu3 
beftätigt. 1 9Jfau  folgte  fpät  biefem  ©runbfah,  ber  tuabrfd)ein- 
licb  bereits  im  alten  M;en  burdigefiibrt  mar,  mo  man  ba3 
berühmte  ißartbenon,  ben  Sifc  ber  jungfräulichen  21 1 bene, 
iit  eine  ßircfjc  ber  Jungfrau  Dtaria  bermanbelte. J 9!id)'tes 
aber  bemeist  beutlicfeer,  bafj  bic  Zapfte  fein  GigeutnmSredbt 
an  ben  öffentlichen  Baumerfen  Sont’s  befaßen,  als  bie  au3= 
brücfliche  Bemerfung  ber  (Sfjronifteu,  BonifaciuS  habe  bom 
.Uaifer  4-Pbofue  ba3  ißantheon  fi<h  erbeten  uub  jum  ©efcbeuf 
erhalten. 3 Gr  werfammelte  bie  ©ciftlid^Feit  fHom’3 : bie  erj= 
betragenen  Sbüren,  mit  bem  SSeihmaffer  benefct  unb  mit 
bem  .Hreuj  als  Sitel  be3  Belizes  berfehen,  mürben  aufge= 
tban.  3U  bie  erhabene  Siotunbe  bes  Slgrippa  ftrömten  jum 
erftenmal  bie  ^roccffioncn  ber  Jppmneu  fingenben  ißriefter, 
mäbrcnb  ber  ijSapft  bie  9)iarmormänbe,  bon  benen  man  ju= 
bor  jebc3  3e‘^cn  be$  §eibentum3  entfernt  hatte,  mit  bem 
ÜBeihmebel  befprengte:  unb  bie  Dämoneu,  bon  bem  Gloria 
in  excelsis,  melcheS  bic  prachtboBfte  Jöötbung  mit  lautem 

' Ep.  71.  IX.  ludict.  4. 

* 9iocb  im  Anonym.  Vienneusis  ed.  Ludwig  Ross.  Wien  1840 
(n.  11),  fjtifjt  fca*  '•partbenou  ,aig  rijg  Oiou/rofog,  unb  fr  f<(jt  fuMnb 
biuju,  baß  es  neu  Stpofle«  unb  Sulogin*  bein  unbefannten  @ott  erbaut 
gm'tffn  (fi,  ov  uroSöu^dav  aaoÄ><'<  rat  tikoytog  in'  ovoiian  äy- 
vödrti  d'tii. 

* Anastns.  iu  Bonifacio  IV.:  Uic  petiit  a Pbocatc  Principe 
templuin,  quod  Pantheon  vocabatur;  quod  fecit  ecclosiam  l>eatae  ac 
gloriosissimae  et  Dei  genitricis  semperque  Virginia  Mariae,  et 
omnium  Mart)-rum  Christi.  — Paul  Diacon.  de  G.  Long.  IV.  c.37: 
Idem  alio  Papa  Bonifacio  Detente  jussit  in  vetere  fano,  quo<l  Pan- 
theon vocabant,  ablatis  idololatriae  sordibus,  Ecclesia  m beatao 
semper  virginis  Mariae,  et  omnium  martvrum  fieri,  nt  ubi  quon- 
<lam  omnium  non  deorum,  sed  daeraonum  cultus  erat,  ibi  deiuceps 
omnium  fieret  memoria  Hunclorum.  Pcba  Mrjfitbnet  bao  Qrcigniß 
ebrnfan«. 


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118 


dritte«  ©11$.  ©icvtce  Sattel. 


Gdjo  jurüdfdfmctterte,  etfdjrecft,  mochten  nun  bev  ißhantafie 
ber  SRömer  ficfctbar  werben,  inbent  fie  aus  ber  Deffnung  ber 
Äuppel  bas  greie  fudjten.  GS  waren  i^rer  fo  biele  als  es 
heibitifcße  Ciötter  gab,  unb  bis  auf  ilouifaciuS’  3cit  hatte 
man  bas  gebeinmißöolle  ^antEjeon  als  ben  eigentlichen  Sifc 
ber  Dämonen  in  9iom  betrachtet.  2)aS  fpätere  Mittelalter 
amfite , bafi  2lgrippa  eS  ber  Gpbele,  als  ber  Mutter  ber  ©ötter, 
unb  allen  ©öttern  überhaupt  geweiht,  unb  fabelte,  baß  er 
bie  rergolbete  Grjftatuc  jener  Göttin  über  ber  Äuppel Öffnung 
felbft  aufgcfteUt  hatte.  1 Was  man  im  jWölften  3ahrbunbert 
ergählte,  fonnte  fchon  GOO  3al;re  früher  Solföglaube  in  9tom 
fein,  unb  bas  Pantheon  galt  uor  allen  anbern  ©öttern  als 
ber  Gpbele  geheiligt.  2)icS  bürfen  Wir  breift  aus  ben  Titeln 
annehmen.  Welche  23onifaciuS  ber  oerwanbelten  9lotunba  gab: 
er  weihte  fie  jur  Äirche  ber  immerjungfräulichen  heiligen 
'Maria  unb  aller  Märtirer  ein.  Die  mieberfmlte  Wahr- 
nehmung aber  lehrt,  baß  bie  römifdic  &ircpe  es  liebte,  in 
bie  juiit  ©ottesbienft  oerwanbten  Tempel  ber  Reiben  foldhe 
.^eilige  einjufeOen,  welche  ben  barauS  üerbrängteu  ©öttern 
einigermaßen  entfpradhen.  So,  fagt  man,  war  ber  Stempel 
ber  3williugöbrüber  Slomulus  unb  5HemuS  ben  3'DiWngeit 
6.  Gosma  unb  0.  $>amianuä  geweiht  worben;  fo  hatte  bie 
heilige  Sabina  bie  ©öttin  ®iana  oom  2locntin  üerbrängt, 
unb  fo  würben  bie  beiben  Militärtribunen  0.  Sebaftian  unb 

1 Liltcr  tle  Mirnb.  Hoiime  im  Montfaueon  Diar.  Ital.,  unb  bie 
Urtiphia  Riireae  urbis  K. , trel$t  no$  binjufept : in  htijus  autrm  templi 
liistigio  Stilbn  nt  duo  tauri  orri  deaurati.  ©eibe  ntimrit  neben  bev  Cijbete 
au$  ne$  beit  fttepluu.  9ln«  ben  SDtirabilien  f$?pfte  faft  tt>ertli$  i’ee  non 
Crvieto  im  Chronicon  Pontific.  p.  107  beim  l’amiu«  k.  IV.;  et  fügte 
no$  ben  50?avs  biupi.  2)ian  uergtei$e  eitbli$  baä  Mnrlirolog.  Koinnnum 
mit  bev  9iotc  bes  ©areitiit«  jmn  13.  9)iai,  imb  Ado  Chron.  unb  Uar- 
tyrologium,  unb  Ufitarb. 


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$a«  ^antbeou  be«  SgrityM. 


119 


6.  ©eorg  bie  SteHbertreter  beb  ß'riegbgotteb  9J?arb.  '.Boni; 
faciub  lernte  fid?  bemna<$  an  bie  Jrabition:  bie  Slutter  ber 
©ötter  Spbele  tourbe  burdi  bie  ÜJiuttergotteS  Diaria  »erbrängt, 
unb  bab  (Eigentum  „aller  ©ötter"  in  einen  Tempel  „aller 
3Jiärtirer"  »ertoanbelt.  J)ie  unioerf eilen  2lufprü$e  beb  rö* 
utifdjen  Stabtcultub  aber,  welcher  bie  Verehrung  ber  d^rift= 
lidjen  ^eiligen  überhaupt  in  fid?  aufna&m,  fanb  in  biefetn 
neuen  ißanfyeon  mit  ec^t  röntifdjem  Sinn  fein  paffeubeb 
Spmbol. 

2ln  bie  Stelle  ber  Stanbbilber  [>eibnifd)er  ©Ortzeiten 
traten  nun  bie  ©ebeine  ber  ^eiligen,  unb  mir  buben  nur 
leife  ©riinbe,  bie  Berichte  ju  bezweifeln,  meldje  fagen,  baf? 
®onifaciub  alle  Airdftöfe  9iom’b  in  Kontribution  fc^te  unb 
a$tunb)toanjig  Äarren  mit  9Jlärtirerfnodjen  belub,  bie  er 
bann  unter  bie  Sonfeffion  oerfenfen  lief;. 1 9iadb  bem  ü)iav= 
tirologium  Siomanum  mar  cb  ber  13.  5Diai,  alb  Sonifaciub 
bab  ^Jantbeou  meil;te,  bod)  bie  Angaben  beb  3abfb  fötwmfen 
jmifdbcn  604,  60G,  609  unb  610.  * 9lo$  ie(jt  feiert  man 
an  jenem  Jag  bab  geft  ber  SDebication  beb  ißantyeon’b  in 
9iom,  aber  bab  Jeft  aller  SÖtärtirer  unb  aller  .^eiligen  be= 
gebt  mau  am  1.  Siooember,  bab  $-eft  aller  im  ©lauben  Jlcr= 
ftorbenen  am  2.  SRoöember,  fei  eb  bafs  fdjon  Souifaciub  biefe 
Jage  baju  beftimmte,  ober  baß  erft  ©regor  IV.  um  bab  $a^r 
834  bab  Waifeft  auf  ben  Dlobentber  verlegte.  Jentt  erft  feit 

1 Ugonio  le  stazioni  etc.  cart.  313.  Silber«  jäbteu  nur  18  Karren, 
tra«  inte&  and)  genug  ift,  k8anmiu3  aber  jäblt  mit  Vergnügen  32  Karren, 
naib  einem  SRanufcript  jener  Kirche. 

* Ado  Vienn.  Cliron. : 604.  Hermann.  Contrnctus;  609.  Sieg- 
bert  Chron.:  609.  Harianus  Scotus:  610.  ®ie  Angabe  bc8  3abrec 
009  uadj  ben  Annnles  Monnsteriens.  beim  ^fr)}  Mon.  Germ.  III.  153, 
(vorauf  3offe  Regest.  Pont,  fitt»  allein  befiehl,  ijl  benn  r«h  erfl  511 
ertveifen. 


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120 


©ritte«  sBiii Stierte«  Gapitel. 


feiner  $eit  würbe  bies  urfprünglich  römifdje  $efi  auch  jenfeitS 
ber  SItpen  non  ben  fatholifd)en  SJölfern  angenommen. 1 So 
ging  baS  allgemeine  Xrauerfeft  ber  Gbriftenheit  aus  ber  frönen 
9totunbe  beS  2lgrippa  [;eroor ; auS  bent  Pantheon  etfl  aller 
©ötter,  bann  aller  SDMrtircr  ergoß  fiöb  über  bie  ganje  SBelt 
ein  ©eift  ber  ntilben  Söchmut  unb  beS  ^eiligen  GriunemS, 
welcher  noch  in  ben  fpäteften  3^brbunberten  baS  niuficalifc^c 
©enie  3U  einigen  feiner  rührenbften  Schöpfungen  erregte. 
SDaS  Pantheon  Storni  war  $um  Stempel  ber  ißietät  unb  ber 
StequieS  umgefdfaffen , unb  noch  h>eute  wirb  ber  Ghrift  bies 
unnergleid'lidhe,  träumerifd)  erhellte  9lunb,  wo  SRafael  feine 
Stubcftcittc  gefunben  bat/  nur  mit  frommem  Schauer  ju  be= 
treten  wagen.  X'er  fdhönfte  33a u beS  alten  fJlotn  hatte  alfo 
feine  Rettung  tor  bem  Untergang  ber  Jtirdje  ju  »erbanfen. 
Silit  SRed»t  warb  baher  biefe  Sthat  für  groß  genug  geartet, 
bem  Sßapft  ÖonifaciuS  als  Xitel  ber  Unfterblichfeit  aufs 
©rab  gefdjrieben  ju  werben. 2 ®ie  neue  ftirdje  hieß  feither 
S.  Maria  ad  Martyres.  Sie  War  fowol  Wegen  ihres  SllterS 
utib  il;rcr  Schönheit,  als  um  ihrer  .fteiligfeit  willen  ben 
Stömern  alle  3eit  föftlich  wie  ber  Augapfel  ihrer  Stabt,  unb 
baS  eiferfüchtig  gehütete  Gigentum  ber  Zapfte,  $a  noch  im 
breijehnten  3a^rl;unbert  fd;wor  ber  jebeSmalige  Senator 
Slorn’S  in  bie  £>änbe  beS  Zapfte,  bah  er  neben  bem  S.  ißeter, 
bem  GafteH  bcs  GrcscentiuS  ober  ber  Gugelsburg,  unb 
neben  anberen  päpftlicben  Xontinien  auch  bie  S.  SJlaria 

1 Baron.  Annotat.  jnm  Martvrol.  Rom.  1.  Novbr. 

1 Gregorio  Quartua,  jacet  hio  Bonifacius  alnms 
Huius,  qui  sedis  fuit  aequus  Rector  et  aedis, 

Tempore,  qui  Focnc  ctrnens  Tcmplum  fore  Romae, 

Üclubra  cnnctorum  fucrunt  quae  Daemonioruw ; 

Hoc  expurgnvit,  sanctis  cunctisque  dicavit. 


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äufftänbe  in  9fat>enna  imb  Neapel. 


121 


fftotunba  beut  Ißapft  mit  aller  'Diadit  oerteibigen  unb  erhalten 
moHe. 1 

2.  ®oi«b«bit  wirb  $npfi  im  3al>r  015.  SJuffläntt  in  Sfaoenna  unb  in 
Üitafcl.  Grbbffrm  unb  3tu«i<m  in  SRem.  Jn  (Sjrarcb  glratbcriu«  rebftlir! 
in  9fa»cnna.  ©omfariu«  V.  ißafft.  30m  felg!  .ftencriu*  1.  im  CctcOer 
025.  $a#  jRccbt  bic  ^apftmabl  ju  betätigen  beim  örartbat  een  9fa»cnna. 

Die  ©efdnchte  I;at  ung  fonft  nid)tg  pon  ben  Saaten 
©onifaciug’  IV.  aufbemahrt.  Gr  ftarb,  nach  ber  Slnnaljme 
ber  Äirchenfchriftftellcr,  am  7.  3Jlai  615,  unb  fünf  Dftonate 
fpäter  beftieg  ben  Stul  Ißetri  ber  Dlömer  Deugbcbit,  bes> 
©ubbiaconug  Stephanue  Golm.  Gg  mar  bas  fechte 
beg  ruhmvollen  Äaiferg  Eeracliug,  melcber  bem  Dtirannen 
Droit  unb  ileben  genommen  batte  unb  feine  Waffen 
fiegreich  big  in  bag  Ecrj  oou  Ißerfien  trug,  unb  im  erften 
3ahr  beg  Sangobarbenfönigg  Slboloalb,  meiner  feinem  großen 
'-Haler  Slgilulfug  in  ber  .'perrfefjaft  gefolgt  loar.  Die  Sango= 
barben  verhielten  fid;  ruhig,  aber  ber  orientalifd;e  Äricg  mirfte 
pertoirrenb  auf  bie  Angelegenheiten  beg  griedufdicn  Gjardjatg 
in  Italien.  3«  DlaPenna  brach  eine  IHcuolutioit  aug:  ber 
Gjarch  ^obanneg  (Semigiug)  mürbe  famrnt  allen  faiferlidhcit 
Beamten  oom  2>olf  niebergehauen,  unb  ber  ÜRacbfolger  beg 
Grfdjlagenen,  Gleutheriug,  Ißatriciug  unb  Gpard),  ftraftc  ben 
Aufflanb  burd;  viele  Einrichtungen.  Gntmeber  biug  mit  ben 
Unruhen  in  9tapcnna  bie  Semegung  im  9tcapolitanifdhen  ju= 
famnten,  ober  bie  permorrenen  riefen  fie  auch  bort 

herpor.  $ohanneg  Pon  Gompfa,  fei  eg  Qubep  ober  ange= 
fehener  Bürger  biefer  Stabt,  bie  mir  am  Gnbe  ber  ©otbenfriege 

' Jurameutum  äenatorum  Urbis  im  Ordo  Romnn.  b<6  ßViicim» 
Ciamtrariue  beim  ÜRabillou  Mus.  Itnl.  II.  p.  215:  nomiuatim  autrrn 
.saue  tum  Pit  nun,  urbein  Komanam,  civituUnu  Leoniunm,  Tnm*- 
tyberim,  insubun,  cuatcllum  Cresccntii,  Mnriam  Kotundam  etc. 


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122 


dritte#  sBrnf;.  Stierte«  (i'apitfl. 


genannt  traben,  ^atte  ficb  gegen  bie  bpjantinifebe  Regie* 
rung  empört  unb  bie  Stabt  -Neapel  felbft  an  fid;  geriffelt. 
$ieb  jtoattg  ben  ©yareben  ©leutberiub,  mit  einem  £»eer  von 
Ravenna  berabjuriieten : er  fam  natb  Rom,  too  er  vom  fßapft 
'Jieuöbebit  mit  allen  @bren  empfangen  tourbe,  unb  naebbem 
er  Reapel  erobert  unb  ben  Siebellen  getöbtet  batte,  teerte  er 
toi  eher  nach  Ravenna  jurüd. 1 

3bicö  mochte  im  3abr  616  ober  617  gefetteten  fein, 
unb  bab  Sud;  ber  fßäpfte,  tvelöbeb  jefct  bie  einjige  fpärlid^e 
Quelle  unfrer  6efdf)i<btc  ift,  fügt  binju,  baff  in  gattj  Italien 
ber  gricbe  toieberbcrgcftellt  tourbe.  ®ie  Glemente  jeboeb,  nun 
fefton  feit  mehr  alb  einem  halben  ^obrtunbert  im  Äampf 
mit  ber  SJtenfcbbeit,  hörten  nid;t  auf,  3tnI>en  ju  oertoiifien. 
3m  SDionat  Ruguft  beb  3abr8  618  erfrfjüttertc  ein  grofjeb 
©rbbeben  bie  Stabt  Rom  unb  rid;tete  ebne  3ll'eifel  arge 
Sertofifhmgen  an:  ibm  auf  ben  Spuren  aber  folgte  ber  von 
©onftantiitopel  nad»  bem  SJlbenblanb  gebrad;te  Stubfa^  (per- 
c 118810  senbierum).  Unter  bem  vielen  Soll,  ivetdjeb  von 
ifmt  bingerafft  tourbe,  erlag  vielleicht  aud>  fSeubbebit  felber, 
bentt  fein  £ob  ift  am  8.  Rovcmbcr  beffelbett  3abrb  ver= 
jeiebuet. 

©l;e  noch  fein  Radjfolger  Sonifaciub  V.,  ^Neapolitaner 
von  ©eburt,  orbinirt  toar,  bracb  eine  jtveite  Revolution  in 
Ravenna  aub.  3br  $aupt  toar  ber  ©yareb  ©leutberiub  felber. 


1 änaflaflu«  in  XeiiSt-ebit.  'Jtacb  2Narqiiarb  grob«’«  Chronologie  ber 
(Syartbcn  (apud  Joh.  Leiinclavium  Jus  Oraeco  Roman.  Francf.  1596. 
T.  I.)  »ar  3»b-  fentigin«  ber  fünfte  Syareb , unb  es  folgte  i&m  etcutbrrin« 

im  3abv  616.  Xie  Sfeibe  ift : SongimiS,  «ntaragbuS  584,  Stomanu«  587, 
Callinicu«  598,  ämaragbu«  Herum  602,  3of>.  l’emigiu«  612,  ßleit 
tberius  616.  Sud)  bie  (fransen  (egten  fttb  ti'ie  bie  UaiigobarbentSiüge  beit 
3unamen  glaoin«  bei. 


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?lufftäiib<  in  iXawmia  unb  Wtapti. 


123 


tiefer  ©tan«,  Gunud)  mie  9tarfeS,  glaubte  bie  perftfc^en  unb 
aoarifdjen  Kriege  für  bie  2lbfid?tcn  feine«  GhrgeijeS  benuhen 
ju  fönnen,  ba  fte  bie  Kräfte  beS  byjantinifdben  9tei<hS  oöHig 
in  2(ufprud)  nahmen.  Gr  marf  fich  in  Siaoenna  jum  Äaifer 
ober  Äöntg  non  Italien  auf,  bann  30g  er  in  Gife  gegen  9tom, 
biefer  Stabt  fich  ju  »er fiebern  unb  bort  Jtitel  unb  Beftätigung 
feiner  Ufurpation  $u  ^olen.  SIber  bie  Solbaten  töbteten  ihn 
unterwegs  int  Gaftell  Suceoli,  unb  fanbten  hierauf  feinen 
Äopf  nad)  Gonftantinopel. 1 GS  loar  bas  3ahr  619,  unb  im 
Tecember  beffelbeit  $ahrS  erfolgte  bie  Orbination  beS  ueu- 
gemählten  Zapfte. 2 2>och  auch  oon  BottifaciuS  V.  hoben 
mir  nichts  3U  berieten,  als  bie  30hl  feiner  StegierungSjahre: 
er  fafj  auf  bem  Stul  $etri  fünf  Qahre  unb  3ehn  ÜMonate, 
unb  ftarb  nach  ber  Berechnung  ber  Äirchenfdhriftfteüer  im 
October  625. 

2)ie  ©efd?ichte  Poit  91  om  felbft  ift  mährenb  ber  erften 
Hälfte  beS  ftebenten  OabrbunbertS  mit  einem  tiefen  ®unfel 
bebedt.  SBäbrettb  im  Orient  ber  .Selb  jperacliuS  baS  perfifebe 
9lei<h  beS  GhoSrceS  burch  glänjenbe  ^elbjüge  erfdjütterte  unb 
feiner  balbigcn  Groberung  burch  bie  2(raber  Bahn  brach, 
mährenb  in  Arabien  felbft  bie  neue  Religion  ÜHuhanteb’S 
unter  erftaunlichcn  Äämpfen  geftiftet  marb,  lag  9iont  als 
ausgebrannte  Scblacfc  ber  OJefcbicbte  auf  bem  Boben.  äöir 
miffen  nidjts  oon  ben  inneren  3u^önben  ber  Stabt;  fein 
Xuj,  fein  Diagifter  fDiilitum,  fein  ijjräfect  mirb  irgenbmo 
genannt,  unb  eS  bemüht  fich  unfre  angeftrengte  gorfdjung 
oergebenS,  auch  nur  eine  Spur  oon  ftäbtifcher  Gkmeinbe- 

' 8nap.  in  9ouifaciu$  V.  unb  ISaui  Diacon.  IV.  c.  35. 

1 ©itljt  ;u  bitjtm  3abt  ißagi  Criticn  in  Baron,  nub  ftranj  $agi 
Breviar. 


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124 


Tritte*  S'iidi.  Stinte*  ISat-'itel. 


oerfaffung  ju  entbeden.  SDurdj  biefc  Oebe  ber  Oicfdjidjte 
bören  mir  auch  jeßt  nur  bann  unb  manu  bic  £ammerfdhläge 
bcr  Üöerfnteifter,  meiere  auf  be«  ißapfie«  Gk'beijj  Milchen  bauen 
ober  reftauriren. 

.§ottoriu«  I.  aus  Gaiitpanien,  Sobn  be«  IJJctroniu«,  ber 
ben  3Titet  Gonful  führte,  beftieg  nun  ben  Stul  iftetri  nur 
fünf  Sage  nadfi  bem  Sobe  feinest  Vorgänger«  öonifaciu«, 
unb  bic«  bat  bie  SchriftfteHer  ber  Äirdjc  auf  bie  Vermutung 
gebraut,  c«  fei  bamal«  ber  Gyardj  ^faat  in  9tom  anmefenb 
gemefen,  unb  er  habe  felbft  bie  SJeftätigung  erteilt.  ’ ,$nbem 
fie  annehmen,  bafe  feitber  überhaupt  ben  Grannen  hast  ©e= 
ftätigungSrecht  ber  ipapftmabl  toott  ben  Maifern  übertragen 
rnorben  fei,  bejicben  fie  fieß  mit  einigem  örnnb  auf  bie 
Formulare  best  Sagebuch«  ber  Slömifcfien  ißäpfte,  ober  be« 
Liber  Diurnus,  ber  jmifchen  bett  fahren  685  unb  752  ge= 
fatnmelt  rnorben  ift.  Senn  obmol  fidj  barin  audb  ba«  $or-- 
ntular  b e«  Schreiben«  au  ben  Maifcr  um  SJefiätigung  finbet, 
tritt  bie«  bodj  in  ben  .§intergrunb , mäßrenb  ba«  Formular 
an  ben  Gjardjen  bringenber  unb  betnütiger  abgefafet  ift.  G« 
mar  (Gebrauch,  baft  ber  2lrd)ipre«bpter,  ber  Slrcßibiaconu«  unb 
t ber  ißrimiceriu«  ber  Notare  ben  Sob  be«  iJJapft«  bem  Gr- 
areben  anjeigten , bann  mürbe  ba«  oott  Weißlichen  unb  Saiett 
unterfchriebene  Secret  ber  neuen  3öabl  im  Slrcbio  be«  Saterau 
niebergelegt,  unb  eitblid;  eine  Relation  barüber  an  ben  Maifer 
al>gcfd;idt.  2lber  miebtiger  mar  ber  an  ben  Grardfieit  gerich- 
tete Bericht,  unb  nicht  er  allein  mürbe  in  bemütigen  2lu«; 
brüden  um  bie  ibeftätiguug  be*>  Grmählten  gebeten,  fonbent 
auch  ber  Grjbifcßof  unb  bie  ^ubice«  oon  fHaoenna  murbett 
gleidjjcitig  aufgeforbert,  fid>  bei  ihm  um  bic  balbige 
1 £if^e  tif  l'titfii  %<agi. 


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.fteneriu«  I. 


125 


3uftimmung  gu  oermcuben.  Die  Hiac^ttotlfommenbeit  beS 
(rrarchen  ift  burd)  jene  Formulare  groeifelloS,  unb  mir  bürfcn 
annehmen,  baf?  er  in  biefer  ©poche  als  SteHoertreter  beS 
ÄaiferS  bie  gemählten  Zapfte  betätigte,  aber  es  bleibt  bem 
nod;  fraglich,  ob  er  feit  .öonovius  überhaupt  unb  für 
immer  baS  abfolute  ^efiätigungSrecbt  Pom  Äaifer  erhalten 
hatte.  $nt  Slllgemeinen  ifi  ei  ohnehin  nicht  auffallenb,  bah 
ei  bem  röntifchen  GleruS  unb  Soll  oiel  eher  um  bie  0unft 
beS  ©parcfjen,  als  beS  itaiferö  ju  thun  mar,  toeil  jener, 
3iont  nahe  unb  mit  ben  bortigen  ijkrjönlichfeiteu  nidht  unbc; 
fannt,  bie  ©ntfcheibung  bes  ßaiferS  beftimmen  muhte;  ober 
ei  ift  cbenfoioenig  untoahrfcheinlidh , bah  bie  Stömer  fclbft, 
unter  ber  mieberholten  93erjögerung  ber  Drbination  ihrer 
IJJäpfte  leibenb,  ben  Äaifer  angingen,  ihnen  biefe  Stermirrung 
ju  erfparen,  inbem  er  bem  ©rarchen  bie  ©ntfcbeibung  über= 
lieh- 1 

3.  äircfcenbauten  £ctioriu*’  I.  ausft&mficfung  be*  0.  ^eter.  Eie  ber» 
golbeten  ©roigejieget  ocm  Eempel  bet  $enu«  unb  Sterna.  Eie  ffapcfle 
be«  0.  Stbotliiiari«,  unb  bie  ®aftlifa  be«  0.  äbrianu*  auf  bem  gornm. 

Die  SHömer  hatten  ©runb,  mit  ber  ©afjl  eines  SHanneS 
auS  angefeheuem  ©efchlecht  gufrieben  ju  fein:  .gonoriuS  mar 
gebilbet  unb  fromm,  unb  ftrebte  in  fatholifchent  (Sifet  bem 
groben  ©rcgor  nach-  i’lber  meber  feine  Scmühungeu  unt  bie 
äBiebereinfejsung  beS  fiangobarbenü'nigS  3lboloalb,  melden 
SlrialbuS  im  $ahr  625  enttront  hatte,  no<h  feine  Sorge  um 

1 Eet  3efuit  ©arneiiu«,  .^trairtgeber  be«  Liber  diurnus  glaubt,  baff 
ba«  jtteite  gorutufat  ober  Decretum  de  electione  Pontificis  getrieben 
fei,  nacbbem  ®onifariu*  V.  erwählt  teorben.  (S*  iff  unterjeidinet:  Clerus, 
Optiinatea  et  Milites  scu  Cives , unb  bie«  märt  triftig  fiir  bie  Stabt» 
berfaffnng  8fom’«,  liege  ftt$  bie  be«  Etcret«  mirflub  fefifleHen. 


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126 


Trittt*  Sbicb.  Start«  Sapitd. 


bie  Sfefebtung  ber  Oft  = urtb  'Keftfadifeu  Sritannien’S,  itodi 
feine  ton  ben  Äatt>olifen  bart  angegriffene  3Jad)giebigfeit 
gegen  bte  neue  ßefcerei  ber  SWonotbeleten  fönnen  wir  in 
unferer  ©eföidjte  beriicfftcfetigen.  $)agegen  glänjt  er  in  ber 
Gbronif  ber  Stabt  burd>  feine  Äirc^enbauten,  unb  er  bat  fid» 
baburtb  neben  SamafuS  unb  SpmmadjuS  einen  9ia^ru^m 
gefiebert.  5Der  lange  Äatatog  feiner  SBieberberfieCluugen  ober 
SBerfcbönerungen  ton  römifc^en  Äircben,  ober  feiner  Neubauten 
ift  im  33it<b  ber  pcipfte  terjci^net : unb  mir  finben  itacb  einet 
größeren  paufe  toicberum  einen  Papft,  ber  jur  Herltanblung 
beS  alten  SRom  tiel  beigetragen  f>at.  S5ie  Stube  tor  ben 
langobarbifdtett  Söaffen  gab  ifjnt  freie  £>attb,  unb  nicht  fjSefti* 
lenj,  nicht  SJlißttacbS,  noch  bie  torauSgegattgeuen  Äriege 
Ratten  ben  £cba(3  ber  Äircbc  erfcböpft.  Der  Sobn  beS  Gom 
fularen  petroniuS  fdjonte  bie  Ginfiinfte  ber  Patrimonien 
nicht,  ba  es  galt,  bie  Äirdfen  Siottt’s  mit  neuem  ©Iattj  su 
fd^mütfen. 

Seine  erfte  Sorge  galt  ber  ©afilifa  beS  S.  Peter.  Gr 
erneuerte  in  iljv  alles  ©erate,'  er  bcfleibete  bie  Gonfeffiott 
beS  SlpoftelS  mit  reinem  Silber  im  ©etoießt  ton  187  Pfuitb. 
3n  ber  fj^at  ift  alle  gegenwärtige  Pracht  berfelben  Gonfeffion 
nur  bef<$eibeiter  Scbmucf  im  SBergleicb  mit  bent  gebiegenen 
2lufttanb,  ben  man  bamals  unb  im  folgenben  ^abrbunbert 
trieb.  33lit  ganjen  platten  ton  Silber,  975  pfunb  im  0e- 
wiebt , bejog  ber  papft  .§onoriu3  fogar  bie  mittlere  GiitgangS= 
tbüre  ber  Safilifa.  Sie  tturbe  bie  Janua  regia  ntajor  ober 
mediana  genannt,  unb  führte  ton  ihrem  Scbmucf  feitber 
aueß  ben  Flamen  Argentea  ober  bie  Silberne. 2 Gine  alte 

' Renovavit  omnia  cimilia  b.  Petri  Apostoli  Slnafh  in  Honor. 

1 Investivit  regias  majores  in  ingressu  ecclesiae.  quam  vocant 


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£in$«nfauttn  .§oiieriu«’  I. 


127 


^nf^rift  in  Diftidjen  bcfanb  fich  ef>ebcm  an  biefer 
Sie  ermähnt,  baß  .öcmoi'iu#  ba§  QjWfc^e  Stigma  glücflich 
gefdjlichtet  batte,  mir  aber  toiffen,  baß  bet  »oibcrfpänftige 
gortunatu#,  ooit  bcn  Sangobarben  in  ba#  Matriarchat  pon 
örabo  erträbtt,  im  ^aßr  630  barauö  pertrieben,  unb  ber 
röntifthe  Subbiaconu#  ^SrimigcmuS  auf  jenen  ©ifdmffhtl  ein» 
gefeßt  morben  war;  morau#  ftcfj  ergibt,  .ßonoriuäS  habe  nach 
biefem  3ahr  jenen  ©dfmiucf  gemeißt.  S)ie  3nfeörift  nennt 
ihn  f<hün  unb  einfach  herjog  be#  SBolf#,  Dux  plebis. 1 G# 
ift  lpahrfcheinlich,  bafj  bie  filbente  Shürbefleibung  mit  ge» 
triebenen  3)arfteHungen  ^eiliger  ©efehießten  gefdhmüdft  mar, 
benn  ein  einfacher  9J2etaUüber$ug  läßt  ft<h  nicht  gut  beulen. 
3>ie  Saracenen  raubten  im  ^aßr  846  biefe  foftbare  Jhüre, 
melhc  bie  heutige  bronjene  beö  gilaretc  aus  ber  3eit  (rügend  IV. 
menigflen«  an  2ftetaIIroert  »»eit  übertraf.  Slufier  ber  |>aupt* 
thüre  gab  es  im  alten  Meter  noch  Pier  anbere,  unb  biefe 

ober  jene  trug  pietteicht  fdjon  bamal#  ihren  im  fpäteren 
ÜRittelalter  gebräuchlichen  9iamen.  2>cnn  bie  streite  jur 
Rechten  jener  h»eß  Stomana,  ba  fie  für  bie  au#  9tom  Äotm 
menben  beftimmt  mar,  bie  britte  baneben  ©uibonea  biente 
ben  pilgern  jum  Giittritt;  bie  Pierte  linfä  Pon  ber  .joaupt» 

medianam,  ex  argento  etc.  Anast.  ibid.  S«  Plural  beutet  auf  jroet 
a^ürßflgri. 

' Sit  3nfdjrift  gibt  ©tutet  p.  1163.  5.,  nach  btm  Cod.  Palatin. 
3<ß  ft(j{  ißt  (Sttbe  ßtr: 

Sed  bonus  Aniistes  dux  plebis  Honorius  artnis 
Reddidit  rcclesiis  membra  revulsa  piis. 

Doctrinis  mouitisque  suis  de  faucibus  bostis 
Austulit  exactis  jara  peritura  niodis. 

At  tuus  argento  praesul  constrnxit  opimo 
Ornavitque  fores  Petre  beate  tibi. 

Tu  modo  coeiorum  quapropler  Janitor  alme 
Fac  tranquiila  tui  tempora  cuncta  gregia. 


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128 


rrittrt  SRucb.  Sierttf  Galtet. 


t^iire  nannte  matt  Stauignana  ober  Staoemtata,  Weil  burch 
jte  bie  Setoohner  tooit  DraSteoere  (int  ©tittelalter  Stabt  bet 
Staoennaten  genannt)  cintraten;  bie  fünfte  enblich  baneben 
hieß  Jamm  judicii , bie  3^üre  bcs  ©eridftS,  oon  ben  lobten, 
bie  burct)  fte  hineingetragen.  tourben. ' 

.ÖonoriuS  begnügte  fic^  nicht  mit  jenem  SupuS:  er  ftif= 
tete  aud>  jlvei  große  feuchter  oor  bent  ©rabe  be£  2Ipoftel3, 
ton  je  272  fßfunb  an  ©etmcfjt.  Dod>  toerfchwanben  biefe 
Äoftbarfeiten  cnblidj  oor  bem  golbenen  ©lanj  beS  Dadfö  ber 
©aftlifa.  Der  oerlangenbe  Slicf  ber  ißrieftcr  war  fdjon  Iängft 
»on  ben  oergolbeten  Grjjiegeln  beS  DentpelS  ber  Stoma  unb 
ber  SSenuS  angejogen  worben;  biefer  präcfjtigfte  Sau  beS 
ÄaiferS  $abrian  war  nicht,  wie  ber  Dempel  bes  capitolini= 
fc^en  $eu8,  »on  ben  Sattbalen  jene«  SdnnudS  beraubt,  fon= 
bem  feine  golbenen  Dächer  funfeiten  bem  ergrauten  Goloffeum 
gegenüber  nod)  immer  im  Somtenfdhein,  wenn  auch  £>ie  unb 
ba  fd;on  eingebrüeft.  $onoriu0  mochte  cs  nicht  ertragen,  baß 
bie  Heinere  itirdjc  beä  Pantheon  oon  ©olb  fc^immerte,  wenn 
ber  S.  $eter  biefer  SfaSjeichuung  entbehrte,  er  brang  in  ben 
Äaifet  $eracliu3,  ihm  jenes  atitife  Dach  ju  f dienten,  unb 
nadhbem  er  bie  GinmiHigung  erhalten  hatte,  würbe  auch  ber 
herrliche  Dempel  beS  -öabrian  ber  3erftörung  geweiht.  Sott 
ben  abgeworfenen  Dächern  ber  Senus  unb  Stoma  wanberten 
bie  Riegel  nach  bem  S.  ißeter,  unb  baS  $au3  beS  3lpoftel= 
fürften  prangte  nun  auch  oon  außen  mit  bem  ©lanje  frem» 
ben  GigenhunS.1  2 GS  gab  bamats  feinen  Stiimer,  ber  fich 

1 Severan.  jc.  I.  p.  68.  Guidonea  — per  qnella  erano  gui- 
dati  — i Peregrini.  Set  92ame  tarnt  alfo  itac$  biefer  (Srftänmg  nic&t 
bem  7.  saec.  angeboren. 

* Operuit  etiam  omnem  eeelesiam  ejus  ex  tegulis  Bereis,  qtias 


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.Ctird'fntauteii  $oneriu»’  I. 


1*29 


beffen  nicht  freute;  ober  foüeu  mir  uns  noch  bie  erfticfte 
Stimme  eines  ber  fpärlicfteu  Öefcr  beS  ©irgil  benfen,  ber 
an  bem  übeljugerichteten  ©tonument  Dornberging  ? So  fhalte 
ber  S.  ©eter  innen  unb  außen  bon  @olb  uitb  Silber;  mer 
burd)  bie  .paupttbiirc  einging,  mußte,  inbem  er  bie  pracht» 
boBen  Geräte  unb  (ianbelaber,  bie  filberbefleibete  ©onfeffion, 
baS  golbene  ©rab  unb  bie  golbgrunbigen  ©lofaifen  hie  unb 
ba  betrachtete,  geftebn,  baß  bie  große  ©afilifa  91om’S  bon  ber 
Äirdje  ber  heiligen  Sophia  in  ©bjaitj  an  Fracht  nicht  aBjU= 
febr  übermunben  mürbe. 

©S  lag  am  S.  ©eter  bie  Don  SpnunadjuS  erbaute  6a= 
pelle  beS  S.  2(nbreaS.  2(uch  hier  fchmücfte  .ponoriuS  ben 
©oben  oor  ber  (Sonfeffion  mit  filbemen  Patten,  unb  enblich 
baute  er  felbft  eine  jrneite  (iapeüe  bem  heiligen  SlpoflinariS 
im  ©orticuS  ©almaria  ber  ©afilifa.  So  brücft  fi<h  baS  ©u<h 
ber  ©äpfte  auS,  mir  haken  iitbejj  biefe  fleine  Äirche  unmittel-- 
bar  neben  bem  ©orticus,  unb  nicht  in  beffen  innerem  ju 
fudjen.  S.  2lpoüinariS  ton  2lntio<hia  mar  für  ©abenna  bas, 
maS  S.  ©ctruS  für  SHom,  erfter  ©ifdjof  unb  .öauptheiliger 
jener  Stabt;  inbem  ihn  nun  .ponoriuS  in  ben  StabtcultuS 
auf  nahm,  mochte  er  bamit  bem  ©parken  unb  bem  Grjbifchof 
bon  ©abenna  fchmeidjeln,  aber  bie  9tömer  erinnerten  ftch, 
baff  S.  StpoBinariS  mit  S.  ©etrus  als  beffen  Schüler  nach 
5tom  gefommen  unb  h>ier  bon  ihm  jum  ©ifchof  ernannt  unb 
nach  9tabenna  abgefeubet  morben  mar. 

®ies  maren  .ponoriuS’  ©erbienfte  um  bie  baticanifche 
©afilifa;  feine  anberen  um  anbere  ^eilige  maren  nicht  ge= 
ringer.  ?lom  berbanft  ihm  ben  ©au  mehrerer  neuer  Äircfien, 

levavit  de  templo,  quod  appellatur  Romae  (fallet)  Romuli)  ex  oon- 
cessu  Heraclii  piissimi  Imperatorie.  Anast  in  Honorio. 

W 1 1 1(  o t o»  i u I,  (SrfAlitIt  tf : glatt  .'Sein  II  9 


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130 


Irittf«  2tnd>.  45ifrt«  (Japitd. 


von  benen  einige,  nad?  «nb  nach  oeränbert,  hoch  immer  als 
feine  .$en finaler  ju  betradfiten  finb.  21  uf  bem  gorutn,  in 
berjenigen  ©egenb  unter  bem  Capitol , meldbe  mir  bereit« 
al«  Jria  ftata  fenncn  gelernt  haben , erbaute  unb  meiste  er 
bem  3Jlärtirer  2lbrianu«  eine  Jtird;e. ' C«  ift  ungemifj , ma« 
ben  ©apft  bemog,  gerabc  biefen  .freiligen  alfo  ju  ebren.  ©« 
Hingt  faft  toic  eine  leife  Ironie  gegen  ben  Imperator  beffelben 
Flamen«,  Pon  beffen  meltbcrübnttem  Tempel  er  ba«  golbne 
$5adb  genommen  batte,  unb  beffen  «Ranten  er  nun  mit  bem 
gleidfien  eine«  .^eiligen  bcbcdftc.  2)iefer  toar  nid^t  einmal 
«Römer  Pon  ©eburt,  fonbern  flammte  au«  iUicomebia , mo  er 
ben  SJlärtirertob  um  ba«  3af>r  302  erlitten  batte.  Sein 
Seidbnam  tourbc  nach  91  om  gebracht,  toie  ein  römifeber  S<brift= 
fteller  fagt,  als  ber  erfte  überhaupt,  ben  fid)  bie  Stabt  au« 
frentben  ifänbern  fommen  lieft,  ba  fie  bodb  felbft  an  heiligen 
Reichen  fo  febr  reidb  mar. 1 ÜRan  bat  behauptet,  baft  bie 
Äircbe  be«  S.  2lbrianu«  in  einem  alten  Tempel,  etma  bc« 
Saturn,  eingerichtet  mürbe,  unb  noch  beute  möchte  bie  utt-- 
übertündbte  fyacabe  Pon  fcbroercni  giegelbau  unb  ba«  ge= 
glieberte  ©efimfe  ben  oberflächlichen  ©lief  taufchen.  2lber  mir 
ftimmen  gern  benen  bei,  melcbe  jene  Annahme  megen  ber 
fcblecbten  ©auart  Permerfen. 3 ®ie  (Sbronif  fdimeigt  Pon  bem 
2lu«feben  biefer  ©egenb  be«  alten  ^ornirt«,  mo  bie  «Roftra, 
ber  ^anu«,  ber  Senatu«  ftanben,  unb  mir  miffen  nicht,  in 
melcbem  3uftanbe  bie  ©afilifa  be«  Slemiliu«  ©aulu«  bamal« 
fidf  befanb.  6«  mar  aber  S.  2lbrianu«  bie  jmeite  auf  bem 

' Fecit  Ecclesiam  bcato  Adriano  martyri  in  tribus  fatis.  Anast. 

’ Panciroli  Tesori  nnscosti  p.  86. 

* S3nn(en  ;c.  111.  1.  p.  359.  iWiaraiigoni  Cosc  Gentil.  c.  53  nimmt 
toi  itmpfi  bt«  Saturn  an,  Worin  ba«  Vtrrarium  war.  9iarbini  II.  c.  6. 
p.  200  wj.  brfirtilft  tiefe  'Anfubt , wrlcfef  auch  fcie  br«  SDfarlianue  ift. 


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$it  Stn^t  2.  21>fcteni*. 


131 

Forum  ober  in  25ribu«  gatiö  erbnute  Äirche;  benu  bae 
Heiligtum  ber  Äerjte  Go«ma  unb  Tamiauu«  haben  Wir  bereite 
fennen  gelernt. 

4.  Tif  Sfnnbfinh«  tc6  2.  Ibect-cvu«  am  gufi  tt«  Malaiin,  fllntitt 
Änniuifcmjcu.  $ouoriu«  nxifat  Mt  jiircbc  btt  SS.  Quatuor  Coronalorum 
auf  fccm  CiJliub,  unb  0.  Sucia  in  Selce. 

9(uf  ber  anberen  ©eite,  hinter  bent  Foru,1>  unb  am 
Fufc  be«  palatinifdjen  33erge«,  [tauben  ebcnfall«  febon  jwei 
flireben,  ber  ©.  Stnaftafia  unb  bem  ©.  Stbeoboru«  geweiht; 
boeb  bie  3cit  ihrer  Erbauung  ift  nicht  befannt.  ©.  änaftafia 
haben  wir  fcJjon  bei  Gelegenheit  be«  Goncil«  non  ©pmmachu« 
im  3ahr  499  nie  einen  SCitel  oorgefunben,  unb  6.  2beo= 
boru«  Wirb  juerft  unter  bem  ^ontificat  Gregor’«  be«  ©rohen 
al«  SMaconie  genannt. 

35er  heilige  Übeobor , ein  tapferer  ©olbat,  wie  ©cba= 
ftian  unb  Georg,  batte  währenb  ber  mörbcrifchen  Gbriflen-- 
iterfolgung  unter  'iHajimian  ju  3lmafea  in  ißontu«  ben 
Stärtirertob  auf  bem  Scheiterhaufen  erlitt,  naebbem  er 
felbft  Porber  ben  Stempel  ber  Gübele  burch  §cuer  jerftört 
hatte.  3)ie  Körner  weihten  ihm  nicht  weit  Pon  ber  ©.  2lna= 
ftafia,  am  9(bbang  be«  ^alatin,  eine  merfwürbige  fleine 
Kunbfircbe,  in  einer  Gegenb,  bie  ;u  ben  fagenPoUften  be« 
alten  Korn  gehört.  3)ort,  hinter  ben  ateftaheiligtümern,  ftanb 
ehemal«  ber  ruminalifcbe  Feigenbaum,  Ficu«  Kuminali«,  auch 
ba«  uralte  ^upercal ; irgenb  ein  frommer  ißapft  aber  mochte 
fchon  in  früher  3fit  bafelbft  eine  Äirdie  errichtet  ba&en/ 
um  bie  Dämonen  be«  Ort«  ju  Perf<heu<hett,  ober  bie  hart= 
näcfigctt  Erinnerungen  be«  SJolf«  an  bie  Supercalien,  an 
SWart  unb  an  Diomulu«  burch  einen  tapfern  unb  heiligen 


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132 


dritte©  inerte«  Capitol. 


.pauptmamt  ju  üerbannen.  Cb  eS  ^clir  IV.  mar,  ift  jebod; 
ungemiji,  unb  ebenfo  menig  befannt,  von  »ein  bie  ÜDtofaifen 
in  ber  Tribüne  ber  Ätrd;c  berriibren.  Sie  ftellen  ©nippen 
oon  ^eiligen  in  ähnlicher  Verteilung  bar,  mic  man  fie  in 
S.  GoSma  unb  S'amiano  fielet,  aber  ihr  Stil  ift  fdbmäcblubcT. 
3J?an  fiebt  bafelbft  GfjriftuS  im  bunfcln  ©emanb  über  bem 
geftirnten  ©lobus  fifjen , mit  ber  Stedten  fegnenb,  in  ber 
hinten  ben  Stab  mit  bem  üreuj.  9icchtS  fleht  S.  5)Janl  mit 
einem  Vudf,  S.  Veter  litifd  mit  bem  Scblüffel;  baneben 
S.  Jbeobor  in  einem  golbgeftidten  ©etoanbe,  bie  SRärtirer- 
fronc  in  ben  |>änben;  neben  S.  ißaul  eine  nicht  leicht  ju 
beftimmenbe  ^igur,  gleichfalls  bie  .ftronc  in  ben  .’gänben. 
3)ie  ©eftalt  S.  Shcobor’S,  nicht  »ie  in  ber  Äirche  bon 
SS.  GoSma  unb  Damiano  greifenhaft  unb  robuft,  fonbem 
jugenblich,  fd)ön,  bartlos,  mit  lang  berabmallenben  Soden, 
fticht  fo  febr  gegen  bie  übrigen  ^eiligen  unb  bie  bantalige 
Sluffaffung  ab,  baß  fie  ein  2öerf  febr  fpäter  Erneuerung 
fein  mufe.  Sie  mag  aus  ber  3e'*  VicolauS  V.  herrübrcit, 
»elcbcr  bie  Slotunbe  beS  S.  Sheobor  ganj  reftauriren,  aber 
nicht  bie  alte  Jribune  abtragen  lief?. 

3m  fechjcbittcn  3abrbunbert  ftanb  in  berfelben  Äirdjc 
bie  berühmte  Vronjegruppe  ber  finberfäugenben  SBölfin,  unb 
»on  bifr  mürbe  fie  bann  in’S  Gapitol  gebracht.  'Dies  gab 
einen  fcheinbaren  ©runb  mehr,  bie  ttirebe  für  einen  alten 
Xempel  ju  halten,  loeldhen  man  bem  Stomulus  unb  StentuS, 
ober  bem  StomuluS  allein  jufebrieb. 1 3^bem  nach  ben 


1 äJiarangoni  Cose  Gent.  c.  52  ftt&rt  @.  Xeofcoro  al«  tritte  Äirdje 
in  ber  Steife  ber  »emtanbellen  letnpel  auf.  fßanciroli  jc.  p.  705  fwit  fie 
für  ben  fempel  be*  3fcmu!u«  unb  9temu«,  unb  fagt,  tag  ju  feiner  3f>t 
bie  bvenjene  fflüifin  »on  bert  in’«  Copilot  gebraut  trurbe.  änbere  erflären 


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Ti«  Kirche  be«  2.  Xbeobcru#. 


133 


©«richten  ber  3llten  in  einem  flehten  Stempel  auf  beut  Palatin 
baS  bronzene  Stbbilb  ber  finberfäugcnben  Bölfin  aufgefteHt 
toar,  glaubte  man  fotool  in  ber  toorgeblid)  bei  6.  Jeoboro 
auSgcgrahenen  ©ruppc  jenes  antife  ©ilbtperf  toiebcr  5U  er- 
fennen,  als  bie  Äirche  felbft  filr  beu  Stempel  beS  WomuluS 
halten  ju  müffett.  ©ine  Jrabition  beS  .ftcibentumS  aber 
pflanjte  ftch  burcb  alle  .gahrhunbcrte  auf  biefcm  Socale  fort: 
tote  im  alten  9tom  bic  ülRütter  ihre  frattfen  ftinber  in  bett 
Stempel  ber  ^miliittge  311  bringen  pflegten,  um  bort  ihre 
.^eilung  ju  erflehen,  fo  brachten  in  bie  Äircbe  beS  ©.  $h€0= 
borus  djriftliche  grauen  ihre  frattfen  Äinber,  ben  .^eiligen 
um  Jpilfe  ju  bitten,  bie  ihnen  in  feinem  Wanten  ber  ißriefter 
gab,  ber  auf  bas  .paupt  beS  Icibenbcu  ÄinbeS  feine  .pänbe 
legte. 1 ©ieUeicht  batte  gerabe  biefer  fortbauernbe  (gebrauch, 
ju  folchem  3toerf  WomuluS  attjurufen,  einen  ©apft  bringettb 
aufgeforbert,  jene  Äirdje  ju  erbauen;  aber  er  toar  unoer- 

fieh  für  einen  Xernpel  beS  Sfcmulua  (fo  Senuti  unb  SDfarliami«  c.  21)  mib 
(Hieb  ‘Jfil'tp  mödite  ficb  bafilr  eittfcheiben  (SRote  ju  SRarbini  11.  lib.  V.  c.  4. 
p.  162).  SBinfelmann,  @efch.  9.  Äunfl  b.  Sit  III.  3.  §.  11,  halt  nicht 
oOcin  bit  ©rappe  filr  bie  alte  berühmte,  »en  brr  XionpfiuS  »01t  Halicar. 
Ant.  Rom.  (I.  c.  79.  p.  65)  rebet,  fonbern  erftärt  auch  2.  Xeoboro  für 
ben  Xempet  be«  Diomulu«.  Xionb«  (bricht  icboch  nicht  ben  einem  Xtiubfl, 
foitbem  bon  einem  riuirog,  tre  er  bie  altertümliche  ©ruppe  in  ber  Ülabe 
be«  Supercal  flehen  fah:  yä/.na  noir Ii  ata  fTtiZaiä$  inyadia;.  l£«  gab 
noch  eine  jtreite  ©ruppe  ber  Ärt  im  Capitol.  — Xic  @efchi<hte  ber  Kirche 
2.  Xeoboro  fchrieb  Xorrigiu«:  Historia  dcl  Mnrtirio  di  S.  Teodoro 
Soldato,  Roma  1643 ; er  hält  fie  gleichfalls  für  ben  Xempel  beet  Stoinulu«, 
bie  3<it  ihrer  ©rünbung  fenitt  er  nicht. 

1 Venuti  deseriz.  dellc  antichilä  di  Romu  P.  I.  c.  1.  — Pan- 
eiroli  tesor.  nag.  p.  705.  Xorrigiu«  a.  a.  O.  c.  6 u.  7.  3nt  cap.  21 
gibt  er  bie  alten  Äranfengrbete  biefer  Äirche,  tvelche  fcpliefien:  per  signum 
smictilerae  Crncig,  et  intercessionem  Beati  Theodori  liberct  tc  Do- 
minug  nostcr  Jesus  Christus  ab  liac  inflrinitute.  ■'peilte  gehört  2.  Xec- 
bero  ber  Sodalitag  Sacrat.  Cordis  Jesu.  3nt  -’C'ofe  bient  eine  antife  ?Ira 
als  CantharuS. 


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134 


Dritte*  >Bu<6.  Mfrtc«  tfapitel. 


mögenb,  bie  eingetourjeltc  Sitte  3U  oerbrängen.  SiotnuluS 
oerwanbelte  fid)  nur  in  J^eoboru?,  es  fuhren  bie  3J2ütter 
fort,  i^re  llinber  I;erbeijubringen,  bie  fie  nun  bem  S.  Sheobor 
ober  Soto,  loie  baS  SJolf  in  ber  Spraye  ber  Äinber  tagt, 
empfahlen,  unb  ber  Schreiber  biefer  Gefehlte  faf;  mit  eigenen 
2lugen  in  S.  Seoboro  bie  Scbaaren  ton  grauen  ihre  franfen 
Äinber  bem  ^riefter  an  ben  2lltar  bringen.  2lud>  bie  2lmmen 
Mom’S  feierten  if?r  geft  noch  im  fpäten  Mittelalter  am  Sage 
beS  , heiligen  auf  bemfelben  fcocal,  too  cinft  bie  2lmme  oon 
MomuluS  unb  fliemus,  2tcca  l'aurentia,  it>r  fabelhaftes  Grab 
gehabt  haben  foü. 

2öir  oerlajfen  biefe  merfwürbige  Gegenb  Mom’S,  um 
eine  anbre  berühmte  .Uircbe  auf  bem  Gölifcben  hügel  ju  bc- 
f ucben.  sJiad)  bem  SBucb  ber  Zapfte  baute  hoitoriuS  bort  bie 
.Kirche  ber  3iier  Gefrönten,  SS.  Quatuor  Coronatorum. 
Sie  ift  bie  3iocite  auf  bem  (SöIiuS,  Pott  ber  wir  bisher 
■Hutibe  gehabt  haben , bettn  bie  erfte  war  bie  bem  S.  Ste= 
pbanus  geheiligte  iHotunbe.  ^nbefj  wir  finben  biefelbe  Kirche 
bereits  unter  Gregor  bem  Großen  als  einen  neuen  ßarbinalS- 
titel  bezeichnet,  unb  fie  mochte  fchon  in  älterer  3e'f  >,n 
Viertel  Caput  Africae  unb  auf  ben  Ruinen  irgenb  eines 
antifen  GebäubeS  erbaut  worben  feilt.  Mod)  heute  lehren 
fchöne  forinthifche  Säulen  im  SSorhof  unb  baS  eingemauerte 
Fragment  eines  SempelarchitrabS  oon  auSgc3eidbneter  21  r beit 
ber  2lfanthuSblätter,  baß  alte  ‘Monumente  biefer  Kirche  311111 
23au  gebient  hatten.  2lber  honoriuS  erneuerte  fie  wahr- 
fdheinlich  fo  oollftänbig,  bafj  er  fie  wie  einen  Meubau  weihte. 
Sie  wirb  oon  oier  Solbateu  benannt,  bie  unter  Siocletian’S 
Regierung  ben  Sob  erlitten  hoben  feilen.  $n  jener  Kirche 
verehrte  man  auch  bie  Keidien  oon  fünf  Märtirern  aus 


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X'ie  .Stucbe  cot  »iet  (Betreuten. 


135 


Pannonien,  armen  Steinhauern  GlaubiuS,  Nicoftratus,  6im= 
PhorianuS,  GaftoriuS  unb  SimpliciuS,  meld;e  nach  ber  frönen 
Vegetibe  fid)  gemeigert  Ratten,  Stanbbilber  Pott  Öütteru  ju 
Titeiftclu.  $ie  Pier  ©cfrönten  felbft  aber  mären  römifebe 
Gornicularii  ober  Unterofficierc  gemefen,  unb  ihnen  als 
Solbaten  mahlte  man  PieUeicbt  ben  cölifdjcn  $ügel,  wo 
bie  Gaftra  Sßeregrina,  bas  grembettlager  beS  SluguftuS, 
ftanben,  jur  Stelle  einer  Stirne  aus.  Slber  man  batte 
ihre  -Kamen  oergeffett,  unb  bie  Nömer  fuhren  lange  3eit 
fort,  bie  Pier  ©efrönten  als  unbefannte  unb  mpftifche 
SBefen  ju  perehren,  bis  eines  £agS  ihre  Namen  entbetft 
tourben,  fie  hiefseu  SeoeruS,  Seoerinus,  Garpoforus  unb 
©ittorinuS.  1 ^hl'c  anmutigen,  betränjten  ©ilbniffe  mit 
ißalmen  in  ben  .'pänben,  wie  man  fie  heute  mieberholt  in 
unb  Por  ber  Äirdie  bargeftellt  ficht,  finb  nidht  unpoetifche 
Grfcheinungeu.  3hrf  moralifche  ©ebeutung  jebodt,  gering 
im  ©erglcid;  mit  anbereit  ^eiligen  (fie  hatten  jid)  geweigert, 
mit  Dfficieren  beS  .yeerS  ben  ©öttern  ju  opfern),  jeigt,  baß 
man  in  ber  ©usmabl  Pon  Äirdhen  heiligen  nach  3ufaUigen  ©e= 
bürfniffen  biefer  ober  jener  ©olfsflaffe  fich  richtete,  ©ott  bent 
urfpriinglichen  ©au  beS  .yonoriuS  roiffen  mir  nidhts,  beim 
biefe  ilird)e  mürbe  fpäter  oft  erneuert,  unb  mir  merben  ju  ihr 
noch  jurüdfommen.  3hre  mittelaltrigen  dauern  tünnen  fich 
caftellartig  auf,  unb  Perleihen  bent  fünften  £>üget  nebft  ben 
Krümmern  ber  Glaubifdjen  Söajferleituitg  unb  ber  fchönen  No- 
tunbe  beS  6.  Stephanus  einen  fehr  hetoortretenben  Gharafter.2 


1 Martyrol.  Roman,  unb  Ufuavbi  jum  8.  9loWtnber. 

J 3um  Anbeuten  an  bie  fünf  peitiflrn  ©ilbfwucr  bcptjt  bie  ©riibei-fcpaft 
bet  ^ilbfwuet  unb  Steinmetjen  («tatuariorum  et  lapicidarum  Corpus) 
feit  1570  in  biefer  ©afilita  eine  Gapelle. 


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1 30  Shi(ty.  itiert« 

3)ad  Öu d)  ber  ^lüpfte  fc^reibt  gponoriud  ferner  beu  23au  . 
ber  Jtircfte  6.  £ucia  neben  6.  ©iloeftro  jn;  bied  ift  bie 
auf  bcn  (larinen  über  bem  £a(  ber  ©uburra  gelegene 
©.  Sucia  mit  bem  SJeinamcit  in  Selce  ober  Silice,  oon  einer 
alten,  mit  Safaltpolpgonen  gepflaftcrten  Strafte  fo  genannt, 
©ie  ftieft  aber  autft  in  Orpbea,  bietleijftt  oon  bem  antifen 
Springbrunnen  lacus  Orphei,  ben  sDtartialid  in  biefer  0e= 
genb  bemerft  bat. 1 SDiati  f eftreibt  iftr  ein  noeft  ftöftered 
3llter  ju,  inbem  behauptet  toirb,  baft  fie  Pon  ^onoriud  nur 
WieberftergefteUt  tourbe,  unb  ed  bleibt  fogar  ungetoift,  melcfter 
Sucia  fte  getoeiftt  War.  3>citn  ed  gibt  brei  Äxilige  biefed 
Samens,  alle  Ütärtirinnen  wter  £iocletiau;  jtoei  oon 
iftnen  waren  Stömerinnen,  bie  britte  aber,  eine  Jungfrau 
aud  ©prafu 3 unb  noeft  fteute  bie  ©eftuftpatronin  biefer 
©tabt,  genoft  ein  befonbered  9lnfeftn,  fo  baft  fie  iftre  3la- 
mendfeftmeftern  enblicft  oerbrängt  ju  ftaben  fefteint;  toenigftend 
wirb  in  noeft  brei  anberett  iiireften  biefcd  5iamend  ju  31  om 
(©.  £ucia  bcUa  Sftiabica,  bella  Sinta,  unb  alle  Sottegfte 
ofeure)  iftr  geft  gefeiert,  uttb  nceft  fteute  rufen  fie  bie  Stömer 
an,  iftre  3lugen  ju  fteilen,  wenn  fie  baran  leiben. 

$ied  waren  bie  Äireften , welcftc  .öonoriud  in  ber  ©tabt 
entweber  baute,  ober  erneuerte,  aber  aueft  aufterftalb  ber 
3)taucrn  mar  er  tftätig.  (ir  erridfttete  bem  @.  Goriacud  eine 
Äircfte  auf  ber  Oftienftfcften  Strafte  am  fiebenten  Hieileuftcin, 
eine  anberc  ftiftete  er  bem  ©.  ©eoerinud  bei  Siooli;  unb 
t>or  bcm  9tomentanif<ften  2or  baute  er  bie  berühmte  Üirtfte 
ber  fteiligen  2lgned  neu  oon  örunb  aud  auf. 

1 Illio  Orpbea  protinus  videbis 
LTdi  vertier  lubrirum  theatri  ete. 

Martial.  X.  19. 


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0.  «peft  »ov  btm  'Jioinfntaniidifii  Zer.  137 

5.  Xit  Vegfiib«  #oii  tcr  @.  Stgnw,  unb  ibr<  #on  $ouoriu6  rrntuntf 
Si«b«  »or  tom  9!omeutanifd)on  lov. 

2öir  fabelt  ber  Äirdje  ber  S.  2lgneS  fd)on  ermähnt,  als 
einer  alten  bereits  Gonftantin  bem  ©roßen  jugefdbriebenen 
Anlage,  unb  bie  ©efc^id^te  ber  Stabt  muß  hier  bie  Segenbe 
aufnebmen,  mit  welcher  bie  Körner  eine  ihrer  beliebteften 
9lationalheiligen  verherrlicht  haben. 

2lgneS  mar  bie  Softer  einer  angefebenen  gamilie,  unb 
erft  jwölf  ober  breijebn  3abre  alt,  ba  fie  ben  fDlärtirertob 
erleiben  follte.  GineS  2agS,  fo  erzählt  ber  heilige  2lmbrofiuS, 
lehrte  fie  aus  ber  Schule  juriicf , als  ihr  ber  Sohn  beS  Stabt= 
präfecten  SpmpbroniuS  auf  ber  Straße  begegnete.  Gr  verliebte 
fich  in  bas  jarte  unb  feßöne  2)täb<hen,  fanbte  ihr  foftbare 
©efchenfe  unb  machte  ihr  locfenbe  Verfprecfi  ungen ; abgemiefen, 
verfiel  er  in  töbtlicße  Schwermut.  Gr  offenbarte  feinem  Vater 
ben  ©runb  feiner  Seiben , unb  SpmpbroniuS  brang  in  2lgneS 
feinem  verfdjmachtenben  Sohne  bie  $anb  ju  reichen.  Sie 
entbedte  ihm  furj  unb  füßn,  baß  fie  Gbriftin  fei;  auf  ihre 
Steigerung  ber  Söefta  ju  opfern,  ließ  fie  ber  erbitterte  $rä-- 
fect  in  eins  ber  ©eroölbe  beS  GircuS  2lgonaliS  führen,  wo, 
wie  bei  allen  Schaufpielhäufcrtt  9tom’S,  fid>  bie  öffentlichen 
kirnen  aufjubalten  pflegten,  unb  bort  follte  ber  Jüngling 
il;r  ©ernalt  anthun.  2iacft  mürbe  2lgneS  über  bie  Straße 
nach  jener  Schanbfammer  geführt,  aber  uufichtbare  Gugel 
verfdhleierten  ihre  javte  ^ugenb  mit  ihrem  lang  herabftrömen 
ben  .£>aar;  himmlifche  Sichter  vertrieben  bie  frech  einbringeit- 
ben  Begleiter  bes  Verliebten  aus  bem  ©emadje  felbft,  unb 
ber  Sohn  beS  fpräfecten  fanf  auf  ber  Schmeüc  cntfcelt  ju 
hoben.  2luf  bie  Sitten  beS  erfdjrecften  Vaters  von  ber 
Jungfrau  mieber  ine  Sehen  jurücfgebracht , eilte  er  nun  burrfi 


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I 


138  dritte*  Stierte*  (Hantel. 

bie  Straften  Storn’S  mit  bet»  begeisterten  Stuf : „ein  ©ott  im 
.^immel,  auf  Grben  unb  im  ©leer!  ein  ©ott  ber  Ghriften!" 
3fber  SlgneS  mürbe  von  ben  ^eibnifc&en  ißrieftem  als  3au^er*n 
vor  ©eriebt  geforbert,  unb  nacfybem  fidb  bie  flammen  mit« 
leibig  um  ftc  ^er  geteilt  Ratten,  fcbititt  ihr  ber  genfer  mie 
einem  Samm  bie  Äehle  cntjroei.  Dies  gefdjah  ber  fiegenbe 
nach  am  21.  3anuar  beS  Jahres  303,  in  ben  Verfolgungen 
unter  Diocktian.  ' 

Die  unglüctlicbcn  GTtern,  benen  bie  SDlärtirin  in  einem 
golbbrofatenen  Äleibe,  ein  Opferlamm  neben  fidb,  erfebienen 
mar,  beftatteten  ben  Leichnam  auf  ihrer  Vefibung  oor  bem 
9lomentanif<hen  Dor,  unb  noeb  beute  jeigt  man  ihren  Sarg, 
einen  antifen  sHiarmorfarfopbag,  mit  Slbbilbungen  von  2lmo« 
ren,  mit  ben  gigurett  beS  DceanuS  unb  ber  ©äa,  bes  Gros 
unb  ber  Vfb^e-  junge  heilige  fuhr  fort  bie  ^Jietät  ber 
Ghriften  hetbeijUjiehn,  ihre  Söunber  aber  veranlagten  ben  Vau 
einer  ÄirdEfe , jumal  an  jenem  Ort  Äatafomben  von  betracht« 
lieber  SuSbebnung,  bie  heute  ju  ben  merfmiirbigftcn  9lom’S 
gehören,  angelegt  morben  maren.  Die  urfprüuglicbc  ©rabfirdbe 
fchreibt  eine  alte  nur  noch  in  Vücfrern  aufbemahrte  ^nfchrift 
aus  ber  Dribuite  ber  römifdbeit  Vtärtirin  Gonfiantina  ju, 
melcbe  mit  ber  Dochter  Gonftautin’S  vermedbfelt  mürbe ;1  2 unb 


1 Mnrtyrol.  Rom.  unb  Ufuarbi  3um  21.  3anuar.  euriuS  T.  I.  p.  488  bis 
492,  ber  bie  ?egenbe  bem  0.  Stinbrofiu«  juftfireibt,  unb  3accbnS  be  ®oragine. 

’ Constanina  Deum  venerans  Cliristoque  dicnln. 

Omnibus  impensis  devota  ment«  paratis, 

Numine  divino  multum  Cliristoque  juvnnte, 

Sacravit  templum  victricis  Virginia  Agnes  etc. 

®ei  ®unfen  unb  ‘{Slatner  ic.  III.  2.  p.  445.  Siait  fdirritt  bie  3nfd>rift 
bem  ®ifcfiof  XantafuS  ju,  ber  tiefe  öpigrantme  auf  9Kärtirer  marfite,  unb 
auch  jenes  ber  0.  SlgneS  treibe,  bas  man  in  ihrer  Äirdje  auf  einer  Star 
mortafel  liest,  ^rubentitts  meiste  ber  ^eiligen  einen  belannteu  tpumnns. 


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@.  Ägn«f<  »or  ttm  Wonwntomfchtn  lor.  139 

fpäter  erneute  SpmmadßuS  nicht  allein  bie  Tribüne,  fonbern 
bie  ganje  ftircße.  .öonoriuS  fanb  fie  jebocß  wenig  meßr  als 
hunbert  ^aßre  barauf  im  Verfaß,  unb  mußte  fie  Döllig  neu 
erbauen.  Dbwol  fie  nun  im  Sauf  ber  3e<ten  mehrfache  Ser-- 
änberungcn  erfahren  hut,  ift  fie  bocß  noch  heute  im  SBefent* 
liehen  ein  Sau  biefeS  ju  nennen,  unb  fein  fdßönftcs 

3)lonument.  Sleßnltcß  wie  bie  alte  ©rabfirdße  öon  <2.  Sorenjo 
twr  bem  £or  liegt  auch  fie  in  ber  iJiefe,  am  iHanbe  bcS 
£alS,  welches  hart  non  bem  Ulomentanifchen  9Seg  nach  ber 
Salarifcßen  Straße  fich  fortjiebt;  fo  baß  heute  eine  Jreppe 
üon  47  Stufen,  wahrfcheinlich  an  Stelle  ber  alten  erbaut, 
in  fie  binabfiibrt.  Sie  ift  flein  Pon  9laum,  aber  grajiöS  in 
Serßältniffen  unb  Stil,  unb  fte  macht  ber  bamaligen  Sau= 
funft  einige  ßhre.  Sie  bie  gegenwärtige  .öinterfirche  twu 
S.  Sorenjo  hat  auch  fie  jwei  Säulenftellungen  über  einatiber, 
fo  baß  bie  obere  unb  Heinere  eine  ßmporfireße  bilbet.  lieber 
ben  Säulen  aber  fdßlagen  ftch  Sogen;  ihrer  je  fieben  flehen 
oben  Wie  unten  ju  ben  Seiten,  unb  jwei  Säulen  am  fiin-- 
gattg.  3hre  fd?öne  Arbeit,  ihr  föftlicßeS  Material  non 
buntem  ober  pßrßgifcßem  3Warmor,  unb  ihre  forinthifchcn 
ßapitäler  jeigen,  baß  fie  einem  alten  SMonument  entlehnt 
waren,  lieber  ber  ßottfeffion  ftanb  ehemals  baS  große  Ja; 
bernafel  ober  ßiborium  oon  oergolbeter  Sronje,  beffen  bie 
'£apft<hronif  als  eines  ©efeßenfs  beS  JjjonoriuS  erwähnt.  ßS 
ift  Perfcßwunben , aber  bie  golbgrunbigeu  ÜJlofaifeit  ber  Heilten 
Tribüne  finb  als  ein  2>enfmal  oon  feiner  3eit  unb  ihrer  feßon 
finlenben  mufimfeßen  Äunft  geblieben.  Sßrer  Figuren  finb 
nur  brei,  oßne  ^nbioibualität  unb  geiftigeS  Sehen,  jebod> 
bureß  eine  gewiffc  ßinfacßßcit  ber  ßrfcßeiuung  noch  immer 
wolgefäUig.  3n  ber  SWitte  fteßt  bie  heilige  2lgneS,  eine  fcßlanfe 


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140 


J ritte«  St*.  Sßiertc*  (Sapitel. 


unb  ^cf;e  ©eftalt,  bereit  Äiaupit  ein  9)tärtirerfranj  f^miicft 
unb  ein  9timbu«  umgibt ; ihr  Slntlig  in  ber  fdjon  rohen  Söeife 
ber  bamaligen  Äunft  lwt  nic^t  £id?t  noch  ödbatten.  Gin 
lange«  faftanienbraune«  ©emanb  fällt  über  einer  meinen  itu 
nica  ju  ihren  güfien  nieber,  mit  golbbrofatenen  unb  ebcl- 
fteinbcfefcten  6 dbleiertt , Sinben  ober  Sorten  überreich  gcjiert. 
Heber  ihrem  |>aupt  reicht  bie  göttüd&e  .{janb  ben  Äranj  bera^/ 
ju  ihren  güfien  liegt  ba«  öenferfchmert,  unb  ju  beiben  Seiten 
brechen  glammen  beroor.  Stecht«  fleht  ber  ißapft  .pcmoriu« 
bie  ©aftlifa  ihr  in  ben  £änben  jutragenb ; linf«  ein  anbcrer 
©ifcfjof,  toielleicht  Spmmachu«  ober  Süloefter.  Seibe  finb 

bürre  unb  hagere  Figuren,  beren  tföpfe  übrigen«  erneut 
loorben  finb;  beibe  tragen  bie  faftanienbraune  ©laneta  unb 
ba«  »eifjc  Gallium,  unb  ihre  bärtigen  nad;  3Jlönd;«art  ges 
fdborcnen  .Häupter  ohne  ©apftfrone  jeidhnct  fein  ©lorienfchein 
au«.  9Ran  lieft  unter  bent  9)tufi»  noch  bie  alten 

3)ifti<hen  jum  £obe  be«  .öottoriu«  unb  feine«  SBerf«,  Serfe 
bie  ju  ben  heften  jener  3e't  gehören: 

9u«  ben  gefdmittneti  'Metallen  enthebt  fitb  ein  golbene«  4Mlb»crt, 

Unb  her  gefangene  Jag  fcfiliejjet  fictj  felber  barein. 

Ju  »ol  glaublcft,  ben  ft$neeigrit  glitten  entfieige  STurora, 

Unb  au«  Si raufe Igcrpclt  nepe  ein  t'iifttben  bie  glur. 

<2o  »cl  gliibet  ant  $intmel  empor  bie  erftralenbe  Sri«, 

«o  mit  bem  farbigen  Scbnuuf  glänjet  ber  purpurne  $fau. 

Seither  ein  (Sttbc  ber  9taefct  unb  bem  riefjte  befohlen  bie  Gintebr, 

•$ier  t>on  ber  Märtirergruft  bat  er  ba«  Juntel  t>erfct)cucbt. 

9tuf»ärt«  »enbe  ben  S?licf ! »a«  all’  bie  $l«tra<fttenbcn  ftbatteit, 
riefe«  gelobte  ©eföent  »eibte  $onoriu«  hier. 

■2 eine  ÖVftalt  an  ©etoanben,  am  Sert  »o(  magfl  bu  fie  (ernten, 

Unb  be«  JCefcftauer«  ©entiit  »edt  fein  lenthlenbe«  .§«j.  ' 

' Auren  concisis  surgit  picturn  tmtnllis. 

Et  complexn  simul  clauditur  ip»n  dies. 


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2.  ©incenjo  mit  ^luaflafic. 


141 


(!.  3~ic  Airdje  bc«  ©incenje  mit  älnaftafto  ail  aquaa  Salvias.  $ie 
©afilifa  be»  2.  ©ancratiu«  oor  bem  aureliftben  Zer  wirb  »on  fSoneriu« 
neu  gebaut. 

■gonoriu«  wirb  niebt  fom  Sud)  ber  köpfte,  bodb  oon 
ben  ÄirdwnfdjriftfteUern  auc&  ber  erfte  Sau  ber  heutigen- 
Safilifa  beö  ©.  SittcenjO  unb  S.  Slnaftafio  im  Jal  ad  Aquas 
Salvias  vor  bem  Dftienfifd&en  £or  jugcfdjricben.  ®er  £e= 
genbe  nad;  lrurbe  ©.  fßaul  an  jenem  Ort  enthauptet,  unb  e« 
entfprangen  bie  brei  Quellen  bem  ©oben,  als  ber  abgebauene 
Äopf  breimal  auffpringenb  ihn  berührte.  Son  ben  brei  ein= 
famen  Äirdjen,  bie  bafclbfl  auf  bem  ©ebiet  ber  San  lila  üon 
©.  fßaul  nach  unb  nach  entftanben,  war  ©.  Sincenjo  unb 
6.  Slnaftafio  bie  ältefte,  unb  ift  nod)  fjeute  bie  gröjjefte. 
Seibe  SDtärtirer  waren  grembe.  ®er  SDiaccmu«  Sincentiu«, 
ein  $auptbeiliger  Spanien«,  war  fdjon  jur  $eit  be«  S)iocle= 
tian  auf  einem  glü^enben  SHofl,  wie  fein  SanbSmann  £au= 
rentiu«,  in  ©aragoffa  gebraten  worben,  ©einen  ben  ©eiern 


Fontibus  e niveia  credas  aurora  aubire, 

Correptaa  nubea  roribus  arva  rigana. 

Vcl  qualeni  inter  sidera  lucem  proferet  Ina 
Purpureu8que  pavu  ipae  colore  nitena. 

Qui  potuit  noctia,  vel  luci8  reddere  finem, 

Martyriim  e baatis  hinc  reppulit  ille  ckaoa. 

Sursum  veraa  nutu,  quod  cunctia  cernitur  uaque 
Praesul  Honoriua  hacc  vota  dicata  dedit; 

Veatibua  et  factia  aignantnr  illius  ora, 

Excitat  aapectu  lucida  corda  gerena. 

Söritn  ©ruter  1172.  4. 

8m  14.  äprit  1855  batte  ©in«  IX.  ba*  Unglücf,  im  Cöncbium  eon 
&.  8giiefe  mit  einer  bort  eerfatmnelten  ©efeUfdjaft  in  ben  untern  2tod 
binabjuftflrjen , ba  ber  ©oben  midi.  3“m  $««!  für  bie  allgemeine  Ret- 
tung b«t  er  bie  Äinfie  reftauriren  (affen;  aber  ber  grenjenlofe  Ungefebmad 
ber  heutigen  Ämtft  bat  bie  ffinfaebbeit  bet  reigenben  Sircbe  burtb  ftbreienbe 
©emälbe  an  ben  Söänben  barbariftb  entjlettt. 


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142 


X ritte#  Su*.  Vierte«  (Sapitel. 


auSgefefcten  fieiefenam  ^attc  ein  bimmlifcber  Stabe  gehütet, 
unb  als  er  barauf  mit  einem  Stein  befebmert  in«  SJteer  oer= 
fenft  ti'orben  mar,  Ratten  tyn  bic  äBclIen  an«  £anb  getragen 
unb  bie  Gngel  felber  beftattet.  ®ie  3?ere^rung  ber  Slömer 
gefeilte  biefem  Spanier  als  heiligen  ©enoffen  mit  feltfamer 
Vorahnung  ber  ©efdfeicfete  Spanien«,  einen  Slraber  ober  ißerfer 
ju.  Slnaftaftu«  mar  SJlagier  im  .£>eet  be«  berühmten  Äönig« 
GboSroe«;  er  »erliefe  feine  SanbeSfabne,  mürbe  in  Qerufalem 
fffmift  unb  "Diöitcb,  unb  eilte  nach  fernen  juriief,  ben  neuen 
©lanben  ju  prebigen.  3)ort  erlitt  er  mit  anbern  Gbriften 
ben  sJJlartirertob. 1 ®ie  Segenbe  aber  erjäfilt,  baß  .öcracliuS 
feinen  Äopf  nach  9tom  f Riefte,  unb  menn  bie  ©efdiidjte  bie« 
ju  betätigen  ber  SDtübe  für  roert  hielte,  mürben  mir  ba« 
erfte  Seifpiel  »or  un«  haben , bafe  ein  eben  erft  getöbteter 
SBefenner  Gbrifti  $um  ^eiligen  ernannt  unb  mit  einer  Äirdbc 
gtfeltrt  mürbe.  ®enn  .feeracliu«  mar  ber  3eitgcnoffe  be«  £0= 
noriu«,  bie  beiben  ^eiligen  aber  ftnb  bureb  mehr  al«  brei- 
bunbert  3al;re  ton  einanber  getrennt.  Offenbar  ift  in  bem 
neugegrünbeten  Gultu«  bc«  SßerferS  SInaftafiuS  ju  Stom  bie 
2Birfung  ber  Ä'riege  be«  .öeracliuS  gegen  ißerften  ju  erfennen. 
Sie  batten  noch  nicht«  »out  fanatifdben  Gbarafter  ber  Äreuj- 
jüge,  aber  fie  erinnern  an  biefc,  benn  ber  ficgreid;e  Äaifcr 
liefe  fidb  »on  ben  Verfem  ba«  $olj  be«  mabren  Äreuje«  au«= 
liefern,  meldieS  GboSroeS  im  ^abr  614  au«  bem  eroberten 

’ Martyrol.  Roman.  jum  22.  3>>nuar.  ^Jrubtnriu«  befang  g.  Sincenj 
m ben  PiTisU'ph.  Hym.  6.  »aroniu»  bat  fine  gelehrte  ahbanblung  über 
ba»  3»arterinfirument  equuleu»,  treltbe«  ben  ^eiligen  »errenfte,  unb  un» 
ju  »iel  -gebauter  macht.  — Sen  ber  Uebetfühnmg  ber  »eligirien  be» 
®.  Stnaftafu!«  nach  jener  Äirche  fpriebt  8be  im  CSbron.  unter  Veracliu«, 
unb  im  SWartbrel.  jum  22.  Januar.  ®ie  ®efchi<bte  heiber  Seifigen  erjahft 
iguriu»  nach  gimon  IDtetaphrafte»,  jum  22.  Sanuar. 


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<&.  4'incfiiiP  liitb  *iiafta(io. 


143 


3erufalem  entführt  batte,  unb  er  brachte'  e«  felbft  in  feier- 
licher ißroceffion  nach  biefer  heiligen  Stabt  jurücf.  ßonoriu« 
nun  foB  jenen  beiben  Sölärtirern  bie  ©aftlifa  ad  uqaas  sal- 
vias  gebaut  haben;  aber  feinen  33au  »erjehrte  ba«  geuer, 
unb  bie  gegenmärtige  febr  altertümliche  Äirchc  »erben  mir 
befcbalb  erft  in  einem  fpäteren  ^ahrlmnbert  betreten. 

®ie  lebte  »on  ßonoriu«  Neubauten  ift  S.  ißancrajio 
»or  bem  Slurclifcben  3Tor.  2ßir  erjagten  bereit«,  bafs  ihre 
erfte  Einlage  »on  Sommachu«  herrührt,  melcher  in  ben  Äa.a-- 
fomben  be«  ©alepobiu«,  mo  jener  ^eilige  beftattet  lag,  ihm 
eine  ©rabfirche  erbaute.  S.  ißancratiu«  mar  ^eitgenoffe  ber 
heiligen  Slgne«,  unb  roie  fie  »on  jugenblidjem  Sitter,  ein 
Änabe  »on  nur  »ierjelm  fahren,  al«  er  ben  SHärtirertob 
erlitt.  Slu«  feiner  Heimat  ißhrpgien,  eine  eltcrnlofe  Söaife, 
mit  feinem  Oheim  $>iom>fiu«  nach  Siom  getommen , mar  er 
bort  auf  bem  (Sölifdßen  ßiigel  getauft  morben,  unb  furje 
3eit  barnacb  al«  l;elbenmütiger  ©efeuner  be«  ßhrifientum« 
auf  ber  Slurelifchen  Straffe  enthauptet  morben.  3)ie  fromme 
SDlatrone  Octaoiüa  hatte  feinen  Leichnam  bort  an  fid)  ge= 
nominen,  in  ein  ©emanb  mit  Spejereien  gebüßt  unb  in  ben 
ißujjuolangruben  beftattet.  2)ic  jartc  Qugenb  be«  Sfiärtirer« 
erregte  bie  mitleibige  Slnbacht  ber  Glrnften,  unb  ber  Äitabe 
fßancratiu«  mürbe  einer  ber  gefeiertften  ^eiligen  9tom’«.  Schon 
ehe  Spmmachu«  um  ba«  $ahr  500  ihm  eine  Äirchc  gebaut 
hatte,  mar  er  in  folgen  Stuf  getommen,  baß  jabllofe  Pilger 
}U  feinem  ®rabe  maBfahrteten ; ja  ber  Stame  eine«  tpeiligen 
Änaben  mürbe  felbft  bem  alten  £or  ber  SKauern  gegeben, 
meid)»«  ehebem  ba«  Slurelifche  ober  ^aniculenftfche  hieff.  ®enn 
al«  ba«  Xor  be«  S.  ^ancratiu«  haben  mir  c«  fd^on  »on 
iffrocopiu«  in  ben  ©othenfriegen  bezeichnen  gehört.  Sin  feinem 


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141 


IvittcS  ©wf>.  ©irrte«  Sapitel. 


©rabe  pflegten  ftdj  bie  Slömer  pr  ^eit  be«  ©regor  uon  Jour« 
p ftellen,  um  bie  fürdftcrlidjften  Gibe  p fdbtoören,  ba  man 
glaubte,  baß  bie  Bleineibigen  bort  auf  ber  Stelle  com  ®ä- 
mon  getöbtet  mürben.  1 2)1  it  biefem  ©tauben  fdreint  baßer 
jene  ijSroceffion  be«  Bapft«  ißelagiu«  I.  pfamntenpbängen, 
ber  einft  in  Begleitung  be«  9tarfe«  pon  S.  Bancraäio  nach 
bem  ©.  Bieter  gejogen  loar,  um  ficb  Pon  ber  Stnftftulbigung, 
am  Jobe  be«  Bigiliu«  beteiligt  gewefen  p fein,  p reinigen; 
benn  offenbar  batte  er  perft  am  ©rabc  be«  S.  ißancratiu«, 
al«  be«  £mter«  ber  Gibe,  ben  feierlichen  2d>mur  ablegen 
müffen. 

Sieben  ber  alten  Äirdße  be«  Sptnrnadbu«  ^attc  ber  ifjapft 
©regor  um  ba«  3abr  594  ein  Älofter  errietet,  unb  ben 
®ienft  in  jener  SJlöndben  übertragen,  lpcil  bie  Bresbpter  ibn 
oemaebläffigten.  .öonoriu«  fanb  jebocb  bie  alte  Bafilifa  oer= 
fallen,  er  erneuerte  fte  im  3aßr  638  oöüig  unb  fcbmücfte  fie 
mit  golbeneit  unb  filbernen  SBeibgefdjenfen  prächtig  au«.  Gine 
^nfeßrift  unter  bem  alten  SJtufiP  gab  pon  feinem  Bau  .fiunbe, 
bod)  ba«  ©emälbe  ging  Perloren,  unb  bie  fpätere  Umtoanb= 
lung  ber  Äirdje  läjjt  oon  ber  früheren  Anlage  toenig  mehr 
erfennen. 

G«  ifi  bei  ©elegenbeit  be«  Bericht«  über  ben  Bau  Pon 
S.  Bancrajio,  baß  eine  buttfle  unb  Perborbene  Stelle  be« 
Buch«  ber  Ißäpfte  fagt,  £onoriu«  habe  SKitblen  eingerichtet, 
unb  jipar  neben  ber  Stabtmauer  unb  bem  Slquäbuct  Irajan’«, 

1 Est  hand  prwul  ab  hnjus  urbis  muro  et  S.  Pancratius  Älartyr, 
valde  in  perjuriis  ultor:  (Gregor  tjon  Tour«  de  gloria  Martyrum  c.  35. 
Tee  (Sarmeliter  Paulinus  de  Basilica  S.  Pancratii  diaquiaitio  Romae  1803 
erjüblt  He  ö'eftbiite  bet  ©afilita.  ör  fügt,  baß  in  bem  S^recfensjabr 
1798  ber  Seicünam  be«  Seifigen  »erfebmanb : evannit,  dispaniit,  diacessit, 
nnb  feufjt,  baß  mir  ein  einiger  2trmfnec6eit  übrig  geblieben  fei. 


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6.  ‘ßraitcajic. 


145 


ber  bas  SBaffer  ton  bem  ©abatiniftbcn  ©ee  l>er6eifai^rrte. 
SBciT  nun  nic&t  angenommen  mcrben  fann,  bafi  auf  bem 
niculuS  3)! üblen  eingerichtet  mürben,  menn  bie  Xrajana  (fie 
fam  bur<$  ba8  ifkmcratifcbe  £or  berein)  nicht  ba3  SBaffer 
bergab,  fo  !ann  biefe  ©teile  bie  Vermutung  befiätigen,  Selifar 
habe  bie  SBafferleitung  SErajan’3  b^rgeftellt. 1 


1 Et  ibi  constituit  molnm  in  loco  Trajnni  juxta  murum  civitatis, 
et  forraam,  qtiac  ducit  aqtiam  a lncn  Sabbatino,  et  aub  se  formnm, 
quae  conducit  aqtiam  ad  Tiberim.  <2o  btt  3>rt  am  ffinbt  btt  Vita 
Honorii  beim  Signefra«. 


fflrtgurovlii*,  t«r  Statt  Stcm.  tl.  10 


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ftiinfte*  Kapitel. 

1.  lob  brt  ©a^fts  §onorui*  I.  im  3a&r  638.  $<r  (Sbartulariu«  Siauriciu« 
unb  brr  3faat  plünbtm  btn  Sinfytnfcfiaf;.  Srocritiu«  Sßobfi. 

3ofiann<«  IV.  ffSapft.  Sa«  Iatfranif<$<  ©abtiftfrium , unb  feine  wer 

Oratorien. 

.fjcmoriuS  I.  fiarb  am  12.  Dctober  638,  worauf  bie 
Körner  i£>ren  SanbSmamt  Seberinuö,  beö  l'abienug  Sohn,  ju 
feinem  fJtacbfolger  Wählten ; aber  bie  ©eflätigung  berjögerte  fid> 
burcf»  ein  3a^r/  fielen  2Ronate  unb  fedjejclm  £age,  wahr* 
fcbeinlicb  weil  ber  ©rwäblte  fic^  weigerte  bie  ©ftljefis  beö 
Patriarchen  (SergiuS,  eine  bem  'Utonotbeliernuö  günfüge  For- 
mel ju  unterfebreiben. 

©fje  noch  Seberinu«  orbinirt  war,  berübten  bie  faifer- 
lieben  ^Beamten  an  bem  Äircbenfcbab  einen  Staub,  beffen  ®e= 
waltfamfeit  ganj  unb  gar  an  bal  Verfahren  bon  türfifdben 
Pafcbaö  erinnert,  mit  benen  bie  bpjantinifchen  SJlinifler  übet: 
baupt  ju  begleichen  fein  möchten.  Die  <5cfwhe  ber  römifeben 
Äird>e  würben  im  SBeftiarium  beö  bif<böflicben  palaftS  forgfam 
bewahrt,  niebt  nur  bie  foftbaren  ffieihgefebenfe  bon  Äaifern, 
©onfuln  unb  frommen  pribatperfonen,  fonbem  auch  ba«  ©elb, 
aue  welchem  unter  anberen  Iaufenben  Ausgaben  bie  Söfung 
für  bie  Äriegggefangenen  unb  bie  SSfmofen  fflr  bie  Ernten 


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'piiintmmg  tce  Mirdwitoafcrt  hnd>  fcoi  Cynntfil.  147 

beftritten  würben.  Man  fagte  ficf),  bort  habe  fjonoriuS  un» 
ermeftliche  Summen  aufgehäuft,  unb  feine  prächtigen  ©auten 
nnb  Stiftungen  gaben  3U  biefer  Meinung  »oben  ©runb.  $>er 
Grarcp  in  9la»euna  befanb  ficf»  in  ©elbtoerlegenheit:  bie  fai= 
ferlidjen  Gruppen  »erlangten  nngeftüm  beit  Solb,  nnb  fcbon 
lange  nach  bem  Äircbettfchahc  lilfiern,  entwarf  3faaf  ben 
Slan,  fich  beffelben  31t  bemächtigen.  SDaS  Such  ber  ifjäpfte 
bat  »01t  biefem  Borfall  genaue  'Mitteilung  gegeben,  unb 
wie  er  bie  3)ürre  gefcbicbtlicher  Slacbricbten  über  91  om  plötslicb 
unterbricht,  läfit  er  in  bie  traurigen  guftänbe  bet  Stabt  me* 
nigftenS  ein  Streiflicht  fallen. 

©3  befanb  jich  bamalS  in  91  om  als  faiferlicher  Beamter 
ber  ^^artuIariuS  Mauriciuö,  »ietleicht  in  ber  Gigenichaft 
eines  Magifter  Militum  unb  Befehlshaber^  bes  GrercituS  9to- 
manu«.  3)ieS  „römiföhe  £eer"  beftanb  ans  Gruppen  im  bps 
3antinifcbett  Solbe,  aber  es  war  unzweifelhaft  fcbon  als  Stabt= 
milij  organifirt,  unb  bie  folgenben  Stuftritte  wiberfpredien 
biefer  Stmtafjme  nicht,  weil  fich  an  bem  Tumult  auch  bas 
römifihe  Soll  beteiligte.  Mauritius,  mit  einigen  angefebc- 
nen  9tömem  ein»erftanben , rief  bie  murreitben  Gruppen 
jufammen.  Gr  fagte  ihnen,  es  fei  unrecht,  baf?  JponoriuS  fo 
»iele  Schüße  im  lateranifchen  Satriarchium  »erfcbloffen  habe, 
aus  benen  bie  Solbaten  feine  Löhnung  empfingen,  ba  felbft 
ber  »om  ftaifer  für  fte  jeitweife  abgefcbicfte  Solb  bort  jurüef-- 
gehalten  werbe.  Huf  bieS  erhob  fich  bas  Soll  in  ber  ganzen 
Stabt,  unb  alle  bie  nur  barin  gefuitben  würben,  »om  Knaben 
bis  zum  ©reife,  fhtrjten  fich  mit  ben  Söaffen  nach  bem  Sa» 
teran.  ffiir  haben  alfo  einen  förmlichen  SolfSauffianb  »or 
uns,  wie  er  baS  ganze  Mittelalter  hinburch  nach  bem  £obe 
ber  Zapfte  fich  fo  häufig  wieberholte.  'Die  zahlreichen  ®iener 


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148 


dritte«  Cii*.  fünfte«  Capitol. 


unb  Bewohner  beS  päpftlicben  ^Salaficö  roiberftanbcn  jcbodh 
ben  9tabringenben  mannhaft,  unb  SDlauriciuS  freute  fid)  »lut 
*u  »ergiefien.  er  hielt  nur  brci  £age  lang  ben  Satcran  burch 
bas  .§eer  bcfefet,  bann  rief  er  bie  .^nbiceS , baS  beiftt  alle 
hohe  Beamte  unb  »ornebme  JHom’S  jufammen,  unb  nach 
gepflogener  Beratung  lief?  er  bie  faiferlidjen  Siegel  auf  ben 
Scba(3  legen,  er  benachrichtigte  ben  ©rareben  non  bcm  ©e= 
fchebeuen,  er  forbertc  ihn  auf  in  ißerfon  berbeijufommen  unb 
ju  nehmen,  »as  fein  fterj  begebre.  3faaf  fam  auf  ber 
Stelle.  9Jlit  befpotifcbcr  ©cmalttbätigfeit  trieb  er  bie  roiber* 
ftrebenbeu  »rcSbutcr  augenblitfs  aus  ber  Stabt,  unb  mäbrenb 
feiner  achttägigen  3(n»efenbeit  pliinberte  er  ben  latcranifdjen 
Schafs  rein  aus.  einen  Seit  bcs  Staubes  oermanbte  er  jur 
Bejahung  bei  .peerS,  ben  aubern  nabm  er  für  ficb,  ben 
britten  )<f)icftc  er  bem  Äaifer  ,§eraclius,  melier  alfo  fclbft 
bem  ßirdjenraub  bie  ©enebmigung  gab,  unb  ben  geringften 
Ueberreft  mochte  er  bent  ifapft  jurflcflüffen. 

So  oerfubren  bie  ©riechen  mit  ber  römifeben  Äirche,  an 
ihr  “greoel  ausübenb,  »eiche  »eher  bie  arianifeben  ©otben, 
noch  ehemals  felbft  Sltarich  ftch  erlaubt  hotten. 

©S  hheint  übrigens,  bah  ber  ©rareb  nach  91om  gefom= 
men  »ar  unter  bem  Borwanb,  bie  SBabl  beS  SeoerinuS  ju 
beftätigen,  unb  bah  er,  biefe  ülnerfcnnung  mit  jenem  SRaube 
ftch  bejabtt  machettb,  bie  3tömer  eben  bur<h  bie  Orbination 
beS  ermäbltcn  ju  befänftigen  fuchte,  benn  ber  ißapft  rourbe 
fofort  geweiht,  unb  3faaf  lehrte  nach  ffiaoenna  jurürf. 1 Unter 
fo  bemiitigenben  Umftänben  beftieg  SeoerinuS  am  28.  9Rai 
640  ben  Stul  ißetri,  ben  er  nur  jWei  ÜMonate  unb  fecbS  Sage 

1 Xif«  au*  Jlnajt.  in  ScBcrino  (icrticr , unb  i|t  bie  Jtnfupt  bf* 
‘ßtatina  im  PePrn  itftdbfii  'Papft*. 


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3ofami<«  IV. 


149 


befaß,  ein  frommer  unb  freigebiger  ÜÄann,  wie  baö  Öucb 
ber  tßäpfte  rühmt.  (Ss  bezeichnet  als  feine  einjige  bemerfenS- 
loertc  J f»at , baß  er  bie  üiofaifeu  in  ber  Dribüne  bes  S.  ‘fkler 
wieberherfteHte ; es  mußte  betnnad)  ißr  fdiabbafter  3uftanb 
bem  idicf  bed  .youoriuS  entgangen  fein. 

Dtefjr  als  vier  sJ)lonate  blieb  auch  nach  SeoerinuS  Dobe 
ber  6tul  ^etri  unbefeßt,  bis  am  24.  December  640  3°- 
hanneS  IV.  orbiitirt  mürbe,  non  ©eburt  Dalmatiner,  Soßn 
bes  ScholafticuS  tyeuantius,  unb  jubor  DiacouuS  ber  römü 
fd;en  Kirche.  9lur  ein  3af>r  unb  neun  'Monate  bauerte  feine 
burcb  ben  fortgefeßten  Streit  um  bie  GftbefiS  beunruhigte  9te= 
gierung,  in  welche  ber  Dob  bes  berühmten  .Vtaifer«  SxracliuS 
fiel.  Die  ©efchidjte  ber  Stabt  aber  fdnoeigt  »öliig,  ober  fie 
befchränft  fid>  für  uns  auf  ben  tüau  eines  Oratoriums  neben 
ber  latcranifchen  Daufcapelle,  oon  welcher  mir  hier  ausführ : 
lieh  fpredieu  müffen. 

Das  berühmte  '-baptifterium  beS  S.  Oohaitn,  S.  Jolmn- 
nis  in  Fonte  genannt,  mar  neben  bem  Üateran  errichtet 
morben,  urfpriinglid;  als  bie  einjige  DaufcapeUe  ber  Stabt, 
wo  bie  ©ifchöfe  ftets  am  heilige«  Ofterfonnabenb  ju  taufen 
pflegten,  unb  es  biente  jum  itorbilb  aller  jener  alten  $tap* 
tiflerien  3talieu’S,  welche  neben  ben  Milchen  abgefonbert  ftehn. 
Die  $eit  feiner  ©rbauung  ift  ungewiß.  Der  Sage  nad;  mar 
es  aus  ber  ilorfammer  bes  tflalafteS  in  welcher  Souftantiu, 
»ott  Siloefter  getauft,  feinen  SluSfaß  »erlor,  mit  großer 
‘ißracht  »ott  ^orplntr  erbaut,  unb  mit  einem  füberncu  Dauj 
bedett  unb  »ielen  töftlicheu  ©ebilben  gefdnnüdt  worben. 1 
©ewiß  ift  es,  baß  ber  tßifchof  Sirius  III.  bie  herrlichen  acht 
'IWrpbm  faulen  bort  aufrid)ten  ließ,  bie  noch  heute  bat  in 

1 Stiiaft.  in  gilwjtre. 


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150 


Trine»  ‘-buch.  gUujte«  Capitcl. 


ftef>u,  uttb  loalnfcbeinlich,  baß  überhaupt  ber  heutige  adjtecfige 
'bau  (er  hntrbe  fpäter  nur  erfjöEjt)  oott  ihm  berriif)rt. 1 Seitbem 
toaren  in  bemfelben  SBaptifterium  311101  Oratorien  Dom  ißapft 
.ftilaruö  angelegt  toorben;  ba«  eine  hatte  er  bem  Säufer, 
ba«  anbere  bem  Goangelifteit  ^ofiannes  gemeint,  unb  beibe 
befteheu  noch  l;eute  rechts  unb  linfS  an  ber  SaufcapeUe.  21  ber 

ihre  alten  blufioc  ftub  oertilgt,  mit  alleiniger  2tusnabme  ber 
Sec fc  bes  Oratorium’«  bes  (joaugeliften  S.  Johanne*.  ®*ef* 
Sierra  bafeu  mit  grüßten,  bbgel  unb  Ornamente  noch  in 
gaii3  heibnifchem  Stil,  ber  hier  3utn  lebten  -Dtal  in  römifcben 
Äirdben  fid^tbar  ift.  2lm  Oratorium  be«  Säufer«  finb  jebodh 
bie  brot^enen  Sbiiren  uodh  bie  urfprüHglidfjeu.2  (rnblich  hatte 
.pilarus  ein  brittes  freuiförmige«  Oratorium  nabe  am  bap= 
tifterium  gegen  äüeftcn  errichtet,  es  mit  vieler  ipradjt  ge= 
fcbmiidt  unb  bem  heiligen  Äreu3  geiocibt,  unb  auf  ber  anbern 
Seite  ber  Saufcapelle  eine  Sapelle  bem  S.  Stephanum  erbaut, 
töeibe  finb  abgetragen,  bas  Oratorium  beS  ÄreuscS  erft  31er 
3eit  SiptuS  V. 3 

Siefe  ©eftalt  hatte  alfo  ba«  23aptifterium  beS  S.  3°^"»/ 

' Stnafl.  in  ©ipto  111.:  hie  fecit  in  Basiliea  Constant.  ornamen- 
tum  super  fontem,  quod  ante  ibi  non  erat,  i.  e.,  cpistylia  mar- 
morea,  et  coluninas  porpliyreticns  orexit  — quos  et  versibus  ex- 
ornavit.  Tiefe  Tiftiittn  lirtt  man  noch  Ijeute  über  ben  Säulen  auf  bem 
einbitrac  in  neuer  Schrift. 

1 Huf  ihnen  liest  man  tie  alte  3uf<$rift:  ln  honorem  15.  Jo.  Bap- 
tistne  Hilnrus  Episcopns  I)ei  fainnlns  ofTert.  3m  aubcreit  Cratcriunt 
jagt  bie  erneitevte  3uf<hrift  über  ber  Xhüre:  Liberatori  suo  B.  Joanni 
Kvaugelistae  Uilarus  Episcopus  famulus  Christi.  Cr  hatte  bie*  Ora« 
toriuin  junt  Taut  bafiir  geftiftet,  baß  er  al»  Carbiualbiaconu«  unb  ©e- 
fanbter  i'eo’«  I.  auf  ber  Stauberjuuobe  bon  Spbrfu»  im  3a(ire  449  bent 
Tobe  entgangen  mar.  .fWani«  muß  überhaupt  auch  an  bem  ©aptifterium 
gebaut  haben,  ivie  bie*  an«  einer  3nf<brift  bei  ©rufet  1163.  n.  11 
herbergeht. 

* Aiinst.  in  Hilaro  u.  69. 


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®ü»  ©aptififrium  trt  ©.  3cbamc. 


151 


ale  ihm  gohanne*  IV.  noch  baö  bierte  Oratorium  hinjufügte, 
welche*  bi*  beute  erbalten  ift.  ^nbem  er  e*  beut  S.  Senan= 
tiu*  weihte,  befriebigte  er  bamit  juerft  einen  patriotifcbeu 
2Bunf<h;  bentt  ber  ^eilige  hiefe  wie  fein  Säte r unb  war  ein 
$almatinifcher  Sifchof,  beffen  Ort  man  freilich  nicht  einmal 
fannte.  Sobantt  mochte  ba*  beigelegte  Sfirifche  Schema  ben 
Sapft  beranlaffen,  jene  ©egenben  burch  bie  ihren  ^eiligen 
erwiefene  (ihre  an  SRotn  fefier  ju  binben.  Gr  liefe  alfo  ben 
Leichnam  be*  S.  Senantiu*  nach  9tom  bringen  fammt  ben 
heften  be*  Sifdjof*  $)omnio,  unb  mit  ihnen  jogett  auch 
acht  heilige  fclabonifdte  Solbaten  in  bie  Stabt  unb  in  bie* 
Oratorium  ein.  3)ie  noch  fwute  erhaltenen,  wenn  auch  rc- 
ftaurirten  äJluftbe  beffelben  ftellen  jene  heiligen  in  einem 
rohen  Stil  bar,  unb  in  ihnen  ift  ber  Serfall  ber  mufibifchen 
Äunft  in  5Ront,  welchen  bereit*  bie  fDlofaifett  oott  S.  Slgnefe 
anfünbigten,  böQig  fichtbar.  3m  fünften  unb  fech*ten  $ahr= 
bunbert  jehrte  bie  dtriftlicbe  Äunft  noch  bon  ben  legten  fRcften 
be*  h«it>nifchcn  Scbönbeit*gcfübl*;  aber  im  fiebenten  erlofdj 
ber  Sinn  für  Zeichnung  unb  gortn,  unb  ein  331  icf  auf  bie 
SRofaifen  biefer  unb  ber  folgettben  ißeriobe  lehrt  un*  bie 
immer  tiefere  Barbarei  Slom’*  ober  be*  3Jtenfchengef<hlecht* 
erfettnen.  3)tan  fiebt  in  jenem  Oratorium  über  bem  Xriutnf- 
bogett  bie  apofalpptijchen  Silber  ber  bier  Gbangeliften  in 
guabratifchen  Slawen,  p beibett  Seiten  be*  Sogen*  aber  je 
bier  heilige,  wahrfcbeinlicfe  bie  acht  felabonifchen  Solbaten. 
freilich  fiub  nur  bier  bon  ihnen  mit  ber  friegerifeben  Ghla 
utb*  befleibet,  wäbrenb  bie  anbertt  geiftlicbe  ©ewättber  haben 
unb  bie  Gbatigeliett  in  ben  .ftänbett  tragen.  3«  ber  Jribüne 
felbft  ift  oben  ba*  fchlechtc  Sruftbilb  Ghnfti  in  ben  Söolfeu 
unb  jwifeben  jwei  Gugeln  bargefteflt,  bie  rechte  .frattb  erbebeub; 


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152 


Sritteg  süw$>.  giinftee  liabitel. 


barunter  eine  Steife  non  neun  Figuren,  bereu  SJlitte  bie 
Jungfrau  in  buitfelblauem  ©etuanbe  einnimmt,  bie  Strrae  im 
©ebetftil  ber  Katafombenbilber  erhoben.  S.  ^Setev  unb  €• 
ißanl  ftefjn  if;r  ju  beiben  Seiten : ißauluS  trägt  noch  nicht  baS 
Sdjtpert,  fonbern  ein  Such,  betrug  ben  $oppelfd)tüffel,  aber 
auch  ben  plgerftab  mit  bem  Äreuj,  toie  ber  Käufer  ^nbannes 
neben  ibm.  tiefer  ift  langhaarig,  langbärtig  unb  alt  non 
©eficht,  jung  unb  bartlos  bagegen  ber  Gnangelifi  Johannes, 
meiner  neben  6.  Paulus  fitest.  Gs  folgen  nun  b'cr  unb 
bort  S.  ©enantius  unb  6.  S)omnio  in  bifcböflicher  ®en>an= 
bung,  unb  es  befd;lief;t  bie  Steife  linfS  ber  Grbauer  beS 
Oratoriums,  beffen  Jlbbilb  er  trägt,  rechts  nieüeicbt  £heobo= 
ruS,  ber  SMenber  beS  'üau’S.  ®rei  Sifticheit  ettblid;  ftehen 
unter  bem  3Jlufio,  in  einer  einjigen  3e^e  fortlaufend  1 

2.  Sbeetorug  wirb  %'npft  G42.  9tebettirn  b«s  SDtauriciub  in  9iont.  leb 
bc«  ©jarc^en  3foot-  ^5alaftre#oIutionen  in  SStjjanj.  Conftnn?  II.  wirb 
Saifer.  Ser  'JJalriard^  ipptrlm«  temmt  nach  9icm ; ex  urirb  »erfhiebt.  Sic 
Äirt^cu  bc«  ®.  Satcutinug  unb  beb  ©.  Suplue. 

9tom  gettofi  übrigens  fortbauernbe  Shthc  nor  ben  £ango=  - 
barben:  ber  neu  ausgebrochene  Krieg  jtnifdien  bem  Gparchen 
unb  bem  fräftigen  König  JiothariS  traf  nur  bie  nörblichen 
ißrobinjen , unb  felbjt  bie  grofie  Schlaft  an  ber  Scultenna, 
bem  heutigen  ißanaro,  in  melier  adjttaufenb  ©rieten  nieber= 
gehauen  mürben,  batte  für  bie  Stabt  feine  Übeln  folgen. 

1 Mnrtyribus  Christi  Domini  pia  vota  Johannes 
Keddidit  nntistes,  sanctiliconte  Deo. 

At  wicri  fontis  simili  fnlgente  metallo, 

Providus  instanter  hoc  copulavit  opus; 
t^uo  quisquis  gradiens,  et  Christum  prouus  adoraus. 
EflTusn.sque  preces  impetrat  ille  suas. 
lieber  bie  ©apelfe  fpritbt  Ciampini  Veter.  Mim.  II.  c.  15. 


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itfcbfllion  brfl  iWauviciu«  iit  91em. 


1.53 


Sotibertt  alles  "Unbeit,  wa«  fie  bebrohte,  lani  ihr  »oit  bp3an= 
tinifdher  Seite,  unb  bie  fortgefejtfen  tbeologifdjen  Streitigfeiten 
mit  ber  orientalifdjen  Kirche  Ränften  ben  ,öa&  3 unfein  SRont 
unb  ©onftantinopel  immer  bölwr  an. 

aSJa^irfdbeinlidb  War  e«  bem  ßinfluB  be«  ©jarebeu  ge- 
lungen, nach  gobamt’«  IV.  £obe  einen  ©rieten  3ur  2Bahl 
311  bringen,  bie  er  fofort  betätigte.  Itheoboru«,  beS  ©if<^ofS 
£f»eobor  Sofm,  ©rieche  au«  gerufalem,  &eftieg  ben  Stul 
i|}etri  am  24.  Slorembcr  642;  aber  er  entfpra<h  ber  bp3an= 
tinif^en  IjBolitif  feine«  weg«,  wie  wir  überhaupt  fehen  werben, 
bafj  fo  Diele  ©riechen  auch  >u  ber  golge  al«  ^äpfte  einge= 
fefct  Würben,  fie  alle  fofort  ihre  Slbfunft  ben  ©runbfä&en 
9fom’«  mit  ©ntf$iebenheit  aufopferten. 

35en  Slnfang  be«  '.pontificat«  non  Üheobor  üerwirrte  ein 
©reignifj,  beffen  folgen  für  9fom  oon  großer  SBichtigfeit 
hätten  werben  fönnen.  2)erfelbc  ©hartulariu«  dllauriciu«, 
ben  Wir  al«  Räuber  be«  Kirchenfchahe«  genannt  haben,  erhob 
in  SRont  öffentlich  bie  gähne  ber  ©mpörung.  ©r  fanb  SSolf, 
Sbel  unb  ßeer  gegen  bie  bpjantinif^e  .öerrfebaft  erbittert,  unb 
nach  neuen  ®ingen  begierig,  wie  er  war,  benote  er  bie 
St  einte  be«  .£>affe«,  welche  erft  eine  fpäterc  3«*  völlig  ent= 
wicfeln  follte,  3U  fchnell  für  feine  ehrgeijigen  21bfid;ten.  ©v 
fprengte  ba«  ©eriieht  au«,  gfaaf  ftrebe  nach  bem  Königtum, 
er  Derftänbigte  fich  mit  ben  unruhigen  Römern,  gewann  bie 
Öefahungeu  aller  ©aftelle,  welche  im  Stabtgebiet  SRotn’«  la- 
gen,' jum  eiblicheu  ^erfpreeben , Weber  bem  ©rarchen  noch 
feinen  Seuten  golge  3U  leifteu:  unb  bie  ©mpörung  war 

1 Kt  niisit  p<T  omni«  castrn,  ijutir  erant  »ub  civitate  Kommi» 
j>er  circuitum,  fagt  Sluafh  in  Jfyoboro.  2c  wirb  ba«  ©tabtgfbitt  bc- 
jcictmet , aber  com  Dnentus  Koma  nun  ift  norfj  nicpt  btt 


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154 


Irittee  S'u*.  gilnftc«  (Japittl. 


erflärt.  allein  bie  Truppen  in  9iom  unb  in  ber  (Jam* 
pagna,  fonbem  auch  bie  ^ubiceS  mären  ihm  beigetreten,  unb 
bie  Stebellion  batte  ettoaS  toon  nationaler  Färbung,  obrool  bie 
fluge  ©eiftlicbfeit  fttb  baoou  ferne  ^ielt.  Slber  ber  Sufftanb 
jerramt.  Der  öon  3faaf  eilig  berabgefebidte  'Diagijter  SDlilitum 
DonuS  jog  unaufgebalten  mit  feinen  Gruppen  in  9tom  ein, 
unb  ÜDiauriciuS  üon  ben  erfebredten  Gmpörern  perlajfen  um-- 
Hämmerte  ben  Slltar  in  ber  Söafilifa  ber  ©.  2Jlaria  'Dlaggiore. 
ÜRan  ri§  ihn  hinweg,  um  ibn  mit  ben  Stngefebenften  feiner  ©e= 
noffen,  einen  ©trief  um  ben  $alS,  nach  SHaPeiuta  abjufübreit ; 
bo«b  f<bon  unterwegs  mürbe  er  auf  iBefebl  bes  ßpareben  ent= 
bauptet,  unb  fein  auf  einen  ©peer  geftedter  .Kopf  prangte  öffent* 
lieb  im  ßircuö  Pon  SRaoenna  als  ©ieges=  ober  SSarnungSjeitben. 
2tber  bie  übrigen  ©efangenen  mürben  aus  ihrem  Werfer  in 
Stoöenna  bur<b  ben  ptö&licben  Tob  Ofaaf’S  glüdlicb  erlöst. 1 

Som  Tobe  biefeS  ßpartben,  eines  Slrtuenier’S  Pott  ©eburt, 
gibt  uttS  bie  grie<bif<be  ^nfdbrift  auf  feinem  ©arfopbag  roiHfom* 
mene  Wunbe.  ©ic  fe|tte  ibm  feine  öemalin  ©ufanna,  „mie 
eine  feuf<be  Turteltaube  ben  Tierluft  bes  ©atten  befeufjenb," 
in  jener  febönen  Wir  die  ©.  Tiitale  ju  Siabeuna,  meldie  bie 
berühmten  mufiüifdben  Slbbilber  beS  WaifetS  ,iuftiniau  unb 
feines  Sffleibes  Tbeobora  enthält.  2lber  leibet-  gibt  fie  bae 
»iabr  bes  Tobeö  nicht  an,  unb  fie  fagt  nur,  bafj  Staat 
aditjebn  ^abre  lang  ;Hom  unb  bas  'Jlbenhlanb  unoerfefirt  erhalten 


1 Slnaft.  in  Tbeobouv  ycrmami.  ffontr.ict.  gibt  al«  3ahr  ber  3tc< 
l'fflion  644  an,  unb  tym  folgt  ©aronin«.  SDiuratcri  eigäblt  bie  örcigniffe 
in  bitftm  3abr,  o^nt  e9  mit  Sfcftimmtbeit  amimcbmeu.  Cffeitbar  irrt  afcfv 
liiavguarb  grober,  nxmt  er  3|aar9  tob  im  3a  bv  642  aunimmt:  beim  fcuft 
mürben  bieft  Sreigniffe,  n-efeie  btt  Lil>.  Pont,  al«  int  Vrbeii  Ibtobot'e  ge 
fditbtn  erjablt,  nur  eintu  i'toual  na<b  feinet  Crbiitation  gebraucht  haben . 
iRontfanern  feQt  ben  lob  Jtfaal-«  in#  3a  br  *>41. 


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'pomificat  ibeotor'«. 


155 


habe,  er,  SJiitftreiter  ber  ftaifer,  unb  Strateg  beS  SWorgetu 
nnb  8lbenblanbc$. 1 ßg  folgte  ihm  im  ßparcbat  SbeoboruS 
mit  bem  SBeinamen  Äalliopa. 

UnterbeB  mürbe  ber  ißapft  in  neue  unb  fcblimme  .öänbel 
mit  ber  orientalifcben  Äirc^e  «ermittelt,  roeldbe  jugleitb  mit 
ben  Sßalaftretmlutionen  in  ßonftantinopcl  jufammenbingen. 
9Ja<b  betn  £obe  beS  ÄaiferS  .'oeracltu*  im  ^abr  641  batte 
beffen  Sohn  .öeradiuä  ßonftantinues  ben  Sron  beftiegen  unb, 
au£  Örunb  feiner  .öinneiguitg  jum  ortboboren  Äatboliciämug, 
fcbon  nach  hier  9Jtonaten  ba£  fieben  »erloren,  burcb  ©ift 
bingerafft,  ioeicbeä  ibm  feine  »erbre<$erif<be  Stiefmutter  aDRar- 
tina  unb  ipprrbuä,  ber  monotbetetifdbe  ^Patriarch  tont  23t)janj, 
gemifdbt  batten.  & mar  wm  ihnen  9Hartina’3  Sohn  ^>era= 
tleonaa  auf  ben  Jron  gehoben  morben,  jebocb  er  mie  feine 
SJtutter  fielen  alsbalb  einem  mütenben  SoIfSaufftanb  gum 
Opfer,  unb  büßten  ihre  Srfiulb  burcb  ®erluft  »on  3lafe  unb 
3unge,  unb  im  ßpil.  3iun  mürbe  ßonftans  II.,  Sohn  bc« 
Jperacliu$  ßonftantinuS,  jum  Äaifer  auägerufen,  ber  Patriarch 
ipurrbu«  aber  entzog  ficb  bem  Scrberben  burcb  fcbieunigc 

1 ®it  3nf(brift  gibt  befftr  al«  SJiibniä  Ilist.  Rav.  IV.  p.  202, 
iMoittfuiiccii  Diar.  Ital.  p.  98: 

Evrav&a  xeirai  o drparijyqaag  /.akog. 

PutitjV  re  <pvXa£ag  dßiaßrj  nai  rrjv  Svdtv 
Taig  ivtavroig  roig  yaXqvoig  Sedauratg 
Idad/ioq  rov  ßadiXiov  o dvjtuayog, 

O r tjg  aaddrjg  Aomviag  xodftog  uiyag 
Aouivtog  yv  yao  01  rrog  ix  Xamxpov  yiivvg. 

Turrov  davovrog  eunXtcig  ^ dv/tßtoq 
Sodavva  dotpouv  rovyopog  dntvTjg  rpoao 
IJrxvag  dreva^et  avSoog  idrtpjiiyq , 

AvSpoq  Xayovroq  ix  /.au  ar  op  evSoijiav 
Ep  talg  draroXaiq  rjXiov  / ai  rtj  Sudei 
Ifoarov  yao  r>p£e  r^g  Svdecjg  xal  rrjg  io. 


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l'rittc#  $Cud>.  günftf«  (iapilfl. 


1.56 

gludjt  nad)  Slfrifa,  worauf  Paulus,  ein  noch  eifrigerer  2}e= 
feuner  beS  einen  Willens  in  ©hrifto,  feinen  6tul  einnahm. 
35iefe  6ecte  ber  fDlonetbcleten  war  aus  jener  beS  SlbtS  ©u 
tpdhes  entfprungen,  weldjer  bie  eine  PhpfiS  ober  fRatur  in 
©hrifto  als  Stefultat  ber  Bereinigung  ber  göttlichen  unb  ber 
iitenfdjlicfyen  phpfiS  gelehrt  Iratte.  5iad)bein  bie  ÜRonophpfiten 
oerbammt  worben  Waren,  bemächtigte  fid;  bie  bewegliche 
Sophiftif  ber  ©rieten  berfelbcn  grage  wieber,  inbem  fie 
ihr  eine  »eränberte  ©eftalt  gab.  3)tau  gab  bie  Trennung 
ber  beibett  Naturen  in  ©hrifto  ju,  aber  inan  oereinigte  fie 
in  ber  einen  unb  uitoermifchten  ©nergie  beS  einen  -Willens 
©brifti,  ober  bes  SDtouon  Jbc'lema.  ®er  Patriarch  £er= 
giuS  oon  SJpjanj , GpruS  oon  Sllej-anbria,  ber  Äaifer  §erac= 
liuS  felbft  hatten  fiep  für  bies  ppilofoppem  eifrig  auSgefprodjen, 
aber  bie  heftige  Bewegung,  bie  barüber  entftanben  war,  hatte 
biefen  oermodpt,  im  ^apre  638  fein  ©bict  ©ftpefiS  ju  erlaffen, 
welche«  als  nngenügenb  ooin  papft  Johann  IV.  oertoorfett  warb. 
35ic  ©hriftenheit  fpaltete  fich  in  jwei  leibenfchaftlich  fiep  beläm* 
pfenbe  Saget:  währenb  ber  Orient  ber  ©ftbefis  anhing,  pielt 
3lfrifa  unb  baS  ganje  äbcnblanb  an  ber  ortpoboyeu  Sehre  Siom’S, 
unb  pprrbuS  felbft,  fich  ftellenb  als  fei  er  bureb  bie  Pereb= 
famfeit  bes  2lbtS  ‘Dlarimus  auf  einem  afrifanifeben  ©oncil 
übertounben  worben,  febwor  nicht  allein  ben  Pionotpclismus 
ab,  fonbern  er  ging  in  perfon  nach  9tom,  um  fein  reuiges 
©laubenSbefenntnijj  ju  ben  güfien  beS  2lpoftelS  tiieberjulegen. 

Xie  ©rfebeinung  eines  belehrten  Patriarchen  oon  ©pjatij 
am  ©rabe  bes  @.  Petrus  war  ein  grober  6ieg  ber  römifcbeit 
Aiirdie.  Obmol  pprjrbus  feinen  0iß  freiwillig  oerlaffen  batte, 
war  er  bod)  niept  Fanonifcb  abgefegt  worben,  unb  ber  römifdie 
papft  pochte  barauf  in  feinen  Briefen  an  bie  Bifchöfe, 


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^cntificaf  Sbeobor’#. 


157 


welche  ben  neuen  Patriarchen  Paulus  getuei^t  hatten.  3Jiit 
grofeer  2lufnterffamfeit  empfing  er  pprrbuö  in  bcr  ratifani- 
fchett  Safitifa  vor  bem  »erfammeltcn  ©lern«  unb  Sott;  er 
fteflte  ihm  als  Patriarchen  ber  föniglichen  Stabt  Spjattn 
ehrcneoH  einen  SifchofSfPl  neben  bem  ,§auptaltar  auf,  unb 
gab  ihm  ®elb,  biefeö  unter  b a«  Soll  p »erteilen.  Pie  $Rö- 
mer,  beren  Dlationalftolj  nun  allein  in  bem  Sewufetfein  »on  bem 
Primat  ihres  papft«  unb  ihrer  Äirdje  fi<h  befriebigte,  fahen 
biefem  Schaufpiel  t»ie  einem  Primnfe  frol;Iocfenb  p.  pprrhu« 
hoffte  offenbar,  bnr<h  feine  Serbinbung  mit  9tom  baS  »er-- 
lorene  Patriarchat  Wieber  p erlangen , unb  er  heuchelte  einen 
©lauben,  ben  er  nidjt  befaß , fo  lange  bis  er  einfah,  bah 
er  fein  $«1  beffer  burch  bie  Serföhnung  mit  bem  Äaifer  er= 
reifen  fonnte.  ©r  folgte  ber  ©inlabung  nach  9ia»enna  an 
ben  $of  be«  ©parchen,  »erliefe  9tom,  unb  entfefcte  bie  rö- 
mifche  Äirche  plöfelidh  burch  ben  öffentlichen  Söieberruf  feine« 
orthoboyen  ©lauben«,  unb  burch  bie  fRiicRehr  pr  Formel  ber 
SJtonothefeten.  211«  ber  Papft  Üheobor  hie»on  ÄunSe  erhielt, 
»erfammelte  er  in  ber  ©afilila  be«  S.  Peter  ein  Soncit,  unb  er 
»erbammte  hier  ben  2fbtrünnigen  unter  f<hre<fli<hen  unb  leiben* 
fchaftliöhen  (Zeremonien,  welche  für  bie  Äir<he  jener  3eit  höchft 
charaEterifüfch  finb.  @r  trat  an  ba«  ©rab  ber  Slpoftel«,  nahm  ben 
geweihten  Mch,  liefe  »on  bem  Stute  ©^rifti  einen  tropfen  in  bie 
Pinte  fliefeen,  unb  mit  bem  barein  getauchten  ©riffel  unterfchrieb 
et  gluch  unb  Sann  gegen  pprrhu«,  währenb  bie  Pntlifce  ber 
.^eiligen  »on  ben  SSänben  emft  unb  jornig  bap  herunterfahn. ' 

pprrhu«  mochte  ben  gluch  SRom’S  üicllci^t  nicht  ganj 
»erachten,  unb  er  Wirb  feine  Mächte  bisweilen  geflört  hohen, 

1 35ie«  erjagt  nic^t  «naftafm«,  aber  3Ttjecp&atie«  in  bcr  Chronogr. 
p.  275.  ®cr  fanattfebe  ©ebraudj  war  griccbiitb- 


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1.58 


Xrittrt  PiiA.  gfinftrt  Gapitrl.  . 


als  er  ben  ^Jatriarcbenfib  »on  V»jan$  nad)  bem  Jobe  fßauI’S 
mirflidE)  lieber  einnabm.  Sud)  gegen  biefen  ißatriarcben  batte 
£beoboruS  ben  §Iud)  gefdüeubert,  unb  nadjbem  er  alfo  mit 
unbejwungener  ^eftigfeit  ben  fatbolifcben  ©lauben  »erteibigt 
batte,  ftarb  er  am  13.  9Jtai  649. 

Sr  ^interlieg  ber  Stabt  nur  wenige  bauten,  uielleicbt 
bie  Vollenbung  jener  Iateranifcben  SapeDe  feines  Vorgängers, 
unb  ein  bem  S.  Scbaftian  im  Vatriardjiunt  getoeibtes  Ora= 
torium,  aufecrbem  aber  baute  er  §wei  neue  Äircben  oor  ber 
Stabt.  S5ie  eine  errichtete  er  bem  römif^en  if.tr iefter  unb 
3Rärtprer  S.  ValentinuS  auf  bem  Sömeterium  an  ber  §Ia= 
minifdben  Strafe  nicht  weit  »on  ber  ÜJtiloifcben  Vriicfe,  bie 
anbere  baute  er  bem  SMaconuS  S.  (SupluS  »or  bem  £or  non 
S.  ifjaul,  nidbt  weit  »on  ber  ißmamibe  beS  S.  SeftiuS,  unb 
bort  wo  ber  IßorticuS  anfing,  weldber  »on  jenem  £or  nach 
S.  ißaul  bittüberfübrte.  Veibe  Äircben  gingen  in  ungewiffer 
3eit  ju  ©runbe,  Sanct  Valentin  würbe  gättjlicb  jerftört,  unb 
Sanct  SupluS  ging  wabrfdbeinlidb  in  bie  Äirdbc  beS  S.  Sal= 
»ator  in  Via  Ostiensi  über. 1 

a^beobor  batte  ben  monotbeletifdben  Streit  in  »ollen 
Rammen  »erlajfen,  unb  bem  hafj  beS  ißatriarcben  »on  Vp= 
janj  follte  nun  fein  Vadbfolger  als  ein  unglüdtlicber  unb  be- 
rühmter Märtyrer  jum  Opfer  fallen. 

3.  SDtartinu«  L wirb  ^Jarft  im  3abr  649.  Stcmiftbt  ßijnotx  iwgcn  btv 
SWonotbetrtnt.  25t«  Crar^nt  Ol^mpiu«  SCnfötag  auf  SRartin’«  Stbrn. 
Xbtcboni«  SaOiopn  filtert  btn  getualtfam  bmtstg  im  3®&r  668. 

5D?artin’«  Job  im  Sjii.  Sugtuiue  wirb  ijfabfl  im  3«br  654. 

SDlartinuS  I.,  aus  ber  tuScifdben  Stabt  Hubert  um,  bem 
heutigen  $bbi  gebürtig,  ebebem  SRuntiuS  ber  Äircbe  in 

* Martintlli  Koma  ex  ethii.  sacr.  p.  301. 


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SDkrtimt?  tfr  Srftf. 


1.59 


Vtjjanj,  beflieg  ben  Stul  ißetri  [eben  am  5.  Quli  649,  alfo 
am  jWeiunbfiinfjigften  Sage  nach  bern  Sobe  fernes  Vorgängers. 
Sie  aufgeregte  ©eiftliebfeit  Stom’S  batte  itm  orbinirt,  ehe  ei- 
lt och  bie  faiferlicbe  ©eftätigung  erhielt,  unb  einer  ber  ent- 
fddoüenften  ^äpfte  trat  nun  ber  oricntalifcfyen  Äirdbe  mit 
ftifd^er  fieibenfcbaft  entgegen.  Sr  rief  bie  ©ifcböfe  §u  einer 
Sbnobc  jufammen:  150  Üircfyenfürften  aus  ben  Stabten  unb 
non  ben  Qnfeln  .^talien’S  oereinigten  fieb  f<bon  am  5.  Dctober 
in  ber  Salriftei  beS  ©.  Johann  im  Sateran. 1 SS  galt  hier 
über  ben  Sppus  ober  baS  Sbict  beS  ÄaiferS  SonftanS  II. 
oom  3a^re  648  ju  beraten,  wobureb  allen  ©eifllidfcn  wie 
ilaien  ber  Sfiriften^eit  über  ben  Streit , ob  in  Sbriftus  nur 
ein  ober  jwei  SSiilen  gewefen,  StiHfebweigeu  aufcrlegt  warb. 
Ser  Äaifer  batte  »ott  3J?artin  bie  änerfennung  beS  SppuS 
»erlangt,  bie  ibm  mehr  am  §er$en  lag,  als  bie  2Bieberer= 
oberung  feiner  »on  ben  Arabern  entriffenen  $ro»injen.  Sr 
batte  ju  biefern  3wed  als  neuen  Spareben  ben  Äämmerer 
OlpmpiuS  abgefanbt  unb  ibm  befohlen,  alles  bafür  ju  tbun, 
baf?  bie  9Sif<böfe,  bie  ißoffefforen,  bie  Sanbbewobner , ja  felbft 
bie  gremben  biefe  formet  Unterzeichneten.  Sr  foHe,  fo  be= 
fabl  er  ibm,  in  9tom  felbft  »er f neben,  fieb  beS  ißapfts  SDtartin 
ju  bemächtigen,  unb  bie  Vifdböfe  jur  Annahme  beS  SbictS 
ju  zwingen,  aber  mit  Vorfiebt  bie  Stimmung  beS  römifdben 
feeres  unterfueben,  unb  wenn  et  finbe,  bafj  es  feinen  fßlänen 
feinblieb  fei,  bie  Sache  febweigenb  auf  fieb  beruhen  laffen, 
bis  er  fowol  in  3tom  als  in  Siabenna  eines  ihm  ergebenen 
.fteerS  fteb  würbe  »erfiebert  haben. 2 SieS  wirft  ein  Sicht  auf 

' Labbe  Conril.  T.  VII.  p.  78  sq. 

1 8i  antem  — potueria  auadere  exerdtui  Romae  conaiatenti, 
jubemus  hoc  idem  tenere  Martinum  — ai  autem  inveneri*  aliquid 


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160 


dritte«  Surf),  güiiftee  Capitel. 


bas  Perhältnifj  fRorn’S  jum  Grardfen : er  burfte  bie  Stabt 
nicht  mehr  miKfiirlich  ju  bebanbdn  hoffen,  unb  §um  erftem 
mal  entbecfen  Wir  in  9iom  Har  unb  beutlidj  ein  #eer,  meines 
aus  ben  angefehenen  Bürgern  unb  Pojfefforen  ber  Stabt  als 
ÜRilij  fid?  gebiibet  batte.  GS  empfing  bie  jmeifelhafte  fiöh- 
nung  »on  ©bjanj,  aber  es  mar  nationalrömifcb,  unb  inbem 
bie  begüterten  Bürger  ihm  als  rcaffenfräftiger  Stanb  ange= 
hörten,  mar  fein  Gtnfluf;  grojj,  unb  machte  er  fid),  wie  mir 
feben  merben,  hauptfä<hli<h  bei  ben  papftmahlen  geltenb. 
Ohne  bie  guftimmung  biefeS  .fpeerS  erfdjien  batjer  auch  ber 
plan  beS  Gjardben  nicht  ausführbar. 

DlpmpiuS  fant  nach  Pom:  er  fanb  baS  Goncil  im  £a- 
teran  in  »oller  fthätigfeit,  unb  bereits  feierlich  oerflucht  GH 
theft®  «nb  £ppuS,  GpruS  »on  2llcranbrien,  unb  bie  brei 
Patriarchen  »on  SOjanj  ScrgiuS,  pprrbuS,  pauluS.  2>er 
Gparch  fuchte  bie  befehle  beS  ÄaiferS  anSjuführen,  inbem  er 
mit  $ilfe  entmeber  ber  eigenen  Gruppen,  bie  ihn  begleitet 
batten,  ober  berer,  bie  er  im  römifchen  Jpccr  burch  ©eftechung 
gemonnen  hoben  mochte,  unb  burch  anbere  9tänfe  baS  Goncil 
ju  fpalten  unternahm. 1 Pom  mu§  in  grojjer  Aufregung  ge= 
mefen  fein,  benn  ber  Gpatch  blieb  längere  3eit  bort,  geloifi 
im  alten  Gäfarenpalaft  roohnenb.  Seine  plane  fchlugen  jeboch 
fehl,  unb  baS  ©udj  ber  päpfte  fchreibt  ihm  enblich  einen 
3Rorbanfchlag  auf  bas  Sehen  bes  papftes  ju,  melcher  leicht 
ein  Plärren  fein  fann.  Sich  fteHenb,  als  habe  er  ft<h  mit  bem 
Papfi  »erföhnt,  trat  er  in  ber  Äirche  ber  S.  Plaria  SKaggiore 


eontrarium  in  taii  causa,  exercitum  tacitum  habeto  . . . Anast.  in 
Martino.  ®ie  feSart  bes  Sarcniuä  taciti  abitotc  bat  einen  guten  (ginn. 

1 Annans  se  cum  exercitus  virtute,  ober  amians  secam  exer- 
citus  virtutem,  toie  Bignoliu«  liest  im  äBcrtin.  n.  V. 


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SÄartimt«  btt  Grftt. 


161 


an  ben  SEifch  beS  Jperrn,  um  aus  SWartin’S  jpänben  baS 
Äbenbmal  ju  empfangen;  toabrenb  er  es  nahm,  erwartete 
er  mit  Spannung  ben  öerabrebeten  S)old;fto(l  feines  £eib= 
trabanten,  melier  fidh  jum  3Jieudhelmörber  bergegeben  hatte, 
äber  ber  aßmä^tige  ©ott,  fo  fagt  ber  ß^ronift,  welcher  ge- 
wofmt  ift,  feine  Änedjite  ju  befehligen,  fdjlug  felber  bie  Äugen 
beS  Spathar’S  mit  Siinbbeit , fo  bajj  er  ben  fßapft  nid?t  ju 
fefjen  üermoebte , wälweub  er  bem  ©parken  bie  Gomntuuion 
reifte.  Gr  erjäfßt  jugleidh,  ba§  DlpmpiuS  fid^  enblidj  mit 
SJtartin  wirtlich  oerföfwte  unb  ifmt  aufrichtig  beichtete, 
unb  bafj  er  hierauf  mit  feinem  §eer  nach  Sicilien  [ich  be= 
gab,  loo  bie  Saracenen  bereits  fidfj  feftgefefct  hatten;  bort 
aber  erlitt  er  eine  oößige  Sßieberlage,  unb  warb  felbft 
mitten  unter  feinen  rebeßifchen  ißlänen  burch  Sranfheit  biu-' 
»»eggerafft. 1 

Seine  Stefle  in  SRaoenna  erfefcte  im  Qahre  652  ober 
653  $#eoboruS  Äaßiopa,  jum  3 weitenmal  Gpard),  unb  oom 
Äaifer  GonftanS  mit  bem  genieffeneit  ©efcble  abgefdhieft,  bie 
SSiberfpanftigfeit  9)tartin’S  nunmehr  mit  ©eroalt  ju  bredhen. 1 
StbeoboruS,  begleitet  oon  bem  faiferlichen  ftämmercr  Jlkobor 
ißelariuS,  jog,  frieblidhe  2lb|'id;ten  heucpelnb , SonnabenbS 
am  15.  3uui  653,  an  ber  Spiße  eines  feeres  in  baS  wiber* 
ftanblofe  9tom  ein.  5>er  ^flicht  gemäß  fanbte  ihm  Sütartin 
jur  93ewiflfommnung  einige  oom  GleruS  entgegen,  ba  er  felbft, 
oom  $obagra  geplagt,  im  GpiScopium  beS  Sateran  jurücf- 
gehalten  Würbe.  S)er  Gpardh  empfing  bie  ©efanbten  im 

1 Profectus  cst  in  Sieiliam  ad  versus  gentem  Saracenorum,  qui 
ibidem  inhabitabant. 

1 Siurnteri  jn*ifrit,  baß  Ibrotoni«  Äaüiepa  ltsirflirf?  jnjeimai  Qrardf 
tt*at.  Süacb  pagi  nmrbt  äRartin  im  3afcr  653  au«  9tcm  geführt , linb  tt 
wibtrltgt  ba«  3>>f>r  650  beim  Sßaroniu«.  2iti?t  Joffe  Keg.  Pont. 

®t ejetos tu t,  ®<üblcbte  t«  etaM  Som  II.  11 


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ltt-2 


Tritte«  $Cttd>.  gihiftrt  Capitcl. 


(Safareupalaft , wo  er  obgeftieflcit  war,1  er  ftcUte  ftcb , als 
bebaure  er  bie  flranfbeit  beS  ©apftS  unb  erflärte,  er  felbft 
Wolle  morgen  am  Sonntag  fommen,  ibm  feine  (rtjrfurcbt  ju 
bezeugen.  9lber  argwöbnenb , ©tartin  habe  bett  latcranifchen 
fßalaft  mit  ÜBaffeu  unb  Süurffteinen  anfiiflen  laffen,  jögerte 
er  fich  einjufinbeit,  bann  überjeugtcn  itjn  feine  Seute,  baf? 
ber  fßapft  wehrlos  fei,  nttb  JbeoboruS  umjingeltc  plöglich 
mit  feinen  Üruppett  bas  ©piöcophim,  wäbrenb  bie  erfcbredften 
Stömer  feine  ©liettc  jur  ©erteibigung  machten. 

$>er  ehrwurbige  IfJapft  lag,  wie  ein  auf  feinem  ©often 
ftetbenber  ©eneral,  in  feinem  ©ette  franf  t»or  bent  f>aupt= 
altar  ber  lateranifdjen  ©afilifa  felber,  umringt  »on  ben  be- 
benben  ©rieftern.  3n  ber  Äircbc  waren  bie  Äerjen  angejünbet. 
2llS  nun  ber  Grard)  mit  ben  bewaffneten  eingebrungen  war, 
hänbigte  er  ben  Glerifern  bas  faiferlithe  fDecret  ein,  welches 
bie  2lbfegung  ©tartin’S  befahl:  bie  fßriefter  antworteten  mit 
einem  entfchloffenen  Slnathema.  Slugenblicfs  erhob  ft<h  Sumult 
unb  Söaffengetöfe,  bie  bpjantiner  Rieben  mit  ben  Sdjmertem 
bie  Sichter  non  ben  9öänben  unb  9lltdren,  unb  ber  wefwlofe 
©tartin  warb  »om  Säger  aufgerafft,  unb  in  ben  Gafarenpalaft 
gefangen  fortgefchleppf.  3n  ber  Stacht  bes  18.  3uni  fegte 
man  ihn  auf  ein  im  £iber  bereit  IiegenbeS  Schiff,  welches 
heimlich  «ach  ©ortuS  ruberte.  $er  gefammte  ßleruS  batte 
ihn  in  ber  Slufregung  begleiten  wollen,  aber  ber  ©rarch  gab 
ihm  nur  fechS  Jünglinge  als  ©agen  mit,  unb  er  lieh  bie 
$ore  9lom’S  fchliefeen,  fürebtenb  bie  Slömer  möchten  ihrem 
©ifchof  folgen  wollen.  Äranf  non  Äummer  unb  ©tübfal  jeber 
9lrt  würbe  ©tartinuS  auf  einer  langen  Steife  über  ©leer  juerft 

1 Quibus  snsceptis  in  polatio:  ep.  XV.  Martini  ad  Theodor, 
brim  fabbt  Concil.  VII.  p.  6d. 


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gcrtführnng  Martin’«  in*  ©pil.  163 

ttad)  bev  3nfel  Sltapoä  in  ©ewahtfam  gebracht,  bann  n ad? 
Gonftantinopel  geführt  unb  bort  fcfjimpflid^  cingeferfert. 1 Unter 
ben  2lnfchulbiguitgen  von  DKajeftätäoerbrechen , bie  man  ihm 
machte,  war  auch  biefe,  baü  er  mit  Dlpmpiuä  gegen  ben  Äaifer 
confpirirt  unb  bie  Saracencn  nach  Sicilien  gerufen  habe;  bodj 
wir  bürfen  Weber  feine  peintooüen  Seibeu  in  ®pjanj,  nod> 
feinen  langen  $rocefi  ober  feine  männliche  Serteibigung  t>ier 
erjagen,  fonbern  begnügen  uns  bie  ©efduchte  bicfeö  nnglüd- 
liChen  SDlanneS,  welker  ben  Zapften  ein  erhöhtes  Snfe^en  bev 
.©eiligfeit  oerlieh,  ju  beenbigen.  Stach  bem  alten  Gberfon  in 
ber  barbarifcben  unb  unfruchtbaren  Ärirn  üerbannt,  ftarb  er 
bort,  oon  greunb  unb  geinb  oerlaffen,  unb  mit  bem  ©ungcr 
Fämpfenb,  welchen  bie  SRömer  aus  fttccbtifdber  gurcbt  ihm 
nidjt  ju  ftiHen  wagten,  ein  SKärtirer  für  ben  orthobopen 
©lauben  unb  ben  Primat  Stom’s,  am  16.  September  655. * 
Seine  Seiche  würbe  juerft  in  ber  Äirdje  ber  3Jiuttergotte« 
oon  Sülachernä  in  Gonftantinopei  beigefcßt,  unb  fpäter  nach 
5Hom  gebracht.  2lber  Weber  baS  ^ud>  ber  Zapfte,  nod)  bie 


1 3n  feinem  ©rief  an  l^tobcru«  erjählt  Martin,  baß  fr  in  Meffeua 
in  ein  Schiff  gefeljt  Würbe;  bie«  abfr  war  bet  alte  Jgtafen  Miienum,  unb 
nicht  Meffina , wie  au«  bem  Ecrt  ^ertocrgebt.  Eie  Terra  Laboris , welche 
berfelbe  ©rief  nennt,  fcheint  eher  eine  Cemiption  non  Terra  Liparis  al« 
ber  Warne  ber  Terra  di  Lavoro  ju  fein.  Eie«  meint  ©amillc  ©eQcgrine 
de  Ducatu  Bcnevcnt.  Diss.  V.  Mifeitum  Würbe  bamal«  Mcffena  ttnb 
Mtfcmt  gesprochen,  bie  3»fel  ?ipari  aber  im  Eialect  vielleicht  febori  ober 
Saberi. 

' ©iefer  ruhmvolle  ©apft  flagtc  bitterlich,  bafj  er  #en  atlen  feinen 
greunbflt  unb  von  beit  Wörnern  felbfl  »ergeben  fei:  qnia  sic  funditus 
infelicitatis  meae  obliti  sunt,  et  nec  scire  volunt,  ut  invenio,  sive 
sim  super  terram,  sive  non  sim.  ©r  bittet  bie  SR  inner  ihm  ©peije  jn 
fcfcicfeit ; ba  brep  felt'ft  bie  grentblinge  in  9fom  ernährt  würben,  fo  h'll'e 
wol  er,  ber  einft  ©apft  war,  auf  Wahrung  SSnfprndi.  3»  SBahrheit,  $iob 
war  glüdlicher,  at«  Martin  in  ber  Ärint. 


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164 


®rittt«  8ih$.  fünfte«  ffapitfl. 


SJtartirologien  be«  23eba  unb  be«  2lbo  ermähnen  i^irer  Uebcr= 
führung  unb  ©eifefcung  in  9tom.  9ta#  bem  ©lauben  ber 
Kötner  mar  fte  in  bcr  £ir#e  be«  S.  ©iioefter  unb  ©.  SJtar; 
tin  oon  Sour«  niebergelegt  morben ; unb  biefer  alte  SUel  be« 
©quitiu«  tourbe  erft  im  3ahre  844  oon  ©ergiu«  II.,  na# 
einem  Neubau,  ben  beiben  ^eiligen  Rupften  ©iioefter  unb 
3Jiartinu«  jugefcbrieben.  sJio#  heutigen  Sag«  feiert  bort  bie 
©tabt  am  12.  üRobembcr  ba«  $eft  be«  SJtärtircr«  für  bie 
©elbftftänbigfeit  9tom’«,  beffen  §eiligfeit  übrigen«  auch  ber 
grie#if#c  Äalenber  anerfannte. 

®ie  SJtömer  toaren  na#  ÜWartin’«  ©efangenf#aft  bur# 
ben  Äaifer  gejloungen  loorben,  einen  anbern  ißapft  ju  mähten, 
©eil  bie  fanonif#e  SSerroaltung  ber  £ir#c  bur#  beu  2lr#i= 
pre«bptcr,  2lr#ibiaconu«  unb  ^rinticeriu«  ber  Notare  in  fo 
bebrängter  Sage  ni#t  ap«rei#enb  mar,  gab  oieüei#t  ber  oer- 
bannte  SJtartin  feine  3uftimmung  ju  ber  sJieutoai)I , ober  er 
muffte  ft#  #r  feufjenb  untermerfcn.  ©o  mürbe  im  ©ommer 
654  ßugeniu«,  ©of;n  be«  Sluffianu«,  fJiömer  oon  ber 
erften  2loentinif#en  Stegion  jum  5f?apft  orbinirt.  <E«  jeigte 
fi#  fofort,  mie  tief  bie  fir#li#en  ^ntcreften  ba«  2Iolf  oon 
Stom  bur#brungen  hatten : ?etru«,  ber  mieber  eingelegte 
'fktriar#  oon  S3pjanj,  beeilte  fi#  bcm  römif#en  ijSapft  feine 
©Iauben«formeI  ober  ©pnobifa  ju  überfenben,  ba  e«  ©ebrau# 
mar,  baß  bie  neuernannten  ißatriar#en  na#  Siom,  bie  ißäpfte 
aber  na#  ©pjanj  ihre  gormeln  f#idten.  Sie«  SBefenntnifi 
mar  jebo#  in  fo  bunfeln  unb  jmeibeutigen  2lu«brücfen  ge= 
galten,  bajj  bie  Stömer,  SBolf  mie  Gleru«,  im  Unmillen  ft# 
erhoben  unb  bie  ©tmobifa  mit  großem  ©ef#rei  oermarfen. 
©ie  erftärten  Gugeniu«,  ft#  ber  SJteffe  in  ber  ©.  3J2aria 
enthalten  3U  mollen,  menn  er  jene  formet  ni#t  oerbammte. 


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lionflanA'  II.  flnfunft  in  Otalini. 


165 

unb  fte  jeigten  plohlicb,  baß  bie  ©ewalt,  melc^e  bie  fefjerifdien 
©rieten  bei»  ©apft  Martin  anget^an,  al«  nationale  ©e-- 
fchimpfung  »on  ihnen  gefüllt  würbe. 

4.  ©italianu«  reitb  SßaV'O  im  3abr  657.  ®«  Saiftr  Geiifian«  II.  fermnt 
natb  Italien.  Sein  ßtnpfajtg  uitfe  äufentbalt  in  9icm , im  3a&r  663. 

Sine  lilojicfiimme  fit«  9icm. 

9tur  jtoei  ^a^re,  neun  3Jlonate  unb  »ierunbjWanjig  Jage 
fajj  Gugcniu«  auf  bent  ©tul  ©etri,  bann  ftarb  et  ini  3uui 
657,  unb  nach  einer  furjen  ©acanj  »ou  faft  jwei  'Dionaten 
würbe  ©italianu«  ju  feinem  Nachfolger  orbinirt.  Gr  »oar 
gebürtig  aus  ©ignia  ober  ©egni,  einer  alten  ©tabt  auf  ben 
©olsferbergat  in  ber  heutigen  Gampagna  »on  9iont,  welche 
©egenb  »om  ©u<h  ber  ©äpfte  bereit#  ©roüinj  Campania  ge- 
nannt wirb.  der  Äaifer  Gonftan«,  ber  febou  ben  ©lan  ge= 
fajjt  haben  mochte,  feine  9lcfibcnj  nach  bem  Äbenblanbe,  »iel= 
leicht  nach  9tom  felbft  ju  »erlegen,  Wünfdjte  nun  ein  freund 
liehe«  ©erhältnif)  jur  römifchen  Airche.  Gr  empfing  bie  9ie«; 
ponfalen  ober  Nuntien  be«  neuen  ©apft«,  bie  lleberbringer 
feiner  ©pnobifa,  mit  greunbli^feit,  unb  faubte  fie  mit  ber 
©eftätigung  ber  Privilegien  ber  römifchen  Airche  unb  mit 
einem  foftbaren  ©efchenf  jurücf,  einem  »on  ©olb  unb  dia- 
manten aufeerorbentlicher  ©rößc  flralenben  Gobep  ber  G»ait= 
geliert.  ©e<h«  3ahte  barauf  fam  er  Wirflich  felbft  nach  91om, 
aber  wir  wiffen  nicht«  »on  ben  ©egebenheiten,  welche  biefen 
3eitraum  in  ber  ©efchichte  ber  ©tabt  au«fiillten. 

die  Grfchcinung  eine«  Aaifer«  »on  Conftantinopel,  ber 
noch  immer  »oH  ©tolj  ben  ditel  be«  römifchen  äuguftu« 
führte,  in  ber  ©tabt  9iom,  tritt  mitten  in  ber  Debe  ihrer 
©efchi^tc  nun  al«  ein«  ber  inerlwürbigften  ©hänomene  auf. 


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166 


Driitf#  ©iirii.  gflnftt«  Sapitrl. 


Sie  menbete  baS  Grinnern  ber  Kenfcben  plößlirf)  in  bie  lebten 
3eiten  beS  ÄaiferreidßS  jurüd , unb  3toang  bie  GinbilbungS= 
fraft  ber  Körner  eine  Gpodbe  non  jmeißunbert  $aßren  ju 
iibergebn,  toelcße  bie  größeften  SBanblungen  enthielt:  ben  3luS= 
gang  beS  römifdien  SReicßS,  ©Übung  unb  Stur3  eine«  germa^ 
nifcßen  Königtums , Ruinen  non  Söffern  unb  non  Stabten, 
unb  enblidj  ein  fortgefeßteS  unfäglicbeS  Glenb  Siom’S.  6on= 
ftanS  oerließ  Gonfiantinopel  im  3aßre  662.  3)er  Statten 
feines  ©ruberS  Stbeoboßu?,  ben  er  juerft  in  ein  geiftlidbes 
©emanb  geftedft  unb  bann  türfifcß  crmorbet  ^atte , ber 
jfjaß  feines  ©aterlanbeS  trieben  biefen  £>errfd)er  fort,  unb 
wie  JiberiuS  »erließ  er  feine  $auptftabt,  feine  Schaube  unb 
feine  ©emiffcnsbiffe  in  peinooller  Söanberung  ober  auf  einer 
abgelegenen  fliifte  311  oerbergen.  Gr  feßiffte  non  ©03003  nach 
beut  iJJiräuS  001t  3(tben.  tiefer  3iame  luocft  bie  feßnfüdjtige 
Siebe  be§  Kenfdjengefcßlecbts,  aber  Süßen  mar  in  ber  'Kitte 
bes  fiebenten  3<*ßrßunbertS  nur  noch  eine  heilige  Grinnerung. 
Sdßon  längft  aus  bem  Sehen  ber  ©ölfer  in  bie  gefcßiißtsfofe 
©ergangenbeit  nerbannt,  lag  Süßen  bainals  als  bie  föftlid;|1e 
Reliquie  beS  SlttertumS  neriaffen  unb  ungeeßrt.  Seit  3ufti= 
nian  mar  bort  auch  bie  leßte  Stimme  ber  ißbilofopßen  üer= 
fhimmt,  unb  bie  öben  Ruinen  ber  ßerrlicßften  ©Iiite  ber  Kenfcß-- 
beit  umringten  bie  SlfropoliS  noeß  melandßolifcßer , als  bie 
krümmer  ber  römifeßen  SSeltßerrfcßaft  bas  Gapitol  bes  3eu3. 
Unfere  GinbilbungSfraft  betritt  ßoeß  erregt  baS  bamalige 
'Jiom,  aber  fie  ftiirjt  mit  fc6merjlid;er  Slnbacßt  mie  aus  einer- 
langen  ©erbannung  non  ber  .fjeimat  in  bas  bamalige  Sitten; 
fie  riißrt  uns  3ur  Jrauer,  feßen  mir  aus  ber  ©erteil-- 
berung  jerftörter  Jempel  unb  Obccn  ben  Ungeheuern  Job 
uitS  entgegen  narren , unb  bie  oereinfamten  ober  oerftüminclten 


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Conftan«’  II.  flnfunft  in  3talieit. 


167 


©ebilbe  be£  ©hibiaS  ihn  wie  bie  ©arbarei  bes  StenfcheH-' 
gef<$Iecf)t3  oerf  lagen. 1 

Der  ßnfel  be3  |*racliu3  betrachtete  tnbe§  2lthen  mit 
ftumpfer  ©leichgültigfeit,  unb  wenn  Wir  aus  bem  wag  er  an 
3tom  oerübte  mit  gutem  Sftedjt  fc£)[ieften  biirfen,  raffte  er  ge= 
wifi  in  feine  Schiffe  brutal  unb  gierig  foldie  metaüne  Äunft* 
fchäfce  Pon  bem  entweihten  ©oben  auf,  welche  bie  ©othen 
«Klarich’3  ober  bie  28ut  ber  Khriften  bort  übrig  gelaffen  Ratten. 
Dann  fegelte  er  im  grühling  beä  3ahre3  663  nach  bem  alten 
Darent.  Die  ©umeniben  führten  ben  ©rubermörber  oon 
Stuinen  ju  SRuinen,  unb  biefe  flucht  bon  Gonftantinopel 
nach  ülthen,  nach  Darent,  nadh  fWom,  nach  Sbrafuö,  ift  eine 
ber  feltfamften  hiftorifdhen  Ehrten:  wie  als  ob  ber  Dämon, 
einen  fpäteti  berbrederifdien  Slugufhi«  über  bie  geweihtefien 
Stätten  ber  abenblänbifchcn  Kultur  führenb,  ihm  bie  Seiche 
beä  fchönen  Stltertumd  jeigte,  welches  burdh  bie  Despotie  ju 
©runbe  gegangen  war. 

2Ü3  SonftanS  in  Dareut  anS  Sanb  ftieg,  befdiloß  er 
burch  einen  ÄriegSjug  gegen  bie  Sangobarben  bie  füblichen 
©tobinjen  gtalieu’S  ju  befreien.  ©iS  bort  hinab  hatten  ft<h 

1 ilibcu  im  2Jtittelalter  — ein  (Segenilanb  fiir  (djiotr«  unb  ruhmreiche 
rtcrftbungcii.  3d)  fa«  mit  bobem  Stittreffe  be«  SlnenpimtS  Viennensis 
deacriptio  urbis  Athenarnm  {rä  Ittnrna  y,ai  StSauS/akeia  riji  4i>ric5>). 
bi(  2 cp  vif  t eint«  ©rietben  aus  bem  15.  saec.,  meiere  Vubmifl  Mrfj  au«  einet 
©jener  Jpantförift  (netft  ben  ©riefen  be«  3b0oma(Ä«  unb  Sabaflla«  au« 
gruftu«’  Turcograecia)  berautsgegeben  bat  (Sffiieu  1840).  ©ie  überzeugt 
mieb,  baß  terfelbe  ©eifl  ber  ©age  bie  «Monumente  Ätbeu's  »ie  SWom’e  in 
Xmnfel  begrub,  fflie  in  9tom  »arb  anep  in  Sttben  mambeS  große  SMonu- 
ment  als  ©alaft  (<t aXänov  ober  oho;)  bejeiepnet , ober  bie  (Sriitnerung  an 
bie  ^bilefepben  atbcn’s  febmilette  noeb  im  «Mittelalter  »iefe  bortige  9tuinen 
mit  bem  £ite(  ber  Schulen  ober  Siäatf/.a/.iia,  »ie  bes  ScfrateS,  ber 
S(eaten,  ber  Äpniter  unb  ber  Iragifer,  be«  ©opboclee,  Slriftctrlr*  n.  f.  ». 
Die  bptantinifeben  $iftoriograpben  ftp»eigen  wn  Silben. 


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168  $rittrt  ©utfe.  gfluft««  ffapiitl. 

nämlich  feie  Sangobarbcn  oorgefchoben,  beim  fchon  SCut^arüS 
toar  auf  feinem  füfmen  guge  burch  bie  .§albinfel  erobemb 
big  }ur  Nteerenge  »on  Sicilien  gebrungen,  unb  bie  Sage 
»oufjte  ju  erjagen , bajj  er  fein  Nofj  in  b ag  3Jleer  bon  Nhe; 
gium  fnneingefpornt,  unb  eine  bort  aufgcrichtete  fabelhafte 
Säule  mit  bem  Speer  berührt  fmbe,  augrufenb:  h‘er  fott 
bie  ©renjc  ber  Saugebarben  fein! 1 2lber  eg  tüar  feinen  Nach- 
folgern nicht  gelungen,  bie  fd^önften  ißrooinjen  ju  untertoer-- 
fen,  benn  in  Neapel  unb  Slmalfi,  in  Sorrentum,  in  ©aeta 
unb  Tarent  herrfch>ten  noch  griechifche  3)uceg.  Nut  ©eneoent 
mar  fchon  Pon  2lutharig  ju  einem  ^erjogtum  erhoben  unb 
mit  bem  umliegenbett  Sanbe  bem  goto  alg  erftem  ®up  oerliehen 
toorben.  ©ou  biefem  berühmten  $>ucate  auä  (cg  umfaßte  bog 
alte  Samnium  unb  Mpulien,  toie  Steile  pon  Kampanien  unb 
Sucanien)  erftreeften  fich  bie  oerheerenben  güge  ber  füblichen 
Sangobarben  nach  allen  Seiten,  unb  unter  ber  fünfjig  gahre 
langen  Negierung  beg  SCrichig  II.  (oon  591  big  641)  reichte 
bag  .fperjogtum  ©eneoent  Im  big  gegen  Neapel  unb  bort 
über  Sipontum  }u  ben  güfien  beg  Nlong  ©arganug  hin. 1 
©g  hotte  aber  jtoei  gahre  oor  bem  ©intreffen  beg  Äaiferg 
ber  tapfere  ©rimoalb  .fjerjog  oon  ©eneoent  mit  2ift  unb 
©emalt  ben  Stron  oon  ©aoia  an  fich  geriffen,  unb  in  jener 
£>auptftabt  feinen  jungen  Sohn  Nomualb  alg  S)up  jurücf= 
gelaffen.  SDiefc  Umftänbe  fchienen  nun  ©onftang  fehr  geeig- 
net, feine  Päne  auf  ©eneoent  }u  unterftüfcen:  er  nahm  fo 
oiel  Struppen,  alg  oon  Sicilien,  oon  Neapel  unb  anberen 
noch  gricchifchm  £anbf$aften  ju  ihm  ftofien  fonnten,  unb 

1 Paul.  Diacon.  III.  c.  3 2. 

3 Giannone  Sioria  dcl  regno  di  Nnp.  IV.  c.  2.  3.  unb  bi«  ®if« 
(«rtatien  brt  Camille  %*eH<grinc. 


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ffonflan«  II.  in  9iom. 


169 


rfidtc  in  baS  23encoentifdhe  ein.  S)od;  ber  junge  unb  mutige 
Sangobarbe  behauptete  feine  ©tabt  mit  glänjenbem  ©efchicf, 
unb  feine  SSerteibiguug  bilbet  eine  ber  befteu  gpifoben  in  bet 
©efcfeichte  beS  ijjaul  SBamefrieb.  $>en  angefünbigten  ^erbeijug 
beS  ÄönigS  ©rintoalb  fürdhtenb,  hob  enblidh  ber  Äaifer  bie  33 e- 
lagerung  auf;  er  ging  nach  ber  Stabt  SReapoliS,  bann  liefe  er  beim 
alten  gortniä  ober  bem  heutigen  3Jlola  bi  ®aeta  eine  £ruppen= 
macht  oon  20,000  entmutigten  Solbaten  prüd , feinen  SBRarfdh 
ju  becfen,  unb  er  felbft  eilte  auf  ber  appifdhen  Strafee,  ir>elrf>e  not 
ihm  fo  oiele  ©onfuln  unb  Äaifer  in  fiegreidher  $eimfehr  J?iu= 
aufgejogeu  toaren,  mit  einem  fleincit  .fjeere  fdhneli  nadh  9Rom. 

2lm  fecfistcn  ÜReüenftein  Por  ber  Stabt  fanb  ber  Äaifer 
ißapft,  ßlentS,  Slbgeorbnete  beS  SBolfö  mit  ftreujen,  gah= 
nen  unb  brennenben  Äerjen  ju  feinem  Gmpfange  bemütig 
aufgeftellt.  SäitalianuS  trat  bem  griedhif^en  Äaifer  nicht  mit 
ber  hohen  Seele  beS  2)ifdhofS  2lmbrofiuS  entgegen,  melier  einft 
beit  grofecn  Jbeobofius  Pon  beit  Stufen  ber  Äirdhe  -Dfailanbs 
jurücfgewiefen  hatte,  »eil  er  mit  bem  2)torb  Pon  'geinbett  beflecft 
mar.  Sein  fdheue«  2luge  aber  entbedtte  auf  ber  faiferlichen 
Stirn  beutlidh  genug  ein  brei=  unb  mehrfaches  Äainjeidhen: 
ben  33rubermorb,  ben  $uttgertob  beS  ißapfts  SJlartin  unb  bie 
harter  beS  fatholifchen  2lbts  2JfapimuS,  meldhetn  ßonftanS 
aus  SRadhe  für  feine  leibenfdhaftlidhe  23efämpfung  ber  3Jiono- 
theleten  bie  3unge  hatte  auSreifeen,  unb  eine  $anb  hatte 
abfdhlagen  lajfen.  ®er  iftapft  führte  ihn  nach  9Rom,  eS  mar 
ber  5.  3uli  beS  Jahres  663,  am  SRittmodh.  ®ie  Stömer, 
Änechte  ber  Änedhte,  ftrömtcit  ihm  neugierig  ober  bettelhaft 
entgegen,  unb  es  ift  mahrfcheinlich,  bafe  fie  ;u  feinem  <Sm= 
pfattg  bie  oben  ©entädber  beS  faiferlichen  sfJalatium’S  in 
mohnlichen  Stanb  gefegt  hatten. 


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170 


Tritte«  ©u<ty.  fünfte«  (Sapitel. 


®ie  ^urien  trieben  ben  SBerbredher  in  bie  flucht,  aber 
bie  ißriefter  empfingen  it>n  mit  Politiker  greunblidifeit. 1 ßr 
jog  auf  ber  Stelle  nach  ber  Safitifa  be«  Sanct  'Jieter,  bort 
ju  beten,  unb  braute  bem  ülpoftel  an  ber  Schwelle  ein  2öcib: 
gefdfenf  bar.  9(m  folgenben  Sonnabenb  rerfudjte  er  in  ber 
S.  SKaria  Dlaggtore  ein  ©ebet,  unb  weibtc  auch  bort  ein 
©efdbenf;  am  Sonntag  hierauf  50g  er  mit  feinem  .peer  in 
'ßroceffion  loieberum  nach  bem  Sauet  $eter , währenb  ber 
ßletu«  mit  angejünbeten  ©achäferjen  ihn  feierlich  rinholtc 
unb  in  bie  ©afilifa  führte.  2>er  ißapft  reichte  ihm  luer  bie 
ßommunion,  unb  ßonftan«  legte  auf  bem  Hochaltar  ein  an- 
bere«  golbne«  Gallium  nieber. 2 21m  nädiften  Sonnabenb  jog 
er  nach  bem  Sateran;  er  babetc  bort  unb  hielt  Üafel  in  ber 
©afilifa  ^ulii , welche  wir  bereit«  als  eine  Stalle  ober  ein 
2:riflinium  in  bem  alten  lateranifchen  Sßalaft  fennen  gelernt 
haben. 

3Jlit  Unwillen  folgt  bie  ©efebichte  biefen  genauen  21uf- 
jeichnungeti  ber  päpftlidtcn  ßhronifen,  unb  fie  ftraubt  fidt  ben 
93rubermorber  bureb  bie  SBcibraucbwolfcn  ber  Heuchelei  Pon 
ältar  ju  2lltar  ju  begleiten;  jebodb  fittb  in  biefen  ßeremonien 
jur  geier  ber  iUnwefenheit  eine«  bpjantinifdten  Äaifer«,  ber 
fuh  ^erablief?  5Hom  311  betreten,  fchon  bie  ßmpfang«feierli<h: 
feiten  fpäterer  3citcn  »orgejeichnet,  unb  bie  traurige  Sage 
be«  ijSapft«  jwingt  un«  ein  nathfichtige«  3Jlitleib  ab. 3 Seine 

1 kJ?eim  Suafl.  beißt  e*  nur  suscepit  eum , unb  brtn  iSfprouijleu  Hieb 

au«  2 (bannt  ba«  iiblicpe  honorifice  in  ber  geber. 

3 Pallium  auro  textile  beim  flitaf). , ebenfe  Paul.  Diacon  V.  -c.  11 
unb  tPeba  de  sex  aetat.  ad  ann.  4625. 

3 ®er  öarbiual  SBaroniu«  wrbeblt  fte  fnb  itidjt.  5 eine  Cniidmlbißungen 
lagen  fttb  furj  in  feilte  eigenen  iPcrle  faflen : dnmmodo  catholicae  veritati 
esset  consiiltum. 


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(Senftaii?  JI.  i»  Kern. 


171 


unb  bt-r  9tömer  Demütigung  bem  ÜJienotbeleten  unb  bem 
SRörber  eines*  ^eiligen  i]$apft$  gegenüber  mar  fernerer,  alä 
fte  je  ein  ißapft  gebulbet  batte,  unb  e$  beburfte  no<b  einer 
'Jleige  non  Sagrgunberten , et?e  fieg  bies*  Sdtaufpiel  in  bie 
Öufefcene  non  ßanoffa  uertoanbelu  foitute.  Die  befegimpfenbe 
.Öuibiguug  beö  faiferlicgen  ©a|"te$  mufete  bie  legten  patrioti-- 
fegen  ©mpftnbungen  ber  Slömer  im  tiefften  aufregen,  unb  mir 
galten  es  für  magrftgeinlicg,  bafe  fieg  bamate  bie  fdjbne  iflage; 
ftimme  über  bass  politifebe  Gleub  Stom’sj  »entebmen  liefe.  Dies 

ift  bie  Stimme  über  3!om : 

/ 

Koma,  von  ebelett  $crrn  ad?!  einftmal«  tt'arft  tu  gegrünbet, 

3c(jo  von  Sdavcn  bie  äJlagb  ftür;cft  bu  übel  babin. 

ränge  verließen,  wie  lang’  big»  beine  gebietrnben  gürften , 

'Jiun  jn  ben  O'vifdjcn  hinab  febtvattben  bir  Manien  unb  Kiibm. 

Kitgt  ift  blieben  juriief  ber  erlauchten  Regierer  bir  (Sitter , 

Seine  Jjreien  bebautt  jept  ba«  telabgiftfie  Sanb. 

3Jolt,  von  ben  (Silben  ber  (Srbe,  ben  lebten,  jufammtngefhriJmtrt , 
filterte  ber  imedite  fte  ftnb  jept  bie  gewaltigen  ^ert’n. 

(Sonftamiucboli*  blühet,  unb  beißt  nun  Koma  bie  Keue, 

Koma,  bu  alte,  ivie  fallt  SÜJall  bir  unb  SKauer  in  (Staub ! 

SBol  bat  Solch ea  im  riebe  ber  Stper  verfiinbet  jutcr  bir: 

Koma,  e«  treicbet  bir  fd;tiell  Slmor  in  pleplichem  2 rang. 

Söetm  nicht  iietri  ®erbienft  bicb  hielte  unb  jene«  bes  flatilu«, 

Üang’  febon  tvävft  bu  in  Kot  tläglicb  vergangen,  o Korn! 

Unter  bem  3«b  graufanter  öttmicfcen,  bem  fcbimpflicben , liegfl  bu, 

Äd>!  unb  bu  fhralteft  fo  bell  einft  von  ber  (Stelen  Kubm!  1 


1 NobiÜbtta  fuerag  quondam  constructa  pnlrouis , 
.Subdita  nunc  servis.  Heu  male,  Koma,  ruis! 
lteaeruere  tui  lanto  le  tempore  reges: 

Ossit  et  ad  Qraecos  nomen  honosque  tu  um. 
In  te  nobilium  Rectorum  nemo  remangit; 

Ingermique  tui  rura  Pelasga  colunt. 

Vulgug  ab  extremis  diatractum  partibug  orbis, 
Servorum  servi  nunc  tibi  sunt  domini. 


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2Drittrt  Cucb.  günfte«  Sopitel. 


172 

5.  3uflanb  ber  Stabt  3iom  unb  ihrer  SKonnmente.  «Sonftan«  plünbert 
bi«  Äunftfcbäb«  in  9Jcm.  Sein  Xcb  in  S prallt«. 

SSJir  hören  nichts  »on  Spielen,  noch  oon®elb=  unb  Srobaus- 

teilungen,  bie  ber  Äaifer  gegeben,  nichts  non  Söieberherftellungen, 

bie  er  angeorbnet  hätte,  fonbern  nur  non  freoelhaften  ^Jlün= 

berungen.  6onftanS  betrat  bie  Stabt  nicht  mit  ben  ©mpfin: 

bungen  non  Ehrfurcht,  toelche  einft  felbft  ben  nerbrecherifchen 

Sohn  gonftantin’S  SonflantiuS  erfüllten,  als  er  im  ^ahr  357 

in  ^Begleitung  beS  tjSerferS  .fjormiSbaS  in  baS  fd^on  alte  9tom 

eingejogen  mar.  Unb  -.hier  erinnern  mir  uns  bet  SSJorte  bes 

' % 

Constautinopolis  Hörens  nova  Koma  vocalur, 

Moenibus  et  muris  Roma  vetusto  cadis. 

Hoc  cantaus  prisco  praedixit  carminc  vates : 

Koma,  tibi  subito  motibus  ibit  amor. 

Non  si  tc  Petri  meritum  Paulique  foveret, 

Tempore  jam  longo  Koma  misella  Tores. 

Muncipibus  subjecta  jaecns  macularis  iniquis, 

Inelyta  quae  fueras  nobilitatc  nitens. 

Sief«  ffiiegie  jog  SMuratori  au«  einem  3Robtnefif<hen  (Setejr  mit  trudle  fie 
ab  im  T.  II.  Antiq.  med.  aevi  dissert.  XXI.  Sen  Ser«  Ingenuique 
tui  ic.  ertiürt  Xropa  (Cod.  Dip.  Lang.  I.  p.  143.  144)  mit  $i)}etti 
AnticliitA  Toscane  I.  p.  322  fo,  bie  um  ihre  @üter  gebrachten  Sena- 
toren feien  jefct  ju  Soionen  herabgefuufen.  3ebenf«ü«  fprie^t  bi«  Steile  für 
ben  »eiligen  Siuin  be«  remijefk»  Sbel«.  35er  9u«brud  servorum  servi 
bejiebt  ficb  auf  bie  Cpjantiner,  unb  »ieiieidjt  mit  fcbiidjterner  3ronie  aud) 
auf  bie  Zapfte,  er  meist  auf  bi«  3(<<  n«<h  @tegor,  ber  ficb  juerfl  servus 
serTornm  Dei  nannte.  Cer  @regor  nehme  id)  bie  Sbfaffung  ber  Siegie 
niibt  au,  unb  ich  mürbe  nicht«  eimrcitbrn,  trenn  3emanb  glaubte,  irgeitb 
ein  3i einer  fei  burtb  Unteren  ber  18.  £>cmilie  ©reger’«  ;u  biefer  H!agr> 
fiimme  hegeiflert  Worben.  — Sie  versus  recurrentes,  Roma  subito  k. 
finb  ein  alte«  Spiel.  Apollin.  Sidon.  IX.  ep.  14  citirt  e«  ai«  illud 
antiquum  unb  fügt  eilt  anbere«  b<njii : Sole  medere  pede,  ede  peredc 
melos.  Sie  Ccjiehung  »on  9ioma  unb  Stmor  aber  ift  alt  unb  mpflifdj; 
unb  ich  finbe  eine  Stelle  im  3»h.  l'pbu«  de  Mensib.  IV.  50.,  welch«  f>e 
erllart.  Sietn,  fagt  er,  hat  breiSHamen:  nitanxiv  Uoartxov  troXtnxuv, 
Tt/.tönxov  iisv  oiovsi  'Eocj^,  oörs  erai  rag  tpo-ci  Osip  rrsoi  rijv  noJLiv 
rntiyttdat.  Der  *>rKflev(ic$e  Warne  warftlora,  ber  politifc&e  aber  föoma. 


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I 


Ufern'«  guflanb  jut  3«*  Confloii«’  11.  173 

Ammianua,  mit  benett  er  baa  grjiaunen  bea  Äaifera  oor  ber 
ajtenfdhenmenge  Stom’a  unb  Oor  ber  ijjradbt  ber  Monumente 
befdbrieb.  ßonjlantiua  bewunberte  bamala  beit  Tempel  bea 
capitolinifcheu  3eua  , bie  ißrooinjen  gleich  aufgebauten  8äber, 
baa  Amphitheater  bea  Xitua,  bie  gewölbte  Äuppel  bea  5ßan= 
theon,  ben  Tempel  ber  SBenua  unb  Stoma,  bie  Stanbfäulen 
ber  Äaifer,  baa  gorum  bea  griebena  unb  ba«  Sweater  bea 
fßompejua , baa  Cbeum  unb  baa  Stabium  bea  2)omitian,  unb 
oor  allen  baa  gorum  bea  Irajan.  Stach  306  fahren  einer  langen 
unb  büftern  ©efdjichte  Stom’a  fianb  wieberum  ein  bujantini: 
fcfjer  Äaifer  Oor  jenen  SJtonumenten , unb  feine  barbarifche 
Unwiffenheit  Ifanntc  toa^rfd^einlicf»  nur  bie  bärftigften  grag* 
mente  aua  ihrer  ©efdjidjte,  einjelue  fd>on  in  baa  Sagenhafte 
getaufte  Stamen,  Welche  ihm  felbcr  bie  Antiquare  ber  bama= 
ligcn  Stabt,  wenn  folche  für  funbig  geltenbe  SJiäuner  ihn 
überhaupt  begleiteten,  nicht  mehr  mit  ber  (Mehrfamfeit 
ßaffiobor’a  ju  erflären  oermochten.  Stom  aber  war  in  brei 
gahrhunberten  ööQig  oerlarot  worben.  ®er  Stempel  bea  ca= 
pitolinifdhen  3eu§  fianb  fchon  lauge  ala  Sluine,  bie  3Wber 
waren  oetlaffen  unb  oerfallen , bie  ©runnen  jertriimmert  unb 
leer;  im  Amphitheater  bea  Jitua  wudja  bichtea  ©raa,  unb 
feine  entftellten  SWauern  brodelten  hie  unb  ba.  $>er  fai|er= 
liehe  ißalafi  war  nodj  in  einem  Zeil  bewohnt,  fonjl  in  Stuinen 
gehenb;  baa  gorum  bea  griebena  unb  alle  anbern  gora  öbe 
unb  Wüft,  nur  bie  Säule  auf  bem  $rajanif<hen  fianb.  in 
ihrer  unerfchütterten  Fracht  jwifchen  ben  wanfenben  Tempeln 
unb  toieHeicht  f<hon  auageräumten  'öibliothefen,  wo  noch  hie 
unb  ba  baa  gefdhwärjtc  Stanbbilb  einea  griechifchen  ober  rö= 
mifcheu  ©eniua,  beffen  Stamc  oerfchwuttben  war,  gegen  bie 
Stergeffenheit  fich  fträubte.  (Sircua  unb  Sweater  langfam 


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174 


CiiA.  gftnftfS  ßapilfl. 


unb  wiberwtßig  ber  $eit  weicbenb,  im  Verfall : mib  ber  grof?c 
Jempel  ber  ©enu«  mtb  Soma  eben  erft  bacblo«  unb  halb 
jerftört.  Unb  überall,  wohin  ber  ©lief  fiel,  fab  er  jwifcben 
beu  alter«grauen  üllonumenten  fRom’«  Äircbeu  errietet,  bic 
au«  ihrem  Material  entftanben  waren,  ober  Älöfter  an  fk 
angclebnt,  ober  enblicb  Tempel  felbft  in  Äircben  l>ie  unb  ba 
oerwanbelt.  5Rom  batte  in  boppeltem  Sinn  eine  ©anbelung 
unb  eine  Söanberung  ber  Monumente  erlebt,  ba  bier  Jcmpel 
oerwanbelt,  bort  aber  Ouabcrfteine,  Säulen  unb  Slrcbitraoe, 
bon  ihren  urfprünglicben  ©ebäuben  lo«geriffen,  in  nabe  ober 
entfernte  ftircbeit  waren  biuiibergetragen  worben. 

Gonftan«  fanb  alfo  ein  jmiefacbeä  fRom  bor  ficb,  ein 
alteg  unb  ein  neue«,  wie  e«  noch  auf  ben  tätigen  Jag 
in  biefem  23iberfpru<b  geblieben  ift,  ben  au«julöf<ben  feine 
$eit  im  Staube  fein  wirb.  Unb  Wie  beute  war  fcbon  bamal« 
ba«  2lmpb'tbeater  be«  Jitu«  ber  SRittelpuuft  be«  antifen  9tom. 
$n  bem  neuen  SRom  aber  butten  ficb  bereit«  jwei  neue  geift* 
li<be  SRittelpunfte  gebilbet,  weit  bon  einartbcr  abgelegen,  ber 
lateranifcbe  ißalaft,  allmälig  an  bie  Stelle  be«  faiferlicben 
ißalatium’«  tretenb,  unb  ber  ©atican,  ba«  cbriftlicbe  Gap i toi 
bon  5Rom.  S)ie  antifc  Stabt  ftanb  noch  in  äße«  überragen^ 
ben  Jriimmcrmaffen  ba,  unb  bie  cbriftlicbe,  in  biefe  fjinein^ 
geftreut , jeigte  ficb  in  bielen  unb  jum  Jeil  f oftbaren  Äirdjen 
prattgenb,  btren  ©efcbicbte  (fo  fcbneß  altern  bie  Söerfe  ber 
ßJlenfcben)  bi«  unb  ba  gleicbfaß«  fcbon  in  ba«  Junfcl  ber 
Segenbe  binabgeftiegen  war. 

Slber  fcbwerlicb  ntübte  ficb  ber  ©ei ft  be«  griecbifcben  Jfai= 
fer«  mit  biefen  ernften  ^Betrachtungen , fonbern  inbem  er  feine 
©liefe  über  ben  fclabifcben  Jrümmerbaufen  9lom , fein  Gigen= 
tum,  febweifen  lieb , gewahrten  fie  mit  Vergnügen  noch  einige 


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'Jfanb  frv  ^rcir,fii  au»  Äcnt. 


175 


©egenftänbe  ber  $abfucht.  gg  ftanbeit  noch  Statuen  oon 
grj  in  ben  Straften  uitb  auf  ben  ijJIä^en,  unb  feine  untrer: 
fireifenbcn  Slgenten  toaren  gefchäftig  loie  einft  bie  beg  ® erreg 
in  ©icilien,  in  ben  oerfdhloffenen  Tempeln  nad)  folgen  ju 
fudien.  35er  ißapft  batte  ipm  bag  5ßantl;eon  alg  ein  (aifcr= 
licheg  ©efdjenf  an  bie  Äirdje  gejeigt:  Sonftang  fab  bie  Sacher 
non  oergolbeter  Söronje  ftralen,  unb  er  gab  ohne  Stücfficht 
auf  bie  Jungfrau  fDlaria  ober  alle  aJtärtirer  ben  33efehl,  biefe 
Sacher  abjubeefen  unb  bie  foftbaren  3’e8cf  auf  feine  ©duffe 
ju  oerlaben.  Sr  war  [id>et  unwillig , baft  bie  golbencn  Riegel 
oom  Sach  beg  ©t.  ißeter  ihm  nicht  gleichfalls  jur  teilte  tour* 
ben,  beim  fie  herabjuholen  oerföebrte  ibm  bie  .fjeiligfeit  beg 
Crtg  ober  bie  furcht,  bie  Siömer  jum  Slufftanb  ju  reijeu. 
3mölf  Sage  blieb  ©onftang  in  5Rom;  biefe  3«*/  nur  um 
jmei  Sage  türjer  alg  jene  beg  Slufenthaltg  ber  milben  3km 
balen  gettiefen  toar,  reichte  hin  bie  ©tabt  ihrer  antifen  Äoft- 
barfeiten  oon  8ronje  big  auf  einen  Meinen  9ieft  oöHig  ju 
berauben  ;1  unb  oieü  eicht  padten  bie  ©riechen  auch  bie  lieber* 
bleibfel  bet  alten  Sibliothefen  bei  biefer  ©elegcnhcit  in  bie 
©chiffe,  fie  uad>  Sonftantinopel  ju  führen.  9lm  Sage  feiner 
Slbreife  hörte  ber  Äaifer  nocf>  einmal  bie  SReffe  am  ©rabe 
beg  Spofielg,  bann  nahm  er  oom  $apft  Slbfcbieb,  unb  feine 

1 Omnin  quae  traut  in  acre  ad  ornatum  civitatis,  deposuit: 
ged  et  Ecclesiam  S.  Mariae  ad  Martyres,  quae  tecta  tegulig  aereia 
erat,  discoperuit,  et  in  regiam  nrbem  cum  aliis  diversis,  quae  de- 
posuerat,  direxit  ‘änaftaftu«,  unb  fe  Paul.  Diacon.  V.  c.  11.  gea 
gulle  Rov.  p.  313  tropft  fi<$  mit  brr  ©ftfitbtnmg,  baß  ned)  einige  Ü?ronjcn 
übrig  blirbtn,  unb  btfonbrr«  im  Cäfarrnbalafl,  n-c  no<b  im  18.  soec.  btr* 
gleichen  gragmrme  ausgegrabtn  wurbrn.  flrnb  in  neufper  gnt  tourbe  bauen 
auegrgraben,  f«  bas  jetät  im  Sapitol  btfinbficbc  eperite  itfofi  aus  bem  Vicolo 
delle  Palme  in  Jvoetrem.  9U>tr  im  ©anttn  ftnb  t«  ©remm  in  bru 
SDtufcnt  SHom'a  auffalltnb  twnigr. 


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176 


Xritte«  ©mb.  günfte*  tfapitel. 


Statte  mit  l'icf)  fd&leppenb  ging  er  nach  Neapel  unter  Segel, 
äber  Weber  er,  nod)  (Sonftantinopel  foHte  beS  Staubet  frob 
werben.  ®ie  ©erec^tigfeit  beS  Scfiirffalss  oolljog  fidj  fd&on 
na<b  Pier  fahren  un  bem  SJrubermörber : in  bem  alten  Sp= 
raluS , wo  er  l'icb  unb  feinen  Staub  auf  ber  ^nfelftabt  Or= 
tpgia  per  borgen  butte,  unb  wo  er  bie  briidfenben  Steuern  oon 
Sicilien,  oon  (Salabrien,  oon  Slfrifa  unb  Sarbiniett,  ja  felbft 
bie  Slltargefäjje  ber  Äirdben  habgierig  aufbäufte,  würbe  6on= 
ftanS  eitte8  £ags  im  Sabc  umgebradbt.  (Sin  riiftigcr  Sclaoe 
erfcblug  fein  oerfiucbteS  .paupt  mit  bem  ebenen  ©efäfe,  au« 
weichem  er  ibn  jutoor  mit  Söaffer  iibergoffen  butte.  ®ie  in 
ber  ^nfelfiabt  niebergelegten  Äunjtwerfe  Stom’S  aber  fielen 
als  Statte  halb  barauf  ben  Saracenen  in  bie  .pänbe,  ais  fte 
auf  jenen  Äüften  an’S  Sanb  fpringettb  plöplicb  bie  ebrwürbige 
SprafuS  eroberten.  2lu<b  biefe  teilte  bas  Sdpidfal  mit  Sltben 
unb  Stont,  unb  Sicprabpna,  JEpdpe,  SJeapoltS  unb  ©ptpolä 
waren  nur  noch  oerborrte  ©lieber  an  bem  Stumpfe  ber  einft 
prächtigen  fpnfftabt  bes  ©elon  unb  .jjieron. 1 

1 <2pratu<«  ira  fDiittelalter  — rin  attjubuntler  ©egenflanb.  3<b  fanb 
Weber  in  bem  ©rief  be«  älioncb«  Xbeobefiu«  »cm  3ahr  878  (ad  Leonem 
Archid.  de  8yracus.  urb.  Expugnat.  in  be«  tfantfo  Bib).  Sicul.  I.), 
inxb  beim  t'irri , n«b  beim  gajtd«  ©elehrung,  uub  aueb  i'iubdt  Umari 
iit  feiner  Storia  dei  Mueuimanni  in  Sicilia  gibt  lwnig  äufjtbluß.  ttr 
feufjt:  ratratla  era  la  citta  nel  nono  sccolo  dal  tempio  di  Giove 
Olimpico  e dalle  Epipoli  alla  pcniaola:  rntratto  l’umano  ingegno 
da  Oelone  al  monnco  Teodosio.  3ur  3*it  be«  (Sonflait«  war  ber  lempel 
ber  äRinemi  fdjou  in  eine  ftirepe  (bie  heutige  Äalbebrale)  »erwanbelt  unb 
ber  äRaria  Xheotofo«  geweibt ; bceb  febwerlid)  war  fte  »cn  ©elifar  ausgebaut 
werben  (Pirri  Sicil.  Sacra.  II.  p.  123).  — Xer  Liber  junior.  Philo«, 
nennt  im  saec.  4 »ott  bamal«  berühmten  Stabten  Sicilien’«  Shracu«, 
Satina  (öatanea),  unb  gibt  ihnen  noch  ba«  ©räbirat  eplcndidae;  berfelbe 
ff  ober  fügt  mxb  falanmtl  binjn,  aber  ber  Herausgeber  SWaf  hält  bie«  für 
einen  3>'fab  fine*  2Mämh«  tocii  Sa  ffaca,  at«  Palermo  bereit«  mächtig 
geworben  war. 


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Sedj&cü  Kapitel. 


1.  Sbeebatu*  im  3abr  672.  (Erneuerung  be«  Älcfter*  (£ra«mu*. 
Seim*  ^lapp,  676.  Stgatbon  (fapf!,  678.  Ser  Crjbifdiof  een  SRarmna 
unteitoirft  fiep  bem  Primat  wn  9tom.  Sa*  fe$«tc  Sfümtnifdje  Ccitcil  »cm 
3abr  680  fietlt  bie  Ortfiobojrie  triebet  bet. 

(riit  römifc&er  Vtöncb  2lbcobatu«,  Soöinian’«  ©olm  folgte 
nad;  bem  Sobe  Vitalian’«  auf  beut  St  ul  t)3etri  am  1 1 . 2lpvi( 
be«  ^a^ireä  672.  ©eine  ^Regierung  »on  vier  fahren,  3>uei 
SRonaten  uub  fünf  Sagen  ift  für  bie  ©efdjidfte  ?Rom’§  an 
Gteigrtiffen  Döttig  leer.  G«  fd;reibt  ijjm  ba«  Vud?  ber  ißäpfte 
bie  Sßieberberftcllung  einer  bem  ©t.  ißeter  gemeinten  3tircf;e 
auf  ber  ^ortuenfifdien  ©trage  beim  Campus  meruli  ober 
Slmfelfelb  ju. 1 Gbebetn  ffiond)  im  Älofter  be«  ©t.  Grasmu« 
reftaurirte  er  auch  bie«,  ober  er  fügte  ipm  neue  ©ebäube  an 
unb  uermebrte  feine  Ginfünfte  burd)  3utoad;«  pon  ®runb= 
ftüden.  G«  war  bie«  Äloftcr  ein«  ber  berübmteften  ber  ©tabt, 
neben  ber  Äird^e  bc«  St.  ©tepbatt  auf  bem  Göliu«  gelegen, 
unb  ber  Sage  nach  toon  Venebictu«  felbft  im  §aufe  be« 
ißlacibu«  erbaut.  Gra«mu«  föar  ©ifcbof  in  Gampanien  getoefen; 
er  batte  fi<$  ber  Verfolgung  unter  ©iocletian  bureb  bie  glud&t 

1 iBofto  Koma  Sotterr.  II.  c.  20.  p.  124  fü(irt  bieje  alte  tfirefc  am 
12.  372ei(enf)ein  auf  unb  geigt , baß  neep  in  einer  ©nfle  3o&ann'«  XIX. 
ber  Campus  meruli  genannt  rcirb  (feilte  Campo  Merlo  in  Portese).  3$ 
t/abt  fcbcu  eine  Stelle  @regot'«  in  ben  Dialog.  III.  c.  11  angeführt,  »o- 
n«<$  ba«  Slmfelfelb  am  8.  SKtifenpein  lag. 

Otrtger  cv i ue,  ®<fd)l*tc  t«r  <Rom.  ||.  \0 


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178 


Tritte«  SftfcMe»  Capitel. 


auf  ben  Libanon  entjogen , roo  iljn  §irf<be  ernährten,  unb 
oon  ben  Gngeln  aufgeforbert,  ben  9J(ärtirertob  ju  erleiben, 
mar  er  barauf  berabgcftiegen , um  ttacf)  fd&recflidjen  Martern 
ju  fterben.  Senn  juerft  würbe  er  mit  bleiernen  Äeulen  ge- 
fcblagen,  hierauf  mit  brennenbem  £<$mefel,  .§ar},  5ße<b,  mit 
flüffigem  Söfei,  ffiacbS  unb  Del  begoffen,  of;ne  graben  ju 
leiben,  bis  ihm  enblid;  bie  Ghtgeweibe  auf  einer  eifernen 
fflinbe  aus  bent  Sieibe  gebafpclt  mürben. 1 Sas  ßlofter  bes 
St.  GraSmuS  in  9tom  wirb  notf;  oft  oon  uns  genannt  wer= 
ben,  unb  fdjon  oon  bem  Diacbfoiger  2lbeobat’S,  SonuS,  toirb 
erjä^It,  baft  er  eS  erweiterte  unb  fi<$  bann  unb  mann  in 
feine  Ginfamfeit  jurüdFjog.  Später  mit  bem  SBenebictinerflofter 
oon  Subiaco  oereinigt  ging  es  in  ungemiffer  ^eit  unter , aber 
noch  am  Gnbe  bes  fedjjetynten  3JbrbunbertS  fab  man  linfS 
am  Gingang  oon  S.  Stefano  Slotonbo  feine  9iuincn,  mit 
Slefien  oon  Kammern  unb  alten  ÜDtalereien,  unb  fte  fttyeinen 
bie  SRcfte  ju  fein,  welche  ^cut  in  bem  frönen  ffieittberg 
biefer  ßirebe  notb  oorbanben  finb. J 

Such  unter  SonuS  ober  SortmuS  furjer  Regierung  Iwren 
mir  nur  oon  einigen  .fiirdbenbauteti  in  9tom.  Siefer  9lömer, 
bes  Mauritius  Sobn,  beflieg  nach  einer  Sacanj  oon  mehr  als 
Oier  SRonaten  ben  SBifdjofftul  am  2.  ÜRoöember  676 , unb  er 
regierte  nur  ein  3abr,  fünf  9Jlonatc  unb  jebn  Sage.  33on  ibm 
mirb  berietet,  baft  et  bas  9Urium  bcS  S.  $eter  mit  groften, 
weiften  SRarmorfteinen  „munberbar  f<bön"  pfTaftcrte,  unb  weil 
mir  nid^t  glauben  föntten,  baft  er  biefen  foftbaren  fiupuS  aus 

' Mortyrol.  Usunrdi  jum  3.  3uni.  Ta«  Mart.  Roman.  |t(jt  b«n 
2.  3uni  an.  Ta«  SWartirium  btfl  6.  6ra«mn«  ijt  ber  fdKiifjticfcftc  @fg«n- 
ftanb  btr  SDtatfrri;  man  (tljf  «nb  »fragte  ba«  ©rntälbt  bt«  9iicotau«  ^ouffin 
in  btr  ©altrit  b<«  SJaticau. 

’ Ugonio  le  staziom  cart.  291.  Severano  Uelle  7 chiese  p.  486. 


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'Jßoiitificat  br*  2>onn*  imb  Äflatbcn. 


179 


fernen  STOarmorbrüchen  fommen  liefi , fefnt  mir  uns  nach  bem 
antifen  9Jlonument  um,  melcbeS  ihn  fiergab.  ®ocf>  eS  ift 
unermiefen,  menn  gleich  möglich,  baft  2)onuS  bie  ÜRarmor* 
befleibung  beS  fogenannten  ©rabmalS  beS  Scipio  bap  »er: 
manbte,  eines  fabelhaften  ©ebäubes,  melcbeS  noch  bis  auf 
äleyanberS  VI.  $eit  prifthen  bem  St.  ißeter  unb  bem  fmbria= 
nifcfien  (Saften  ftanb  unb  im  Gharafter  ber  ißpramibe  bes 
GeftiuS  ähnlich  mar.  1 

21  uf  ber  appifcben  Strafte  erneute  SlonuS  bie  Strebe  ber 
S.  Guphemia.  S)iefe  Eilige  ferbient  eine  furje  Vemerfung: 
fie  mar  feine  ^Römerin,  fonbem  aus  Gfialcebon  am  Bosporus 
gebürtig , mo  fie  auch  ftarb.  Such  fie  oerbanfte  ihren  Stufim 
jener  biocletianifchen  Verfolgung,  melche  bie  JBelt  mit  $eilU 
gen  mahrhaft  betoölfert  hat.  2)ie  Ghriftcn  jener  Stabt  hatten 
fidj  bem  öffentlichen  Opfer  bcS  ÜJtarS  bur<h  Verborgenheit 
entpgen,'  unb  unter  ihnen  gab  bie  eble  SRatrone  Guphemia 
ueununboierjig  Verfonen  ein  Vcrfiecf.  Sie  marb  ergriffen  unb  in 
eine  ©ruhe  milber  3:fnere  geftürjt , aber  bie  Sömen  unb  ißanter 
flochten  ihr  aus  ihren  Schmeifen  mit  ^uoorfommenheit  augenblicfs 
einen  Seffel,  auf  bem  fie  ji$  nieberlieft.  Gnblich  marb  fie  mit . 
bem  Schmert  erftochen,  unb  es  begann  nun  bie  feltfame  ©e= 
f<hi<hte  ihres  ßeichnamS  ober  ihrer  Söunber,  melche  bie  Segenbe 
mit  bem  berühmten  Goncil  oon  Ghalcebon  in  3nfantmenhang 
gebracht  hat.  3Ran  bemerfte,  baft  bie  SBunbc  ber  ^eiligen 
nodh  nach  bem  £obe  fortblutete,  unb  hatte  beshalb  in  bem 
Sarfophag,  melier  fie  in  ihrer  prachtvollen  Äirche  p Ghalcebon 

' Nardini  III.  p.  367.  Platins  in  Dono  I.  5«  ifl  ^ttni«  SWaUiii*, 
btt  in  feinet  €d|rift  über  bic  SBaflltfa  be*  <2.  fßetet  jene  ^«bauptung  auf» 
(l<Ut.  Silan  fit&t  bie*  fogtnamUe  Sepulcrum  Scipionis  auf  btt  iPrcnjtttiüt 
be*  @.  fielet  al*  '6btamibc  bargefkttt. 


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180 


®ritte«  ©iid>.  Scd)«tc«  (gapitel. 


umfloß,  eine  Deffnung  angebracht,  bamit  bie  ©laubigen 
bc«  wunbertoirfeuben  ©lut«  teilhaftig  würben.  ®er  Äaifer 
tDtauritiu«  hatte  bieS  genfter  au«  Unglauben  mit  Stein  unb 
Siegel  oerfchließen  laffen,  worauf  er  fi<h  überjeugte,  baß  ein 
Strom  bon  rofenfarbncnt  ©lut  ben  SJtarmor  felbfi  burdhbrang. 
2lber  wichtiger  al«  bie«  'Buttber  war  jene«,  ba«  jtch  auf  ber 
Spnobe  oon  ßhalcebon  ereignete.  $>ie«  berühmte  bierte  öfu* 
mettifchc  (Soncil  würbe  im  3ahr  451  in  ber  .ßird)e  ber  ©. 
©uphemia  gehalten,  unb  bie  ^eilige  gab  ihm  ber  Sage  nach 
ben  5Ku8f<hlag.  3)enn  bie  ftreitenbcn  Parteien  legten  eine 
jebe  ihr  ©Iauben«befenntniß  neben  ber  Seiche  iticber,  unb 
al«  fie  am  folgenben  Jag  hinjutraten,  fanb  fich  bie  beradhtete 
Formel  ber  Gutpchianer  unter  ben  güßcn  ©upbcmta’8,  währenb 
ba«  ©efemttniß  ber  römifdjen  Kirche,  baß  Ghriftu«  in  $wei 
Staturen  fei,  in  ihren  achtfamen  $änbcn  lag. 

ft>er  Äörper  ber  ^eiligen  war  übrigen«  nicht  nach  9tom 
gebraut  Worben:  er  fam  f pater  nad)  gonftantinopel,  würbe 
bon  bem  ©ilberfeinbe  Seo  bem  ^faurier  jwar  in’«  ©teer  ge= 
worfen,  fchwamm  aber  glücflich  nach  ber  3nfel  Semtio«,  unb 
warb  bann  im  3ahr  780  Wieberum  nach  Gonftantinopel 
juriicfgetragen.  $>ie  fRömer  hotten  ber  ©holccbonifchen  cpeili= 
gen  jeboch  jwei  Äirchen  gebaut,  bereu  3e<l  ungewiß  ift;  bie 
eine  ftanb  im  ©icu«  ©atriciu«  neben  bem  Jitel  5ßubenti«> 
unb  bie  anbere  auf  ber  ©ia  Stppia,  eben  jene,  bie  ber  ©apft 
3)omt«  erneuerte.1 

®onu«  ftarb  im  ülprit  be«  ^abre«  678,  unb  ber 

1 Martinelli  Kom.  ex  ethn.  saer.  p.  357.  ©eibe  finb  untergegangeu. 
®tr  Liber  Pontif.  erwähnt  im  Seben  be«  Tenn«  eine«  forift^en  Slcfter« 
Monasterium  Boetianum,  in  welche«  ft  wegen  9tefterianif($er  ÄetJtteiett 
ber  SWöne^ie  Sömer  »erlegte.  Sein  Crt  ift  tm«  nnbetannt.  äBar  e«  eine 
Stiftung  be«  ©eetfjiitS  ober  feine«  Sollte«? 


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'Ik'iitimat  te$  'Agatbon.  (Kl 

©icilianer  ?fgatpon  napnt  jwei  Monate  barauf  ben  Stul  ^ßctri 
ein.  $)iefer  Sßapft  patte  ba«  ©lücf  ben  Primat  unb  bie  or= 
tpoboyen  ©laubenäfäpe  9Jom’3  foloct  im  2lbenblanb  al$  im 
9)torgenIanb  jur  vollen  2lnerfcnnung  ju  bringen,  ^ener  war 
fcpon  jur  3eit  ^Bitalian’-S  burcp  ben  Grjbifcpof  9Jlauru3  non 
9favenna  angefoepten  worben,  benn  bie  fortbauernbe  Spannung 
jwifepen  9iont  unb  Vpjanj  ober  bem  in  9taveitna  wopneubett 
Grarcpeit  gab  bem  Grjbifcpof  ben  fepr  natürlichen  ©ebanfen 
ein,  (‘ich  bon  ber  geiftlicpen  Dberperrfcpaft  bes  fßapfteS  loö 
ju  machen.  Gin  erbitterte«  Stigma  war  auägebrocpeu,  weites 
GonftamS,  bamalä  in  Surafuä,  mit  boäpafter  greube  unter- 
ftüpte, 1 unb  fotool  Naurus  al«  fein  Stacpfolger  9leparatu3 
bebauten  mit  tropiger  Verachtung  ber  Vannffiicpe  5Rom’3  in 
ihrer  ffiiberfeplicpfeit.  3nbejj  patte  fiep  fcpon  jur  geit  bee 
$onu3  ber  Grjbifcpof  »oit  9iavenna  beugen  muffen,  weil  ber 
9tacpfolger  jene«  ÄaifersS  Gonftantin  fßogonatuS  fidp  juitt  .Ha= 
tpolici3tnu3  neigte.  Xpeoborus,  9?acpfolger  beS  9leparatu$, 
erfdpien  enblicp  unterwürfig  in  9lom  vor  bem  Ifkpft  Slgatpon, 
er  verjidptete  auf  bie  non  ber  Äircpe  9tavenna’3  beanfpruepte 
2lutofeppalie  ober  Selbftänbigfeit  unb  lief}  fiep  non  iptn  con- 
fecriren.  G«  war  näntlicp  jur  canonifdpen  Siegel  geworben, 
bafj  bie  jebeomaligen  Grjbifcpöfe  von  9iavenna  na  cp  iprer 
2ßapl  in  9!oni  erfcpieiteu,  um  vom  ffkbft  bie  Orbination  ju 
empfangen,  aber  ju  biefer  3eit  würbe  feftgefept,  bap  ipre 

1 ®eim  Slgncllii«  in  teil  Observ.  jur  Vit«  Mauri  fintet  man  ta« 
mertirürbige  'pritiilegium  bee  Ccnftan*  an  bie  &ir<be  von  9faöenna,  batirt: 
Kal.  Marliaa  Syracusa.  Xarin  beißt  eä:  sancimus  amplius  aecuram 
atque  liberam  ab  omni  superiori  Episcopali  conditione  mauere  — et 
non  subjacere  pro  quolibet  modo  Patriarchae  tlrbis  Romac,  se<l 
manere  eam  Avroxiq>aJLi^  — t«  mar  tamnl«,  im  3abr  666,  Cjavcb 
<*regoriu$. 


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182  Eritte*  »u<6.  €o6«tr«  (Sapitet. 

Slnmcfenbeit  in  SHom  nicht  länger  als  acht  Sage  bauern 
bürfe.1  55er  Sieg  über  Slabenna  erhob  ba«  SInfeheu  be« 
fßapft«  mib  War  Don  wichtigen  folgen  fiir  feine  fpätere  Stel= 
lung  5 um  Gparchat,  hoch  bebeutenber  war  Storn’«  Stiurnf  über 
bie  Äegerei  ber  SJlonotheleten. 

Um  biefen  wütenben  Streit  ju  beenbigen  hatte  Gonftantin 
ifjogonatu«  ein  allgemeine«  Goncil  nach  Gonftantinopel  au«= 
getrieben.  3tom  follte  Slbgeorbnete  fchicfen,  unb  Slgathon 
perfammelte  jUDor  am  27.  HJlärj  680  eine  Spnobe  Don  125 
italienifihcn  ©ifcfiöfen  in  ber  Stabt.  9)ian  wählte  ju  ©e- 
fanbten  biefc«  abenblänbifdhen  Goncil«  Qo^aitn  ©ifchof  Don 
ißortu«,  Johann  ©ifchof  Don  SRhegium,  Ibunbantiu«  ©ifdjof 
Don  fßaterno,  ju  Segaten  ber  römifchen  Äirche  aber  beftimmte 
ber  ißapft  bie  5j3re«bpter  2he°bor  unb  ©eorg  unb  ben  Sia= 
coitu«  3°hanite«.  3u  bent  ©egleitung«fchreiben  an  ben  Äaifer 
Gon  ft  an  t in  entfdiulbigte  fid)  Igathon , bafj  er  ©oten  gefenbet 
habe,  welche  Weber  berebt  noch  in  ben  heiligen  Schriften  ge= 
ltugfam  gelehrt  feien,  unb  er  gab  ju  bebenfen,  baß  fie 
fUlänncr  feien,  bie  in  böfen  feiten,  mitten  unter  ©arbaren 
lebenb,  mit  ihrer  §änbe  Slrbeit  ihr  tägliche«  ©rob  fich  et= 
werben  müfjten.2  Sie«  ©eftänbnifi  überzeugt  freilich  Don 
bem  bamaligen  guftanb  ber  SBiffenfchaftcn  9tom’«  unb  Italien’«, 
inbef)  bie  ungelehrten  3Jlänner  reichten  DöHig  au«,  bie  ortho= 
bope  fiehre  in  Gonftantinopel  ju  berfe<hten.  Sa«  berühmte 

' 35  ie  Ciferfwbt  9iawima'8  jpricbt  iignctlu«  mxb  im  9.  saec.  mit 
Seibenfcbaft  au«.  9lacbbtm  Der  rai'fimatiictc  @cf<6i<bifcbreibtr  bi«  Unter« 
U'frnmg  Ibcctcr’«  erjagt  b<»t,  bringt  u ibn  mit  ffioüiift  unter  bie  Srbe: 
cum  multa  alncritate  Sacerdolmn,  et  omnium  grntulatione  liumo 
submersus  est,  in  Ardica  B.  Apollinaris  subtus  jacet.  Vita  Theodori 
c.  4.  p.  320. 

’ Ep.  Agathonis,  beim  fabbe  Concil.  T.  VIII.  p.  655. 


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3>ie  ^<eft  Dom  3abt  680. 


183 


fedjä^tc  öfumenifcbe  Goncil  würbe  am  7.  DioOember  680  im 
SruHu«  ober  Äuppelfaal  be«  sßalatium’«  von  $pjanj  er= 
öffnet.  SDie  8efd>lüffe  Storni  würben  afss  cattonifd)  erfunben, 
bie  tobten  unb  lebenben  ©onotfyeleten  ftrecfteu  bie  ©affen, 
ober  würben  nad;  einem  $artnädigen  ©iberftanbe  oon  oielen 
Si?uttgen  (bie«  tfjeologifd^e  $rama  jäblte  adftjefw  JMcte  ober 
Actiones,  wie  ber  offizielle  Stil  fagt,  bi«  jum  16.  Septem» 
ber  681)  für  befiegt  erflärt.  ©eorgiu«  ijiatriardi  oon  Gon» 
ftantinopcl  befannte  reuig  ober  wiberftrebenb  feinen  Irrtum, 
ÜJIafariu«  jebodj  oon  äntio^ia,  ber  troßige  §ero«  ber  üJlo» 
notfjcleten  würbe  abgefeßt  unb  in«  Gpil  gewiefen,  unb  bie 
tobten  Sefenner  eine«  ©iQen«  in  bem  einen  Gfiriftu«,  Goru« 
oon  2lle?anbria,  unb  oon  Gonftantinopet  Sergiu«,  ißprrlju«, 
ißetru«  unb  iJSaulu«  würben  feierlich  üerflud>t,  ibre  mufiöifdfen 
Sibbüber  aber  in  ben  Kirdjen  au«gelöfd)t.  3a  felbft  ber  römifdje 
ißapft  .ponoriu«  büßte  feine  wehmütige  9iadbgiebigfeit  gegen 
bie  Hexerei  ber  SKonot^Ieten  no$  im  ©rabe  burd)  $8  erbaut» 
mung. 1 Gine  Unja^l  oon  fdjwarjen  Spinngeweben  fiel  hierauf 
auf  ba«  Soll  jum  3e‘^en  ^6  bie  Kefcerei  oertrieben  fei. 
Sie  Gfyriftenfieit  war  über  bie  jtoei  ©dien  aufgetlärt  ober 
beruhigt,  unb  bie  römifd&e  Äirdje,  mit  ber  grie$if$en  we= 
nigften«  für  jefet  bogmatifdj  oerföfmt,  war  al«  ber  in  allen 
fluten  beftänbige  gel«  glorreich  anerfannt  worben. 

2.  Sie  'lieft  eerbeert  9tem  im  3abre  680.  Segenbe  tsom  guten  unb  bofen 
tfeftengel,  unb  ibre  3>arjleflmig  in  ^ictro  ab  Vincula.  ®a«  SWofaitbilb 
bf*  2.  €ebaftiau.  ®ie  Jegenbe  biefe«  ^eiligen. 

$>ie  Stabt  ^atte  jebod>  taum  bie  Kraft  au  folgen  ttyco» 
logifcfycn  Kämpfen  Seil  ju  nehmen,  ober  be«  enblid^en  Sriumf« 

1 Non  quidem  ut  haerelicus,  sed  ut  haereticorum  fautor.  granj 
$agi  Brevinr.  p.  243.  XVIII.  unb  Anast.  Vita  S.  Leonis  II.  n.  148. 


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18i 


Dritte«  S'wb.  ©eibete«  tiafitel. 


bcr  Kirche  ju  geniefeen.  Gben  war  fie  Wieber  fcljwcr  t>eim- 
gefudbt  Worben:  Wonb  ltttb  Sonne  Ratten  fi<h  blutig  oer- 
finftert,  unb  fcboit  einige  3eit  ferner  War  ein  Äomet  ficbtbar 
gewefen.  2lm  Gnbe  bcs  3uni  enblicb , in  ber  8.  3nbictUm 
beS  3ahrf3  680,  brach  eine  fchredflicbe  ißeft  aus.  Sie  wütete 
burd;  bie  SJlonate  3uü/  Suguft  unb  September  mit  einer 
^ fotzen  .^eftigteit  in  -ber  Stabt  unb  Untgegenb,  bafe  man 
3Jlühe  batte  bie  lobten  ju  begraben,  sjLlaul  5)iaconu3  bat  uns 
erjagt,  fte  habe  and;  bie  Stabt  ^avia  fo  arg  betroffen,  bafj 
in  ü;ren  oon  Job  unb  flucht  entoölferten  Strafen  ©raS 
wuchs,  unb  er  berietet  wunberbare  Jinge  oon  bortigen  ®r= 
fd^einungen. 1 Dian  fap,  fo  fagt  er,  mit  Sugeit  ben  guten 
unb  ben  bbfen  Gngel  Nachts  burd&  bie  Straßen  ber  Stabt 
einttergefm ; Wo  ber  gute  Gugel  ein  3f*$en  machte  ftiefe  ber 
böfe  mit  einer  Sanje,  bie  er  trug,  an  bie  Jfriirc  beS  Kaufes, 
unb  fo  »iele  Stöfee  er  ttjat,  fo  öiele  SKenfcben  würben  beS 
folgenben  JagS  barin  tobt  gefunben.  ®a  liefe  ficb  enblich 
eine  Offenbarung  oernebmeu,  bafe  bie  ißeft  nicl;t  eher  auf; 
hören  werbe,  bis  ni<bt  in  ber  Äircbe,  welche  S.  ißetruS  ab 
iiincula  genannt  wirb,  bem  ^eiligen  Sebaftian  ein  Sitar  er= 
richtet  worben  fei.  2Jtan  liefe  hierauf  Reliquien  biefeS  3Jtär= 
UrerS  »on  Stom  fommen , unb  faum  waren  fie  in  jener  $}a 
ftlifa  niebergelegt,  als  bie  ißeft  t>erfd;wanb.'2 

®ic  grofeartige  unb  wilbc  iftyantafie  biefer  Segenbc, 
welche  ben  Gbarafter  jener  bpjant inifch = röntifchen  ißeriobe  gut 

' Paul.  Dincon.  VI.  C.  5.  Anast.  in  Agathone  n.  141  fpriebt  »an 
ber  'ßefl  in  Stent,  bat  aber  ni<bt«  non  ber  Pegeitbe  au«  'ßaeia. 

1 Delalis  ab  urbe  Koma  beat.  Sebastiani  martyris  rcliquiis. 
Varoniu«  aber  unb  ©igoniu«  iefen  ad  urbem  fiomam.  Ugeitie  le  stau, 
cart.  58,  'ßancireli  ?c.  p.  212  behaupten  baffelbe  SDhiratori  gibt  beit 
IJaeefen  rec^t. 


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£i<  ^fft  »cm  3abr  680. 


18Ö 

au«brü<ft,  reijte  ben  9teib  ber  Slömcr.  3nbem  fte  fdhon  im 
localen  Gefij}  ber  f ebenen  Sage  ooin  ©rfcheinen  be«  Gfrjengel« 
über  bcm  ©rabmal  $abrian’«  fid;  befanben , wollten  fie  aud; 
jene  al«  römifch  fid;  ju  eigen  machen.  <5«  entflanb  baher  in 
weit  fpäteren  feiten  ein  Streit  jwif^en  ißaoia  unb  9tom  um 
ba«  (rigcntumSredd  ber  feltfamen  Dichtung.  2lber  bie  flaren 
2Borte  be«  ißaul  Diaconu«  rcbett  twn  einer  Jtirche  S.  ißetri 
ab  Gincula  in  Dicinum  ober  $at>ia,  unb  »on  ber  lleberfiih 
rung  ber  Reliquien  be«  S.  Sebaftian  au«  9tom  in  jene  Ga= 
ftlrta.  ©feidhwol  haben  e«  fidfi  bie  sJtömer  nic^t  nehmen  laffen, 
jene  Segenbe  in  ihrer  Äird;e  Pietro  ab  Gincula  al«  rö= 
mifd^e  Gegebenheit  fowol  in  einer  3Xi'annorinfd?rift  3U  oer- 
jeidhnen,  als  in  einem  ©emälbe  barjufteHen.  'iöenn  man  in 
bie  Gafilifa  tritt,  erblicft  man  jur  linfen  £anb  bie  ®rabbüften 
jweicr  Äiinftler,  ber  Grüber  Antonio  unb  ißietro  ißollajuolo 
au«  glorenj  00m  3ahr  1498;  über  ihnen  aber  ein  greöcobilb 
ba«  toon  9lntonio  gemalt  fein  foll.  6«  ftellt  jene  f^cft  »ont 
3ahr  680  in  au«brudf«twHer  unb  grote«fer  ÜWalerei  oor:  »orn 
Seichen  fdhaubcrhaften  änblidf«,  hinten  auf  ber  Dreppe  einer 
Gafilifa  bes  fßapft  3lgathon  jwifchcn  Sarbinälen  auf  bem 
Dron  fifcenb  unb  für  ba«  Golf  Teilung  erflehenb;  eine  fßro-- 
ceffion;  ber  gute  (Sngel,  grajiö«  »on  ©eftalt  unb  im  Sharafter 
ber  2J?alerei  be«  iperugino  ober  be«  fpinturicdhio,  beutet  mit 
ber  $anb  auf  ein  .$au«,  wäbrcnb  ber  böfe  Dämon , fchmatj, 
gehörnt  unb  geflügelt,  mit  bem  fßeftfpeer  gegen  bie  Dhüre 
ftöfet.  Die  fyür<hterlichfeit  biefe«  Söürgengel«  ift  hier  tief; 
finnig  gemildert,  weil  er  al«  Wiener  be«  2lgathobämon  auf= 
tritt,  woburch  ber  Duali«mu«  wieber  aufgehoben  wirb.  Denn 
audh  ba«  Göfe  ift  ein  33etf  ber  Gorfehung  unb  ihr  ju  ^werfen 
be«  .freil«  bienftbar,  ber  fWenfdh  aber,  ber  jene«  erleibet,  foll 


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186 


I)rittrt  ’Piidp.  Sfcbetf«  Ca^iifl. 


fidh  ju  bem  ©ebanfen  ergeben , baß  bie  brutale  (Gewalt  beS 
Hebels  »on  bcr  tljr  gebietenben  sDlad)t  beS  ©Uten  geleitet 
werbe.  ©o  ^at  in  biefer  fdjönen  Segenbe  ein  tiefes  bicbtc-- 
rifches  ©emüt  bie  grage  über  baS  Sööfe  in  ber  SBelt  auf= 
gefaßt. 

3m  liufen  ©eitenfchiff  berfelben  ©afilifa  wirb  ein  bem 
©.  ©ebaftian  unb  ber  SJtaria  geweifter  2lltar  »erebrt,  non 
bem  bie  Sfrabition  behauptet,  baß  er  fchon  »on  3lgatbon  auf- 
gcftcllt  worben  fei.  lieber  ihm  bcfinbet  ftdh  ein  altes  2Wofait= 
gebilbe:  es  fteHt  ©.  ©ebaftian  felber  oor,  unb  wenn  2lgathon 
jenen  Slltar  aufrichtete,  fo  Würbe  auf  feinen  ©efehl  audh  baS 
SRufi»  bort  geftiftet  S5ieS  ©emälbe  ift  non  burchauS  roher 
unb  fchon  »böig  barbarifdher  Arbeit,  aber  fehr  merfwürbig, 
weil  es  ben  ^eiligen  im  reichgeftidften  weltlichen  ©ewanbc, 
alt,  fürchterlich  unb  bärtig,  mit  bem  -JtimbuS  um’S  £aupt 
unb  ber  SRarterfrone  in  ben  ^änben  barfiellt.  ©on  biefent 
fogenannten  bpjantinifcben  SppuS  wich  man  im  fünfzehnten, 
vielleicht  fchon  im  oierjehnten  3ahrhunbert  ab,  unb  ©.  ©c- 
baftian  würbe  eine  SieblingSfigur  ber  3Jialer,  inbcm  fxe  ihn 
mit  antifer  Sicenj  als  einen  nacften  fchönen  Jüngling 
bilbeten,  ber  an  einen  ©aum  gebunben  oon  Xobespfeilen 
burchbohrt  ift. 

©.  ©ebaftidn  war  übrigens  fchon  lange  in  3tom  »erehrt ; 
er  befaß  eine  Äirdhe  über  ben  Äatafombeu  bcS  ©.  GalirtuS, 
bte  in  ungewiffer  3«it  erbaut  fchon  unter  ©regor  bem  ©rofjen 
beftanb,  unb  fpater  eine  ber  neben  .öauptfirchen  9tom’S  würbe. 
®er  ^eilige,  aus  9larbonne  gebürtig  unb  3e*t9en°ffe  ber  ©. 
SlgneS,  war  ein  junger  Tribun  ber  erften  Gehörte,  unb  er 
erlitt  als  ©efenner  beS  ©laubenS  in  9tom  ben  SKärtireriob. 
3tachbent  er  in  ©emeinfdhaft  mit  bem  heilige”  ©reShpter 


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®.  ©eotg  unb  feine  Sirtfet  in  9toin.  t87 

'Colhfarp  »iele  Stömer  im  ißalaft  belehrt,  unb  felbft  ben  *f3rä= 
fecten  (SfjromatiuS,  befielt  ©ofyt  Siburtiug  unb  1400  ©claoen 
jur  Saufe  bewogen  fjatte,  mürbe  er  ergriffen,  auf  einem 
fßla(5  be$  faiferlidfjen  fßülafteS  an  einen  Saum  gebunben  unb 
ben  löogenftfm&en  jur  gielfc&eibe  au3gefe|t,  biö  er  Bon  fßfeü 
len  „Wie  ein  Stadjelfdjwein"  flarrte.  Sie  fromme  3rene 
fanb  ben  ÜWärtirer  noclj  lebenb,  fte  trug  ifcn  in  iftre  eigene 
ftammer,  wo  er  in  Wenig  Sagen  Böflig  geteilt  warb.  Slber 
(5.  Sebaftian  wollte  flerben : er  [teilte  ft<§  auf  bie  Sreppe  beä 
£eliogabalu3  im  ißalaft,  mit  füfmer  Siebe  ben  Äaifer  an= 
fpredbenb,  worauf  man  ifm  im  Gircuä  beä  fßalatium’ä  mit 
Jteulen  erfcfjlug.  3m  Sraum  erfdjien  er  ber  frommen  3Jia= 
träne  Sucina,  jeigte  ifjr  ben  Ort  an,  wo  fein  in  bie 
Gloaca  SJtajima  geftürjter  £eü§nam  ju  finben  fei,  unb  er  bat 
fte,  ifm  in  ben  Äatafomben  beS  GalijtuS  }U  begraben,  beren 
einer  Seil  barauf  Bon  ifmt  felbft  ben  Slamen  erhielt.1 

3.  ®ie  Vegenbe  öcn  ©.  ®eerg.  Seine  Itircbe  ira  alten  ©elabrom. 

3«  6.  ©ebaftian  Bereiten  bie  Siömer  einen  nationalen 
SRärtirer,  in  feinem  ftiegerif^en  ©enoffen  ©.  ©eorg  aber 
einen  ©rieten.  Sie  äegenbe  Born  ^eiligen  ©eorg  ift  fe^r 
befannt.  Gr  war  aus  ftappabocien  Bon  ebelm  $aufe  geboren. 
Obwol  nod)  fefm  jung  empfahlen  ifm  bod)  Sfbel,  ©eftalt  unb 
SRut  bem  Äaifer  Siocletiatt,  fo  baff  er  SWilitärtribun  unb 
halb  barauf  GomeS  ober  ©raf  ber  SReiterei  würbe.  Siocletiatt 

' 3<b  trjäblt«  bie  Segenbe  nacO  Sutiu«  de  probat.  Sanctor.  Histor. 
JtBln  1570,  trelcbe  Sombilation  ben  fimnanmi?  eercollftiinbigt : Tom  1. 
jutn  20.  3anuar,  p.  434—452.  Sie  ift  eine  jieinlit^  ftäftige  nnb  reiche 
tfegenbe.  ®er  Garbiital  SBifemann,  bet  fte  ju  feinem  Ütoman  gabiola  be< 
nutjte,  erlaubte  ft<$  einige  gictionen,  wofür  et  bie  Diartirologen  imb  ^ei- 
ligen um  ©erjetyung  wirb  ju  bitten  baten. 


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188 


Sritte«  ©wfy.  igfcWt«  Clapitcl. 


wollte  eben  fein  ©erfolgungSebict  bcfannt  machen,  als  ber 
junge  Ärieger  an  ben  .§of  fam,  unb  mit  fjelbenmütigcr  ©e= 
finnung  ben  Äaifer  unb  beffen  State  ermahnte,  Don  ber  Gbrh 
ftenoerfolgung  abjuftebn.  Ban  ftiefj  ben  alljufu^nen  3üng= 
ling  aus  bcm  ©aal  in  einen  Äerfer,  unb  man  begann  feine 
hartem.  Benn  man  bie  ©efd&id&ten  ber  Bärtircr  liest,  loirb 
man  finbcn,  baß  fid>  ihre  moralifdbe  ©röjje  immer  in  ber 
pbvfifc&e»  Sfyatljie  ober  in  ber  Unoerwunblidbfeit  burdb  $eucr, 
fiebenbeS  Del,  Beffer  unb  anbere  ^nftrumente  ber  Dual  ju 
erfeitnen  gibt.  Qbre  ftörver  werben  bis  jum  äufjerften  Stobes- 
ftreicf)  burcb  baS  Schwert  als  gefeit  oorgcfteHt;  benn  nur  bie 
•Öäupter  muffen  fallen,  unb  es  bat  feine  Segenbc  gewagt, 
bie  fdfjarfe  ©djneibe  eines  §enferbeils  abjufinmpfen,  feitbem 
baS  .öauDt  beS  @.  Paulus  gefallen  war. 1 6.  ©eorg  nun, 
ein  .ftercS  ber  Bärtirer,  erlitt  baS  Sleufjcrfte  oon  ©ein  mit 
fortbauernber  Bunberfraft.  ©ine  Stacbt  biitburd;  hielt  er  bas 
©ewidfit  eines  ferneren  ©teinS  über  ber  ©ruft  aus,  bann 
warb  er  oon  einem  eifengejafjntcn  Stabe  langfam  jerflcifdjt ; 
wäbrenb  er  ftanbbaft  bulbenb  alfo  balag,  fielen  Bonner 
unb  ©lifs  unb  eine  ©tirnmc  »om  Fimmel , welche  rief:  ©eorg, 
furzte  bic^  nid^t , benn  i<$  bin  bei  bir;  unb  jugleid)  ftanb 
eine  weifjgefleibete  Weftalt  an  bcm  Bartcrrabe,  welche  ben 
Unglücflid&cn  fanft  in  ihre  Sinne  fcblojj.  SDieS  Bunber  cnt= 
jünbete  bie  ©ecle  ber  Äaiferin  älepanbva,  fo  baf,  fie  baS 
Gfwiftentum  befannte.  T>rei  Stage  lang  litt  nun  ber  untoer= 
feljrte  ©eorg  in  einer  brenitenbeu  Äalfgrube.  $od)  Weber 
biefe  Bartcr,  itocl)  glü^enbe  ©d^uf;e,  nod;  ein  magifeber  ©ift- 
tranf  t>crmodf)ten  ihn  }U  töbten , oielntebr  erweefte  er  »or  ben 

' Virtu«  Christianorum  nonnisi  in  ferro  vincitur,  jagt  bie 
Legend«  nuren  be«  Ctaccbue  be  ©cragiue  im  Sieben  ber  0.  (Siifemia. 


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&.  ©eorg  unb  feine  SirdK  in  Dient.  IS9 

Slugen  t>t$  Ra iferä  einen  lobten,  unb  im  Stempel  beS  2lpoHo 
reifte  fein  blo&eä  äßort  ^in,  alle  SDiarmorbilber  oon  ben 
Socfcln  fpringen  ju  machen,  gnblid)  aber  fiel  fein  Haupt 
unter  bern  oerbäitgnijioollen  ^enferf^tuert. 1 

3)ie3  finb  nur  bie  biirftigften  Umriffe  ber  Segeube,  mit 
roeldfcr  bie  unerfcböpflicbe  '^iiantafie  beS  €briftcntum$  @. 
©eorg  auSgeftattet  bot/  einen  Liebling  be«  2lbenblanbS  unb 
be$  SRittertumö,  unb  ber  Sagen,  bie  fi<b  im  Sauf  ber  3eit 
um  feine  ©cftalt  gebilbet  baben,  finb  wabrfcbeiulicb  mehr, 
als  fie  ein  auberer  Eiliger  aufjutoeifen  bat-  Sein  ©baraf- 
tergenoffe  ift,  Wie  loir  f^on  gefagt  haben,  ber  iKümer  S. 
Sebaftian.  ©eibe  finb  bie  wahren  Witter  unter  ben  ^eiligen, 
unb  besibalb  Hauptfiguren  in  ben  Äreujjügen.  ©tan  Tonnte 
fie  bie  JlioScuren  ber  cbriftli<ben  ©tptbologie  nennen,  unb 
beibe  eble  Ärieger  würben  auch  bie  bcoorjugten  Heiligen  bcS 
2lbelS  unb  ber  Könige. * 3Bie  bie  fpätere  ©talerei  S.  £eba* 
ftian  als  einen  naeften  unb  frönen  Jüngling  001t  bem  glän= 
jenben  ©lieberbau  be§  SlpoHoti  abbilbete,  fo  erzeugte  ft<b  für 
<S.  ©eorg  ber  ritterliche  £ppuS  eine-3  ©erfeu« , ba  man  ibn 
auf  bem  SRofe  fi&enb  barfieüte,  eine  Sanje  in  ber  -Hanb,  ben 


1 Suriu«  unb  eipoman.  juiu  23.  ’Äpril.  Die  cömifc^e  «ird>«  »er« 
ivirft  einige  Sela  biefe«  äRärtirer«  «I«  unecht;  fiebe  be«  ©aroniuö  Jicte 
im  Martyrol.  Rom.  jum  23.  april.  ©rietbeit  unb  9fSmer  meinen  son 
einanbet  ab,  unb  jene,  non  benen  bie  l'egenbe  berflammt,  babeu  imjäblige 
©unber  gefegten  »cm  ©.  ©eorg,  beffen  gemalte«  fifetb  ein  üJibrnb  fogar 
wiehern  bürt». 

* 3«  ben  Äteujjügen  unb  Xfirtentriegen  waren  ©rfebeiiiungen  be« 
©.  ©eorg  unb  feine«  weißen  £*er«  häufig,  unb  neben  ihm  erfdf>ien  auch 
@.  Iheobomf  unb  ©.  Dietcuriu«.  Xie  remijebt  Äircbe  aber  pflegte  jur 
SSetämpfung  ber  Ungläubigen  anjnrufen:  ben  SRauritiu« , ©ebaflian  unb 
©eorg,  wie  au«  bem  Ordo  Roman,  ad  annaudum  Eccleaiae  lA-fen- 
soreui  vt-1  alium  Militem  be  ec  ergebt. 


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190 


Tritte«  Sfmb.  Sedtfte«  (iapttel. 


brachen  beffimpfenb,  au«  beffcn  Scbhmbe  ober  Umftrtcfung 
eine  fchöttc  flebenbc  Jungfrau  ju  befreien. 1 

g«  ift  bieUeicpt  nicht  zufällig , baft  S.  ©eorg,  einem 
©rieefren  »on  ©eburt,  gerabe  im  ^apr  682  eine  Äircbe  in 
5tom  gemeint  mürbe,  toeil  boeb  bureb  ba«  fec^Ste  oFumenifcbe 
Goncil  3tom  mit  ©pjattj  eben  erfl  öerföbnt  morben  mar. 
35a«  Sßucb  ber  Zapfte  erzählt  im  fieben  Sieo’«  II.,  baf?  auf 
Befehl  biefeä  *|lapft«  neben  bem  Velum  aureum  eine  forool 
bem  ©.  Sebafiian  al«  bem  ©.  ©eorg  gemeibte  Äircbe  errichtet 
marb. 1 21  ber  fc^on  in  ben  Briefen  ©regor’«  mirb  einer  Äircbe 
be«  <S.  ©eorgiu«  ermähnt,  unb  ihre  Sage  mit  bem  3ufajs  ad 
Sedem  »on  ihm  bezeichnet.  Ob  fte  eben  jene  £eo’«  II.  mar, 
ift  ungemifj.3  S)en  kanten  Velum  auri  liest  man  noch  auf 
bem  2lrcbitrao  ber  Vorhalle  als  lebten  21er«  ber  ^nfchrift 
eine«  2tbt«  Stepbanu«  au«  bem  fpäteren  Ülittelalter: 


1 3«cobu*  be  Sforagine,  Xominicaner  mib  Grjbiftpof  von  @enua 
(f  1298),  fchrieb  (eine  Legenda  sanctorum  (Historia  Lombardica  unb 
aurea  genannt,  juerft  gebrueft  in  SRiiniberg),  Welch«  im  3dtafter  ber  Sagen 
ba«  Sieben  ber  SWärtirrr  ju  einem  SN  e veilen  buch  für«  Soft  bearbeitete.  5r 
erjäbtt,  baß  in  ber  Stabt  ©ifena  in  fibpen  ein  Äihtig  feine  einzige  Tochter 
einem  Tragen  au»fe(}en  mußte,  unb  baß  ße  ber  heilige  ®eorg  ju  Stoß 
befreit  habe,  'ßanciroli  x.  p.  716,  ©areniu«  im  Martyrol.  unb  Stnbere 
ertlären  bie  3tmgfrau  edpt  remiftb  al«  gigur  einer  febubftebenben  f rwinj.  — 
Schon  3nfMnian  ftiftete  bem  ©.  @eorg  eine  Sirene,  unb  im  alten  Stben 
batte  biefer  heilige  Witter  viefleichl  bereit«  im  saec.  5 ©efif}  vom  Stempel 
be«  Sre«  genommen. 

’ Hujus  almi  Pontificis  jussu  Ecclesia  juxta  velum  anreum  iu 
honorem  beati  Sebastiani  aediücata  est,  neenon  in  honorem  mar- 
tyris  Georg!  i. 

* S.  Gregor.  Ep.  68.  IX.  ad  Harinianum  Ah. : quia  ecclesiam 
S.  Georgii  positam  in  loco  qui  ad  sedem  dieptnr.  6«  tvunbert  mich, 
baß  Ugonio  nicht  auf  bie  ®ermutimg  tarn,  ben  nur  wenige  Schritte  von 
S.  ®iorgio  entfernten  Janus  Quadrifrons,  einen  2 io  ber  äöccbeler , mit 
bem  8u«brucf  ad  sedem  in  üBerbinbung  ju  bringen. 


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®.  &t orfl  unb  feine  Jfirtbe  in  9fom. 


1U1 


. Hic  locus  ail  velum  praenomine  dicitur  auri. 

Dieö  3öorl  »ar  fcfion  früd,  afe  man  anfing  tue  Gonfonanten 
v unb  b $u  oenoecbfeln,  auö  bem  alten  Selabrum  entftanben. 
©o  mürbe  nämlitd  baö  tiefe  Dal  jmifeden  bem  Capitol  unb 
bem  ißalatin  bejekdnet,  »eldjeö  in  alten  3eiten  ei«  Sumpf, 
fpäter  auSgetrocfnet  »orben  toar.  Da$  ^orum  Soarium  lag 
eben  bort,  »ie  es  bie  ^ufedrift  am  Sogen  ber  (Üotbfdfiniebe 
beioeiöt.  9tocd  ^eute  aber  ifl  biefe  ©teile  eine  ber  feltfamften 
SRom’ö,  in  ber  grofjartigften  Umgebung  gelegen.  Denn  tyier 
ftnb  nabe  bie  majeftätifdien  SRuinen  ber  Äaiferpaläfte,  bort 
jene  bcö  Capitol’ö  unb  beö  gorum’3,  fiier  öffnet  fie^  ber 
gigantifäe  Pon  SDlauerfraut  überdüngte  Canal  ber  Cloaca 
aJlapima,  unb  f?ier  riefelt  bet  flare  Quell  ^utuma,  ber  nun 
in  bie  Heilquelle  beä  6.  ©eorg  ft<d  Pemanbelt  bat.  Stuf 
biefem  engen  SRaum  oerftecten  fied  ein  Saar  ber  am  beften 
erhaltenen  Sionumente  SRom’ö,  ber  plumpe  Sogen  beS  3«uuö 
Öuabrifronö,  unb  bie  fleine  Sdrenpforte  ber  ©olbfcfpmiebe, 
roelcdc  fied  fedon  in  bie  SordaHe  ber  Äircde  bes  ©.  ©eorg 
dineinbrängt.  Der  9lame  einer  ber  f<dänbli<dften  Jtaifer 
Sftom’8,  CaracaUa,  ftedt  no<d  auf  jenem  Denlmal,  baö  einft 
römifede  ©olbftdmiebe  bem  ©cptimiuS  ©eöeruö,  feinen  ©öbnen 
Caracalla  unb  ©eta  unb  ber  unglücflicdften  ber  SJtütter,  Qulia 
Sia  festen.  Der  nur  toenige  ©(dritte  baoon  entfernte  3anu3 
Quabrifronö  aber  bleibt  gedeimnifiooU , ba  toeber  bie  3c‘t 
feiner  Crbauung,  no<d  feine  eigentliche  Seftimmung  befannt 
ifl,  unb  nur  im  allgemeinen  erraten  »erben  fann.  Cine 
bunlle  ©age  braute  idn  im  Sßittelalter  mit  bem  Sb'tofopden 
Soetdiuö  in  Serbinbung,  benn  baö  Soll  nannte  idn  „baö 
Hauö  beö  Soetdiuö." 1 

1 3>a«  ©ott  nannte  bie  Meta  Sudans  ben  lurtn  be*  ©irgit , bert 


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dritte«  ©neb.  Kapitel. 


1‘l'2 


2öenn  bie  ^tifdirift  über  bcr  GingangMbüre  ber  Äircbe : 
Busilica  Semproniana  S.  Georgii  Milit.  Mart,  in  Velabro 
bie  Söafir^cit  fagte,  fo  märe  bie  Äircbe  urfprünglid)  auf  ber 
Stelle  ber  93afüifa  beä  SiberiuS  SemproniuS  ©raccbus  er-- 
baut  toorben ; biefe  aber  ftanb  »or  ber  ©riinbung  ber  3uli- 
fcben  bort,  wo  ber  ©icuä  £u3cu8  in  bal  ©elabrum  einlief. 
3nt  fe^je^nten  ^abrbunbert  erfanb  man  feiten  nur  ardfäo- 
logifcben  Stitel  für  S.  ©iorgio,  uitb  weil  bie  ©aftlifa  <Sem- 
proniana  auf  bem  Ort  erbaut  gemefen  fein  füllte,  wo  beö 
Scipio  2lfricanu8  £>au3  geftanben  haben  foU,  fo  ergäben  fid^ 
bie  SRctner  Pietteidü  mit  bem  ©ebanfen,  baß  man  bem  tapfern 
©eorg  bort  eine  ÄirdEie  gegeben  ^abe,  loo  einft  ber  große 
gelbberr  Scipio  gewohnt  batte. 1 

£eo’$  H.  urfprünglicber  ©au  (bie  ©erhalle  ift  fpätern 
UrfpruttgS)  bat  fid)  noch  im  ©runbplan  erbaltcu : eine  mäßige 
©aftlifa  oon  brei  Skiffen.  Sedßjehn  antife  Säulen  meiftenä 
oon  ©ranit,  einige  bon  3)?armor,  tragen  bie  ©ogen  be8 
$auptfdjiff8,  unb  bie  Iribune  enthielt  luahrf  (betulich  ©lufiöe, 
welche  bann  bur<b  färben  erfeßt  mürben:  Ghriftus  tront 
jwifchen  S.  ©eter  unb  S.  ©aul  auf  ber  Söeltfugel,  ibm  jur 
linfen  S.  Sebaftiati,  jur  regten  S.  ©eorg,  mit  ber  Stanb= 
arte  in  ber  .frattb , bas  ©ferb  neben  [ich.  -i  Seine  gaßne 
rotrb  als  Reliquie  in  ber  ©afilifa  berwahrt,  unb  er  galt  al$ 

Janus  quadrifrona  bie  casa  di  Boctio:  <»rcrg  gabriciu«  Roma  (1587) 
p.  21. 

1 ättartineUi  jc.  p.  106,  unb  ißm  folgt  llgonio  cart.  18.  ®r  treifj 
u«h  oon  einer  ehemaligen  Jtircpe  8.  (fteorgio  in  Partie,  unb  bringt  auch 
ben  3Jlar«  mit  bem  öligen  in  ©erbinhmg. 

3 3«  einer  fßebencapetle  fiebt  man  ©.  @eorg  ju  "ßferb , ben  2>ra<beii 
befämpfenb,  abgebilbet.  Sber  bie«  ©ilb  ift  nicht  alt.  ©n  ältere«  au« 
saec.  14  ober  15,  ehemal«  in  ©.  öufebio,  ift  »on  mir  bort  nidßt  mehr 
gefunben  morben. 


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'flontificat  Mto's  II.  mit  $?eiiebict'#  II.  1(13 

.Öerjog  unb  Gapitano  beg  c^riftltc^en  SJoIfg,  ja  noch  am  Gnbc 
beg  fechjebnten  ^ahrtmnbertg  flieg  an  bem  gefl  beg  Zeitigen, 
am  23.  3tpril , ber  3Jtagiftrat  Pont  Gapitol  jur  Äird;e  herab, 
ihm  einen  Äcldj  barjuhringett,  ber  ©onfaloniere  aber  trug 
bag  ©anner  bcs  römifcheit  SBolfg,  meldjeg  unter  Anrufung 
©.  ©eorg’g  gefcgnet,  unb  hierauf  in  (ßroceffion  unter  (Drom= 
peteufdjaH  in  bag  Gapitol  juriidgetragen  mürbe. 1 

©leichmol  ift  ber  gried;ifd;e  .^eilige  im  rbmifchcu  SSolf 
minber  populär,  als  anbere  ÜJtärtircr  eg  ftnb  unb  loaren. 
(Die  (ßäpftc,  meld;e  feine  ßirdie  (fie  ift  eine  (Diaconie)  grütt= 
beten  unb  pflegten,  mären  ©rieten,  Seo  II.  aug  ©icilien, 
3ad)ariag  ein  ©prer  Pon  ©eburt,  unb  fdjou  Seo  i;attc  bem 
S.  ©eorg  einen  nationalrömifchen  Zeitigen  jur  ©eite  gegeben. 
(Der  Gultug  beg  ©.  ©eorg  gehörte  nicpt  ju  ben  auägehreiteten 
in  9tom,  bieg  betreibt  fd;on  bic  geringe  3a hl  non  nur  uu- 
bebeutenbeit  Hirnen,  bic  außer  jener  im  Sefabrum  ihm  erbaut 
mürben,  unb  fie  finb  alle  untergegangen. 1 2lndj  jur  3®it  beg 
Slittertumg  blühte  fein  Gultug  nicht  iu3tom,  benn  bieg  cntmidelte 
fiep  hü'r  nicht  fo  frei,  mie  in  anbern  i'änbem,  unb  ©.  ©eorg 
feierte  feine  (Criutnfe  in  ©euua  unb  (ßcnebig,  in  ©pattien, 
in  jyrantreid) , unb  vor  allen  bei  ben  ritterlichen  (Normannen. 

4.  Pco  II.  tbirb  im  3abt  682.  dctiamticiu?  ben  (Rabenna.  '8ene- 
bictu«  II.  ®ie  'Stationen  tcr  faiieriitpcn  ^ßrinjen.  Johanne«  V.  fjapft. 

Söabl  nad)  feinem  lebe.  Atonon  tbirb  gewählt.  (Slerue, 
Cpercitu«,  'JIcpulu*.  Sergiu«  I.  ‘Jjapft.  £cr  CSrarc^  fllalinn  lonimt  nach 
9tcm,  im  3a&r  687. 

(Die  Äirchenbauteit  haben  ung  higher  oerhinbert,  von  ber 
Grneitnung  ifeo’g  II.  jum  (jtapft  ju  reben.  3)iefer  Dtann 
1 Ugcnic  k.  cort.  22. 

’ iiuHliiioUi  nennt  außer  @.  @ecrgii  in  SDIartio  itoep  @.  (SAeevg.  in 
Specie«  utib  @.  ©eorg.  in  SSaticaito. 

« regere»!  ul,  ®ef, piepte  ter  ®tatl  Stein.  II.  13 


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191 


dritte«  iPr.d'.  Scd>«tcs  Capitef. 


Ijatte  fiebeu  SWonate  nad;  bem  Jobe  Slgatfwn’S,  im  üluguft 
682,  beu  Stul  ißetri  heftiegen.  JaS  Vucfj  ber  Ißäpfte  macht 
bie  Vemerfung,  baf?  er  von  brei  Vifd;öfen  orbinirt  worben 
war,  von  SnbreaS  von  Oftia,  3°banne§  von  ^JortuS  unb 
IJJlacentiuS  von  Veliträ  (Velletri),  Weidner  ledere  barnals  bie 
Stelle  beS  vacanten  SBifdjofS  von  SUbano  einnahm.  38ir  ent= 
nehmen  hieraus,  baj?  es  fchon  vor  üeo  Siegel  war,  ben  jebeS- 
maligen  ißapft  burd;  bie  brei  fuburbanen  Vifdwfe  von  Cftia 
IjlortuS  unb  Sllbano  ju  orbiniren. 1 £eo  II.,  Sohn  beS  ipauluS, 
mar  Sicilianer  von  ©ehurt  unb  von  griedEHfcher  Slbfunft. 
(rr  verbände  feinem  Vaterlanbc  bie  Äenntnifj  ber  griechifcben 
Spraye  unb  vielleicht  auch  feine  Verebfamfeit.  Jie  9Biffen= 
fchaft  beS  ©riedifebeu  aber  War  batnals  in  91  om  ja  in  Ita- 
lien überhaupt  äufeerfi  feiten,  fic  gab  beSbalb  bem,  ber  He 
befafe,  begrünbeten  Slnfprud)  auf  ben  91  uh  nt  ber  ©c[ef;r= 
famfeit  JieS  jeigt  bie  ©efchichte  beS  fleinen  ^ohanniciuS 
aus  Slavenna,  ber  um  biefe  3eit  als  Schreiber  unb  ijjoet  in 
ganj  Italien  wie  ein  fflunber  angeftaunt  würbe.  SDer  Crparch 
2f;evbor  war  bur<h  ben  Job  feines  Schreibers  in  Verlegenheit 
gefommen:  man  fagte  ihm,  bafj  in  Slavcnna  ein  junger 
5Dlenf<h  lebe,  ber  bas  ©riedhifche  mit  gertigfeit  3U  fdhreibeu 
Wiffe.  J>er  Gpard;  lieh  ihn  fommen,  unb  über  bie  windige 
©eftalt  beS  fleinen  Johannes  lachenb,  wollte  er  ihm  nichts 
3utrauen.  SHber  ^ohanniciuS  fejjte  ihn  burd;  bie  jyertigfeit  in 

1 Sic  Meinung  bee  <2 ijjeniuS  de  Rrgn.  1t.  p.  78  ad  aun.  682, 
baß  »or  Sco  II.  nur  ein  SMidjcf , ber  »on  Cftia,  ben  ^Japf)  confecrirt  pabe, 
n'iberlcflt  SMabiüon  Mus.  Ital.  II.  Commmt.  in  Ordin.  Korn.  CXV1II  sq. 
Ser  Sbjdjof  ton  Cflia  legte  bem  'fjapfi  bat  (Svangelium  auf  ben  9lacfen  unb 
bie  $anb  auf«  $aupt,  ber  von  Sltbano  begann  bie  erfle  Oralicn:  Adesto 
supplicationibus  nostris;  ber  oon  $ortu«  fang  bie  jireite  Cralion:  Pro- 
pitiare  Doraine.  Siebe  ben  Ordo  Roman.  XIV.  beim  SRabiUcn  p.  272 
unb  Titul.  VII.  be«  Liber  Diurnus. 


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‘J.'c'ittifkat  Pec’e  II.  imb  Vowfcict’t  II.  195 

Grftaunen,  womit  er  ein  griechifcheS  SRefcript  beS  Jlaiferö  ins 
Sateinifchc,  unb  eilten  lateinifdjen  ©rief  ins  ©riec^ifcfje  iibcr= 
fefcte.  Gr  tourbe  fofort  fein  Schreiber,  erregte  balb  bie  2luf= 
merffamfeit  oon  Spjaitj  burd)  feine  Briefe  unb  Gebiete,  unb 
fah  fich  ju  einem  ^oben  ^Sofien  au  ben  £>of  berufen.  2lls 
er  eitblicb  nad)  Naoenna  priieffehrte,  fdtoll  fein  Name  in 
ganj  Italien. 

3ohanniciuS  oon  Naoetnta  mag  es  reicblidj  oerbient  f;a= 
ben,  ba§  er  als  ber  einzige  ißoet  jener  frucfctlofen  ißeriobe 
nad)  bem  SBenantiuS  ^ortunatuS  in  ber  Siteraturgefchichte 
Italiens  genannt  wirb;  aber  wir  fönnen  feine  Scrcbfamfcit 
nicht  nietpr  prüfen,  wie  ei  ber  Gpard)  tf;at,  unb  ebenfowenig 
bie  gepriefene  Gelchrfamfeit  Seo’S  II.  beurteilen.  Diefer  ißapfl 
fprach  nicht  nur  beibe  Sprachen,  fonbern  oerftanb  fich  als 
Nlufifer  auch  auf  'Uletrif  unb  ißfalmobie.  ^nbcß  er  erfreute 
bie  SHönter  nicht  lange,  benn  nad) bem  er  bas  ©lücf  gehabt, 
bie  Steten  beS  fechten  öfumenifchen  GoncilS  ju  empfangen, 
ftarb  er  ft^on  im  elften  Storni  t feines  ißontiftcats,  im  Som« 
mer  beS  3ahrS  683. 

Sud)  feine  brei  nädiften  Nachfolger  faßen  nur  lurje  3eit 
auf  bem  ©ifcfjofSftul.  Nach  einer  itacanj  ooit  faft  einem  3ahre 
war  ber  Nom  et  iBenebictuS  II.  jum  fJJapft  beftätigt  worben, 
unb  biefe  wiederholte  längere  Verzögerung  ber  faiferlicben 
Snerfennttng  mag  lehren,  baß  ber  Grarch  feineswegS  immer 
bie  abfolutc  Stachtoollfommcnheit  ber  SBeftätigung  beS  ißapfts 
befaß  ober  ausübte,  unb  noch  mehr  wirb  bieS  burd)  bie  wich- 
tige Nachricht  beS  SöudjS  ber  Zapfte  bewiefen,  baß  2fenebictuS 
enblich  ein  Nefcript  beS  .WaiferS  GonftantinuS  iflogonatus 
empfing,  welches  bem  GlerttS,  bem  Volf , unb  bem  „gtücf= 
lidjften"  .freere  Som’S,  baS  ift  alfo  ben  brei  ©ahlförpern. 


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l!Hi 


Tritte«  Cttcb.  2erf)«lee  Gapitel. 


bic  augenblicflicbe  Orbiuation  bcS  jcbeSntal  Grtoäblten  juge= 
ftanb. 1 3;nbej?  toar  tiefer  ©etoinn  nur  ein  oorübcrgebcttbcv 
Sriutnf  ber  römifcbcu  Äirche,  unb  baS  foftbare  Stecht,  welches 
ftc  feit  bcn  S'agen  Cboacer'S  verloren  batte,  würbe  bon  bett 
Stacbfolgem  beS  ortbobop  fatf>olifd;cn  Gonftantin  wieberum 
eingejogcn.  GonftantinuS  ber  ©artige,  fatbolifcber  als  feine 
©organger,  bezeugte  übrigens  bem  römifcben  ifjapft  auf  jebc 
Söeife  feine  ebrfurcbtsoollc  Ergebenheit.  Gr  fanbte  i$m  eines 
£agS  bie  ÜRaUoncn  ober  |>aarlocfcn  feiner  beiben  Söhne 
^ujtinian  unb  |>eracliuö  ju,  unb  erflärtc  il;n  burd)  bieS 
oerbinblidje  Spmbol  ju  ihrem  Slboptiuoater.  GS  fanb  bemttad) 
eine  fonberbare,  jener  $eit  eigentümliche  Gcremonie  in  9tom 
ftatt:  ber  iffapft  nahm  in  ©egenwart  beö  Glcruö  unb  bes 
$eerS  bie  .fjaartoefen  unb  baS  ©eglcitungsfdjreiben  beS  ftaiferS 
aus  ben  Rauben  beS©oten,  ber  fie  brachte,  unb  toaf)rfcbein= 
lieb  legte  man  biefe  ißfänber  gciftlicber  ©aterfdmft  mit  ber= 
felben  aebtfamen  Gbrfurdbt  in  einer  Gapellc  beS  Saterait 
nieber,  mit  welcher  man  bie  üblichen  ©ilbniffe  ber  Äaifer 
empfing  unb  aufftellte.  2)ie  Sitte  ber  Ueberfcnbung  ober  bcS 
SlbfdbtteibenS  t>on  .ftaartodeu  mar  in  jener  unb  noch  in  fpä= 
terer  3fü  gebräuchlich-  ißuul  SiacomtS  erjäblt,  baf?  Garl 
oott  gratteien  feinen  Sol;n  ©ipitt  jum  Sangobarbentönig  £iut= 
pranb  fehiefte,  ihm  bie  |>aare  abjufhneiben  unb  ftch  baburdb 
ju  feinem  ©ater  ju  erflären,  worauf  benn  ber  .Honig  ben 

’ Hic  suscepit  divalem  jussionem  clement.  principis  Constantini 
ad  vcncrabilem  clerum , et  populum  atque  feiieiasimum  exercitum 
Romanae  civitatis,  per  quam  conccssit,  ut  qui  electus  fucrit  in 
sede  Aposlolica,  e vestigio  absque  tarditatc  Pontifex  ordinaretur. 
©aroniii«  ruft  an«:  restitutn  Roma  11a  ecclesia  in  pristinam  libertatem! 
T>c<tc  war  brat  lüdit  fo,  wie  bie  @e|c$ic$te,  ber  Liber  Diurnus,  uub  bie 
bcirin  enthaltenen  professionea  fidei  an  eben  jenen  Äaifer  teuren. 


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^Somificat  3cfcnu’<  V.  1 07 

alfo  aboptirten  ©riujen  mit  vielen  Öefcbenfen  juriicffefnen 
lieft.'  3lucf;  baö  6$neiben  beä  ©artg,  nicöt  ntinbev  mic 
jenes  ber  ©foüoneu  ^eibuifdicn  Urfprungä,  twtte  fic^  als 
gleidjbebeutenbeS  ©pmbol  erbalten.  iDerfelbe  Öefd;icbtfcfireiber 
erjagt,  baft  bie  beibeit  jungen  ©öbne  bes  .perjog«  Öifulf 
non  gorli  £afo  uitb  Gaco,  burd;  fdjänblicbcn  Verrat  norm 
Gfarcbett  Öregor  in  Dpitergium  (Oberjo)  ermorbet  mürben. 
■Dorthin  batle  jie  ber  ©atriciuä  mit  bcm  ©erfprecbeH  geloeft, 
bem  £afo  ben  ©art  fdjeereu  ju  mollcn,  um  il;n  fo  feierlich 
jum  ©ohne  anjunel;men;  ber  nerräterifcbe  ©artfd)cerer  ftielt 
feinen  Gib,  er  fdbor  mirflidj  ben  ©art  bes  Üafo,  aber  erft 
am  abgefdjlagenen  .fraupt  beS  Jünglings.1 2 

9Jüt  bcm  diacbfolger  ©enebict’ss  begann  nunmehr  eine 
Sieibe  bon  ©prern  ober  Griechen  bal  ©ontificat  ju  fiipren, 
ein  ©emeis,  bas  ber  Grard;  bamald  bie  ©apftmapl  becinfluftte. 
Unter  $ebn  ©äpften  mar  feitfter  nur  ein  einziger  91  inner  non 
Öeburt.  2U§  ©enebictuS  am  7.  3)iai  685  geftorbcn  mar, 
fiel  bie  ©Japl  auf  ben  ©urer  ^obanness  aus  2lntiocftia,  ben= 
fclbcn  Diaconud,  meldet  atö  fiegat  best  römifdjett  ©tulä  nacft 
©njanj  gegangen  unb  non  bort  mit  ben  Sieten  bcs  festen 
ofumenifd;en  Goncilä  jurücfgcfebrt  mar.  ©eine  Regierung 
bauerte  jeboeft  nur  ein  i^abr  unb  menige  läge.  9U§  er  nun 
am  1.  21uguft  686  geftorben  mar,  fpaltete  ficb  9tom  über 
ber  Söabl  feines  SiacftfolgerS  in  jtoei  ©arteien:  ber  Glcruö 
ftimmtc  für  beit  'ilrcbiprcSbnter  ©et  rue,  bad  .§eer  aber  fiir 
ben  ©reSbpter  Jbeoborus.  3>icS  batte  fi<b  in  ber  ©afilifa 

i 

1 I’aul.  Itincon.  V],  53. 

2 Paul.  Diacon.  IV.  41.  3Man  left  im  Xncaiigc  nact|.  Tat  Wort 
Mattnne*  flammt  vom  gvitdjiictifii  iiaXiii,  vellu«,  mit  Mnlloni,  fo  fagt 
2Kuvatori  ad  ann.  684,  tjcrl  mau  ne*  beute  im  3>ia(tct  von  3Kot«iia. 


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1«I8  dritte«  ©ud>.  Cafittl. 

beS  ©.  ©tepbanus  auf  bem  Göliidicti  .öiigel , einem  allen 
üuartier  ber  ©olbaten,  »erfammelt,  unb  jugleich  bie  Spüren 
ber  lateranifdien  Saftlifa  beferen  taffen,  um  bem  braufeen 
bereinigten  GleruS  ben  ©intritt  in  jene  Äirdbe  ju  Permehren, 
wenn  er  feinen  ©ernähren  bort  auf  ben  bifcfeoflicben  £ron 
führen  mollte.  Siacfibem  fid>  nun  beibe  Parteien  lange  fc^roff 
gegenübergeftanben  unb  «ergebend  mit  einanber  unterbanbelt 
Ratten,  liefe  ber  GleruS  feinen  Ganbibateit  tßetrus  fallen  unb 
ermählte  im  bifchöflicben  ißalaft  beS  Sateran  ben  Äonen,  einen 
Jtjracier  bon  ©eburt,  ber  feine  ©cfeule  in  ©icilieu  burdjge= 
macht  batte.  S)ie  mürbige  ‘•perfönliddeit  biefes  ©reifet  ge= 
mann  ibm  fofort  bie  3uftimmuttg  aller  ^ubiccS  unb  ber 
Primaten  beS  £eerS,  melde  fidi  beeilten  ihn  ju  acclamiren. 
2llS  barauf  bas  .'peer  bie  Cinftimmigfcit  bon  GleruS  unb  Seit 
fab,  gab  eS  ebenfalls!  einige  Sage  fpätcr  nach , unterfdjrieb 
baS  'Bablbccret  unb  fanbte  feine  iloten  mit  beiten  beS  GleruS 
unb  2ioIfs , bem  ©ebvaud)  gemäfe,  an  ben  @pard;cn  Jfeeobor. 

2luS  biefem  ausführlichen  Bericht  im  23uch  ber  ißapfte 
ergibt  fi<b  golgenbeä:  bie  ©tabt  2tom  jerficl  in  brei  grofee 
Älaffcn  ber  SBeoötferung,  Glerus,  IßoputuS,  Grercitus ; unb 
alle  brei  haben  loir  bereits  in  bem  lÄefcript  Gonftantin’S  an 
ScncbictuS  II.  als  bie  bei  ber  sjktpftmabl  beteiligten  Äörpcr- 
fefeaften  erfannt.  ®em  GleruS  marb  baS  ißräbicat  venera- 
bilis,  bem  GyercituS  felioissimus  beigelegt,  ber  SfJopuluS  er- 
hielt fein  Ifträbicat,  unb  überhaupt  finb  GleruS  unb  GpercituS 
bie  beiben  machtbabenben  Älaffen  in  3lom.  2US  ber  Ißapft  bie 
.fjaarlocfen  ber  griedbifdjett  ißrinjen  empfing,  warb  audb  nur 
neben  bem  GleruS  baS  .§eer  ermähnt.  Der  GyercituS  aber, 
nod)  immer  t'om  Äaifer  befolbet,  mie  mir  beim  Slufftanb 
beS  SKauritiuS  erfahren  baben , beftanb  gleichmol  aus  ben 


Giern«,  'licpuluü,  Grercitu®. 


UM» 

begüterten  '-Bürgern,  beit  cives  honesti , intb  biefe  2Jiilij  war 
überhaupt  als  SRepräfentant  ber  üemiögenben  33ürgerfchaft 
anjufebn.  23 ir  werben  im  achten  ^abrtjunbert  erfennen, 
wie  biefe  schola  militiae  ober  ber  florentissimus  atque  fe- 
licissimus  Romanus  exercitus  gegliebert  war.  §ür  jeßt 
fet;en  wir,  baß  er  als  bürgerliche  .ftörpcrfcbaft  fein  Siedet 
unb  feine  Söa^tftimme  behauptete,  abgefonbert  non  beit  'J.trb 
maten  beS  .öecrb.  2)iefe  aber  würben  mit  ben  ^ubice»  ju= 
fantmcn  genannt;  fie  folgten  bem  GleruS  in  ber  Slcclamation 
beSÄonon,  unb  bann  erft  gab  nach  einigen  £agen  ba«  Jpeer 
nach-  3)ic  Primates  ßpercituä,  bie  militärifdjic  Slriftofratie, 
ftanben  mit  biefetn  in  gufantmeuhang  / unb  es  fd^eint,  fie 
waren  fowol  bie  faiferlidjen  Cbcranfübrer,  als  bie  ißatroni 
ber  eii^elnett  3)lüij»ereine,  'Diämter  aus  bem  Slbel  SRom’S. 1 
Sieben  ihnen  fcbeu  wir  auch  bie  ^ubiccS  ober  Stichler  im 
Stilgemeinen  auftrcten,  baS  beifit  fowol  bie  höheren  ^Beamten 


1 $en  3iifnnimciitang  jwifc&eu  Militcs  unb  Cives  lehrt  Titulus  IV 
be®  Liber  Diurnus:  viros  lionestos  cives,  et  de  exercitali  gradu,  unb 
Tit.  II,  tt>o  ba®  SBa(ilbecret  unterfcbriebtu  Clerus,  Optimales  et  Militcs 
seu  cives.  6®  Wa^lUu  aber:  in  unum  convenientibus  nobis,  ut  nioris 
est  (im  snec.  7)  i.  e.,  cunctis  saccrdotibus  ac  proceribus  ecclesiae, 
et  universo  clero,  atque  optimatibus,  et  universa  militari  praesentia, 
seu  civibus  honestis,  et  cuncta  generalitate  populi  istius  a deo 
servatae  Komnnac  urbis.  $ie[e  wichtige  3 teile  jmif?  fcffrjebolten  werben. 
3 d)  ftimme  niept  mit  Carl  $egel  I.  24«  überein , bfr  bie  Militcs  unb 
Cives  al®  brilten  unb  »irrten  «taub  gätijlicb  trennen  ju  wollen  febeint. 
Sie  cuncta  gencralilas  pop.  evicpcint  mir  al®  t?lcl'®  *m  SWgtmeiiten, 
af«  bie  Älaffe  btr  liiert  au«gejei<bneten.  §egel  tc.  (I.  @.  252)  halt  bie 
cives  honesti  nur  filr  ben  populus  ober  plebs,  loa®  au®  bem  Liber 
Diurnus  gar  nirpt  bereorgeht.  ;3itbe  oben  'iros  lionestos  cives,  et  de 
exercitali  gradu.)  Stach  'Jlarini  Pap.  Dipl.  n.  112.  113.,  Worauf  er 
(ich  flilfjt,  fittben  fi($  freilich  Gkwerbtreibeubc  al®  viri  honesti,  aber  follteu 
biefe  nicht  al®  milijpflithtig  ober  tauglich  Jtim  Exercitus  gehört  haben 
bürfeit  ? 


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2(K)  Sritt«  SPiid).  gcdsMcS  Gapitel. 

als  überhaupt  bie  illornefymen,  unb  bicfc  Ratten  eben  Sin* 
fprüdje  auf  bic  Ülemter  im  Giuil  unb  Ulilitär,  uub  führten 
bismeilen  ben  Jitel  Gottful. 1 3ubice8  unb  Primate«  &per= 
citrue  redmen  mir  bem  n ad)  5U  bem  Slbcl  SRom’S  (Optimates 
ober  Axiornati),  unb  fie  entfpredjen  ber  SUIgemcin^eit  ber 
Dptimaten  gerabe  fo,  mie  bie  IßrocercS  ber  Äirde  ber  2lUge* 
meinfyeit  beS  (SleruS  entfpredjert. 

3)ie  ^ubiceS,  oft  mit  bem  3«fatl  de  militia  bcjeidjnet, 
um  fie  bon  ben  päpftlidben  SBärbenträgtrn  ober  ben  3ubiceS 
de  clero  ju  trennen,  ftimmten  leidet  mit  ben  ißrieftern,  aber 
in  jener  Crpec^e  mar  ber  neue  2lbel  9lom’S  erft  im  Gntftetm 
begriffen , unb  mir  finben  bie  ^ubiccs  nidjt  als  eine  ftäbtifdie 
ttörperfdjaft  oereint,  bie  an  ben  alten  ißatricierfenat  ftdtte 
erinnern  mögen.  allgemeinen  aber  f>errfd)t  alljuoiel  Tuntel 
über  biefe  ftäbtifd^en  3ierf»ältniffe  SHotn’S  }U  einer  3e't,  mo 
bie  ariftofratifdjien  uub  bie  bemofratifd&en  Elemente  ber  mit- 
telaltrigen  Stabt  erft  mie  im  Äcimc  angebeutet  finb. 

2>aS  3u9cf^n^u’f>  ber  freien  Drbination,  meldjes  mir 
bemerft  Ratten,  mar  übrigens  nur  eine  augenblidiidje  öunft 
Gonftantin’S  gemefen.  9tadj  oolijogener  5|ßapftma$[  fdjidte 
.fjeer,  CleruS  unb  $olf  baS  leeret  fofort  an  ben  (Spardjen, 

' Tit.  V bed  Liber  I)iurn.:  convenientibus  Sacerdotibus,  et 
reliquo  omni  clero,  eminentissimis  consulibus  et  glorioais  judicibus, 
ac  Universität«  civiuin  et  ilorentis  Romani  exercitus  — mieberuiii 
gcbiSren  bicr  exercitus  unb  cives  fufammen.  G«  entfpri^t  tiefer  (Sin- 
teilmig  in  anberen  Stätten  offenbar  bie  feit  Cboncer  gebräii(f)ti(b<  SBabt* 
formst:  Clero,  Ordini  et  Plebi,  fo  in  Stimmt , Xerraciitn , f.ierufia , Groton, 
fegar  in  Staoenna,  mie  man  in  ben  Briefen  ©regor'S  finbet:  Ep.  56.  1. 
58.  I.  14.  27.  II.  21.  IV.  Xort  aber  mirb  fein  .peer  genannt,  gflr 
Steapet  treten  lioit  befoubtr«  bie  Nobiles  biitju:  Clero,  Nobilibus,  Ordini 
et  Plebi.  3.  II.  35«  Crbo,  oen  bem  in  Stent  nidjt«  oertaiitet,  mar  bie 
in  2Vritebuie,  ‘fioffeffcreii  sc.-  jerjprengtc  alte  Curie. 


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ßlcru«,  ^opuluS,  iSjrcrcitu«.  2()l 

„mie  eb  ©«brauch  war/'  unb  ^ufHnian  II.,  im  ^at>r  685 
feinem  sBater  Gonftantin  auf  bem  bi^antinifc^en  Jron  gefolgt, 
batte  jencb  Gbict  ju  ©unfiten  ber  ißapfimabl  toieber  aufgeho= 
beit.  Jer  Gtnftuf  beb  Gparchen  in  SHom  mar  überhaupt  ttoeb 
grob  i 'air  fcE)ti  bieb  aub  fofgenber  Jhatfacbc.  Dtadj  mehreren 
Dtonaten  feiner  Regierung  mar  Äonon  in  eine  boffnungbfofe 
Äranfbeit  »erfallen.  Dian  fah  feinen  Job  ooraub,  unb  fein 
ehrgeiziger  i!(rd;ibiaconub  bemarb  fich  fchon  am  Säger  beb 
©terbenben  um  bie  Dadhfolge.  Gr  fchrieb  au  .^ohanneb  ijMa= 
tina,  ben  bamaligcn  Gparcben  »on  Stauen  na,  er  bat  ihn 
unter  bem  2krfpred;en  eineb  ©elbgefdbenfb,  feine  Grmählung 
jum  iftapft  ju  bemirfen,  unb  ber  Grard)  gab  hierauf  ben 
Qubiceb,  „bie  er  für  Storn  ernannte,  um  bie  ©tabt  ju  uer= 
malten,"1  ben  Auftrag,  nach  bem  Jobe  Äonoit’b  jenen  2lrcbi= 
biacouub  zur  2ßabl  zu  bringen.  3i5ir  erfennen  hieraub,  baf? 
ber  Gyarch  nach  mic  uor  ^ubiceb  zur  SJermaltung  nach  Stom 
triefte,  ober  fie  bort  ernannte,  baß  biefe  Beamten  einen  bi= 
recten  Anteil  an  ber  ißapftmabl  hatten,  unb  bafi  fie  unter 
jenen  bei  ber  löabl  Äouon’b  thätig  gemefenen  Stiftern  mit 
einbegriffen  zu  benfen  finb. 

3tlb  Äonon  am  21.  September  687  geftorben  mar,  fpal= 
tete  fich  bab  römifche  33olf  roieberuin  in  ztoei  feinbliche  ißar* 
teien:  bie  eine  mahlte  ben  är^iprebbpter  Jhe°b°rub,  bie 
anberc  jenen  Slrdhibiaconub  ^afdjalib.  Jh«obor,  mit  feinem 
Anhänge  uoreilcnb,  brang  in  b ab  innere  ißatriartf;ium  beb 
fiateran , ^afchalib  aber  behauptete  mit  feiner  $action  ben 
äußeren  Jcil  beb  ißalafteb  am  Oratorium  beb  ©.  ©iloefter 
unb  ber  iöafilifa  3ulia.  .«einer  mollte  bem  anberen  tpeidheu, 

1 Üitis  judicibug,  quos  Romac  ordinavit  et  direxit  ad  dispo- 
mMidam  civilatem.  Anast.  in  Conon.  n.  V. 


2 vitlf«  Sbid).  2ed>?tM  (iapitfl. 


-20-2 

unb  9tom  war  von  Sumult  erfüllt.  2Üir  erfahren  nicht  genau, 
weltweit  AÜaffcn  bie  ftveiteuben  Seile  biennal  befonbcrö  äuge- 
hörten.  Stod?  auch  je^t  »erftänbigtcn  ficb  bie  gubiceä  uitb 
bie  Primaten  bes  .£ieer§  mit  beit  Würben  trägem  ber  Alircbe, 
unb  biefer  weltliche  unb  geiftlidje  2lbel  ftü^te  ftdft  auf  eine 
große  ^afyl  oon  Bürgern. 1 Sie  öereinigten  fid;  enblidj  in 
ber  ißerfott  beö  ^rcsbt;ter  Sergius;  bie  SKebrbeit  int  Stolle 
bilbenb,  erbrachen  fte  bie  oon  innen  oerrammelten  Sbüren  besS 
'.ßatriarcbium’S  unb  führten  bett  Grmäblteu  mit  ©emalt  hinein, 
nacbbem  fie  ihn  juror  im  Oratorium  bes  S.  Gäfarius  in 
bemfelben  ißalaft  auf  ben  SifcbofeftuI  gefeßt  batter..  Ser 
eine  »on  ben  juüor  ertoählt  getoefeneit,  ber  ülrchipreebvter 
Sh^bor  hulbigtc  fofort  Sergius,  aber  ber  Slrcbibiacomts  Ma- 
lchau« fonnte  nur  burch  ©emalt  gelungen  merben,  fid?  »or 
bem  triumftrenben  ©egner  nieberjumerfett.  Gr  gab  feine 
Sache  troßbem  nicht  oerloren,  fonberu  fchicfte  heimlich  unb 
in  Gile  Sioten  an  ben  Gjard;en  nach  Stäben  na,  ihn  auf- 
forbentb,  fchnell  mit  feinen  gubiceS  nad)  5Rom  ju  fommen, 
um  ihm  bem  SBerfprechcn  gemäfj  jum  Ißoutificat  ju  oer helfen. 

gobanueS  IJJlatina  tarn  ohne  Säumen,  unb  ohne  feine 
Slnfunft  oorher  anpjeigen,  fo  bafj  er  fchott  oor  ben  flauem 
ber  Stabt  angelangt  mar,  als  man  fein  Atommen  bort  erfuhr, 
unb  GlemS,  .Speer  uttb  ÜtoIF  taum  3eit  Ratten,  ihm  in  üblidjer 
SÖeife  mit  ben  gähnen  $ur  SJegrüfiuttg  entgegen  ju  jiefjtt. 1 


' Tie  SBcvtc  heim  Stuaflafiu«  fmb:  inito  consilio,  primntes  judi- 
cum  et  exercitus  Romanne  militiae,  vel  clcri  seditiosi  pars  plurima 
et  praesertitn  sneerdoluir  , atque  civium  multitudo:  bie  Wenge  ber 
Öilrger,  fc.  t).  ber  nid>t  int  ipeere  bieneitben. 

3 Qui  sic  obdite  venit,  nt  nec  signa,  nec  bauda  cum  militja 
Romaui  exercitus  oecur rissen t ei  juxtn  consuetudinem  in  competenti 
loco,  nisi  in  propinqun  Rmnanae  civitatis.  Anast.  in  Sergio,  n.  159. 


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IJentificat  Sfrfliu?'  I. 


•203 

'Der  (Syardj  überjeugte  fief),  baft  er  bie  canottifdje 
bc«  ©ergiu*  nid)t  mehr  umftojjen  fönne,  ba  fidj  ibm  alle 
©timmen  jugetoenbet  Ratten;  aber  ber  ©vjantiner  begehrte 
ba«  0efd)enf  öon  100  iJJfuub  ©olbe«,  meldjc«  ihm  ^afdwlia 
aus  bem  ftird)cnfd>a&  ju  jaulen  üerfprocfceu  hatte-  ©ergeben« 
erftarte  Sergiu«,  bap  bie  Kirche  mit  biefem  gottlofen  ©er= 
trage  be«  2lrchibiaconu«  nichts  31*  tfcun  babe,  unb  b afj  fie 
ju  amt  fei,  fmnbert  ißfunb  auf3ubriitgen.  55a«  SJiitleib  be« 
fyardien  31t  erregen,  »erpfänbete  er  fogar  bie  teudjter  unb 
Kronenlampen , bie  oor  ber  ßonfeffion  be«  3.  ©eter  aufge= 
bangen  mären.  3)er  bartnädige  ßparch  fanb  jebod)  bie  38egc 
3U  bem  Kirdbeufcbat),  unb  nadbbem  er  ibm  bie  geforberte 
Summe  ©olbe«  ausgeprefst  batte,  gab  er  bem  neuen  ©apfi 
bie  ©eftätigung,  fo  bag  man  ihn  am  15.  55ecember  687 
orbinirte.  ©ein  hal«ftarriger  ©egtter  ©afthali«  aber  mürbe 
balb  barauf  ber  3au^erei  unb  SBabrfagefunft  überführt, 
feine«  Slmte«  entfett  unb  in  ein  KTofter  gefperrt,  mo  er 
ohne  9ieue  311  entpfinben  nach  fünf  fahren  ftarb. 1 

1 $U4  ©egenftanb  ber  3oubtTei  »erben  beim  Vlnaft.  genannt  incon- 
tntiones,  et  loculos,  quos  colebat,  vel  sorU-s  — quos  troetnbat. 
SgueUu«  Vita  Datniani  c.  IV.  erjagt  bie  gleic^jeitige  töfllicbe  3all^r’ 
gefdhidtte  #en  bem  äbt  be«  Älefier*  3c(>ami  i»  ßiaffe,  ber  wn  5en< 
ftamitioijel  in  einem  Sdjiff  abfufcr,  welche«  er  in  beit  Sanb  gezeichnet  hatte, 
unb  ber,  al«  bie  $äbne  in  Glaffe  tränten,  ficb  trcplbebalten  oben  auf  bem 
$>acb  feine«  jilefler«  befanb.  — SDian  brauste  baumle  brei  ÜHouate  jur 
§in-  unb  fRilcfreife  ton  Diatemia  nach  Sonftantincfiet. 


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Siebenter!  (?Ai>ttd. 

I.  QDte  'Ärtitel  tcr  IntUanifdjen  Stiiiotc  werben  von  Sergiue  Dcrwrifeu. 
£>ev  gt>atl)av  Raetia  viae  leimt»  nacfi  3fom,  beit  'pafft  aufjubcbcn.  Die 
Äabennateit  rüden  in  9fom  ein.  Skrbältuift  ätabenna’«  ju  SRorn  unb  311 

»bjanj. 

2lucb  ber  'JJapft  Sergius  mar  Sprer,  aus  einer  Jamilie 
non  ülntiocbia,  aber  in  Palermo  geboren,  wohin  fein  3Satcr 
TiberiuS  fidj  begeben  batte.  21  iS  Jüngling  jur  3e*t  be3 

2lbeobatuS  itacb  9tom  gefommen,  batte  er  fid»  burd)  feine 
Äenntniffe  juntal  b es  ÄirdbengefangeS  bem  GleruS  empfohlen, 
nnb  üon  bem  niebern  ©rabe  bcS  Stfolptbeu  mar  er  barauf 
3um  ^ireäbpter  ber  6.  Sufanna  emporgeftiegen.  Gr  fafj  fcit= 
bem  mehr  als  breijelnt  3ab™  auf  bem  Stul  ^etri,  unb 
obioot  ein  grembling  trat  er  bed?  ben  Feperifdten  3umutun> 
gen  beS  griedbifeben  ÄaifcrS  mit  ber  gleichen  Gntfcbloffcnbeit 
feiner  Vorgänger  entgegen.  1 Gin  unb  berfelbe  ©eift  lebte 
in  allen  tpäpfteu,  ber  äöüle  unb  baS  ©enie  ber  .perrfebaft. 
Welche  fiep  als  baS  Grbe  ber  alten  IHönter  auf  bie  Kirche 
»erpflanjt  batten.  Tcr  unruhige  ©eift  »01t  sBpjanj  aber, 
unerfdiöpflicb  unb  loabrbaft  bewunbemSwürbig  in  ber  Gr= 
Beugung  oou  neuen  tbeologifcben  fiepren,  toelcbe,  fo  wenig 

1 SCarouiu«  fcarf  tagen : Unus  Spiritus  oinnium  Komaiiurmu 

pontificum. 


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'4?ontificot  Sergiu«’  I. 


20.') 

fie  au  cf)  ber  meufcbtic^en  Anteiligen}  an  [ich  jum  dtuhm  ober 
}unt  ®eminn  gereiften,  hoch  eine  fortbauernbe  geiftige  Stuf- 
regung  unter  ben  Söffern  erhielten,  fetite  oergebenS  alle 
Söaffen  ber  griednfdien  <3opf)iftif  unb  Dialeftif  in  Bewegung, 
ben  Reifen  'Jktri  ju  erfc^üttern.  ©ie  prallten  an  bern  großen 
profaifdjen  ®erftanbe  fRom’S  ab,  unb  halfen  nur  ben  Zapften 
baS  SBerf  ber  abenblänbifchen  Gentralifatton  ju  förbern. 

Die  ©tabt  jeigte  fid)  nun  gänzlich  oon  geglichen  Anter= 
effen  burd^brungen,  ihre  ßlefchichte  ift  baber  ooHig  mit  jener 
ber  Kirche  toerfchmoljen , unb  9tom  war  faft  ein  päpftlidjcr 
©efifc  geworben.  2Bie  glücftic^  aber  ber  Stapft  mit  .§ilfe  ber 
ihm  ergebenen,  weil  ber  griechifchen  £errfd)aft  feinblichen 
fRömer  fich  gegen  bie  bpjantinifche  (Despotie  bereits  ju  be^ 
haupten  oermochte,  werben  wir  fogleich  erfennen.  Wenige 
3al;rc  nach  beS  ©ergius  Erhebung  auf  ben  ©tul  ißetri  würbe 
in  Gonftantinopel  bas  Drullanifche  Goncil  gehalten. 1 Die 
bpjantinifchen  Theologen,  burch  bie  Serföhnung  mit  ber 
röinifchen  Üirchc  ju  einem  unerträglichen  ©chweigeit  Oerbammt, 
fchmachteten  nach  irgenb  einer  neuen  fophifiifcheu  Debatte, 
©ie  brauten  eS  gludlid;  hcrauS,  bah  Weber  bie  fünfte,  noch 
bie  feiste  Spnobe  einen  biScipliuarifcheu  Canon  aufgefteltt 
hatte,  unb  man  berief  ein  Goncil  in  ben  iffalaft,  einen  folgen 
ju  entwerfen,  §unbert  unb  jtoei  canonifdje  ®orf driften 
würben  jufammengefeht,  bie  oerfammelten  ®ifchöfe  unterjeid); 
neten  fie,  unb  bie  in  ®t>jan}  anwefenbeit  3lpofrifiarien  beS 
IfkipftS  oerfahen  fie  aus  Slrglofigfeit  ober  aus  Uebereilung 

1 Xxa  3obr  biefe«  Goncil«  ging  fammt  ben  Steten  »ertöten.  'ßagi 
unb  Wuratori  nehmen  G91  an.  Sein  Warne  Trullanum  erfiärt  iieb  an« 
bet  jluppel  ober  Trullue  be«  'Jßatnfteä ; ber  Warne  Quini-Sextum  baran«, 
baß  Ijicr  Supplemente  jum  fünften  unb  fetfrscen  öfumeniftbeu  Goncil  ge- 
geben tourben. 


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200  Tritte?  tgirfeiite?  Cavitft. 

mit  ihrer,  Unterfcbriff.  Dag  Document  mürbe  hierauf  vom 
Äaifer  nach  fRom  gefefiieft , bamit  ei  auch  burch  bie  Stameng- 
unterfdirift  beS  papfts  bie  Seftätigung  erhalte;  aber  ber 
adjtfamc  ©ergiug  eutberfte  unter  Pielen  »ortrefflidjen  Siegeln  fünf 
anbere  barin  eingemifchte,  meldjc  bem  canonifdjen  Otebraucb 
ber  fatholifchen  Äirdje  burdjaug  entgegen  maren.  Unter  ihnen 
erfd;rerfte  ihn  ganj  im  Sefonbern  bie  bort  auggefprochene 
Serbamntung  beg  Sölibatg  ber  ißregbpter,  ber  Diaconen  unb 
©ubbiaconen,  bie  Sermerfung  ber  haften  am  ©onuabenb, 
unb  Piefleicftt  auch  bag  Verbot,  (Jhrifhig  im  Silbe  beg  Sam-- 
meg  abjumalen.  Der  ijSapft  Permeigerte  bie  Unterfcbrift,  unb 
»erbot  bie  öffentliche  Sefung  ber  Sieten.  Sluf  bieg  fdjitfte  ber 
ergrimmte  ßaifer  (^uftinian  II.  mar  jung,  ruchlog  unb  jäh- 
jornig)  feinen  Seamten  ©ergiug  nach  9iom,  unb  lieft  burdh 
ihn  Sohanneg  ben  Sifchof  Pon  portus  unb  Sonifaciug  ben 
Gonftliar  ober  sJiat  beg  apoftolifcheu  ©tulg  ohne  meitereg  ge= 
maltfam  nach  ßonflantinopel  abfiihren. 

©eil  bie  Slömer  biefem  faiferlichen  ©achtgebot  feinen 
©iberftanb  entgegengefeftt  hatten,  glaubte  ber  ungeftiime 
ftinian  noch  mehr  magen  ju  bürfen:  er  fanbte  feinen  ißroto- 
fpathariug  3a<hariag  mit  bem  Sefe(;l  nach  her  ©tabt,  ben 
Papft  felbfl  ju  ergreifen  unb  gefangen  nach  Spjanj  ju  brin- 
gen.  3eboch  bie  feiten  ©artin’g  maren  für  immer  »orüber, 
unb  bie  bnjantinifche  Regierung  erlitt  nicht  allein  in  SHoin, 
fonbern  in  ganj  Italien  eine  moralifd;e  Slieberlage,  welche 
fchon  batnalg  ihre  völlige  ©duoäche  unb  ihre  enblid)e  Ueber= 
minbung  bureb  ben  ipapft  ahnen  lieft.  Der  protojpathar 
mar  pon  Slapenna  nach  JRom  gegangen:  feine  Slbficbt  hotte 
fich  laut  gemacht,  uub  eg  folgte  ihm  auf  bem  guji  nicht 
allein  bag  gefammte  £>eer  Pon  Slaoenna , fonbern  auch  Pom 


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Tif  iXai'tmiatm. 


'201 


Ducat  ber  f}Jentapoli$,  ja  »on  aßen  anbereu  jloifdjeu  9ta»enua 
uitb  9t  om  liegenben  £anbfd(jaften,  niefit  etma  um  bie  bpjam 
tinifdhen  fßlätte  ju  unterfHißen , fonbern  uin  ben  bebrobten 
©apft  ju  retten.  GS  ift  fiier  junt  erffenmal , baß  ber  ©perci= 
tu$  non  9ta»enna  befonberö  bemerft  wirb , unb  baß  mir  auch 
in  ibm  nicht  bfoße  grieebifebe  Mietlinge,  fonbern  eine  »on 
italienifcbem  Selbfigefühl  befeclte  ©ürgermilij  erfennen;  jum 
erftenmal  ferner,  baß  uns  ber  Ducat  ber  ißentapoliä  genannt 
mirb,  bal  baS  Sanb  ber  hantigen  fünf  abriatifcheu 
Seeftäbte  Sncona , Siuigaglia,  gano,  ißefaro  unb  SRimini. 

Die  ÜJlifijett  biefer  ©egenbett  alfo  marfebirten  nach  9tom. 
Der  fßrotofpatharius  befanb  [ich  bereite  in  ber  Stabt;  in  ber 
äußerften  2lngft,  »om  ©rfd^cinen  jener  Struppen  börenb , unb 
mahrfcheinlidb  burdh  einen  gfeichjeitigen  Üfufftanb  bed  römi= 
fdjjcu  Gpercihte  erfdjredt,  gab  er  ben  lächerlichen  Sefebf  bie 
Stabttore  ju  fließen,  floh  bann,  ganj  außer  gaffuitg,  in 
b aä  eigene  Sdjtafgemadj  beö  ©apfte  unb  bat  ihn  mit  fläg-- 
lichen  ©eberben,  niemanb  einjufaffen.  Die  9ta»cnnaten  aber 
jogen  über  bie  fiabrianifdie  ©rüde  burd;  bas  Stör  beä  S.  ©etcr 
in  bie  Stabt,  fie  marfebirten  Stugenbücfs  nach  bem  hifchöf- 
lidben  ©alaft  im  Sateran,  fte  »erlangten  mit  ©efc^rei  ben 
©apfi  ju  fefjn,  beim  baß  ©erhebt  hatte  fi«h  »erbreitet,  er  fei 
bereit«  Machte  aufgehoben  unb  in  ein  Schiff  gefeßt  morbett. 
Der  ©alaft  mar  öerfdblojfen,  ber  ©apft  brinnen,  ber  Spatba= 
riuä  unter  feinem  Sett  »erfroren.  Sergiite  mochte  bei  bie- 
fer Möglichen  Scene  an  feinen  Vorgänger  2Jiartin  benfen, 
ber  burd)  fie  gerächt  mürbe;  er  tröftete  ben  elenben  ©pjam 
tiner  mit  ber  ©erfidjerung,  baß  ihm  fein  haar  gefrümmt 
metben  fotle,  bann  ging  er  hinaus  unb  empfing  baS  ihm  ju* 
jauchjenbe  ©off  unb  heer  feierlich  »or  bem  Oratorium  be$ 


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208 


$vitteö  Slutb.  «siebente*  Kapitel. 


S.  Sebaftian  im  Sateran,  mo  er  fidj  auf  einem  Sift  ttieber 
ließ,  ber  sub  Apostolis  genannt  mürbe.  1 (fr  fegnete  hier 
feine  Befreier  unb  befdhmicbtigte  ihren  3°rn/  “ber  fte  ließen 
es  ficb  nießt  nehmen  mit  gejogenen  ©affen  um  ben  fpalaft 
ftebn  511  bleiben,  bis  ber  Spatbar  unter  bem  Schimpf  bee 
BolfS  aus  fllont  fid)  entfernt  hatte. 

$iefcr  f£ag  mar  einer  ber  midjtigften  in  ber  bisherigen 
Wefcßichtc  ber  fjtäpfte : er  jeigte  ber  '©clt  plößlidh  fomohl  ihre 
moralifdje  als  politifcße  SRadbt,  ba  felbft  bic  Blilijen  im  Solbe 
bes  (frarchen  bas  auf  5Rom  eiferfüdjtige  fRaPenna  Perlaffen 
hatten,  um  bem  3utlc  fRationalgefüßlS  ju  folgen.  fDie 
entehrenbe  flucht  ober  Vertreibung  aber  eine«  ber  hbdjften 
militärifchen  Beamten  bes  ÄaiferS  aus  SRom  mar  einer  £o& 
fagung  Poit  ber  bpjantinifeben  ^errfdbaft  äßttlidj.  $)ieS  mar 
bie  $olgc  ber  Suprematie,  unter  meldßer  bie  fjiäpftc  mit 
.fjilfe  ber  Bifcßöfc  unb  ber  Blöndbe  bic  fßroPinjen  ^talicn’S 
gciftlicß  centralifirt  batten,  unb  bieS  bie  ÜRadßmirfung  ber 
langen  bogmatifd;en  (Erbitterung  beS  'BeftenS  gegen  ben  Oftcn 
unb  jener  bemalt,  bie  ber  Afaifer  GonflanS  an  Blartin  auS- 
geiibt  hatte , melcbe  aber  an  Sergius  ju  micberholcn  Bpjanj 
fdjon  unmächtig  genmrben  mar.  3)er  3ug  ber  SRaoennatcn 
nach  fRom  mürbe  ftcb  gleicbmol  nidht  gartj  erflären  laßen, 
menn  nicht  einige  befonbere  Umftänbe  baju  mitmirften.  ©ir 
haben  Pon  ber  Untcrmerfung  ber  ftirdje  fRaPenna’S  unter  ben 
fßapft  bereits  berichtet,  unb  fügen  hinju , baß  eine  Pöllige 
Berfößnung  beiber  Bifdböfe  feit  Ceo  II.  eingetreten  mar;  benn 


1 Egressus  — foris  basilicnm  Domni  Theodori  Pnpae  oportis 
januia  sedens  in  sodp.  qune  vulgo  nppellntur  sub  Apostolis.  Xitl 
aber  tft  las  Oratorium  be«  2.  «Sebapian,  welche*  ber  'Pafft  Stheobovu* 
erbaut  patte. 


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'pilgerjiigc  uad)  Stein. 


*209 

biefer  l^atte  bern  Erjbifdmf  von  SRabenna  aus  duger  2)täfn= 
gung  fogar  bie  einem  Tribut  ähnliche  übliche  ©elbjahlung 
für  baS  Gallium  crlaffen.  211?  aber  jene  Ereigniffe  in  3iom 
ftattfanben  (cs  mochte  baS  3a(>r  692  ober  694  fein)  nabnt 
beit  erjbif^öflid^en  Stul  ber  fanfte  unb  friebliebenbe  $amia= 
nuS  ein.  $as  rabennatifche  93olf  mar  ferner  mit  ber  brücfen= 
ben  bpjantinifdben  ^errfdjaft  uitjitf rieben,  unb  eine  Siebeilion 
bereitete  fi<h  oor.  2(n  ihr  batte  als  $emagog  mabrfcheinlich 
jener  deine  Johannes  2lnteit,  öon  bejfen  SBercbfamfeit  unb 
9tu(im  mir  fdhon  erjagt  fabelt.  Er  fant  toenigftens  um  biefe 
3eit  öon  Eonftantinopel  nad;  SRaöettna  jurücf , mie  mir  glau= 
ben  in  llngnabe  gefallen,  unb  bei  ihrer  fpäteren  Empörung 
mitten  bie  'Haöennaten  feinen  jungen  unb  fdjönen  Solm  ©eorg 
ju  ihrem  .öaupt.  2Iujjerbent  mirb  erjählt,  baß  es  Staöenna: 
ten  gemefen  maren , bie  fidj  an  ber  SJerftümmelung  3uflinian’$ 
perfönlidj  beteiligten.  $enn  als  biefer  öerhafjte  Ataifer  im 
3al;r  695  burep  SeontiuS  enttront  unb  in  beit  tpippobrom 
gcfcpleppt  mürbe,  maren  mit  beit  mütenben  bpsantinif^en 
©olbaten  auch  einige  SBürger  »cn  9taöenna  thätig,  ihn  ju 
mifthanbeln,  ihm  2tafe  unb  Ohren  abjufdineiben,  moher  fiep 
3uftinian  furchtbar  an  Dtaöenna  rächte,  als  er  mit  abge^ 
fchnittencr  'Jtafe  ben  Sron  mieber  beftieg. 1 

2.  ©.  ‘fktruS.  'pitgerjiige  nacfa  9tom.  Xa«  Gcloffcum.  Xer  SiSuig 

Ceboalb  empfängt  fcic  laufe  in  9fom  689.  Xie  Könige  CSonrab  unb  Cffa 
nehmen  bie  Mutte.  2ergiu«  fdjmücft  bie  Minden  mit  Scibgejcpcutcn.  Xa« 
Grabmal  Peo’«  I.  im  3nnent  bes  2.  'fjeter. 

2)aS  2lnfehn  ber  heiligen  Stabt  9tom,  bie  Ehrfurcht  Por 
bem  allgemeinen  föaupt  ber  Äird;e,  unb  bie  Verehrung  beS 
2lpofielS  Petrus  mar  um  biefe  3eit  im  2lbenblanbe  hoch  unb 

1 3ene  Xinge  erjäplt  Sgneüu«  Vita  S.  Felicia  Capnt  II.  p.  352  sq. 
®rtgot cs iu«,  ®t!*i<bie  tcr  Statt  9tpm.  II.  t 1 


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210 


dritte«  3<ud'.  <2ickiitcfl  Sattel. 


bcf?er  geftiegen.  ©enn  ber  heilige  Petrus  fd&on  in  ber  Crpocf>e 
ber  gotbifd)en  .öerrfdjaft  einen  ben  ©rieten  auffallcitben  6iil 
tuS  genofs,  fo  war  in  biefer  ^Jeriobe  feine  Pebeutung  ent-- 
fdiiebener , ebarafteriftifeber  unb  roeltlidjer  geworben,  ©S 
banbeite  ficb  nid)t  fowol  um  fein  SJlärfirertum , um  fein  bobeS 
Slpoftelamt,  fonbern  »ielmef;r  barum,  baff  er  ber  ©rünber 
ber  römifdjen  Äirdje  unb  ihres  ©tuleS  war;  biefer  unfidjt= 
bare  ^eilige  im  .fMmmel  war  ber  Jitularbefifcer  »on  vielen 
Domänen  unb  Patrimonien  auf  ber  ©rbe,  ber  tbeofratifdjc 
flßnig  Storni,  beffeu  Poll  er  als  bas  feinige  ju  betrauten 
anftng,  unb  auf  beffeu  politifebe  Regierung  er  regnete,  um 
fie  bann  ben  päpften,  feinen  Stadbfolgern  ober  ctelloertre- 
tern  als  ein  l)immlif(^eS  Seftn  ju  übergeben,  ©ein  golbeneS 
©rab  ju  9tom  in  einer  golbfd)immernben  Paftlifa  War  a£U 
mälig  baS  ©pmbol  ber  Kirche  unb  beS  .peils  geworben,  wel- 
kes auS  biefem  feinem  ^nftitut  ber  ©eit  ju  Jeil  warb. 
Pilger  aus  ben  entfernteren  fiänbern  ftrCmten  nun  herbei,  eS  ju 
oerefiren.  PcfonberS  aber  würben  bie  2lngclfad)fen , im  ©i^ 
fer  ihrer  frifeben  Pefeljrung , »on  leibcnfdjaftlidjer  ©ehnfuebt 
nach  5Rom  getrieben,  unb  $u  berfelben  ßeit,  <*1$  ber  Orient 
nad)  bem  ^eiligen  ÜJiecca  unb  nach  Ptcbina  pilgerte,  ftiegen 
fromme  ©djaarett  aus  $ranlreicb , ©panieit  unb  Pritannien 
bie  2llpen  l)erab , um  baS  ewige  Wem  3U  fehen,  unb  am 
©rabe  beS  ©.  Petrus  fid;  nieberjuwerfen.  Sie  langten  haupU 
fä($li<f>  jum  Oftcrfeft  an , unb  9lom  war  wie  noch  am  fwuti* 
gen  Jag  um  bie  Cfterjeit  »on  gremben  erfüllt,  bie  einer 
bes  anbern  ©praebe  nicht  »erftanben.  ©enti  foldic  beute  bas 
römifdje  Polt  burd;  if;r  ©clb,  meldjes  fie  ibm  laffen,  311m 
Jeil  ernähren , brachten  fie  bamals  bem  ©.  Peter  unb  anbe^ 
ren  Pafilifeit  foftbare  ©efebenfe  bar,  unb  bie  ©penben  ber 


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U'olttiäii?. 


211 


ißilger  Waren  eine  nid;t  geringe  Duelle  bes  fReichtum’a  für 
ben  dtird^enfd^a^.  Sie  ißilger  befugten  anbäd)tig  wallfaiirenb 
bie  .öauptfird/eu  nnb  bie  Sömeterien  9lotn’£,  unb  mit  ftatp 
nenber  Sßerwunberung  warfen  fte  if;re  ©liefe  anf  bie  3iuinen 
ber  alten  ©tabt.  $aS  ülmpbitbeater  bea  £ituö,  biefer 
foloffale  9ling  non  ungeheuren  concentrifehen  dauern,  fdfeint 
ihre  Slufmerffamfeit  am  mciften  erregt  ju  haben,  ©ie  fau= 
ben  fdfon  im  ÜJiunbe  be$  römifdfen  ©olfg  ben  ÜRarnen 
(Soloffeum  ober  bietmehr  GolifäuS  bor,  fei  e3  baß  er  fidi  bon 
bem  berühmten  Golojf  be3  9tero,  ober,  was  wahrfcheinlichcr 
ift,  bon  ber  9liefengröf?e  beö  ©aus  felber  bet'fd^rieb.  Söenig-- 
ften?  wirb  biefer  9taine  am  (Jnbe  bei  - fiebcnteit  ober  am  3ht= 
fang  beä  achten  ^ahrhunbertö  jum  erftenmat  genannt,  unb 
e$  ift  ber  ehrwürbige  attgclfächfifche  SDlönch  Seba,  ber  ihn 
in  ber  berühmten  ©rophejeiung  über  9tom  juerft  gebraucht. 
„So  lange  ber  Eolifäuä,  fagt  er,  flehen  Wirb,  fo  lange  wirb 
aud)  Stora  flehen ; wenn  ber  (üolifäus  fällt , fällt  auch  9tom, 
wenn  9lom  fällt  wirb  auch  bie  Söelt  fallen."  1 fDie$  felt= 
fame  unb  ftofje  2Bort  mochte  eine  in  9tom  felbft,  bielleicht 
fchon  feit  langer  3eit  umlaufenbe  Söeiffagung  fein,  bie  bon 
ben  angelfächfifchen  pilgern  nach  ihrer  .^eimat  getragen  würbe. 


1 Modica  fuisti  Roma,  quando  me  erexisti:  aed  minor  eris, 
quando  medejicies.  Quamdiu  »tat  Colysaeua,  atat  et  Roma:  quando 
cadet  Colysaeua,  cadet  et  Roma;  Quando  cadel  Roma,  endet  et 
Mundns.  Beda  Colleclnn.  et  Florea  im  Tom  III.  p.  483.  CSStu  1612. 
Scipio  ©iaffri  neigt  fuß  3u  ber  Huftcbt,  baß  ber  9iame  fiolifäunt  »cm 
®au  felbft  btrftammt,  unb  fte  Weint  mir  bie  waßrWeinlWfte.  (Verona 
Iiluatr.  Para  IV.  I.  c.  4.)  'fjtatina  fagt  freilich  am  (Silbe  saec.  XV: 
Coloaseum  vocant  k Neronis  Colosso.  De  Vitia  Pont,  in  Job.  VIII. 
9lber  autb  bas  Stmpbitbeater  een  Capua  bieß  im  8nec.  9.  Colossus  unb 
©uaifar,  fein  $err,  baren  Colossensis.  Tie«  jeigt  Ercliemp.  Hist. 
Tang.  c.  56. 


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21-2 


2/ritte«  ©mb-  Siebente«  Sapitel. 


Tenn  ber  Ültöndj  25eba  fal;  mahrfcheinlich  niemals  fRom,  unb 
ber  33rief  bcs  fßapfte  Sergiua,  luorin  er  il;n  aufforbert, 
herübcrjuFommen , wirb  »eit  ber  Äritif  ftarF  bejteeifelt.  1 
Unter  biefen  blonbhaarigen  pilgern  ber  britannifdeu 
$nfcl  erregte  im  ^a&r  689  einer  bie  t)öd)fte  'Uermunberung 
ber  Stömer.  Cr3  mar  Gäbmalla  ober  Geboalb  Äönig  ber  3Beft- 
fadfifen , ein  junger  £elb  »on  breifjig  fahren.  Stad;  tapfe- 
ren ftämpfen  mit  ben  Spotten  ftedte  er  mclancholifch  fein 
Sdjmert  ein,  unb  fc^iffte  als  belehrter  ,öeibe  nach  bem  fer= 
iten  9tom,  »on  ber  eigenen  ,£>anb  bcS  ^eiligen  35ater$  bie 
Taufe  ju  empfangen.  Tie  alten  9lömer  maren  einft  getoohnt, 
Könige  aus  fernen  l'änbcrn  2lfien’3  entmeber  im  Triumf  mie 
eingefangene  ^antert^rere  aufgeführt,  ober  als  bittenbe  35a: 
fallen  »or  ben  Tribunalen  erfdjeinen  ju  fefm ; ihre  jrnfcl 
fabn  jegt  mit  Stolj  junt  erftenmat  einen  fremben  gürften  in 
i^rer  Stabt,  ben  ber  Ißapft  ju  (?hren  beS  Slpoftete  »om 
S.  ißeter  nach  ber  Taufcapelle  beS  fiateran  gleichfam  im 
Triumfc  führte.  Tort  ftanb  ber  33arbarenfönig  aut  heiligen 

1 äHan  Ufe  ba«  Sieben  biefe«  großen  ©enebictinermBmb«  uub  @e[cbidit* 
((breiter«  ber  anglifdten  Atirc^e  beim  SDIabillon  Act.  Bened.  sec.  III.  pars.  1. 
Sein  (Senie  nermoebte  an«  einem  Ätofler  Seflbumberlanb«  bnrdb  bie  Seit 
;u  flralen.  9?om  mar  umriffenb,  aber  im  legten  Sbule  bi«pu  treten  2B8n<be 
über  (Diatbematif  unb  äflronentie,  unb  ((brieten  ®efcbi(bte.  — Sa«  Elogium 
Historicum  be«  SDiabiömt  in  ber  2lu«gabc  ber  bifterifeben  Schriften  ©eba’« 
Canterburt}  1722.  p.  799  faßt,  baß  er  nie  in  Iliom  mar;  (o  auch  ©aroniu«. 
SDtabiUeii  erjablt,  er  babe  im  £ (öfter  Urficampi  in  einem  Stpograpb  unb  im 
Glossar.  Spelmnnni  voce  Venerabilis  gelefen : Bedam  scilicct  Romain 
profectum  enodnsse  inscriptionem  quamdam  a nullo  intellectam, 
quae  Portae  ferreae  insculpta  erat  in  liunc  moduni : P.  P.  P.  S.  S,  S. 
R.  R.  R.  F.  F.  F, , earnque  sic  reddidisse:  Pater  Patriae  Perditus  est. 
Salus  Secum  Sublata  est.  Ruet  Regnum  Romae.  Ferro,  Flamma, 
Farne,  Segen  biefer  ßrflarung  habe  ©eba  turd>  Secret  be«  Senat«  unb 
rbmiftben  ©olt«  ba«  ©riibicat  Venerabilis  erbalten.  Sie«  finb  Nugae 
be«  saec.  XIII,  aber  febr  ergijgiicbe.  ©eba  ftarF  um  734. 


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$ie  angclfäcfiftfcfcfii  Äonige  in  9font. 


213 


Sonnabenb  im  weißen  ©ewanbe  be«  Däufling«,  bie  Äerje 
ber  Grteudjtung  in  ber  $anb,  unb  er  empfing  au«  bcm 
Borp&prbedfen  Gonflantin’8  bie  Saufe  unb  ben  bejeidjnenbeit 
Flamen  ^ßetra«.  Die  .üeiligfcit  ber  Zeremonie  ober  ba«  Glirna 
erfcfn'itterte  ben  britifdjen  gelben : er  würbe  fcboit  am  20.  2tpril 
am  Sonntag  in  3tlbi«  oom  lieber  lunmeggerafft.  Die  fRönter 
aber  begruben  ibu  feierlich  im  2ltrium  be«  S.  s$eter  unb  festen 
i^m  eine  lange  imb  prunfeitbe  ©rabfdjrift,  bie  wir  noch  befifcen. 
Sie  fagt,  baß  Geboalb  oon  bem  festen  Gnbe  Britannien’«  über 
9Jteer,  burcf)  Bötfer  unb  Sauber  nach  ber  rontulifdjen  Stabt  unb 
ju  ißetri  ebrwürbigem  Sempel  fant,  il;m  mpftifc^e  ©aben  barjip 
bringen  (ein  fdjwne«  unb  tieffinnige«  2Sort) ; baß  er  Steicbtümer 
unb  Sron,  fein  mächtige«  Äönigrcicb,  feine  Äinber,  feine 
Sriumfe  unb  Beute,  feine  21  btt  eit,  Stabte,  Gaftcllc  unb  Saren 
au«  Siebe  ju  ©ott  verlaffeit  habe , um  al«  fönigticf;er  ©aft 
s$etru«  unb  ißetri  Siß  jn  flauen,  unb  baß  er  ba«  irbifdie 
ÜReid;  enblid)  mit  bem  hiinmlifdbcn  oertaufcßt  habe.  1 

1 töeim  SPeba  Hist.  Ecc).  Gentis  Anglor.  lib.  V.  c.  7,  unb  beim 
Paul.  Diacon.  lib.  VI.  c.  15.  I)«  ©ictyter  ber  3nf<$rift  fcU  Söencbictu«, 
Grjbifgu'f  »on  ältailanb,  geroefeu  fein.  3<b  fr(}e  nur  »om  Slnfang  unb  au» 
ber  SWitte  einige  £iflic$en  ber : 

Culmen,  opes,  sobolem,  pollentia  regna,  triumpbos, 
Exuvias,  proceres,  mOenia,  castra,  lares; 

Quaeque  patrurn  virtus,  et  quae  congesseral  ipso 
Caedual  armipoteng,  liquit  amore  l>«-i , 

Ut  Petrum,  sedemque  Petri  Rex  cerueret  Iiospes  — 

Sospcs  enim  veniens  supremo  ex  orbe  Britauni 
Per  varias  gentes,  per  freta,  perque  vias, 

Urbem  Romuleam  vidit,  templumque  verendnm 
Aspexit  Petri,  mystica  dona  gerens.  — — — 

Hie  depösitus  est  Caedunl,  qui  et  Petrus,  Rex  Saxonum,  sub  die 
duodccimo  Kalendarum  Mniarum,  Iudietione  secunda;  qui  vixit 
anno«  plus  minus  triginta,  impernute  Domno  Justiniano  piissimo 
Augusto,  anno  et  Consulatus  qnarto,  pnntificante  Apostolico  viro 


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■21  i dritte«-  spitdi.  Siebente«  Gapitfl. 

(Scbontb’ö  ©eifpiel  abmten  balb  j»ei  anbere  anejelfcic^fi- 
f<$e  Könige  nadi,  beim  nur  jmanjig  fpciter  erfdiien  in 
(Horn  Gonrab  t'on  Sicrcia  unb  non  0ftfad;fen  C'ffa.  ©eibe 
Ratten  aus  religiöfer  £et)nfud)t  i(;rcr  .yerrfdiaft  entfagt;  bie 
(Sbreu  unb  9ieicbtümer  ber  23elt  hinter  fidt  »erfeub,  mie  bie 
erften  Sefenner  Gbrifti  getl;an  Ratten,  tarnen  biefe  jungen 
dürften  tta$  Mont,  nidjt  um  fid)  taufen  ju  Iaffen,  fonbern, 
fdjon  Gbriften,  um  ben  (ßurpur  mit  bem  3J?önd;Sge»anb  ju 
Pertaufcben.  Unb  jutn  erfienmal  feierte  9tom  ben  feltfamen 
Sieg,  itönige  ju  ben  füllen  beS  Sanct  (ßctruS  um  eine  Äutte 
bitten  ju  feint.  lang  »ailenbeö  £>aar  warb  abgefeimt: 
ten  unb  bem  Sipoftci  geioeibt,  ihre  fcniglicbe  ^ugenb  in  bem 
»eifeen  2Rönd;Sfleib  für  immer  begraben;  unb  bie  Könige  Pen 
bem  .fjclbeneüanb  beS  Slrtbur  »aren  beglüdt,  mitten  im 
©<f>»arm  pon  gemeinen  SRöndjen  eines  ber  ß (öfter  beim  • 
©.  ißeter  faftenb  unb  betenb  511  perfdjminbcn,  unb  enb(id) 
ein  frühes  ©rab  im  Üttrium  ber  ©afilifa  unb  im  fummel 
einen  ©ife  unter  ben  Seligen  ju  finben.  ‘ ©0  nahm  bie 
■Hircbe  bie  frifebe  Seibenfdjaft  beS  ÜtorbcnS  in  fidj  auf,  fie 
erbebte  bie  Gntfagung  Pon  .Königen  3U  einem  ©eifpiel  Por 
anberen  dürften,  unb  bie  ©tabt  9(om  perfammeitc  nadj  unb 
nach  eine  ©adffenGolonie  in  ber  ÜM;e  beS  ©atican’S. 

Sergius  I;atte  alfo  mit  «Stolj  bem  Stpoftel  ein  2Seibge= 
f dient  bargebradit,  »ie  feiner  feiner  ©orgänger  fid)  bejfeu 

Domno  Sergio  Papa  anno  secundo.  — Gtboalb’«  Xattfe  unb  lob  in 
Sfettt  ertrabnt  and)  bas  Carmen  Aldhelmi  episc.  Schirburn.  de  Basilica 
aedifieatn  a Bugge  filia  regis  Angliae  bfint  Sing.  Stoi  Class.  Auclor. 
T.  V.  p.  388.  SUbfyflnt  (f  709)  tdirtibt  Ceduvalla,  unb  fagt  arglos: 

Alln  supernoruni  conquircns  regna  polorum 
Clarum  stelligeri  conscendens  culmen  Olympi. 

' Anast.  in  Vita  Constant.  unb  ©fba  Hist.  Angl.  V.  e.  20. 
2Piefc  Äöitige  flarbcn  (dincll  in  Dt  ein. 


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€f$niud  ber  SitcVn. 


215 

rühmen  burfte;  aber  fein  Sebcngbefcbreiber  jeidjnet  auch  bie 
föftlicbcn  2ßeihgefd>enfe  Pon  ®olb  unb  Silber  auf,  bie  ber 
iflapft  ftiftcte,  fei  eg  in  6.  Sorenjo,  in  SS.  Coöina  unb 
Damiano,  in  ber  S.  Sufanna,  ober  in  S.  ißeter  unb  S.  ißaul 
unb  in  anberen  ßirdjen.  Die  Äunft  blieb  in  beftänbiger 
Dbötig^’it/  wenigfteng  bie  ber  SJlufiobilbner  unb  5)JetalIar= 
beiter.  Der  peinliche  gleifj  biefer  römifdjen  Äünftler,  bercn 
Stil  trabitionell  war,  mürbe  im  ©etteifer  mit  söhjanj  an 
bie  gebiegenften  $racbtgeräte  gemenbet.  Selbfi  bie  golbeneu 
©eihrauchfäffer  (thymiamateria)  fd;mü<fte  man  mit  Säu- 
len, unb  bie  Giborien  ober  Dabernafelauffähe  über  bcn  2lltärcn, 
worin  ber  2lbenbmalgfel<h  flanb,  erhielten  bie  gorm  Heiner 
Dempel  Pon  porpbnrncn  ober  marmornen  Säulen,  Welche 
waf>rfcheinlid;  filbcrne  33ogcit  ober  eine  mit  ®olb  unb  Gbel= 
fieinen  bebedfte  f feine  Kuppel  trugen,  ffienn  ung  foldie  SKr= 
beiten  überliefert  worben  wären,  fo  würben  wir  leidjt  beu 
oerberbten  Ckfdjmacf  über  bem  originellen  ffiefen  pergcffen, 
bag  fidh  in  ihnen  ntuf?  auögcfprodfen  haben. 1 Die  'öilbhauer; 
funft  jener  3cit  fönnen  wir  noch  viel  weniger  milrbigen, 
aber  brcift  behaupten,  bafj  fie  noch  rohcr  lL’at/  bie  Per* 
fommenc  ©ofaifmalerei.  Sergiug  errichtete  bem  ^eiligen 
^Japft  £eo  ein  ©rabmal,  bodb  wir  Wiffen  nicht,  welcher  3trt 
eg  gewefen  ift,  weil  uttg  nur  bie  3nf<hrift  babon  übrig  blieb. 
Sic  fagt,  baß  eg  pon  fiiftlicf)cm  ©arrnor  fchimmerte  unb 
läßt  ung  auf  tKeliefbarjiellungen  fchlicfjcn. 1 ®ei  biefer 

1 CSmnrlia  ifl  brr  aDgrntrinc  StnSbnuf  fiir  bit  I'fiiigm  ©rräte , unb 
im  'Montfvi!  gab  rc  an  Pcndjawi,  SJafen,  <2cfcalnt,  it  tiefer  n,  iPofevawfe* 
foffern  ic.  nngrjäfeltc  iärttn. 

J Sb  ftpliefei : 

SiTgius  nntigtes  divinn  irnpulsus  amore 

Nunc  in  front»*  sncrno  trmigtulit  indo  domtt«. 


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2l<> 


Dritte«  ©mfj  Siebente*  Eapitel. 


©elegenheü  mag  benterft  werben,  baß  Sergius  juerft  ein  ©rab 
im  Innern  bet  ©afilifa  beS  S.  ißetrns  aufjurichten  wagte. 
SDeitn  por  feiner  sjeü  Würben  bie  ißäpfte  entweber  in  ben 
Gömeterien  oor  ben  Soren  beftattet,  ober  and)  itn  Sltrium 
ber  Paticauifchen  ©afilifa  begraben.  Sber  feit  im  ^atjre  688 
SergiuS  bie  Seidte  Seo’S  bes  ©rofjen  in  bem  Äreujfdjiff  ber= 
felben  I;atte  beifefjou  unb  barüber  einen  2Utar  errieten  laffen, 
folgte  man  biefem  2)eifpiel,  unb  bie  oerefyrtcften  Zapfte  erhiel- 
ten öffentlich  ©räber  unb  GultuS  im  Innern  beS  S.  $eter 
felbft,  währenb  zugleich  bas  ber  ^Religion  Ghrifti  angemeffene 
urfpriinglicbe  ißrincip,  nur  einen  2lltar  in  beti  Äirdhen  ju 
haben,  Pöllig  aufgegeben  warb. 

3.  3obatm  VI.  IJJapfl,  701.  Der  firareb  DbeopbBlactu«  fcnimt  liacb  9tera. 
Die  italienifcben  'Diilijcn  rüden  »or  bie  Statt,  $erftellung  be*  ftlofter« 
garfa  in  ter  Sabina,  ©ifulfu*  II.  »on  ©euerem  fallt  itt  bie  (iantpagna 
ein.  3«bamt  VII.  ©apft  705.  3ufiiitian  II.  befteigt  tticber  ben  Dron 
»on  ©ojanj. 

Sreijehn  3ahre,  acht  SWonate  unb  breiunbjwanjig  Sage 
hatte  Sergius  ben  ißontificat  befleibet,  als  er  am  7.  Sep- 
tember 701  ftarb.  9iach  einer  2>acanj  Poit  fautn  jwei  2Ro= 
naten  folgte  ihm  ber  ©rieche  Johannes  VI.  am  30.  October. 
Gs  war  bantalö  ftaifer  SiberiuS  SHpfimar,  welcher  Pier  o^hre 
jupor  ben  llfurpator  fieontiuS  Pom  Sron  geftofien  hotte. 
Sas  Such  ber  Zapfte  berichtet,  bafj  er  als  Gjrarcben  feinen 

Exornuns  rutilum  prolioso  mnnuore  tum  bum, 

In  quo  poscentes  mira  supernn  vident. 

Et  quin  praeraieuit  miris  virtutibue  olim, 

Ultima  Pontificis  glorin  inajor  erit. 

Grutcr.  1170.  n.  4. 

Dem  ©apft  S ergin«  tvirb  nur  ber  ©au  einer  einigen  -Clircpe  pigefdmcbcn, 
itänilicO  be«  Oratorium«  be«  S.  «nbrea«  auf  ber  labicaitif^ett  Straße,  ba« 
et  »on  O'runb  an«  eriieitcrte. 


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^cntificat  3obaim’S  VI. 


217 


Äämnterer  J^eop^wlactuä  Bon  Sicilien  itacb  9tom  fc^icfte,  aber 
es  nerfdjmeigt  bie  2krattlaffung,  inbem  es  nur  fagt,  baß  auf 
bic  ftunbe  Dort  beffen  Sfnhmft  in  9tom  fid^  bie  ÜRilijen  non 
ganj  Italien  erhoben  unb  nach  ber  Stabt  jkömten ; 1 ein 
fcbiagenbcr  93emeiS  f mte  fe^r  fid^  baS  ÜRationalgefiibt  in  ben 
italienifd^en  'fkoninjen  gefteigert  fjatte.  35er  fßapft , fiug 
nermittelnb,  rettete  ben  Gjarcben:  er  lieg  bie  £ore  ber  Stabt 
fließen , fanbte  in  bas  Säger  ber  SRitijen  abgeorbnete  ißriefter 
unb  befcbmicbtigte  burd;  bringcnbe  (Srtuaimungen  bie  2(ufftän= 
bifdfen.  'l  Sie  jogen  ab.  GS  gab  jebocb  in  ber  Stabt  fc^led;te 
5Dienfd>en,  tueld^c  aus  ben  Unruhen  ©eminn  ju  jieben  hofften, 
fie  nerftagten  beim  Gjarcben  einige  9tömcr  als  .Cio^jnerräter, 
aber  fie  büßten  i^re  Sdjänblidjfeit  mit  ber  gebüfjrenben  Strafe. 
SMeUeidjt  mürben  fie  nom  SBolf  felbft  jerriffen,  unb  in  jebem 
gali  mar  ber  2tufruf)r  in  9tom  unb  in  ben  ißroninjen  non 
ernfter  2Irt. 

Äaum  mar  biefer  Sturm  befdjmiditigt,  als  fidj  bie  Stabt 
non  ben  Sangobarben  bebrobt  faE).  Sir  haben  biefe  Nation 
ft^on  feit  geraumer  $eit  in  ber  0cfcbid)te  9lom’S  nid;t  mehr 
auftreten  febn;  ihre  Söilbbeit  batte  bie  2Mbe  ^taiien’S  ge= 
fänftigt , nom  SlrianiSmuS  jum  fatfiolifcben  ©tauben  befebrt, 
maren  fie  beffen  eifrige  görberer  gemorben  unb  unabläffig 
tijätig,  ben  £intme[  bureb  baS  ©aueit  non  Streben  unb  5Uö= 
ftern  ju  getninnen.  Senn  bie  Zeitangaben  einiger  ©c^rift- 
fteller  richtig  finb,  fo  batten  fie  gegen  baS  Gnbe  beS  fiebenten 

1 Volens  praefatum  Exarclium  tribuiare.  Anast.  in  Joann.  VI. 

ä Apuii  fossil  tu  m . in  quo  in  ttnum  eonveneraut.  33f  uralcvi 
iibcvic yt  tag  mit  «Stab  (graben , aber  ibssutum  ift  nur  (in  tmtgrabcneb 
Vager  überhäufst,  unb  fo  toitb  im  Seben  t(ffetb(n  3o{wnn  VI.  bkfer  Sue« 
bruef  nod)  einmal  oom  Vangobarbeitlagcr  gebraust.  C b ba#  3af)r  702  für 
biefe  Sreigniffe  gehört,  ober  nicht , taffe  ich  uncntf$i(b(y. 


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218  $rittc«  ©ud>.  Siebentes  C£apit<l. 

^abrfmnberts  in  bcr  fabinifdjen  Gampagna  felbft  baS  nachmals 
berühmte  unb  außerorbentlich  reiche  Aloftcr  garfa  bergcftelU. 
Gs  mar  ber  S.  'Dtaria  geweiht,  unb  führte  als  Ort  feinen 
«Kamen  von  bem  vorbeiftrömenben  gluffe  garfa.  $on  bett 
Sangobarben  roabrfcheinlich  um  biefelbe  3C^  jetftört , als  fie 
bie  3lbtei  «Diente  Gaftno  vernichteten,  mürbe  es  enblich  bur<h 
ben  Cifer  bes  «ßreSbuter  Stomas  mit  langobarbifcher  .g>ilfe 
mieber  aus  bem  fKuiit  erhoben.  SBcnigftenS  mar  garoalb 
.fterjog  von  Spoleto  um  biefe  3eit  ber  thätige  Süeförberer 
feines  Aufbaues,  beim  obmol  baS  Älofter  in  ber  ißrovinj  ber 
Sabina  lag,  gehörte  eS  boeb  nicht  junt  ©ebict  von  Dtom, 
fonbern^n  baS  langobarbifthe  $ucat  Spoleto.1  2>ic  bortigen 
Jpcrjöge  waren  überhaupt  91  om  weniger  gefährlich  geworben, 
als  jette  unternehmungsluftigen  Herren  von  Öenevettt. 

$ie  unmittelbaren  ©rünbe  bes  iperjogS  ©ifulf  II.  von 
iöenevent , welche  ibn  }tim  Ginfall  in  bie  Gatttpagtta  bewogen, 
feinten  wir  nid;t.  Gr  nahm,  im  jtneiten  ober  britten  3apr 
^obattn’S  VI.,  plößlidt  bie  Stabte  Sora,  Slrpino  unb  9frce, 
unb  nadjbem  er  jene  ©egenbett  am  gluß  SiriS  mit  geuer 
unb  Schwert  vermüftet  ttttb  eine  große  3abl  von  ÄriegSfcIaven 
aufgebradht  batte  / lagerte  er  fich  hei  bem  Ort  .öorrea,  nnb 
machte  «Dtiene  weiter  gegen  9tom  ju  marfdnren.  Gilig  fattbte 
bcr  «ßapft  «ßriefter  in  fein  Säger,  unb  mit  '-Bitten  unb  reichem 
Söfegclb  für  bie  ©efangenett  betoog  er  ben  .perjog  jum  91  b 
juge.  9llte  jene  genannten,  ftets  ftreitigen  Stabte  fcheitten 

1 Muratori  ad  ann.  683.  Mabill.  AnnaJ.  Bened.  XVII.  c.  20. 
p.  561  »q.  Chronicon.  Farfensc  unb  SDtuvatori’S  Prolegom.  baju  int 
T.  II.  p.  2.  Scriptor.  $>n  ben  langobatbiftOtii  C&eutungsurtuubeit  bes 
flrdjirS  bon  garfa  tautet  bie  gormel  immer:  Monnstcrium  S.  Dei 
genitricis  Maria«  quod  aitam  est  in  territorio  Sabin.  in  loco  nbi 
dicitur  Acutianns,  Ce  hieß  bie  ftitye,  auf  ber  ba«  5t (öfter  ftanb. 


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'Jtontificat  Otobann’«  VII. 


219 


übrigens  auch  fpäter  nicht  jutu  Tmcat  t>ott  Skneoent  gehört 
3U  fyaben,  unb  als  fie  ©ifulf  eroberte,  lagen  fte  maftrfdjein; 
lieb  innerhalb  beS  bpjantinif<$en  Schiets.  Sora  wirb  neu 
ißaul  ©iaconuS  auSbrütflid)  als  eine  Stabt  ber  ERömer  be-- 
seicfjttet,  unb  biefe  ftnb  bei  ifmt  toie  beim  ißrocopiug,  bie 
©rieten. 1 Dag  alte  fiatium  auf  bent  Iittfen  Ufer  beg  Jibcr 
reichte  latibträrtS  bis  jum  gluf)  fiiri-S  ober  ©arigliano,  unb 
brüber  hinaus  big  ju  jenen  ©renjftäbten,  nteermärtg  bi« 
Derracina.  Cb  nun  jene  Stabte  jur  römifdjen  Campania 
gerechnet  mürben,  ober  toie  Derracina  unb  Cajeta  unter  bem 
ißatriciat  Sicilicn  ftanben,  ift  bunfet.1 

Söir  febeit,  toeber  bon  einem  Dur  noch  bon  mi[itävifd)cn 
Sinftalten,  noch  enbiieb  bon  Senatoren  ift  bei  biefer  ©elcgeu- 
beit  in  9iom  bie  Siebe,  fonbern  eg  ift  mieberum  ber  'jgapft, 
welcher  ftatt  beg  gricdiifdjcn  iöefefilgtyaberg  bnnbelt , beit  grie= 
ben  burd;  feine  ©eiftlitbeit  bermittelt,  unb  mit  bem  Sd>a& 
ber  Äird;e  erfauft.  Unb  bieg  ftnb  bie  einzigen  berbienftlid;en 
3^b»aten,  Welche  bie  Cbronif  aug  bem  Sehen  Sofyann’g  VI. 
bezeichnet.  Cr  ftarb  SÄnfangg  3aiibar  705,  unb  [unterlief; 


1 'itnaft.  nennt  nur  teil  gän;!icb  unbefanntrn  Crt  £orrea;  Dagegen 
fiibrt  'paul  Xiacen.  auf:  Suram , Ronmnorum  civitateru,  Hirpinos 
atque  Arccni.  Cluoer  unb  SWuratori  lefen : Soraiii,  Arpinum,  Arcem 
alque  Aquinum.  Sora  mar  rin  altes  CJaflcü  brr  S«mnitrr;  ba«  alte 
Strjr  ober  heute  Strce  liegt  jwifcbcu  ben  neapolitaniftben  Stabten  Jlrpino  unb 
ilquino.  Siebe  bie  'Jiote  be8  üticiani  jttr  italieitifc^en  ilubgabe  beb  'fjaul 
Xiaconu«  (Utine  1826)  p.  100.  pors  2.  Skftpljal  9iöm.  (Sampag.  VII. 
p.  86  sq.  befdireibt  bie  l’age  tiefer  Stätte. 

* Such  bie  Tabula  cliorogr.  Medii  Aevi  be«  3<>b-  ©«rretta 
(Sectio  XX.  u.  108)  gibt  mir  barüber  ebenfetveuig  Älarbeit,  al«  be«  t£a> 
tnillufi  ‘Peregrinu«  Dissort.  IV.  de  dueatu  Benev.  (Sine  bcmerfensti'erte 
Stelle  im  fjrocop.  de  B.  Goth.  I.  15.  tebnt  bie  rBmifcbo  dampagna  bi« 
Xerracitta  au«:  nt .1  oug  kananvöi  ig  Tugu/ noÄiv  oi/.vvdtVf 
oug  Si)  oi  PäiiijS  upni  ixSivoiTai- 


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*2*20 


$ritte«  33ut6.  Siebente«  (Sapitd. 


bett  ©tul  Ißetri  bem  ©olm  eineg  ©rie«f>en  ißlaton,  Johann  VII., 
welcher  am  1.  März  junt  Ißapft  orbinirt  mürbe. 

G«  mar  im  Eerbft  beffelbett  3ahr«,  baß  ^uftinian  II. 
Pölich  au«  feiner  Verbannung  in  Gberfou  aufbracb,  unb 
mit  .fjilfe  ber  Vulgaren  auf«  neue  GonftantinopeF«  unb  be« 
Jron«  ficb  bemächtigte,  ©eine  graufame  sJtacbe  befriebigte 
fidf  nicht  an  ber  Einrichtung  ber  Ufurpatorcn  Seontiu«  unb 
SIpfimar : er  fpießte,  föpfte  unb  bienbete  eine  zabHofe  Menge 
ton  geinben,  unb  unter  ben  Opfern  befanb  ficb  aud)  ber 
Patriarch  ton  Gonftantinopel  ÄaHinifu«,  ben  er  mit  auäge- 
riffelten  3lugen  in  ein  bloßer  nad)  9tom  bringen  ließ.  5Ht)i- 
uotmetu«  (fo  mürbe  3uftinian  bon  ben  ©riechen  genannt, 
feit  ihm  bie  9iafe  abgefdhnitten  mar ')  hatte  faum  fein  9teidji 
miebererlangt,  al«  er  fich  ber  Vefdjlüffe  be«  JruUanifcben 
Goncil«  erinnerte:  er  fchicftc.fie  mit  jmei  Metropoliten  mie= 
bentm  nach  9tom,  baß  fte  ber  ißapft  unterzeichne.  Johann  VII. 
termcigerte  jttar  bie  Hnterfdmft,  aber  er  fegte  ficb  bem  Jabel 
ber  Orthobopen  au«,  meil  er  nicht  ben  Mut  batte,  bie  uu= 
canonifcheu  Slrtifet  mit  feiner  Genfur  ju  terfehn.  ©ein  Se= 
ben«befd;reiber  mirft  ihm  biefe  Uuterlaffung«fünbe  al«  fträflicße 
Menfdjcnfurd;!  tor,  unb  leitet  fogar  baton  feinen  balbigett 
Job  ab.  Mit  Vergnügen  aber  terjeichnet  er  einen  3unjfl(h3 
an  ilircßengüterft  unter  bemfelben  J?apft : beitn  ber  Saugo* 
barbeuföuig  9tribert  tnad;te  ihm  mit  ben  Vefißungen  in  ber 
Vrotinj  ber  Gottifchen  2llpen  ein  ©efeßenf,  unb  fchidte  bie  in 
golbeiten  Settern  gefd)riebene  ©d;enfung«urfunbe  nach  9toin.  SDie 
Äirche  befaß  nämlich  feit  3Uter«  in  jener  ©egenb  au«gcbehttte 
©runbftücfe,  melche  bi«  auf  2lribert’«  3eit  ihr  entzogen  mären. 

1 (Sr  erfefcte  fie  tnirrfj  «int  golbue,  unb  wenn  er  fte  reinigte,  wußte 
feine  Umgebung,  baß  eine  ginrieblung  befdjfoffeii  war. 


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Da«  3<pwcifitu<p  ber  Seronica. 


±21 


4.  Soliaitn  VII.  baut  ba*  Cratorium  ad  Praesepe  im  8.  'Peter.  Deffeit 
3)Icfaifen.  Die  Oegenbe  »cm  8{pweißtucb  bet  Serenica.  3cbanu  VII. 
(lellt  ba»  Slofler  »cn  8ubiaco  triebet  her. 

^oliann’  VII.  »erben  einige  bauten  in  SRoni  jugef<hrie= 
ben,  m eiche  jum  £eil  mit  merftoürbigen  üocalfagen  in  3U: 
fammenhang  ftet>n.  3Jiit  großer  fjkacbt  errichtete  er  ber 
SWutter  ©ottcS  ein  Oratorium  im  S.  fßcter,  unb  biefc  oon 
3)iufioen  barbarifdjer  Sluäführung  bebecfte  Gapelle  (fie  mürbe 
auch  ab  ißraefepe  genannt)  mar  eine  ber  glänsenbften  jener 
©afilifa. 1 Sie  ftanb  bort,  mo  jur  $eit  ©iftub  IV.  bie  ^Borta 
Santa  eröffnet  mürbe,  nicht  meit  Pon  ber  ißorta  ©uibottea; 
ihr  Heiligtum  mar  bab  mufioifdhe  SJilb  ber  Jungfrau,  loel- 
djeb  als  ooit  brauner  garbe  unb  oon  ftrengem  bpjantini* 
fchem  Stil  gefchübert  mirb. 11  3U  »htw  Siechten  erblicftc  man 
bie  ganje  gigur  bei  fjjapftb,  um  bab  $aupt  ben  oieredigeit 
Stamen,  bie  Gapelle  in  ben  .pänbett  barbringenb,  unb  noch 
heute  fieht  man  in  ben  ©rotten  bei  Sßatican  jene  halbe  gigur, 
unb  bie  alte  3 ®eu  veichften  Schntucf  enthielten 

jeboch  bie  Tüänbe  bei  Oratoriums,  unb  ei  ift  in  Beziehung 
auf  bie  bamalige  Äunft  lehrreich  ju  miffen,  melchen  Gpllub 
oon  ^eiligen  ©efchichtcn  man  bort  barfteüte.  SJlatt  fah  bie 
ißrebigt  fjietri  in  3erufaIem , >”  Slntiodjia  unb  in  SRom,  mas 
jebebmal  bureb  ben  Flamen  ber  betreffenben  Stabt  bezeichnet 
mar.  SJlatt  fah  ben  Streit  mit  Simon  ÜJlagub  unb  ben  gall 

’ 3bre  ©eföwi&mtfl  entwarf  lortigio  le  sacre  grotte  Vaticane  II. 

р.  117  sq.,  ebe  fie  abgetragen  würbe. 

1 Die»  ®ilbniß  befinbet  ficb  feit  1600  in  ber  Capelle  Diicci  pi 
8.  SDiarco  in  gloreiij  (fo  behauptet  wenigften«  gnrietti  de  Musi  via 

с.  5.  p.  79). 

3 Die  Snfcprift  lautet:  Joanne»  indignus  Episcopus  fecit  B.  Dei 
Genitricifi  aervus. 


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OO-J  dritte«  Stint».  Siebente*  Sattel. 

biefc«  ‘Dknnc«  an«  bet  £uft,  eine  in  5Rom  tiod)  mel  fpater 
fc^r  beliebte  SorfMung ; enblidb  bie  Äreujigung  S{?etri  unb 
ben  Stob  be«  6.  $aul.  (sine  anbere  9tcibe  öon  3)tufiwen 
enthielt  bie  ®efd)id)tc  ber  Jungfrau  unb  Gbrifti,  bie  3icrfün- 
bigung  unb  ben  ®efud),  bie  ©eburt  be«  Äinbe«,  bie  ®er-- 
ebrung  ber  Wirten  unb  fingier,  bie  SDarftellung  im  Stempel, 
bie  Staufe  Gbrifti,  niedre  feiner  Söunber,  ba«  Slbenbmal,  bei 
Welchem  bie  jünger  noch  in  antifer  'Keife  liegenb  üorgefteUt 
waren,  bie  Äreujigung,  bie  £inabfabrt  jum  £intbu«,  unb 
bie  Grfcheinung  ber  Gngel  »or  ben  grauen  na<b  ber  2luf- 
erfte^ung.  SE>ie  römifefje  .(hm ft  butte  in  biefen  SDlofaifen  lieb 
aufjerorbentlicb  angeftrengt,  aber  ee  jeigte  ficb,  bafi  fie  febon 
tief  berabgefunlen  war.  Gine«  jener  SDtufioe  würbe  nach  bent 
fRicberreificn  ber  Gapelle  3°hann’e  im  ^abre  1639  in  bie 
®afilifa  ber  S.  SUlaria  in  GoÄmebin  gefebenft,  wo  e«  gegen= 
wärtig  in  ber  Safrtftei  eingemauert  ift  — ein  ebrwiirbige« 
SDenfmal  mehr  al«  elf  3abrbunberte  jäblcnb,  jeigt  e«  in  ber 
roben  Slrbeit  einer  febon  ganj  entarteten  Stedbnif,  bodj  nicht 
ohne  riibrenbe  Ginfalt  be«  frommen  ©efiibl«,  bie  Jungfrau, 
welche  mit  betn  Gbriftu«finbe  auf  reidbgeftieftem  Scbemel, 
grieebifeb  nonnenbaft  oerfdbleiert,  bafijjt,  wäbrenb  hinter  ihr 
ein  ißrieftet,  tor  ihr  ein  Gngel  unb  eine  halbe  gigur  ftebt, 
bie  bem  Ä'inbe  ein  ©efebenf  überreicht.1 

2>a«  ®ud;  ber  Sßäpfte  fagt  nicht,  baß  3 ‘■'bann  VII.  auch 
bae>  Giborium  be«  Gcbmeifitucb«  ber  ®eronica  in  berfelbcn 
Gapellc  aiifftettte,  fonbern  nur  fpäterc  SdjriftfteHer  über  bie 

1 Sie  brieflerli<b<  gignr  ball  man  fiit  Sebann  VII.,  mir  febeint  fit 
eher  ein  2.  Sofepb.  ®ie  tecbniitfce  SFebanbtmig  be«  SDlnfivx?  au«  fcplerf^ten 
unb  großen  Mafien,  iß  fo  vob  tt'ie  jene  be«  gleitbjeiligeu  2.  Stepbanu*  in 
©.  IJJielro  ab  Sliucula.  Sine  jtblctble  ?ll'bilbuug  beim  Creecimbeui  Storia 
della  basilica  di  S.  Maria  in  Cosmedin  p.  145. 


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£a«  ©chweijtiuch  ber  ©erenica. 


2 2:1 


alte  Söafilifa  bcS  9 ißeter  wollen  bie«  au«  Urfutiben  bei. 
.<iird;cnard;t'c*S  nadfweifen.  Unmöglich  ift  e«  nicht,  benn  ba« 
Sdhwei&tudj  würbe  beftimmt  fcfjoit  im  jebittcu  ^a^r^unbert 
in  ber  Gapelle  J^o^ann’S  öerebrt , unb  e«  muffte  fiel)  bort 
fcöon  feit  geraumer  3fü  befiitben. 1 2lucb  fiebt  man  nodj 
beute  in  ben  ©rotten  beS  2>atican  eine  auf  bie  3>cronica 
bezügliche  ^nfcbrift  Johann’«  VII.  3Bcil  e«  im  fDlittelalter 
als  ein  unfdjätsbare«  Älcinob  ber  Stabt  allgemeine  ®erel;rung 
genoj),  muff  bie  i'egenbe  b*er  crjä^lt  werben.  Sie  bat  ben 
febrerfliebften  ber  Äaifer  :)(otn’«  auf  feltfame  IBeife  mit  einem 
2lbglanj  d;riftlid)cr  grömmigfeit  befchenft. 2 

£iberiu«,  oon  einem  fc^eufeUd;eu  2lu«fg$  befallen,  cr= 
Härte  eine«  Jag«  ben  Senatoren,  baff  er.  Weil  jebc  anbere 
§tlfe  berge  blich  fei,  feine  3uflucht  jum  $immel  nehmen 
wolle.  Gr  habe  gehört,  bajj  in  ^erufalem  ein  göttlicher 
SBunberthäter  mit  91amen  3cfu«  lebe,  unb  er  wolle  bajj  man 
ihn  al«  feinen  Slrjt  nach  9tom  bringe.  Gr  befahl  h>erauf 
bein  ipatricier  SBoluftanu«,  nadh  3erufalem  ju  reifen,  unb 
ehrfur<ht«ooll  3efu«  ju  bitten,  er  möge  gerul;en,  ben  Äiaifer 


« 

’ $it#  entnehme  idj  au«  betti  Chronicon  Bernd  icti.  SKifnchS  »e» 
©.  iflnbrea  auf  bent  ©erg  ©oracte  (Mon.  German.  V.  c.  11):  Johannen 
pracerat  papa,  qui  fecit  oralorium  aancte  Dei  genitricis,  opere 
pulcerrimo.  intra  erclesia  b.  Petri  apostoli,  ubi  dicitur  a Veronioe. 

1 lieber  fco«  heilige  ©ehweifitueb  (Sindone  int  ©rieeftifebeu)  gibt  e$ 
eint  rieitte  Literatur.  3cb  fettete  ittedj  aus  'Piitieib  ben  i'efer  jrlbft  Bon 
bes  SUfoitfuS  ifialäotu«  Jesu  Christi  Crucifixi  Stigmata  sacrae  Sindoni 
impressn  jurücf,  ein  9?ticft,  worin  btr  ilbbrud  Bon  Sürifti  SSrpnr  in  rinn 
©eftauber  erregenben  ©orftethittg  ju  (eben  ift.  lernt  GhriftuS  malte  fieft 
aneft)  auf  bem  Vridjf ntudj  ab,  unb  e#  gibt  (eint  feiner  Sunbeit,  bie  nicht 
mit  hartfterjiger  ©elebrfamfeit  unterf licht  worben  Ware  — eine  abfteßenbe 
Stnatcmie  feiner  ©affien.  SUoeri  Roma  in  ogni  slato  II.  p.  210  sq. 
uitb  ©eberan.  le  7 chiese  p.  154  sq.  baten  eine  ausführliche  Öefcfticftlc 
bes  ©ebweißtuefts  gegeben. 


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®rittea  $?wd>.  Siebente*  Uapitel. 


*224 

Siberiu«  in  9tom  mit  feinem  göttlichen  änblid  p begliiden. 
©türme  toerjögerten  bie  2tnlunft  be«  2lbgefanbten  in  3cru= 
falem  um  ein  $ahr,  unb  als  Solufianu«  bort  eintraf , er= 
flärte  ihm  ber  oerwirrte  ißilatu«,  er  bebaure  nicht  früher 
non  ber  Slbfkht  bc«  Äaifer«  in  Äenntnife  gefegt  p fein,  benn 
bie  3uben  hätten  $efu«  an’«  Äreuj  gefdjlagen.  Ser  bcftürjte 
Sßolufian  überzeugte  fidh  öon  bet  Unmöglichfeit,  feinen  2tuf= 
trag  au«juführen , aber  er  war  am  Gilbe  froh  fich  in  ben 
93efth  eine«  SBilbniffe«  bc«  £cilanb«  ju  feßen.  SSeronica,  eine 
fromme  SKatrone,  hatte  bcm  com  ßreuj  belüfteten  Grlöfer 
fein  fchweißtriefenbe«  2lngcficht  mit  ihrem  Such  bebecft,  unb 
pm  Sohn  hatte  tyr  3«fu«  auf  eben  biefem  Such  ben  treuen 
Slbbrucf  feine«  2httlifee«  jurüdgelajfen. 1 Solufianu«  nahm 
23cronica  unb  ihr  »iltmife  nach  9tom,  er  führte  auf  bem= 
felben  Schiff  and)  ben  gefangenen  plaP«  mit  f«h  fort.  211« 
er  nun  oor  ben  Jtaifer  trat,  ergrimmte  Siberiu«  über  Ghrifti 
Sob,  er  oerbammte  ben  platu«  ju  ewigem  unb  marteröoUem 
GfU  nad?  ber  tu«cif<hen  ©tabt  2lmeria,  ba«  ©chmeifetud) 
aber  liefe  er  oor  fich  bringen,  unb  faum  hatte  er  e«  gefehn, 
al«  er  in  Sränett  auöbretheub  fich  öor  ihm  nieberwarf,  unb 
nachbent  er  e«  anbächtig  gcfüßt  hatte,  war  er  plöfelich  bom 
2lu«fafe  befreit.  Sic  hM^üigc  2teronica  machte  er  reich,  ba« 
Schweifetuch  liefe  er  in  (Mb  unb  Gbelfteine  faffen,  unb 

1 ®ct  3cfuit  i’anbaberg  »erfichert,  baß  birt  3tbbilb  bie  ireue  einer 
Ißbotograb&ie  habe;  er  entbedte  felbfl  bie  Spuren  be«  Schlage«,  mit  btm 
ein  rucblofer  Solbat  ba«  »ntli|}  Cbrifti  mi&hattbelte:  in  quella  sacra- 
tissima  iinagine,  che  si  conserva  in  S.  Pietro,  si  vedono  ancora 
i segni  dcllc  dita  di  quel  soldato.  Severon.  p.  160.  35ie  heilige 
tkronica  ift  inbeß  img(iicfli<her  Seife  eine  gicticn , entfianben  aua  vera 
icon,  ober  „btm  trahrbaften  Sntlif}"  ffbrifti , Welche«  ber  Soitig  äbgaru« 
»ett  Öbeffa  foü  erhalten  haben.  Siehe  ?a  garina  Storia  d'Italia  I. 

p.  210. 


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2>ritte«  '-Putt».  Siebente«  (Jflpitd. 


225 


oermabrte  eg  an  einem  auggejeidjneten  Pa{j,  um  eg  täglid) 
anphetcn.  ßr  lebte  bantacf)  nur  neun  ÜKonate  in  bcftänbi-- 
gem  Webet  p ßhriftug  unb  in  Sercbrung  feineg  ^eiligen 
©ilbniffeg. 

®iefe  fiegenbe  gehört  p jenen  feltfamen,  melcbe  bie 
heibnifchen  Äaifcr  9tom’g  mit  bem  ßbriftentum  in  Serbin = 
bung  bringen;  an  Sluguftug,  unter  beffen  Regierung  3efug 
geboren  mürbe,  heftete  ficb  eine  ber  fdjönften  religiöfen  Socak 
fagen  ber  «Stabt , bie  mir  (pater  erpblen  merben,  unb  fein 
fürchterlicher  iRachfolger  Siberiug,  unter  bcjfen  fttegicrung 
3efug  gcfreujigt  marb,  bot  ficb  leicht  pm  ©egenftanb  einer 
fiegenbe  bar.  2)iefe  entftanb  früher  alg  jene,  benn  fie  mar 
fcbon  pr  Seit  beg  ßufehiug  unb  beg  Jertuilian  in  ihren 
.jjauptpgen  ba.  ßg  ift  ungcmiß,  mann  bie  Sage  erfunben 
mürbe,  baß  Siheriug  in  golgc  feiner  munberbaren  Teilung  burd) 
bag  Scbmeißtucb  G^riftuS  alg  ©ott  öffentlich  in  5Rom  Perehrt 
miffeit  molltc;  ber  Senat,  fo  erjdhlt  fie  meiter,  meigerte  ficb 
beffen,  er  erließ  oielmchr  ein  3)ecret,  meldjeg  bie  Sluätreibung 
aller  ßbriften  aug  ber  Stabt  befahl.  Slber  £iberiug  miitete 
nun  gegen  ben  Senat,  unb  ermorbete  um  beg  Schmeißtucbg 
mitten  oicle  fttömer.  S)iefe  fiegenbe  mag  bem  jmölften  3ahrs 
hunbert  angehören,  hoch  f«hon  am  Stitfang  beg  fünften  Säcn= 
lumg  fchrieb  ber  Söifchof  Orofittg,  ber  noch  nicht«  Pon  bem 
Schmeißtuch  mußte,  baß  Siberiug  bureb  ben  Sßiberftanb  beg 
Senatg  gegen  bie  ßrflärung  Gbrifti  pm  ©ott  aug  betn  fanft= 
miitigften  dürften  in  ein  graufameg  Spcr  i><b  Permanbelte. 1 

1 Orosius  Hist.  XII.  c.  4:  hier  »erlaufet  neeb  tikbtS  wn  ber  $lerc< 
nico,  fonbern  nur,  bog  Xiteriu«  auf  bie  'Jiatbtitbl  »on  ber  faßten  unb 
Bufrrftebung  CSbrifti  ibn  jum  @ott  erflären  wollte  unb  baran  bur*  ben 
Senat  orrbinbert  würbe.  Äu«  Droftu«  ftbrieb  faß  wiSrtlitb  ab  Otto  »on 
0)  r t g c r ooiu  I , (Seut>ii»te  bet  Stabt  .'Hem  II  15 


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2'2<i  ®riltce  SHidi.  Siebentes  öaritcl. 

Die  römiicfte  fiocalfage  führte  bie  ©efdiidite  ber  Sittboite 
ber  S.  Seronica  weiter  fort.  $ie  gromme  Hieb  nadt  beut 
Stöbe  be«  Sßberiu«  im  Sefifc  il;re«  Schabe«,  unb  im  3ltter 
»on  beinahe  fmnbert  fahren  fterbenb,  »ererbte  fie  ihn  auf 
Seit  ^iapft  Giemen«.  $effen  Nachfolger  bewahrten  ba«  Schweiß* 
tud?  mit  großer  Sorgfalt,  bi«  e«  »on  SBonifaciu«  IV.  im  cf>rift= 
lieh  geworbenen  ißantbeon  niebergelegt  toarb,  unb  noch  beute 
jeigt  man  bort  beu  Haften,  toorin  baffelbe  Stucb  »on  ^erufalem 
nadb  Nom  gebraut  tourbe;  im  fedbjeljntcn  ^abrfmnbert  mußte 
man  fogar  ju  erjagen,  baß  er  barurn  breijelm  Sdhlöffer  habe, 
weil  feber  Gaporione  ober  Negion«capitän  Nom’«  baju  einen 
Sd&lüffel  fii^re;  benn  nur  unter  3ujiebung  aller  breijehn 
Legionen  burfte  ber  Haften  geöffnet  »erben.  ’ Gnblidj  tourbe 
ba«  £ud)  »on  Rottanne«  VII.  au«  bem  ßtantheon  in  feine 
Gapelle  ber  Nlutter  ©otte«  im  6.  speter  gebracht,  unb  bort 
in  einem  marmornen  Sabernafcl  niebergelegt.1  Stic«  iß  bie 
Sage  »on  'bem  Silbe  Ghrifti  ju  Nom. 

®er  ißapß  Johann  erwarb  ftd)  jebenfaU«  bcbeutenbere 
Serbienfte  um  bie  Hirdjc  burcfi  bie  äüieberberfteiluttg  eine« 
berühmten  Hlofter«  in  ber  Gampagna  »on  Nom,  womit  mir 
bie  @efchi<bte  feine«  ißontipcat«  befddießcn.  SCa«  ß [öfter  bet 
Senebictiner  »on  Subiaco,  bie  ältefte  Stiftung  bc«  S.  Se= 
nebict,  hatte  burd;  bie  Sdhulb  ber  langobarbifden  ßriege  ba« 

grriftngtn  Chron.  III.  c.  12,  unb  and;  fr  ^at  m>d>  nicbts  rcn  bfr  Sitte" 
nica,  obrooi  fit  bfr  3Röm$  ©entbiet  fc^on  jttfi  3abr{miibtrtt  tot  ihm 
tanntt. 

1 Stuf  birftm  Mafien  ftebt  gefefcrieben:  ln  ietu  capsa  fuit  portatum 
sudarium  passionis  Domini  nostri  Jesu  Christi  a Ilierosolymia 
Tiberio  Augusto.  3d>  {(treibt  bit  (Sefcbiddc  bfr  Stabt  im  SWittelalter. 

2 ©Dtt  btm  marmorntu  Jabfrnatel  l;at  ficb  noch  btr  SUtar  erholten; 
matt  fiefct  ihn  itt  btn  Wrolten  tc«  ©atican  unb  liest  barauf:  Joannig 
aervi  S.  Mariae. 


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'ßentificat  tefl  ©ifcnnius  imb  be«  Gonftantime*.  227  > 

Sd^tcffal  feiner  Kolonie  Nlonte  ßafttto  erfahren,  ßs  mar  int 
3af;r  601  bis  auf  bcn  ©ruttb  jerflört  warben,  unb  bie  »er= 
jagten  Ntöndje  hatten  Ntübc  gehabt,  ficö  nach  Nom  511  retten, 
wo  ihnen  baS  Älofter  beS  S.  ßraSttmS  auf  bem  Gölifdjen 
.fjügel  eingeräumt  mürbe.  Unb  104  3abre  lang  blieb  @u- 
biaco  neröbct , bis  ber  sßapft  Johannes  VII.  biefe  berühmte 
Slbtei  mieber  berölferte  unb  erneuerte. 1 

5.  ©ifimüu«  wirb  'JSarft  im  3obr  707.  ßcnflatctimi«  im  3abr  708. 
gurc^tbare  ®<ftrafung  9tai'cimo’e.  Ter  $ap{t  reift  ccadj  bem  Crient.  gin- 
riebtmegen  in  9tom.  Cbarafter  ber  Sfabcimnten. 

Johann  VII.  ftarb  int  October  707;  »er  bem  9lltar 
beS  non  ihm  erbauten  Oratoriums  mürbe  er  begraben.  3hm 
folgte  ber  ©prer  ©ifimtius,  hoch  nur  für  jtnanjig  Jage. 
3n  feinem  turjen  ißontificat  faßte  er  bett  rühmlichen  iJJlan, 
bie  Stabtmauem  Nom’s  mieberherjuftellcn,  moju  er  Äalf  ju 
bereiten  befahl.  2lber  er  ftarb  barüber,  unb  mir  miffen  nicht, 
ob  fein  Nachfolger  beit  Norfafc  auSfül;rtc. 

ßonftantinus,  gleichfalls  non  fprifc^er  Nation,  mar  ein 
gemanbter  unb  fräftiger  ©eift.  ©ein  fteben  3a^re  langes 
ißontificat  (er  mürbe  am  25.  Ntärj  708  orbinirt)  mirb  burch 
einige  bebeutenbe  ßreigniffe  belebt,  welche  Nanenna,  Nom 
unb  ßonftantinopel  betrafen.  ßS  mar  eben  in  Nanenna  ber 
ßrjbifdjof  JamianuS  geftorben,  unb  fein  Nachfolger  gelip 
fam  nach  Nom,  um  ber  Negel  gemäß  nom  ißapft  bie  Orbi= 
nation  ju  empfangen,  ßr  unterwarf  fich  ihr  mit  Jßibcrmillen ; 
auf  bie  SubiceS  beS  flaiferS  fich  ftüßenb,  fegte  er  feine 

1 Mnbillon  Annal.  Bcucd.  lib.  XIX.  23.  unb  bie  ungebneefte  ®e* 
fegiegte  bet  ('ftübmtfii  Sbtei:  Chronicon  Sieblncense  P.  I).  Clicrubini 
Mirtii  Trevirensis  nnno  Doiu.  1629.  Sic  liegt  im  2trct>iv>  Veit  Subiacc, 

»0  icb  fee  cinfaß. 


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228  ©ritte«  ©ud>.  siebente«  Kapitel. 

©rflärung  ober  Formel  wie  es  ü;tn  gut  bäumte  auf.  £>er 
cifernbe  6f)ronift  erjagt,  baf?  biefes  33ocutnent  int  Strdrio  nach 
einigen  Jagen  als  »nie  toon  geuer  gefdjwärät  gefunben  würbe, 
unb  er  fab  barin  ein  änjeicben  beS  fd)redlid;cn  aSerbetbens, 
welches  halb  barauf  SRaoenna  traf.  Jettn  int  _3abr  709 
f führte  Quftinian  feinen  3iad;cplan  gegen  biefe  Stabt  aus, 

inbem  er  ben  ifktricius  Jbeobor  mit  einer  flotte  üon  Sicitien 
in  ben  .öafen  diaüenna’S  fanbte.  Jet  arglofe  Slbel  unb  bie 
oornefmifte  ©eiftlicbfeit  würben  mit  Sift  auf  bie  Skiffe  ge= 
locft,  gefitebett  unb  in  Sertoabrfant  geworfen,  barauf  aber 
überpel  Jpeobor  bie  Stabt,  unb  ltadjbem  er  fie  bureb  Vren= 
nett,  SUtorben  unb  ißlünbern  auf  barbarifdic  Söeife  oevwüftet 
patte,  fdjifftc  er  mit  feinen  ©efangenen  nach  Gonftantinopel. 
Sie  würben  t?or  ^uftintau  gebrad;t : ber  Äaifer  faß  auf  einem 
golbenett  mit  Smaragbcn  gegierten  Jron,  ein  fßetlenbiflbem 
auf  bem  .ftaupt , unb  faurn  batte  er  bie  SRaPennaten  erblicft, 
als  er  fie  fammtlicb  jur  ^inriebtung  ju  führen  befahl.  Unter 
ihnen  befaub  fiep  auch  ^obanniciuS.  Verurteilt,  febenbig 
eingemauert  ju  werben,  würbe  er  non  ben  ,£>enfern  fortge= 
bracht  unb  ein  Slusrufer  rief  »or  ihm  her:  „Qobamtdben  »on 
Plabenna,  ber  berebte  Voet,  wirb  nun,  weif  er  bem  immer 
ftegreidhen  SluguftuS  entgegen  war,  jwifdien  jwei  3Jlauern  ben 
ÜHaufetob  fterben."'  33er  ©rjbifcbof  fyelip  war  glüdlid;er ; 


1 Johannicius  Ravennianus  ille  facundus  poiita,  quia  invictis- 
simo  Auguato  contrarius  fuit,  intcr  duos  fornices  murina  morte 
vita  privetur.  SlgneUu«  erjäblt  ?eben  unb  ©ob  be«  öHooannicio  in  brr 
Vita  Theodori,  Damiani,  S.  Felicis.  (Sä  ift  rin  9font<m ; feint  Schweflet 
bat,  ißr  ba«  abgefcblagne  $aupt  be«  ©ruber«  oor  bent  genfter  ju  jeigen, 
fte  fab,  weinte  unb  ftarb.  Hgittfiu«  felbft  nennt  fi(b  ben  Urcntct  3cbaitn. 
iben’«.  lieber  biefen  mertwiirbigen  Jpiftcvifer , ber  fein  SBcrf  mit  bent  ©iftbof 
@eorg  um  846  abfcbließt,  tefe  man  bie  Prtdegomcna  in  Stmabefi’ä  Antistit. 


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Ueutificat  beb  (Scnflnntinuf. 


221) 


er  oerbanfte  einem  abmafmenben  Draumbilbe,  bas  bent  Äaifer 
erfrif)ien,  feine  Stettung,  betin  er  würbe  nur  jur  33Ienbung 
verurteilt,  unb  nad&bem  er  feine  STugen  über  einem  glübenben 
©eefen  von  Silber,  in  wet<$e$  man  Gffig  goß,  gehalten  batte, 
fonnte  er  in  ber  ©infamleit  oon  ipontuä  weiter  leben. 1 

Die  Äataftropße  oon  Staoenna  erfdjiittertc  bie  italtenü 
feßen  IßroOinjen,  unb  fie  trug  wef  entließ  baju  bei,  ben  |>a{} 
gegen  Spjanj  überall  ju  fleigern.  Scfwn  barnals  tjätten  fiel)  bie 
Stabte  boit  ben  ©riedjen  befreien  mögen,  wenn  fte  unter 
einanber  einig,  unb  nießt  burd)  bie  gurdit  oor  ben  £ango= 
barben  beßinbert  gewefen  wären.  9tom  felbfi  trauerte  um 
ben  fdjredlid;cn  fRuin  ber  9tebenbulerin , aber  eä  gewann 
bureb  it?n , unb  ber  Äaifet  faß  fid)  gejwungen,  bem  ißapft 
freunblidje  ©efinnungen  ju  beuteln.  Dodj  empfing  biefer  bie 
©unftbejeugungen  bei  ,§enfer3  von  Siarenna  nießt  ohne  tiefe 
Demütigung.  Suftinian  forberte  ifm  auf,  in  $erfon  nacb 
Sonftantinopel  ju  fontmen,  um  bie  nodj  fdjwebenbcn  Streik 
tigfeiten  über  bie  Slrtifel  ber  DruHattifcßen  Svmobe  beijulcgen. 
Daä  Oberhaupt  ber  ftircfje  geborgte  bem  33efebl  Wie  ein 
S3afall,  unb  fd;iffte  fid)  am  5.  October  710  im  §afen  ^ortuä 
nacb  bem  Orient  ein;  mit  fidj  nahm  er  einige  ber  böcbften 
Sßürbenträger  ber  d?ird»e,  SticetaS  ben  33ifdof  non  Siloa 
Ganbiba,  ben  ©ifefjof  Don  ^ortuö  ©eorgiuS,  einige  oon 
ben  erften  ©eamten  bes  päpftiid;cn  ißalafteS,  unb  $rcs= 
botcr  wie  Diaconen.  ©§  ift  ber  3Rü^e  wert,  feine  Steife  ju 
verfolgen,  um  ju  wiffeu,  Wellen  SBeg  man  bamais  oon 

Ravenn.  Clironotaxis  Faveut.  1783.  Seine  ßbrecflicbe  ^Jrofa  iß  eilt 
<?emifcb  naiven  Cbronifenftile  unb  bembaftifeber  fJiacbnbnumg  be«  Clanbian. 

1 'Ben  tiefet  btjanliitiirften  ?lrt  ju  blenben  leitet  'Uinratori  ba«  italien. 
abbaccinare  ber-  ®a«  Stbicffal  dtaoenna’e  evjisblt  Stgueflii«  in  ber  Vito 
S.  Felicia. 


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230 


drittes  $Ju<$.  Siebente«  Sapitet. 


Som  ita<$  Gonftantinopcl  nahm.  ®ie  gafyrt  ging  juerfl  ua<^ 
Seapel,  bann  nad;  Sicilieit,  vielleicht  nach  Steffina;  nach 
Shegiunt,  Gortona,  ©allipoliS.  $n  §pbruntum  warb  über= 
wintert,  worauf  ber  ißapft  im  Jrü^ling  bie  'Seife  läng«  ben 
lüften  öricchcnlanbS  fortfeßte.  Stan  legte  an  ber  3nfcl 

Gaea  bei,  uitb  fuhr  entließ  ton  hier  nach  Gonftantinopcl. 
2ltt  allen  jenen  Orten  waren  bie  iöefwrbcn  attgewiefcn  worben, 
ben  Stellvertreter  Gßrifti  mit  gebiil;renben  ©breit  jn  empfangen, 
unb  tor  ber  .jjauptftabt  fclbft  bewillfommncte  ihn  3"ibcriuS 
bes  ftaiferS  Soßn  an  ber  Spiße  beS  Senats,  unb  GpruS  ber 
if?atriard;  an  ber  Spiße  beS  GlcruS.  ®er  leßte  ptpft,  welcher 
Sövsanj  faß,  hielt  feinen  Giitjug  ju  Soft,  bie  ÜDlitra  auf  bem 
.jbaupt , unb  würbe  in  bem  ifSalaft  ber  pacibia  beherbergt. 1 

®er  Äaifcr  inbefi  befattb  fid;  in  Sicäa  in  SBithpnien;  er 
feßte  eine  SBefricbiguttg  feines  StoljeS  barin,  ben  römifeßen 
$Mfd;of  nodj  weiter  reifen  3U  machen,  unb  Gonftantin  muffte 
bie  .üauptftabt  terlaffen,  um  fich  in  Sicomebia  cinjuftnben, 
wo  er  ben  Ataifcr  traf.  ®aS  bluttriefenbe  Ungeheuer  Sbino= 
tmetus  reinigte  fich  in  ben  2lugen  ber  Stenge  ton  feinen 
SSerbredjen  burch  bie  päpftliche  Umarmung,  söei^te  unb  Gonu 
munion,  aber  was  in  ber  3ulammenfunft  fonft  terhanbelt 
würbe , wirb  uns  nicht  erjäßlt.  '*  Gonftantin  fehrte  mit  ber 
3ufi<herung  aller  pioilegieu  ber  röntifchen  Äirdje  im  Jperbft 
711  aus  bem  Orient  juriief.  3US  er  in  Gajcta  laitbcte,  faitb 

1 ®ie  SHitra  be«  'papf!«  nennt  Slnafl.  camelaucum  (xa/ttiavxiov 
ßrie<t>ifc^) ; bie  3taliener  haben  ben  Ätt^tvucf  eamauro.  Sieh«  bie  Stet« 
be«  Jüigttoli  ju  biefer  Stelle. 

1 Xie  Scene  betreibt  Stnafi.  tnit  ber  gebührenbeu  officietlen  Siühtuug. 
^uerft  warf  fiep  ber  Äaifcr,  bie  Jtrcne  auf  bem  $aupt,  nieber  unb  fügte 
bem  'ßapfl  bie  giifjc,  deinde  in  nniplexum  mutuum  corruerunt,  eilte 
birgilifthe  'prachtphrafe.  IS«  wirb  inbefj  hinjugefeßt,  baß  ber  Äaifcr  pro 
delictis  suis  beichtete  nnb  bie  (Sommunion  empfing. 


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tßcntificat  tffl  (Sonftaminu#. 


231 


er  einen  Seil  feines  GleruS  unb  Diele  aus  bem  römifchen 
©olf  ju  feiner  ©egriifeuttg  bort  anmefenb,  unb  bie  greube, 
beit  heiligen  ©ater  aus  bem  SRac&en  beS  Orients  als  neuen 
3louaS  glücflicb  gerettet  ju  febn,  mar  allgemein  unb  aufricb- 
tig.  9Rit  3ubel  führte  man  il;n  nach  jRorn,  mo  er  unter 
bem  f\reubengefd)rei  beS  ©olfS,  nadt  einjähriger  2lbmefen= 
beit,  am  24.  Cctober  feinen  (rinsug  birit. 

3)ie  Stömer  fonnten  ibnt  nun  genau  beruhten,  »aS  in 
feiner  Slbmefenbeit  Dorgefallen  mar,  unb  mas  gerucbtmeife 
fein  Obr  erreicht  butte.  TieS  maren  ernfte  Singe.  $m  Octo- 
ber  beS  Dorigen  ^abrs,  gleich  nach  beS  ißapfts  Slbreifc,  mar 
ber  neue  Gjard)  Johannes  fRijoEopuS,  ber  ihn  noch  in  'Jiea- 
pel  begrüfjt  butte,  nach  SRont  gefommen ; bort  butte  er  einige 
©camte  ber  Äirdcc  ergreifen  unb  ihnen  bie  fehlen  bureb-- 
fdjneiben  laffen,  ben  ®iacouuS  ißauluS,  ©icebominuS  ober 
erften  .'puuSofficianten  beS  ©apfts,  ben  2lrcarius  ober  S<ha$= 
meifter  ©etrus,  ben  2lbt  unb  ©resbwter  SergiuS,  unb  bet! 
Orbinator  Sergius.  SDie  ©eranlaffung  ju  biefen  (rrecutio» 
tten  fentten  mir  nicht,  aber  ba  ber  Srard?  gleich  na<h  ibrer 
©olljiebung  nach  fRaoenna  abging,  unb  bort  umS  Sehen  fum, 
fcheint  es  als  hingen  fie  mit  ber  SRebclIion  pott  Slaoenna 
jufammen. 

©>iefc  getnifibanbelte  Stabt  butte  fich  in  ©erjmeiflung 
erhoben  unb  offen  baS  3o<h  ber  ©Djantiner  abgemorfen.  2)ie 
SRaoennatcu  loaren  ein  ©olf  Don  leibenfcbaftlicber  9!atur  unb 
Don  fanatifcheu  Sitten.  5)ie  milfte  ©Jilbbeit  beS  iRittelal-- 
terS  fcheint  fich  in  ihnen  burch  bie  unmittelbare  ©ejiebung 
ju  ©Djunj  am  eheften  unb  am  eigentiimlichftcn  unter  ben 
Stabten  Stalicn’S  ausgeprägt  ju  buhen.  21  iS  ©emeis,  mie 
febr  fie  Don  ben  jabmeren  SRömcrn  Derfchieben  maren,  mag 


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2;}2  ©ritte«  i'rnb.  Siebente«  Capitel. 

ber  Bericht  beö  SlgttelluS  von  ihren  93olfSfpielen  bienen.  Sin 
jebetn  Sonntag,  fo  erjählt  er,  loaren  bie  9tavennaten  gewohnt, 
CSble  unb  vom  Soll,  ©rofte  uttb  kleine,  Jänner  unb  grauen. 
Vor  bie  Sore  ju  gehn  um  miteinanber  ju  fämpfen.  GS  hatten 
fuh  jwei  Parteien  gebilbet,  bie  eine  von  ber  ^Jorta  Sigurien= 
fig,  bie  anbere  von  ber  ißufterula,  ober  beut  Suminus 
vicus;  fie  ftritten  mit  Schleubcrn,  bie  Jßinber  aber  pflegten 
bie  ruzzola  ju  fpielen.  1 2tuS  biefen  Spielen  erwuchs  lßar= 
teifeinbfchaft  unb  Wütenber  Äatnpf  auf  Sehen  unb  Sob;  er 
entbrannte  an  einem  Sonntag  fo  heftig,  baft  bie  f<hwä<he= 
ren  Ißufterulenfer  mit  ihren  Seichen  unb  Üerwunbeten  baS 
gelb  bebetftett.  Sie  93eftegten  hielten  fidj  eine  SBeile  ruhig, 
aber  fie  famten  in  ber  Stille  ben  fcheuftlichften  SKacheplan 
aus.  Unter  beut  Slorwanb  feierlicher  SBerföpnung  lubett  fie 
bie  Sigurienfer  in  ber  iöafilifa  Urfiatta  jum  griebcnSmal  ein. 
Gin  jeber  nahm  feinen  @afi  natft  .'paufe,  unb  ein  jeher  er= 
bolchte  ihn  Verräter ifd),  unb  warf  ben  Seichnam  heimlich  in 
bie  Äloafett.  SRiemattb  wuftte , too  fo  viele  2)länner  geblie= 
ben  waren,  es  war  als  hätte  fie  bie  Grbe  hinabgefchlungen. 
Sie  ©äber,  bie  öffentlichen  Sdjaufpiele,  bie  Äaufläben  tvur= 
ben  gefchloffen,  bie  SBittwen  unb  aöaifen  jammerten  in  ben 
Straften,  jerrauften  ihr  .'paar,  jcrriffett  ihr  Slntlift  unb  ihre 
Äleiber.  Sie  ganje  2Soche  würbe  in  folgern  Sament  hingen 
bracht,  bann  orbnete  ber  sBifdjof  SamianuS  eine  Ißroceffion 
beS  gefammten  ißolfs  in  Sact  unb  21  f che  au ; 1 unb  ber 

1 IS«  ifl  ein  alle«  Scbeibenfpiel,  beute  in  ganj  3ta(icn  al«  ruzzolu 
geiibt.  3 m iejt  tjeifjt  e«  parvuli  cum  motlicu  orbittlla:  Agnellus 
Vita  Damasi.  c.  II.  p.  327. 

’ Snccos  imluti  eiint  — ciliciis  sc  opericruni.  2>ie«  (inb  bie  no<b 
beule  gefrväu(bli<bfli  Äapujcn  her  öriiberitbafteu.  ®ie  fit  t>on  bärennti 
Stoff  (ciliccino)  trag*»»  werfen  torjugeweife  i «nccoui  genannt.  tSei 


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StebeUicn  een  Stanenua. 


raüennatifche  ©efchichtfd)reibcr  erjätjlt,  baß  lief)  hierauf  bie 
ßrbc  öffnete  unb  bie  lobten  beit  ©liefen  offenbarte.  Die 
Mürber  würben  umgebracht,  felbft  it;re  SSciber  unb  Äinber 
traf  bie  ©lutradie,  bas  ©iertel  ^ufterula  aber  warf  man 
auf  ben  ©oben  unb  belegte  ed  mit  bem  ewigen  Stbanbnamen 
ber  regio  latronum,  ober  bes  9läuberquartier8. 

Diefe  ©or  fälle  trugen  [ich  am  Gnbe  be3  ftebenten  $ahr= 
bunbertö  ju,  unb  wir  haben  fte  nur  erjählt,  um  an  einem 
fo  außerorbentlichen  ©eifpiet  ju  jeigen,  baf?  ber  bem  italiäni* 
fchen  Mittelalter  eigene  (£f;arafter  ber  ißarteifänipfe  innerhalb 
einer  unb  berfelben  Stabt  bereite  in  jener  3e>t  »öllig  ent= 
wicfelt  war.  1 

6.  Stebetlien  iit  Xatteuna.  (Jrfte  Stäbteconfötcratiou  3talini’«.  'ßbilibbicuä 
ißarbane«  &aifer  im  3®br  711.  ®ie  8tijmcr  erlernten  ibn  nicht  an.  Ser 
Sucat  unb  ber  ®uy  eott  9tem.  Sßilrgerfrieg  in  9tom.  Ser  Gifarenpalaft. 

Slnaftafiu«  II.  Satfer  in  SSnjanj  713.  lob  Ccnftantin’«  im  3abr  715. 

So  war  ba3  ©olf  jHaoenna’s  geartet,  baS  fi<$  int  3ahr 
710  unb  711  im  offnen  Slufftanb  gegen  ©hjanj  befanb.  Die 
Sfabennaten  hatten  @eorg,  ben  berebten  unb  anmutigen  Sohn 
beü  f leinen  ^obamteü,  ju  ihrem  Ipaupt,  man  barf  fchoit  in 
ber  Sprache  beü  Mittelalters  fagen  junt  capitano  del  po- 
polo  gewählt;  benn  feine  Maßregeln  tragen  burchaud  ben 

biefer  ©elegenbeit  bereit  mir  een  StgneHu«,  ber  nur  bunbert  3alprr  fpciter 
[cbvieb,  einigen  grauenfehtnuef  nennen:  mutatoriaa  vestea  {'pruutlkibet 
}Utn  iüecbfeln, , et  pallin,  inaunss,  et  atiulos,  et  dextralia  (Ärmbänber) 
et  pereaelidna  (?),  et  monilia  (•'paMbänber),  et  olfaetoria  (Siiecbftäicb- 
eben),  et  ncus,  etapeculn,  et  lumilas  (moubfiirmiger  ‘icfnnud  oon  (Selb), 
et  liliola  (lilieufcrmiger  <£ebmucl),  praesidia  (?)  et  laudosias  (V). 

1 SlgneUue  fagt,  baß  bie  blutigen  Stampfe  nceb  jtt  feiner  ijeit  bauerten, 
unb  baß  man  bemjenigeu,  ber  mit  bem  Stuf:  heu  anima,  auimu  mea! 
um  färben  bat,  ba«  Veben  fehenfe.  Welche  3ccnen  ftnb  noch  beute  in 
Corftca  nicht  gerabe  fetten. 


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Erittc«  ©ud>.  Siebente«  (Sapitel. 


234 

Gfwrafter  beö  fpätern  SDiittcIalter^  an  fid).  (rr  teilte  ganj 
fRaPenna  in  jwölf  ©annerfdjaften  ober  'i'anbuä , nach  ben 
2lbteilung3fabnen  ber  ülMijen:  fRaoenua,  iBanbuä  I.,  2)aw 
bttS  II.,  9ieuce  Öanner , UnbeficgteS,  tionftantinopolitanifefieä, 
gefte«,  grobes,  2Railänbifdw$,  ®eroneftft$e8  Söanner,  ba«S 
Banner  bon  (Haffe,  nnb  bie  2lbtcilung  beS  (jrjbifdiofö  mit 
bem  Gleru«  unb  ben  fincdjtcn  ber  Äird^e.  ®icfe  Ginteilung 
ber  SRili}  beftanb  in  fRaPettna  ttod)  im  neunten  ^a(;rbunbcit, 
unb  ebne  3ll'cifd  entfprad)  ifjr  eine  ähnliche  in  SRont,  »o 
fie  nad>  ben  Legionen  entworfen  fein  mußte.  1 SIber  ©eorg 
begnügte  fid>  nicht  mit  biefer  raocnnatifchen  Stabtmüij , fon= 
bern  er  brachte  bie  erftc  Gonföberation  bon  Stabten  jufatn- 
men,  bon  ber  wir  Äunbe  haben;  beim  Sarrena  (Sarfina), 
GerPia,  Gefena,  gorum  ißopili  ($orlim  popoli),  fyorum  SiPii 
($orli),  fs-aoentia  ($aenja),  frorum  Gornelit  (Smola)  unb 
23oitonia  (Bologna),  alfo  faft  bae  ganje  l'aitb  bcö  (ryardiatiS, 
perbünbeten  fidi  mit  fHapenna.  Seiber  lefeit  wir  in  ber  Per= 
ftümmelten  ©cfcbichte  be«  Hgitelluä  nichts  mel;r  Pon  biefem 

1 ßaudum  iß  vexillum  (©anner),  Bandus  ein  unter  einem  ©anner 
bereinigte«  Gerb«.  itlguellu«  gebraucht  bandus,  militia,  numerus  ata 
gleiibbebeutenb.  Rumeru«  für  Regiment  gebärt  ber  Haiferjeit  an;  ich  ia« 
teil  Shtabrmf  auf  einem  een  Tamafua  gebiebteten  Gpigramm  in  ben  ftata- 
tcmbeit  fegar  für  bie  ® ebner  (exercitus)  her  OTärtirer,  al«  Setbaten 
@otte«  gebrauibt.  Sinige  biefer  militärifcben  ©annerfdwften  beftanben  (eben 
unter  bem  Grarcbeit  in  Raeenna,  unb  icb  finbe  in  ben  Papir.  Dipl,  bee 
fDJarini  fclgenbc : Numerus  felicum  Tbeodosiacus  (n.  90.  n.  91),  Num. 
Mil.  Sormisiani . oielleiebt  ®acier  aue  3°rmifia  (n.  91).  Num.  Victricis 
Mediolsn.  (n.  93).  Num.  Arminiorum  (n.  95).  Num.  felicum  Perso- 
arminiorum  (n.  122).  Num.  Vcronensium  (n.  95).  Num.  Juniorum 
unb  Num.  Invicti  (n.  111).  Sie  Kamen  biefer  Regimenter  waren  een 
Orten  ober  een  Jtaifern,  ober  ecu  atlgemeiuen  ©egriffeu  emlebnt.  3b« 
Officiere  werben  genannt:  Tribunus,  Primicerius,  Adorotor  (ein  uiier- 
Warte«  ©?ert)  unb  Optio  ober  Oxio , wa«  man  mit  distributor  nnnonne 
milit.  erführt. 


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iKebrilü'ii  »eil  Ittaooma. 


235 


merfwürbigen  ©täbtebunb  unb  Strieg  gegen  ben  Grarc^ett ; 
bet  Glwonift  lutirbe  gewiß  größte  politifcßc  Talente  öeorg’S 
erfennen  laffen  unb  berichtet  haben,  baß  SohanneS  StijotopuS 
in  bie  .pättbe  ber  2Iufftänbifd;en  fiel  unb  fläglid)  fein  Sieben 
verlor.  Sludj  baS  3ahr  biefer  Stebellion,  welche  eine  gaitje 
s|teriobe  abfcbließt,  in  bem  fie  fcfjon  baS  Gnbe  ber  bojantini= 
fhen  Despotie  bezeichnet,  ift  nicht  gewiß;  vielleicht  erhoben 
fid;  bie  Stavennaten  erft  nachbent  bie  Dlachricht  von  bem  £obe 
bes  ÄaiferS  Suftinian  eingetroffen  war;  baS  SBudh  ber  köpfte 
aber  gibt  an,  baß  biefelbe  brei  2)fonate  nach  ber  Siücflebr 
bes  IßapftS  in  Stom  anlangte.  S)enn  spbiltppwuS  SarbaneS 
hatte  am  Gnbe  beS  SahrS  711  ben  £ron  von  Shjanj  ein= 
genommen,  unb  als  ber  abgef;auene  Stopf  ^uftinian’S  auf 
SBefehl  bes  neuen  SlatferS  burch  einen  ©patljarius  auch  in’S 
Slbenblanb  gefanbt,  bie  SKugen  ber  Untertanen  ju  erguiefen, 
Slom  erreichte,  ivirb  ber  Ißapft  biefen  gräßlichen  Slnblicf  ver= 
mieben  haben.  1 $aS  Stolf  aber  ftürmte  ihm  mit  berfclben 
ftumpfen  Dleugier  entgegen,  mit  ber  es  zuvor  bas  S3ilbniß 
beffelben  Stopfe  empfangen  hatte.  Seite  feiten  waren  fchred= 
lieh : baS  blutige  $aupt  eines  StaiferS  ivanbette  burch  bie  ge= 
inißhanbelten  Provinzen,  baS  paupt  aber  beS  ÜiorberS  unb 
Nachfolgers  auf  bem  2ron  ivanfte  vielleicht  fchon  auf  bem 
Stumpf,  unb  fein  gall  würbe  bann  mit  gleichem  ©tumpffinn 
begrüßt. 

55er  neue  Ataifer  war  Stonothclet  unb  Sicher.  Staunt 
hatte  er  ben  £ron  eingenommen,  als  er  bie  Sefchlüffe  beS 
fcchSten  Goncils  für  irrig  unb  nichtig  erflärte,  unb  baS  Wc- 
mälbe,  welches  baffelbe  im  faiferlichen  Sßalaft  zu  ^pjaitj 

' o Sä  <I*iAifrxix6g  Sid  rov  airw  (Jaetiäaoiov  rav-rqv  itti  rn 
Svrtxd  iifoij  fog  Pdu ^ Tln*opli.  Chronogr.  p.  319. 


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DrittM  4Mid>.  «liebetttea  Sapitel. 


*236 

barftellte,  »0«  ber  Sanb  abreiften  lieft.  68  war  Sitte,  baft 
aiub  ber  tfaifer  tta<b  feinem  ^Regierungsantritt  feine  ©lau= 
bensformel  ober  Sacra  an  ben  römifdfen  ißapfi  fenbete: 
iJJftilippicuö  fcftirftc  bie  feinige  nad)  fflom,  aber  ^apft  nttb 
Slernä  verwarfen  bieS  fefterifcftc  ölaubenSbefenntnift.  T)aS 
römifcfte  3>oIf  würbe  bon  Ietbenf^aftlicftem  Sifer  cntjünbet, 
es  gab  eilig  bie  Mittel  b<w  , in  ber  ©afilifa  beS  S.  Bieter 
ein  grofteS  Sanbgentälbe  ju  malen,  worauf  alle  fecbs  öfume= 
nifcben  Soncile  bargeftellt  würben,  £ätte  fid)  biefe  bilblidje 
©eftbidbte  unb  tenbenjiöfe  .§iftorienmalerei  erhalten,  fo  würbe 
fie  beute  von  ^ol>cm  Sert  fein,  unb  uns  wiUIommnen  2luf= 
ftftluft  über  ben  ©^arafter  ber  batnaligen  .Uunft  geben.  5)iefe 
Seife  politifdber  $>emonftration  aber  würbe  unter  anberen 
Sßerbältnijfen  noeft  im  fpäteren  SDtittelalter  in  9tont  bann  unb 
wann  einbrurfsootl  wieberbolt.  1 ®ie  gcfammte  Sevölferung 
ber  Stabt  war  im  vollen  2lufftanb  gegen  einen  Jtaifer,  ber 
es  gewagt  butte,  bie  jwei  Sillen  ober  Sßaturen  in  ßbrifto 
ju  läugnen ; ja  baS  Soll  trat  wicber  als  IßopuIuS  ÜRotnanuS 
auf,  es  befdtlofi  bent  Äaifer  bie  Stnerfennung  ju  vertagen, 
Weber  fein  Silbnift,  nod;  eins  feiner  35ocumentc  unb  SRefcripte 
aufjunebmen , felbft  bie  Solibi  mit  feinem  ©eprüge  Pom  öffent= 
lieben  Verlebt  auSjuftblieften,  unb  in  ber  flirdjc  beim  ©ebet 
ber  Seffe  feinen  Siatnen  ju  perfeftweigen.  SDie  Aufregung 
gab  bem  Atolle  SRom’S  eine  ganj  anbere  S,wfiognomie.  Senn 
es  bisher  nur  bei  ber  IJJapflwabl  baubetnb  erftbien,  taueftt 
es  plöftlicb  als  Sürgerfcftaft  auf , welche  in  politifeben  Gingen 


‘ lic  örieeben  nannten  f c t epc  bilblitbe  Xarftellungen  pancarea,  n'ic 
wir  e*  beim  Snaft.  in  Vita  Const.  n.  174  erfahren,  itioeb  im  16.  aaec. 
unb  fpäter  f 4 m Hefte  man  in  Dfont  einige  Mirdjen  mit  fotrpen  uitbilbfainm 
'borträts  »on  (Senaten. 


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®er  2>ucat  unb  her  ®uy  ecu  3tom.  237 

söefc^lüffe  erläßt.  1 Slbel,  .fpeer  unb  bie  in  fünfte  geteilten 
Älaffett  muffen  mir  uns  beSßalb  berat  enb,  abftimmenb,  unb 
einmütig  ben  93cf<hluß  ber  Söiberfeblidjfeit  faßen«  benfen. 
Selbft  bent  Sud?  ber  Zapfte  entfd&lüpft  in  biefer  Grregung 
jum  erftenmal  ber  2luSbrucf:  „2>ucat  ber  Giömifchen  Stabt," 
unb  mir  haben  bemnaeß  «löblich  bas  gange  Stabtgebiet  rechts 
unb  linfs  beS  Siiber,  im  Umfang  beS  rötnifeben  SiuScienS 
unb  ber  Gampagna  «or  uns.  3um  erftenmal  roirb  hier  mit 
biefem  £)ucat  auch  ber  $)uj  genannt,  ber  ihn  «ermattete.  1 
3)er  £)up  non  9tom,  noch  burd;  bie  «orige  Regierung 
befteüt,  mar  GbriftopboruS : feine  SoUma^t  mürbe  oorn 
Grarchen  ober  Äaifer  aufgehoben,  unb  im  Sinn  ber  neuen 
Regierung  ißetrus  «on  9ia«enna  nach  9lom  als  fein  Stach» 
fotger  abgefebieft.  21  ber  ein  großer  Seil  beS  tömifeben  SBollS 
erflärte  mit  geftigleit,  ben  ®uj  beS  häretifchen  ÄaiferS  nicht 
annehmen  }u  mollen.  GS  fpaltete  fich  bie  Stabt  in  jmei 
Parteien,  bie  eine  hielt  ju  GbriftopboruS  unter  bem  Stamen 
ber  GbrifUicßen,  bie  anbere  fleinere,  bon  2lgatl;on  geführt, 
bilbete  ben  2lni;ang  beS  fßetrus.  3«  bem  «eiligen  35unfel 
SRont’S  «erfolgen  mir  biefen  Sumult  (baS  Such  ber  ißäpfte 
gibt  ißm  hochtrabcnb  ben  alten  Stamen  eines  SürgerfriegS, 
bellum  civil e)  mit  Spannung,  mie  ein  bebeutenbeS  Greig» 
niß,  unb  mir  erfreuen  uns  #an  einigen  Gtinnerungen  beS 
SlltcrtumS,  bie  bei  biefer  (Gelegenheit  mieber  lebenbig  merben. 

’ ®er  iSuSbrud  beim  Stnap.  iß:  Hisdem  temporibus  cum  statuisset 
populus  Romanus  nequaquam  haeretioi  lmperatoris  nomen,  aut 
Chartas,  vel  figuram  solidi  suscipere. 

* Sie  ©teile  ifi:  contigit,  ut  Petrus  quidam  pro  ducatu  Romanac 
urbis  Ravennam  dirigeretur,  ct  praeceptum  pro  hujnsmodi  causa 
acciperet.  n.  176.  ®a  itp  fcie  ©efepitpte  ber  ©tabt  8tom  mit  ben  ®reifp 
niffen  entwidle,  werbe  i$  erft  an  ber  paffeuben  ©teile  bie  ©renjen  biefe» 
©licat«  ju  jieben  beben. 


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238 


dritte«  S?rrf>.  Siebente«  (Sattel. 


Die  fämpfenben  Parteien  ftief;en  auf  ber  ©ia  Sacra  vor 
bem  Gäfarenpalaft  jufammen,  unb  ba«  alte  Straßenpflafter 
luurbe  mit  bem  ©tut  von  fünfunbjwaujig  (Srfchlagenen  ge* 
rötet.  Demnach  beftanben  ©ia  Sacra  unb  ißalatium  noch 
am  Anfang  be#  achten  ^a^rhunbertö , ja  mir  bürfeit  au#  bem 
Ort  be#  Äampfö  mit  vollem  ©runb  fc^Iiefien , bag  ber  Äaifet- 
palaft  bon  bem  Dur  felbft  bewohnt  würbe.  Denn  ohne  groei* 
fei  griff  bie  Partei  be#  Petra#  beit  Dur  Gbriftopbora#  bort, 
in  bem  bamaligen  9tegierang#gebäube  9iom’#  an,  um  ihn 
barau#  ju  vertreiben. 1 Qi  ift  übrigen#  ber  ©emerfung  wert, 
baf)  ber  Gäfarenpalaft  ttodh  wenige  3al;re  juvor  eine  ©lieber* 
herftcKung  erfahren  batte , ja  baf;  e#  noch  gegen  ba#  (i'tibe 
be#  fiebenten  ^ahrljunbert#  einen  Cura  Palatii  Urbis  Romne 
ober  ©eamten  gab,  ber  für  bie  SSieberberftellung  beffelben 
ju  forgen  batte.  Die#  einft  noch  von  Gaffiobor  gerühmte  3lint 
hatte  piaton,  ber  ©ater  ^Johann’#  VII.,  befleibet,  benn  auf 
ihn  unb  Slatta  fein  äöeib  müffen  jwei  ^nfchrifteit  au#  beit 
fahren  686  unb  688  bejogen  werben,  welche  ben  Gltern 
ber  Sohn  Johanne#,  bamal#  SRector  be#  Patrimonium’#  2lp= 
piä , in  ber  Äirche  ber  S.  Slnaftafia  fefcte.  Die  erfte  3nfd)rift 
aber  erwähnt,  baß  piaton,  itacfibem  er  ber  großen  Sorge 
um  ben  alten  palaft  von  9iom  obliegenb  beffen  lange  Dreppc 
wieberhergeftellt  hatte,  in  beit,  himmlifcben  palaft  be#  ewigen 
Äötiig#  eingegangen  fei. 1 Der  große  £ierrf<herfiß  fo  vieler 
Äaifer,  ber  Diittelpunft  ber  ©efdurfe  ber  Grbe,  von  wo  au# 

1 In  Via  aacra  ante  palatium  etc. 

’ ®iefe  merfn'iirbige  3nfcprift  beim  iltarini  l’np.  Dipl.  p.  367.  not.  1 
ju  n.  134.  Sit  fab  juerft  'bittre  Sabino  im  saec.  XIV  in  ber  Äircbe 
©.  Hnaflafta  (p.  304  in  feinen  S (beben,  fit  fiitmnt  gut  jum  SDtarini);  ein 
Heinctt  gragment  bauen  fab  baranf  llgbeUi  unb  Suartfiu«  in  btr  .Hivtbe 
©.  ©enebicti  in  'ßibeinufa.  3<b  utrglitb  fotrel  bie«  al«  bie  Stbfdbrift  bes 


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(Sitte  bc«  ^ontificat«  oon  (Sonftantin.  239 

bie  3)tenfd^^eit  einige  3<$<^unberte  lang  meife  regiert  ober 
fcbmadmofl  mif^anbelt  morben  mar,  fant  nun  halb  in  bie 
oöttige  SSergeffenijeit,  unb  fdjon  jur  $eit  Garl’S  be3  ©roßen 
flatterten  in  ben  ni<$t  mein  bewohnten  ©cmädjern  bes  9Iu= 
guft  unb  be£  Jrajart  bie  ©ulen,  mie  an  bein  heutigen  Jag, 
ober  pflanjte  ber  ÜJtönd)  auf  bem  ©djutt  28ein  unb  Cel, 
mie  am  heutigen  Jag. 

J)ie  »or  bem  ißalatium  Äämpfenben  trennte  eine  ^erbei- 
jie^enbe  ißroceffion  »on  ißrieftern,  mit  ben  (joangelien  unb 
©rucifiyen  in  ben  .'pänben.  ®ie  oerftänbige  ißolitif  ber  fßäpfte 
mid)  nid)t  tooit  bem  ©runbfaß , fid;  niemals  in  eine  Partei 
tyneinjiefyn  ju  laffen,  unb  ber  ffJapft  »ermittelte  aud;  jeßt  bie 

©abinu«  in  ben  'Diateriatien  be  Steffi’«;  «ine  Ve«art  für  bie  ■Stelle  longo 
refecta  gradu  fanb  fidj  babei  nicht.  $ie  Snfchrift  lautet: 

Ultima  funerco  persolvens  munia  Imst« 

Quo  pater  illustris  membra  locanda  dedit 
Adjecit  titulos  proles  veneranda  Joannes 
Ne  tantus  quovis  esset  honore  minor. 

Hic  jacet  Ule  Plato,  qui  multa  per  agmina  lustrans 
Et  maris  undisoni  per  freta  longa  volans 
Claruit  insignis  regno  gratusque  minister 
Cclcbremque  sua  praestitit  esse  manu. 

Post  ergo  multiplices  quas  prisca  Palatin  Komne 
Praestiterant  curas  longo  refecta  gradu 
Pergit  ad  aeterni  divina  palatia  regis 
Sumere  cum  meritis  praemia  tirma  dei. 

Plato  V.  111.  Cura  Palatii  Urbis  Komae  VLX.  an.  PI.  Al.  LXVI. 
Dep.  M.  Nob.  Die  VII.  Indict.  XV.  Imp.  DN.  Justiniano  Aug. 
Anno  II.  P.  C.  Ejus  Anno  II. 

3n  btt  Epitome  Clironicor.  Cassinens.  (SDIuraiori  T.  II.  p.  I. 
p.  354)  wirb  gefagt,  $eracliu«  fei  nach  ber  (Eroberung  be«  Areu;e«  nach 
ber  Aurea  Urbs  getommen  unb  bort  im  Gafarenpalafl  gefrönt.  3eh  muntre 
mich,  ®te  Stibbtj  ;um  'Jiarbini  III.  p.  180  unb  33i«coitti  Cittfi  e famiglie 
Sec.  II.  p.  255  (ich  bie«  iliiarchen  tonnten  aufbilrben  (affen.  Xerfelbe 
C(jronift  (er  fchrieb  fcbti'Criich  bor  1000)  erjählt  bie  gleiche  Jjabd  tjout  Äaiier 
Wairritiu«. 


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240  $rittee  ^uit.  ©iobentf«  Capitol. 

fRube.  Dbwol  bie  dbriftltc^e  gaction  bie  ©egner  ebne  IRiibe 
batte  überwältigen  Fömten,  gebot  er  ibr  bettnoeb  ficb  juriiefc 
jurücfäujicbn,  unb  fo  fdfwebten  barauf  bie  Singe  in  einem 
Slöaffenftillftanb,  bi«  nach  wenigen  Sagen  bie  fRadridt  Don 
©icilien  Fant,  ber  bäretifZe  i^FtilippicuS  fei  abgefefct  unb  ge= 
bienbet  worben,  unb  ber  rechtgläubige  2Fnaftafiu£  ^abc  ben 
Sron  oon  SSbjanj  beftiegen. 

G«  war  am  4.  3uni  713,  bafe  ber  ©ebeimfZreiber 
8tnaftafiu$  als  jweiter  .ftaifer  feines  üRamcnö  proclamirt 
würbe,  woraus  ficb  ergibt,  baf?  bie  Unruhen  in  fRom  faft 
ein  unb  ein  halbes  3abr  bauerten,  ©ie  würben  nun  völlig 
beigelegt : ber  neue  Äaifer  fanbte  nach  einiger  3eit  als  Gyar= 
eben  ben  SJ3atriciuS  unb  Hämmeret  ©ZolafticuS  nad  Italien 
unb  gab  ibm  jugleiZ  feine  ortboboje  ©laubenSformel 
für  ben  römifd;en  ©ifdfof  mit.  Ser  Grard  überreizte  fie 
bem  befriebigten  ifkpfi  in  9iom  felbft,  worauf  ftd  bie  9tö= 
mer,  tiidleidt  weil  GbriftopboruS  geftorben  ober  als  unfähig 
erFamtt  worben  war,  ben  ißetruS  als  Sur  gefallen  ließen, 
nad;bem  er  juoor  bie  fßerfiderung  gegeben  batte , an  Feinem 
feiner  ehemaligen  ©cgner  Rade  ju  üben. 

.fMer*  fZlicfjt  im  SuZ  ber  fßäpfte  bas  lieben  GonftantinS. 
Gr  ftarb  am  8.  Stpril  715,  ein  männliZer  unb  glüdlider 
Kämpfer  für  bie  Ortboborie  fRom’S,  unb  ein  würbiger  3ior= 
gänger  größerer  RaZfolger,  unter  benen  Rom  fiZ  cnblicb 
von  bem  verhaßten  3°Z  ber  33pjantiner  ganj  befreite. 


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Diertes  ßudj. 

3$om  ^ßontiftcat  ©tegor’S  II.  im  3af>r  715  biö  auf 
bie  Äaiferfrönung  ©art'8  im  3 800. 


®tegot»»iul,  ®tf*l<l>tt  l«t  Statt  Siam  II.  IC) 

l 


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(£rjite$  Kapitel. 


1.  <pontificat  ©regor’«  II.  im  3a!>r  715.  Xit'friibrrfcfnt.'emmmtg.  Sbaraftfv 
unb  Xlsütigfrit  ©regor’«.  ?eo  ber  Jfaurier.  2>r  Cultu«  btr  $eiligenbilber 
im  Cflen  unb  im  ißScften.  £ie  bronzene  gigur  be«  <0.  ^etru«  im  Salican. 

SRachbem  mir  im  brüten  $Bud  biefer  ©efd)id)te  gefeben 
fabelt,  wie  in  ber  ©tabt  5Hom  bie  bürgerlichen  Ginrichtungen 
be$  SUtertumö  [ich  »erlorcn,  unb  bie  5Dlonumente  ber  ferner 
»erfielen  ober  in  ben  $ienft  beS  djriftlichen  GultuS  übergingen, 
nadhbem  mir  enblid;  bie  wadjfetibe  3)iad;t  bc£  ißapftS , feinen 
Ginflufs  auf  bie  ©tabt  unb  bie  Umftänbe  fennett  gelernt  ha- 
ben, meld>c  biefe  an  bie  £errfchaft  jene«  ju  fnüpfen  begannen, 
werben  mir  im  »irrten  33uch  bie  ^Befreiung  füom’S  fomol  »on 
ber  iöcbvängnifi  burd)  bie  Sangobarben,  als  »on  ber  bpjan-- 
tinifchen  ®efpotie,  unb  bie  Gntftehung  bes  ÄirchenftaateS 
fchilbern.  3)iefe  grobe  UmWäljung  bifbet  eine  Gpochc  in  ber 
©efchichte,  unb  fie  »oHenbet  fi<h  mit  ber  SSieberherftellung 
bcS  abenblänbifchen  ÄaifertumS  unter  Gavl  bem  ©roßen. 
Stom  mirb  jum  jWcitenmal  bie  erklärte  .'pauptftabt  bcS 
SlbenblanbS,  unb  ber  ÜJüttelpuntt,  in  welchem  bie  geiftlidw 
Ginheit  ber  Golfer  unb  bie  politifche  3;bee  eines  allgemeinen 
chriftlichen  Imperiums  ©iß,  $orm  unb  Stuetorität  finbet. 

®en  langen  Äampf  jmifdjcn  SRom  unb  ©tijatiä  follten 
mit  großer  ficibenfdiaft  jmei  ißäpfte  roieber  aufnehmen,  bie 
nach  ©regor  bem  ©rofeen  als  bie  wahren  ©rünber  ber 


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■Picrlfo  '•('lief'.  Srfirt  (üapittl. 


Jii 

rc*mifcf)cn  Hierarchie  unb  als  bie  Befreier  bev  Stabt  Wie  3ta= 
lien’S  oon  bem  $odh  ber  ©riechen  berühmt  geworben  fiub: 
©regor  II.  unb  ©regor  III. 

©regor  ber  3wcite,  Sohn  beS  SJlarcelluS  unb  ber  Ho* 
uefta,  war  nach  fiebert  köpften  gried;i|d;er  ober  fnrifeber  9lb= 
fnnft  ber  erfte  Stönier,  ber  ^ßctri  Stui  beftieg.  ©eit  feiner 
frühen  ^ugenb  im  ißatriardbium  beS  Sateran  jum  ©eiftlicbcn 
erjogeit , war  er  jur  3eü  Sergius  I.  Subbiaconus  unb  33U 
bliotbefar  geworben;  als  DiaconuS  batte  er  ben  ißapft  (ioit= 
ftantin  an  ben  Hof  oon  Sfyjanj  begleitet,  unb  Währcnb  ber 
Debatten  über  bie  Drullanifcben  Slrtifel  ben  9tul;m  eines  in 
ben  fiird;en)d)nfton  gelehrten,  fel;r  berebfamen  unb  d)arafter= 
feften  Cannes  cingecrnbtet.  Diefcn  @igenfd;aften  oerbanfte  er 
feine  ‘föahl , unb  fchott  am  19.  2Jiai  715  folgte  er  feinem  25or= 
ganger  Gonftantin  im  ^ontificat.  GS  war  bas  britte  3<*hr  beS 
Maifers  2lnaftafiuS,  unb  baS  inerte  ber  Regierung  Siutpranb’S. 

Diefer  auSgejcidptietc  Sangobaibeufönig  nahm  fofort  eine 
brol;eube  dliiene  an:  er  weigerte  fid)  bem  S.  IßetruS  bie 
Scheidung  äripert’S  II.  ju  beftätigen,  aber  er  lieg  ficb  burch 
bie  gewanbten  Schreiben  ©regor’S  jur  3iacf>giebigfeit  beftint» 
men.  Seine  feiitblidje  Stellung  beioog  ben  ißapft,  in  dile 
bie  wanfenben  flauem  9tom’S  wieber  herjuftellcn.  Malföfen 
würben  angelegt,  unb  man  begann  bereits  bie  SUauern  am 
Dor  oon  San  fiorenjo  aufjubauen,  als  eintretenbe  Hinbemiffe 
baS  Unternehmen  hemmten. ' Salb  barauf  fudite  eine  furchtbare 
Diberiiberfchwemmung  bie  Stabt  hfim:  ber  glufj  trat  im 
.eperbft  716  über  bie  Ufer,  fegte  bie  Gainpagtta  weit  unb 

1 Hic  rxordio  pontilicatus  sai  calrsrins  ilccoqui  jussit . et  a 
porta  S.  Laurentii  inchoans  liujus  civitatis  muros  restaurare  decre- 
verat,  et  aliquam  parU-t»  faciens  etc.  Anast.  in  Öregor.  11.  n.  177. 


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$outiftcat  Qregot’e  bc«  grccittit. 


24Ö 

breit  unter  'Baffer  unb  ftürjte  cnblid;  burdj  ba«  glaminifche 
Jor  in  bie  55ia  Sata  herein,  wo  bie  $lut  eine  unb  eine 
halbe  Banne«f)öhe  erreichte.  Sie  ergoß  fidj  oerheerenb  bi« 
über  bie  ©egenb  oon  S.  Barco  unter  bem  Capitol  unb 
Quirinal,  unb  jugleich  ftanb  bie  Slieberung  oon  ber  Biloi= 
fd;eu  53rücfe  bi«  jum  6.  ißeterätor  unter  Baffer.  Sieben 
Jage  währte  bie  9tot;  täglich  flehten  'Jtroceffionen  um  f>tet- 
tuug,  mtb  am  achten  Jage  faul  ber  ftluß  suriirf. 1 Ja« 
fdjou  öfter«  alfo  oerwüftete  Bar«felb  mußte  auch  jefct  große 
Sefdiäbigungen  erlitten  haben. 

Jie«  finb  bie  einzigen  bie  Stabt  felbft  betreffenben 
Greigniffc  wäbreitb  ber  erften  3afjre  ©regor’8  II.,  bie  wir 
au«  bem  53  ud;  ber  Zapfte  fdwpfen  tonnten;  bie  Chronologie 
ber  Jiuge  aber  ift  oerworren,  unb  bie  Jhatfadien  fehlen. 
9lur  im  Allgemeinen  wirb  un«  im  5?apft  ba«  53ilb  eine« 
außcrorbentlich  tlWitigen  Banne«  gejcidhnct,  unb  er  bat  manche 
9lehnli<hfeit  mit  ©regor  bem  Crften.  Bie  jener  über  bie 
©renjen  9iotn’«  l>iuau$  im  ©ebiet  bojantinifcljer  ^rooinjeu 
befehlenb  unb  anorbnenb  auftrat,  wo  e«  sJlot  war,  fo  tl;at 
aud>  ©regor  ber  3ü’eite.  Jem  Jur  Johanne«  oon  Neapel 
fdjrieb  er  oor,  wie  er  fid;  3U  oerhalteu  ba^G  al$  bie 
Sangobarben  oon  53eueoent  bie  wichtige  Heftung  Äumä  ent- 
riffen  hatten.2  3m  53ercin  mit  bem  Subbiaconu«,  ber  bie 
bortigcii  ßirchengüter  oerwaltete,  eroberte  ber  Jup  ba«  Gafted 

1 Anast.  il>.  n.  180:  Paul.  Diacou.  (le  liest.  I-ang.  VI.  36.  unb 
®tba  de  sex  aetat.  ad  ann.  4671.  $ie(tr  fttyrtifrt  bereit««  ad  Ponte- 
molinum , bo$  ift  ba«  h»l  Orcliim  fpatcvtr  Slbfdirtit'tr.  unb  9Kura* 

lori  feljen  bie  Ucbtifduvaiiiuim^  in«  3abr  716,  Saroiiiu«  in«  3al)t  717, 
mtb  |o  ancb  btt  Index  Ducum  Spoletan.  et  Alibat.  Parfensium  beim 
WabiOcu  Mus.  It.  I.  pnrs  2.  p.  63. 

* Ducntum  ei  qualiter  agereut  quntidie  scribendo  praestalml: 
Anast.  n.  181. 


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24ti  Stiert«  Stu($.  ISrft«  dapiid. 

wieber,  unb  ber  'jiapft  gab  fiebenjig  ^fuub  ©olbeS  als  2lb= 
ftaitbSgelb  an  bie  Sangobarben  willig  bin.  3üie  ferner  ©regor 
ber  Grfte  bie  flirre,  weit  in  ber  gerne  erobernb,  auSgebreitet 
ttatte,  war  aud)  ©regor  ber  3weite  im  gleichen  Sinne  fieg= 
rci$.  $aS  wilbe  unb  walbbebctfte  ©ermanien  trat  ttad? 
langen  gafyrlmnberten  eine«  buntein  £abinlebens  toieber  in 
lebenbige  99ejiel>ung  ju  9tom,  bie  SJerbinbung  ber  2)eutfdjen 
aber  mit  bem  Siß  ber  llircbe  feilte  halb  in  ifyre,  wie  ber 
SbteU  ©efdjitfe  machtvoll  cingrcifen.  35ie  einft  oon  ©regor 
belehrten  2lngelfacbfcn  würben  bie  ÜJtijfionäre  unb  fDlärtirer 
2)eutfd^lanb’s,  unb  am  30.  9to»ember  723  bctlcibete  ©regor  II. 
bett  berühmten  SBinfrieb  ober  Sonifacius  mit  ber  iiJürbe 
eines  beutfeben  $if$of3,  unb  entfanbte  ihn  als  apoftolifdien 
fiegaten  in  jene  fjeibniftben  Sauber , wo  biefer  unterwürftgfle 
Sßafall  beS  ißapfttumS  bie  alte  fJlieberlagc  be$  31a  rus  an 
beit  fpaten  ÜJladjtommen  unb  in  benfelben  ©egettben  rächte, 
inbent  er  3>eutfdjlanb  'Jiorn  unb  ber  lateiitifcbeu  Spraye 
untertoarf. 

GS  war  eine  bewegte  3e^  großer  Grfdjütterungen.  gtt 
ber  frifc^cn  33lütc  feiner  Uraft  jog  ber  Orient  gegen  baS 
Slbenblanb  jum  Äampfe  aus,  bie  fDlubamebatter  belagerten 
Gonfiantinopel,  bie  Saraceuen  berrfchten  im  SDUttclineer,  be= 
breiten  Italien  unb  9lom,  unb  oon  bem  eben  eroberten 
fatltolifcben  Spanien  ftiegen  fie  bereits  in  bie  tfjrooinjen 
SübgaUicnS  l;erab,  auch  bas  JReic^  ber  grauten  unb  mit 
iftm  bas  Sollwert  bes  römifdieu  (S^riftentumS  im  üßeften  ju 
vernichten.  !Tenn  als  bie  einzige  Sdtnßweftr  9lom’S  gegen 
alle  geinbe  faben  bie  tßäpfte  jenes  bereits  an.  Glitten  in 
biefe  Aufregung  bureb  fo  broßenbe  ©efabren  trat  nun  eilt 
Sreiguiß , welches  jene  in  Schatten  ftellte,  fRont  unb  gtalieu 


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'ßontificat  (Sftfger’«  t>e« 


247 


jur  Serjmeiflung  trieb,  unb  nach  offener  Empörung  enbticfe 
an  bie  granfen  fettete.  Des  mar  ein  berühmte«  unb  folgen- 
fcßmereS  Gbict  beS  ÄaiferS  £eo  von  Spjanj. 

Siacß  jmei  militärifd;en  Stebolutionen , melcße  bie  Äaifer 
SlnaftaßuS  unb  itbeobofiuS  geftiirjt  batten,  mar  ber  3faurier 
Seo  am  25.  SJlärä  717  in  33cfiß  beS  griccbifcben  SronS  ge= 
langt.  2)er  fraftüolle,  im  ©affcnhanbmcrf  groß  gemorbene 
gürft  butte  feine  geinbe  befiegt,  bie  Straber  ton  ben  SDfauern 
Gonftantinopel’S  als  .öclb  jurücfgemorfen , unb  mar  im  uit» 
beftrittcnen  ©ettuß  feines  5Rcid;S  unb  feines  fRubmS.  Die 
Seibenfcßaft  ber  ©pjantiner  für  tbeologifdje  Dinge  ergriff  auch 
ibn,  aber  feine  einfache  Solbatenfeelc  mar  bogntatifdßen  Spiß= 
finbigfeiten  unjugänglich ; vielmehr  erhob  er  fidj  rafcß  unb 
fübn  ju  bem  ©ebattfen  einer  allgemeinen  Steinigung  beS 
cßriftlid;en  GultuS  von  ber  ©ößeitbienerei,  unb  ber  ifaurif<be 
Ärieger  glaubte  biefe  herfuIeSarbeit  burdj  ein  beSpotifcßeS  Gbict 
voll  führen  $u  fönnen.  ®aS  laute  $obngefd;rei  ber  3Jf  ußa= 
mebaner,  melcbe  in  ben  eroberten  Stabten  ißaläftina’S  unb 
Surien’s  an  ben  macbtfofen  .fteiligenbilbern  ihren  Spott  auS= 
ließen,  unb  bie  fdjabenfrohett  Sieben  ber  guben  an  feinem 
£>ofe  erfüllten  ihn  mit  Scham.  Die  Gbriften , fo  fagten  fie, 
meld;e  Porgeben  ben  mähren  ©ott  anjubeten,  hüben  bie  Seit 
mit  mehr  ©äßen  erfüllt,  als  fie  einft  nach  Gonflantin’S  3eit 
in  ben  Tempeln  ber  A>eiben  3U  jerftöreu  oorfanben,  unb  bie 
Sefenner  ber  geiftigen  Sehre  febeuen  fid;  nicht,  giguren  von 
ÜJletaH,  Stein  unb  .öofj , auf  Düdrer  gemalte  SIntliße  unb 
bie  fcßlecßteftcn  ©itbniffe  unzähliger  ©uubertßäter  öffentlich 
anjubeten.  De  ©eit  ift  mieber  beibnifeß  gemorbett,  mie  fie 
oorßer  mar,  unb  baS  Gbriftentum  ein  GultuS  von  gbolen, 
mährenb  nufere  ©ofebeen  unb  Spnagogeu,  rein  unb  bilblos 


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248 


Stierte«  ©ud>.  Srflt«  Capitel. 


mit  bem  ©eift  be«  einen  unb  wahren  Gotte«  unb  mit  bem 
Gefeg  be«  ißropheten  allein  gefdfjmüdt  fittb. 

Solche  gtiecfiifche  93if<höfe  ferner,  welche  bic  ©ißbräucße 
be«  ©ilberbienfte«  oerabfcfteuteit,  oerglichen  ben  bilblofen  Gul= 
tu«  bet  erften  ^abrbunberte  be«  6f>riftentum«  mit  bem  ihrer 
©egentoart.  ®atnal«  toaren  e«  bie  Reiben , bic  ben  ©haften 
ooH  .Goßn  oorwarfen,  baß  fie  in  ber  3Mirftigfeit  ißre«  @lau= 
ben«  Weber  Stempel  noch  ülltäre,  noch  fcböne  Statuen  be= 
faßen,  uitb  e«  antworteten  ißnen  jene:  „©laubt  ihr  etwa, 
Oaß  mir  ben  Öegenftanb  unterer  ©erehnmg  oerbergen , weil 
wir  Weber  Stempel  noch  Slltcire  haben  ? 2BaS  foU  ich  mir  ein 
Silo  oon  ©ott  machen,  ba  bocb  in  ©ahrbeit  ber  tüieiifcb 
felber  ba«  (rbenbilb  ©otte«  ift?  warum  foll  ich  einen  Stempel 
bauen,  ba  hoch  biefe  ganje  ©eit  feiner  £ätibe  ©ert  ihn 
nicht  faffcn  faun?  unb  ich,  ein  ©enfdj,  habe  fo  großen 
©ol;nraum  auf  ihr,  unb  foll  feine  allgewaltige  SDlajeftät  in 
einer  Heilten  3eUe  oerfchließen?  3ft  c«  nidjt  beffer,  baß  wir 
©ott  in  unterem  ©eift  unb  in  ber  Stiefe  unfcre«  £erjen« 
einen  ©ohnfiß  weihen?"1  Die  feiten  be«  ©inuciu«  gelip 
waren  oorbei,  unb  c«  lehrten  jeßt  bie  9tichtchriften  mit  fd)ar= 
fein  Spott  bie  grage  um.  ®ie  Sptiobe  oon  ^Uiberis  hatte 
noch  im  9lnfang  be«  oierten  ^ahebnnbert«  bie  Silber  in  ben 
Kirchen  al«  gefährlich  oerboten , aber  fcboit  im  fe<h«ten  3ah1'5 
hunbert  würbe  ein  folchcr  ©efcßluß  nicht  mehr  gefaßt  wor* 
beit  fein. 

1 Quod  iiiim  siiuulacrum  Deo  Ungarn , cum  si  recte  acstimes, 
sit  Dci  lionio  ipse  siiuulacrum?...  Nonne  melius  in  nostrn  ima 
dedicandus  est  mente,  in  nostro  imo  consecrandus  est  pectore? 
Sint  frtiene  Stelle  itn  Octaciu«  be«  ÜRimiciu«  gelif,  ftorifev  Jlu«giite  lGOö. 
i?.  367.  grau}  ’ßogi  Initium  liarivs.  Iconocl.  un  Brevier.  I.  p.  38n 
ßat  fie  mit  einem  Seiifjer  auegqogett. 


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35«  ft'ulni*  her  ^ilt«. 


219 


Eg  ift  überflüjfig  ju  fagett,  baff  im  2tnfang  beg  achten 
Säculumg  alle  dwiftlichen  Sänber  beg  Dfteng  unb  bei  2Befteng 
mit  Silbern  unb  gigutcn  Elwifti,  ber  Jungfrau  unb  ber 
.^eiligen  erfüllt  waren.  Seit  jwei  ^afirtmuberteu  — benn 
big  jum  fünften  war  ber  Eultug  »ott  ifjneit  frei  geblieben, 
unb  nur  b ag  Silb  beg  Äreujeg  war  nach  Eonftantin  in'  all= 
gemeinen  ©ehraudh  gefommen 1 — bütte  bie  ^bantafie  juerft 
beg  Orientg  unb  bann  auch  beg  2lbenblanbä  fid;  in  bilblicber 
®arftcflung  ber  ^eiligen  erfc^öpft.  ©unbertheitige  Silbniffe, 
Slntlige  G^rifti  alg  Salvator  unb  ber  Jungfrau  'JWaria,  „nicht 
von  £>cinben  gemacht  (u^tigonoititoii) ,"  fonbem  nipftifdje 
'Jlbbriicfe  ber  heiligen  Originale,  ober  23erfe  ooit  Engeln, 
ober  beg  2£poftelg  Sucag  tauchten  im  fedjgteu  ^ahi'hunbert 
in  Stabten  2lfien'g  unb  Europa’g  auf,  unb  jogeu  »tele  $il-- 
gcrfchaaren  nach  ben  Äirchen,  welche  (ich  rühmten  im  Sefifc 
biefer  cd;ten  Porträts  3U  fein. 

$ag  2fbenblanb  war  bem  Orient  in  biefem  Seifpiel  ge- 
folgt, nnb  man  batto  bie  Jtirdicu  fowol  mit  gemalten  Silb- 
uiffen,  alg  mit  Figuren  ber  ^eiligen  fdhon  im  fedjgtcn  ^ahr-- 
hunbert  »erforgt.  Sott  biefen  mpftifdien  Einjclbilbem  jtnb 
inbefj  bie  2lbbilbuugeit  ju  unterfcheiben , bie  man  fdion  früh 
in  ßatafomben,  auf  Üriumfbogen  unb  in  Tribunen  ber 
Äirdhen  »ou  Gbriftug  unb  ben  ^eiligen  machte..  Eigentliche 
Hiärtirergefd>id)ten  aber  »enuieb  man  in  ben  Äird;en  3lom’g, 
unb  in  jenen,  bie  uns  higher  befanut  geworben  fittb,  finbet 

' S^rifnKi  iuCefi  naeft  am  Äreuj  tjängent  nnirte  in  ben  «gen  3abr- 
bunbtrtai  nicht  targegcUt.  'Dian  bat  feinen  Srucinjuä  auf  ben  allen  Mint 
böfen  Sh'em'Ä  gefüllten,  unb  bet  alte  unb  berühmte  Cracipy  Don  Succa  gellt 
ben  §ei(anb  in  becenter  langet  Xuniea  mit  bem  diätem  bat.  Sagegen 
fanb  man  oct  einigen  Oabten  in  ben  diitinen  beb  Ißalatin  eine  britiiifg>e 
Äarifatur  in  garten,  einen  Crucipnif  mit  einem  Cjeltfopf  borftedciib. 


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‘250  SSicrteS  ©mp.  6vftt«  Sapitcl. 

fith  feine  einzige  iDarftellung  »ott  ben  Qualen  eines  sbefen= 
nerS , rnie  man  fie  in  Diel  fpäterer  3eü  machte,  als  bas 
abgeftumpfte  ©efül;l  fo  greller  SHeijungSmittel  ju  bebürfen 
fdnen. 1 $er  93efitJ  ber  ^eiligen  Seichname  crften  9iangeS, 
beffen  fich  9lom  rühmte,  mochte  felbft  bie  '-Berebrung  oon 
munberthätigen  Ginjelbilbern  bort  lange  entfernt  ober  be= 
fdjränft  haben,  aber  wenn  Gbeffa  unb  ißaneaS,  loenn  3eru* 
falem  unb  anberc  Stdbte  21  fielt ’S  fid)  rühmten,  bie  echten 
®ilbnijfe  unb  ©eftalten  Gbrifti  pi  befifsen,  tonnte  9tom  hinter 
ihnen  nicht  äurücf  bleiben,  unb  es  mag  fein , baff  bas  Sd)uieifj= 
tu<h  ber  SBeronica  bereits  im  ficbentcn  .^abrbunbert  gezeigt 
mürbe.  3ur  3e'i  brS  großen  ©regor  behauptete  5)tom  bie 
irahrliaftcn  ©ilbniffe  (Sl;rifti,  ber  Diutter  ÖotteS  unb  beiber 
3lp oftclf ürften  pi  hefigen , beim  jener  dlapft  fdiicfte  eiitfi  bereu 
Gopien  an  ben  ©ifcbof  SccunbinuS , füllte  fich  aber  veranlagt 
babei  pt  bemerfen:  er  miffc  mol,  baff  bie  ©ilber  ilpn  nicht  jur 
göttlichen  Anbetung,  fonbern  vielmehr  jur  Grinnerung  bienen 
fodten.  ülufgeflärte  ©ifdjöfe  ©aUien’S  bemerften  bie  gögem 
bieuerifcheit  ÜJlijsbräucbe  mit  Unmillen,  unb  fie  fürchteten  mit 
©runb,  bas  Ghriftentum  merbe  von  ber  abergläubifchen  i'iengc 
mieber  in  einen  ,'peibenbicuft  oertoanbelt  loerben.  Serenus, 
SBifcfiof  von  ©iarfeille,  entfcblofi  fich  eines  £agö,  einige  .üei- 
ligenbilber  in  feiner  .Kirche  ju  jerfdjlagen.  ©regor  fdbrieb 
ihm  hierauf:  „Gucr  Gifer  ju  »erhinbern,  baft  Sßerfe  ber 
ÜKenfdjcnbänbe  angebetet  merbeit,  ift  löblich,  aber  mein  Urteil 

‘ i'viitfinm?  (Vunmiio  IX  auf  S.  (Saffian.)  lepri  und  jcPi'dj  «in  fdctxa 
SWartrvbilP  femicn,  tv  fap  ti  in  Ptr  @rabtir<bc  ju  gcium  ßenttlii  ePtr 
3nioIa  in  garbtn,  Pit  'JJiattetn  Pc«  Ijtitigtu  «<önlmtijlcre  PavflcltcnP,  Ptn 
(fine  bfiPnifd*n  Scgultinbrr  mit  Ptit  Sdjrtibgriffdn  ju  2cPt  guälttn.  TitP 
ift  Pit  alttftt  (Sroägimng  tiiit*  SMIPt#  Ptv  3lrt,  Pit  icb  ftttitt,  linP  'Prn- 
Poitin«  lebte  im  snec.  IV. 


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Xrr  (Sultu*  bn  4Mlbtr. 


231 


lautet  bat)in , bafi  ihr  Unrecht  tratet,  jene  Silber  ju  3erftörett. 
3)enn  bie  ÜDtalerei  wirb  be«hctlb  in  ben  Äirchen  angcwenbet, 
bainit  bicjenigen,  wc!d;e  nicht  lefen  formen , wenigften«  bie 
'Jöanbgemälbc  in  ber  2lnfdjauung  lefen  foUen."1  $)ie«  waren 
Öregor’«  ülufiditen  bon  bem  ju  geftattenben  ©cbraudi  ber 
söilber  in  ber  Abird;e , unb  bie  ißäpfte , welche  ihn  verfochten, 
burften  fiel)  auf  ihn  berufen.  ®od;  bie  3Jtengc  teilte  unb 
begriff  biefe  mäßigen  ©ruubfäße  nicht,  fonbern  ihre  blinbe 
Skrebrnng  nahm  völlig  ben  (i  betraf  ter  unmittelbarer  Anbetung 
be«  im  3iilbe  bargeftcllten  au.  Un}äl;lige  Äünftler,  unb  gröfr 
teutcil«  fDtöndie  in  ben  Älöftern,  befchaftigten  fid)  mit  ber 
fabrifmäjjigeit  Slnfertigung  oon  Ajeiligenbilbern,  unb  bie  Äirchen, 
welche  im  ©efiß  befonber«  tounbertbätiger  Silbniffe  waren, 
jogen  au«  ihnen  fortbaucrnbe  unb  anfehnliche  SRevenuen. 
3)ie  gemalten  3)arfteDungen  überwogcn  biefeitigen  ber  Öilb- 
hauerfunft,  welche  teil«  wegen  be«  Slbfcheu«  ber  erften  (^triften 
vor  Statuen,  teil«  au«  aitbern  ©rünbcn  hinter  ber  Dtalerei 
jurücfgeblicben  war.  2lber  wenn  auch  in  9tom  am  2lnfang 
be«  achten  ^ahrhunbert«  noch  nicht  hbljerne  Figuren  in  '^ro 
ceffion  umhergetragen  werben  mochten,  fo  gab  e«  bod)  golbene, 
filberne  unb  eherne  Statuen  be«  Grlöfer«,  ber  Jungfrau, 
unb  ber  Slpoftel  genug  in  ben  Äirchcn  ber  Stabt,  unb  wol 
fchon  feit  bcnt  fünften  3ahrbunbert  tronte  bie  berühmte 
^ronjefigur  be«  Sanct  'lU’tru«  in  bem  ’iltrium  feiner  ©afilifa, 

1 Kt  quidem  zt'lmu  vos  in*  quid  umiiulac tum  adornri  possil. 
babuisee  laudavimus,  sed  Irangere  easdem  imaginee  non  debuinse 
judicamus.  Idcirco  enim  pictura  in  ecelcaiia  adbibetur,  ut  hi  qui 
littrras  iH'seiunt , aalten)  in  parietibus  videndo  legant,  quae  legere 
in  codicilms  non  valent.  S.  Greg.  Ep.  110.  VII.  Ind.  2.  'Jttbnlid) 
rcbtt  « im  sJdirfit'fii  an  t£crtmi?  cp.  !».  IX.  unb  an  <£fcnubiuna 
ep.  54.  VII.  lud.  2, 


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äiierte«  »Pud».  ffirftrt  Copitel. 


'2:>2 

unb  bot  fdmn  • bamals  ihren  gufs  bcm  Äuffe  ber  SJerehrenbcn 
' bar,  ähnlich  bem  berühmten  ehernen  $erfuIeS  im  Tempel  ju 
2lgrigcnt,  l'on  bem  CSicero  erjählt,  baf;  bie  inbriiuftigen  Äüffe 
ber  2lnbächtigen  fein  Äinn  glatt  gefehlten  hatten- 1 

5Öir  hoben  von  ber  berühmten  Statue  bes  2lpoftelS  fchon 
in  ber  ©efcbichte  Seo’S  I.  gefprochen , unb  rufen  fie  hier  toieber 
inä  ©ebädjtnift  jurücf,  meil  ber  bilberftürmenbe  diaifer  biefe 
gigur  ausbrücflich  als  ben  ©egenftanb  feine«  .paffes,  ber 
HJapft  ©regor  als  ©egenftanb  ber  eifcrfüdjtigften  Siebe  3tom’« 
bejeidhnete.  Ties  bronzene  33ilbmerf  loarb  nun  von  ben  9tö= 
mern  mit  berfelben  2lnbacbt  als  ein  ‘fjallabium  geehrt,  mit 
ber  eiitft  ihre  heibnifdicn  Vorfahren  bie  berühmte  Statue  ber 
Victoria  »erteibigt  hotten.  (SS  fteHt  ben  fifcenben  2lpoftel 
mit  jum  Segen  erhobener  9ted;ten  bar,  todhrenb  er  in  ber 
Sinfen  bie  Sdjlüffel  trägt.  ©S  ift  ungemiffen  UrfprungS, 
bocf>  alt,  uon  citergifcbcr  gornt  unb  guter  ©etoanbung.  3öenn 
auch  nicht  geglaubt  merben  fann,  baff  biefe  Statue  au« 
bem  (rrj  beS  capitolinifdicn  3CU®  gegoffeu  mürbe,  ober  menn 
cS  mehr  als  jmeifelbaft  ift,  bah  fie  nur  eine  pcräitbertc  fyigur 
irgeub  eine«  Imperators  ober  ©onfuls  fei,  fo  ift  boch  ihr 
Stil  nicht  bpjantinifdh,  fonbertt  eher  autif  unb  fo  gut  mie 
jener  ber  Sculpturen  auf  ben  beften  chriftlicbett  Sarfopbagen, 
ober  ber  SDtarmorftatue  bes  heiligen  .pippolutuS,  bie  heute  im 


’ Cicero  in  Verreni  IV.  c.  44.  §.  94.  Herculis  U'iiiplmn  est 
npud  Agrigentinas.  — Ilii  est  ex  aere  simulacrum  Herculis,  qno 
uon  focile  dixeritn  quidqunm  me  vidisse  pulchrius  — usque  eo, 
judices  — ut  rictum  ejus  ac  mein  um  pauio  sit  attritius,  quod  in 
precibus  et  gratulatioidbus  non  solum  id  venerari,  verum  eliani 
osculari  solent.  Ter  guft  te«  troii}enen  'pftvuJ  im  IPitica«  ift  von  beit 
.Hüffen  r«  i'ölftr  völlig  al'gefc^tiffen  »verteil;  ein  langer  Üuß  ter  geil, 
tveldicr  je  gut  SDicmintenle  vernidjlet , al$  ifjr  nageuter  galjn. 


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Ser  CultiiJ  ber  Silber. 


253 


djriftlidjen  SRufeum  beS  Satcran  gefehen  mirb.  3)er  bronjeite 
Slpoftel  [taub  bamals  im  JHofter  beS  heiligen  Martin  neben 
ber  ©afxlifa  beS  ©.  ^etruS ; er  fafj  nicht  mie  beute  auf  einem 
Seffcl  non  toeifjem  Söiarntor,  fonbern  auf  einer  ©afis,  bereit 
alte  unb  merfmürbige  ^nfebrift  in  griedtifdter  Sprache  )nir 
nod)  lernten: 

Sebt  (Sott  ba«  Söort  im  (Solbe 

Sen  gottgegrabnen  gef«,  auf  beu 

3d>  tretenb  nimmer  »ante. 

GS  ift  loabrf <hein lief),  bajj  bie  ^Berufung  f)Jetri  auf  biefer 
ÖafiS  getrieben  ober  bargefteßt  mar.  Ob  aber  bas  ganje 
2Öerf  felbft  ein  bbjantinifcheS  äBeihgefchenf  gemefen,  läfjt  fid) 
nicht  beftimmen.  1 3)ie  ilorftellungSmeife  beS  Slpoftelfiirften, 
mit  beu  Schlüffeln  in  ber  $anb,  unb  mit  bem  furjen  tootti= 
gen  .paar  unb  runbgefdjorenen  93art,  im  ©egenfajj  ju  ©.  ifiaul, 
bem  man  fd;lichteS  paar  unb  einen  langen  '-Bart  gab,  möchte 
fid)  übrigens  non  biefer  naticanifchen  $igur  als  ftets  feftge- 
baltener  ÜnpuS  berleiten  lajfcn. 


1 Sie  griet^ift^e  3nf<brift  rettete  ber  Stnonpmu«  ton  ©nfiebeln  in 
feiner  iiitfc^äQbareti  Sebreibtafel,  unb  2)?abiUon  Veter.  Analect»  IV. 
p.  öl  9 rerfceffert  ge  fo: 

Tov  (hov  Xuyov  yoxiSo 

Tijv  druy/A'rrrov  ntroav  tv  17 
HfSryct^  ov  tXovovuai. 

Sie»  iiberfebt  er  tateinif<$:  • 

deum  verbum  intuemini,  auro 
divinitus  sculptam  petram,  in  qua 
Stabilitus  non  concutior. 

Cancellieri  de  Sacrariis  novae  Baail.  Vntic.  p.  1603  *q.  ftrirfjt  au9- 
fübrlidi  ton  biefer  Statue,  ©ne  streite  alte  unb  abnfitbe  gigur  S.  fpetri, 
bo<b  ton  SJIarmcr,  ftanb  Uber  ber  C'autttbilre  ber  Saftlira,  unb  befinbet 
fitb  jefct  in  ben  ©rotten.  Siebe  Torrigius  le  euere  grotte  Vaticsn. 
p.  73  sq. 


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hievte«  (Svfieff  Caritel 


2M 


2.  See’«  CSbict  gegen  teil  SÜlberbicnft.  SÜiterfianb  Äcm’l  unb  UriKbung 
einiget  italienifcfiev  ^rotinjcn.  %Man  auf  (Gregor’*  Vebeii.  Die  9f?mer  unt 
tie  t'angctarten  ergreifen  tie  Söaffen.  Cffene  Sefceflioit  gegen  S8t)$ans. 
Üerfiube  auf  9icm  ben  ffieapel  aue.  Die  ©riefe  ©reger’«  an  ten  Saifer. 

Gs  loar  nun  im  Qafir  726,  baf?  ber  ffaifer  £eo,  auf-- 
geftad)clt,  wie  man  fagte,  burdb  bie  Ginflüfterungen  eine« 
Renegaten  $efcr  unb  burch  Söunbcrjeidtjen  in  Aurdfit  gefegt, 
ein  Gbict  erlief?,  toelcbeä  alle  iBilber  aus  ben  Äirdjen  feines 
SReichS  ju  entfernen  gebot.  Gin  Sturm  bes  2lufruhrä  folgte 
hierauf  im  Often  wie  im  SÖeften.  Sie  ÜJicnge  oerloedjfelte 
gerne  bie  materiellen  3ci£ben  mit  ©ott  felber,  unb  bie  jabl= 
lofen  $ricfter  begriffen,  baß  ihre  ©eloalt  über  bie  SJlenfdben 
ju  einem  Seil  auf  bem  finnlidjen  2lpparat  bes  Gultuö  be= 
ruhe.  Ser  Orient  unb  einige  ißro&injen  be$  Slbenblanbes 
mürben  mit  ben  Srümmern  non  Silbfäulen , unb  mit  jerfdjla* 
genen  9Jlufi»en  beftreut,  unb  ber  Schatten  beg  lebten  Reiben 
SRorn’S  hätte  mit  boshafter  ©cnugtfmuug  biefe  Söanblung  ber 
Singe  betrauten  föniten.  2Iber  ber  $apft  »erteibigte  bie 
feither  entftanbene  Ditftljologie  ber  Ghriften  nadjbrücflicficr, 
al$  Spmmacbuä  bie  alten  $bole  ober  ben  2Utar  ber  Victoria 
einft  »or  ben  Äaifern  hotte  »erteibigen  föniten.  2ludb  nach 
3tom  hotte  £eo  fein  Gbict  gefanbt ©regor  erflärte  hierauf 
burch  ein  bogmatifebes  Schreiben  mit  aüem  ©runb,  bafi  e« 
bem  Äaifer  nicht  julomme,  in  ©laubenSfachcn  befehle  31t  er= 
laffert,  ober  bie  alten  Safcungen  ber  Äircbe  befpotifch  umju= 
fiojjett.  2luf  feine  entfehiebene  Weigerung  [durfte  Seo  neue 
Schreiben,  ioorin  er  bem  ^apft  mit  ber  2lbfefsung  brohte, 

' Imago  cujuslibet  Sancti.  aut  Martyris,  aut  Angeli:  Anasl. 
n.  184.  Man  febe  Paul.  Diacon.  VI.  c.  49  unb  ben  TheophBn. 
Chronogr.  p.  338. 


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Tao  (Sbict  Veo’b. 


2.».) 

wenn  er  nid)t  golge  leiftete.  Gregor  fafjte  jeßt  ben  (?ntfd;lufi 
be«  offnen  SSiberftanbc« : er  rief  burcf)  Senbfdbreiben  bie  ©i= 
fcßöfe  unb  Stabte  Italien’«  auf,  ficß  bent  fcßerifcßen  Slitfinnen 
be«  Äaifer«  ju  wiberfeßen,  unb  er  betoaffnctc  fidß,  tote  ba« 
Viicß  ber  $äpfte  fagt,  gegen  ben  Äaifer  als  gegen  einen 
fteinb.  55ie  Birfung  feiner  Hirtenbriefe  war  fdjneU  unb  aü= 
gemein.  3)ie  ganje  ißentapoli«  unb  ba«  Heer  ber  Venetia= 
ner  ftanb  fofort  in  'Baffen  unb  erflärte,  ben  ißapft  gegen 
ben  Äaifer  »erteibigen  ju  wollen.  35er  2lct  offner  'DlebeUion, 
an  beren  Spiße  ftdß  füßn  ber  '|$apft  ftellte,  warb  oieDei^t 
fogar  burdfj  bie  Verweigerung  bc«  Tribut«  au«  bem  35ucat 
uoti  9tom  entfdßieben  erflärt ; Wenigfteu«  miberfeßte  fidß  Gregor 
ber  Äopffleuer,  welche  Seo  audf  auf  bie  römifdfe  fßtoüinj 
legte,  1 unb  iubem  er  biefe  gegen  bie  bpjautinifc^e  ©rpreffung 
»erteibigte,  feffelte  er  bie  Gemüter  be«  Voll«  nocß  mehr  an 
fidb.  ®ie  Böncbe  fd;ürten  ben  9ieligion«eifer,  unb  wichtige 
materielle  ^ntereffen  unterftüßten  ißn:  Italien,  »on  ber  Hab= 
fucßt  gried;ifdßer  Steuereinnehmer  au«gefogen,  war  bee  3odß« 
ber  ©unucben  mübe. 

®ie  Stabt  unb  bie  ißro»in$en  »on  ben  SJlünbungeit  be« 
«Po  bi«  ttadj  ßalabricn  befanden  fid;  im  »ollen  Slufftanb,  unb 
al«  ÜJlittclpunft  biefer  Bewegung  erfcbien  nun  wibcrfprucß«= 
lo«  ber  ißapft , ihr  Vefcßiißer  unb  Vertreter  gegen  Vpjaitj. 
Stuf  bie  ftunbe  »on  biefen  Vorgängen  naßm  man  ßier  ju 
ben  fdßnellften  unb  brutalften  Mitteln  ber  Volitif  bie  3^ 
ffudft;  eßc  noch  eine  glotte  nacß  ber  Jibermünbung  aussiegelte, 


1 Kal  ftalhiv  rovro  rpr>yopnK  u .idirag  Po/ji/g  rov$  tpipov$  r!j<; 
IraXtaz  xal  >0/1175  ixo’dvdtv.  Snaßaftlt« , btt  bie  geitfolge  »erttjim, 
fprnßt  mit  »on  einem  aufgelegten  dtitfu«.  3$  fcfyeue  rnicß  niefct  ju  glauben, 
SRom  habe  im  etften  ülufrubr  ben  bittöen  Tribut  »itfliiß  »emeigcrt. 


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S?i<tlf#  5*11(6  CSvft?«1  (Jafitr!. 


2.j(> 

wollte  man  in  ber  ißerfon  ©regor’S  beit  9lero  ber  5öewe= 
guttg  töbten.  ©in'iDuy  iüafiliuä,  ber  Gbartularius  3or- 
ban,  unb  ber  SubbiaconuS  3ohanne8  Üurion  entwarfen  in 
ber  Stabt  ben  5ßlan,  beit  ißapft  umjubringen.  Sie  legten 
iftn  bem  faiferlidbett  Spathar  3Rarinu$  oor,  welchen  £eo  eben 
erft  als  2)up  nach  9tom  gefcbicft  batte ; aber  bie  plöblicbe  Gr= 
franfung  unb  Gntfentung  biefe«  Beamten  oerhinbertcn  ba<s 
Attentat.  Das  erbitterte  93olf  b‘e^  Sorbati  unb  3°hanne3 
in  Stiicfe,  unb  S3afiliu3  flüchtete  mit  -Jiot  fein  Sehen  in  ein 
SßönchSgewanb.  9hm  fam  ber  neue  Grarcb  ißautus  in  9ia< 
oenna  an,  mit  bem  entfcbiebenen  Scfebl  fchncU  unb  auf  jcbe 
SBeife,  fei  ei  burcb  ©ewalt  ober  Stift,  bie  ßmpövuitg  ber  9tö* 
mer  ju  unterbrüden.  Gr  raffte  ein  |>eet  jufammen,  er  befahl 
bem  ©rafen,  ber  ei  führte,  eilig  auf  9iom  p tnarfchiren, 
aber  nicht  allein  bie  SHömer,  foitbcrn  auch  bie  frommen  2ango= 
barben  oon  Spoleto  unb  oon  Studien  erhoben  fidh  in  SOBaffett. 
Sie  befehlen  bie  ©rcnjen  beö  römifdhett  ®ucat<3  unb  oerfpcrr= 
ten  bem  anrücfenben  geinbc  ben  Uebergang  über  bie  Salari= 
fdfe  Örücfe  oor  ber  Stabt  9iom.  3)ie  ©riechen  würben  §ur 
Umfehr  gejwungcn,  ber  Grarch  felbft  fah  ft<h  in  Siaoenna 
in  ©efahr.  $>ie  ^entapoliä,  in  »oller  ©ährung,  fagte  fich 
oon  ihm,  bett  ber  iJJapft  in  ben  Kirchenbann  gethan,  öffent- 
lich lo i,  alle  Stabte  ober  ißrooinjen  b ei  mittleren  3ta^ 
lien'8  oertrieben  bie  faiferlichen  Beamten , wählten  fidh  felber 
$uce$,  faxten  ben  Gntfchlujj  einen  neuen  Äaifer  p er= 
nennen , unb  bicfen  bann  auf  ben  £ron  oon  Spjanj  p füh= 
ren. 1 S)ie3  benfwürbige  Vorhaben  jeigt  baS  mächtig  geworbne 
Slationalgeftihl  ^talien’ä  hoch  in  einer  gewiffen  trabitionellen 

1 Omnis  Italia  Consilium  iniit,  ut  sibi  eligerent  Imperatorein. 
et  Constantinopolim  ducerent:  Anast.  n.  184. 


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Sfctolutien  wegen  bee  ©ilbcrfireita. 


*257 


©cf<hrän!ung,  beim  an  eine  äöieberherftellung  beS  vcniifcben 
ÄaifertumS  im  Sübenblanb  mürbe  noch  nicht  gebaut,  ©regor 
felbft  trat  jenem  ©lan  fofort  entgegen,  weniger  weit  er  bie 
©efehrung  beS  ÄaiferS  hoffte,  als  weil  er  fürchtete,  bafj  eine 
fo  heftige  Umwälzung  Italien  unb  9iom  bem  Sangobarben* 
fönig  als  ©eute  mit  ‘Dlotwenbigfcit  überliefern  Würbe.  Die 
natürliche  ©olitif  oefanlajjte  bie  ©apfte  Italien  uneinig  unb 
fdjwach  ju  erhalten,  unb  ihre  Stüfce  im  SluSlanb  $u  fucheu. 
Slufjerbem  fonnte  ©regor  toon  ber  £rabition  beS  römifdhett 
9tei<h3,  beffen  Si(3  ©hjanj  war,  noch  nicht  abfehen;  er  hielt 
bie  empörten  Italiener  mit  fluger  SOiäfjigung  jurfief,  unb 
berief  ficb  auf  bie  legitimen  Siebte  beS  ÄaiferS , ben  er  nicht 
mehr  Piel  ju  fürsten  brauchte.  1 

35ie  Stabt  SHom  hatte  fich  inbef?  thatfächlich  Pom  ©es 
horfam  gegen  £eo  loSgefagt,  wenn  auch  ©regor  einen  faifer= 
liehen  ®np  noch  bulbete.  SMeS  fdjeint  auö  bem  ©ericht  im 
©u<b  ber  ©äpfte  hemo^ugehn,  welcher  fagt,  bafj  bie  fWömer 
ben  S)ur  ©etruS  Pertrieben,  weil  er  gegen  ben  ©apfl  an 
ben  Äaifer  fich  auSgefprochen  hatte.  * Seine  ©facht  war  bereits 
nichtig,  unb  er  felbft,  im  ©alaft  ber  ßäfaren  gleichfam  ein 
©efangencr,  blieb  nur  barauf  befchränft  bie  Greigniffe  ju 
beobadhten , bis  er  ihnen  erlag,  hierauf  mochten  bie  Sfömer 
einen  eignen  ®up  fich  Wahlen,  aber  baß  fie  nun  ihre  Stabt 
unb  ihr  ©ebiet  jur  ©cpublif  erflärten,  beffen  weltliches  Ober-- 
haupt  ber  ©apft  fein  feilte,  fann  nicht  erwiefen  werben,  unb 

1 $er  ©«rieht  be«  2$eoppan.  p.  343,  baß  btt  ©apft  9?om  unb  ganj 
3talien  $um  Sbfoö  aufgeregt  pabe  (unb  ipm  ((preibtn  3onarag  unb  Sebtcuu« 
natp),  iß  ein  3vrtum.  Sfflit  fallt  auf,  baß  ©reger  in  feinen  ©riefen  an 
See  nicht  baran  benft,  baß  bie  3ta!iener  int  ©(an  patten,  einen  neuen  Äaifcr 
}u  toäpten. 

1 Petrum  ducem  turbnverunt  ober  orbaverunL 
ffirtfloroslul,  ®ef«^icfcte  »er  €tatt  fRein.  II.  17 


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258 


Vierte«  ©mb.  Gifte«  Sapitfl. 


cs  ftef>t  mit  ber  ißolitif  ber  3<üt  unb  ©regor’S  in  »ölligem 
BMberfprud). 1 Äurj  jußor  mar  Gj-fülaratuS,  Dnp  »on  9tea= 
pel,  in  Begleitung  feines  Sof;nS  .öabrian  mit  einem  §eer= 
Raufen  in  bie  römifebe  Gampagna  eittgeriieft,  bas  Bolf  für 
bie  faiferliche  Regierung  ju  gewinnen.  Die  Slcmcr  fehlugen, 
ergriffen  unb  töbteten  Bater  unb  Selm,  unb  fomit  festen 
ber  Ginfluß  beS  ÄaiferS  allein  auf  Ulcäpel  befebriinft,  eine 
»on  ©rieten,  non  $ubcn  unb  Orientalen  belebte  ,öanbetS= 
fiabt,  toelcbe  ber  Bilberftreit  gleichgültig  ließ,  ber  Berluft  ber 
Begehungen  jum  Orient  aber  empfinblich  treffen  mußte.  1 
£eo  befahl  bie  Ginfünfte  ber  Äirdje  im  neapolitanifdfen  Gam= 
panien  jurücfjubehaltcn,  er  fehiefte  ben  ehemaligen  Gyar= 
<hen  GutpchiuS,  einen  Gunuchen,  nach  Neapel,  um  »on  hier 
aus  in  -Hont  eine  ©egenreoolution  ju  Stanbe  ju  bringen. 
Do<p  ber  Sgent  biefeS  Beamten  tourbe  mit  ben  Briefen  er* 
griffen,  unb  »erbanfte  fein  Scbcn  nur  bem  Dajioifchcntreten 
beS  BapftS,  beffen  fluge  .ßaltung  auch  hier  ben  »ollenbeteit 
Diplomaten  erfennen  läßt.  2lnfdheinenb  nur  »on  religiöfen 
Sorgen  erfüllt  betete  unb  faftete  er,  teilte  er  reichlicher  als 
fonft  aitnofen  aus,  unb  orbnete  er  iproceffionen  an,  mährenb 
bie  SHömer,  naepbem  ber  Gyarcp  GutpcpiuS  feierlich  »erflucpt  loar, 
fich  burep  einen  Gib  oerbanben,  für  bie  Grbaltung  beS  ißapfts 

1 £ieS  ifl  bie  febr  mobern  flingenbe  Behauptung  (nach  i(Jagi)  »on 
Sugtnbeint  in  feiner  ®efcbicpte  brr  Gntftebmig  unb  ätuebilbung  bc3  Jtireben- 
ftaat«  ©.  9.  @(bn.'trli(b  ijl  fine  ^iflorift^c  Ouctle  bafiir  anfjubringeu ; id> 
fenne  feint. 

1 Siebt  bie  ftragm.  be«  Chron.  Ducum  Neapolit.  cd.  Pratilli  im 
Tom.  III.  ber  Histor.  Prints.  Langob.  rom  Gamiiüi?  iperegrinu«  (Napoli 
1749).  Seit  Gbr°nif  U'nrbe  jnsar  im  aaec.  XII  ttrfafit , aber  au«  allen 
9?a(britbleit  gefeööpft.  Ad  ann.  728  beifit  e3:  Alphnnus  secretarius 
Domini  Impcratoris  venit  Ncapolim,  et  praeeepit,  quod  non  obe- 
dialur  Domino  Papac,  neque  tranemittutur  ei  pecunia  sui  redditus. 


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®ie  sörtcfe  (ftregor'«  an  teil  itaifer  Vec.  259 

i^jr  ©lut  unb  ßeben  ju  taffen,  ©regor  banftc  bem  ©Men 
bes  ©olf«  „mit  fcbmeichelnben  ©Sorten,"  entjücft  oon  ber 
Haltung  Wom’s,  beffett  Herr  er  nun  mirflich  mürbe;  aber  er 
ermähnte  bie  Werner  bemutsooll,  oom  legitimen  .ffaifertum 
nicht  abplaffett.  1 

9tn  bett  ttaifer  ßeo  felhff  richtete  er  micberbolt  ©riefe 
mögen  feiner  fefferifeben  Angriffe  gegen  beit  ©ifberbienff.  Seine 
erften  Schreiben  auf  bas  Gbict  »ein  3°hr  726  gingen  wer» 
loren,  boch  haben  fich  jmei  ©riefe  in  gricchiffher  Sprache  er= 
halten,  meldje,  mögen  ffe  nun  bem  3«hr  729  ober  730,  ober 
gar  einem  frühem  angeboren,  mitten  im  Slufruhr  Worn’ö 
' unb  mit  allem  Reiter  gefchriehen  finb,  melche«  religiöfe  fieu 
benfehaft  unb  ber  Jroff  auf  ben  Würfbalt  am  empörten  3ta; 
lien  einflöffen  mufite.  3hr  Jon  ift  ein  ©emifch  oon  oäter= 
lieber  Grmafmung  unb  oon  fcffonungölofcr  Jreiffigfeit.  Chne 
3ufatnmenhaug  unb  ohne  bialeftifche  Äunff  fprechen  fte  bie 
©ruitbfäffe  ber  Hierarchie  unb  ba«  ftolje  ©etoufftfeiu  oon  ber 
hoben  Steilung  bes  römifefjen  ©apff«  al«  beg  geiftlichcn  Haupt« 
ber  Gbriftenbeit,  unb  be«  ©littler«  jmifdjcn  bem  Offen  unb 
©Scffen  ber  Grbe  mit  folchcr  Gntffhiebenbeit  aus,  baff  ffe 
nachfolgenben  ©riefen  ber  Sßäpffe  in  biefem  Sinn  junt  ©tuffer 
bienen  tonnten. 2 

„©Sir  haben  es  nötig,  fagte  ©regor  bem  Äaifer  ßeo 
im  erften  ©riefe,  an  bid)  in  einem  ungelehrten  unb  plumpen 

1 Ne  desisterent  ab  amore,  vel  Ode  Romani  imperii:  Anast, 
La  Farina  Storia  d’Itnlia  I.  p.  215  fagt  mit  aüju  ntebernem  tyitricti«. 
um«,  non  oprö  dn  pastore  ne  da  amico  d'Italia.  (£«  ift  unglaublich, 
wie  bie  3taliener  oft  mit  'pbtafeti  fpielen. 

1 ®eibe  SBriefe  flehen  (grietpifcp  rntb  fateinifch)  in  Act.  Syn.  II  Nicaen. 
beim  ?abbe  VIII.  p.  651  acj.  2?aroiiiu«  gibt  fte  ;um  3ah*  726;  ^Jagi 
fef}t  fte  in«  3aht  730,  iMuratori  in«  3ahr  729. 


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260  SMertfG  (5rßc$  (£a$itcl. 

* 

©til  p fdjreiben,  ba  bu  fclbft  ungelehrt  unb  plump  bift," 
unb  nun  Perweist  er  ben  Silberftürnter  auf  bie  tafeln 
beS  ÜJlofeS  unb  bie  Gbcrubim  ber  SunbeSlabe , auf  ba«  bc= 
rühmte  Original  Pon  (grifft  2lutli§,  welches  ber  £eilanb 
bem  .König  2lbgaruS  non  Gbeffa  nebft  einem  eigentyänbigen 
©d&reiben  überfdfücft  habe, 1 unb  er  fagt  ifym,  bafs  es  ber= 
gleiten  Silber,  p melden  bie  frommen  (Sl;rifienpilger  l;in= 
ftrömten,  Piele  gebe.  ®iefc  äbbilber  ber  ^eiligen  aber  feien 
ni$t  ©ötter,  nod?  bie  ^eiligen  fetbft  als  folcfye  geartet,  fonbem 
man  rufe  fte  nur  an,  ftcf)  bei  GfiriftuS  fürbittenb  p ocrwen-- 
ben.  „Sefreie,  fagt  er  bem  Kaifer,  beine  ©eele  pon  ben 
Slergcrniffen  unb  ScrwünfdEjungen,  Womit  bie  Söelt  bidb  über= 
fyäuft,  benn  felbjl  Heine  Äinber  lachen  bid;  auS.  Stritt  in 
bie  ©dmle  bercr,  bie  im  21  bc  unterrichtet  werben,  unb  fprid&: 
icb  bin  cs,  Weidner  bie  Silber  umftürjt  unb  »erfolgt , unb 
augcnblidlidf  werben  fic  bir  iljre  Sdreibtafeln  an  ben  Kopf 
werfen.  2Bir,  bie  wir  Gewalt  unb  Kuctorität  Pom  ^eiligen 
ißetruS  haben , wollten  bir  eine  ^ücfitigung  auferlegen,  aber 
Weil  bu  bidfi  bereits  felbft  mit  bem  $ludj  belegt  Ijaft , fo  mag 
es  für  bidjj  unb  beine  9iatgcbcr  baran  genug  fein."  Gr  beutet 
hierauf  mit  einigem  ©elbftgefübl  auf  bie  9lebetlion  ber  ißro= 
pinjen,  fagt  bem  Kaifcr  ironifdb,  baff  bie  erbitterten  Sölfcr 
Italiens  feine  eigenen  Silbitiffe  mit  güfien  getreten  hätten, 
baf?  fie  feine  Seamten  in  ben  ©täbten  Perjagten  unb  anbere 
an  beren  ©teile  festen,  unb  baf;  fie  im  Segriff  gewefen  feien 
ebenfo  mit  9lom  p öerfafwen,  welches  p behaupten  Spjanj 

1 ®tr  (Jarbmat  $3arcniu8  Behauptet,  baß  bie«  berühmte  ©itb  con 
Sbtffa  na<b  bem  gaö  Sonftantinepels  mtttr  bie  Jürfen  na  cp  8fom  tarn, 
wo  e«  beute  in  bet  Jtirtbe  S.  Silvestro  in  Capiu»  bewahrt  tuetbe.  Annal. 
ad  nun.  944. 


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Irie  '-Briefe  ©regor’«  au  Mn  Jtaifer  ?ee. 


261 


nicht  Äraft  genug  hefige,  unb  er  fährt  fort:  „aber  bu  fuebft 
uns  ju  erfebreden  unb  bu  fagft:  ich  'rill  nach  9tom  fri^icfeit 
unb  baS  Stanbbilb  bcS  S.  fßetruS  jerfchlagen,  ja  ich  'riß 
auch  ben  fßapft  ©regor  felbft  gefeffelt  oon  bort  binmegftibren, 
fo  roie  einft  GonftanS  s3Jlartinuö  fortfcbleppen  liefe.  $u  foßft 
jeboch  rniffen,  baff  lueun  bu  uns  mit  frechem  Uebermut  unb 
mit  Drohungen  ju  nahe  tommft,  mir  nicht  nötig  haßen  un§ 
ju  fofehent  Äantpf  b«bei}ulaffen ; benn  menn  ber  römifihe 
©apft  nur  24  Stabien  meit  in  bie  Gampagna  oon  9iont  h'"-' 
meggeht,  fo  magft  bu  bein  2öinb  naebfehen."  1 3nbetn  er 
fobann  mieber  auf  bie  berühmte  Statue  beS  äpoflelfürjlen 
juriieff omrnt , melcbe  ber  Äaifer  als  baS  .öauptibol  beS  Stbenfc 
lanbeS  unb  als  ben  neuen  Jupiter  oon  9tom  3U  betrachten 
fdbien,  gerät  er  in  folgen  Gif  er,  bafe  er  fich  felbft  miber-- 
fpricht;  benn  obmol  er  oorher  gefagt  hatte,  bie  .^eiligen  toür= 
ben  nicht  als  ©ötter  betrachtet,  ruft  er  bennod;  auS:  „2lße 
©ölfer  beS  SflbeitblanbeS  blichen  mit  gläubiger  Ghrfurdbt  auf 
beit,  beffen  ©ilb  bu  umjumerfen  unb  3U  jerftören  uns  pra= 
lerifch  anbrohft,  auf  ben  heiligen  ©etruS  fage  ich,  melchett 
aße  Äönigreid;e  beS  SöeftenS  als  ©ott  auf  Grben  betrachten. 2 3 
Stehe  ab  oon  beinern  ©erhaben,  bu  weißt,  bein  9teich  famt 
an  IHont  feine  2But  nicht  auSlaffen,  es  fei  beim  an  ber 
Stabt  aßein  ober  an  ihrer  nahen  ©lecreSfiifte  unb  Schiffen. 


1 Ei/oöiriötinon  tiruSia  lanycio^tSti  o (ioyitotug  Prüll  1^  rri 
ycüon  1 KnunaviaQ , xai  vaayt  iSio^ov  r ov$  dviuav:-  $itft  Stellt 

ntadjt  @$nrinigteit;  mir  iieiut  bet  ©apfl  trenifep  unb  iibetrrci6enb  ton  ber 
Stbtrathe  ton  ©ojanj  ju  teben,  toeltbe«  Ijikfiflen»  auf  feine  Sdjifft  trotten 
fönne. 

3 öv  ai  aaöai  ßniSiÄtiai  Trj’  SviStac  &tov  i.uyeiuv  t ymiU  — 
©arenius  liest  niebt  einmal  ci-  ,'höv  — eine  erftannlic^e  unb  fe(>r  un- 
canoniftbt  im  SKttnbe  bt«  ©apfl«. 


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gierte*  Capitcl. 


20-2 

Senn  »Die  wir  febon  gejagt  haben,  toenu  ber  ipapft  nur  24 
Stabien  weit  von  Nom  fid)  entfernt,  braudjt  er  beine  'Drofjung 
nid?t  mehr  ju  fürsten.  Sa#  ganje  2lbenblanb  öerehrt  ben 
heiligen  Slpoftelfürften ; wenn  bu  nun  Seute  ausfenbeft , ba# 
Silbnif?  beffelben  umjuftürjen , fo  erfläreit  mir : »Dir  finb  un= 
fdjulbig  an  bem  SBIut,  toelcEjce  ihnen  entftrömen  Wirb,  aber 
auf  bein  .ftaupt  tuirb  e#  jurüdfallen.  3öir  h^hen  fo  eben 
aue  bent  tiefften  Söeften  bie  Sitten  bei  fogenannten  Septetu# 
empfangen,  ber  mit  ©otte#  ©nabe  unfer  2lntli&  ju  fchauen 
begehrt,  unb  bajj  mir  borthin  reifen  möchten , ihm  bie  heilige 
Saufe  ju  erteilen , unb  tpir  mollen  beim  unfre  Senben  gürten, 
um  nicht  ber  yahrläffigfcit  gejiehn  ju  merbeit." 

@#  ift  ungewiß,  tuen  ber  iftepft  unter  jenem  fabelhaften 
ißrinjen  Septetu#  meinte,  aber  offenbar  biente  ihm  irgenb 
eine  gigwr  im  fernen  Söeften,  um  bie  bpjantinifebe  ißhantafte 
burch  bie  SorfieHung  ju  »ertuirren,  baf?  Nom’#  (iinflufi  hi# 
ju  ben  gebeimnijwollften  Söinfcln  be#  lebten  ©ermanien’#  ge-- 
brungen  fei,  baß  bie  Söller  bc#  Nbeitblaitbe#  bereit  feien, 
ben  ißapft  ju  fdjü&en,  unb  bafj  er,  um  ben  3orn  be#  Jlai= 
fer#  nicht  belämmert,  fi<h  fogar  bie  Nube  nähme,  nach  bem 
SBeflen  ju  reifen,  um  tjeibnifc^e  dürften  ju  taufen.  6r 
febeint  auf  biefen  galt  ein  hefonbere#  ©ewiebt  ju  legen,  benu 
and}  in  feinem  anbern  '-Briefe  rebet  er  ba»on.  l’lber  ber 
granlen,  bereti  Sdjntj  tuenige  3ahre  fpäter  fein  Nachfolger 
anrief,  beult  ©regor  noch  nicht. 

3m  jmeiten  Schreiben  entmidelt  er  mit  mehr  lugifcltem 
3ufamtnenhang  ben  Unterfd;ieb  ber  geiftlicben  utib  Weltlichen 
©eiualt,  bc#  ißalaft#  unb  ber  «Siirrfte  mic  er  fid;  au#brütft, 
nttb  er  jieht  bie  ©renje  jtoifefien  ben  Sefugnijfcn  bc#  ober-- 
ften  Nidder#,  ber  bie  weltlichen  Singe  mit  bem  Schtoert 


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Sie  Briefe  ©reger’*  an  beit  Äaifer  Vce.  263 

rießte,  inbem  er  ben  Üeib  mit  Mcrfer  ober  crbarmungSlofem 
Dobe  ftrafe,  unb  jenen  beS  oberften  Sifdjod,  welcßer  „waffetu 
los  unb  naeft"  bie  füitbige  Seele  burcb  bie  Strafe  beS  £ir= 
djenbannS  jücßtige,  nießt  um  fie  fcßonungSloS  $u  tobten, 
fonberu  um  fie  vorn  Dobe  jutn  Sebett  ©ottes  ßeiletib  unb 
rettenb  juriidjufüliren.  Diefe  treffenben  Definitionen  finb 
nid;t  ohne  ©röße , fie  fpredien  mit  MIarßeit  bie  Stellung  beS 
ÄaiferS  unb  beS  IßapflS , beS  Staate  unb  ber  Mirdße,  ju 
einanber  aus,  meldje  in  fpäteren  ^aßrßuitberten  bie  Utfclt 
fo  tief  bewegte.  Sie  taffen  biefeu  großen  wcltgefdjidjt- 
lidteit  3wiefpalt  im  Seben  ber  diriftlidien  3)teufd;bett  abneu, 
unb  er  begann  fd;oti  hier  unb  jeyt,  ba  fidj  aus  bent  Silbers 
ftreit  ein  Mampf  ber  römifeben  abfoluten  Mir cbe  gegen  beit 
juftinianifdjen  abfoluten  Staat  ergab.  9lber  jene  erßob  bie 
$aßite  wenigfteitS  ißrer  greißeit  mitten  aus  bem  Streit 
über  beit  GuttuS  ber  Silber,  unb  biefer  bie  jfaßne  ber 
Defpotie,  unb  ber  politifd;en  Sclaocrei.  3eue  Grflärungen 
©regor’S  waren  Peranlaßt  burd;  bas  befpotifdw  unb  <^araf= 
terifdie  Utfort  in  bem  Sriefe  £eo’S  beS  ^fauricr’S : „3d  bin 
Maifer  unb  3d  bin  ißrieftcr!"  1 Du  baft,  antwortete  dm 
©regor  mit  rüßmlidjem  9Jtut , nur  bett  folbatifcßen,  cinfälti= 
gen  unb  groben  Sinn,  unb  mit  bem  wage  bid;  nicf>t  an  bie 
feinen  Segriffe  Pon  Dogmen;  unb  nacbbciit  er  ben  Maifer 
mit  biefcit  Utforteit  abgewiefeit,  fagte  er  il;m,  er  loerbe  Gbri= 
ftuS  bitten,  dm  einen  Deufel  in  ben  i*eib  fahren  ju  lajfen, 
batnit  biefer  Pertilgt,  unb  weuigftenS  feine  Seele  gerettet 
werbe. 

‘ üri  finrii/.t  eg  X«i  Uotvg  tiiu:  ilt  bemtelbeil  '-Briefe.  Ö«  i(l  eöllig, 
al«  hätte  8»  mit  bet  «Stimme  fubteig'«  XIV.  gefagt:  l’itiit  et  l’eglise 
e'est  moi ! — ®ie«  tt>av  ber  mobre  SBobltyriitb  bet  Xeibotie  eon  Öbjaut. 


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264  Sierte«  Sud).  (Srftee  Capitel. 

3.  $ie  Haltung  Viiitpranb'«.  (St  gewinnt  Siawnna.  örfle  4:cbenfimg  unb 
jfeim  te«  Äinbenflaat«.  Coaliticn  jwift^fn  tem  %lapft,  ben  Sknctianertt 
unb  beit  ©rieten  gegen  fiutfranb.  Xer  Sbnig  rfltft  tot  9tom.  (Sin  llfur« 
pator  in  Xubcien.  ©reget  II.  ftirtt  im  3abr  731.  $>etfteUuug  ber  Hbtei 
»on  SDtonte  (Jafine. 

Unterbeffen  fab  fic^  Siutpranb  innerhalb  biefer  Tumulte, 
welche  bab  iBejtehcnbe  aufjulöfen  brohten,  ju  großen  unb 
glüeflidhen  gingen  berufen.  2>er  mächtige  .fjerrfcher  unb  weife 
©efefsgeber  ftanb  plöfclich  feinem  3^  nab:  ber  (Eroberung 
Staöenna’il  unb  9lom’ä,  unb  wenn  er  nicht  ben  füllten  0e= 
banfett  an  bie  Äaiferfrone  beb  SSbenbfanbeö  fafjte,  fonnte  er 
bodj  hoffen,  ba§  Sfeidh  Jbeoboridi'ö  toieber  fbcräuftelien  unb 
Italien  unter  bent  langobarbifcfyen  Scepter  ju  Bereinigen. 
Gr  wartete  eine  3eü  lang,  welche  iüenbuitg  ber  Mampf  jnu- 
fdhen  bent  ißapft  unb  beni  Äaifer  neunten  würbe,  unb  er 
lernte  alle  fotfenben  Anträge  ju  einem  ©ünbnijj  mit  Sujaitj 
entfliehen  ab.  3)lit  $reube  faf;  er  bie  griedjifc^cn  ^3rooin= 
jen  im  2tuffianb,  unb  gewifj  unterhielt  er  bort  eine  Partei, 
bie  ihn  herbeimünfehte.  3>n  3ührc  727  mürbe  ber  Grarch 
ißauluS  pon  ben  Sfaoennatcn  erfcblagen;  fiiutpranb  rücfte 
fdjnell  in  ben  Gjardhat , belagerte  fHauenna,  unb  burdh  ücr= 
räterei  eingelaffen  brang  er  in  biefen  berühmten  Si|s  ber 
lebten  Äaifcr  Storni. 1 Sofort  nahm  er,  ohne,  wie  cä  fcheint, 
Sßiberftanb  ju  finben,  bie  Stabte  ber  Slemiiia  unb  bie 
ißentapolie,  er  befefcte  Ofiino,  er  rücfte  auch  in  ben  römi= 
fdhen  fDucat  ein,  too  er  bie  Gaftelle  oott  3iarni  unb  Sutri 
nahm.  9luf  biefe  Nachricht  fanbte  ihm  ©regor  fTehentlid^e 

1 I’huI  Diacon.  VI.  c.  49.  SluS  c.  54  gebt  bie  öinnabme  ton  9ta- 
eemta  bmrer,  unb  tiefe  ergäbt  mit  einigen  Xetail«  ägneOu«  im  Lil». 
Pnntif.  Vita  Johannis  p.  409  aq.  Xie  j^elgc  biefer  Gtcigniffc  ift  »et« 
reimet  al«  ein  Pabprint,  mit  itb  bitte  ittirtj,  .£>vpotbefen  31t  »cvntcbreit. 
äknigfleii«  füllt  bie  (Siimabmc  fHaoenna'#  »or  ba«  3abr  730. 


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■v  ■ 


Statyalteit  Viut^tanb’«  ju  Styjanj  unb  9fem.  265 

Briefe  fannnt  reifen  Gefcbenfen,  unb  wirflicb  bewog  er  ben 
frommen  Äönig  burcf;  ißerfprctbungen  unb  gefehlte  biploma= 
tifebe  Storflelfungen  jur  Umfebr.  3«/  Siutpranb  gab  bie  Stabt 
Sutri,  bie  er  geplünbert  batte,  fraft  beS  StechtS  ber  Grobe= 
rung  als  Scbenfung  an  ben  ißapft,  melier  im  tarnen  beS 
SlpoftelS  ißetruS  auf  bies  rechtmäßige  Eigentum  beS  gried;i= 
feben  ÄaiferS  getoiffe  Sitel  ju  beanfprueben  mußte.  1 SieS 
war  bie  erfte  Scbenfung  einer  Stabt  an  bie  Äircbe,  unb 
Sutri  ber  Äeim  beS  ftircöenftaatS. 

SBäbrenb  nun  Gregor  ben  Saitgobarben  besänftigte  unb 
burdb  einen  geheimen  Vertrag  für  fidb  getoamt,  bacE)tc  er  an 

» 

nichts  eifriger,  als  t'bn  fo  fcfmell  als  möglich  um  bie  eben 
eroberten  IßroPinjen  ber  Siomagita  ju  bringen.  Sas  politi= 
fdbe  Genie  eines  fßapfts  mar  mächtiger,  als  baS  eines  ÄönigS, 
ber  nicht  ju  combiniren  »erftanb;  Gregor  überliftete  ihn,  er 
fonnte  ben  Grarcbat , welchen  ft<h  bie  Äirdje  bereits  als 
Grbteil  auSerfebn  butte,  nicht  in  Siutpranb’S  Rauben  taffen, 
er  rief  fcbnell  bie  aufblübenbe  9tepublif  SSenebig  an,  9taoenna 
ju  befreien,  unb  feine  Sbgefanbten  begegneten  ft<b  in  ber 
Sagunenftabt  mit  beiten  beö  grie<bifcben$aiferS,  bie  ju  gleichem 
3mecf  crfchienen  loaren.  Ser  fßapfi  fcheute  fich  nicht,  in 
feinem  93rief  an  ben  Sogen  biefelben  Sangobarben,  feine 
SöunbeSgenoffen  unb  febr  eifrige  Äatbolifen  Wie  3MlberPer= 
ebrer,  mit  bem  Sitel  bcs  „febanbbaren"  23olfS  ju  branbmar-- 
fen,  Wäbrenb  er  feine  ^einbe,  ben  ßaifer  uttb  beffen  Sohn 
GonftantimiS  GopronpmuS  „feine  Herren  unb  Söhne"  nannte. 1 

1 Facta  donatione  beotitunmis  Apostolis  Petro  et  Paulo  restituit 
ntque  donavit.  Anast.  ffiit  fütb  in  bit  (Sp«b(  b«  „SWcflitutionen"  uub 
Scfanhingeit  fingtlrtten.  gugtnljfim  jc.  @.11:  „@utri  erfdicint  mithin 
al«  ttx  nflt  Ädm  bca  Sircfcnfiaat«  außer  9tem." 

1 A nec  diccnda  gente  Longobnrdornm — ein  gtn'cfcnlicba  @(fyimpftitct 


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266 


©ierteb  ©ud>.  Grfteb  ttapitfl. 


Dion  wirb  ifim  nimmer  Unrecht  tfmu , wenn  mau  breift  be-- 
bauptet,  er  habe  enblicfi  auch  bie  ebrgeijigen  ^erjöge  non 

Spolcto  unb  oon  iBeneoent  gegen  Siutpraub  im  ©ebeimett 

aufgereijt.  ®cr  hoppelten  SUebrängnijj  war  ber  Mönig  nicht 
gewaebfen:  bie  glotte  ber  5Jenetianer  oertrieb  bie  Sangobars 
ben,  fie  fefjte  ben  Gaarden  Gutod;iu3  wieber  in  Staoenna 
ein,  unb  Siutpranb  fd^eint  bie  eroberten  Seeftäbte  unb  bie 
fltomagna  eilig  aufgegeben  ju  b^ben,  weil  er  fie  nicht  be= 
baupten  tonnte.  3lber  er  oergalt  bem  ißapft  bie  treulofe  'So= 
litif,  inbem  er  juni  ©rftaunen  ber  2Belt  mit  Spjanj  nicht 
nur  grieben,  fonbent  aud)  greunbfcbüftöbünbuiß  fcblofj,  wo= 
nach  er  fid;  mit  bem  Grarcben  oereinigte,  bie  .perjöge  oon 

Spoleto  unb  oon  SJcneoent  ju  jiiebtigen,  unb  9lom  fammt 

bem  $ucat  bem  Äaifcr  wieber  erobern  ju  helfen. 

Qn  Spoleto  empfing  er  ohne  SBiberftanb  bie  Unterwerk 
fung  beiber  £>erjöge,  bann  jog  er  im  gabt  72'J  oom  Gpard^eit 
begleitet , gegen  9lont , oor  beffen  ÜDlauent  auf  bem  gelb  beg 
Dlero  fein  .öeer  [ich  lagerte.  9lom  fchien  enblicb  in  bie  ©e* 
Walt  ber  Saitgobarben  fallen  ju  miiffen,  aber  baS  ©lücf  unb 
bae  2"alent  ber  Zapfte,  erftaunlicber  alsS  jenes  beS  Gäfar, 
tbat  aud)  jeßt  wieber  SEBunber.  Öregor,  am  bewaffneten 
üöiberftanbe  ocrjweifelnb,  oertraute  feinen  geglichen  Mitteln, 
unb  er  wußte,  baß  bie  Saitgobarben  nicht  mehr  jene  utibäw 
bigen  Jtricger  2llboin’£  waren.  Gr  jog  hinaus  in  bas8  Säger 
Siutpranb’S , er  richtete  eine  Siebe  im  ©eifte  Seo’S  beS  ©roßen 
an  ihn,  unb  man  fab  ben  ticfbeleibigten  Äönig  bemutsooü 

jener  »Jeit,  unb  aiidbrucfetwUer  al«  bas  flaffiftbe  nefandus.  Der  ©rief 
bes  ©apfts  an  Urfus,  Tut  oon  ©enebig,  fießt  in  btt  (Sbroiiit  beb  JInbrea 
Danbolo,  Tom  XII.  Scriptor.  beim  äJhiratori,  beim  ©aromuS  T.  IX. 
ad  ann.  726,  unb  beim  t’abbe  Coucil.  VIII.  p.  177. 


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'Politil  @ttgpv\'1  b<8  3frdt*n* 


267 


»oi  bem  pap  ft  auf  bie  Äniee  fallen.  3>aS  fatpolifde  .perj 
beS  großmütigften  dürften  mar  erfd^üttert : ber  Ptann  ©otteS 
führte  ibn  fdmeU  in  ber  frommen  2lufregung  au  baS  ©rab 
beä  2tpoftel3,  too  ber  Äönig  Plantet,  2trmbanb,  JBe^rge&enf, 
$Dold>  unb  Sd&mert,  feine  golbene  Jtrorte,  fein  filbenteS 
Äreuj,  ja  feine  glätte  alle  bem  (»eiligen  Petrus  51t  güßen 
legte.  2)a3  Sdbaufpiel  be£  päpfUidjen  UriumfS  mürbe  »om 
ßalieluja  unb  Pom  Xe  beum  ber  Prieftcr  begleitet,  unb  nad> 
»ollcnbctem  ©ebet  ließ  fid»  ©regor  l;crab,  bett  Bitten  £iut= 
pranb’S  nact^ugeben , ittbem  er  ben  ercommunicirten  (Sparten 
mieber  in  feine  unb  ber  Äirdje  ©nabe  aufnafjm. 

fiiutpranb  betrat  nid;t  einmal  bie  ^eilige  «Stabt  Pom, 
auf  bie  feine  Vorgänger  fo  l;eiße  ©liefe  bes  Perlangettä  ge= 
morfen  Ratten,  fenbem  er  bradfc  bas  Säger  im  ncronifd^en 
Selbe  ab,  unb  30g  auf  ber  glaminifc^en  Straße  fort.  Unb 
fo  entmid;  bie  itrone  Storni  unb  gtalien’s,  meld)e  eine  Weile 
über  feinem  .Oaupt  gefd»mebt  l;atte,  für  immer  unb  »ielleidjt 
jum  Unglücf  jenes  Sanbcs , beffen  fdjon  jerriffenc  ©lieber  er 
^ätte  einigen  fönnen,  »on  einem  gürften,  beffen  fEugcnben 
fie  Perbienten,  ber  aber  fic  ju  gewinnen  uidjt  politifdjen 
Jüerftanb  nod;  Mbn^eit  genug  befaß.  Seinen  ÄniefaD  auf 
bem  gelb  bes  Pero  büßten  eitblid)  feine  Padjfolger  unb  fein 
©olf  burd)  frühen  unb  traurigen  Untergang. 

Gilt  Ufurpator  be)d;äinte  ibn  burdj  ein  SBagniß : Siberiuä 
petafius , maf»rfd>einlid)  ®up  einer  Stabt  im  römiföcn  £u3= 
eien,  übernahm  es,  baS  große  projcct  einer  italienifdien 
Äaifermaf>l  auf  eigene  #anb  auSjufübren.  Gr  marf  ficb 
plößlidj  3Uiti  Äaifer  auf,  nadjbem  er  einige  Orte  im  bortigen 
Patrimonium  bes  S.  Peter  für  fid»  gemonnen  t?atte.  3>er 
Grard) , itodt  in  Pom  anmefenb  unb  »öHig  macbtloS , »erlor 


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2G8 


SJirrtcö  ilucfi.  Srfle«  Capittl. 


bie  Sefutnung,  aber  ber  ^apft  banbette  fdjneH  unb  mie  ber 
eigentliche  ©ebicter , er  gab  bem  Crrarcbeit  baS  römifche  .peer, 
unb  biefcs,  gegen  ben  (rmpörcr  auSgejogen,  braute  beffen 
Äopf  balb  nad)  9iom  juriitf , non  mo  er  nach  Öpjanj  gefenbet 
mürbe.  2)ieS  aber  fitib  Vorgänge,  melche  betueifen,  bajj  ber 
'$apft  bie  Oberhoheit  beS  ÄaiferS  noch  immer  anerfannte. 
3ubej?  ber  Slnblicf  beS  blutigen  .§aupts  eines  tuScifdjen  5Re= 
bellen  befänftigte  ben  3°rn  beS  ÄaiferS  Seo  nicht,  er  mollte 
ben  Römern  nicht  »erjeihn,  fonbern  fuhr  fort  gegen  bie  Silber 
ju  wüten  unb  ben  ißapjl  ju  bebrohen,  mährenb  ©regor  nicht 
aufhörte,  berebte  wenn  auch  weniger  trofcigc  Schreiben  an 
ihn  ju  richten,  bis  ihn  am  11.  Februar  731  ber  Job  über= 
rafdjte. 

23ie  er  9?ont,  maS  bie  bürgerliche  Serfaffung  betrifft, 
Surücfliefj  tuiffen  mir  nicht;  ber  Zf) at  nach  burfte  er  als 
Oberhaupt  in  einer  Stabt  betrachtet  merben,  meldEm,  fchon 
Iängft  in  ber  moralifcben  unb  junt  Steil  in  ber  materiellen 
©emalt  ber  ippfte,  fich  gegen  beit  Äaifer  offen  empört  hatte. 
2lber  bie  Älugheit  ©regor’S  fonnte  eine  alfjugrofjc  bürgerliche 
Selbftänbigleit  in  fRom  meber  münfehen  noch  bulben,  unb 
ba  er  fich  mit  bem  ©parchen  oerföhnt  hatte,  unb  cS  ihm  an 
einem  guten  Serhältnifj  ju  Spjanj  in  einer  3«t  fc^r  gelegen 
mar,  mo  ber  Untergang  beS  JranfcnreichS  burch  bie  Sara= 
eenen  gefürchtet  mürbe,  fo  behielt  er  ben  Sitel  ber  Slbbängigfeit 
fRom’S  oon  griechifcheit  Seamten  bei. 

Seine  bebrängte  Sage  hatte  ihm  nicht  geftattet,  9lom, 
mie  feine  Vorgänger  getl;an,  burd;  glänjenbe  .ftirebenbauten  ju 
fehmüefen,  uitb  baS  Sud;  ber  'ppl’te  gibt  nur  eilt  Serjeichnifj 
»on  .Hirnen  unb  fllöftern,  bie  er  reftaurirtc.  darunter  be= 
faub  fid)  auch  baS  .ft (öfter  beS  S.  9(nbreaS  mit  bem  Zunamen 


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©onlificat  ©rcgorNi  tf*  dritten. 


269 


©arbara , meines  einft  ©reger  bet  ©rofje  geftiftet  batte.  3)aS 
$auS  feiner  9Jiutter  aber  richtete  er  ju  einem  ßlofter  ber 
S.  Stgatba  ein;  es  ftanb  mahrfdheinlich  im  £raSte»ere.  2öir 
übergehn  inbefj  bie  römifdhen  Älöfter  eher,  als  bafj  mir  nicht 
bemerften,  berfelbc  ©apft  habe  im  ^ahr  720  baS  Älofter  »on 
SJlonte  Gafiuo  micberhergeftellt,  mohin  er  ©enebictiner  aus  bem 
Sateran  unter  beS  SlbtS  ©ertonap  üo«  ©reScia  Rührung  fanbte. 


4.  ©reger  III.  wirb  ©apfl  im  3abr  731.  ©r  fefcicft  feine  apoflolif^eii 
©riefe  luicp  ©bjanj.  Mffmifcpe  (gtjnobe  gegen  bie  ©ilberfiürmerei.  £cmon< 
fbratienen  in  8iem.  Sir^enbauten.  @.  SBtaria  in  Sfguiro.  £ie  bantalige 
ffltalerei  unb  ifir  Strbältlüfi  jur  ©uftur.  gliid)tige  bujantinifcfie  Äiinftler. 
glü$tige  ^viligenbilber.  Steflauratien  ber  gtabtmauem  9tom’e. 

©on  ber  ©ahre  beS  lobten  mürbe  ber  britte  ©regor 
mit  ©emalt  fortgejogen,  unb  burch  einmütigen  ©efcblufj  »on 
GleruS  unb  ©olf  juni  ©apft  ermählt.  Gr  erhielt  bie  Drbi= 
nation  am  18.  ©tärj  731,  nachbem,  mie  ju  »ermuten  ijt, 
bet  gorm  megen  bie  ©eftätigung  beS  Gfardjen  eingetroffen 
mar.  ©regor  III.,  Sohn  beS  Johannes,  mar  »on  fyrifdjer 
©bfunft,  aber  feine  Gigenfdjaften  madhten  fie  bie  Stömer 
»ergeffen;  feine  genaue  Äenntnifj  ber  griechifchen  6prad;e 
mirb  »on  feinem  SebenSbefchreiber  mit  fHcdit  an  bie  Spifce 
feiner  Jugenben  geftettt,  unb  es  bünfte  ihn  nichts  geringes 
}u  fein,  baf;  er  alle  ©falnten  ausmenbig  muffte.  ©regor 
übernahm  »on  feinem  ©orgänger  baS  fdhmierige  Grbe  beS 
©ilberftreits,  meines  an  fich  nur  bas  Symbol  beS  tieferen 
Streits,  jmifchen  ber  Äirdje  unb  bem  abfoluten  StaatSprincip 
mar.  ®ie  erfte  leibenfchaftliche  2But  biefeS  benfbürbigen 
Kampfs  ging  worüber,  unb  eine  2trt  »on  ©Waffenruhe  ohne 
9iad;gibigleit  auf  jeher  Seite  trat  ein,  boch  nur  als  ©aufe. 
Äaum  mar  ©regor  auf  ben  Stul  ©etri  geftiegen,  als  er  fich 


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•270 


©irrtcS  Sud).  (Srftrt  Capitol. 


beeilte  bie  ©runbfätje  feines  Vorgängers  in  feinem  apoftolifchen 
Scnbfthreiben  an  bie  Äaifcr  unb  an  ben  Patriarchen  ben 
Gonftantinopel  als  bie  (einigen  $u  befennen.  Diefe  ©riefe 
waren  ohne  §rage  mit  Aeftigfeit  gefchriebett , um  ben  ©eban= 
fen  an  einen  Vergleich  mit  ©bjanj  bon  born  herein  nicht 
auffommen  ju  (affen ; ber  PreSbpter  ©eorg,  welcher  fie  am 
,§ofe  übergeben  foHte,  gitterte  jeboef)  bei  bem  Slnblicf  beS 
jornffammenben  2lngeficf>teS  Seo’S,  „b es  brüllcnben  unb  wfl* 
tenben  Süwen,"  er  wagte  niefit  bie  ©riefe  borjuweifen,  )on- 
bern  (ehrte  nach  Pom  juriief , um  fid)  bent  papft  Weinenb 
ju  güfien  ju  werfen.  Die  2lbfe£ung  beS  feigen  ©oten,  ber 
fo  Wenig  Suft  gegeigt  hatte  für  bie  .üeiligenbilber  ein  SJtartü 
rium  ju  erbulbcn,  würbe  auf  Sitten  einer  berfammelten 
Spnobe  unb  beS  remtfeben  21bcls  in  Äircbenbufje  oerwanbelt, 
aber  ber  reuige  Garbinal  muffte  jur  Strafe  nochmals  mit 
ben  ©riefen  nach  ©bjanj  abgehn.  $u  feinem  ©liitf  hielt  ihn 
ber  faiferliche  ©ouberncur  in  Sicilien  juriief,  wo  er  ein  ^ahr 
fang  in  .§aft  »erblieb. 

Unterbefi  oerfammelte  ber  papfl  am  1.  Pobember  731 
ein  Goncil  im  Sanct  Peter:  93  ©ifchöfe  ^talien’S,  unter 
ihnen  bie  ©rjbifdwfc  bon  ©rabo  unb  bon  Pabemta,  waren 
bort  anwefenb,  aufjer  bem  gefammten  GleruS  bon  Pom, 
ben  Peauftragteji  beS  ©olfs  unb  bem  Pbel,  welchen  baS  Such 
ber  päpfte  hier  mit  bem  Präbicat  „Gonfulii"  auSjcicbuet  — 
ein  (Eitel,  ber  noch  immer  bom  Äaifer  aus  ©unft  ober  um 
©elb  berliehen  warb  unb  bereits  anftng,  präbicat  ber 
Sontehmen  ju  werben.'  Das  Goncil  fprach  bie  feierliche 

1 Cum  cuncto  clero,  nobilibus  etiam  conaulibus,  et  reliquis 
Christianis  plebibus  adstantibus  decrevit:  Anast.  in  Gregor.  III. 
n.  1P2.  $ic  btfanntc  llntcrfdKitung  fctr  brei  SSJablförpn  in  9iom. 


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‘üentificat  ©regor’b  bc«  ®ritten.  * 271 

Gycommunication  über  jeben  aus,  ber  bie  Silber  ju  jerftöreu, 
ju  mifebanbeln , ju  befcbimpfcn  ft  cb  erfrechen  würbe,  liefen 
Scfcblufe  unb  neue  Schreiben  beS  fßapfts  nach  Gonftantinopel 
ju  bringen,  mar  ber  X-efettfor  Gonftantin  beauftragt,  aber 
er  würbe  ebenfalls  in  Sicilicn  feftgefmlten,  unb  bie  S3itt= 
fdjrcibeit  ber  Stabte  beS  römifcben  3)ucat’S  um  3)ulbuitg  ber 
Silber  batten  baffelbe  Sd)idfal.  Jb™  Ueberbringer  fcbma<b= 
teten  ad;t  9)ionate  lang  in  ben  Meilern  Sicilien’S,  worauf  fie 
mit  Sdiimpf  jurüdgefanbt  würben.  £>er  Maifer  fiatte  aUer= 
bingS  non  bem  päpftlidben  Stil  £jintänglid>c  groben  gehabt, 
unb  er  ehrte  feinen  Stolj  burcb  fdiweigenbe  Unjugänglicfifeit. 

Sei  biefen  §ödjft  gcfpannten  Schiebungen  ber  römifcben 
Äircbe  ju  Swjanj  überrafdbt  ber  Seriell  im  Sud)  ber  ^äpfte : 
ber  Gparcb  GutpcbiuS  habe  bem  Sapft  feebs  gewunbene  Säu* 
len  non  Onpp  jur  2lusf$mücfung  beS  S.  ißeter  gefdbenlt. 
Sielleidjt  batte  er  fie  feinem  Sorgänger  nerfprodben,  als  er 
fidb  mit  ibm  ncrföbnte,  unb  fie  ftammten  eher  non  einem 

SRonument  in  9tom  als  non  SJlabenna  ber. 1 ©regor  nerfebö- 

\ 

nerte  bamit  bie  Gonfcffion  beS  2lpoftelS,  inbem  er  fie  neben 
bie  bereits  norbanbeneit  alten  fed;S  Säulen  nerteilte.  Gr  liefe 
auf  fie  filberbefdblagene  Sailen  legen,  unb  in  getriebener 
Arbeit  auf  ber  einen  Seite  bie  Silbniffe  beS  .fjeilanbS  unb 
ber  Slpoftel,  auf  ber  anbern  aber  bie  ber  ÜJtuttergottes  unb 
ber  heiligen  Jungfrauen  barftellen.  Jnbem  er  überhaupt  bie 
Äircben  9tom’S  mit  neuen  .öciligcnbilbern  reieblid;  nerfab, 

1 Sex  columnas  onychitias  volubiles  concesaaa  ab  Eutycliio 
exarcho,  duxit  in  ecclesiam  b.  Petri  Apostoii.  Vl c$  peute  a innen  bie 
häfjliihen  gewundenen  Säulen  M SVmini  über  ber  Sonfeffion  bie  Säulen 
be«  Penibel*  ocii  3erufaletn  na<h;  botb  nehme  itb  mit  Siigncli  ju  jener 
Stelle  gern  an,  baß  bie  columnae  volubiles  melntebr  stiratae,  ge* 
reifte,  mären. 


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272 


SüerteS  Such-  Srfte«  Capitel. 


waren  bicfc  jugleidj  gemalte  3>emonftrationen  gegen  Spjanj, 
unb  man  mag  ficb  leicht  »orftellen,  baß  Söerte  non  Äünftlern 
feiten  mit  größerer  fieibenfcbaft  ober  2Inbacbt  angeraut 
tourben.  3«  fdjeinbarer  Stube  baute  ©regor  ein  neue«  Ora= 
torium  im  ©.  pter,  auf  ber  linfcn  ©eite  neben  bem  Jriumf» 
bogen.  Wo  fi<$  bie  SJtänner  oerfammelten,  unb  er  häufte 
barin  mit  8Ebfu$t  ^Reliquien  ju  Gfjren  be«  pilanbö , ber 
Jungfrau,  ber  SJtärtirer  auf.  $>enn  Gonftantin  Gopronamu« 
begnügte  lieb  nicfet  mein  mit  ber  Verfolgung  ber  Silber,  foit- 
bern  burä)  logifc&e  unb  politifc^e  fJtotwenbigfcit  weiter  unb 
weiter  fortgeriffen  erflärte  er  fübn  allen  Steliguien  unb  ben 
.^eiligen  felbft  ben  Ärieg.  S)er  ptpft  bagegcit  fc&müdfte  jene 
Gapelle  mit  föftlidjcn  Silbniffen,  bie  in  ©olb  unb  prlen 
ftraltcn,  er  beftimmte  für  baS  Oratorium  burdj  Goncilienbe-- 
fc^lufe  einen  täglichen  2)ienft  ber  ÜRöndje  au«  ben  brei  Älöftem 
am  ©.  pter , unb  liefe  auf  brei  SJtarmortafeln  biefe  liturgifcbe 
Orbnung  ju  Glircn  ber  ^eiligen  cingraben. 1 

®cr  Katalog  bon  ©regor'3  ftirebenbauten  ober  2öicbcr= 
berftell ungen  ift  lang,  unb  mit  ©enauigfeit  werben  barin  bie 
©emälbe  fyertwrgefwbcn.  2Bir  begnügen  un«  jeboefe  ju  be= 
merfen,  bafe  er  bas  ftlofter  bei  ©.  Gbrnfogono  im  STraSteberc 
ftiftete,  bafe  er  bie  Safilifa  be«  ©.  Stnbrea«  neben  bem  ©. 
pter  erneuerte,  unb  ba«  2>ad)  be«  pmtbcon  mit  bleiernen 
Patten  neu  bebeefen  liefe,  ein  Verbienft  um  bie  Grbaltung 


1 ®er  riimifebe  QSftebrte  Pietro  Sabine  fab  um  1495  biefe  brei  3Rar- 
mortafttn  beim  Umbau  be«  <2.  'fieter  ausgraben  unb  copirte  fte  für  eine 
Sammlung  eon  3nfcript»nm  F melcbe  be  9ioffi  in  SJenebig  auffanb.  Cr 
gab  bie  mertttürbigen  3njcbriftett  heraus  in  feiner  Schrift:  due  Monumen. 
Inedit.  spettnnti  n due  concilii  Romani  de’  Secoli  VIII  e IX,  unb 
Pellte  femit  bie  Sieten  eines  bisher  nnbetannten  Concils  eent  3«br  <32 
toieber  her. 


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$ie  i'ialerei  unb  ibre  bamalige  Bebauung.  273 

biefeS  SBunberbau’S,  itjeld^e^  einer  flüchtigen  Vemerhing  wert 
ift.  SBettig  babon  entfernt  ftanb  int  2Jtar$felb  febon  bamals, 
wie  noch  beute  bie  Dtaconie  S.  SJtaria  in  Aquiro.  3ur 
3eit  ©regor’S  in.  war  fie  nur  ein  SSxmcnbauä  nebft  Reinem 
Oratorium,  er  erbaute  fie  oon  ©runb  auf  neu,  oergröfjefte 
fie  unb  fehmüefte  fie  mit  ÜMereien.  ©S  ift  nur  ber  3uname 
in  Aquiro,  ben  bie  SMaconie  noch  beute  bewahrt,  welcher 
unfre  Verkeilung  reijt. 1 3(nbcm  man  ihn  in  Equiro  ju 
oerbeffern  glaubte,  meinte  man,  baß  eben  bort  ehemals  bie 
cguirif^en  ipferbercmten  ju  ©bren  bei  SOtarS  gehalten  worben 
feien , aber  eö  febeint  uns  »iel  einfacher  unb  Wahrfcbeinlicber, 
baß  ber  £itel  in  Slguiro  bureb  ben  9lamen  eines  9tömerS 
2lquiliuS  ober  SlquiriuS  ju  erfläreit  fei,  welcher  fein  $auS 
jur  ©inrichtung  jener  S)iaconie  urfprünglicb  mochte  hergege- 
ben habend 

3ubem  ©regor,  ben  bauluftigen  Vorgängern  ähnlich, 
febr  große  Summen  auf  bie  2luSfcbmücfung  ber  Äircben  oer= 
wenbete , fanb  bie  Äunft  im  SBiberfprucb  511  ben  ©bieten  oon 
SBpjanj  neue  Nahrung  in  31om,  unb  bie  Äünftler  wibineten 
ihre  Talente  mit  eifriger  SDanfbarfeit  ber  tiircbe,  bie  fie 
pflegte.  Söenn  überhaupt  ber  gefunbe  2Jtenfcbenoerflanb  ohne 
Vebenfen  auf  bie  Seite  ber  Vilberftürmer  oon  Syjanj  tritt, 
bie  ben  ©ultus  einer  OoBfommnen  Religion  oon  allem  was 
beibnifcbcS  barin  eingebrungen  war , p reinigen  unternahmen, 

1 Bnsilicam  S.  Dci  Genitriois , quat“  in  Aquiro  dicitur:  Anrisl. 
n.  201.  Slnbere  $aubfcbriften  Oal'rn  fatjeb  Aciro,  in  Adchiro;  Bignoli 
lirti  in  Cyro.  $ie  Eingabe  bei  SDtartinelli  Koma  ex  ctb.  sc.  p.  215, 
baß  brr  Bifcbof  ünaftapui  (306—401)  bie  Jti«b<  gebaut  habe,  ftütjt  [ich 
nitbt  auf  ben  Uber  Pontif.  6t  fc^reibt  in  Equiro. 

’ Tee  anbrca«  gulriu«  (Antiq.  IV.  ttom  Circus  Agon.)  Stflätmig 
biefe«  Kamen«  eon  Aqnis,  roa«  et  bureb  bort  aufgefunbeite  eberne  Guten 
unterfliifct , benterfe  ieb  nur  um  ihrer  Vacberlicbfeit  tritt  eit. 

® ctgortnotu«,  «tf<tple$tt  ket  ©tatt  IHcm.  II.  18 


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©irrte«  ©udi.  Srfte«  (Eapitel. 


wirb  bodj  baS  Urteil  burdj  bie  ewigen  Vebiirfniffc  ber  Jfunft 
jur  Schonung  aufgeforbcrt.  ©ie  Malerei  jener  ^afnrfyunberte 
flanb  im  ©ienft  ber  inneren  (Sultur  beä  ©efühfe;  jie  erhob 
bie  ÜJtenfchen  gerabe  aus  ber  rohftnnlicben  SBirffid^feit  eines 
vdn  ©ebeinen  unb  9tcliquien  ftarrenben  SuItuS  in  bie  Sphäre 
bes^bealen,  fietite  über  ihren  verbunfelten  Sinnen  ein  9tcich 
beS  Sdjönen  auf,  worin  iid>  alles  Sdjredlidte  verflärte  unb 
in  Symbolen  erweiterte,  unb  bie  reijenbfte  ber  Äünfte  war 
ber  gerannten  9)lcnfd)beit  nocfj  gelaffen,  bic  Barbarei  ber 
Untoijfen^eit  unb  beS  Aberglaubens  mit  einem  bolben  6chim= 
mer  von  3beeit  ju  milbent,  unb  bie  Seljnfudjt  ober  bie 
Ahnung  beS  Voßenbeten  unb  ewig  klaren  wadh  ju  erhalten, 
©er  Äampf  ber  Zapfte  gegen  Vpjang  rettete  bie  Äunft , unb 
Italien,  baS  bic  bilblicbe  Vielgötterei  beibehielt,  I?at  fid»  bei 
ber  mift^anbelten  Vernunft  wenigftenS  burd;  baS  Oenie  0iot= 
to’S,  fiionarbo’S  unb  9tafael’ö,  wenn  auch  fpät,  bod;  gliiitjenb 
ju  entfd?ulbigen  vermocht. 1 ©ährenb  ber  Vilbcrverfolgung 
im  Orient  wanbertcn  viele  brobloS  geworbene  Zünftler  aus 
Stabten  unb  Älöftern  beS  MorgcnlanbeS  nach  Italien  unb 
SHom,  wo  fie  gaftlid;er  Aufnahme  gewijj  waren.  Sie  trugen 
baju  bei,  ben  bürren  bnjantinifchen  ©ogmenftil  ber  Malerei 
in  Italien  $u  verbreiten,  unb  fie  hinberten  bureb  eine  tra= 
bitionelle  geftftellung  gewiffer  ©ppeit  vielleicht  bie  felbftftänbige 
©ntwidlung  ber  abenblänbifcheit  .Hunft.  ^itbefs  bie  C^efd)icf>t= 
fdjrciber  fdnveigen  von  ben  flüchtigen  Malerfchulen  beS  OftenS, 
unb  fein  mitleibigcr  (ühronift  hat  auf  baS  Scbicffal  von 
Männern  ein  üi<ht  geworfen,  welche  fllcib,  9tame  unb  ©ering= 
aditung  ber  £>anbmcrfer  tragen,  wenn  fie  nicht  Mönche 

1 Sie  ©tjjantincr  matten  inbefj  au<h  »iebtr  eifrig,  unb  entfdmlbigten 
fid)  bunb  ihren  Dtafaet  ©anfelinoi. 


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®if  SJJaierei  imb  ibrc  bamalige  ©ebnitutig. 


275 


waren.'  aber  ihre  golbfebimmernbe  Äunft,  bie  unb  ba  noch 
beute  bauerub,  erf c|t  uns  bureb  ähtfebauung  ben  SSerluft 
öieler  ©efebiebten,  unb  jeigt  unS  beutlicber,  als  biefe  fer= 
möchten , gorm  unb  ©ebalt  ber  bamaligen  Sifilifation. 

SRidbt  minber  fXüd^teten  fidb  fiele  |>eiligenbilber  aus  bem 
Orient  nach  bem  2(benblanbe.  SRancbeö  jener  uralten,  fdjtoar-- 
jen  unb  roben  ©emätbe  fon  Gbriftuä  ober  bet  Jungfrau, 
baö  b^ute  in  Äirdben  fRom’S  über  ben  .fjauptaltäreu  aufgefteHt 
ift,  mag  jur  geit  ber  Silberferfotgung  aus  irgettb  einer 
bpjantinifeben  Stabt  fidb  uacb  9t  om  gerettet  buben;  unb  es 
ift  nid;t  unmahrfcbeinlich , bafj  fidb  barunter  jenes  nicht  fon 
$änben  gemalte  2fatlij5  ßbrifti  befanb,  welkes  in  ber  Sapette 
Sancta  Sanetorum  beS  Sateran  als  einer  ber  größten  Scheibe 
SRom'S  bewahrt  wirb.  Sin  flüchtiger  ©pjantiner  modbte  eS 
eher  mitgebracht  buben,  als  bafj  cS  fon  ber  £>anb  beS  um 
glücflicbcn  ©ifdwfs  ©erntanuS  in  Sonftantinopel  burdh  bie 
Suft  na<h  9tom  gefcbleubert  würbe;  furj  es  erfdbien  hier,  wie 
fiele  anberc  Stilen  beS  Slpoftel  SucaS,  bie  ein  unftebtbarer 
angefifeber  Ißinfel  ausfübrte. 

©regor  ftellte  übrigens  auch  einen  grojjen  Seil  ber 
ITiauern  9tom’S  hfr,  an  bie  fein  SSorgänger  faurn  bie 
4janb  butte  anlcgcn  tonnen.  Sief  er  abgeriffene  ©erid^t 

befdbliefjt  ben  Äatalog  bet  flirdbenbauten  beS  IßapftS , unb 
eS  ift  ju  bebauern,  bafj  fein  SebenSbefcbreiber  nidbt  bie  Sore 
unb  Straßen  nannte,  wo  bie  2Iusbejferung  gefebab.  Ser 
‘Sanjeüift,  welcher  bie  9totij  in  bie  SRegifter  ber  päpfttidben 


* $a«  Clironicon  Darum  Neap.  fcc«  ^ratiüi  ad  ann.  728  erjagt, 
baß  viele  flücplige  SDißnc^e  au«  ©tjjaitj  nadj  9tcapet  {amen , et  exporta- 
verunt  mulia  Corpora  sanetorum  — partim  de  illis  iverunt  ad  Dom. 
Papam , et  partim  Ncapoli  remanserunt. 


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•276 


Vierte«  2?udj.  öo'trt  Copttfl. 


21u«gaben  trug,  nermerfte  nur,  ba&  bet  ißapft  bie  ffierfleute 
unb  bie  Äoften  für  ben  Kall  aus  eigenen  Mitteln  bejafilte. 
SDer  Kaifer  batte  fie  freilich  nicht  bergegeben,  unb  ber  gonb 
Deä  ©otbenfönig«  Jbeoboricb  beftanb  nicht  ittebr. 1 21ucb  bie 
äJlaucrn  non  ßentumceliä  ober  @inita»ec<hia  fteUte  Öregor  non 
©runb  au«  unb  febr  feft  toieber  ber,  unftreitig  fotool  au« 
furcht  »or  ben  Saracenen,  toelcbe  bereit«  bie  ^itfel  «Sarbinien 
befe&t  batten,  al«  oor  einer  bnjantinifeben  Sanbung , unb 
man  fie^t,  er  »erfuhr  al«  ein  felbftftärtbiger  ©ebieter  im  rö= 
mifeben  $>ucat. 

5.  fco  ber  3fauricr  jic^t  Tomifdje  4tin§engüter  rin.  Ttx  $apft  gewinnt 
(Pallete.  6r  fdgiefrt  ein  SRlnhiifi  mit  ©polcto  unb  ^enenent.  fiutpranb 
rfieft  in  ben  Xucat.  övegor  III.  wenbet  ftdj  um  $ilfe  an  Carl  ®?arteH. 
«Seine  Anträge.  Xob  ßlregot’e  IIL,  Carl  SKartcU’«  unb  fco’«  be*  3f«utict’« 
im  3a^t  741. 

®et  Schreiber  »on  ©regor’«  III.  Sieben  »ergafj  über  beit 
Kirchen  fRom’«  bie  politifcbcn  Grcigniffe,  oon  benen  er  nur 
wenige«  furj  oermerft.  2lber  mir  hören  non  ben  grieebifebett 
®efcbicbt«fcbreibem,  baß  ber  Kaifer  £co  im  3abr  733  eine 
grofje  flotte  unter  bem  Sefebl  be«  ©eneral«  SRane«  gegen 
ba«  empörte  Italien  au«fanbte,  unb  baß  biefe  ärmaba  im 
äbriatifeben  2Reer  burch  Scbiffbrutb  fläglüb  ju  ©runbe  ging, 
ißon  3om  ergriffen,  ober  nielmcbr,  tnie  bie  ©riechen  billig 
fageit,  übermannt  non  arabifeber  .Ipabfudht  unb  in  äufjerfter 
©elbnot,  erhöhte  ber  Kaifer  ba«  Kopfgelb  ber  unglüdlicbeit 
fcänbcr  Sicilien  unb  ßalabrien,  ihm  noch  treu  ergebener  iJ}ro= 
ninjen,  um  ein  drittel,  unb  jugleich  jiog  er  bie  reichen 


1 Hujus  tcuiporibus  plurima  par»  murorum  lmjus  civitatis 
Komanae  rcataurata  est.  Alimoninm  quoque  artificum , et  pretium 
ad  emendam  calcem  de  proprio  tribuit.  Aunst.  n.  202. 


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©ewinnfte  unb  'politil  SRern’«. 


277 


Patrimonien  ber  römifd^en  Jlirc6c  bort  unb  auf  jener  Qnfel 
ein,  Fontänen,  welche  eine  jährliche  teilte  oon  3 % Talenten 
ober  oon  35000  ©olbftiicfen  abwarfen. 1 $)ie  Äirdbengüter 
SRom’S,  in  ©icilien  febr  groji,  waren  au  cf)  irn  9teapolitanifcben 
jablreicb , benn  B.  Petrus  befaß  ©runbftiidfc  in  Sorrent  unb 
Stifemun,  bei  Gapua  wie  bei  Neapel , unb  felbjt  auf  ber 
3nfel  CSapri.1  (Sin  fo  entpftnblicber  ilerlujt  würbe  but<b 
Keinen  Gewinn  faum  oergütet:  bie  Sangobarbeit  Pon  Spoleto 
batten  f<bott  lange  Porber  baS  (SafteU  Gaflcfe  int  römifeben 
£uScicn  an  ftcb  geriffen,  unb  ber  römifc^e  3)ucat  bitte  beS= 
halb  mit  bem  Spoletanifcben  beftänbigen  Streit.  Gregor  gc= 
lang  es,  ben  Jperjog  ftbrafamunb  burdb  eine  Slbftanbsfumme 
jur  Verausgabe  ber  23urg  ju  bewegen.  9iad;  ber  feltfanten 
SluSbrutfSweife  im  Such  ber  köpfte  befahl  er,  biefen  Ort  bem 
Äörper  bcr  heiligen  SHepublif  unb  bes  in  (Sbrifti  fieibe  geliebt 
teu  römifdjen  VcereS  anjuftigen. 3 Obwol  ber  papft  Gallefe 


' Tti  Si  Ifyöntva  naryiuona  r ui  v äyiav  xui  xopvtpitiov  äirod- 
röiav  tuv  iv  rjj  apHSßvrlpqi  Püiu r nuauivov  raig  ixxbjdiutg  Ix- 
nakai  rtiovuiva  %pv<Siov  riiAarra  rpia  rjindv  ru  tht  noditp  X'tyu 
rtXtlddai  noodiraijev:  Theoplmn.  p.  344.  35ieftr  Srnfi«cation  Crlrablit 
ber  'papfl  ©ttpban  im  Cod.  Carol.  Ep.  VIII.  p.  111  beim  Semti. 

J ®er  Sarbinal  ®eu«bebit  nafjm  in  (fine  Collection  (.Cod.  Val. 
n.  3833)  am  Silbe  sncc.  XI  au«  bem  SHegijler  (Sregot’8  II.  toieie  9lotijen 
über  Serpatbtiingen  auf;  unter  anbern:  Theodoro  Conauli  in  anni8 
XXVIII  Insulam  Capris  cum  monasterio  S.  Stephani,  für  ben  jäfyr- 
litten  3in«  een  109  öofbfoiibi  unb  100  megariei  vini.  ®em  %tre*btjter 
Suftotfiiu«  ba«  Slcfler  ©.  SPartini  in  ©urrento;  einer  $iaconiffa  ben  Ort 
Scaonia  in  Companien;  bem  Gouful  £$e«bor  ba*  Älofler  ©.  ißancratii  bei 
äüijemtm  auf  28  3atyre.  «iebe  Borgrn  Breve  lator.  de)  domin. 
Tempor.  etc.  Append.  Docum.  I.  p.  11. 

* Hujus  temporibus  Oalliensium  castrum  recuperatum  est  — et 
in  compage  sanctae  reipnblicae  atque  in  corpore  Christo  dilecti 
exercitua  Romani  nnnecti  praecepit:  Annat.  n.  203.  hieran«  ertrunt 
man,  baß  ber  Spercitu«  anfing,  ba«  Soll  felbfl  (u  bebenten.  ®ie  Stnficbt 


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278 


Vierte«  ©mf>.  Stiles  Sapitd. 


bem  römifcben  2)ucat , welcher  hoch  jum  9tei<h  (ber  Respub- 
lica)  gehörte,  mieber  einocrleibtc,  betrachtete  er  es  hoch  lebig-- 
lid)  als  römifdheS,  trenn  auch  nicht  als  päpftlicbeS  ©efthtum. 
®er  jWeibeutige  2luSbrud  saucta  respublica  aber  fann  hwt 
fo  gut  bon  bcm  SDucat,  welchen  ber  ©apft  als  heiliges  ©a= 
tritnonium  beS  ©.  ©etruo  ju  betrachten  anfing,  als,  wie 
üblich,  Pott  betn  Sacruin  Romanuin  Imperium  berftanbcn 
werben,  ^ebenfalls  fpielten  bie  köpfte  bie  Stelle  Octabian’S, 
inbem  fie , factifch  unabhängig,  bie  alten  gönnen  bes  römi- 
fchen  ©eidjS  noch  ftehen  ließen,  wie  AuguftuS,  factifch  2lllein= 
herrfcher,  jene  ber  Stepublif  hotte  beftchen  laffen.  S)ie  wer= 
benbe  Verrfchaft  ber  ©apfte  über  9tom  ift  in  ein  §albbunfel 
biplomatifcher  Äunft  gehüllt,  in  welcher  alle  brei  ©regore 
boÜcnbete  SOfeifter  waren. 

$ie  Verausgabe  bon  ©allefe  war  nicht  bie  Söirfung 
pdpftlichen  ©elbeS,  fonbern  eines  geheimen  Vertrags  jWifchen 
bem  ©apft  unb  bem  Vcrjog  bon  Spoleto.  £hrafamuub  unb 
©obfdmlt  ooit  ©enebent  fuebten  bie  allgemeine  Verwirrung 
gtalien’S  311  benujjen,  um  bie  3lbf)ängigFcit  bon  bem  £ango= 
barbenlönige  abjuwerfett,  unb  ©regor  ergriff  mit  greuben 
ihre  glätte,  um  feinen  gefürchteten  geinb  ßiutpraub  }u 
fd;wäcf)en.  Gr  fchloß  insgeheim  ein  ©üitbnifi  mit  ben  Vcr= 
jögett,  inbem  er  beibe  reijte,  ficf)  gegen  Siutpranb  3U  empören. 
Aber  ber  Äönig  riiefte  gegen  Spoleto , unb  auf  bie  Äunbe 
bott  feinem  Anjuge  floh  ührafamunb  (im  gatjr  739)  nach 
9tom,  wo  er  beim  ©apft  Sd;uB  fudjte  unb  fattb.  ©on  bem 
eroberten  Spoleto  aus  forberte  Siutpranb  bie  Auslieferung 
beS  Vo^berräterS,  hoch  ber  ©apft  unb  baS  römifche  .§eer, 

een  Cenni  (Monnm.  Domino t.  Pont  p.  14),  welker  fagt:  Gregorius  III. 
oonctnm  rempublicam  instituit , ifi  jebc-cp  turepan«  falfcp. 


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'ßolitit  ©reger’«  III.  279 

an  beffett  ©pifce  ©tephanuS  ©ppatriciuS  uub  SDup  oon  9tom 
ftanb,  perweigerte  fie.  35ie  ausbrücflidic  ©rmäbnung  be§  SDuj 
neben  bem  Sßapft  unb  bem  römifeben  .ßeer  beweist  bei  biefer 
©elegenheit,  bap  felbft  barnalS  noch  ein  ^Beamter  beö  griedhi- 
fdjen  ÄaiferS  als  ©ouperneur  bt'S  2>ucatS  in  ber  ©tabt  fidj 
befanb,  fie  beweist  ferner,  baß  ©regor  im  politifdhen  ©ins 
oerftänbnifj  mit  bem  ©parken  non  9laPenna  banbeite. 1 SDie 
golge  biefer  Steigerung  mar  bas  fpfortige  ©inrüefen  2iut= 
pranb’S  in  ben  römifebett  ®ucat:  er  plünberte  bie  ^atrimo* 
nien  ber  Kirche,  er  befeßte  Pier  Stabte  Slmelia,  £)orta , SjJolU 
martium  unb  23Ieba,  ließ  Gruppen  in  ihnen  jurüdf,  unb 
febrte  hierauf  ebne  9tom  belagert,  ober  gar  ben  ©.  Sßeter 
gepliiubert  ju  haben,  im  Sluguft  739  nach  SßaPia  heim.  ®er 
SjJapft  aber  warf  nun  jebe  SDtaSfe  ab:  er  fteUte  J^rafamunb 
ba$  römifche  .§eer  jur  SBerfügung,  unb  biefer  .frerjog  rüdte 
aus  ber  ©tabt,  fein  fianb  mieber  ju  erobern,  ©chon  im 
®ecember  befanb  er  fid)  in  ©poleto,  nadfbem  er  bie  übrigen 
©täbte  mit  öilfe  fowol  ber  SHömcr,  als,  ©obfcbalf’S  Pon  SBe= 
nePent  unterworfen  unb  bie  Sefajmttgen  Biutpranb’S  überall 
pertrieben  hatte. 

2llfo  im  SBefiß  Pon  ©poleto  weigerte  fich  Stbrafamunb 
ber  Sßolitif  bcS  SßapftS  weiter  ju  bienen,  uub  webet  wollte 
er  fonftige  SertragSartifel  erfüllen,  noch  im  Sefoitbern  jur 
SIBiebereroberung  jener  Pier  ©täbte  bie  Jpanb  bieten.  2ßäh- 
reub  nun  fiiutpranb  gegen  bie  hoppelten  Verräter  über  bie 

1 Dum  — a Urcgorio  Papa  atque  ab  Stephano,  quondam 
Pntricio  et  Duce,  vel  omni  cxercitu  Komano  praedictus  Trasimundus 
redditus  non  fuiascl:  Anast.  u.  207  im  Anfang  ber  Vita  Zaeharine. 
'-Bigndi  (ie«t  jrear  patricio  et  duce  omnis  exereitus  Komaui , ater  jene 
?e«art  ifl  all«  unb  »BOig  im  C^aratter  b«  3«t,  fo  baß  idj  fit  nad;  bem 
Xejrt  be«  43iaii(^iiii  beibeljalte. 


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280 


©ierte*  S?ud>.  tärfle«  Sapitel. 


SÖtajjen  aufgebracht,  fich  rüftete,  Spoleto  unb  9tom  »on  neuem 
ju  süchtigen,  geriet  ber  Sßapft  in  bie  äufjerfte  sBeforguife. 
(Sr  fah  ein,  bafj  er  burch  italienifc^e  'iterbinbungeu  nicht  ju 
feinem  3i«Ie  gelangen  fonnte ; nun  Reffte  er  ängfilicb  auf  bie 
jpüfe  bes  mächtigften  SDtanneS  im  2lbenblanb,  GarlsDtarteU’ö, 
bcS  SefiegerS  ber  Saraceiten,  unb  beö  wirtlichen  .perrfchers 
im  granfenreidje,  wenn  auch  unter  ber  gorm  bees  SDlinifterS 
eines  SchattenfünigS.  (Sr  t;atto  ihm  bereits  bringenbe  23itt- 
fchreiben  jugefenbet,  inbem  er  oicUeicht  bem  öeifpicl  feines 
SKorgängers  oont  gahr  726  folgte. 1 3lüC*  ©riefe  Öregor’)*  III. 
an  (Sari  SDIarteU  hüben  fich  erhalten:1  in  bem  erften  betlagt 
er  fich,  baji  (Sari  nicht  helfe,  unb  bag  er,  fallen  i<orftel= 
Jungen  iiiutpranb’S  unb  feines  Steffen  .fMlbepranb’S  öeljör 
gebenb,  bie  feinblichen  ©emegungen  ber  ßangobarben  bulbe 
unb  ihnen  hbh«if<h  ju  fagen  erlaube:  „cS  tomrnc  boch  (Sari, 
ju  bem  ihr  eure  3uftudjt  genommen  twbt,  fammt  bem  ÄriegS» 
voll  ber  grauten,  unb  wenn  fie  tönnen  mögen  fte  euch  hel- 
fen unb  unfern  Rauben  entreißen."  GS  toirb  bcmnach  fotool 
auf  ein  frühere«  Öefuch  beS  SfiapftS,  als  auf  ein  Schreiben 
ober  eine  Öefanbtfdiaft  Siutpranb’ö  jurüefgewiefen.  ®er  erfle, 

' $ie«  nimmt  'Jtagi  an,  ad  nnn.  726.  n.  13.  14.,  ater  feine  SJtei- 
niing  ftüf}t  fid;  nur  auf  eine  fet matte  ©emerfung  be«  Lib.  Pont.  Vita 
SU-pb.  III.  n.  233. 

3 SDfit  ibnen  beginnt  ber  Sebey  Sarolinu« , eine  ber  rpicbtigften  Ur- 
tunben  ber  ©eßtubte,  unb  ber  Stofs  ber  SEBiener  ©iblietbef.  ®iefe  ten 
Sari  bem  ©roßen  reranflaltete  Sammlung  sätft  DO  ©riefe  ber  %<übfle 
©reger  III.,  Stepfjan  III.,  3a<tar>a®  I«,  'üauluS  I.,  Stefan  IV., 
Ütbriau  I.  unb  be«  ©egenbabfl«  Sonflantin  an  bie  carelmgißben  gilrften 
Sari  flHartcll,  fjlibin  unb  Sari  ben  ©roßen,  ton  73ft  bi«  701.  Slbge 
tmef t in  Seuni'«  Minium.  Dominat.  Pont  unb  im  Curau»  Completns 
Patrologinr  ed.  Migne  T.  XCV1II,  unb  fonfl  mehrfach.  ®ie  Ueberfttrift 
jener  ©riefe  ©regor'«  III.  lautet:  Domno  Excellcntissimo  filio  Carolo 
»iibrcgulo  Gregoriu»  Papa. 


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@regor’e  'Brief«  an  tfarl  fDiartell. 


281 


«erlerne  ©rief  ©regor’S  muf;  gefetmeben  worben  fein,  als  in 
golge  bes  ©ünbnijfeS  mit  ben  Siebeilen  een  Spoleto  unb 
©enenent  Siutpranb  heranjog,  bie  beiben  «orhaubenen  aber 
fallen  ins  3abr  739  ober  740,  beoor  ber  Äönig  bie  vier 
Stabte  befehle,  »eil  ihrer  Groberung  nicht  gebacht  ioirb. 
J5enn  ber  ©apft  mürbe  um  ihren  ©erluft  bie  lautefte  Älage 
erhoben  haben,  »ährenb  er  jefet  nur  über  ©ermüftung  non 
.Wirchengütetn  im  Steoeuuatifchen  unb  über  ©lünberungen  im 
3)ucat  «on  Stern  ju  flagen  »eifj. 1 

„0  »eich  ein  unheilbarer  Schmer  j,  ruft  er  im  erften  ©rief 
aus,  erfüllt  unfte  ©rufi  ob  biefer  ©efchulbigungen,  »ährenb 
folche  unb  fo  grojje  Söhne  ihre  geiftlid)e  SJlutter,  bie  ^eilige 
ttirtyc  ©otteS  unb  il;r  jugehörigeS  ©olf 4 nicht  ju  oerteibigen 
»agen.  3»ar  ift,  o teurer  Sohn,  ber  Slpoftelfürft  felbft 
»ol  burd;  bie  ihm  oom  |>errn  »erliehene  SJlacht  im  Stanbe, 
fein  eigenes  |jauS  unb  ©olt  ju  oerteibigen  unb  bie  fteinbe 
ju  ftrafen,  aber  er  »ill  bie  .fjerjen  feiner  ©etreuen  prüfen. 
Schenfe,  o Sohn,  ben  fallen  ©orftcllungcn  unb  Ginflüfte- 
rungen  jener  Äötiige  feinen  ©lauben;  benn  alles  »aS  fie  bir 
febreiben  ift  falfch,  inbem  fie  »orgeben , baß  ihre  $erjöge 
oon  Spoleto  unb  ©eneöent  fdhulbig  feien.  ®ieS  alles  ift 
erlogen;  benn  um  fein  anbereS  ©erbrechen  (mag  bir,  o Sohn, 
bie  ©Wahrheit  genug  fein!)  «erfolgen  fie  jene  .perjöge , als 
»eil  fie  im  «ermidhenen  3ahr  nicht  oon  ihrer  Seite  über 

1 SWuratori  (ad  ann.  741)  trtict  beu  Sarbinal  ©aroniu«  ab,  treldier 
behauptet , Jimpranb  habe  9tom  belagert  unb  ben  ®.  ©eter  gepliinbert. 
$ie«  aber  liest  'Baronin«  an«  einer  ©teile  bes  jtwiten  ©rief«  ©regor’S  in 
feinem  ©inn  berau«. 

1 Populua  poculiaris,  eine  bisher  niept  gebrauste  ^Jpraff , roetepe  bie 
neue  CSpeebe  SRom’e  gut  bejeidjnet:  ba«  römifch«  ©olt,  Sigentum  ttnb  pecus 
be«  @.  'Petra«. 


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282 


9?icrtf#  SJucty.  (ärfice  ffapitel. 


uns  Verfallen,  norf;  gleich  jenen  baS  Gigentum  ber  Eiligen 
Slpoftel  »erwüften  unb  ihr  jugetjürigeS  3?oIf  plünbern  wollten, 
inbem  eben  biefe  §erjbge  erflärten : wir  fämpfen  nicht  gegen 
bie  heilige  Äircf>e  ©otteS  unb  ihr  jugeljörigeS  33olf , beim 
wir  haben  mit  ihm  einen  Vertrag,  unb  haben  oon  ber 
Kirche  felbft  ben  Gib  empfangen.  Unb  gerabe  beShalb 
wütet  ber  ®old)  jener  gegen  fie.  £enn  eben  biefe  £»er-- 
jöge  waren  unb  finb  bereit  ihnen  nach  alter  ©ewohnheit 
ju  gehorchen,  aber  jene  finb  aus  ben  angegebenen  ©ritu= 
ben  erbittert  unb  wollen  uns  unb  fie  bei  guter  ©clegenheit 
»erberben.  3!*bem  fie  nun  beiben  nachftellcn,  berichten  fie 
GW.  ©naben  galfcheS,  um  jene  cbeln  §crjöge  abjufe|3en 
unb  bort  ihre  fchlimtneu  SuceS  einjufe($en,  unb  noch  mehr 
täglich  wnb  überall  bie  Äirdje  ©otteS  ju  bebrängen,  unb 
baS  Gigentum  beS  heilig1’11  9Cpoftelfürftcn  IßetruS  ju  »er; 
fdjleubern,  unb  fein  zugehöriges  3lolf  in  ©efangenfefjaft  ju 
führen." 

3>er  ißapft  nahm  bcmitach  feinen  Slnftanb  Garl  Dtartell 
alfo  ju  fchreiben,  um  feinen  eigenen  Vertrag  mit  SHebctlen 
ju  befdhönigen,  ben  er  bod)  jugleidj  eingefteheu  mujjte.  Gr 
bat  in  bemfelben  Briefe  Garl,  einen  Senbboten  nad;  3ta= 
lieit  ju  fänden,  bamit  er  fich  mit  eigenen  Slugen  »ou  ben 
Reiben  ber  Äirdjc  überjeuge,  unb  »or  allen  flehte  er  ihn 
an,  bie  greuubfcljaft  ju  bem  Hangobarbcnfönig  nicht  ber 
Hiebe  junt  Slpoftelfürften  »orjujiehcn,  fonbern  ben  6dm (j 
unb  bie  Hertcibigung  ber  Äirdje  fHont’S  fchiteH  ju  über; 
nehmen.  Gr  faubte  ihm  burch  Sndjarb,  ben  lleberbringer 
beS  93riefS , jugleich  bie  fchoit  lange  übliche,  aber  jefst  bop; 
pelt  bebeutenbe  SluSjeichnung  fatf;olifd;er  dürften,  golbeite 
6chliiffel  vom  ©rabe  beS  2lpoftelS , burch  welches  6v»nbol  er 


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©tegor  III.  unfc  Carl  ü)!artcü. 


283 


ihn  junt  Ritter  bicfeö  Heiligtums  berufen  wollte. 1 2 (Sari 
SJlartell  ging  inbefj  nicht  auf  bie  gefährliche  (Sinmifchung  in 
bie  inneren  Angelegenheiten  ^talicn’S  ein,  fei  eS  bureb  innent 
Ärieg  im  granfenlanbc  abgehalten,  fei  cS  burcfi  Alter  unb 
Siechtum  au  rafdhen  (Sntf (bluffen  bchinbert,  ober  enbltch  aus 
Pflichtgefühl  für  ben  Sangobarbenföttig,  mit  bem  er  perfön= 
lieh  befreunbet  mar.  $enn  fiiutpranb  hätte  nicht  allein  ben 
jungen  Ptpin  in  pavia  bureb  bas  übliche  Abfchneiben  ber 
Haartodfen  an  Sohnes  Statt  angenommen , fonbern  im  3ahr 
739  bie  Saracenen  aus  SübgaHien  ju  vertreiben  toirffam 
mitgeholfen. 

35er  Papfi  fenbete  ein  jroetteS,  fttrjereS  Schreiben  an 
(Sari  SDlarteH,  unb  auch  bureb  bieS  fonnte'er  ben  granfen 
nicht  jum  bewaffneten  .fjilfsjug  bewegen.  SlicbtS  mehr  unb 
weniger  enthalten  nun  jene  beiben  Briefe  ©regor’S  III.,  bie 
einzigen  authentifcheu  Aftenftücfe  über  ben  Schnitt  bcS  papftS, 
welcher  fpäter  fo  unabfehbare  folgen  nach  fid;  Sog-  (Sari 
würbe  barin  aufgeforbert,  bie  greunbfehaft  ju  ben  £ango= 
barbeu  auftugeben  unb  bie  Perteibigung  ber  Äirche  Pont’S  3U 
übernehmen ; 1 unb  Weber  von  einem  aujjerorbentlicben  Siecht 
noch  ^itel  über  Slcmi,  welchen  ihm  ber  papft  fotlte  altgebo* 
ten  hä&eit , ift  in  biefeit  Schreiben  irgenb  bie  Siebe.  Aber 
man  hat  behauptet,  ©regor  habe  (Sari  SJlartell  Straft  beS 
PitelS  eines  patriciuS  ober  (SonfulS  ber  Pömer  bie  wirtliche 

1 Saorntissimas  claves  Confessionis  B.  Petri.  34  tenne  btt 

iutb  ihre  ©rünbe  für  bie  ©ebaubtung , baß  bitfe  «Sebtilffel 
anbtrer  Slrt  gewefen  feien,  a(8  bie  »oit  ©rtgor  fo  oft  an  gürffen  »er- 
fanbten.  3b”  ©ebeututig  f^eint  auch  mir  freilich  eine  böb«e,  unb  jngleitb 
auf  ben  ©4u6  be«  ©rate«  ju  bejiebot. 

2 Nostris  obedias  mnndatis,  ad  defendendam  Eccleaiam,  et 
peculinrem  populär».  3lw'ter  ©rief. 


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•284 


©irrte«  Sud).  Crfte»  Gopitri. 


©igttoric  über  9tom  angetragen,  unb  man  ftüfct  biefe  fDtei= 
ttnng  auf  ben  triebt  eines  Gbronifteit,  welcher  fagt,  baß 
©regor  int  ^abr  741  eine  jweintalige  ©efanbtfchaft  an  Carl 
fdjicfte,  mit  ben  2d)lüffelu  beS  ©rabeS,  ben  Äcttcn  S.  ifktri, 
unb  mit  großen,  ja  unenblicben  ©eftbeuten , unb  baff  biefe 
nie  jubor  im  granfenlanb  gelegene  ©etfebaft  Garl  bas 
tnifebe  Gonfulat  antrug,  unter  ber  Sebingung,  oom  Äaifer 
abjuftebn. 1 $nbcß  ein  fo  großer  Slntrag,  neben  bem  2<huß= 
retbt  über  9tom  auch  bie  weltliche  Suctoritat  barin  ju  über= 
nehmen,  ift  Weber  mit  ber  fßolitif  ©regor’S,  notb  mit  ber 
3tnfi(bt  ber  3eit  ju  bereinen.  9Bir  wiffett  auch  nitbt,  loaS 
Gart  aJiarteü  bem  ißapft  antwortete:  ohne  $toeifel  empfing 
er  bie  öefanbtfcbaft  als  ein  bebeutenbeS  Greigniß,  er  cribie- 
berte  fie  bureb  eine  gleite  ©efanbtfchaft  unb  burtb  ©efebente, 
unb  übernahm  bie  Stolle  beS  Vermittlers  jwifdjcn  ben  Sango* 
barbett  unb  9iom.  3)odj  fiiutpranb  fegte  feinen  fDtarfch  gegen 


' Xie«  ift  t«  Gontinuator  Fredegnr.  1’nrs.  111.  c.  110,  in  ber 
Subgahe  be«  @regor  son  Jour*  ton  SRuinart:  Eo  enim  tempore  bis  u 
Koma  seile  S.  Petri  ap.  B.  Papa  Gregorius  claves  veneramli  sepuleri 
cum  vinculis  8.  Petri  (b.  i.  abgefeilten  ©ifenfpanchen)  — legationem  — 
Principi  destinavlt.  Eo  pacto  patrato,  ut  a partilms  Impcratoris 
reccderet,  et  Komntium  Consulatum  prnefnto  principi  Carolo  sanciret 
Cenni  Mon.  Dom.  p.  2 sq.  »ei«t  bie«  consulatum,  ttelt^e«  9tuinart 
feflhätt,  jtiriid.  Ser  160  Satire  nach  ©regot  ichteibenbe  Vnnalifl  ton  Ktt} 
(Monum.  Germ.  I.,  ad  ann.  741)  fegte , ebne  tom  Gonfulat  311  reben, 
ein  decretum  Romanor.  Principum  b'nju,  unb  fafl  ttcrtlidf)  flimntt  ba» 
mit  ba«  Chronic.  Moissiacensc  ad  onn.  734.  Stuinart,  ©agi  unb  Ku- 
ratori haben  itad)  ber  obigen  ©teile  bie  Uebertragttng  be«  ^atririat«  an 
Carl  Kartell  tcirflith  angenommen,  unb  Kuratori  Will  bie«  tur<h  bie  be- 
rüchtigte Stelle  im  erflen  ©rief  ©regor'«  betätigt  ftnben:  et  ipsns  sacra- 
tissimas  claves  confessionis  B.  Petri,  quas  vobis  ad  regnum  di- 
reximus:  3ur  £>erijdwft , nämlitg  über  SKont.  Sie  anbere  feäart  ad 
rogum  (©itte)  ift  abgefd)madt.  3<h  nehme  ad  regnum  Brtlith  sc. 
Franciae. 


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@rcgor  III.  mtb  (Sari  ©iavtcü. 


285 

Spoleto  fort,  unb  mitten  in  ber  gurcht,  ber  rachfüchtige 
geinb  »erbe  nach  Unterwerfung  bcS  fdineU  preisgegebenen 
§erjog§  oor  9lom  erfcheinen,  ftarb  ©regor  III.  plöfclich  am 
27.  Slooember  741.  Äurj  öor  ihm  war  am  22.  October 
Gart  Kartell,  am  18.  3uni  aber  £eo  ber  3faurier  gefiorben, 
unb  fo  raffte  ber  £ob  bie  brei  größten  SJlänner  ihrer  3e't 
fd^ttell  nad)  einanber  oom  ©chauplafc  ber  ©efchid)te  hinweg, 
unb  ließ  bent  werten,  Siutpranb,  fte  unb  ihre  ober  auch 
feine  Sßlänc  ju  überleben  nur  eine  Söeite  3<-'it. 


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gtoeitcä  (£flpitcl. 

1.  3acßatiae  »irb  <ßopft  im  3aFir  741.  St  untcrßanbelt  mit  Siulprattb. 
Sr  rciflt  ju  ilnn.  State  (aitgoSartiicfic  S($tnfung  an  bic  Sirdjc.  3wc'tf 
Steife  be«  ^atftÄ  ju  Siutbranb.  $er  &Bnig  ftirbt.  Statßi«  folgt  auf  bem 
Eren  »en  ‘fiaeia. 

9lur  ttier  Jage  blieb  bcr  Stut  fßetri  nach  ©regor’S 
Jobe  unbefe^t : bie  einftimmige  2i>af?I  fiel  auf  3t*^ar>a^/ 
beS  fßoIödtromioS  Soßn,  bcn  festen  Sprer  ober  ©rieten, 
welker  bie  ißapftlrone  trug.  SBenn  matt  bem  ©pardjen  feine 
Grßebung  anjeigte,  fo  ftielt  man  es  bod;  nicht  mehr  für 
nötig,  bie  ©cftätigung  abjumarten.  Jaö  ©u<b  ber  Sßäpfie 
bat  3<*djariaS  mit  bem  fcßönften  £obc  geehrt,  unb  obmol  cs 
bas  Ceben  eines  jebcn  SRacßfolgcrS  JJetri  mit  einer  gleicbfatn 
officieUcn  Slnpreifung  beginnt,  mar  jenes  bod)  aufridjtig  unb 
toabr.  Jcntt  bie  ©efd)id;te  bicft’S  HianneS  jeigt,  baß  er 
©lüd  unb  ^rieben  einer  jebnjäbrigen  Regierung  jurtt  großen 
Jeit  feiner  ©ntf d)I offenbeit , mehr  noch  feiner  3Jiifbe , $lug= 
beit  unb  außerorbcntlidjen  ©erebfamfeit  oerbanfte.  Gr  »oar 
überhaupt  ein  gebilbeter  5Dtann,  auch  in  ben  tbcologifcßen 
SBiffenfcbaften  gelehrt,  unb  es  rührt  Pott  ihm  bic  Ueberfeßung 
ber  ®ialoge  ©regor’S  in  bic  grieebifebe  Spraye  brr. 

fiiutpranb  batte  ficb  eben  aufgemaeßt,  0poleto  roieber  §u 
unterwerfen  unb  9tom  ju  süchtigen ; es  mar  bemnaeß  bie 


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'ßontiftcat  be8  3<t$ftria8. 


287 


brittgenbfte  Aufgabe  be»  neuen  ißapfteS,  folc^e  ©efa&r  ju  ent* 
fernen.  ®er  £ob  Sari  ÜiarteU’s  nnb  bie  SBermirrung  in 
betreff  beä  fränfiföen  ^Regiments,  nun  beffen  brei 

uneinigen' ®öf>nen  (Sarimann,  ißipin  unb  ©riffo,  pgcfaHen 
mar,  benahmen  jebe  Sluäfufet  auf  Uuterftübung 

non  jener  (Seite , mäfmenb  juglei$  »on  Svjanj  t>er  an  feine 
#ilfe  ju  benfen  mar.  ‘Scäbalb  befdjlofe  er  mit  Siutpranb 
auf  gütlidjem  SSeg  fi$  $u  »ertragen,  (rr  fdjicftc  if>m  eine  ®& 
fanbtfdjaft,  unb  man  fant  ju  folgenbem  ^erglcid) : ber  Äönig 
»erfpracb  bie  Pier  6täbte  bess  röntifdjen  SuScien’S  feerauöju* 
geben,  mofiir  ber  fßapft  ben  ^erjog  ST&rafantunb  fallen  tiefe 
unb  ba$  römifefee  .fjeer  mit  ben  ßaitgobarben  ju  feiner  Um 
termerfung  bereinigte.  Sieg  ßttbe  nafent  ber  Vertrag  ber 
Jfirdje  mit  £ferafamunb:  berfelbe  SRann,  melden  ©regor  eben 
erft  gegen  bie  33efdjulbigung  be3  £o<$»errat8  fo  eifrig  Per* 
teibigt  ^>atte,  mürbe  Pon  beffen  -Rad&folger  jum  $odmerräter 
erflärt,  ber  ^ßclitif  offne  meiterea  aufgeopfert,  ja  burd)  bie 
römifdjen  Söaffen  felbft  geftürjt. 1 

SCfirafamunb  erfannte,  bafe  er  toerloren  fei,  er  marf 
ftefe  bem  Äönige  ju  $üfeen , unb  mürbe  mit  ber  Sonfur  unb 
Äutte  begnabigt.  Sofort  fiel  autfe  iBeneoent  unter  ba8  Scfemert 
ßhitpranb’8,  unb  ber  Sieger  feferte  hierauf  nadj  £u$cien 
juriief.  3itbefe  er  machte  feine  2Ricne,  bie  Pier  Stäbte  au3= 
juliefern:  3a$aria3  »erliefe  bal;er  9lom,  ben  tfönig  an  bie 
Erfüllung  bee  Vertrags  in  ißerfon  ju  mahnen.  Sllss  ßiut= 
pranb  oon  be£  ißapftd  Slufbrucfe  oema&m,  tiefe  er  ifen 
burdj  feinen  Senbboten  ©rimoalb  efjrfurdjtdPott  nad;  ÜRarni 

1 33«  arme  SKuratcri  muß  bei  tiefer  ©elegeiibeit  fein  Urteil  ii6«  bie 
remift^e  ^olitil  untnbriiefen , unb  n [eufjt:  tralascio  altre  osservnzkmi. 
ad  ann.  741.  — Anust.  in  Zacbaria  n.  208. 


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288 


Vierte«  sBu($.  Capiitl. 


geleiten,  bann  burcf)  ein  feftlichc«  ©efolge  »oit  £>erjögen  mit 
friegerifchem  Pomp  nacf)  ^nteramnium  (£erni)  itit  Spole-- 
tanifcben  führen,  Wo  er  itjn  felbft  oor  ber  SJaftlifa  be« 
©.  Valentin  feierlich  empfing.  ®ie  hinreifeenbe  ©erebfamfeit 
be«  ^eiligen  ©ater«  triumftrte  über  bie  fromme  Seele  be« 
Äönig«,  unb  Siutpranb  war  bnrrf)  Slter  unb  ©iethfelfäüe 
be«  Sebent  bereit«  gebeugt;  er  gab'  bie  Stabte  fwrta,  2lmc= 
ria,  polimartium  unb  ©leba  juriicf,  bo<h  nicht  bem  griechi- 
fchen  Äaifer  ihrem  rechtmäßigen  ,§erm,  fonbern  er  fchcnfte 
fic  ber  lirche  unb  verbriefte  biefe  Schenfung  bur<h  eine  Uv 
funbe,  welche  man  in  bem  Oratorium  be«  .öeilanb«  im 
S.  Peter  niebcrlegtc. 1 $>ie«  war  bcmnach  bie  britte  lango- 
barbifche  Scljentung  an  ben  papft,  au«  Siechten  ber  (Erobe- 
rung, unb  e«  würbe  frembe«  (Eigentum  mit  befchönigenben 
Titeln  »erfehn.  Stoch  mehr  wußte  3a<haria«  bon  bctn  greis 
fen  Könige  ju  erlangen:  ba«  Patrimonium  ber  Sabina, 
welche«  bereit«  breifeig  ^ahte  lang  im  langobarbifchen  ©efißc 
war,  ba«  non  Storni,  oon  Ofimo,  non  2lncona,  non  9!u= 
mana  unb  ©äße  SJlagtta  bei  Sutri,  Äirchengiiter , bie  £iut= 
pranb  im  Kriege  an  ftd)  genommen  hatte.  Gr  befiegelte  biefe 
©roßmut  bur<h  bie  ©eflätigung  eine«  oiersigjährigen  grieben« 
mit  bem  ®ucat  oon  Slom,  unb  er  gab  ben  ©itten  be«  ©ap= 
fte«  alle  römifche  ober  griechifche  ©efangene  frei,  worunter 
bie  fHaoeunatifdben  Gonfuln  Seo,  Sergiu«,  ©ictor  unb  StgneU 
lu«  fidh  befanben.  So  groß  war  bie  Stodbgibigteit  be«  Mö= 
nig«,  unb  fo  groß  ba«  ©enie  Slom’«:  jeher  ©iffen,  welchen 


' Praedictas  quatuor  eivitatcs.  quas  ipse  ante  bienuium  abstu- 
lerat  (a((o  im  3fl^r  740)  eidem  «mein  cum  eorum  habitatoribus 
redonavit  viro.  Quas  et  per  donationcm  firmavit  in  Oratorio 
Salvatoris.  sito  intra  cccleaiam  b.  Petri  apostoli.  Anast.  n.  210. 


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'ßentificat  beo  3fl(bar'a9. 


289 

Siutpranb  an  ber  päpftlichcn  Jafel  perjebrte,  Foftete  ein 
Stiicf  fianb,  aber  bet  alte  Äönig  erhob  fich  Pom  Sifcß  unb 
fagte  mit  artigem  Säbeln : er  erinnere  ftcb  niemals  fo  foftbar 
gcfpeift  p hoben. 1 9lm  Montag  reifte  ber  ißapft  prücf, 
begleitet  Pon  Slgipranb  bem  £erjog  Pon  Ehiuft,  unb  Pon 
einigen  ©aftalben,  toeldje  il>m  hierauf  bie  Pier  Stabte  eine 
nach  ber  anbern  felbft  übergaben,  ©eit  jenem  £eo,  ber  einft 
Slttila  pon  9tom  entfernt  batte,  mar  fein  ’tßapft  pon  ben 
Römern  mit  gleichem  $ubel  empfangen  toorben,  tpie  3®$®: 
riaS:  er  jog,  „mit  ber  -flalme  beS  Siegs"  in  bie  Stabt  ein, 
unb  bas  3uiaucb?en  beS  Solls  fagte  ihm,  baß  9iom  bereits 
eine  päpftlichc  Seftßung  fei.  3m  ©•  Seter  fprach  er  p ben 
perfammelten  Römern,,  am  folgenben  £ag  jogen  Re  in  ipro- 
ceffion  Pom  Pantheon  burcb  bas  ÜDtarSfelb,  an  ben  3Rau= 
folcen  beS  SluguftuS  unb  beS  .öabrian  Porbei,  pr  Saftlifa 
beS  Slpoftelfürften.  GS  toar  baS  3ahr  742. 

3m  folgenben  3abr  toiebcrholte  3acbar'a'  feine  Steife, 
fühlt  gemacht  bur<h  fo  großen  Erfolg,  unb  burcb  bringenbe 
Umftänbe  bap  aufgeforbert.  Siutpranb,  ber  nur  mit  bem 
römifeben  Ducat  einen  Separatfrieben  gefdjloffen  hotte  (unb 
bieS  betoeist,  baß  er  ihn  als  felbftftänbiges  ©ebiet  betradp 
tete)  bebrängte  jeßt  ben  Erarcbat  pon  Siaoenna,  bie  Slemilia 
unb  bie  ißentapotiS.  ®er  Erard)  EutpchiuS  rief  augenblicfs 


1 Ubi  cum  tanta  suavitatc  esum  sumpsit,  et  hilaritatc  cordis, 
ut  diccrct,  ipse  rex,  tantum  se  nunqnam  meminisse  commcsaatum : 
Anost.  Xtr  Lib.  Pont,  bemerft,  baß  ber  Äönig  fine  Ijalbe  'Diiglie  am 
©teigbiigel  bea  'ßapft«  ^erging.  So  l&at  audt  fpäter  ‘ßtpm  bfin  'JJapfl 
Stephan  at«  fein  viceatrator.  3it  ber  brriicbtigtcn  S(b<ntung  fionßantin’9 
tßnt  joldje  2taUtned)tbienße  bereite  jener  Äaijer  bem  @.  Siloefter:  «j nn'g 

tfroriropag  utptpittov  (!)  vntXi}ovrt$  /.at  ra  %a/.n  tt  rov  tarrov  avruv 

»ari^ovng  (Fabriciua  Bibi.  Gracca.  T.  VI.  p.  6). 

®tefletct>lm.  ©tidptbte  rer  Statt  9tom  II.  19 


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Sierte#  ’Pud).  gmeiteb  Capitel. 


•290 

bie  Vermittlung  beS  ißapfteS  an,  unb  feine  Streiten  begleU 
teten  bie  Vriefe  beS  ßrjbifcfcofs  3°6ann,  ber  Stabt  Stabenna 
unb  ber  übrigen  bebrobten  Stabte.  fRadfbetn  nun  3<-ic$ariaä 
an  £iutpranb  »ergebend  ©efanbte  unb  0cftf;enfc  abgefebidt 
batte,  ging  er  fclbft.  Gr  übergab  juoor  bie  Regierung  ber 
Stabt  n?übrfnb  feiner  Slbwefenbcit  bem  fßatriciuS  unb  55uy 
StepbanuS,  unb  reifte  nad;  SRaoenna  ab.'  ©er  Äönig  tuollte 
bem  läftigen  ©aff  auSloeidben,  ben  ber  Grarcb  bereits  mit 
allen  Gbreit  eingebolt  unb  in  bie  Vafilifa  beS  S.  2tpoüinariS 
geführt  batte,  aber  fein  irbifcbeS  .fiinbernif?  fonntc  einen 
^eiligen  aufbalteu,  meinem  eine  ffiolfe  unterloegS  als  Sou-- 
nenfebirm  biente,  unb  feurige  .^eerfdbaareu  am  himmcl  »or= 
anjogen. 1 Mbit  brang  ber  ifapft  in  bie  Iangobarbifcbc 
.fjauptftabt  ißapia  ein , lue  er  in  ber  Vigilie  beS  frefts  beiber 
Slpoftelfürften , am  28.  3uiti,  anlangte  unb  in  ber  Vafilifa 
beS  S.  ißetruS  in  Caelo  aureo  baS  Stmt  Verrichtete.  ©ie 
Seele  beS  ÄönigS  trieb  nach  langem  Sträuben  ber  Mnft  beS 
ißapfts,  beffen  Verebfamfeit  fic  mit  Räuber  umftriefte,  er 
gab  bie  gemalten  Eroberungen  bem  griccbifcbcn  9tci<b  3urücf, 
unb  fclbft  »on  Gefeita  unb  feinem  ©ebiet , um  loeldbeS  es 
fid)  fmttbelte,  behielt  er  nur  ein  ©ritte!  als  ißfanb,  um  and; 
bieS  nach  ber  iRürffebr  ber  $riebenSboteit  »ou  Vttjanj  ber 
Stepublif  ttüeber  krjuftelfen. 3 

2US  3aebariaS  »oit  biefer  ruhmreichen  gafirt  nadi  9lom 

1 Sie  bebeuteiiben  SSortc  beim  Slitafiaftu«  filtb:  reiietn  Romnna  urbe 
jam  diclo  Stcplmno  Patrick»  cl  Duci  a<I  gubernandum:  icfy  tvieberliole, 
baß  idj  biefen  Stephan  al«  griecbifcbeii  sBeaimeti  betradjte,  aber  feilte  «Stet» 
lung  jum  'papft  bebarf  mm  teiner  Crüävung  mtbi. 

* Sie«  eqäblt  be«  tiapflä  feben«befd»reibcr  mit  naiwm  ßrnft. 

a Parti  rcipttldicac  rcstitueret:  picr  alfo  iß  rcspublica  lieg»  ba« 
remifdk  Steig»,  aber  im  3abr  704  fprictit  ber  'Jlapjl  'Paul  I.  fefccn  ton 
einer  pars  nostra  Romanorum  (Cod.  Carol.  XXIV.  bei  (Senni  XXXVIII). 


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'poutificat  .jacfyaria«. 


>1  >1 

heimgefehrt  war,  feierte  er  normal«  bas  $eft  beibcr  Slpoftel. 
Sein  Webet  aber  um  bie  enbfidfe  (Srlöfunq  bes  SotfS  pon 
'Jtabenna  uttb  »on  fRom  erhörte,  n?enigftenj3  nach  bem  ©tauben 
fehteä  ScbenSbefcbreiberö,  halb  barauf  ber  £immcl,  ittbem 
er  Siutpranb  babinraffte.  Tier  ebelfte  $ürft  ber  Saitgobarben 
ftarb  nach  einer  32  Satire  tanken  Slegierung,  erf  «hopft  unb 
matt,  unb  ber  Stern  ber  üangobarbeit  ging  mit  ifjm  unter. 
Sein  Tob  erfüllte  9tom  mit  Subcl,  bie  greube  fteigertc 
fid?,  als  wenige  SRonate  barauf  fein  Steffe  üilbepranb  Pont 
Treu  geftürjt  unb  3tac^i5  öerjog  Pon  $riaut  barauf  erhoben 
mürbe,  ein  fanftcr  3Jfann  Pon  mpjtifchen  Steigungen.  Unb 
faum  mar  feine  Erhebung  bcfannt  gemorben,  als  3at^at^aö 
ibtt  burct;  eine  ©efanbtfd&aft  beglücfroiinfcbte,  als  ©egencom= 
pliment  aber  bie  Scftätiguug  eines  jmanjigjährigen  griebenS 
für  ganj  Mafien  erhielt. 

2.  ^ietät  gegon  Pie  litcl  be«  Sicidie.  gricPlidjee  Skrbaltitifi  ju  ©qjati}. 
(Sari  tcmmt  uacf>  9{om  unb  wirb  3J?cncf>  auf  bcm  iUcntc  ©cractc.  9Jad)i{i 
wirb  iDf L'iicp  in  SDtonte  Gafuio.  Slflolfu«  folgt  'Hatifii  auf  bnti  Iren  im 
3abr  749.  9lnerfeimung  bot  llfuvpation  ‘(Jipin’o  burdi  brn  t-iapft.  ^acbariaoi 

ftirbt  752. 

Tie  fioofe  beS  ilanbes  tagen  in  ber  £tanb  beS  glücflic^ 
ften  ber  Zapfte,  ES  batte  ihm  nicht  ju  fiel  Slnftrengung 
gcfoftct,  audh  ben  legten  Schein  bpjantinifcher  Oberhoheit  ab-- 
jumerfen,  aber  feine  3e*t  befaf?  nicht  bie  Energie  für  eine 
neue  politifche  gorm,  unb  fo  mächtig  mar  noch  bie  Partie 
beS  alten  fRömertumS,  bah  bie  auSgelebte  3“ftitution  beS 
Steichs  als  eine  heilige  Uebertieferutig  in  ben  Gegriffen  beS 
SJtenfchengefchtechtS  bauerte.  Tie  Stamen  ber  bilberftiimtenben 
.ffaifer  mürben  noch  mit  Ehrfurcht  auf  ben  ©ulten  unb  in 
ben  Steten  ber  Spnoben  Perjeidjnet,  unb  felbft  noch  in 


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Viertes  tButb.  „Hweite?  Capitol. 


2<i'2 

fpäterer  3eit , als  bic  granfen  ben  Schub  ber  Üirebe  bleibenb 
übernommen  batten,  fuhren  bie  köpfte  fort,  folcbe  ^ietät 
gegen  ba#  SReid^  ju  üben,  bi#  biefer  ©ebraudj  unter  .Oabrian  I. 
im  3af>r  772  aufbörte. 1 Ser  fßapft  felbft  oerbüllte  feine 
weltlichen  i^Iäne  mit  SBorftcbt,  et  gebot  fixerer  im  Statten 
be#  9tcidj$,  ba#  al#  oberfte  Sluctorität  über  allen  irbifdjcit 
Singen  anerfannt,  ihm  felbcr  materiellen  33cfi$  beftätigte. 
3a<f)aria#  empfing  fogar  üom  Steicb  noch  recbt#fräftige  Scben= 
fungen:  Gonftantin  V.  Gopronpmu#,  eben  erft  Sieger  über 
ben  Ufurpator  9trtaba#bu#,  beffen  9iame  9iom , unbefüinmert 
um  bie  Legitimität,  in  bic  Steten  be#  Goncil#  oom  ^abre  743 
eingetragen  batte , war  noch  eifriger  ^fonoflaft  al#  fein 
®ater,  aber  er  fab  fid;  genötigt,  bem  fßapfl  freunbtid;  ju 
fein,  er  fdjenfte  ihm  auf  fein  ©efudj  ben  ©runb  unb  $8o* 
beit  jtoeier  Stabte  Diinnpba  unb  9iorma.  Sie  lagen  in  ber 
oohScifdjen  Gampagna  ber  Stabt  unb  batten  bem  Staat  ge= 
bört,  wie  überhaupt  in  ber  heutigen  fDtaritima  ba#  bamalige 
©ebict  ber  Birdie  nicht  fehr  grob  getoefen  ju  fein  febeint. 1 

3u  fo  fiel  Sriumfen  jeber  9lrt  fügte  ba#  ©liid  bem 

1 $abrian’S  Stulle  wegen  gcU'iffcr  <?iiter  garfa’«  vom  3‘itjr  772: 
imperantibus  domno  nostro  piissimo  Aupusto  Constnntinu  a Deo 
coroimt«  magno  Imperatore  Coit  (Breger  111.  unb  „^ad?aria«  finben 
fit#  mebre  äcta  mit  folget  cfcvcnctogiicpoit  gortnel. 

1 Donatiom-m  in  scriptis  de  dnabus  maasia , quae  Nymphaa  et 
Normias  nppellnntur,  juria  existentis  publici  eidein  sanct.  et  beat. 
Papae  S.  Romanae  eccl.  jure  perpetuo  direxit  poaaidendaa : Anaat. 
n.  220.  Xie  c#flopift#en  SKauem  brr  vclorilcbcn  91orba  ntacpeit  nodj  l;rute 
ttflaunen.  Xtx  Ort  warb  verlaffen  unb  neben  ibm  'Jiorma  gebaut,  äut# 
bie«  mürbe  Verlagen  unb  weiter  unten  eittflanb  92#mp#a.  aber  bie«  vor» 
fanf  al«  eine  ilinmie  von  Stabt  in  fein  regenbe«  @rab  von  (Spbe tt , worin 
man  e«  not#  beute  (eben  fann.  3m  8.  saec.  fc#eiut  'Jiumpba  unb  nit#t 
'Jiorma  bewohnt  getvefen  ju  fein,  unb  tva#rft#einlit#  trieben  barauf  bie  Sa« 
racenen  ba«  33clf  in  ba«  fefte  'Jiorma  jurflef.  SDian  fe#e  SBeflpb'd  unb 
SB.  @etl  am  betreffenben  Orte. 


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liavlmamt  Wirb  'Sl'iud)  auf  bem  'Mente  (gerade.  293 

©apft  Bavaria*  notß  jloei  große  geifttic^e  Siege  über  bie 
dürften  bon  biefer  SBelt.  2öie  feine  Vorgänger  ben  Römern 
Äönige  Britannien’*  auf  ben  Stufen  beS  S.  ©eter  int  9looi-- 
jengemanb  bargeftettt  hatten,  fo  jeigte  au<b  3atbaria's  ib«en 
bie  2üunberfraft  ber  rümifeften  Äircße  an  jmei  ÜRäcbtigen, 
melcße  >oie  fromme  Stimmet  bett  Quell  ber  '-Buße  in  9tom 
trinfen  famen.  55er  eine  mar  (Sarimann,  3iadbi*  ber  anbere. 

(Sarimann,  ältefter  Sol;n  be*  großen  Carl  9JlarteH , ent= 
fcßloß  fid;  im  747  ber  ©ürbett  feiner  Sorge  unb  9leue 
oom  heiligen  ©etru*  fid)  entlebigen  }u  laffen.  ©onifaciu«, 
ber  2lpoftel  ber  Xeutfcßcn , mar  einer  ber  .yebel  in  biefem 
geiftlicben  £rauerfpiel,  melde«  ©ipin  jum  alleinigen  Grben 
feine«  ©ater*  machte,  unb  91  om  batttbare  unb  föftlicße  ©e= 
minnftc  eintrug.  (Sarlmanu  tarn,  jur  (Sntfagung  geftimmt, 
ttad)  9tom  uon  einigen  ©etreuen  begleitet:  er  marf  ficb  bem 
©apft  ju  $üßen,  er  flehte  um  bie  (Srlaubniß,  fein  £mupt 
febeerett,  bie  dNöndsfutte  ttebmen,  tu  einer  tömifeben  Gin= 
fiebelei  fterben  ju  bürfen.  3a$ariaö  gemäf;rte  fie  gern , unb 
(Sarimann  begab  ficb,  nadjbcm  er  bem  2lpoftel  ein  filberae* 
Giborium  oon  7u  ©funb  Okmicßt  3um  ©efeßenf  bargebraeßt 
batte,  al«  SDtöncß  in  eine  reijenbe  unb  ftajfifcße  'öilbniß  beö 
römifden  Juöcieu’ö.  3lcßt  unb  jmanjig  9)tillien  001t  9lom 
entfernt  erbebt  ficb,  naße  bei  ber  glaminifcßen  Straße  unb 
ben  Pielgemunbenen  ©iberftrom  ju  g-üßett,  ber  ^eilige  ©erg 
Qrefte.  Ginfieblcrifd;,  ernft  utib  fcböit  feßeiut  er  über  bem 
meiten  Sobtenfelbe  oon  5Hom  al*  eilte  Spßinf  gelagert.  35a= 
mal*  ßieß  er  noeß  mit  bem  römifeben  9tamen  Soracte,  aber 
bie  tlaffifcßen  Erinnerungen  an  biefen  bem  Sonnengott  ge= 
meibten  ©erg  ^irpinifeber  Wirten  maren  crlofcßen,  unb  faum 
moebte  ficb  ei«  9tönter  bei  feinem  'ilnblict  ber  ©erfe  erinnern. 


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•294 


Sierte«  sSiicfc.  Zweite«  Gatitcl. 


bie  $oraj  unb  Birgit  ihm  gemeibt  haben. 1 Gr  mochte  Piefc 
mehr  bie  Segettbe  mieberbolen,  baft  ber  flüchtige  !öifcbof  3il= 
»efter,  et;e  Gonftantin  baS  Gbriftentum  befaunte,  in  ber  Gin- 
jamfeit  beS  Soracte  als  Slnadforet  fid?  oerftedt  gehalten 
batte.  * Seine  ifolirte  unb  entjüdfenbe  Sage  mar  für  baö  Gre- 
mitenlebcn  gefebaffen;  baber  entftanb  bort  bereits  frühe  eins 
ber  älteften  & (öfter  ber  römifdten  Gampagna,  t>on  beffen  2lbt 
9lonnofuS  fd;on  ©regor  ber  ©reffe  einige  SBunber  ju  er= 
jäblen  teufte. 3 

3)ieS  nun  mar  bie  gelfenroitbniß,  melcbe  ber  SJiöncb 
Garlmann  als  fein  ©rab  ermäblte.  Gr  baute  bort  bent 
6.  Siloefter  ein  Älofter,  ober  öergrößertc  baS  febon  befte- 
bettbe:  aber  bie  Sage  beS  söergS  hart  an  ber  jylaminifeben 
Straße,  melcbe  oon  Qinteramnium  berabfommt,  fefjte  ben 
Süßer  altjufebr  beit  neugierigen  Sefucben  nach  Sloiit  pilgeni- 
ber  ebler  granfen  aus,  fo  baß  er  nach  einigen  fahren  ju 
ben  Senebictinern  oon.üDlonte  Gaftno  überfiebelte.  Gr  batte, 
mie  man  fagt,  brei  .Ul öfter  in  berfelben  Glcgenb  geftiftet. 


' Vides  ut  alta  stet  nive  candidtim 
Soracte  — 


Horat.  I.  9. 

Summe  Deilm , sancti  custos  Soractis  Apollo  je. 

Virgil  Aeueis  XI.  783. 

’ S5ai'on  Ipricbt  ueep  ^pabrian  in  feinem  Srief  an  ben  8aifer  Gon- 
flantin  unb  an  3teue,  in  ben  Act.  Synod.  II.  Nieaen.  beim  fat'bc  VIII. 
p.  750:  misit  ad  montem  Soractem,  ubi  S.  Silvester  — perseeutionis 
causa  — receptus  X. 

* 2.  QUegor  (Dialog.  I.  c.  7)  befepreibt  e«  ala  auf  bent  ©ipfel  ge- 
legen , nennt  e»  aber  tiidjt  na*  bent  2.  2i(uefler.  9Iiif  einem  ber  Wütige 
ftanb  ein  81  öfter  be«  2.  Graemu«  (Gregor,  ep.  24.  I.  Ind.  9).  Mann 
bet  9iame  2.  Crefle  auftain,  ifl  migetoiß ; er  eittflanb  au«  einer  bort  ge- 
funbenen  3nf<$rift  St  »K ACTE ....  iroraii«  bie  frfilaue  Umviffenbeit  beo 
Mittelalter«  einen  ^eiligen , ben  S.  ORESTE  coitflruirte.  ftiir  ben  ISufeut 
Iialt  sott  ©iifiern  ifl  ber  Warne  Cvefl  tlaffiirt;  unb  treffenb. 


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Garlmanu  wirb  Alieueb  auf  bem  A'ionte  «oracie.  295 

6.  Stephan  am  gufje  bee  33ergg  an  einem  Drt  Slmariattum, 
am  $erg  ©rifianeDum  bas  Klofter  beö  ©.  SfabreaS,  unb  ein 
brittcä  betn  0.  Victor  gemeines.  3|n  3abv  762  übergab 
jebod)  ber  fßapft  $aul  alle  biefe  Ktöftcr  bes  ©oracte  bem 
König  fßipitt  ju  bem  3mecf,  bort  norbifeije  Pilger,  Sinne 
unb  SJlöncbe  $u  unterbaltcn;  aber  halb  barauf  fteHte  ber 
König  baS  .üauptflofter  bem  fßapfi  mieber  jurücf,  ber  es 
mit  bem  römifdjen  boti  0.  ©iloefter  in  Gapite  öerbanb. 1 
9tod)  beute  bauert  ©an  ©iloeftor  auf  bem  33erg  ©oracte, 
menn  au  cf)  oeränbert,  auf  berfelbett  ©teile  als  eins  ber 
merfn'ürbigften  S)enfmäler  beö  ^o^jett  Diittelalters  von 
tHom. 

Söenn  bic  Söelt  bureb  ben  Gntfdjlujj  beö  franfifd^en 
fßrinjen  befrembet  mürbe,  feilte  fie  balb  burdb  ein  auffallend 
bcrcS  33eifpiel  ber  Gntfagung  in  Grftaunen  gefegt  merbeit: 
Stacbiö  felbft,  ber  König  ber  liangebarben,  legte  Krone  nttb 
©dauert  ab,  um  feine  Unfälngleit  mit  ber  Kutte  ©.  Seite* 
bict’S  ju  perlfüllen.  GS  mar  im  ^al;r  749 , als  biefer  gürft, 
burcf)  unbetannte  ©rünbe  gejmungeu,  ben  ^rieben  brad;,  bie 
fßentapolis  bebrobte  unb  Perugia  umlagerte.  ßadbartaö  fäumte 
nicht,  ibn  mie  Siutpranb  in  fJJcrfon  abjumabnen.  Gr  eilte 

1 Tie  Skulle  fßaul’«  im  Co<l.  Cnrol.  XII  bei  Gennt  XXXII.  'Dia* 
l'illon  AnnnL  Bcued.  XXII.  n.  12,  unb  toieberum  Bon  ber  Srcbentuug 
'^if.'iu’a  Cod.  Cur.  XVrI.  bei  Genni  XLI.  Ggiitbarb  im  feben  Carl’«  c.  2 
fagt:  monaclius  factus  in  monte  Soract«  apnd  necclosiam  S.  S ilves  tri 
coMtructo  monasterio.  2«ei  ben  Cinonifien  Reifet  ber  ®erg  unb 

tSarapte;  fo  aud>  in  ber  Cbrouit  be«  SDlöiub«  öenebict  Bom  saec.  X (Mon. 
Germ.  V.  p.  693—719).  Tie«  %<robuct  ber  AJlufje  jene«  Jtlofter«  auf 
bem  Dorade  jog  'p{rtt  a»8  ber  Chigiann  beroer.  C«  reitet  bi«  }um  Gilbe 
be«  IO.  sncc.  Tie  Unroiffenbeit  be«  ilioncb«  ifl  groß,  fein  barbarifg«« 
Üatein  ergcfji.  3nbefj  itb  teitne  Toeumeitie  au«  bem  ärcbiB  Subiaco 

(.saec.  9 unb  10),  Bon  rbmifeben  Alotaren  aufgefefct,  «Beleb«  oüflig  gleich 
barbarifcb  finb. 


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296 


SJttvlf«  4}ud>.  3ttxitrt  liavitfl. 


in  ba«  ßager  uou  9tachi«,  unb  ber  Hönig  ergab  ft<h  feinen 
unwiberfteblid;en  Sitten.  ®ie  ©ewalt  ber  9iebe  be«  auäge- 
jeicßneten  HJtanne«,  bie  ,'peiligfeit  unb  SSürbe,  bie  ißn  um= 
gab,  erfchütterten  ben  Sangobarbcn  fo  tief,  baß  er  nach 
wenig  £agen  erflarte,  bie  Atroue  nieberlegen  ju  wollen : eine 
wahrhaft  ntcrfwärbige  3<üt  unb  böchft  eigentümlicher  3uftanb 
be«  menfchlichen  ©emiit«.  ®ie  hoppelte  Bewegung  be«  Orient«, 
hier  bie  Eingriffe  be«  Ataiferä  gegen  bie  ^eiligen,  bort  ber 
änbrang  ber  Saraccnen  gegen  ba«  .öerj  bcs  Stbenblanbe« 
hatten  bie  9)tenf<hen  wieberum  in  eine  müftifche  Aufregung 
gebracht.  3)er  .Kirche  würben  um  biefe  3c’t  »iele  ©efchenle 
(oblationes  pro  sulute  ober  mercede  animae),  unb  toiele 
Seelen  geweiht,  überall  cittftanben  neue  Allöfter , unb  bie 
.Hütte  S.  Senebict’«  übte  eine  magifd;e  ©ewalt  über  bie 
'Jtbantaftc  ber  gürften  au«. 

3)er  fromme  9tadhi«,  feine  ©etnalin  Safia,  feine  Tochter 
9totrubi«  warfen  am  ©rabe  ijJetri  in  9tom  ihre  föniglidjen 
©ewänber  ab,  unb  ließen  fid)  oom  5f?apft  mit  3Jtantel  utib 
Schleier  be«  9Jtönchtum«  bcfleiben.  2lu<h  fie  gingen  nach 
9Jtonte  Safino , wo  ber  Sangobarbenfürft,  in  einem  Jöeinberg 
bes  Hlofter«  bie  ©rbe  grabenb,  mit  bem  2tnblid  be«  granfeit 
Sarimann  fich  tröftete,  wenn  er  ihn  bemutSboH  ÄncdjtSbienfte 
oerrichten  fab,  währenb  bie  fötiiglichcn  grauen  in  einem  nahen 
■Jtonnenflofter  oerfdjwanbcn. 1 2lber  bie  9teue,  bie  9tad;i«  fpater 
über  feinen  Schritt  empfanb,  jeigt  beutlich,  baß  er  ihn  nicht 
ganj  freiwillig  getban  batte ; unb  bie  Alangobarben  waren  wol 

1 Anust.  n.  223.  Leo  Ostiensis  CI  non.  Cnsin.  lib.  I.  c.  7 u.  8. 
9*ou  anberen  gürften , bic  um  biefe  3«t  SüiöurfK  würben,  nennt  man 
■Ounolb  wen  Squitanien  unb  'Aiifelnm?  non  griaul,  Stifter  be«  berühmten 
Steflere  'Jionantiita  bei  SJfcbena. 


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9?a$iei  wirb  SDiöntfe,  äftclfuö  ÄSnig. 


297 


jufriebeit , bic  Stelle  eines  Schwächlings  burcb  einen  fügten 
dürften  erfeßt  ju  febn. 

SlflolfuS,  ©ruber  beS  SiacbiS,  beftieg  ben  £ron  ton 
©atia  mit  bem  feften  ©erfaß,  baS  3iel  ju  erreichen,  ton 
meinem  feine  frommen  ©orgänger  bnrcb  ben  ©apft  ju 
nachgiebig  ficfi  Ratten  juriicffcbrerfen  laffen,  unb  feine  feinb- 
feligcn  2lbiicbten  swangen  9lom  bie  ©ejiel;ungen  ju  ben  $ran= 
fen  wieber  aufjunebmen.  Seit  bem  £obe  beS  ©arl  Kartell 
batte  ber  ©apft  (unb  bieS  ifi  fein  größtes  ©erbienft  in  ben 
2lugcn  ber  heutigen  Italiener)  fie  nid;t  mehr  erneuert,  ja 
ber  Wcbanfe  an  fränfifcbe  Intervention  mar  gänjlidf  jurüdf= 
getreten.  1 (Sin  wichtiges  politifcbeS  ßreigniß  teränberte  plöß-- 
lidb  bie  Sage  aller  ®inge,  unb  übte  auf  9iom  unb  Italien 
eine  folgenfcbroere  üöirfung  aus. 

©ipin,  im  ©efiß  aller  ©lacht  im  9teid)  ber  grattfen, 
nadf  ©efeitigung  feiner  ©rüber  einiger  ßrbe  ber  Wüter  unb 
©laue  feines  großen  ©aterS,  fab  bie  3eit  gefommen,  wo  er 
nach  ber  ÄönigSfrone  greifen  burfte.  ®aS  alte  Wcftblecbt 
ber  ©ierotäer  war  terrottet,  unb  ber  leiste  Scbattenfönig 
Gbilberiib  III.  nur  bie  ueraditete  ©uppc  beS  Königtums.  (Sin 
öffentlicher  Äronmecbfel,  ton  ©ipin  längft  eingeleitet,  foUte 
nun  fiibn  tollsogen,  bie  Ufurpation  aber  bureb  bie  3U; 
ftimmung  päpftlicßen  Urteils  mie  bur<b  göttliches  Crafel  ge= 
rechtfertigt  werben.  @inem  freien  ©olf  tapferer  Ärieger  ftanb 
es  ju,  bie  Äronc  beS  SanbeS  tom  ,paupt  eines  Unfähigen 
ju  nehmen  unb  bem  träftigen  Sohn  eines  gelben  barjubie= 
ten,  ol;ne  ftdb  tiel  um  bie  lange  Sleibe  ton  Schatten  ober 

1 ®cr  (Job.  (Jard.  bat  eilten  etnjitjen  ©rief  bw  tßapfiS  3«dwna8  an 
ben  SJtajerbomti*  fStbin,  bic  ©ifepöfe  unb  giirften  granden’«  bem  3apv 
74?,  aber  er  Betrifft  nur  firt$Ii<bc  ®inge. 


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298 


Stierte«  SSutb.  Capitel. 


3llmen  einess  ÄpaufeS  ju  fütnment,  welche  fie  einer  bem  anbern 
»ererbt  batten.  ®odj  jweifelte  bas  ©cwiffen  ber  ©rohen  wie 
ber  Geringen,  ob  ein  Gib  tonne  gebrochen  werben,  unb  ißipitt 
aller  ®inge  fid;er,  war  eben  bicfcsS  SBolfögewiffettS  unlieber, 
baö  er  bcfdtwicbtigeu  mufjte.  1 Gr  fanbte  alfo  im  gahr  751 
ben  ©ifchof  »on  üöürjburg  ©urcburb , unb  golrab  ben  21bt 
»ott  St.  ®ettis  nad;  91om,  ben  fßapft  ju  fragen,  ob  baS 
sllolf  ber  grauten,  SBillen«  ben  untüchtigen  Äönig  Gf;ilbericb 
feine«  £rottS  ju  cntfefyen,  unb  beffen  ruhmreichen  £»erjog 
jum  .Honig  ju  ernennen,  »out  Gib  ber  Streue  föttnc  losge-- 
buttbeu  werben.  3ac^,ariass  crflärte  fich  juftimmenb ; ber  ißapft 
bcfanttte,  baft  bie  dueüe  aller,  and;  ber  fötiiglichen  3){acbt 
im  3>olt  felber  fei,  hoch  er  unterwarf  biefes  9ted;t  feiner  fyeu 
ligettben  Seftätigung.  91id;t  bie  gurdit  »or  9(ftolf  allein 
bewog  ihn  einen  Jronräuber  als  Äönig  attjuerfentten,  »iel= 
mehr  ergriff  er  bie  Gelegenheit , bas  hödtfte  SchiebSrichteramt 
jWifdhen  Äönigen  unb  Söffern  fich  jujufpredjcn , ober  ju  neh- 
men , ba  e«  ibm  geboten  warb.  So  erhöhte  bas  SBebürftiifc 
eines  fühlten  Ufurpator’ö  bie  Stellung  beS  römifchen  SifdtofS 
in’s  Unermeffene;  jener  Slugenblicf  würbe  einer  ber  wichtig; 
ften  Momente  in  ber  ©efdjidtte  beS  ißapfttumS,  unb  jene« 
unglüdlidjc  Seifpiel  wirfte  bureb  lange  gabrlmuberte  folgen; 
fchwer  naefi ; betttt  es  erlaubte  ben  ißäpften  bie  Slnfidü  auf; 
juftellcn,  fie  hätten  bie  göttliche  9Jladjt  Ärotten  »on  ©otteS 
©ttabett  ju  geben  unb  ju  nehmen. 

1 ®ie  tjeutnieii  SJoliapartiflen  werben  über  tic  ^Jiirtlidjteit  bc«  ßCmiffcns 
btt  grantelt  liidjeln , unb  btr  @raf  SNontp  wirb  fie  abfclut  abgefebmaeft 
finben.  ®a«  Spftf m SHpin’e  ijt  ba«  gunbament  filr  bit  Ufurpateren  mit 
btm  Namen  Napoleon,  nur  haben  biefe  feine  guhmft,  tvic  bie  Cateliugev 
fie  batten,  nnb  ber  große  («efepgeber  Carl  mürbe  einen  SJergteicb  mit  Na- 
poleon eutriiflet  abmeifen. 


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3a<tyvma«’  ©outen  am  ©atriaräiutu.  '2<KI 

3ad)aria«  erlebte  wabrfcbeinlicb  nocf>  bie  Krönung  $ipin’« 
junt  König  ber 1 granfen.  ®r  ftarb  am  14.  ÜMrj  752,  uttb 
furj  vorher  fc^eint  Sßipin , vom  (»eiligen  SonifaciuÄ  gefalbt, 
bie  Krone  ß(jilberid»’$  fic^  aufgelegt  }u  haben,  nadjbem  er 
biefen  unglutflicben  iRacbfommen  g^lobtuig’äi  für  ben  5Heft 
feine«  Seben«  in  ein  Älofter  verfd;loffen  batte.  1 

3.  3a(b®rio8'  ©outen  ant  (ateraniftfien  ‘^alaft.  2cine  ©erfudjc,  tie  (Sam- 
pagita  jU  celonifiren.  2>ie  domus  cultae.  ©enetianiidie  @claWutnartte 

in  3tom. 

Obmol  3ad)aria«  S«bn  fneblid»e  3ahre  regiert  batte, 
ließ  er  botb  nur  wenige  Senfmöler  feine«  ißontificat«  in  9tom 
}urücf.  Seine  tbütigfte  Sorgfalt  batte  er  betn  fßatrianbium 
be«  Sateran  gemibmet.  35er  iöohnfiß  ber  Sßäpjte  oerbiente 
aHerbing«  mit  größerer  ißraebt  au«geftattet  }u  tuerbcit,  feit* 
betn  ißre  2Jlad)t  fo  febr  getoaebfeu  toar.  Sie  lateraitifcben 
(ßaläfte,  unmittelbar  an  bie  Safilifa  Conftantin’«  anftoßenb, 
waren  feit  Siloefter  fortbauernb  von  ben  köpften  betoobnt 
worben.  2lm  äußerften  (fnbe  ber  Stabt  unb  hart  am  afina= 
rifdben  Jor  batte  ba«  ißapfttum  in  ihnen  feinen  .yerrfcberfiB 
aufgefcßlagen ; fie  bilbeten  ben  eigentlichen  'Diittelpunft  ihrer 
gciftlicben  wie  weltlichen  Regierung,  wäbrenb  ber  SJatican 
ba«  Zentrum  be«  Cultu«,  ober  ber  Sit»  be«  Slpoßelfürften 
war.  Sa«  IJJatriarchium  enthielt  bie  2lrd;ive  ber  Kirche,  bie 
Scbabfammern,  unb  war  SBobnuitg  ber  ißäpfte  wie  ihre« 
•üofftaate«.  9lach  unb  nad»  erweitert  umfaßte  e«  neben  ber 
großen  Öafilifa  be«  Salvator,  mehre  fleinere  Kirchen,  viele 
Oratorien,  Sriflinien  ober  Speifefäle,  mehre  Capellen,  »vorun- 
ter  bie  äufierfte  bie  berühmte  ,§au«capelle  ber  Rupfte  toar, 
ltämlid)  bie  von  S.  £oren}0  ober  fpäter  Sancta  Sanctovum 

1 Le  (’nintc  Animi.  Eccl.  Froncor.  ad  ann.  752. 


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300 


Vierte«  ©u*.  Capitol. 


genannt,  eine  wahre  ©dhattfammer  non  ^Reliquien.  3n  un= 
mittelbarer  92ä(;e  ftanb  baS  Saptiflerium,  baä  Älofter  beS 
Johannes  be$  Käufers  unb  beS  ©Pangeliften , ferner  bas  Älo= 
fter  be$  ©.  9lnbrea3  unb  Öartolomäuä,  welche-i  .fronoriuiS  I. 
geftiftet  I;atte , unb  wahrfcheinlich  fdjon  ein  attberes  bcs 
©tepbanuö,  unb  ein  wertes  beS  ©.  ©ergiuS  unb  '-Bacchus, 
©o  bübeten  alte  biefe  ©ebäube,  wie  ber  heutige  Statican  eine 
f leine  ©tabt  für  fidf,  uon  allcrbiitgS  labprintifcher  Stnlage.  1 
3acbariaö  ’ erneuerte  bas  tßatriardfium  völlig,  er  oer= 
mehrte  cS  bur<$  Neubauten  unb  fcbmüdte  es  prächtiger  aus. 
Sßor  ihm  batte  fdhon  ©regor  II.  ein  bent  ©.  tßeter  geweihtes 
Oratorium  neu  ausgebaut,  er  felbft  aber  erneuerte  ein  £rif-- 
tinium  oor  ber  fogenaunten  öaftlifa  beS  S^’oboruS,  unb 
errichtete  einen  iporticuS  nebft  Jurnt,  bett  er  oor  bie  gagabe 
bcS  ißalafts  baute,  bie  gegen  bie  tfirche  beS  heiligen  ÄreujeS 
in  gerufalem  gelehrt  war.  sHtan  nannte  biefen  2eil  beS 
^atriardtiuma  im  fpätereit  ÜJtittelalter  oorjugdmeife  beit  ißalaft 
bcS  Ifkpfts  3ad;ariaS,  ober  in  ber  SBolfSfpracbe  Gafa  mag- 
giore.  * 2er  IJJorticuS  toar  mit  ©emälben  gefebmueft,  aus 
ihm  ftieg  mau  511111  £urm  hinauf , worin  fich  noch  ein  jwei= 
tes  Jritlinium  befattb,  in  welchem  bie  iJänbcr  ber  ©rbe  in 
garben  bargcftetlt  waren. 3 Sieben  ben  kreppen  aber  befanb 


1 Jeu  'Plan  fiitbei  mall  im  Severnno  delle  7 chiese  I.  p.  53ö. 
6r  mürbe  von  bei»  Strdjitecten  grance««  CoiUini  au«  bem  Slabtblan  ©uf- 
fatini'e,  au«  „gdAnuugen  in  <S.  'Pietro  iu  'Dtentorio  unb  in  brr  ©atican. 
©ibliot&et,  fo  mir  uadi  Xrabitionru  auegefübrt.  übertage  bie«  Sabpriiit, 
mir  billig,  beu  Xopogroppen,  unb  wrrt'cife  nctfi  auf  Jab.  XXXVII  ber 
„©afilitru  be«  rfjriftlidKii  9tom"  non  ®utenfobn  unb  Ituapp. 

1 Ducitur  ad  palatiuin  Znchariac  Papae.  quod  vulgariter  dicitur 
Casa  major:  Ürdo  Roman.  XIV  beiin  Sütabilton  Jlus.  Itnl.  II.  p.  260. 

5 Fucit  nutem  n futidunientis  ante  scrinium  Latcrancnse  porticum 
ntque  turrini  ic.  Anast.  n.  218. 


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3<id>aria»’  ©ernten  am  ©atriartfyum.  301 

fief)  unten  ba«  Oratorium  be«  S.  Siloefter,  ba«  gieidtfalie 
reich  mit  ©emälben  uerjiert  tourbe. 

Sßdhrenb  ^acharia«  mit  biefen  Sauten  beschäftigt  toar, 
entbeefte  man  jufällig  in  einem  ber  öcmädjer  eine  ffapfel, 
»oorin  ber  (Schabet  be«  ^eiligen  ©eorg  eingefdfloffen  lag ; bie« 
perfießerte  toenigften«  bic  griechifdje  ^nfchrift.  3>cr  ißapft  oer= 
faminelte  Sofort  ba«  römifche  SSolf  ju  einer  ißroceffion , unb 
ber  foftbare  Schab  tourbe  unter  bem  ©efange  non  .fromnen 
nad)  ber  $iaconie  be«  S.  0eorg  tjinübergebraebt , too  er  ftch 
noep  Igeute  befinbet , unb  „too  ber  allmächtige  Sott  junt  dtubm 
feine«  Flamen«  bur<h  biefen  hochheiligen  SJlärtirer  unermeß= 
lic^e  2öunbcr  unb  Segnungen  311  toirfett  feither  geruhte." 

9?eue  ffireben  baute  fonft  3ad)aria«  nicht ; mir  haben 
überhaupt  gefehn,  baß  bie  2lrd;itectur  in  9tom  feit  geraumer 
3eit  ftiHe  ftanb.  ®ic  Stabt  toar  bi«  in«  fiebente  3ahrhun= 
bert  hinab  mit  &ird;en  erfüllt  toorben , fo  bah  man  genug 
3U  thun  hatte,  bie  »orhanbenen  311  erhalten.  3achariaä  er= 
neuerte  bie  Rixfyc  be«  S.  ©ufebiu«  auf  bem  ©«gurtin,  unb 
fchntücfte  anbere  mit  großer  'firadit  feibener  Seppidjc,  toomit 
man  enttoeber  bie  2lltärc  bebeefte,  ober  bie  man  3toif<hcn  ben 
Sauten  ber  Äirdjenfchiffc  au«fpannte.  2)tit  biefen  Stoffen 
tourbe  ein  großer  fiuru«  getrieben;  ihr  fchtoerc«  golbftroßen= 
be«  ©etoirf  oon  bt^antinifcher  Äunft  entfprach  völlig  bem 
3eitalter  ber  Diufioe.  l'iait  Stellte  auf  ihnen  biblifche  Scenett 
bar,  unb  au«brüdtich  bemerft  ba«  Such  ber  ^cipfte,  baß 
auf  ber  Slltarbecfe,  welche  3acharia)S  für  ben  S.  fßeter  machen 
ließ,  in  gotbenem  ©etoirf  unb  mit  föftlichcn  ©belßcinen  bie 
©eburt  ßbrißi  abgebilbet  toar.  1 

1 2)«  tetbnije^e  3tu«bntd  ift  vela  — vela  serica  alytina  (»an  äXvruc, 
inaolubilis). 


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M(  )-2  SJierte«  ®n<b.  Zweite«  <£a<J*tel. 

$enlmürbiger,  als  baS  bisher  erjagte,  ift  $achariag 
Sorge  um  ben  2lnbau  ber  oermilberten  Gampagtta  9tom’$. 
Seitbem  fid^  bie  Stabt  ifirer  3uful;ren  aus  2lfrifa  längft, 
uitb  ihrer  Äorttfammern  in  Galabrien  unb  Sicilicn  eben  be- 
raubt fah,  mußte  es  ben  ißäpflen  üiel  baran  liegen,  bie 
agrarifchett  Hilfsquellen  ju  mehren.  ®ie  jerftreuten  (Mter 
ber  Kirche  lieferten  frcilidh  Vorrat,  ber  aus  STuScien  unb 
Satium  auf  ben  Straffen  berbeigefchafft  mürbe,  aber  baS  öe- 
bürfniß  fticg,  benn  bie  Giumobuerfdiaft  Storni  mudhs  mehr 
unb  mehr,  unb  »icle  £anbbemol;ner  flüchteten  vor  ben  fiango- 
barbcn  in  bie  Stabt.  3)ic  ©eröbung  ber  Gampagna  mar 
auch  bamals  noch  nicht  fo  groß,  als  fic  cs  heute  ift,  boeb 
fic  nahm  mit  reißenber  Scßnelligleit  ju,  meil  bie  freien  Gi- 
gentitmer  fehlten,  !2>ie  Jlircfie  jmar  eignete  fich  burdf  Äauf 
unb  Scßenfung  immer  mehr  ©runb  unb  ©oben  an,  bod)  fie 
vermochte  bem  9Jotftanb  nicht  abjuhelfcn,  meil  fie  bie  Golonu 
firung  nicht  nach  einem  großen  Softem  betrieb;  unb  maS 
hierin  burdi  $achariaS  unb  fpäter  burch  Habrian  I.  gefchah 
trat  nur  vereinzelt  auf.  1 3a$aria*  errichtete  jutn  3med 
ber  Golonifatioti  fogenannte  Domua  cultae,  baS  heißt  ©e- 
höfte,  in  benen  bie  Golonen  rcohnten,  melche  bie  umliegenben 
2leder  bebauten.  $hrer  maren  fünf:  bie  erfte  Sauretum  nebft 
ber  ÜJlaffa  ^ontiniana,  jubenannt  fßaonaria ; 2 bie  jmeite 

' SBcn  ©regor'«  II.  '.ßacbtregifler  habe  icb  gefproepen.  Eiefer  'fjabfl 
machte  um  715  ben  Sampen  im  'perer  fine  Stiftung  *>on  48  @runb» 
(lüden,  bie  l'i«  gegen  Slnagm  bin  jerftreut  lagen.  Eie  alte  SWarmcr* 
infebrift  ifl  beute  itt  ber  Sforbatle  be«  2.  peter  eingemauert,  bie  SBude  aber 
fcoUftänbig  abgebrudt  im  Bullar.  sner.  Basil.  Vaticanne  I.  7.  9IUe  biefe 
©iiter  batten  Cliwncultur. 

1 Eer  Katalog  ber  leimten  be«  Ager  Romnnus  non  Qfcbiuarb  fiibrt 
auf:  gontignano  in  ©.  Paolo.  lieber  biefe  Stiftungen  berietet  ber  Lib. 
Pontif. 


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Die  I)omus  Cultoe. 


:m 

bieg  3.  Gccilia.  Tiefe  war  bureb  Teftament  beut  3.  Peter 
jugefallen,  mib  ber  papft  batte  bieS  ©runbftiidf  noch  fcureb 
Slntauf  oermehrt.  Bott  bem  Bethaufe  jener  .^eiligen , welches 
bereits  bort  flanb,  erhielt  ber  Söeiler  ben  Flamen,  unb  er 
mar  Hicfjt  unbeträchtlich,  beim  3acbariaS  errichtete  barin  noch 
eine  jmcite  bent  3.  2lbbactiru3  geweihte  Vanbfircbe.  2öir 
haben  bemnach  bie  ©efdjicbtc  ber  (rntftebung  eines  6ampagtta= 
^lecfens  vor  uns;  er  lag  am  fünften  SJteilenftein  ber  Tibur- 
tinifchen  Straffe. 

Bierjebtt  BtiQicn  oon  9tom  entfernt,  im  TuScifcben 
Patrimonium,  errichtete  3acharia$  eine  britte  TomuSculta, 
bie  itidjit  bezeichnet  wirb,  unb  ettblid;  ertoarb  er  bie  klaffen 
StntiuS  unb  gormiä,  unb  bilbete  auch  aus  ihnen  jwei  Tomu3= 
cuftc,  loahrfcheiulid)  in  ber  ©egenb  ber  alten  Stabte  biefes 
9JamenS.  2lbcr  ber  Fortgang  biefer  öfonomifchcn  91nlagen, 
wie  bie  weitere  Tbätigfeit  beS  Papfts  in  biefem  Sinn  ift 
uns  unbefannt;  ju  feiner  $cit  lebte,  nach  her  Berficberung 
feines  Biographen,  baS  Polt  in  großer  Stube  unb  $reube, 
unb  er  l;nt  eine  /panblung  biefeS  tbätigen  PtanneS  auf; 
gezeichnet , Welche  feiner  Ptenfcblichfeit  hohe  (? f;re  macht. 
TamalS  würbe  noch  rüdfichtSloS  Sclaocnhaitbel  getrieben; 
bie  penetianifdhen  Äauflcute,  bereit  Schiffe  fid;  bereits  nach 
allen  .Hüften  beS  PtittelmeerS  wagten,  bereisten  bie  Stabte  beS 
2lbcnblanbS,  um  Sclaben  aufjufaufett,  bie  fic  bann  au  bie 
.Reiben  Slfrifa’S  vorteilhaft  abfe&ten.  Ter  ,§anbelSgeift  fpottete 
ber  rcligiöfeu  Pebenten,  unb  auch  Peapcl  fab  halb  wie  ein 
muhamebanifcher  ßafen  aus,  fo  lebhaft  würbe  bort  ber  Ber= 
fehr  mit  ben  Slrabern  9lfrifa’S  unb  Sicilieit’S.  Selbft  nach 
Pom  Tarnen  bie  Penetiancr  ju  jenem  3werf ; inbem  fie  einen 
SBaarenmarft  eröffneten,  tauften  fie  jugleid;  chriftliche  Sclaoeit 


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304  Stierte«  'J'udb.  3»eitf«  Capitol. 

unb  Sclabinnen  ton  bereit  Herren  auf.  2tber  faum  hatte 
ber  IJkpft  bovon  gehört,  al«  er  biefen  .öanbel  verbot : er 
gab  ben  SBenetianern  ben  ßaufprei«  roieber,  ben  Sclaven 
aber  bic  greifet.  3m  Uebrigen  fett«  mir,  bafj  Sclaven = 
märfte  in  Nom  noch  wie  jur  3eit  ©regor’4  bc«  ©ro&en  ge= 
halten  tourben,  ben  nicht  gegen  ben  SJlenfdhenhanbel  überhaupt 
trat  ber  ißapft  auf,  fonbern  gegen  ben  Verlauf  von  getauf-- 
ten  S^rifton  an  heibnifche«  3Mf.  1 

4.  «Stepbau  U.  wirb  <ßap|l  im  3abr  752.  «ftolfu«  erobert  9ta»emta  unb 
forbert  bie  Unterwerfung  »on  9iom.  ©tepban  fuebt  $>i(fe  bei  »pjauä,  bann 
bei  $ipin.  Cr  reibt  über  ^auia  in’«  grantenlanb.  (Sr  falbt  ben  itenig 
^tipin  unb  beffen  2 ebne  im  3abr  754.  Sein  Scpupbertrag  mit  %'ipin. 

2)er  2litcl:  fftatriciu«  ber  9tömer. 

3u  3ad;aria«’  Nachfolger  tourbe  ein  tpreSbpter  Stephan 
gewählt,  ba  er  aber  f<hon  brei  Sage  nach  feiner  SSahl  ftarb, 
wirb  fein  Name  in  ber  9teil;e  ber  orbinirten  Zapfte  bejmeU 
feit.  $cr  römifdie  Siaconu«  Stephan  H.  (ttadh  einigen  Äirdhen= 
fchriftftelletn  freilid;  ber  brüte)  nahm  feine  Stelle  ein. 

SBährenb  ber  Negierung  biefc«  gewanbten  Nianne« 
trat  Nom  m eine  neue  (spodhe,  bodj  ift  bie  ©efdjichtc  ber 
Stabt  noch  immer  an  jene  ber  gntftehung  be«  Äirchenftaat« 
gebunben.  Nftolfu«,  jurn  Neufterften  entfcbloffen,  h“tte 
mit  Kühnheit  unb  ©lüct  erreid^t,  wa«  feine  Vorgänger  ver= 
geben«  erftrebt  hatten.  Schott  am  4.  ^ufi  751  fonntc  er 
au«  bem  eroberten  Navettna  ein  Secrct  erlaffeit : ber  NlitteU 
punft  ber  bnjantinifchen  .’gerrfd;aft  in  Italien  war  enblidh 

1 Veneticorum  — negociatores  — multituilinem  mancipiorum, 
virilis  scilicet,  ct  foeminini  gencria  emere  visi  sunt,  quos  et  in 
Africam  ad  paganam  gentem  nitebantur  deduccre.  Quo  cognito  — 
prohibuit  — quod  juatum  non  esset,  ut  Christi  abluti  Baptismo 
paganis  geutibus  deservirent.  Anast.  n.  222. 


■pomificat  Stephan'«  II. 


V 


m 


in  bie  ©ctoalt  ber  fcangobarben  gefallen,  unb  mit  iljr  ber 
©rarebat  unb  bie  ^ßentapoli*?. 1 $er  lebte  ber  Grarcben 
(Suttidiiue  »erfötoanb,  ba«  efenbe  ^Regiment  grieebifeber  ©u= 
uudben , bie  ben  £itel  fßatriciu«  gefebiinbet  Ratten,  t?örte  nach 
jioci  ^abrbunberten  feine«  ©efteben«  auf.  Äaum  nun  batte 
Stftolf  biefe  Sänber  an  fi<b  genommen,  al«  er  nad;  bem 
Stiben  aufbracb,  um  bie  Stabt  fRom,  ibreu  ®ucat,  unb 
alle  ttoeb  übrige  bpjantinifebe  ©ejigungen  ;u  erobern,  benn 
mit  bem  ©eftb  »on  5Ra»enna  beanfpruebte  er  auch  bie  %itel 
ber  ^errfebaft , welche  einft  bem  Gpardbcn  jufianben.  Seinen 
9Rarf<b,  im  3utti  752,  b*eIt  jt'bocfj  ber  fßapft  Stepban  burdb 
©itten  unb  ©efebenfe  auf.  Ster  Äönig  l;örte  bie  Grmabnun= 
gen  bcr  ©efaubten,  be«  Diaconu«  ©aulue,  eine«  ©ruber« 
be«  ißapft«,  unb  be«  ©rimiceriu«  bcr  fRotare  Slmbrofiu« , er 
manfte  in  feinem  (Sntfdjlufi , er  gab  nach,  unb  befdbtuor  fo= 
gar  einen  bierjigjäbrigen  grieben  mit  bem  römifeben  Sucat. 
Slber  fdfon  itad)  »ier  äRonaten  reute  ibn  feine  Scbtoädjc: 
er  fanbte  ©oten  nach  9iom,  er  »erlangte  gebieterifcb  jäbr= 
lieben  Tribut  »on  einem  ©olb=SoIibu«  für  jeben  Äopf  ber 
fRömer,  unb  er  erflärte,  bie  Stabt  famntt  ihrem  ©ebiet 
feinem  5Rei<b  einberlciben  ju  wollen.  * 

3luf  biefe  ^robuttg  febiefte  Stepban  an  ibn  bie  Siebte 


1 SWuratori  bat  bie«  Datum  juerft  feftgefieflt  burdj  ein  Diplom  »on 
Jarfa,  t»orin  tSftelf  batirt  Ravennae  in  Palatio,  IV.  die  rnenais  Julii 
anno  feliciaaimi  regni  nostri  III  per  Indicl.  IV  felieiter.  Antiq. 
Ital.  Dies.  67,  beim  gattefäi  N.  X.  p.  264  unb  beim  gaiUujji  T.  V. 
n.  VIII.  Die  »erjlümmeite  ®efrf)id)te  be«  ägiiellu«  fdmjeigt  »on  einem 
fo  bebeutenben  Sreignifj. 

' Et  suae  juriadictioui  civitatem  linnc  Romanam,  vel  snbja- 
eentia  ei  castra  aubdere  indignanter  aaserebat.  Der  Lib.  Pont,  ifl 
»on  jefct  ab  jiemlicp  genau  unb  juoerläffig.  Siebe  auch  ba«  Chron.  Vul- 
tarnenae  lib.  III.  p.  401.  Murat.  Script.  I.  p.  2. 

fttregototiu«,  (Mef<btd>t*  »et  Statt  SKom.  II.  20 


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306 


©iertce  ©u<6.  ,gn>citee>  Sapitef. 


ber  betbett  bamalS  bcriibmtcften  33enebictiuer=f(  [öfter  ^taüen’ö, 
»oti  klonte  Gaftno,  uitb  von  S.  iBincettjo  am  3}ulturnu3 
im  Tucat  von  ^enebent.  Sie  mürben  nicht  vorgclaffen, 
fottbent  mit  bcnt  Verbot  ben  ^papft  ju  feint , in  ibre  Älöfter 
fdbimpfli<b  beimgefanbt.  1 llnterbefjen  fam  ber  SileittiariuS 
^obantteS  von  Snjanj  nach  9tom  mit  faiferlicben  Aufträgen 
an  ben  Ißapfl  unb  mit  Briefen  an  ben  Äönig,  bie  9iücfgabe 
ber  bem  SRcicb  entriffenen  ißrobinjen  betreffenb.  Stephanus 
febiefte  ben  ©efanbten  in  Begleitung  feinet  Sfruberö  'ßauluS 
an  baS  .'poflager  Jlftolf’S,  unb  mie  öorauSjufcbn,  mar  ibre 
Scnbung  nußloS.  Tie  Wefabr  fRom’S  mürbe  bringeuber,  ber 
fßapfl  fab  ftdb  narb  Siettung  um , unb  es  ift  ein  offenbarer 
SBemeiö,  baß  er  31  om  nod)  nid)t  vom  gried)ifcfien  91eid>  als 
abgelöft  betrachtete : er  manbte  fid;  an  ben  Äaifcr  in  Styjanj, 
inbem  er  ibn  anffeljte,  feinem  Berfprecbett  gemäß  91om  unb 
bie  gattäc  fßrobinj  Italien  bcnt  geinbe  mit  SUaffengemalt  31t 
entreißen. 2 Gr  ftanb  nicht  au,  9tom  noch  einmal  bem  bpjan= 
tinifeben  3ocb  barsubieten,  unb  um  ben  ißrciS  ber  fRettung 
feiner  eigenen  Stellung  mürbe  er  jenes  von  neuem  feinem 
SBaterlanb  aufgelegt  haben  — eine  Ckfinnuttg , melcbe  Stepban 
bem  Tabel  feiner  patriotifeben  b'aitbelcute  auegefeßt  bat. 

Tie  Äunbe  von  biefer  ©efatibtfdjtaft  an  ben  Äaifer  cr= 
bitterte  9lftoIf  noch  mebr;  er  f durfte  micberbolt  2lufforberun= 
gen  jur  unbebingten  Uittermerfung  ttad;  91  om,  unb  im  30m 

1 Xa«  berühmte  .Ci (öfter  beä  ©.  ©ineeutiua  am  ©uttumut,  in  ber 
XiBcefe  3iernia,  trat  bie  (Stiftung  fcreier  fangobarbifeber  ©rüber  lato, 
lafo  unb  'patbe  um  703.  S«  jäblte  eine  fang  gegen  500  tKBntpe. 
Paul.  Diacon.  VI.  c.  40  unb  baö  au«  ber  ©arberina  ren  illiuvatcri  ebirte 
ßijreniccu  be«  Stoker«. 

1 Deprecans  imperialem  elementiam,  ut  juxta  quod  ei  saepius 
scripserat,  cum  exereitu  ad  tuendas  hns  Italiae  partes,  modis  Omni- 
bus adveniret  je.  Anast.  n.  232. 


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'ISositiftcat  Stephan’«  II. 


307 


Mrfdjmor  er  fiel),  alle  Siümer  über  bie  JHiitge  fpringen  ju 
laffen.  $n  biefer  iüebrängmf;  oerfammeltc  Stephanus  baS 
Sßolf  in  einer  ber  33afilifcn  ber  ©tabt,  mo  er  ihnen  pre= 
bigte,  mie  ©reger  ber  ©rofje  einft  in  ähnlicher  Sage  getban 
batte.  9lom  bot  bon  neuem  baö  biiftre  Sdjaufpiel  bon  93ufj-- 
unb  Sittproceffionen  bar.  9ln  einem  Jage  jog  baS  $Bolf, 
bie  Häupter  mit  2lfchc  beftreut,  unter  2öebgefd)rei,  nach  ber 
©afilifa  ber  ©.  2Raria  ÜJlaggiore:  an  ba3  Äreuj  b01^  ber 
Stopft  ben  f(briftlid;cn  griebensoertrag  beS  jfönigö  geheftet, 
unb  baarfuf?  ging  er  ber  Sitanei  borauf,  auf  feinen  ©dful; 
tern  bas  „nicht  bon  .ödttben  gemachte"  53ilbnifi  beS  .fpeilanb# 
tragenb,  unb  es  ift  bas  erftemal,  ball  biefeS  berühmte  6eb 
ligenbilb  in  bem  SSucb  ber  i)Jäpfte  genannt  mirb.  1 2lber 
©tepban  blieb  nicht  bei  fßroceffionen  ftebn:  ehe  Gouftantin 
feinen  IBoten  23efd)eib  gab,  erfannte  er,  baff  ber  grieebifebe 
Jfaifer  nidbt  im  Stanbe  fei,  ein  ,f»cer  nach  Italien  gu  fenben 
nnb  bie  Eroberung  ^uftinian’S  bon  neuem  gu  unternehmen. 
®ie  ©cfcbid)tc  ©uropa’S  nahm  ihren  .ßug  unaufhaltfam  nach 
bem  2öefteu  gu  ben  lebeuSfräftigen  germanifeben  Söffern; 
bie  Snjantiner  aber  mürben  ihren  bogmatifdjen  ©rübeleien 

1 Procedens  in  lactania  cum  sacr.  imagine  Domini  Dej  et 
Salvntoris  nostri  Jesu  Christi,  quae  acheropita  uuncupntur:  Anast. 
u.  233.  25a«  ölte  ©itb  ifl  auf  ^ctj  gemalt,  ftttpa,  bärtig,  mit  fiirc^ttr» 
lieben  äugen  unb  tanger  'Jiafe  btnantinifötn  Stil«.  Stint  äbbilbtmg  gibt 
Ü)iarangotti  in  btr  Istoria  delia  Capelia  di  Sancta  Sanctor.  Rom.  1747. 
3m  ganjtn  äJlittelalter  biente  c«  bei  HJroceffiouen,  an  ber  Sigilie  ber  äffunta 
aber  tturbe  e«  mit  üiktffer  unb  ©aftlifitm  auf  bem  gcrutn  abgttrofcfien, 
wie  einft  bie  Statue  ber  Stjbele  im  ätmo  (Ordo  Roman.  XI.  beim  fföa* 
bitlon  Mus.  It.  II.  p.  151).  Slnbrta«  gitli'iu«  Ant.  Rom.  I.  de  Ostia 
am  Snbe;  SDlartineüi  Roma  ex  etbn.  sac.  p.  157.  SWarungoni  Cose 
üentil.  c.  28.  p.  105.  Sie  nat^llicbe  IfJrocefficn  »ieberbclte  (leb  feit  feo  IV. 
üeben  3af>rf)mtberte  (ang,  bi«  ’fiu«  V.  ge  abfrifKiffte , ba  ge  in  ©act$analirn 
au«geartet  tvar. 


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308 


©irrte«  ©urfi.  freite«  CSayitcl. 


unb  einem  langen  'Biberftanb  gegen  bic  Dtuhamebaner  über= 
taffen,  ber,  pcinpoll  unb  rühmlich  jugfett^,  Siont  fieberte, 
baS  fi<h  au§  ben  Sinnen  ber  ©rieten  in  bie  ber  granfen 
warf. 

Stepban  erinnerte  fiefj  lebhaft  ber  ik'jiebungen  feiner 
Vorgänger  jum  granfenreich,  beffen  Ärone  fßipin  mit  3U: 
ftintniung  beS  ißapfts  eben  genommen  batte.  Sein  politifcheS 
Urteil  toog  bie  Vorteile  ber  Oberhoheit  beS  entfernten  $hjans 
gegen  bie  Stadtteile  beS  ©influffeö  ber  granfen  ab,  welche 
gefährliche  Stadhbarn  werben  tonnten.  Slber  bie  bringenbe 
Slot  Stom’S  jwang  ihn  su  bem  Schritt,  beffen  glänjenbe  goI= 
gen  er  bamalS  nicht  begriff,  ©r  fanbte  burch  einen  Pilger 
Briefe  an  ißipin,  ibn  jur  ijMlfe  aufrufenb  unb  felbft  eine 
3ufammcnfunft  mit  ihm  begehrenb;  boch  biefe  erfteu  Schrei: 
ben  Pont  3a^r  753  finb  uni  nicht  aufbewabrt.  $ipin  ergriff 
ben  Slntrag  mit  greube ; er  fdnefte  ben  Slbt  ^roctegang  pon 
©örs  nadh  Stom,  in  ber  Stille  mit  bem  ifiapft  su  unterhan= 
beln,'  er  fanbte  halb  barauf  ben  £>ersog  Slutharis  unb 
©hrobegang,  ©ifchof  ton  'Dich , welche  ihn  nach  grancien  fidier 
geleiten  feilten.  2>er  Ufurpator  beS  JrotiS  Pon  ©hilberidh 
hatte  es  nötig  gefunben,  burch  fine  feierliche  Salbung  pon 
ber  eigenen  $anb  beS  heiligen  SSatcrS  baS  SJiurren  ber 
grauten  su  befdjwichtigeu.  S)ie  Slcrhaltniffe  Perfetteten  fich 
feltfam  hier  unb  bort,  unb  wechfelfeitigeS  SJebilrfnifj  wie 
3)anf6arfeit  einiger  Dietifd;en  geftaltete  bie  ©efchichte  ber 
SJölfer  um.  $ocb  berporragenbe  Ißerfonen  unb  ihre  ißläne 
finb  im  ©ang  ber  ©efchichte  nur  Symbole  Pon  großen 

’ 2wrauf  bejieben  fiep  bie  bei  ben  ©riefe  ©trpban’e  an  ^ipin  (Cod. 
Carl.  X.)  unb  an  bie  $er3&ge  be*  fianfif$en  ©oft«  (XI.),  melcfie  dtnni 
paffenb  ocrangtfiellt  bat. 


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'^etitiftcat  ©tebban’«  11. 


309 


Bewegungen  ber  Wfenfcbheit:  im  .fjintergrunb  jener  'Begebungen 
bcs  fchufcbebürftigen  Wem  unb  ber  jungen  £t)ttaftie  ber  Ga= 
rolinger  ftaitb  bas  germanifd)  römifcbe  Weid;,  welches  halb 
als  Wefultat  fidj  ergab,  unb  ftanb  bie  Suprematie  ber  abenb= 
länbifchett  tfirdje,  melde  ade  geglichen  Elemente  beS  neuen 
„<hriftli<hen"  Äaiferreid;S  fid;  unterwarf.  XaS  attmälige  5öer- 
ben  biefes  £oppelfpftemS  aus  folcben  2lnfängen  materieller 
Watur  unb  augenblidlidher  Bebürfnijfe  hübet  eins  ber  lebr- 
reicbften  Gapitel  oon  ber  IjJrayiS  ber  2Seltgefd;ichte. 

Wem  befaub  fid)  in  grofjer  Aufregung.  £ie  Werner, 
bereit  guftimmung  ju  bem  aufierorbeutlicfjen  Worhabeit  ber 
tßapft  mahrfdkinlid)  einbeite,  erinnerten  fid  mol  ber  Weifen 
ihrer  Bifdjöfe  nad;  Bpjanj , aber  nie  mar  ein  tropft  über 
bie  rauben  2lfpeti  geftiegeu,  ju  einem  Welf  beS  SBeftenS  fid; 
ju  begeben.  2>ie  Weife  ju  einem  fränfifdjen  Ufurpator  mar 
gefährlich,  unb  foitnte  nicht  ju  ehrenvoll  erfd;eincn.  2öäbi 
renb  nun  Stephan  fid)  im  £erbft  753  ju  ihr  rüftete,  traf 
ber  Siientiar  Johannes  mit  feinen  Boten  oon  Bojattj  ein; 
ftatt  ber  SUaffcn  brad;te  er  beu  faiferiiehen  Befehl  an  bett 
ijßapft,  fi<h  felbft  an  ben  .§of  SlftoIf’S  ju  begeben,  um  ihn 
für  bie  Wüdgabc  beS  Gpard;atS  ju  ftimmen. 1 Stephan  machte 
bem  gried;ijd;eu  ©efanbtcn  fd;merli<h  Wlitteilung  oon  feinen 
geheimen  Unterhanblungen  mit  ißipin,  beffen  Boten  21  ut  har  iS 
unb  Glwobcgaug  ihn  nun  auf  ber  Weife  ju  jenem  begleiten 
follten.  (fr  nahm  fie,  ben  faiferiiehen  ©efanbten , mehre 
WJürbeuträger  ber  &ird;e,  unb  Optimalen  ber  römifchen  Wlilij 
mit  ft<h,  um  junädjft  ju  Stftolf  ju  gehn,  unb  nachbcm  et 
am  örabc  beS  2lpoftelS  gebetet  hatte,  brach  er  am  14.  Dctober 

1 Jussioneni  Imperialem  f«  im  ftimflafmc)  itacb  bnn  iifr* 

liefe«!  ©tit. 


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310  Sicrte*  'Such.  ffapittl. 

auf,  oerfeben  mit  einem  ißaß  beä  £angobarbenfönig*.  2lle 
fein  Vorgänger  gadfarias  p fiiutpranb  reiste,  batte  er 
einem  2)uj  baS  weltliche  ^Regiment  ber  Stabt  übertragen, 
aber  Stefan  übergab  „bas  ganje  Solf  bcs  ,'öerrn  bent  guten 
Wirten  uttfenn  .§eilanb  unb  bem  Stpoftelfürften  ißetruS."1 

(Sbe  er,  bur<b  bie  langobarbifeben  Gruppen  reifenb,  bie 
ben  SDucat  befeßt  bitten,  ißaoia  erreichte,  fanbte  ibm  ber 
Äönig  ben  Sefebl  p,  fi«b  nicht  p unterfangen,  ibm  »egen 
ber  3urücfgabe  bcS  (Sparcbatö  unb  ber  anberen  Stabte  ber 
Stepublif  ein  Söort  p fagen;  aber  ber  heilige  Sater  oer= 
fieberte,  baß  eä  fruchtlos  fei,  ihn  einfdbiidbtern  p wollen, 
ßr  überhäufte  ben  „nicht  p fagenben"  Äönig  mit  Öefdjenfert 
unb  Sitten,  lüäbrenb  ber  faiferlicbe  Silcntiar  fie  als  trau= 
rige  gigur  uuterftü^te.  'Doch  ber  trobige  Sangobarbe  oer= 
fcblof)  fein  Obe;  er  wollte  auch  nicht  bie  Slbreife  bcS  'papfts 
nach  grancicn  geftatten,  auf  beren  ^Bewilligung  ibrerfeitS  bte 
Soten  ißipin’S  entfliehen  brangen.  (Sr  ahnte  bie  folgen 
biefer  Steife,  aber  er  oermoebte  fie  nicht  p biubern.  Stephan 
reiste  am  15.  Stooember  753  oon  $aoia  ab,  mit  fid)  neh- 
nicnb  ben  Sifdjof  von  Oftia  öcorg,  SillariuS  ben  Sifdwf 
oon  Slawentum,  ben  SJirimiceriuö  ber  Slotare  SlmbrofiuS, 
mehre  Presbyter  unb  2)iaconen,  unb  wabrfdfeinlid;  auch  bie 
Cptimaten  beS  |>cer3,  Welche  ben  3lbel  Slont’s  p repräfentiren 
hatten.  ÜJlit  großer  Schnelligfcit  baoon  eilenb,  gelangte  er  an 
bie  Sllpenpäffe ; im  Aüofter  oon  S.  SDlauritiuS,  wo  er  ißipiu 
treffen  follte,  fameit  ihm  nur  beffen  Soten,  ber  2lbt  yelrab 


1 Commmdiins  cunctam  domiuictim  plebcin  bono  pitslori  Do- 
mino nostro  etc.  Xer  im  Cod.  Carol.  oft  gebrauchte  Äusbtucf  Domi- 
nica  plt-bs  für  bie  9tömer  ifl  gleich  jenem  pcculiuris  populus  febt 
bejeichneiib. 


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Stephan'«  9icijc  ju  typin. 


311 

unb  ber  .perjog  9totl;arb  entgegen,  ifjit  aufforbernb  meiter 
uad;  ^rancien  ju  fommen,  mo  er  bett  König  im  Scblofj  ju 
ißontigon  (Pons  Hugonis)  finben  mürbe. 1 Tort  non  ber 
ganjen  föniglicben  gatnilic  mit  6l;reu  empfangen  (es  mar  ber 
6.  Januar  754)  mürbe  er  nadj  ifiaris  geführt,  mo  er  feine 
iWofynung  in  bem  berühmten  K (öfter  bed  Sand  Tionpfiud 
bejog.  Tad  ®u<$  ber  ißäpfte  nennt  &ier  jum  erftenmal  ben 
Flamen  jener  verbängnifmollen  Stabt;  ed  jmingt  und  l;icr 
einen  Zeitraum  non  mehr  ald  taufenb  Rainen  ju  überfliegen, 
um  bie  fpäte  äßirfung  ber  Sieife  Stepban’d  in  einer  feltfamen 
Slbfpiegelung  3U  erfennen : ed  ift  ber  Ufurpator  DIapoleon, 
ju  meinem  ber  i^apft  <}liud  VII.  reibt,  unb  ed  finb  fafl  bie= 
felben  3meefe.  So  febarf  ift  bie  Webädjtnijjfraft  bed  (Sigen* 
uuBeb,  ba§  fie  bie  Titel  für  eine  Ufurpation  nod)  aud  bem 
Tu ii fei  ber  fernften  ^a^rtmnt'erte  bcrvorju^olen  mein,  unb 
fo  bärtnädfig  ber  Ölaube  ber  SDtenfdjen,  baf;  ber  Tuft  cined 
^eiligen  Salböl«  nidjt  in  taufenb  3<*&™n  nerbampfte. 

Stepban  falbte  ben  König  ijüipin,  fein  SCBeib  sBertraba, 
feine  Söl)uc  Garl  unb  Garlmann,  unb  er  gebot  bem  frän= 
fifdjen  5Iolf  unter  Slnbroljung  bed  glucbd  nie  einen  König 
aud  anberem,  ald  bem  carolingifd)en  Qefcbledbt  ju  mäl;(en. 
3um  Tauf  für  biefe  feierlidie  ilefeftigung  feiitcd  nun  burd) 
©otteb  ©naben  erblidjen  Troitd  erfldrte  fid;  (ßipin  bereit, 

‘ 3n  @.  3)iairrice  flarb  am  giebev  ber  Diplomat  unb  'brimiceriu* 
ambtefius.  Seine  barbari|(pe  ©rabfefyrift  (in  ben  ätppten  be«  $a* 
tican)  fagt: 

Ex  linc  urbe  processit  suo  secutus  pnstorem 
In  Roma  snlvandn  utriqne  petelmnt  regno  tondentes  Francorum 
Sancta  perveniens  loca  B.  .Mauritii  aulae  secus  lluvii  Rbodani 
LilU8,  nbi  vitn  noviiitcr  dtietua  fmivit  mense  Decemb.  ic.  x. 
Galletti  del  Primicer.  p.  41.  3<b  fäilage  t>cr  ductus  fialt  dootun 

ju  (efen. 


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312 


Vierte«  $?ucß.  „gireite«  (Jabitel. 


ben  iftapft  mit  allem  Siacßbrud  gegen  bie  Üangobarben  ju 
oerteibigen.  Schon  im  Schloff  GarifiacuS  fam  man  überein, 
was  mit  bem  Gjarcßat  unb  ber  ißeutapolis  gcfrfjefjen  folle, 
fobalb  biefe  griechifdhen  ifkobinjen  ben  Sangobarben  burd) 
ÄriegSgewalt  würben  entriffen  fein. 1 IfJipin  aber  trat  in  ein 
bertragSmäfiigeS  SUerbältniff  jur  römifeßen  Ätiid^e  unb  ißrem 
Oberhaupt,  Gr  leiftete  für  fid;  unb  feine  Siacßfommen  einen 
feierlichen  Gib,  ben  Schub  unb  bie  SJießrung  ber  Äircße 
übernehmen  ju  wollen,  unb  ber  Ißapft  gelobte,  baß  Weber  er 
noch  einer  feiner  Siacßfolger  bie  neue  ®pnajtie  werbe  fallen 
laffeit.  Gin  gegenteiliges  Scßufc  unb  Jrußbünbniß  würbe 
abgefdhloffen.  2 Cb  aber  traft  bcs  Vertrags  bem  Äönige  fonft 
pofitiüe  Siechte  eingeräumt  würben,  ift  zweifelhaft.  2)ie  Ober* 
hoheit  beS  bpjantinifdjen  MaiferS  würbe  noch  iw  Sßrincip  an= 
erfannt,  boch  troß  ihrer  ernannte  Stephan  ben  granfenfönig 
junt  3)efenfor , ifjrotector  ober  Slbuocaten  ber  Rird)e  unb 
il;red  weltlichen  GigentumS.  3Jiit  Ginficht  begriff  er  einen 
gefdncbtliden  lugenblid,  er  mafjtc  fid)  fiihn  bie  Siechte  beb 
Jfltaiferö  an,  unb  Verlieh  ißipin  unb  feinen  Söhnen  ben  Sitel 
eines  ißatriciuS  ber  Siömer,  welchen  ber  Gparcß  bisher  geführt 
hatte.  GS  feßien,  als  wollte  er  ihm  babureß  bie  weltliche 

1 Jafle  Renata  Ponlif.  Rone,  nimmt  teil  14.  Stylit  al«  ®atuin 
be«  Vertrage  boit  CSariftacti«  an.  gantujp  Mon.  Ravenn!  VI.  n.  IC. 
gibt  bie  tetannte  falfcße  €cbenfung«mfunbe. 

2 2>ie«  fbviebt  autfe  Stefan  III.  im  3a(;r  770  in  [einem  ©tiefe  an 
(Sari  unb  Qfarimanu  (Cod.  Carol.  45.  ßenni  49)  beutlicb  fo  au«:  vos 
b.  Petro,  et  prnelato  vicario  ejus,  vel  ejus  successorilms  sjwpondisae, 
se  ainieis  nostris  mnicos  esae,  et  se  iuimicis  inimicos,  sicut  et  nos 
in  eadem  aponsione  firmiter  diuoscitmtr  permanere.  Unb  fJanl  I. 
crflärt  fuß  ebeitfc  Cod.  Car.  XVI,  bei  tfeuni  XLI  (unb  im  folgen bcu 
Stief).  3)afiir  iit'ernapm  fiirin  bie  defensio  et  exultntio  Ecclesiae  im 
geifllitfien  unb  matcrieOen  eirm,  wie  bie«  au«  ungejäßlten  Stellen  in  'paul> 
©riefen  fjerocvgcbt. 


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Xer  ^atriciu*  ber  Äcmet. 


313 


äWadjt  übertragen,  bie  jener  Epard)  als  SBicar  beS  ÄaiferS 
bisher  in  ben  italienifchen  ißrobinjen  auSgeübt  fyitte,  unb 
if;m  bas  Schwert  in  bie  $änbe  geben,  bas  bet  büjantinifd>e 
fßatricius  fo  fehlest  gegen  bie  Sangobarben  geführt  f;atte. 
Xie  erflärte  Stellung  beS  ^rcmfert^errfdEjerä  ju  9iom,  jum 
Xucat  uitb  ErarcEjat  würbe  alfo  burd)  einen  rümifchen  Xitel 
auSgefprodjen , aber  eS  ift  auffallenb,  bafe  berfelbe  in  ben 
päpftlidben  Briefen  beS  Eober  EarolinuS  niemals  mit  bcm 
Söegriff  bcs  Xefenjor  »erbunben  wirb.  Xettn  nie  wirb  be= 
ftimmt  barauf  hingebeutet,  ber  Äönig  habe  fraft  feiner  Eigen= 
fcbaft  als  fßatriciuS  ber  SRömer  bie  fßfttdjt  ber  33erteibigung 
fHom’S,  fonbern  bie  ipolitit  ber  köpfte  leitete  biefe  aus  bem 
göttlichen  ©eruf,  beffen  Symbol  bie  Salbung  gemefen,  ober 
aus  bem  Vertrag  mit  Stephan  ^er,  unb  fie  fchien  baS  ©a= 
triciat  abficfytlidj  ju  umgehn,  weil  Tie  es  nicht  als  eine  polu 
tifche  ©cwalt,  fonbern  als  Ehrentitel  Wollte  angefebcu  wiffen.  1 
Earl  ber  ßirofje  nannte  fich  auf  llrfuttben  jeboep  mehrmals 
Patricius  Romanorum,  Defensor  Ecclesiae,  unb  ein  fpä= 
tereS  Formular  fpriebt  ben  3ufamtne,t^aTt9  beiber  begriffe 
beutlidh  aus.  XieS  ftcht  in  ber  „Efraphio  ber  golbeuen  Stabt 

1 3*  habe  alle  Söriefe  bes  Cod.  Carol.  burchgelefen  unb  finbe , baß 
pipin  nur  mit  bem  plräbicat  Xefcnfor  übet  prouctor  be;eichnet  mirb.  ®latt 
fet>e  bei  Cenni  S.  74,  79,  82,  141,  146,  150,  160,  167,  170,  181, 
182,  183,  184,  187,  189,  190,  191,  196,  199,  208,  £10,  212, 
220  , 222,  227  , 233  tc. , überall  defensor!  3<h  oermtrfe  bie  Slnfiebt 
be«  Xucange , baä  'Patricia t fei  festen  bamal«  ba«  Xcminiutn  gemefen. 
Ilorgia  Breve  Istor.  sc.  p.  51  lltlb  Memorie  stör,  di  Benevento 
p.  13  sq.  fietjt  m bem  Patricia!  bie  Sbsocatur  ber  jtiri$e,  unb  bie«  ift 
richtig  für  bie  3«t  Pipin’«.  HnafiafUit  ermähnt  nicht  einmal  bie  ffirnen- 
ttung  ber  tftänige  ju  patriciern.  ®a«  ohne  3>*dfel  mtächte  Stiftung« 
biplcm  ton  S.  Silvestro  in  Capite  (beim  GSiacchetti  Hist,  di  S.  Silvestro 
de  Capite  p.  16)  gibt  pipin  ben  Xitel  Defensor  Romanus;  bamal* 
batte  man  fteher  gefagt:  Defensor  8.  Dei  Ecclesiae  Romanuc. 


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3H  Stierte*  SBucl).  3'r«tc«  Ca^itel. 

9tom,"  einer  Schrift  aus  ber  geeiten  .Oälfte  beS  jebnteu 
ZabrbunbertS , melcbe  unter  anberetn  aud)  baS  Zeremoniell 
ber  3«»eftitur  eine«  tpatriciuä  burdj  beit  Ataifer  enthält. 
2öcnn  berfelbc  ernannt  loerben  foll,  fo  berietet  bas  ®ocu= 
ment,  fiifet  er  juerft  beut  Ataifer  güße,  Atitie,  endlich  bett 
SRunb,  fobaitn  gibt  er  allen  'Jlömem  ben  Ahiß,  unb  fie  alle 
lagen:  „6ei  toittfommen!"  3>er  Ataifer  fagt:  „GS  fdjien  uns 
ju  müheüoü,  baß  mir  allein  baS  uns  öon  00 tt  »erlichene 
2lmt  »ermatten  füllten.  deshalb  machen  mir  bid;  311  unferm 
Reifer,  unb  »erleben  bir  biefe  Gl;re , batnit  bu  ben  Atirdfeu 
©otteS  unb  ben  Sinnen  91ed>t  gebeft,  unb  ba»on  foll  ft  bu 
fobanit  beim  l;ücbfteu  Stifter  fHechenfcßaft  oblegen."  Gr  be; 
fleibet  ibtt  hierauf  mit  bem  IDtantel,  ftedt  ihm  an  ben  rechten 
Zeigefinger  ben  9iittg,  unb  gibt  ihm  mit  eigener  .Cianb  eine  pa= 
pierene  Sd;rift,  moriit  gefchricben  fteht : „Sei  ein  erbartnenber 
unb  geredeter  ißatriciuS."  Sobann  feßt  er  ihm  eilten  goI= 

betten  Steifen  aufs  fpaupt,  unb  er  entläßt  i^n. 1 $)ieS  Ge= 
remonieU  mürbe  mahrfdicinlid;  in  ben  3eitcu  entmorfen,  als 
Otto  III.  ben  fantaftifchcit  ©lau  ausführen  mellte,  bas  Atai- 
fertutn  mit  allen  prunfeitbett  ftormcit  beS  bnjantinifd^en  ,yefS 
in  9lom  mieberhcrjufteHen,  unb  als  er  bie  2ßürbe  eines  ffku 
tricius  mirtlich  micber  erneuerte.  28ir  biirfeij  baher  nidbt 
glauben , baß  fßipin  unter  folcßen  Formeln  mit  bem  ©atriciat 
betleibet  mürbe;  aber  biefclben  ©egriffe  eines  Helfers  ber 

1 Qualiter  patricius  sit  faciendus.  SBeitlt  Ozauam  Doeuni. 
inedits  etc.  p.  182.  Xiejelbe  geratet  gibt  mörtlicfc  £ucange  im  Glossar., 
au«  einem  Coit.  Vatic.  be«  'ßaut  ®iacemi«  de  Gest.  Lauf'. , unb  9Jla» 
btflen  I)e  re  dipl.  c.  IX.  n.  3.  2>amit  iß  ju  vergleichen  Constant. 
Porpliyrog.  de  Cerimon.  Aulae  liyz.  I.  47.  p.  236  sq.  Xie  neuere 
gorftbmig  feßt  bie  gerne!  mit  9ied> t in  ba«  ©ttonifdje  Zeitalter : S?lume 
9tbeiu.  SDfuf.  für  3uri«pr.  V.  ©.  123.  (Jarl  -£>egel  »c.  I.  ©.  316  unb 
(^iefebreibt  (Seftb.  b.  heutigen  fiaiferjeit  1.  812. 


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£<v  'potriciu«  ber  SfSmcv. 


:1I5 


Üirdje  fdjwebten  bem  ©apft  Stephan  vor,  wabrenb  er  cs 
Kug  vermieb,  mit  bem  Sßatriciat  ber  grantelt  jene  ©ewalt 
in  9iom  ju  verbinben,  weldhe  bie  Gyardjen  auSgeübt  Ratten. 
(Sr  legte  Sjiipin  bie  ehrenvollen  pflichten  auf,  aus  benen  ficb 
halb  barauf  Siedete  ergaben,  unb  bas  ©atriciat  ber  gran= 
fenfürften  ivurbe  allmälig  aus  einer  bewaffneten  Ülbvocatur 
jur  ©ewalt  oberfferrlidjer  gurisbiction,  welche  bie  ©apfte 
nur  jögernb  jugeftanben. 


5.  ‘iJfrgeblicbe  Unterbanblungcn  mit  iSftolf.  9iüdt«el?v  «tepbatt’B.  'JUpin 
',iebt  tia<$  3talictt.  ?tftolfu8  nimmt  ten  g rieben  an.  Sie  edle  igd&cnfungS» 
urfunbe  'liipirt'e  im  3abr  754.  Xer  l'angi'barbcittemg  ri'tdt  in  ben  Xiicat 
ein.  Stlageriing  3tcm’8  im  3abr  755.  Senrüfhing  ber  Sampagtia.  %'liin- 
beruttg  ber  Satatomben  8icm’8.  Streiten  ;£tcpbaii’S  an  bie  grauten. 
'petnt8  febreibt  an  bie  granfenlBnige. 

Ehe  ©ipiu  mit  feinen  feineSwegS  willigen  granfen  nach 
Italien  aujbrad;,  verfugte  SlflolfuS  bie  ©läne  beS  SJiapftö 
am  fränfifchen  £of  ju  freujen.  $er  ÜJlöndj  ßarlmann  würbe 
gezwungen  diente  (Safino  ju  verlaffen,  unb  als  langobarbi-- 
fdjer  ©efanbter  ju  feinem  ©ruber  ©ipin  ju  gehn,  ihn  von 
einem  ©ertrag  mit  SHom  abjubringen.  35er  Unglüdlidhe  büßte 
ben  ju  gewiffenhaft  ausgeführten  Auftrag  mit  (Siitfpernntg 
in  bas  .Ul öfter  von  ©ienne,  wo  er  in  furjer  3eit  fawb.  3U 
Slftolf  aber  fanbte  ©ipin  wieberholt  ©oten,  ob  er  jur  Veraus- 
gabe ber  (Sroberungen  ju  bewegen  fei;  er  bot  ihm  fogar  ein 
beträchtliches  SlbftanbSgelb,  wenn  er  „ben  Eigentümern  baS 
Eigentum"  jurüdftellen  Wolle,  bod>  jum  ©lud  für  bie  Äirche 
blieb  2lftclf  unerfd;ütterlich.  35ie  Ereigttiffe  entwidelten  fi<h 
ruhig  aus  ber  Statur  ber  35inge,  unb  Weber  ber  ©apft  noch 
bie  granfen  ahnten,  baß  bie  tapfere  Station  ber  Sangobarben 
burch  3m*efpalt,  ©rieft erränfe,  .Ulima  Italiens  gebrochen. 


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31  ft  Siertf«  Sud),  giwite*  CSapitd. 

unb  bafe  baS  Jteicb  Sllboin’S  nur  noch  eine  fürchterliche 
Sartoe  mar. 

Stephan  mürbe  mit  fränfifdbeiti  Öleleit  entlaffen,  unb  in 
9lont  oon  betit  jubelnben  Soll  mit  bcnt  5Ruf  empfangen: 
Wott  Danf ! cä  fommt  unfet  Batet , unb  nächft  ©ott  nnfer 
.fjeilanb;  ^5ipin  felbjl  aber  brang  mit  feinem  £>eer  burefe  bie 
2tlpenpäffe  non  93al  bi  Sufa,  jagte  bie  gefdilagcneit  £ango= 
barben  nach  Baoia,  unb  umlagerte  bie  Stabt  im  Sommer. 
Unfähig  bie  Belagerung  au3$uhalten  nahm  jefct  Slftolf  beit 
grieben,  ben  man  ihm  bot:  er  verpflichtete  fiel)  eiblich  jur 
.Verausgabe  oon  9laoeitna  unb  anberen  Stabten. 1 3)ieS  finb 
bie  allgemeinen  2luSbriicfe  im  Buch  ber  ißäpfie,  mclcbeS  alfo 
oon  einer  fchon  bamals  bem  Ißapft  gemachten  Sdjcnfuug 
nichts  toeifi;  inbefi  geht  auS  jmei  Briefen  Steplmu’S  vom 
Gnbe  beS  Salmes  754  hervor , bah  B'P*n  nach  bem  §rieben$= 
fchluft  im  herbft  754  eine  ScbenfungSurfunbe  mirflidj  aus= 
geftcllt  hflUe.  9tur  lägt  fidh  barin  nicht  erlernten,  ob  bie 
.Verausgabe  auf  bie  Äirchcngiiter  ober  auf  bie  griednfehen 
Brooiitjen  fich  bejog,  unb  mit  feiner  Silbe  mirb  jRaoenna’S 
unb  beS  GparcbatS  ermähnt.  $er  päpftlicbe  Stil  liefe  ben 
Begriff  jRcSpublica  in  biplomatifdjer  Unbeftimmtheit  oerfchminu 
men,  inbem  er  ben  £itel  ber  „SRepublif  ber  fRönter,"  ober 
beS  SReichS  nach  Belieben  als  ein  Slbftr actum  fefthalten 
ober  auf  ben  irbifdhen  Staat  bcs  2lpoftelfürften , bas  heifet 
junächft  auf  ben  ftucatuS  SRomanuS  beziehen  tonnte.  '* 

1 8ub  terribili  — sneramento,  abjue  in  eodem  pacti  foedere 
per  scriptam  papinam  nffirmavit  se  illico  redditurum  ci vitalem  Ra- 
vennatium  cnm  aliis  diversis  civitatibus:  Anast.  n.  248. 

’ Cod.  Carol.  VII.  IX.,.  beim  Conti  VI.  VII.  ®if  Sdpeiifmu)« 
urlunbc  ift  ätwifedo« : et  necease  est,  ut  ipsum  Chirograplium  ex- 
pleatis.  ®ie  Sluobrüdt  für  bi«  .f>trauSgabe  finb  reddere  et  contradere. 


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Belagerung  9font’«  burd)  äflolfue. 


317 


ißipin  War  Fauni  von  ißavia  abgejogeu,  als  'itftolf  wie  aus 
einem  £raum  erwachte.  3)er  leibenfd^aftticßc  (S&arafter  fonnte 
ben  Schimpf  nicht  ertragen;  feine  Regier  nach  bem  fdj[ed)t 
bewahrten  Staub  rife  ilm  jum  augenblidlicben  $ru<h  bes  3$er= 
traget  ^in.  Gr  weigerte  fid)  bie  Stabte  ^erauSjugebett,  er 
erliefe  ein  allgemeines  Slufgebot  an  alle  Sangobarbcn,  unb 
nod;  am  Gitbc  beS  QabrS  754  überjog  er  ben  rimtifdjen 
3)ucat,  wo  er  Storni  an  fid^  nahm  unb  feine  Böller  mit 
Staub  unb  Sranb  bie  fßrovinj  verheerten.  Gr  marfdjiirte  mit  . 
trofciger  3Sut  gegen  9tom  berab,  ben  gucbS  ju  gültigen,  ber 
bie  '-Beute  auS  bem  Siacben  bcS  fiüwen  ju  jiebn  fid)  erbreiftete. 
Stephan  aber  batte  gleich  nad;  äftolfS  Weigerung  jene  beiben 
Briefe  an  bie  Äönige  ber  granfen  getrieben,  ft<b  beflagenb, 
bafe  ber  Sangobarbe  nichts  erfülle,  fonbern  ben  55ucat  mit 
Ärieg  iiberjogen  habe.  3)aS  Satein  biefer  Schreiben  ift  bar= 
barifeb,  ber  Stil  febwülftig,  wie  in  allen  anbern  bet  Garo= 
linifchen  Sammlung,  unb  bie  übertriebenen  'ßräbicate  wort 
„Guer  bonigfilüffigen  ©naben,  bonigfüfeem  33lid  unb  Sltitliß" 
beweifen.  Wie  wiberlidj  bie  gormeln  bes  ißerfebrS  in  ber  ba= 
maligen  $eit  waren,  wo  ber  Sombaft  ber  bvjantinifcben  .§of= 
canjelei  fich  noch  mit  ber  biblifeben  ißbrafe  ber  fßriefter  ver= 
einigte. 1 Stepban  mifebte  in  biefen  $onig  inbefe  auch  bittre 
Vorwürfe  über  bie  Seichtgliiubigfeit  iJJipin’S,  er  erinnerte  ihn 
baran,  bafe  er  bie  gefahrvolle  Steife  ju  ihm  getban,  ihn  jum 
Könige  gefalbt,  bafe  Petrus  vor  allen  Königen  ber  Grbe  ihn 
junt  Sefdbüber  ber  Äir<be  erwählt  habe,  unb  er  befebwor  ihn 

1 Vestra  melliflua  bonilas,  vestris  mellilluis  obtutibus,  necla- 
reas  roellilluasijue  regal is  Exccllentiae  vestrne  syllnbas.  2>er  @ipfel 
alter  Barbarei  ifl  ber  Sluäbrucf  deilluo  „oon  @ott  triefenb",  gebraucht  in 
ber  testen  ®piftel  §abrian’«  bom  fkpfl  Oregor.  ®er  Christianissimus  für 
ben  grantentiinig  ifi  febou  ftebenbee  ^Jräbicat. 


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318 


4>iertc8  Stadt.  gn*itrt  ffapitel. 


fdmell  bafiir  ju  forgen,  baft  dem  Slpoftelfiirften  fein  9iecbt 
gegeben  werbe."  1 $ie  Schreiben  gingen  11  ad)  granfreid)  ab, 
aber  während  i£;re  Boten  eilten,  ftanben  fdwn  bie  Langobar* 
ben  bor  ben  SJlauern  9lom’ö. 

3wci  gabrbunberte  waren  berfloffen,  feit  9iom  in  ben 
Jagen  be3  Jotila  bie  lebte,  langwierige  Belagerung  erlitten 
batte;  benn  alle  folgenben  Stürme  ber  Langobarben  waren 
nicht  nadjbrittflid) , unb  bie  Umlagerung  febnett  abgefauft  ge* 
wefen.  9?un  aber  fatn  Äftolf  mit  aller  Blacbt  entfcbloffen 
9tom  ju  nehmen,  unb  bie  Langobarben  boten  jum  lefttenmal 
alle  ihre  Äräfte  auf,  biefe  ^eilige  Stabt  ju  erobern,  welche 
ba3  Scbidfal  felbft  ihnen  fo  lange  oerwehrt  ju  haben  fc^ien. 
S)ic  9tbmer  fal;n  am  1.  ganuar  755  ben  3(njug  ber  geinbe; 
fie  tarnen  in  brei  Schlachthaufen,  juerft  bie  Langobarden  Ju*= 
cien’ä  auf  ber  Jriumpbalifd^en  Strafte,  bann  da«  .dauptheer 
unter  bcni  Könige  auf  ber  Salarifcben  Strafte,  bie  Benebew 
ter  enblid;  oon  ber  Bia  Latina  herab.  9ti<bt  breiftig  gahre 
jubor  waren  eben  biefe  Langobarden  auf  benftfben  Biegen 
nach  9tom  geeilt,  ben  Jiapft  unb  bie  Stabt  gegen  ben  ©rarcheu 
ju  fd;irmen,  jc^t  erfefnenen  fie,  in  einen  allgemeinen  £eer= 
bann  bereinigt,  alb  radhebürflcnbe  Berberbcr.  '*  Jie  9iamcn 
einiger  Jore  9iom'b  taud;en  plöftlidh  wieder  auf,  unb  erweefen 
bie  (Erinnerung  an  begangene  grofte  gxlbeufämpfc.  gnbem 
bie  geinbe  bie  Stabt  böllig  ju  umfchlieften  hofften,  ftcUten  fie 
ficb  fo  auf:  ülftolfub  bor  bent  fo  oft  beftürmten  Salarifd;en 

1 Ut  prinoeps  Apostol.  sunm  justiliam  suscipiat  — eine  gefibidte 
^^cafc , 9teibt8titel  unb  ©efij}  umfaffenb.  äueb  bie  beiitfcben  (Sbrottiflen 
gebrautben  fie. 

2 CckI.  Carol.  IV.  VI.,  beim  Senni  VIII.  IX.  ®ie  «poletaner 
fmb  niebt  genannt,  bo<b  waren  fte  red  in  ben  Tusciae  partibus  mit« 
begriffen. 


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Belagerung  8Jcni’$  buvcb  Stftclfue.  3|{t 

Sor  mit  bcm  Hauptquartier,  jugleidß  bie  Sore  litife  unb  redfjtö, 
alfo  bie  Stauern  minbefteng  »on  ber  ißorta  Siburtina,  big  jur 
Binciana  uub  Flamin ia  bebroßenb;  bie  fiaugobarben  Sugcicn’g 
jenfeitg  beg  Siber  oor  ber  Borta  Bortuenfig,  oor  bem  Sor  beg  S. 
Bancratiug,  big  jum  babrianifeßen  Gaftcll ; bie  SBenepeuter  enblicß 
verbreiteten  fieß  bom  lateranifeßen  Sor  big  ju  bem  »on  S.  ißauf. 

Tier  König  erinnerte  fieß  an  bag  Olücf  2llaricß’g,  eT 
Hoffte  burdß  bie  Satara  einjubringen , er  ließ  benen  in  ber 
6tabt  fagen:  öffnet  mir  bag  Salarifcße  Stör,  laßt  mich 
ein,  gebt  mir  ben  ijjapft  ßcraug,  unb  icß  will  eu<b  fronen, 
wo  nidbt  fo  werbe  icß  eure  Stauern  nieberftürjen  unb  euch 
alle  jufammenßauen , bann  aber  Will  id;  fehlt,  wer  eueß  aug 
meiner  Han»  errette.  Unb  bie  Sangobarben  höhnten  ju  ben 
Stauern  hinauf:  „febt,  nun  haben  mir  eudb  umfcbloffen, 
nun  bolt  bie  graitfen,  baß  fic  eudb  non  unfernt  Schwert  er- 
töten." Sic  Sömer  (ihre  Stauern  batte  ©regor  III.  uor 
Wenig  ^aßren  bergejMt)  antworteten  ben  Bratereien  burdß 
entfcßlojfene-iBerteibigung;  bie  ftäbtifeße  Stitij,  bereite  burdb 
einige  Kämpfe  in  ben  üßaffcn  erprobt,  legte  jefct  üon  ihrem 
33aterlanbggefiibl  ein  eßrenbeg  ^eugniß  ab.  2lber  wir  wiffen 
nießtg  Pon  ihrer  güßrung,  unb  nicht  ein  Sur  ober  Tribun, 
nießt  ber  Same  eineg  römifdßen  Hauptmanng  wirb  ung  genannt, 
fonbern  ber  fcßmeidßelnbe  Ba»ft  geigt  bcm  Könige  B4ri"  in 
feinem  Schreiben  nur  ben  fränfifeßen  2tbt  ffiernßer,  ber  als 
fein  ©cfanbter  fieß  noeß  in  ber  Stabt  befaitb,  wie  er  aug  Siebe 
jum  heiligen  Betrug  fidß  ben  Banat>r  umfcßnallt,  bie  Stauern 
Som’g  umgebt,  Sag  unb  Sadßt  auf  ber  SBadße,  unb  bie  Stolle 
©elifar’g,  ober  »ietmeßr  beg  „2ltßletcn  Gßrifti"  übernimmt.1 

' Prnefatus  vero  Warncliarius  — ut  bonus  Athlet«  Christi 
ilecertavit  totis  suis  viribus:  am  bttbtr  ©ritft. 


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320 


t'ievtf«  '-011(6.  Sopitel. 


Sie  fiangobarben  ftürmten  inbef;  mieberholt  mit  Sturm* 
mafcfjinen,  bod)  bie  uralten  SDiauem  SRorn’S  f drittelten  ihre 
2Sut  ab.  Sie  färben,  in  bcnen  bie  Briefe  Stephan’«  bie 
Verheerung  ber  Gampagna  Storni  malen,  finb  greller  als 
einft  jene  ber  Schilderung  Gregor’S  be$  ©rofsen  mären,  bod? 
faurtt  übertrieben.  Sie  Gampagna  erfuhr  mehr  als  §mei 
Sötonate  lang  bie  fchonungSlofe  Vermüftung  eines  racbfiicbtigen 
g-einbeS;  bie  fparfame  Golonifation  ber  Äirdpe  mürbe  bie.  in 
ben  ©runb  jerftört,  bie  3öirtf<$aften  auSgerottet,  unb  bies 
unglücffeligc  ©eftlbe  SHom’S  erhielt  ben  XobeSftofj.  Ser  gehtb 
»erbrannte  bie  SoinuSculte,  jertrat  bie  Saaten,  rottete  bie 
SBeinbergc  aus , trieb  bie  beerben  unb  bie  Änedjte  ber  9lpoftel 
fort,  unb  erfdjlug  ma§  ihm  unter  bas  Sd?mert  fiel.  Sic 
Äirdjen  unb  Jllöfter  außerhalb  ber  Stabt  mürben  geplünbert, 
bie  SDlönche  unb  Tonnen  allen  SDlifchattblungen  ißreiS  gegeben, 
nur  S.  ißaul  unb  S.  ^eter  fronte  man  mit  ehrfürchtiger 
Scheu.  Sie  Sangobarben  fc^ienen  ihrer  urfpriinglid?en  SBilb= 
heit  unb  felbft  beS  fegerifc^en  2lriani3muS  plöfjlich  ftch  miebcr 
ju  erinnern,  fie  fürchteten  fid?  nicht  Äird?eugemänber  ober 
©efäfje  ju  ihrem  profanen  Gebrauch  ober  SDluntmcnfchanj  ju 
Permcnben,  unb  fie  trieben  felbft  mit  bem  2lbenbmalSleib  ihr 
gottlofeS  Spiel.  Sie  griecbifchcn  Sölblinge  unter  ihnen  fan= 
ben  eine  Siuft  barin,  im  2lngefid&t  ber  2lpofiel  ihre  Verachtung 
gegen  bie  Heiligenbilder  funb  ju  geben,  fie  burchftacheu  biefe 
mit  ihren  Schmettern  unb  »erbrannten  fie  unter  Gelächter 
auf  Scheiterhaufen.  $u  gleicher  3eit  aber,  unb  es  gibt 
feinen  SBiberfprud?,  ber  greller,  unb  feine  Scene,  bie  d?araf= 
teriftifcher  für  jenes  3ahrl?unbert  märe,  burdjmühlten  eben 
biefe  fiangobarben  mit  frommer  2But  bie  Äirchhöfe  ber  9)tär= 
tirer,  nach  heiligen  ftnochen  fuchenb,  bie  fie  bann,  fie  eifriger 


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i'iüubcniiifl  bei  Siitiifcmfcni  Sfom’b. 


321 


oerwahreitb  als  ©olb,  unter  beliebigem  ÜWärtirertitel  itacb 
ben  Äircben  ihrer  $cimat  ju  bringen  unb  teuer  ju  oerfaufen 
hofften.  $>iefe  33icnfcben  gruben  mit  ber  ©ier  Don  ©otbgrfc 
beru ; es  genügte,  bafj  ein  Sfelett  auf  römifhem  Boben  auS» 
gegraben  war,  um  ihm  Btunberfräfte  jujufhreiben,  unb  fo 
mochte  cS  gefdiebn , baft  bic  ©ebeine  Don  Sötenfhen , bic  ju 
ihrer  3eit  «Ö  Sünber  in  bie  Äatafomben  hinabgeftiegen  wa= 
ven,  plößlid)  als  9tefte  himmlifcher  ^eiliger  wieber  an«  Sicht 
famen.  5Die  Sucht  nach  bem  Bcfiß  Don  folgen  Änechen  (ein 
^ahrhunbert  fpäter  war  fie  ju  einer  2Irt  non  Äranfheit  ge= 
worben)  war  ben  bigotten  Sangobarben  feßon  lange  eigen : im 
3ahr  722  hatte  Siutpraub  ben  Seichnam  bcS  beiligert  Sluguftiu 
non  ben  Saraccnen  ber  ^Xnfel  Sarbinien  um  teures  ©olb  er= 
fauft,  unb  unter  bem  3ubet  ber  3Jienfcf)en  in  ber  Baftlifa 
beS  S.  ißetruö  in  Goelo  aureo  ju  iftaDia  itiebcrlegen  laffen; 
unb  2lftoIf  benußte  bic  Belagerung  Stom’S,  um  fo  Diel  heilige 
Seichname,  als  gefuitbcn  würben,  aus  ben  Gömeterien  fcßar= 
ren  unb  nach  ber  Sombarbei  führen  311  laffen ; freilich  tonnte 
iKoitt  einiger  Äarreit  doH  ©ebeinen  wol  entbehren. 1 

günf  unb  fünfjig  Sage  lang,  bis  sum  23.  Februar 
hatte  bereits  bie  Belagerung  gebauert,  als  ber  Bapft  Stc= 
phatt,  bie  fehnlich  erwartete  .pilfe  ber  granfen  3U  befcßleu-' 
nigeu,  an  iJJipin  unb  feine  Söhne,  an  GleruS,  2lbel  unb 
Bolf  ber  ^ranlen  im  SlUgemeinen,  unb  noch  >m  Befonbem 
an  ißtpiw  ©^reiben  f hielte,  bie  ber  Slbt  Jöemher  unb  jwei 

1 Pcsti fer  Aistulfus  — nom  et  multa  Corpora  aanctorum  effo- 
diens.  coruni  sacra  raysleria  ad  magnum  animac  suae  detrimentum 
abslulit.  Anast.  n.  249.  3<t)  tarnt  nur  im  ginge  anfiibrcn,  baß  im 
3abr  653  fräntifc^c  äRiSiube  au«  bem  bomal«  ecrlaffnmi  2Rontc  Cafino  bic 
feitßett  bc«  g.  Scnebict  uub  bet  S.  Scolaflica  flaßilcri  unb  nach  @aOicn 
brauten.  0.  SWnrateri  Antiq.  nied.  aevi.  V.  p.  7 aq. 

®rc9c?ro»tu*,  <#tf<bl($tt  Mt  ©tat<  Sem.  U.  21 


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:i±> 


Vierte*  sBiicf;.  3n.'ritte  (Sapitri. 


römifcfee  ©oten  über  9)teer  baoon  tragen.  3)iefe  aufgeregten 
©riefe,  mitten  in  ber  ©elagerung  Perfafet,  fpiegeln  bie  ge= 
fcfeicfetlicbc  Sage  lebhaft  ab,  unb  fte  finb  babcr  bi'dfe  »ertoolle 
®ocumente,  aus  benen  toir  aud;  bie  ©cfeilberung  ber  Greiguiffe 
gefcfeöpft  I;aben.  3>er  erfte  ©rief  ift  im  tarnen  ©tepl;an’S, 
aller  ©ifdöfe,  ©reSbpter,  ®iaconen,  aller  3)uceS,  6bartu= 
larii , GomiteS,  Jribunc,  bce  ganjen  ©olfs  unb  $cerS  ber 
©ömer  gefcferieben ; ben  jmeiten  ©rief  fcf;rieb  ber  ©apft  in 
feinem  eignen  Flamen,  bcibe  aber  gehören  berfclben  9!ebaction 
an,  ba  fie  nur  in  geringen  Gingen  Pon  eiitanber  abmeid;en. 
Qnbem  Stephan  bie  Könige  3ur  fdleunigen  .fjilfe  aufforberte, 
erinnerte  er  fie  an  ihre  ©flicht,  Slom  3U  retten,  ba  er  „ben 
ödntö  ber  ^eiligen  .Hircfee  Glottes  unb  feines  ©olfS  ber  römb 
fc^en  Siepublif  nädfl  Glott  in  il;rc  .yäitbe  gelegt  l;abe,"  unb 
er  fdjrecfte  fie  fogar  mit  ber  9lccbenfd;aft  Por  bcm  fiingftcn 
@crid)t,  tpenn  fie  jögerten.  21  uf  biefc  ©riefe  liefe  ber  ©apft 
nod;  einen  brittcn  folgen:  bie  ©ebrängnife  fcbärfte  feine  Gin= 
bilbungSfraft  bis  ju  ber  feltfamfien  Grfinbung,  .er  bictirte 
ben  ©rief  bem  2tpoftelfürftcn  ©etraS  felbcr.  2ßeber  bie  Äefee-- 
rei  beS  2lriuS,  uocfe  beS  9teftoriu$,  nod;  anbere,  melde  bie 
fatf;olifde  Religion  felbft  im  innerften  Söefen  bebrol;ten, 
batten  ©.  ©ctruS  je  permod;t,  eine  Gpiftel  ju  febreiben;  unb 
felbft  als  ber  Äaifcr  Sco  fein  eigenes  ©tanbbilb  in  9lom  311 
jerfd;lagen  brofete,  batte  er  fein  3e'dflt  beS  3ornS  toou  fid 
gegebra.  2(ber  er  erhob  fidt  bei  ber  briitgenben  Glefafer  feiner 
©tabt  ober  feiner  ©atrimonien,  unb  richtete  eine  (rpiftel  an 
bie  Könige  ber  granfen,  feine  „2lboptiofidne."  35iit  ©eefet 
barf  man  biefen  föftlidten  ©rief,  eine  .'peroibe  beS  (rb>riften= 
tumS,  als  eins  ber  gültigften  3eugniffc  Pon  bem  Gleift  nid;t 
allein  jenes  ^abrbunberts,  fonbern  aud  ber  Mird;e  betrachten. 


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t'ricf  beo  Z.  'tktnie  au  bie  grantenffirflen.  '.Y2'.\ 

loctc^e  fidj  nicht  freute,  „bie  fjeiligfteu  SDiotife  ber  Dieligion 
für  Slngclegcitheiten  bei  Staat«  ju  öenoenben."  1 35a«  Ur= 
teil  ftrenger  SJlenfdjen  barf  beit  ijSapft  um  biefe  giction 
mit  ©eredjtigfeit  tabein,  obtool  fie  ber  bijarren  '^bantafie 
jener  rohen  3eit  int  2lHgemcinen,  wie  bem  originellen  Ginfall 
fclbft  ju  gut  gehalten  »erben  mufj.  35 a«  barbarifebe  Sateiit 

be«  ^Briefs  freilich  mürbe  felbft  fßetruS,  ber  nur  l;cbräi|ch 
ober  griechifch  ju  fchreibeu  oerftanb,  mit  ßrröten  abgelehnt 
haben,  unb  ber  Sdpoulft  hätte  ibn  ocrle^en  muffen,  ber 
feine  ßpiftel  an  bie  granfen  »ie  eine  2Beibrauch»olfe  um- 
hüllt. ^nbem  er  biefe  dürften  juiit  fdjleunigen  .6ilf«jug  Ieb= 
haft  aufruft,  oerftärft  er  feine  Sitten  burcf)  bie  aller  übrigen 
.{•»eiligen : 

„2lud?  unfere  .{icrrin,  bie  immer  jungfräuliche  ©otte«; 
gebärerin  SDlaria  vereint  ihre  oerbinblichften  Sefdbtoörungen 
mit  ben  uttfrigen,  proteftirt,  ermahnt  unb  befiehlt,  unb  mit 
ihr  jugleich  bie  Xrotte  unb  ^errfchaften  unb  ba«  ganje  £>eer 
ber  himmlifchen  3Jtilij;  nidht  minber  bie  DJlärtirer  unb  Se- 
fenner  ß^rifti,  unb  alle  bie  ©ott  »olgefällig  finb,  unb  biefe 
ermahnen,  befehlt)  Ören,  beteuern  mit  un«:  infofern  ihr  um 
biefe  Stabt  9tom,  bie  un«  von  ©ott  anpertraut  ift,  unb  um 
bie  Schafe  beS  .öerrn,  bie  fie  betoohnen,  befiimmert  feib, 
unb  um  bie  mir  oon  ©ott  anvertraute  heilige  Äirdje  ©otte«, 

1 $ieä  fagt  ber  Slt't  glraty  Hist.  Eccl.  an.  755  n.  XVII:  l'Eglisc 
y signilH*  non  l'assemblee  des  fideles;  maia  le»  biens  tomporols 
eonsaere«  a Dien ; le  troupeau  de  Jesus  Christ  sont  los  corps,  et 
non  pas  lrs  nmes  — et  les  motifs  Ies  plus  saints  de  la  religion 
employös  pour  une  nftnire  d’etat.  SDturatori  überlägt  btefe  belicate  2)ta 
terie  bem  granjefen,  intern  er  fagt;  „ficperlid)  ift  uic$t«  geeigneter,  unfere 
Jteen  ju  verlebten,  unb  in  unferem  Seift  füge  uub  abfontcr(ic$e  Sinti!« 
bungen  ju  erjeugen,  at«  ber  ®urft  uub  bie  Siebe  ju  jeit(i<$en  Siitern,  bie 
uns  angeboren  finb." 


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324  Sicrtrt  ®mt>.  .grotitce  Safilfl. 

fo  eilt,  befreit  unb  eriöfet  fte  von  ben  Jpänben  ber  vctfol* 
genben  Sangobarben,  baß  nicht  (cS  fei  ferne!)  mein  Seib, 
ber  für  ben  £>errn  $efuS  Gbrifius  gelitten  fjat,  unb  mein 
©rab,  wo  er  auf  ©ottcS  ©efehl  ruf;t,  von  ihnen  befubelt, 
baß  nicht  ferner  mein  angehöriges  53oIf  jerriffcn  unb  von 

eben  biefen  Sangobarben  gemorbet  werbe,  welche  fo  fchänb- 
lichen  3)ieiiteibS  fchulbig  finb,  unb  als  Uebertreter  ber  gött- 
lichen Schriften  fich  crmiefen  baben. " 9?a<hbem  ber  Slpoftcl 
fi<h  ju  biefen  Sitten  berabgelaffen  hat,  erhebt  er  fich  inbeß 
am  Schluß  mit  bent  ernften  unb  feierlichen  2intliß  ber  $ro= 
bung:  „5Benn  ihr  aber,  was  mir  nicht  glauben,  irgenb  eines 
©erpgS  ober  einer  2tuäfludjt  euch  ßhuibig  macht,  unb  nicht 
foglcich  unfrer  Mahnung  geborfamt,  biefc  meine  Stabt  9iom, 
unb  bas  in  ihr  toofmenbe  ©olf,  unb  bie  heilige  mir  von 

©ott  übergebene  apoftolifcbe  fiircbe  unb  jugleid)  ihren  Cher 
priefter  ju  befreien,  fo  wiffet,  ihr  feib  Äraft  ber  heiligen 
3)reicinigfeit,  burch  bie  ©nabe  bcs  Slpoftclamte,  toetche  mir 
von  beni  .öerrn  (Sf;riftuö  ift  verliehen  worben,  wegen  bes 

UngehorfamS  gegen  unfere  2lufforberung,  bes  9leicheS  ©otteS 
unb  bes  ewigen  Sehens  verluftig.  2lber  ©ott  unb  unfer 

•Öerr  3efuS  ©hrifhtS,  ber  und  mit  feinem  teuern  ©lut  er= 
löfenb  jum  Sicht  ber  SBabrheit  geführt  hat,  unb  ber  uns 
ju  ©rebigern  unb  ©rleuchtem  ber  ganjen  2öelt  eingefe^t  hat, 
gebe  euch  folcheö  ju  tviffen,  ju  erfennert  unb  fogleich  anju- 
orbnen,  baß  ihr  fchneU  herbeieilet,  biefe  Stabt  9iom,  unb 
baö  ganje  ©olf,  unb  bie  heilige  mir  vom  herrn  übergebene 
Jlirche  ©otteö  ju  erretten,  fo  wahr  als  er  bann  erbarmend 
voll  burch  meine  Fürbitte  euch  als  ben  ©etreuen  feiner  ©ro= 
vinj  fotvol  hier  langes  Sehen,  heil  unb  Sieg  bewahren,  als 
im  fünftigen  Säculum  bie  gemehrten  ©efchenfe  feines  Sohnes 


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Tie  $QMniföe  Sdtcnfung.  32,5 

euch  mag  verhielten  laffen,  mit  feinen  ^eiligen  unb  2tu3er= 
wägten,  ©ofmbt  eudj  mol."1  So  fchrieb  betrüb,  unb  man 
fielet,  meld>e  ©eftalt  bie  diriftlicbe  Religion  in  5Hom  bereite 
angenommen  hatte  — ©ott  unb  ber  erhabene  .^eilanb  traten 
weit  in  ben  .fjiutergrunb  beS  meufdjlidfen  23orftellenS,  unb 
bie  '-üermcltlidmtig  ber  religiöfen  Dinge  batte  bemirft,  bafj 
ißetruS  als  .ftaupt  beS  fird;lid;cn  3nftitut3  unb  al«  eigent- 
licher IßriitcebS  eineä  irbifdunt  Staats  in  ben  Sßorbergrunb  trat. 

6.  Jlftolfu«  bebt  bie  Belagerung  9tem’e  auf.  Ciutreffen  ton  bbjflntimf<$en 
(1'efanbten,  unb  bereu  Gmtäufdmug.  Slflolf  untertoirft  fi<b.  Tie  ^i).'inif(bc 
S(benfimg«urhiubc.  Uebergatc  ber  gefcbeiifleu  3täbte  an  bie  Äircbe.  “dfleliub 
flirbt  im  3abr  756.  Ter  SWöucb  9ta<bi«  greift  triebet  natb  ber  jfrone. 
Tlnertennung  be8  Tefiberiu«  al*  Sangobarbentitaig.  Stephan’«  II.  Tob  im 

3abr  757. 

Der  Sörief  beS  SlpoftelS  mar  eine  richtige  Berechnung  ber 
Bolitif,  Bipin  tonnte  ihn  benugeu,  feine  murrenbeit  granfen 
ju  einem  neuen  3uge  anjutreiben.  Dem  ruhigen  iterftanb 
eines  .Königs  felbft  jener  3eit  jmang  bie  feltfame  ßrftnbung 
vielleicht  ein  Säbeln  ab,  aber  er  burfte  nidht  S.  Petrus  vor 
ber  Stenge  bloSfteQen,  aud;  menn  er  nicht  fürchtete,  „fieib 
utib  Seele  bem  emig  unauSlöfchlichen  tartarifchcn  geuer  mit 
bem  Dcufel  unb  feinen  ißeft  = Gugeln  auS^ufeöen." 2 Sofort 
rüftete  er  ben  ^»cereSjug.  Die.Äunbe  von  feinem  2lufbnich 

1 Cod.  Carol.  III,  beim  Centn  X:  Petrus  vocatus  Apostolus  h 
Jesu  Christo  Dei  vivi  lilio  . . . vobis  viris  excellentisshuis  Pippino, 
Curolo  et  Carolomaimo  tribus  Regibus,  atque  sanctissimis  Episcopis, 
Abbalilws,  Presbyter«,  vel  cunctis  generalibus  exercitibus  et  populo 
Frnnciae.  Tie  alte  l'e«art  beim  Suaflafiu«  subtili  fictione  Pipino  — 
intimavit  je.  läßt  fuß  auf  biefen  Brief  gut  bejiebeu,  aber  Bignoli  corrigirt 
getviß  ridjtig:  subtili  relatione  tc. 

’ tßbrafen  beffelbeu  Brief«:  ne  lanirntur,  et  crucienlur  corporn, 
et  animae  vestrae  in  aeterno  atque  inextinguibili  tartareo  igne  cum 
dinbolo,  et  ejus  pestiferis  Augelis  tc. 


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326  4*iertf*  3Aiid>.  3'wüos  ffapittl. 

aber  reifte  l;in,  2lftolf  jur  Sfuffjebuitg  ber  faß  breimonat= 
licken  Selageruug  Dlont’S  ju  gingen.  (Sr  ntarfdjirtc  mit 
feinem  .£>eer  eilig  nach  bem  Sorben,  bic  fronten  bon  beu 
©renjen  jurüefjubaiten.  3U  berfelbcn  3eit  «bei , als  fid;  ißipin 
bereits  ben  2Upenpäjjen  näherte,  trafen  in  9iont  brei  faifer- 
liebe  ©efanbte  ein : ber  elenbe  Imperator  Gonßantin  Perfam= 
mclte  mit  Seibcnfcfyaft  (Scncilo  wegen  21  bf Raffung  ber  Silber 
unb  SHeliquictt,  aber  er  batte  Weber  bie  Alraft,  bas  »erlome 
Italien  wieber  ju  gewinnen,  noch  überhaupt  Ginfidjt  in  bie 
waf;re  Sage  ber  2)iitge.  Seine  ©efanbten  waren  für  ben 
#of  Sßipin’S  beauftragt  unb  abgefd;itft,  nachdem  ihm  2lftolfS 
griebensbrueb  unb  fein  ßinmarfcb  in  ben  2)ucat  gemelbet 
worben  loar.  Siit  bem  Inhalt  beS  Vertrags  jWifdfen  ißipin 
unb  bem  ißapft  unbefannt,  bilbete  er  fid;  ein,  bie  £>erau$= 
gäbe  beS  ßrardfats  gelte  wivflid;  „ber  l;eiligen  9lepubli!  be$ 
römifdien  Reichs,"  unb  nid;t  jener,  bereu  £itel  bie  Alird;e 
jweibeutig  für  il;reit  Sefi^  gebrandete.  3 11  feiner  Ungewiß 
beit  Tratte  er  bal;er  feine  SJiinifter  juerft  nach  9iom  geben 
laffen,  um  bic  Unterftüjjung  beS  IfJapftS  bei  bem  graulen* 
lönig  in  2lnfprud;  ju  nehmen. 

SSemt  bie  tiefe  ßinmifebung  Sßipiu’S  in  bie  2lngelegen- 
beiten  Qtalien’S  unb  fein  greunbfebafteoerbättnif?  junt  ißapft 
ihn  in  feiner  ftoljen  ßinfalt  •überhaupt  erfd;redfte,  fo  fonnte 
ihm  bie  Sebräugniß  Soni’s  bureb  2lftoIf  einigermaßen  will-- 
lommen  fein,  unb  feine  Soten  eilten  nun  ju  ißipiu,  ihn  für 
einen  Sertrag  mit  8t;janj  ju  gewinnen.  3)er  Aiaifer  hoffte 
wabrfdbeinlid;  bic  graulen  in  feinem  SMenft  gcbraud;en  ju 
fönnen,  wenn  ihn  auch  baS  Scifpiel  ber  Oftgotbeu  pr  3eit 
bes  3eno  itacbbenllid;  machen  mußte,  unb  es  ift  gewiß , baß 
er  bie  graufenfürfteu  ju  einem  nochmaligen  3ug  gegen  2lftolf 


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Tic  'fSipiitifcfyc  2dKii(mia.  327 

in  feinem  3«tercffe  ju  betreten  badete.  3tl  Koni  erfcfjrectte 
bie  ©efanbten  bie  unerwartete  Kadjridd,  ©ipin  marfcbire 
bereitet  jum  jweitenmal  gegen  bie  ©renjcn  3taIien’S:  bie 
erftaunten  Diplomaten  warfen  fid>  in  ein  Schiff,  unb  Stephan 
gab  ihnen  feinerfeitS  einen  ©oten  mit,  fcbeinbar  fie  bei  iJMpin 
ju  unterftüfcen.  Sic  eilten  uad;  Ktaffilia , fie  prten  hier, 
baß  ber  H'irnig  fcfwn  in  Italien  eingebrungen  fei.  3nbcm 
ihnen  ber  3ll!"animenbang  ber  Dinge  flar  würbe,  unb  fie 
erfuhren,  büfi  ipipin  oom  ©apft  felber  gerufen  fei,  gerieten 
fie  in  ©eftürjung;  1 fie  fuditen  beu  apoftolifdwn  KuntiuS 
jurücfjuhalten , unb  ©regoriuS,  einer  biefer  ungliidlidicn 
Ktinifter,  jagte  mit  fd^nelicn  ©ferbeu  ibm  voraus.  Gr  er- 
reichte baS  granfenbecr  im  fiegrcichett  dJiarfd)  auf  ©avia,  er 
befcbwor  beu  Honig  unter  2lnerbietungen  faiferlidjer  Grfennt« 
lichfeit,  Kavenna,  bcn  Grardiat,  unb  bie  übrigen  Stabte 
bem  rcd)tmaf!igen  .perrn  jurüdjugeben.  2lbcr  ©ipiit  befrag 
tigte  jcOt  ohne  9tücfE;aIt  mit  feierlichem  Gibe,  er  habe  beibe 
.peerebjiige  nicht  um  eines  üKcnfdjett  willen,  fonberit  allein 
aus  IMebc  jum  ^eiligen  ©etruS  (unb  es  läßt  ftdj  bie  'ÜJirfung 
ber  bimmlifhcn  Gpiftel  oerfpüren),  wie  jur  Kettung  feiner  Seele 
unternommen,  unb  nicht  um  bie  Schäle  ber  Grbc  würbe  er  fein 
bem  2lpoftel  gegebenes  2üort  jemals  bredjen ; vielmehr  alle  jene 
Stabte  wolle  er  nicht  bem  Äaifer,  fonbern  bem  heiligen  ©etruS, 
ber  römifebeu  Hirdje,  bem  ©apft  übergeben.  Selbft  ber  feine 
©pjantiner  erftaunte  über  biefe  neuen  ftaatSrechtlichenKlajimeu ; 
er  warb  cntlaffen,  er  eilte  nach  Korn,  ben  ©apft  ju  fehlt,  unb 
Stephan  fd?lug  feinen  ©lief  nicht  vor  ihm  ju  ©oben.  1 

' Tiefe  bip(oniatif$eu  (SittpiiOiiiigen  verbauten  mir  rill  paar  naiven 
2äl}tu  beim  Unaftafiu«  n.  250. 

1 Ta«  Veben  StfV'ba»’«  im  fliiaflafum  rr^äfjlt  tiefe  imertffaMcu  SBorgänge 


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:128 


©ierte«  ©ucb.  3u'cilt«  Gapitel. 


2tftotfüö  iitbeffen , junt  jweitenmal  in  ißavia  einge= 
fdiloffen,  ftrcdfte  mit  wiederholter  Ohnmacht  bie  üüktffen,  im 
$erfeft  755.  Gr  mürbe  gejwungeit,  ben  früheren  Vertrag 
gewiffenbaft  ju  erfüllen,  unb  ju  jenen  Stabten  nodj  Gomia-- 
clum  ober  Gomacbf)io  Ejiujujufügen.  ®er  Schreiber  von 
Stephan’?  £eben  fagt  liier  jum  erftcnmal,  baff  ißipin  eine 
fd>riftlicf;e  SdjenfungSurfunbe  auSftellte , tooriit  ber  ^eiligen 
röntifcfien  ßirebe  unb  allen  Zapften  für  alle  3ufunfl  ber 
©efi§  ber  Stabte  auSgefdhrieben  warb,  unb  baf?  bieö  35ocu= 
ment  noch  ju  feiner  3eü  (int  neunten  3ahrhnnbert)  im 
2frd)iv  ber  röntifdjen  Äirdje  verwahrt  werbe.  ®iefe  Urfunbe 
oerfefnoaub  aus  21  om  fpurloS ; fein  ^orfefjer  bat  bie  geogra; 
pbifdben  ober  politifcben  ©reitjett  ber  Sdbenfung  gefebn , unb 
niemanb  toeifi  genau  toeber  bie  gefebenften  Stäbte  $u  jäblen, 
noch  fiel  weniger  ju  ermitteln,  ob  bent  'jkpft  nur  baS  Do- 
■niniuin  utile  in  jenen  Sanbfcbaften,  ober  baö  wirtliche  .po= 
beitöreebt  über  fie  verlieben  warb. 1 $a$  IBerhältnifj  von 
iHom  unb  bem  ®ucat,  welche?  babei  gar  niebt  erwähnt  wirb, 
bleibt  bunfel,  unb  ba  fßipin  biefe  iflrovinj  nicht  erobert 
batte,  fonnte  ficb  feine  Sdjienfung  ebenfo  wenig  auf  fie,  als 

lebt  Rar:  asaerens  indem  «lei  cuitor,  mitissinniB  Rex,  tmlla  ]«euitus 
ratione  eaadem  civitates  n poteotate  l>ea(i  Petri  et  jure  Ecclesiae 
Komanae,  vel  Pontifieis  Apostolicac  Sedis  quoquomodo  alienari  je. 

1 $ie|e  wichtige  grage  iiberf<breitet  alljitfebr  bie  @renjen  ber  2 labt 
9iont.  ©iigrubeim  ift  ber  "fliiftdit , baß  'Pipin  bem  ©apft  mir  ba«  Ibe 
minium  utile  überließ;  tWuratori  cntfcpeitet  ficb  niebt,  neigt  aber  ju  tiefer 
Meinung.  ©agi  gibt  bem  'papft  ba«  abielute  Xcminium;  von  ©aroiiiu« 
nicpt  tu  ipretben,  mxp  een  ©ergia,  Genni  aber  Orfi.  Ve  Geinte,  be  3Meo 
unb  be  üliarca  behaupten  bagegen  iitxb  bie  gort  bauet  ber  Oberberrfcbaft 
oon  ©pjalij,  bie  ich  al«  litcl  ober  princip  für  jene  3(ü  erfemte.  2öa« 
enblicp  bie  fingirie  pipinifche  « cbciitimg«iivfmite  betrifft , bie  gautugji  in  ben 
Munnm.  Kavenn.  VI.  99  mitteilt  (a  Lunis  cum  Coraicn  tc.  bi«  ©e- 
neoeiit),  fo  barf  man  brüte  üben  ba»on  fibioeigen. 


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\ 

Xi«  'ßgünifcßclächtittung.  329 

auf  bas  griediifche  Sleapel  ober  ©aeta  erftreefen.  (fs  fann 
übrigens  nicht  geläugnet  werben , baß  ißtpin  eine  S<henfungS= 
urhtnbe  machte,  unb  baff  er  ©yardjat  utib  ißentapolis,  £än= 
ber,  auf  welche  bie  römifdhe  Äirdje  feinen  SiechtStitel  befaß, 
ihr  als  ©roherer  jufprad)  — eine  .fjanblung,  welche  burdi 
einige  ebenfo  redftslofe  Scheidungen  Siutpranb’S  fd;cinbar 
motioirt  beni  Ufurpator  angemeffeit  war,  bent  fie  nichts 
foftete.  Slber  inan  barf  nicht  ftaunen,  Weber  baß  ^Jipin  bie 
abgetragenen  Rechte  eines  entfernten  unb  fchwach  geworbenen 
ÄaiferS  »erleßte,  noch  am  wenigften,  baf?  ber  Bapft  Sänbcr 
unb  Stabte  [ich  aneignetc,  bie  ihm  gefdjenft  würben.  Tenn 
weil  bie  inenf<hli<he  Statur  überall  auf  Vergrößerung  beS 
BefißeS  gewiefen  ift,  wäre  eS  töricht  ju  »erlangen,  baf?  ein 
Bifdwf  barauf  habe  »erjichten  foHeit.  ^nbeß  Betrachtungen 
anberer  Statur  fteigen  hier  leicht  auf,  wo  wir  an  einem  Sb= 
fchnitt  ber  ©ef  dachte  ber  römifchett  ftirebe  angelangt  finb. 
2)ieS  3«ftitut,  bie  fühlbare,  boch  nur  geiftliche  ©emeinfd;aft 
ber  ©laubigen,  welches  in  ben  erften  feiten  feines  BcftehenS 
mit  fo  großer  Energie  ben  römifcheit  Staat  befämpft  hatte, 
war  nach  unb  nach  ju  feinem  Unglüd  in  ben  IßolitiSmuS 
hineingebrängt  worben.  3)aS  Chtbe  beS  römifchen  StcicßS, 
woburch  Stom  ju  einer  Stabt  ber  Zeitigen  gemacht  würbe, 
nachbem  es  bie  Stabt  ber  .üelben  gewefett  war,  bie  (rntfer-- 
nung  unb  bie  Ohnmacht  »ou  Bpjatij,  enblidh  bie  3crftiicfc= 
lung  ^talien’S  hatten  bem  römifcheit  Bistum  freien  Spielraum 
gelaffen,  unb  bie  fortgefeßte  Äraft  bebeutenber  ißäpftc  hatte 
baS  3iel  erreicht,  aus  Stom  für  alle  3e>t  einen  ißriefterftaat 
ju  machen.  SJtit  biefem  oerweltlichte  bie  Hircßc,  bemoralifirten 
ließ  ihre  .päupter,  unb  bie  ißäpfte,  irbifeße  Stegenten  gewor- 
ben , foitntett  nicht  mehr  auSfchließlich  ben  reinen  ©baralter 


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330 


Vierte«  ©u(6.  Capitol. 


ber  apoflolifdhen  üöifd^öfe  tragen,  $nbem  fie  ihre  wiber-- 
fprudhSöoHe  Toppeinatur  fortan  in  bas>  materielle  Treiben 
ber  fßolitif  fjinabjog , mürben  fie  mit  9lotwenbigfeit  in  ent; 
nriirbigenbe  Äämpfe  um  bie  fflebauptung  ihrer  irbifdien  Titel, 
in  innere  33ürgerlriege  mit  ber  Stabt  9lom,  unb  in  banern; 
beit  vaber  mit  ber  politifdjen  viöelt  überhaupt  liineingeriffen. 
Tie  nollenbete  Thatfadfe  ber  «Stiftung  eiltet  Äirdjenftaatö  er; 
meefte  ben  junger  ber  Äirdjen  nach  33efiß,  unb  im  Sauf  ber  3eit 
wollte  jebe  2lbtci  unb  jebeä  ©istunt  ein  unabhängiger  fßriefterftaat 
fein.  Tae>  Scifpiel  9lom’3  loarb  eifrig  nachgeahmt,  unb  taufenb 
©chenfungöurfunben  wuchfett  im  'D!  ittelalter  über  3tad)t  auf. 1 

Teil  Vertrag  ju  ool^iclm , beauftragte  ber  $ranfenfönig 
ben  2lbt  golrab,.  feinen  9tat  unb  Gapclan ; er  ging  in  bie 
mciften  Stabte  ber  'fk'iitapolie , ber  Stemilia  unb  beö  Grar= 
duit'J,  empfing  ihre  ©eifjeln,  nahm  ihre  Scfifüffel , unb  legte 
biefe  nebft  ber  Urfunbe  oor  ber  Gonfeffion  beS  S.  '$etruö 
511  dient  nieber.  Tie3  finb  bie  Greigniffe,  welche  ber  Stel= 
lung  beö  fßapfttumö  plöbltd;  eine  neue  materielle  ©ruitblage 
gaben,  unb  wie  auf  bie  ©efefnehte  ^talieu’ä , fo  auch  im 
'ifefonbern  auf  bie  ber  Stabt  9lom  einen  mächtigen  Gittfluft 
auöiibten.  Gö  begann  mit  bem  3ahr  755  eine  neue  fße; 
riobe  ber  ittttern  unb  äufiern  '-l'Crhältniffe  9lom’3 ; ihre  gönn, 
bunfel  unb  jmeifelhaft,  wirb  in  einem  fpäteren  Gapitcl  er; 
örtert  werben,  unb  nur  bicö  mag  atiögefprochen  fein:  am 
Gnbe  be*  755  erlangte  ber  fßapft  bie  .fterrfdiaft  über 

bie  Stabt  9lom,  ohne  bafi  auch  je&t  ihrc  füllige  Soöfagmtg 
Dom  gricdiifcben  9leidi  burch  irgenb  eine  ber  tmiibelitbeu  fßar= 
teien  flar  anögefproeben  loorben  wäre. 

1 Dauoii  finb  mrrtn'iivbige  ©cifpicle  bie  <£$eiitiiitgett  »on  Subiacc  unb 
»oh  Stellte  Cafino. 


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ÄflolfuS  fiirbt,  Xtfttcnu*  »irt  Äünig.  331 

Slftolfus  überlebte  feine  Schmach  nicht  lange.  Schon 
am  Anfang  beö  ^abreS  750  fonnte  Stephan  bem  grantem 
fönig  berichten,  baß  fein  grimmiger  geinb  geftorben  fei.  Gr 
tf>at  bies  in  fef;r  fräftigen  Sluöbrücfen  beS  .§affcS  unb  ber 
Jreube.  „^ener  Jprann,  rief  er  ans,  ber  ©enoffc  beS 
Teufels,  SlftolfuS,  ber  bas  4JIut  ber  Gbriften  oerfd;lang  unb 
bie  Kirchen  ©otteS  jerftörte,  ift  oon  ©otteS  Jolcbftoß  bureb- 
bobrt,  unb  in  ben  Sdüunb  ber  .volle  binabgefabren , in  eben 
beit  Jagen,  ba  er  oor  einem  3ahr  H<h  aufma^te,  biefe 
römifdbe  Stabt  ju  berberben."  1 Jod;  ber  heißblütige  unb 
unbefonnene  giirft  ftarb,  nach  einem  Sturj  auf  ber  ^agb, 
in  ben  Sinnen  frommer  2)lönd)e.  Gr  batte  bie  Klofterbrüber 
febr  geliebt,  unb  er  binterließ  ju  feinem  Siacbrubm  viele 
üon  ibm  geftiftete  unb  rcirf)  befebenfte  Klöfter. 2 9lur  ber 
3orn  beS  ißapfts  oerfolgte  ben  Jobten  im  ©rabc,  weil  er 
mebre  Stabte  nod;  nicht  bcrauSgegeben  batte,  unb  alfo  fonnte 
golrab  nicht  oon  allen  bie  Sdtlüffel  empfangen  unb  oor  bem 
©rabe  bes  Slpoftels  niebergelegt  haben. 

Sftolf  befaß  feine  rechtmäßigen  Grben;  aber  bas  lango- 
barbifrfje  .fteer  oon  Juscien  übernahm  es,  ben  leeren  Jron 
}u  beferen,  iitbem  es  bem  Jup  JefiberiuS  bie  Krone  gab. 
Kaum  batte  jeboch  ber  oerfcboUene  9iad>is  baoon  gehört,  als 
er  feine  ©eliibbc,  bie  ihn  jur  ewigen  Gntfagung  in  klonte 
Gafino  oerbammten,  oergaß.  Gr  raffte  feinerfeits  Jruppen 
jufammen,  unb  bie  erftaunte  Jiielt  erwartete  bas  ärgerliche 

1 Etenim  tyrounus  ille.  sequiix  «] in iMtli . Hoistulphus  devoralor 
sauguimini  Cbrisliiincirnm , Ecclesiarum  Dei  dcstructor,  diviuo  ictu 
[icrcussus  csl,  et  in  inferui  voraginem  demersus  . . . Cod.  Corot.  VIII, 
btim  (£cmii  XI. 

1 Sed  volde  dilexit  Alnnacbos,  et  in  eornm  esl  mortims  mimi- 
Ims:  Anonym.  Salernit. 


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332  Sifrte#  ©ii(6.  giccnc»  5«pit«t. 

Schaufpiel,  einen  Ntöndh  um  ben  SBieberbefifc  ber  oor 
®ott  abgelegten  Krone  ba«  Schwert  jiefjen  ju  fel;n.  freilich 
burfte  er  in  einer  3fit  nid;t  alljuhart  getabelt  werben,  wo 
felbft  ber  Nachfolger  be«  Npoftel«  in  bejfen  Namen  feine 
.£anb  nacb  irbifcbeit  gürfteutümern  audgeftrecft  batte.  2>efibe= 
riu«  rief  fofort  bie  Vermittlung  be«  Zapfte«  an ; er  bot  ibm 
reiche  ©efchenfe  nnb  bie  augenblidlidhe  Nudlieferung  jener 
oon  «flolf  oorentbaltcuen  Stabte,  wenn  er  ihm  jur  eiferneu 
Krone  Oerhälfe.  25er  Vact  würbe  eilig  burcb  Stephan'«  3U>; 
gefanbte  golrab,  feinen  Bruber  Baut,  unb  ©hnftophoru« 
in  25u«ciett  unterzeichnet  unb  befebworen.  Na<hi«,  burd) 
apoftolifche  Drohungen  niebergefchmettert,  hüllte  fief)  feufjcnb 
mieber  in  feine  Kutte,  unb  feine  Partei,  fcbwädjer  al«  jene  . 
be«  25efiberiu«,  lief?  fi<h  burch  bie  Verficberung  fehreefen, 
bafi  im  Notfall  ein  25eil  be«  römifdhen  §eexe$  fidh  gegen  fi* 
aufmacheu  würbe,  fantmt  einer  Schaar  grattfeu  unter  $01= 
rab.  6«  hatte  alfo  biefer  gciftlicbe  Diplomat  Ißipin’S,  ber 
noch  immer  in  Nom  oerweilte,  fränfifche  Krieger  ju  feiner 
Begleitung,  benn  bie  bereit«  in  Nom  unfähige  „granfenfdjule" 
tonnte  unter  jener  Schaar  nicht  gemeint  fein.  1 Nun  nahm 
25efiberiu3  ben  25ron  oon  ifJaoia  unbehinbert  ein,  unb  ber 
^ßapft  eilte  bie  jugefagten  Stabte  gaenja  mit  bem  ßafieU 
liberianum,  ©abellum  unb  ben  ganzen  2>ucat  oon  $errara 
ju  beferen,  woburdt  er  „mit  ber  3uli'mmun9  ©otte«  bie 
Ncpublif  erweiterte."  1 Balb  barauf  ftarb  Stephan  ber  3'oeite, 
am  24.  Stpril  757.  25 ie  Kirche  hat  ba«  .§aupt  biefc«  tlugen 

1 Et  praedictus  Fulrodus  venerabilis  cum  aliqunutis  Francis  in 
nuxilium  iptiius  Desiderii , sed  et  plurcs  exercilus  Komanorum  si 
neccssitas  exigerct  . . . Anasl.  u.  255. 

* Annueiilc  Deo  rempubiieam  dilatuus  . . . Anust.  £>itr  ift  mit 
Kcspublicn  juiii  cvfinimal  cntfdwtcn  tcr  &ir$enftaat  Ceuidnct-  3m 


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Kftolfub  ftirbt,  Xefiberiu*  tvirt  Honig.  333 

vf?riefters  ni<fst  mit  bem  ©lorienfdiein  umgeben,  toert  fte  feinem 
SBorgänger  3a$ariaö  juerfannte,  aber  er  fetbft  fonnte  feine 
3)titra  mit  bem  Weniger  ätyeriföen,  bod>  mirFIidjert  öolbreifen 
eineä  irbifdjen  dürften  frönen. 


Cod.  Carol.  XXXVI,  bei  (Senni  XV  fceifjt  ei!  (p.  144):  dilatationem 
liujup  provinciac,  loa*  cffeitbar  ber  Xucat  ifl , tinb  9iom  unb  btr  Xitcat 
»erben  Cod.  Carol:  XX,  bei  (Eenni  XXXVII  genannt:  haec  miaerrimn 
et  atTlicta  provincia.  yiäcbfi  3mofa  unb  jenen  genannten  Stabten  foflte 
Xefiberiu«  fyerauSgebtn  auch : Cfimo,  Slncona,  Humana,  sPcnouia.  SWe 
biefe  Orte  fehlen  in  btr  Stufja^lnng  ber  pipiniföett  Sctytnlung  beim  Slnaft. 
n.  254,  unb  bie«  beweist,  baß  ber  fcgenannle  Wnafiaftn«  nidjt  bie  €<$ett« 
fnngSnrfimbe  'Jlipin’e  »or  ficb  fcatte. 


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drittes  (Sapitd 


1.  $«uluä  I.  befteiflt  ten  ©tiil  si'Ctri , im  üJtai  757.  ©djreif'cii  ber 
9t?mrr  «n  %'ii'iu.  grell  nblidje  9?eüebuitgen  bcS  %'«bft«  511  biefem  Äfnige. 
Itfiboriii«  beftraft  bic  rcbeUiftbcii  $er}flge  »on  ©polete  1111b  SVuebrnt.  (Sv 
toinmt  n«d)  9fom.  ^oliti|(brä  S^cifalncn  'baul’S.  SAcrbältiiifv  bc«  "Pabft« 
1111b  9tom'e  ju  Styjan}.  gricben  mit  Ttftbcriii?. 

Stephan  lag  noch  auf  bem  Sterbebett  im  lateranifd;en 
«Palaft,  als  bie  ungebulbigen  SRömer  bereits  $ur  Üiiatjf  feines 
9ta<btoIgerS  f (brüten.  (sine  Partei  etitfd^ieb  ficb  für  ben 
2lrd)ibiaconuS  5CJ>eob^vIact , bie  anbere  für  ben  SDiaconuS 
«Paulus,  Stepban’s  ©ruber.  GS  gehörten  ju  biefer  bie  meiften 
QubiceS  ober  Optimaten  «Rom’S,  unb  tuaf;rfd^einlic^  ftanmiten 
bie  ©rüber  felbft  r>on  einer  vornehmen  gamilie  ab.  9iad)bem 
nun  Stephan  geftorben  unb  im  S.  «Peter  beerbigt  lvorben 
mar,  fejjteu  bie  Optimaten  nad;  einem  furjen  Söiberftanb  ber 
Gegenpartei  bie  23al)l  beS  ipauluS  burd) , ber  am  29.  «Dtai 
757  bie  Orbinatiou  erhielt.  3mci  ©rüber  folgten  ficb  auf 
bem  3tul  «Petri;  bie  aitfcbeinenbe  Gkfal;r,  bic  barin  für  baS 
bemofratifdje  Söefen  beS  pdpftlid;en  ©Jablreid)S  crblidt  werben 
fotmte,  ging  vorüber,  mieberbolte  ficb  H’bocb  in  ben  3«üen, 
als  bie  ©arone  ber  Gampagna  «Rom  bebcrrfditeu. 

«Paul  I.  jeigte  nod;  vor  feiner  Crbination  bem  2Soltbätcr 
unb  ©erteibiger  ber  Äicd^e,  bem  „neuen  2RofeS  unb  I'avib" 


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frntificat  faul’«  I. 


335 

feine  Grabung  an,  unb  er  tfjat  bies  in  benfelben  gormeln 
ber  .£>öflicf)feit , Wie  feine  Vorgänger  gewohnt  waren  bie  irrige 
bem  Grardben  jw  melben.  Gr  anerfannte  bantit,  baf?  ber 
granfenfönig  in  beffen  Stelle  getreten  war,  ohne  bafj  i(;m 
jeboef)  baburdi  bas  9iecbt  ber  ©eflätigung  eingeräumt  würbe, 
ißaul  fdjrieb  an  ^>ipin  mit  angftlidjer  3iiidfid)t : oon  bem 
gefammten  S5olf  erwägt  habe  er  eg  bennodb  für  gut  befuitben, 
3mmo  ben  fränfifeben  33oten  bie  ju  feiner  Sieifje  in  ber 
Stabt  juriicfjubalten,  bamit  er  firf;  oon  feiner  unb  aller 
Feinheit  unb  21nfwnglicf>Feit  an  bic  ^raufen  rollig  überzeugen 
fönnc;  unb  er  »erficfyerte  bem  Äönig,  baß  er  unb  fein  3>olf 
mit  Seele  unb  Seih,  ja  bi«  jum  Tobe  in  ber  Streue,  Siebe 
unb  Gintrad)t  ju  ihm  beharren  werbe. 1 ißipin  antwortete 
burd)  ein  biüigcnbcö  @ratulationöfd;rciben,  unb  halb  barauf 
bureb  bie  3Iufforberung  an  Sßaul,  ©eoatter  feiner  Fleinen 
Tochter  ©ifela  zu  werben.  Tie  t;öflid;en  Formeln  be£  SJer- 
febrS  jener  3e^  waren,  nad;  ben  Gegriffen  ber  unfrigen, 
tob  unb  feltfam : baö  Scbeeren  oon  .fcaarloden  galt  als  St>m= 
bol  ber  2tboption,  unb  bic  lleberfenbung  ber  SBinbeln  eine« 
Täuflings  als  ehrenbollcS  ^eidjen  ber  Grnennuug  junt  Rathen. 
Ter  SJJapft  empfing  bie  Söitfeltücber  einer  Meinen  ißrinjeffin 
mit  ehrerbietigem  Tanf  wie  ein  föftlicbee  SöeibgefcbenE,  jinb 
legte  bieg  Äleinob  nach  bolljogeuem  ÜJJefiopfer  oor  bem 
berfammelten  33olf  in  bie  Gonfeffion  ber  heiligen  ifktronella 
nieber.  '* 

Unter  ben  Schreiben,  bie  unmittelbar  nach  ^aul’S 

1 Ifr  erfle  oen  faul’«  31  Briefen,  im  Cotl.  Curol.  XIII,  Itim 
ffinmi  XII. 

1 Cod.  Carol.  XXVII,  fctim  Ctnni  XIII:  iirecioaiaaimuni  — 
munus  nUulit,  Sabauum  viticlicet. 


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4'ievte«  i'ud).  ®rittc$  ffapitfl. 


330 

Grbebung  an  ben  ^anfenfönig  abgingen , ift  eine  »an  großer 
2Bi<htigfeit.  ©ipin  batte  an  2lbel  unb  ©olf  uoit  Kom  einen 
©rief  gerietet,  worin  er  fie  jur  Sreue  gegen  S.  ©etruS, 
bie  £ird)c  unb  ben  ©apft  ermähnte,  ©ine  foidje  2lufforbetung 
fann  nicht  als  blofee  Formel  angefefm  werben,  fonbem  fie 
läfjt  eine  gewiffe  ©ewegung  nnter  ben  Römern  permuten , bie 
pieüeicht  auch  mit  ber  jwiefpättigen  2Bahl  nadb  Stephan'S 
$obe  jufammenbing.  2luf;erbem  batten  ficb  in  Stabt  unb  Um= 
gegenb  bereits  mächtige  unb  ebrgeijige  2lbelSfactionen  gebilbet, 
wie  wir  fie  nach  ©auI’S  ©obe  werben  fennen  lernen,  unb 
Sangobarben  wie  ©pjantiner  unterhielten  ihren  2lnl;ang  in  Kom. 

£ie  jur  Streue  ermahnten  Körner  antworteten  bem  Äönig 
in  einem  Schreiben,  befielt  PöKig  geifilidhe  gärbung  bie  Sb-- 
faffung  burch  einen  (Hehler  Perrät.  SDenn  bie  2)uccS  ober 
GomiteS  jener  3eit,  wo  faft  alle  biplomatifdhen  ©ef  hafte  burch 
tficiftlidw  beforgt  würben,  fonnten  im  Stil  nicht  geübt  fein, 
unb  fie  übertrugen  wol  einem  fhreibfeligen  päpftlicben  Kotar 
ben  2luSbrucf  ihrer  efficiellen  ©efiible.  Sie  fagten  ©ipin, 
ober  waren  gezwungen  ihm  ju  fagen:  „3n  Söahrhcit,  ,§err 
Äönig , ber  ©eift  ©otteS  hat  in  Guerm  fwttigtriefenben  $erjen 
SBohnung  genommen , weil  3br  mit  fo  heüfamem  Kat  unfre 
©Jolgefinnuitg  ju  ermahnen  euch  bemüht,  ©ewifj,  o Grlaucb: 
tigfter  ber  Könige,  wir  bleiben  fefte  unb  treue  Änechte  ber 
heiligen  Äirhe  ©otteS  unb  GureS  genannten  breimal  feligen 
unb  mitcnglifchen  gciftlichen  ©aters,  uitfereS  .per nt , ©aul’S, 
beS  bödhften  ©ontifcp  unb  allgemeinen  ©apfteS,  weil  er  felbft 
unfer  ©ater  unb  befter  §irt  ift,  unb  für  unfer  .peil  täglich 
ju  ftreiten  nicht  aufhört,  wie  fein  ©ruber  heiligen  2lnbenfenS, 
ber  felige  ,perr  unb  ©apft  Stephanus,  unb  weil  er  uns  hegt 
unb  heilfam  regiert,  als  feine  ihm  pon  ©ott  anpertrauten 


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'prutificat  'ßaul>  I. 


337 

rationellen  Schafe,  er  felbcr  non  SDlilbe  unb  Gr  bannen  gegen 
alle  erfüllt."  1 * 3 35ie  SJönter  erflärten  fid)  ju  Äneditett  ber 
Mircbe  unb  beS  ißapfts,  ben  fte  als  i breit  $ominuö  bezieh-- 
neten,  mäbrenb  fie  $ipin  nur  ihren  Serteibiger  unb  ben 
.Reifer  ber  Äirdje  nannten.  gn  ihrem  33rief  toirb  feine 
Stimme  ber  Selbitfiänbigfeit  neben  ber  Grgebenheit  gegen 
beit  ißapft  laut,  nur  bie  Slnmahnung  beö  ÄönigS  beweist, 
bah  bie  weltlichen  Stänbe  entweber  Zuteil  am  ^Regiment 
ber  Stabt  batten,  ober  bah  ihr  Ginfluh  im  Stllgentei- 
neit  febr  grofi  war.  ^nbefs  mögen  auch  jene  Shtöbrüdfe 
servi  unb  dominus  nur  ^hrflfen  ber  ^öflidhfeit  gewefen 
fein.  GS  ift  biclniehr  etwas  anbercS,  was  bicS  Schreiben 
als  wichtig  erfdjeincu  Iaht ; bie  Ucberfchrift  lautet:  betn 
erlaubten  unb  hocherhabenen  <f3errn,  unb  »oit  Oott  eingefefc 
ten  groben  Sieger  ifJipin  bem  Äönig  ber  grauten,  unb  ißa= 
tricier  ber  dtömer,  ber  ganje  Senat  unb  bie  ganje  SUlgemeiw 
heit  ber  bon  @ott  bewahrten  römifchen  Stabte  ®er  9tame 
beS  Senat’S  taucht  als  ber  einer  Äötverfchaft  plößlich  aus 
bem  langen  Schweigen  ber  ©efchidjte  auf ; hoch  wir  erfettnen, 
bah  unter  ihm  nicht  mehr  bie  alte  fReidhScurie,  fonbern  nur 
ber  2lbel  fRoin’S  oerftanben  warb. 

$ie  ißerhältniffc  fßaul’S  ju  ifjipin  waren  freunblichfter 


1 Cod.  Carol.  XXXVI,  btim  Sfttiii  XV:  nos  — firuii,  hc  fideles 
servi  8.  Dei  Eedesiae,  et  praefati  ter  beatissimi,  et  coangelici  spiri- 

lalis  patris  vestri,  Domni  nostri  Pauli  etc.  — fovena  no»,  et  salu- 
briter  gubernans  . . . Xagegfii  wirb  tlipii:  nur  gomnut  uoster  post 
Iteum  defensor,  unb  auxiliator. 

3 Dorano  exeollentissimo,  atque  pracoellentiasiino,  et  a Deo 
instituto  magno  victori  Pippino  Rigi  Franco  rum , et  Patricio  Roina- 
noruni,  omuig  Seuatus,  atque  universa  populi  generalitas  a Deo 
servatoe  Roraanae  civitatis.  SRuratori  wirft  bot  sPrief  mit  Unrr$t  ine 
3at>r  763. 

öreflerotsiu*,  »tr  Statt  iXi'in.  II.  22 


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Vierte«  ©u<b.  drittes  (Sa^itfl. 


9tatur;  itjrc  ©oten  unb  ©riefe  gingen  f;in  unb  ficr,  unb 
manche  Srtigfeiten  würben  auSgewedjfelt. 1 Sclbft  bie  erfte 
Greirutig  eines  GarbinalS  auf  ©etricO  eines  fremben  dürften 
fann  unter  ber  Regierung  ^aul’S  bemerft  werben,  fßipin 
batte  für  beit  Presbyter  ©JarinuS  unt  bett  £itel  unb  bie 
Ginfünfte  ber  traSteoerinifdfen  Hircfje  beS  6.  GfirpfogonuS 
gebeten,  welcfjc  iwn  ©regor  III.  war  erneuert  unb  mit  einem 
Älofter  »erbunben  worben,  fßaul  bewilligte  bas  ©efudj,  er 
fanbte  baS  betreffenbe  ©ecret  nac§  ^ranfreid) ; aber  balb 
barauf  enthüllte  fid)  ber  neue  Garbinal  als  ©errät er,  ba  er 
mit  bem  faiferlidicn  ©efanbten  ©eorg  coufpirirt  batte,  unb 
ber  klopft  bat  ben  Honig,  biefen  ©eiftlic&en  als  ©ifd;of 
in  irgenb  eine  entfernte  Stabt  feines  3teid;S  ju  Perba  tuten. 2 

Sille  bie  erwähnten  ©riefe  bes  IßapftS  enthalten  übrigens 
mef;r  ober  weniger  Hlagen  über  ©efibcriuS.  ©er  Honig  ber 
Sangobarben  l?ielt  ben  ©apft  mit  ©erfprcdjungen  fiin,  ofme 
ernftlicfy  baran  ju  benfeit,  bie  Stabte  ©ologna,  Qrnola,  Ofimo 
unb  Slncona  berausjugcbeit.  3*»  Uebrigen  War  er  mit  bollern 
9tcdbt  gegen  bas  ©erfahren  9iom'S  erbittert ; benn  fd)on  Stepfwn 
batte  bie  töerjöge  Pon  Spoleto  unb  ©eneoent  jum  SlbfaH  Pon 

1 Ter  ^Japfl  fchenfte  ©iid>er.  Antiphonalc  et  Responsale  — Gram- 
■naticani  Aristotelis,  Dionysii  Areopagitac  libros,  Geomotriam,  Ürtlio- 
grapliiam,  Graniinaticam  etc.  Cod  Carol.  XXV,  Genni  XVI.  p.  148. 
'Paul  Idjidtt  außerbem  ©ipiit  einen  fBfHi^eit  Tegen,  ba«  erfle  ©eifpiel  bft 
noch  Üblichen  Xegemreibe,  ferner  an  bie  ©rinjen  »ertuolle  Säuge. 

Tiefe  ©efdjriife  fpreeben  irtjon  bie  nxltlicbe  Gpocbe  beb  ©upßlum’fl  aus 
(Cod.  Carol.  XV,  Genni  XVIII.  p.  159).  Ter  Tegen  bebrütet  bie 
äRilitia  'pipin’8.  ©ei  ben  fpätern  itaiferfrünungen  itabm  ber  ©apfl  ein 
bloße«  Scbmert  wem  'Altar  bt8  petru«  unt  utngUrtete  bamit  ben  Äaifer 
al«  Tefenfor  ber  Strebe  unb  al«  Miles  be«  b.  Petrus.  Siebe  bie  feierliche 
Scene  unb  gormel  im  Ordo  Roman.  XIV.  beim  2JiabitIon  Mus.  Ital.  II. 
p.  402  sq. 

* Cod.  Carol.  XXV  unb  XXXIX,  bei  Seniti  XVI  unb  XIX. 


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Skrbültnifle  bw  ju  t-cn  ratigcbarben  unb  @rie$eit.  339 

ibrem  rechtmäßigen  Jperm  geregt  unb  fie  bezogen,  ficb  unter 
bie  Oberhoheit  bc«  Äönig«  ber  ^raufen  ju  [teilen. 1 

5)eftberiu«  brach  im  ^[abr  758  gegen  bicfe  rebellifcben 
Öcrjöge  auf;  feinen  2öeg  burd?  bie  ißentapoli«  nc^mcnb, 
fd)onte  er  nicht  Stabte  noch  gelber  mit  ©ermitftung,  morüber 
fidb  ber  ©apft  bei  ©ipin  bitter  beflagte.  Gr  jog  eitblicb  in 
Spoleto  ein,  tuarf  ben  £erjog  Stlboin  in  ben  Äerfer,  unb 
marfcbirte  gegen  Senebent.  ®er  bortige  £erjog  Siutpranb 
entmidj  in  feine  äufjerfte  Stabt  am  jonifdieti  sHteer  .jppbrum 
tum,  melcbe  fdjon  bamal«  Otorantum  genannt  mürbe,  unb 
fddo&  fidj  bafelbft  ein.  Stadjbem  nun  SDofiberius  2lridnö  jum 
®up  in  ©enebeut  eingelegt  b^tte,  rief  er  ben  faiferlidje«  ©e= 
fanbten  ©eorgiu«  au«  Neapel  ju  ftdj  unb  fcblug  ihm  ein 
©ünbnifi  bor:  ber  Äaifer  foflte  bantacb  ein  ^eer  itacb  ^ta= 
lien  fenben,  ba«  allgemeine  Slufgebot  ber  Sangobarben  [ich 
mit  ibm  jur  (Eroberung  non  9tanenna  bereinigen,  jugleidj 
aber  eine  glotte  au«  Sicilien  §t;bruntum  mit  3)lad)t  be= 
belagern. 

S'rob  biefer  llnterbanbluugen  tarn  2>cfiberiu«  halb  ba-- 
rauf  nach  Storn , ftcb  mit  bem  ©apft  ju  unterreben,  unb 
©aul  batte  ifm  mol  felbft  gerufen,  um  ihn  megen  feine«  3Ser- 
balten«  in  ©etreff  ber  beiben  .öerjogtiimer  3U  befd;mid;tigcn, 
unb  3ur  Verausgabe  jener  bier  Stabte  ju  bemegen.  aber 
ber  Äbnig  mich  jeber  Gutfcbeibuug  borfiebtig  au«,  iubem  er 
bor  allen  Gingen  bie  2lu«liefcruug  ber  ©eifjetn  berlangte, 
bie  Slftolf  itacb  ^rancien  batte  geben  muffen.  3)er  bebrängte 
©apft  erheuchelte  feine  3uft>,nmun9/  er  gab  feinen  Soten 

1 $ie«  gf bt  and  'Paul'«  Briefen  bert>or:  Cod.  Carol.  XV,  bei 
Snuii  XVIII:  Bicque  Spoletinum  ct  Beneventanum , qui  bc  sub  vestra 
u Uco  servata  potestate  contulerant. 


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MO 


©itttee  ©urf>.  Tritt  rt  Sapittl. 


einen  offenen  Vrief  au  pipin,  worin  er  biefent  erflärte,  baß 
fein  erlaubter  Sohn  X'efiboviuS  friedlich  unb  bemutsroll  nacfc 
9tom  gefotttmen  fei,  baß  er  gegen  greilaffung  bcr  ©cißeln 
3moIa  jurücfjugeben  besprochen  habe,  unb  baß  bentnacb  jene 
ju  entlüften  er  bringenb  bitte. 1 (?r  beficgelte  bic  Unwabrbeit 
breift  mit  bem  Spruch  ber  53 i bei : felig  futb  bie  gricbfertigcn, 
bcnn  fie  werben  Sottet  Äinber  Reißen;  aber  ^eimlicß  gab  er 
beitfelben  Voten  ein  anbercs  Schreiben  mit,  worin  er  pipin 
bie  Raffung  beS  erflen  erflärte,  bic  Vcrwiiftungen  bcr  Pen- 
tapolis,  bie  Untcrhanblungcn  bcs  $eftberiu$  mit  Vpjanj  er= 
jäfjlte,  unb  ibn  befd^wor  bie  ©eißcln  nicht  ^erau^ugeben, 
fonbern  ben  Sangobarben  mit  allem  Vachbtucf  jur  JBwbergabe 
ber  Pier  Stabte  anjuhalten. 2 5)iefc  offenen  ©eftänbnifte 
Paul’S  fönnen  bas  Urteil  ffrengcr  (Stjriften  burdi  bie  grage 
in  Verlegenheit  feßen,  ob  bem  papft  unter  irgenb  welchen 
Verhältniften  bie  Siinbe  ber  Notlüge  geftattet  fei;  bic  ffoffc 
SDtorat  ber  SWärtirer  Würbe  fie  Perneint  haben.  Unb  es  ift 
überhaupt  Har,  baß  ber  irbifdje  Vefifc,  in  beffen  trübe  Sphäre 
ber  fJtadjfolgcr  petri  binabgeftiegen  war,  mit  feinen  ebangclifdben 
Jugeitbett  bereits  in  ben  gcfährlicffften  2Biberfpru<h  geriet. 

$>efiberius  fuhr  fort  bie  Stäbte  ju  behalten,  fogar 
Patrimonien  ber  .ftirtffc  friftff  ju  befeßen,  unb  paul  feine 
Äfageit  an  ben  £>of  pipin’S  ju  fenben,  bis  im  Ptärj  760 
ein  Vertrag  jwifchen  ben  ftreitenben  Parteien  ju  Stanbc  fam, 
permittelt  bureff  bie  fränfifeffen  Voten  StemigiuS  unb  Slucffar. 
®efiberiuS  hatte  nidfft  allein  fieff  bereit  erflärt,  alle  Patrimonien 


1 Tifftr  ©ritf  im  Cod.  Carol.  XIX,  Mut  Ccmti  XVII. 

’ ©riff  XV,  btim  Strtni  XVIII:  Sed  larne  Excidlentiesimo  fili, 
et  spiritalis  corapater,  ideo  islas  liu-rns  tali  modo  exaruvimus,  ut 
ipsi  nostri  missi  ad  vos  Franciam  valcrent  transire. 


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SJerbältniffe  bcs  15apft8  5«  ben  Üangcbarbeu  unb  (Wrietben.  341 

unb  Stabte  ber  römifdjen  SRepublif  im  2lpril  bet  breU 
jehnten  ^nbktion  berau«jugeben , foitbcrn  bereite  einige, 
roabrfdjeinlidj  brei  Stabte  überliefert,  unb  nur  3moIa  jus 
rücfbcbattcn. 1 Der  ©runb  jum  .ftaber  blieb,  aber  bie  fiirdje 
mar  bo<b  einer  enbfidien  Söfung  nabe  geriirft,  nur  bafi  bie 
Spjantiner  nicht  aufbörten , ihre  Drohungen  ju  erneuern. 
Die  Beziehungen  be«  $apft«  ju  ben  Äaifern  Gonftantiu  unb 
Üeo  maren  feltfamcr  ÜRatur.  Da«  Buch  ber  'fiapfte,  melche« 
bie  politifdben  Greigniffc  mährenb  ber  ^Regierung  $aul’«  mit 
StiUfcbmeigeu  übergebt,  meijj  nur  ju  fageu,  baß  er  öfter« 
Nuntien  nach  Bpjanj  fdjicftc,  um  jene  Imperatoren  jur 
äüieberberftellung  be«  Bilbercultu«  aufjuforbem,  von  bem 
3>oiefpaIt  beiber  Deile  megen  be«  Grarcbat«  ober  SRom’«  aber 
fpridjt  e«  nicht.  Unb  auch  in  einem  Briefe  an  Ißipiu  erflärt 
ber  ißapft  mit  auffallenber  BefUmmtbeit : „bie  fcbänblicben 
©riechen  perfolgen  un«  um  nicht«  anbere«,  al«  megen  be« 
heiligen  unb  orthobopen  ©lauben«,  unb  megen  ber  frommen 
Drabition  ber  ebrmürbigen  Bäter,  melche  fie  ju  Pertilgen  be= 
gierig  fittb."2  Die«  mag  junt  3*®c‘fe^  berechtigen,  ob  ber 
bpjantinifebe  Äaifer  mirflid)  ber  .ymfdiaft  über  fRont  beraubt 
gemefen,  benn  menn  ber  ifkipft  bie  ooüe  Glemalt  in  9tom 
hatte,  fo  muf;  man  fich  Permunbern,  baß  er  al«  ©runb  be« 
faiferlichen  ßorn«  nicht  bie  Coöreifjung  be«  Ducat«  uitb 
Gparcbat«  angab. 3 * 5 SlHein  e«  lag  in  ber  s^olitif  be«  Zapfte«, 

1 hierauf  beliebt  ficb  ©riff  XXI , b(i  6enni  XX ; aber  galt  t(8  3abtS 
7f>9  bei  Seiuti  bat  SJliiratori  ba«  3abr  700  unb  bie  13.  3»bictieu  ange- 
nommen, unb  ibm  folgt  Iroua  (Jod.  Dipl.  Long.  Tom.  V.  n.  DCCXL. 

1 Non  ob  aliud  nefandissimi  nos  peraojuuntur  Graeci,  nisi 

propler  annctaiu  et  orthodoxem  fidem  etc.  Cod.  Carol.  XXXIV, 

bei  (Senni  XXV. 

5 i*imatovi  flcUt  bieje  „gmeifel  auf:  Aniinl.  ad  aun.  759.  762.  6t 

I 


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312 


kirnte  iMtd).  dritte*  Gapitcl. 


Die  wahre  3$cranlaffung  be$  .{Safte?  Don  Bijanj  mit  Dem 
Soleier  religiöfer  Urfadjen  ju  oerijülien ; bie  Trennung  bc$ 
Gpard;at$  Dom  SHeich  war  auSgefprochen  worben,  nicht  fo 
biejenige  beS  römifeben  EucatS.  2>ie  ißäpftc  fuhren  fort, 
bem  Äaifer  bie  fcheinbate  Oberhoheit  in  Diplomen  unb  auf 
aJtünjcn  511  laffeit,  unb  bie  Äaifer  als  Oberhäupter  beö  SReicftS 
nahmen  aus  Stolj  ben  Schein  an,  als  ob  ihnen  9tom  nod; 
eigen  war.  2lber  ber  Ühatfache  nach  empfingen  fte  Weber 
Tribut  aus  ber  rötnifeben  Sßrooinj,  nod;  übte  in  ber  Stabt 
irgenb  einer  ihrer  Beamten  eine  Gewalt  mehr  aus.  Sic 
fahen  fRotn  fo  gut  fidj  entriffen,  als  cs  ftlaoenna  war,  unb 
fte  muftten  an  bejfen  'Biebereroberung  bei  gelegener  ,3eit 
benfen.  3>och  9lom  war  entfernt,  ober  gegen  Angriffe  von 
Neapel  aus  burd;  baS  freunbliche  23enepent  gebedt,  währenb 
Siaoenna,  burd;  feine  i'age  Wichtiger,  nahe  3U  erreichen  unb 
leid;tcr  ju  erobern  war.  3 1,1  3ahre  761  waren  Gerüchte 
oon  feinblichen  2lbfid;ten  fuitb  geworben.  ®cr  Sßapft  forberte 
eilig  ppin  auf,  fieft  bei  üCcfiberiuS  ju  Perwenben,  bafi  er  im 
Notfall  .Oilfe  leifte,  unb  auch  ben  .{jerjögen  non  Spoleto  unb 
söenepent  befehle,  ibm,  bein'^apft,  als  Machbaren  beijuftehn: 
ein  breifadher  SöeweiS,  baft  Sßaul  für  fRom  felbft  fürchtete, 
baf?  ^rieben  mit  SSefiberius  beftanb,  unb  enblich  baft  jene 
föerjogtümer  wieberunt  bie  Oberberrfcbaft  beS  £angobarbenfb= 
nigS  anerfannten.  Vergebene  fuchte  ber  Äaifer  ben  (rrjbifdiof 
001t  fRaoenua  für  fich  3U  gewinnen;  Sergius  ehemals  uom 
Sßapft  Stephan  in  fRom  unter  Gewal;rfam  gehalten,  aber  von 

ivmibcrt  [up  ferner , baß  'Paul  nur  soll  SKilfhingen  brr  $u$amiiifr  gegen 

Stasenna,  nie  aber  Sou  9?om  «btt.  3ubrß  fiubet  fiel)  eine  Stelle,  iso 

[ebr  U’ol  ni<bt  bis«  so»  Angriffen  gegen  Dtasenna  gefbrodpeu  isirb.  3cf> 

meine  Cod.  C'arol.  XXXIV,  bei  (Senni  XXV:  Gracci  — super  nos, 

et  Rnvennntium  partea  irruerc  cupiunt. 


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Sifrbältniffe  tee  |u  ben  Saiiflcbartfii  mit  ©ritten.  343 

Ißaul  fogleidj  tuteber  in  fein  2lmt  eingefefct,  beeilte  ftd^  bie 
faiferlid;en  Schreiben  nach  9tom  ju  fenben. 1 S)ie  SRüftnngen 
ber  Kaifcr  mürben  eingeftcllt,  eS  märe  auch  ein  3ll3  gegen 
Italien  nidjt  ungefchicfter  unternommen  morben,  als  mährenb 
bes  griebenS  mit  ben  Saitgobarbeit. 

©eitler  batte  ijjaul  feine  ißeranlajfung  mehr,  oor  bt>3an= 
tinifchcit  Drohungen  ju  erfcbrecfeu.  Gr  ermähnt  ber  ©riechen 
überhaupt  nur  nod;  einmal,  inbem  er  mit  auffallenber  9luhe 
IJJipin  fchreibt,  er  h<i&e  gehört,  baß  fed)S  ißatricier  mit  brei= 
hunbert  Schiffen  uitb  ber  ficilifchett  Kriegsflotte  oon  Gonftan- 
tinopcl  nach  9tom  beorbert  untermegS  feien,  aber  er  toiffe 
nicht,  maS  fie  mollten,  noch  meld>es  ber  ©ruttb  ihrer  Gjpe- 
bition  fei,  nur  bieS  fei  ihm  gemelbet  morben,  baß  fie  SBefeljl 
hätten  juerft  nach  9tom,  bann  aber  nach  grancien  311  fegein. * 
®ie  Sorglofigfeit,  mit  meldier  ber  fßapft  oon  biefcr  Unter* 
nehmntig  berichtete , mürbe  and;  bann  IBermunberung  erregen, 
memt  fRorn  mit  ©pjanj  in  ben  friebtichfteu  ®ejiehungen  fich 
befatib.  GS  iß  offenbar,  baß  ißaul  baS  ©erüdft  als  ein 
Diärcben  belächelte,  unb  fomol  bie  fcrf)S  Ißatricier,  als  bie 
ungeheure  9lnjahl  ber  Schiffe  erfcheiuen  oöUig  fabelhaft.  3)ie 
©rieten  machten  feinen  RJetfuch,  Italien  burch  SBaff engemalt 
mieber  ju  erobern,  utib  ber  ßJapß  hätte  im  lateranifchen 
iflalaft  ruhig  fchlafen  föunen,  menn  nicht  IDefiberiuS  oon  $eit 
ju  3eit  ben  grieben  mieber  ftörte.  GS  mürbe  IjJtpin  mit  neuen 
Klagen  beläftigt,  unb  eine  lange  Unterhanblung  megen  ber  'fla* 
trimonien,  ber  gegenfeitigen  fyorberungett , Gntfchäbiguitgen 

1 S5on  ttu  9tbfidf'trn  t*r  Styjatttinrr  banMt  außtr  bcin  obigen 
amty  XXVIII,  frei  C«mi  XXVI,  citbiid)  XXIV,  bei  (£enni  XXXVIIL 

3 C^uchI  sex  Patricii  deferentes  sccum  trecenta  navigia,  simul- 
que  ft  Sicilifn8fm  stolum,  in  lianc  Romanam  urbrm  absoluti  n 
Kegin  L’rbe  ad  noa  pruperant.  Ibid. 


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344  SJifrtfö  iturfi.  drittes  Catitfl. 

unb  ©renjbeftimmungen  bnrdj  bie  Beauftragten  ber  brei 
Brächte  geführt,  bi!  im  ^aßr  704  ober  7f>5  nach  SUirfgabe 
aud;  ber  Stabt  3mola  bie  Birdie  für  einige  3?it  bee  grieben! 
oerfidiert  warb. 

2.  bauten  Stepban'«  II.  unb  $aul'6  I.  in  9tom.  Ter  Batican  unb 
0.  feta.  Ter  erftc  ©Utfenturm  in  9t«m.  Tie  Tabelle  ber  $ttroniOa. 
Berfe(;ung  bev  .^eiligen  au«  ben  üatateniben  nadj  bet  Stabt.  ©riinhiiig 
be«  &l  öfter«  S.  Silbeftro  in  Sapite. 

ffiir  buben  bie  politifdie  Shätigfeit  fßaul’!  »erfolgt , unb 
loibmen  ben  folgenben  9lb)d;nitt  feinen  unb  feine!  B ruber! 
Bauten  in  5Rom,  beren  einige  fcfjr  merfwürbig  gemefen  finb. 
Seit  bem  bie  ^äpfte  .fjerren  in  3tom  unb  im  Gpardjat  gc= 
»oorbeti  tvaren,  begann  eine  neue  ijSeriobe  fünftlerifdjer  3Tbä= 
tigfeit,  bemt  bie  waebfenben  Ginfünfte  ber  Äirthe  erleichterten 
bie  Bauten.  3”  bem  Btaße  freilich , al!  ntan  reftaurirte 
ober  neue  Birdien  aufführte , motzten  bie  alten  Biomuncnte 
burch  ipiünbcruitg  leiben,  bie!  um  fo  mehr,  al!  bie  Grlaub= 
niß  ju  ihrer  Benutzung  toeber  bei  einem  Gpardben,  n cd)  beim 
Kaifer  mehr  nachgeholt  }U  werben  brauchte. 

5>ie  päpft  lieben  Brüber  bauten  »iel.  Stephan  11.  batte 
unter  anbem  bie  Bafilifa  be!  S.  Saurentiu!  horgcftellt,  unb 
eine  nicht  fleine  ülnjahl  »ou  ifJilgerhäufem,  »on  ihnen  jtoei 
am  S.  'fkter,  »ergrößert  ober  neu  gegrünbet;  ber  immer 
loachfenbc  ^ubrang  »er  cpüger  machte  bie!  nötig.  Bor  allem 
aber  batte  biefer  ißapft  feine  Bauluft  auf  bie  »aticanifdbe  Ba= 
• filifa  gerichtet.  $ser  Baticau  war  bereit!  bamal!  ju  einem 
eigenen  Stabtgebiet  außerhalb  SRont'!  aitgewachfen.  ®ie  Mirdje 
be!  äpoftelfürfleu  umgaben  Capellen  unb  Heinere  ßirdjen,  Gpi! 
copicn,  ifjilgerhäufcr,  fDlaufolecn,  Älöftcr  unb  eine  Sttnftebluitg 
aller  ber  Blenfdben,  welche  bort  Befcßäftigung  unb  Nahrung 


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bauten  Stepban’«  II.  unb  faul'»  I. 


345 


fanbeit.  3ur  3e^  ©regor'ä  III.  ftanfcen  Port  fdiott  brei 
Älöfier:  ein  bem  ©.  Sofjann  unb  fßaul  geweihtes,  ein  Älofter 
beS  <3.  Sflartin,  unb  baS  bcS  älteren  ©tephanuS  mit  bem 
3unamcn  Gata:©alia  = $atritia,  ober  fälfchlich  auch  Gata= 
SJarbara^atritia,  loie  oielmehr  ein  anbered  Älofier  bes 
jüngeren  Stephan  ju  nennen  ifl. 1 ®er  ißapft  ©tephanuS  II. 
fügte  ihnen  ein  viertel  hinju ; fein  9Iame  rnirb  nicht  ge-- 
nannt,  eS  führte  aber  H'al;rfcbeinlicb  ben  Xitel  ©.  £i;ecla 
ober  .^erufalem.  GS  loirb  if;m  auch  eine  Grneuerang  bei? 
2ltrium$  jugefchrieben,  unb  ber  58au  eines  ©lodenturmS  über 
ber  33afilifa,  ben  er  mit  ©olb  unb  ©über  überjog.  $ieS 
märe  ber  erfte  eigentliche  ©foefenturm  in  9iom. 2 GS  fdjeint 
gemif?,  bafi  man  Xünne  neben  ben  Sajtlifen  ber  ©tabt  im 
achten  ^afirbunbert  ju  bauen  anfing,  unb  nodb  h«wte  fiebt 
man  manche,  bereu  tüereefige,  unoerjiingte  ©eftalt  mit  ben 

1 An»»:.  Vita  Gregor.  III.  n.  194.  Panvinius  de  Baad.  Vatioan. 
III.  c.  8 im  Tom  IX  Spirileg.  Komau.  git't  bie  9tamen  brr  Älifflre 
nodb  rin«  SWarmoriufcbvift  ©reger’«  UI.  au«  feinem  Cratovium.  6«  ift 
jene  eou  be  SKoffi  berau«gegcbene  (in  ben  «lue  doeum.  inediti  Tavoln  11). 
ÄuSfilbrli*  bauten  ueu  tiefen  AlSftern  GaitceUieri  de  Secretariis  uovae 
B.  Vat.  p.  1484  sq.  Jen  fRamni  Cata  Galla  Patricia  erttärt  man 
au«  einem  ©nmbflüd  ber  ©alla,  To*ter  be«  fatriciu«  Summadiu*, 
melcbe  am  @.  fetre  al«  SJtonne  lebte.  3*  betätige  bie«  tur*  bie  meint 
au*  etru-ütreneu  Angaben  be«  Clironicon  Beuedicti  eom  M.  Soracte, 
tuet*«  bie«  um  ba«  3abr  10**0  ju  erpibieu  weiß:  ad  omnipotentes  Dei 
servitium  aese  apud  b.  Petri  ap.  accclepia  in  monasterio  tradidit. 

1 ©rfanniti*  wirb  bie  erfle  Jlmvenbung  ber  Äinbengloden  bem  faulin 
een  9iola  gigef*rieben.  sJii*t  eor  saec.  7 teareit  iubefj  bie  gregen  ©loefen 
in  ©ebrau*.  <2.  ©areniu«  ud  anu.  614.  Kuboeit  in  Vita  S.  Eligii 
anno  650  nennt  Campanae;  ebenfo  ©eba  um  700.  SRan  fagte  signa 
pulsare  ad  tnissam  publicam.  3*  finbe  au*  tangere,  im  Ordo 
Rom.  I.  beim  tUIabillcu  II.  p.  19:  media  nocte  surgetidum  est,  et 
tangitur  signnm.  Xie  2)iüu*e  l<rau*ten  bie  ©loden  feit  740  allgemein; 
f.  3ob.  ©apt.  Cafali  de  profan,  et  »acris  veter.  Kitibus  Roraae  1644. 
p.  286  sq. 


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340  Stiert«  ©uch.  Xritteä  Sapitel. 

römifcben  ®ogenfettftern  nebft  bcn  Heilten  Säulen,  bie  fie 
teilen,  fdbon  beut  achten  ober  neunten  ^abrbunbert  aitgebö= 
ren.  Stit  bem  ®au  ber  Zürnte  aber  tourbe  baö  princip 
Per  alten  ®afilifett  öerlaffen,  unb  ein  rafdjer  Stritt  ju 
bem  romanifdjen  Stil  ber  feubaleit  6pod>e  getban , melier 
bie  Stürme  oorjugstocife  eigen  finb.  Sie  entftanben  auch  bei 
Älöftcwt  unb  &ird;en  jum  teil  fdjon  au<3  bem  ®ebürfiü&  ber 
®efeftigung,  unb  feit  Garl  bem  ©rojjen  fprofeten  in  9tom 
allerloegen  türme  auf,  Bauten,  bie  baö  Altertum  nur  jur 
Sicherung  ber  Stauern  unb  torc  angcioeuöet  batte. 1 

Stepban  toirb  enblicb  bie  ©rünbung  ber  lange  $eit  be= 
rühmten  Gapcllc  ber  S.  Petronilla  neben  bem  S.  Peter  ju= 
gefebriebett.  tiefe  .^eilige  oerbanfte  einer  trabition  ibr  aud= 
gejeiebneteö  Slnfebn  in  Som:  bie  arglofc  Stimme  b es  Bolfö 
fagte  bem  Slpoftelfürften  nach , baff  er  eine  fleifcblicbe  tod;ter 
erzeugt  butte,  bie  oon  feinem  eigenen  Samen  Petronilla  gc= 
uanut  tourbe.  5)a3  fc^ötic  Stäbchen  rührte  bas  ^erj  eiltet 
jungen  unb  ebeln  Reiben  glaoiuS;  er  begehrte  ihre  .§aiib, 
aber  bie  Jungfrau  forberte  brei  tage  Pebenfjeit,  loelcbe  fie 
im  ©ebet  hiubradite,  bi«  fie  ber  plöplicbe  tob  erlöste. '*  3(?re 
Reiche  tourbe  an  ber  arbeatinifebeu  Strafte,  eine  unb  eine 
halbe  Stillie  oor  bem  lateinifebeu  tor  beftattet,  auf  bentfelbeit 
Gömeterium,  too  and)  bie  Zeitigen  Gunud;en  SerouS  unb 
2l<billeuö,  täuflinge  bes  2fyoftelfürften,  begraben  lagen.  2lbcr 

1 $?on  bem  Ölodenturm  ©tephott’®  oni  ©.  tpeter  berichtet  ber  C<m1. 
Früher,  unb  Thunn.  II.  bcs  Lib.  Pontif. 

* Staroniu«  sd  ann.  60  rrttet  ©.  ‘Petra«  oott  einer  natürlichen  X echter, 
aber  ba«  Breviar.  Roman,  betäubtet  fie.  3(jr  geft  tt'irb  am  31.  Diai 
gefeiert.  petrn«  fett  feine  Xcdjter  felt'ft  begraben  unb  auf  ihren  ©arfaphfS 
gefebriebett  haben:  aurrne  Pfctronillae  filino  dulcissiniae.  Xertiilliau  unb 
•‘>ieromjmn#  fpretpen  reu  feinem  Söeibe. 


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• 3)ie  tia  pelle  ber  g.  'fktronilla  3 47 

cö  führte  beit  Hainen  von  Petronilla,  weiter  fdwit  früh  eine 
Äirdfe  bort  erbaut  warb. 1 3U  ©regor’S  III.  $eit  loar  bie 
Perehrung  ber  Pocbter  petri  fcfjr  groß,  unb  cnblid)  be= 
fc^Ioß  Stephan  II.  it>r  eine  prächtige  Gapelle  neben  ber 
SBafilifa  ihres  Paters  ju  erbauen,  worin  er  ihren  Üeidjmam 
nieberlegen  wollte;  beim  ba  ber  Prabet  bes  Petrus,  2lnbreaö, 
bereite  eine  prächtige  Gapelle  bafclbft  befaß,  modite  man  aud; 
ber  Sbdfter  beS  Ülpoflelfiirflen  eine  gleite  gönnen,  um  fo 
bie  ^eiligen  gamilfenglieber  neben  einanber  ju  verfammeln. 
Stephan  wählte  bafiir  beit  Crt,  wo  ber  Äaifer  |>ouoriuö  bas 
'JMaufoleum  fjatte  errieten  laffeit,  welkes  bie  Slfdje  feiner 
grauen  3Jtaria  unb  Sliermantia  umfehloß.  3)iefc  ©ruftcapclle 
mußte  bereits  verfallen  fein,  unb  fo  errichtete  Stephan  bort 
eine  innen  acfitecfige,  außen  raube  Gapelle  für  feine  iicilige. 
Sie  holte  eine  iupe  von  55  Palm,  eine  Breite  im  £)urtfp 
ineffer  von  75  Palm,  war  gewölbt  unb  enthielt  acht  Gapellen 
unb  cbenfooicl  2lltare. -1  3lber  Stephan  ftarb  über  bem  Pau, 
Paul  weihte  ihn  furj  vorher,  che  er  felbft  bie  patheuftelle 
bei  ber  priitjeffin  ©ifela  übernahm.3  $ieS  Heiligtum  war 

1 lieber  ba«  ttiSnietcrium  ber  8.  ©etrMiilla  f.  ©elbetti  Osscrvaz. 
sopra  i Cimilcri  de’  SS.  Martin  II.  c.  18.  p.  551.  — SBunberiit  »Mi 
ber  Vampe  ber  8.  ©elrenitla  wirb  frpon  um  GOU  angeführt;  c«  beißt  im 
©evjeithitiß  fcld)er  Cele  beim  'JDfavini  "ßapirt  ?e.  8.  208  gerabeju : See  Pe- 
tronillae  filiae  Sei  Petri  Aposto  . . . 

* Ter  Crt  be«  ©au’«  wirb  im  I.ib.  Pont,  SRofilitrt  genannt,  b.  b. 
ba«  'l'iaiifoleum  (Sevcrsno  le  7 chiese  p.  92).  (SnnceUieri  de  seeretnr. 
Vetcr.  Hiis.  Vatienn.  bat  biefer  Shmbtiicb«  eine  lange  unb  gelehrte  Sb« 
banblung  gewibmet  unb  mit  ßntftbiebenheit  Berneint , baß  fie  au«  bem  ge« 
fabelten  Zempel  be*  SpoUo  entftanb. 

■’  Infrn  autem  sacrati  corporis  mixiliatricis  veslrae  B.  Petro- 
nillac,  fjuae  pro  laude  aeterna  memoriae  uominis  vestri  nune  dedi- 
eata  dinoscitur.  Cod.  Carol.  XXVII,  bei  Genui  XIII.  3<h  rate  beueu, 
welche  bie  geiflliipe  ©aterfchaft  be«  8.  'fietru«  behaupten , biefe  Snficht  burth 
bi«  ©ejiehung  auf  ©aul’«  geißlitpe  ©aterfipaft  Bott  Oifela  ;u  mtlerftii^en. 


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318 


Vierte*  4?ud).  Stritte«  Captld. 


auSbrüeflieb  jum  fttubm  von  ^ßiptn , beut  2lboptivfobn  ber 
Äirebe  ober  beS  g.  IJietruS  geftiftet  Worben , weshalb  uoeb  in 
fpäteren  3«itön  bie  ftönige  grattlreicb'S  bett  ^atronat  beffelben 
führten.  $)ie  Seiche  ber  ^»eiligen  tourbc  baritt  nicbergelegt, 

t 

unb  bieS  gefebab  ju  ber  3e>G  als  ^aui  viele  Äatafomben 
fRotn’S,  bie  von  ben  Sangobarben  wäbrenb  ber  Selagerung 
übel  jugeriebtet  worben  waren , erneuerte,  (rr  liefe  eine  grofee 
3abl  von  tobten  .^eiligen  in  bie  Stabt  febaffen,  um  fte  bort 
unter  bie  ftireben  unb  .UI öfter  ju  verteilen.  3iotti  erfcfeoll  Siodbeu 
unb  Monate  lang  von  ben  .övmuen  ber  ^rocefiionen , welche 
biefe  ^bäuerlichen  3üge  begleiteten , unb  bureb  bie  Store  fameu 
Magen  nach  Magen  herein,  bie  mit  Scftabelu  unb  Jtnocfeen, 
ober  mit  Sarfopltagen  belaftet  waren.  $iefc  bunfeln  Scencn 
tuerfett  einen  tiefen  unb  gefpenftifdien  Schatten  über  baS  ba= 
malige  Mittelalter  SRom’S,  uttb  aud?  bie  lebbaftefte  6inbil= 
bungöfraft  barf  nicht  hoffen,  ihrer  Jöirflicbfeit  nahe  ju  Fom- 
men.  ®ie  Stranölocation  ber  lobten  SRom’S  machte  in  ber 
Sielt  Sluffebn;  ba$  Verlangen  ber  fernen  Söller  in  Gallien 
unb  Germanien  würbe  bureb  Berichte  aufgeregt,  unb  bie 
Singeln,  grauten  uttb  3)eutfcbeu  faitbten  Soten  nach  Slom, 
einige  Steile  von  jenen  Schaben  ju  erflehen.  .Uno eben  von 
Stömern,  bie  Ueberrefte  von  Menftben  jebcs  Staube«,  Sllters 
unb  Siefens  wanberten  in  bie  tiefen  Siilbniffe  Germanien’^, 
um  mitten  in  jenen  SJälbern  unter  Älofteraltäre  verfenft 
unb  mit  2lnbacbt  verehrt  ju  werben,  wo  bie  Gebeine  ber 
Segionett  beö  SaruS  unb  beS  SDrufuS  moberten;  unb  über; 
baupt  war  eS  eine  feltfame  Sianberung  ber  römifchen  Job= 
ten  im  Sbenblanb.  £a$  menfcblicb  feine  Gefühl  ber  Grie= 
eben  würbe  ficb  vor  biefem  Scbaufpiel  entfett,  unb  ber 
flarc  Serftanb  ber  alten  Slömer  es  verachtet  ober  nicht 


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Ta«  Älcfier  8.  Silvestro  in  Capite.  310 

begriffen  haben.  Unb  auch  mir  eiten  Pon  biefen  Reichen  gern 
hinweg. 

©aulud  ftiftete  im  ^ahr  761  ein  nadwtals  berühmtes 
Äloftev,  bad  nod;  beute  in  ber  »icrten  Siegion  Colonna  unter 
bern  Sianicn  6.  Silbcftro  in  Gapite  beftcbt.  $>iefe  ©cgenb, 
iitt  Altertum  jur  fiebenten  Siegion  SBia  Sata  gehör eub,  mar 
bamald  fc^on  einigermaßen  angebaut:  fte  tag  an  ber  ©ia 
glaminia  gegen  bad  eigentliche  SRar&felb  bi«/  unb  ed  fcheint, 
baß  fidf  bie  Sueuflifcben  ©arten  bed  ©inciud  hid  bort  hinab 
erftreeften.  ®ie  verbrochene  Söafferleitung  ber  2tgua  ©irgo 
burdbjog  biefe  ©egenb. 1 .gier  fianb  bie  Pätertidje  Söobttung 
©aul’d;  fdjon  fein  ©ruber  fotl  in  igr  ben  geitigen  Sionpfiud, 
Slufticud  unb  ©leutberius  ju  Gbren  ein  .Vt [öfter  angelegt  ha- 
ben, unb  ed  ift  fegr  mahrfdieinlid; , baß  er  aud  Grfenntlichfeit 
gegen  ©ipin  toie  aus  3)anfbarfeit  für  feine  ©enefung  im 
Älofter  be i 6.  $>ionpfiud  bei  ©am  biefem  geiligen  ein  dbn= 
lieget  in  ©om  ju  errieten  unternahm.  21  ber  bie  römifefte 

Üegenbc  mochte  ben  erften  ©ifdjof  oon  3ttgeu  unb  angeblichen 
Stpoftel  non  ©arid  ober  granfreid?  baraus  oerbrangen , unb 
ben  S.  SDionpfiud  2lreopagita  in  ben  heiligen  ©apfl  biefcd 
Slamend  berwanbetn,  bem  eine  Gapelte  in  ber  Üloftcrfirdfe 
geweiht  mürbe,  ©aut  PoHenbete  ben  ©au  feines  ©ruberd 
unb  nannte  ihn  bann  nach  ben  3Wei  heiligen  ©äpflen 

1 ®tr  9Müiidi  ©enebict  ccm  gerade  fcefdjrnbt  im  10.  saec.  bie  Vogt 
fo : Stephanus  — cepit  liedificare  donium  tcclesiam;  in  onore  S.  Dio- 
nisii,  Rustici  et  Heleutherii,  in  hurbe  Roma,  juxt«  via  Flammen, 
et  ereio  (horologium  bc«  Aitgufl?),  nun  Ion  ge  ah  Agusto,  juxta 
forma«  «pccies  decoruta,  sicut  in  Fnincia  vidernt.  Mon.  Germ.  V. 
c.  20.  Aguflo  ift  Ki«  [Dtaufcfeum  be«  Auguflii«,  U'elcpc*  olfo  ftficn  im 
«aec.  X Agofla  genannt  »erben  medpte : f pater  bieg  e«  Aufta.  34  lege 
©etuic^t  barauf,  baß  ©enebict  bie  ©rünbung  Step&au’«  mit  [einem  Aufent- 
halt in  grantrricb  Wrbinbet 


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350  tpierte»  8utb.  Sritte»  (Sapiiel. 

Stephanus  unb  Silvefter.  3n  ßlofter  aber  fe$te  er 

griechifdw  'Hiöndic,  vietteidjt  vom  Orbeu  be«  Safiliu«. 1 

$)a«  .«(öfter  fßaul’S  führte  übrigen«  verfdjiebene  Flamen. 
Gs  hieß  and)  ©.  SMonvfii,  nnb  Gata  pauli,  weil  e«  neben 
ißaul’3  SBohnung  errid&tet  Worben  war,  unb  inter  duos 
hortos.  Seit  bem  bretjelmteu  ^a()rl)nnbert  würbe  e«  in 
Gap ite  benannt,  weil  ba«  .{jaupt  Johann’«  be«  Käufer«  nad) 
mclen  Uüanbcrungen  burd)  bie  Sauber  ber  Grbe,  wo  e« 
reichli<$  Seile  von  fid)  jurilcf  liefe,  julefct  in  biefent  Jfloftcr 
feftgehalten  würbe. 2 

3.  *paulu8  I.  flirfct  im  3uni  767.  llfurpation  be«  Sup  Soto  unb  feinet 
Srüber.  Ser  'Pfeubopapft  Conflantin.  (»egenteoolution  in  Stern.  ttbri< 
ftepboru»  unb  Sergius  überrumpeln  fRcm  mit  lattgebarbifcbcr  fMlfe.  Sie 
i'angebarben  fepen  libilippu»  im  Pateran  ein.  ©tcpbaii  III.  trirb  'ffapft. 

$er  ißapft  ißaulu«  ftarb  am  28.  3uni  707  fm  .«(öfter 
bei  6.  ‘^aul  vor  b.n  dauern,  wohin  er  fich  unbebaut  vor 
ber  großen  Sotmnerhifce  jurtirfgejogen  batte.  S)ie  Zapfte 
jener  3eit  befaßen  noch  feine  (paläftc  auf  ben  fühlen  Sergen 
ber  Gampagna,  unb  es  bünfte  ißaul  ber  2lufenthalt  bei  jener 
Safilifa  eine  Grfrifchung , obwol  bie  ©egenb  (fie  wirb  heute 

1 Utii  el  llonnchorum  congregntionem  constriu-ns,  G raecoe 
modulationis  panlmmliue  Coenobium  osse  derrevit.  Anast.  Vita 
I’nuli  n.  260.  Sa»  Jlrdjio  Bon  S.  gitoeflro  bewahrt  bas  Stiftung» 
biplom,  ein  poeifcfjiaftr»  Pergament,  Botlftänbig  abgebrucJt  beim  Pabbe 
Conc.  VIII.  p.  445  sq.  lieber  biefelbe  Äirtpe  feprieb  ausführlich,  boeß 
lmtritifd)  Garletti  Hemorie  storiclie  criticbe.  Rom.  1795. 

3 Sa«  Stoßer  rühmt  fiep  auch  be«  ®ilbnif[e«  Bott  ßbeffa.  fDtert* 
miirbiger  ifl  inbefi  eine  auf  bie  Säule  be»  «ntenitt  bejiiglicbc  fDtarmerin- 
ftprift  Born  3aßr  1119,  auf  bie  idj  jpäter  juriuftemme.  — Ser  Lib.  Pont, 
ftbreil't  'Paul  ben  8au  einer  girtbe  ber  Spoflel  'pelrus  unb  'pnulu«  neben 
bem  Sempef  ber  Stoma  an  ber  8ia  Sacra  jn.  Sie  muß  bort  gefianbett 
haben,  too  jept  bie  ©.  grancesca  Stomana  unweit  be»  Situ»bogett«,  in 
ben  (Ruinen  be«  großen  Scmpel«  ber  8enu#  unb  Stoma  fiept. 


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UfuTpation  be«  Icto  unb  Conflontimi«.  351 

von  beit  Senebictinern  Währenb  bee  Sommers  als  töbtlid; 
geflohen)  fdpon  bamals  uitgefuitb  war.  ©in  giebcr  raffte  tfm 
hin  an  ber  SBigilie  beS  ^efteS  ber  Spoftel,  unb  weil  bamals 
SRom  von  Stumult  erfüllt  war,  ftarb  er  non  allen  ver= 
laffen,  außer  non  feinem  getreuen  SpreShpter  Stephanus. 1 * 3 * * * 
Sein  Job  würbe  »on  einem  Steile  bes  SBoIfd  aufrichtig  be= 
trauert,  ba  er  ein  Pfleger  ber  Äranfen,  ber  Sinnen , ber  &e- 
fangenen  gewefen  War,  unb  man  fagt,  er  befugte  in  Sßetfoit 
heimlich  -JtachtS  bie  Äerfer,  um  jum  Stöbe  verurteilte  3Jer= 
bredier  ju  befreien  — ein  beweis,  bafi  ben  SjMpfteu  gegen- 
über bem  weltlichen  ©ericht  baS  SöegnabigungSrecht  juftanb.7 
spaul’S  £eid;e  würbe  in  Gilc  unb  ohne  alle  gormlichfeit  in 
S.  ißaul  beftattet,  aber  nach  torei  ÜJlonaten  auf  bem  Jiber 
nach  bem  S.  Steter  gebracht;  unb  bort  in  einem  Oratorium 
beigefeßt.  Welches  spaul  ber  Jungfrau  SDlaria  juvor  erbaut, 
unb  Wo  }U  ruhen  er  felbft  gewünfeht  I;atte. 

Stic  höcfift  ftünnifchen  Greigniffe  nach  SpauI’S  Stöbe  jeigten 
nun  bie  folgen  von  ber  weltlichen  Stellung  bes  spapfttums,  von 
ber  Befreiung  Sllom’S  auS  ber  £>anb  ber  SJvjantiner  unb  £augo= 
barben,  unb  enblich  von  ber  vermehrten  9)iad;t  ber  Dptimaten. 
Stie  weltlichen  Glemente  in  9tom,  lange  3cit  in  einen  tiefen  Schlaf 
verfenft,  erwachten  wieber  jum  SBewufjtfein,  als  bas  spapfttum 
eine  irbifche  ©eftalt  annahm  unb  feine  .fpanb  nach  folchem  SBefiße 
auSftredte.  S£)ie  SRömer,  Slbel  wie  Bürger,  waren  unter  ben 

1 Omncs  eum  derelinquentes,  nisi  ego,  fo  fagt  Stffbau  III.  im 

Concilium  Lateranense  ann.  769,  «1.  Ccuni  Koni.  1735,  p.  4. 

3 Sed  et  carceres,  atque  nlia  clauatra  jier  i ndem  noclium  seereta 

viaitabat.  Et  ai  quoa  ibidem  conveniebat  rctruaos  a mortis  eruens 

jiericulo  liberoa  relaxabat.  Anast  n.  258.  £<Sj}lri<$«tt  befreite  er  oft 

burcf)  Uoelauf  €($ulbiirr  n jugo  servitii:  tt  bauert e ba«  <Kt$ulbgcfe(} 

alfo  fort. 


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SJitrtf«  Süu$.  Kapitel. 


;y>2 

Waffen,  welche  fic  mieber  ju  ihrer  iBcrteibigung  gegen  £ang&= 
barben  unb  ©rieeben  ergriffen  batten,  jum  ©efiihl  ber  Äraft 
gefomnten , unb  bas  53ebärfnij?  nad;  politifdjer  ©elbftftänbigfeit 
unb  eigenem  Regiment  machte  fid)  bie  unb  ba  offenbar,  ©eit 
biefer  3eit  gibt  es  eine  ©efchid^te  ber  Sriftofratie  in  ber  fo= 
genannten  SRepublif  fHont;  bie  innern  gehben  ber  ©tabt,  bie 
Kämpfe  beS  ißapfttumS  mit  bem  9lbel  berfelben  ober  mit  ben 
Maronen  ber  ßampagna  nehmen  nun  ihren  Anfang,  unb  bie 
ißäpfte  fahen  fi<h  gejmungen,  bem  miberftrebenben  5Rom  bie 
grembherrfdjaft  eines  XominuS  ober  Imperator  aufjulegen. 

Äaum  loar  bas  ©erüdit  oerbreitet,  baf?  man  beut  '|tapft 
$aul  bie  2lugcn  jubrüdfc , als  eine  mächtige  unb  ehrgeizige 
SbelSfamilie  ihre  ifilänc  auf  9lom  unb  ben  ©tut  ^ctri  aus 
jufübren  eilte.  3hr  -Oaupt  ttar  ber  ‘Dur  £oto,  beffen  dlamc 
langobarbifche  2tbftammung  ju  oerraten  fdfeint.  (£r  mar  aus 
dlepi  gebürtig,  befaft  bort  unb  in  ber  tuScifchen  £anbfdjaft 
überhaupt  reiche  ©üter  unb  oiclc  Colonen,  aber  auch  in 
9lom  einen  ißalaft.  3Me  meiften  großen  gamilien  ber  Stabt 
hatten  mahrfd;cinli<h  f<hou  fefte  ©düöffer  in  ber  Gampagna, 
unb  micberum  fauften  bie  l'anbbaronc,  ju  benen  Üoto  ur= 
fprüitglid)  gehörte,  fich  ^Jaläfte  in  ber  ©tabt.  Wenn  mir 
einen  3Micf  in  einen  römifchen  ißalaft  beS  achten  3abrhunberts 
merfen  fönnten , möchten  mir  leicht  über  feine  rohe  Schmuck 
lofigfeit  erftaunen.  3)ie  fchönen  93ibliothefjimmer  mie  bie 
sbäber  maren  oerfchmunben,  unb  bie  uermilberten  grauen 
aus  ber  gantilie  Joto’S  ruhten  nid;t  nachläffig  auf  inbifchcn 
ißolftern,  über  Dieben  unb  Wettrennen  fich  unterhaltenb; 
ihre  Wentächer  maren  nicht  mehr  mit  bem  foftbaren  9ieij 
orientalifdier  ©efäjfe  unb  Dieubel,  fonbern  mit  fchmerfälligem 
©erät  ernfter  ober  bijarrer  gorm  erfüllt,  unb  bie  Wänbe 


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lljurpatimi  tcü  lote  mit  (fcnflaittimi*.  3.»3 

mit  bfijtcrn  .ipeiligcnbilberit  bebeeft,  mäbrenb  fie  felbft  non= 
licji^aftc  l'iatroricngoii'änber  trugen,  bereit  golbbrofatene 
Schmeve  fie  feierlich  umhüllte.  ÜJiancbe  ber  ijjaläfte  9tom’« 
jeigteit  freilich  ltocfi  bie  Spuren  ber  tBorjeit;  bie  Erinnerung 
an  bie  früheren  ilemohner,  bie  Eetbeger,  CDecier , Ißrobi, 
SJtapimi  mar  jur  .§au«fagc  gemorben,  oielleicht  an  biefe« 
ober  jene«  alte  ^antilietuSliarmorbilb  gefnüpft , unb  bie 
^aläfte  felbft,  9tom’«  Dtctamorpbofen  mitmachenb,  mären  hie 
unb  ba  juklöftern,  ober  ju  töofpitälern,  ober  in  burgartige 
Sohnuttgen  »ermanbelt,  in  beneit  ein  brutale«  ©efchlecbt  hon 
smeifelhaftem  Stamm  fein  SBefen  trieb. 

9)tit  feinen  trübem  Gonftantin,  ißajfiou«  unb  ißafchas 
li«  einberftanben , hatte  nun  Soto,  ehe  noch  'tytul  geftorben 
War,  feine  Scute  au«  9icpi  unb  oielen  anbern  tu«cifchen 
Orten  jufammengerafft , er  mar  in  9iom  burch  ba«  Sor  be« 
S.  ißancratiu«  cittgebrungen , er  hatte  fief;  in  feinen  fßalafi, 
melchen  bie  bemaffneten  Sanblcute  umringten,  gemorfen.  .öicr 
ermählte  er  mit  feiner  Partei  am  29.  3uni  Gonftantin  jum 
fßapft,  unb  eilte  ben  föruber  unter  bem  (Geleit  feiner  robuften 
Gampagnolen  in  ben  lateranifchen  ißalaft  ju  führen.  Sie« 
gefchah  nicht  ohne  Scencit  räuberifcher  ©cmaltthätigfeit  hon 
Seiten  ber  milben  Schaar,  unb  9lom  mürbe  oon  Schrecfeu 
unb  Sumult  einer  füllten  Ufurpation  meltlicher  Statur  erfüllt. 
Sic  unerhörte  Frechheit  mürbe  noch  baburch  mmehrt,  baß 
Gonftantin  Saie  mar;  aber  Soto  jrnang  ben  Sifchof  oon 
^Sränefte  ©corg,  meldhen  er  eilenbs  nach  bem  fiateran  holen 
ließ,  feinen  Skuber  in  einen  Glcrifer  ju  oermanbelit  unb  ihm 
in  ber  Gapelle  be«  S.  Saurentiu«  miber  aüe  cattonifchen 
Sßorfchriftett  nacheinanber  bie  2Seiben  eine«  Subbiaconu«  unb 
Siaconu«  ber  Äirche  ju  erteilen.  3t ie  mar  eine  Wetamorphofe 

0rtqetc»iu«,  0<f<$t4tc  ttt  Statt  9irm  II.  23 


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3">4 


Vierte«  4>»d).  Trittt?  (Japittl. 


fdjmctter  ju  Stanbe  gebracht : ber  erwählte  ijlapfi  liefe  ftcfe  unter 
bent  Sdfrecfen  ber  ©affen  feines  ©rubcrö  fofort  bcn  gib  ber 
Streue  bon  ben  Stßmern  fcbwören , er  30g  hierauf  am  Sonntag 
ben  5.  guti  mit  ben  bewaffneten  Stusciern  nach  bem  6.  ißeter, 
wo  berfelbe  ©eorg,  nebft  ben  Sifdiöfen  GuftratiuS  bon  9IIbano, 
unb  GitonatuS  bon  ißortuS  ifm  feierlich  orbinirten. 

So  nahm  ein  tonfurirter  l'anbbeftfcer  ber  Gampagna  ben 
StuI  ißetri  ein,  ben  er  ein  gahr  nnb  einen  SRonat  lang 
behaupten  burftc.  Seine  gewaltfamc  Grabung  wagte  in 
3fioin  niemanb  311  hindern,  noch  wirb  bon  einem  Ginfprudf 
eines  fränfifd)eu  ©oten  etwas  bernommen;  bielmebr  bic  3;f;at= 
fache,  bafe  ein  bamals  anwefenber  ©efanbtc  ber  grauten 
ruhig  als  öote  mit  bem  erften  Schreiben  Gonftantin’S  nach 
grancten  abging,  unb  ferner  biefe,  bafe  fo(d)e  Senbboten 
nur.  borübergehenb  in  3t  om  erfchienen  unb  oft  bom  ißapfte 
felbft  berbcigewünfcfit  Würben,  beweist  wie  fein  ber  Äönig 
ber  granfen  unb  IßatriciuS  ber  Stömcr  bie  Stabt  ihrem  eig= 
nen  Regiment  überliefe,  ©ährenb  ber  gattjen  $>aucr  ber 
Ufurpation  wirb  überhaupt  nichts  bon  einem  Ginfcbreiten 
ißipin’S  ober  bon  ber  Senbung  eines  33ebolImädhtigten  gehört ; 
es  finb  bie  römifdjen  Parteien  felbft,  bor  allem  bie  erften 
©ürbenträger  beS  päpftlidjen  ißalafis,  bie  allein  banbelnb 
auftreten. 1 

SDer  Ginbringling  Gonftantin  fafe  jeboch  taum  auf  bem 
StuI  ißetri,  als  er  es  nötig  fanb,  bie  ©uttft  ißipin’S  3U 

1 Xitje  Umflünbt  fprecf>en  gegen  eine  birecte  t?elitifctie  @eh>alt  be« 
^ktriciu«  'fCipin  über  3?om.  Slußer  btm  Lib.  Pont  iji  für  biefe  (Sreigniffe 
bae  &b<$ß  merftuürbige  gragment  btt  Sieten  be«  t’atcranifc^en  Concii«  Bom 
3abt  769  ju  benufcen,  juerft  Bon  (Sojtt.  Cenni  berau«gegeben,  unb  BcO« 
fläitbig  abgebnicft  in  SKanft’«  Suppl.  Concil.  T.  I.  p.  642  sq.  SJoit 
Xoto  beißt  e«:  quidam  Nempeaini  oppidi  ortus  Toto  nomine  etc. 


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(S«flfnr«oluliou  unter  Sliriftcpboru#  unb  Sfrflui».  355 

gewinnen.  (fr  jeigtc  ihm,  mie  fein  Vorgänger,  bod;  mit 
einer  gemiffen  unruhigen  unb  flebenbeu  ©eberbe  feine  (fr i>t- 
bung  an  unb  bat  um  bie  gortfe&ung  be«  freunblid^en  ©tbufc-- 
berbältniffe«  ju  fRont,  inbem  er  jugleid)  berficherte,  bafi  er 
nicht  minber  als  feine  Vorgänger  alle  treue  Grgebenbeit  bent 
$efenfor  ber  Kirche  unb  neuen  SJtofe«  betoabren  toerbe.  (fr 
fagte  ihm,  bafs  er  nach  fßaul’«  2"obe  bom  ©olf  ber  Körner 
unb  ber  umliegenben  Stabte  ju  beffen  ÜRachfotger  geroäblt 
fei,  aber  er  berfcfrtbieg  bie  Umftänbe  feiner  Erhebung.  33 a 
auf  bie«  Schreiben  bon  ißipin  feine  Slntloort  erfolgte,  lieft 
(fonftantin  ein  jtoeite«  abgebtt.  33ie  unglücflicbe  fßuppe  feine« 
©ruber«,  ber  ibm  bie  iotifur  batte  geben  taffen,  um  felbfi 
be«  roeltlidben  Regiment«  in  Korn  fiel?  ju  bemächtigen , ftieft 
ängftlicbere  Seither  au«.  6«  toar  eine  (;albe  Söabrbeit  unb 
bie  2lfmung  feine«  fcbredlichen  Untergang«,  h>enn  er  fdirieb: 
„burd>  ungeftiime  ©etoalt  fei  er,  oon  unzähligem  einmütigem 
©olf,  gleichfam  toie  bon  einem  ©turnt  auf  bie  fürchterliche 
.§öbe  be«  (ßapfttum«  gefchleubert  toorben."1  Gr  erneuerte  nun 
in  biefem  ©ebreiben  ben  pffic^tfch»ulbigen  ?lu«brutf  ehrer- 
bietigen ©rufje«,  unb  bitte  ben  König  betten  nicht  ein  £>br 
*u  leiben,  rucld^c  etwa  ^nachteilige«  bon  ihm  berichten  foH= 
ten.  3)De*  feiner  ©oten,  Gbriftopboni«  ein  ©reöbgter,  unb 
ber  ÜRotar  Knaftafiu«  gingen  mit  biefem  ©riefe  ab,  boeb 
e«  toirb  nicht  gejagt,  ob  eine  äntmort  ©ipitt’«  nach  Korn 
gelangte. 

33ie  SReaction  gegen  fo  unhaltbare  .guftänbe  ging  bon 

' Ex  improvisii  enim  violentia,  manu  a popujorum  innunie- 
rabili  concordantium  multitudine,  velut  valida  oura  venti  raptus, 
ad  tarn  magnuin  et  terribile  Pontificatus  culmen  provectua  sum. 
Unde  aicut  nnvis  aequoreia  proceJlia  fluctuatur.  ita  ego  infelix  etc. 
©eibe  ©rieft  ffonftantin’6  im  Cod.  Carol.  98.  99. 


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356  SJifrtW  SÖutf).  Tritt«  (Eapitct. 

bom  crften  Beamten  ber  tt  Hebe  aus.  GhriitophoruS  »rar 
unter  »Paul  »primiceriuS  ber  Notare  unb  GonfiliariuS  getwefcn, 
baS  Reifet  fein  erfter  Aianjfer  ober  fein  StaatSfecretär  nach 
heutigem  SluSbrud ; «ergebend  batte  er  beu  planen  Joto’S 
lwiberftrebt , bann  fid>  mit  feinen  Söhnen  an  ben  £auptaltar 
beS  6.  »Peter  gepustet,  wo  if>m  Gonftantin  mit  feierndem 
Gib  baS  Sehen,  unb  bie  Freiheit  bis  Oftcrn  in  feinem  .öaufc 
ju  twobnen,  jugefagt  batte. 1 $)a  er  ben  Ginbringiing  nidbt 
als  recbtmäfjigen  »Papft  betrachten  burfte,  füllte  er  ft<b  als 
ben  erften  SOtann  3tom’S,  toeldiem  bie  Leitung  ber  Äircbe 
twcibrenb  ber  Vacanj  oblag.  Sein  Sohn  Sergius  batte  ju= 
gleich  bie  bebeutenbe  Steile  beS  SaceilariuS  ober  Sacriftan 
befleibet,  unb  beibc  SJiänner  werfdnworen  fid)  mit  anbern 
Moment  jujn  Sturj  beS  UfurpatorS.  Sie  heuchelten  Sebn= 
fucbt  nad)  bem  SOiönchSftanbe ; Gonftantin,  arglos  ober 
froh  fte  loSjutwerben,  traute  ihrem  Schwur:  er  gcftattete 
ihnen  9iom  ju  werlaffen,  um  f«b,  »wie  fie  fagten,  in  bas 
Älofter  beS  S.  Salwator  hei  SRieti  jurücfjujicbn.  9lhcr  biefe 
SJtänner  nahmen  bort  nur  febr  flüchtige  9iaft,  fie  eilten  ju 
SheobiciuS  bem  .öerjog  won  Spoleto,  unb  in  beffcn  Ve- 
gteitung  »weiter  nach  »pawia. 

®efiberius  hörte  bie  .»Hagen  unb  Bitten  ber  Verfd>»oo= 
reuen  mit  Vergnügen,  er  erflärte  fich  bereit,  ihnen  jur 
Ueberrumpelung  Sont’S  SBaffen  ju  Ieibn.  Gr  gab  ihnen  ben 
»Presbyter  SBalbipert  jum  Begleiter,  in  ber  geheimen  2lbfid)t, 
baf»  biefer  in  9t om  nach  Gonfiantin’S  Vertreibung  für  feine 
»Pläne  thätig  fei,  unb  mit  einem  $eer  häufen  won  9teatinem, 
gorconinern  »mb  anbern  Sattgobarben  Spoleto’s,  jogen  Ser= 
giuS  unb  2öalbipcrt  gegen  bie  Stabt.  3br  Unternehmen  hatte 
1 ätfan  te|(  bie  be)eii$netm  Steten  jene«  dcncile  wm  3abr  769. 


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©egenreMluticn  unter  (Sftriftrpbonie  uub  (gergiu*.  357 

etwas  StumuItuarifdheS,  unb  ber  bewaffnete  |>aufe,  bett  fie 
führten,  wirb  jenem  geglichen  haben,  mit  bem  jubor  £oto 
3tom  Überfällen  batte.  2lm  Slbenb  beS  28.  3uli  768  er* 
fdhienen  fie  in  ber  3täi;e  ber  Stabt,  wo  fie  borfidhtig  bic 
©alarifdhe  23rücfe  befeßten ; am  folgenben  Storgen  marfcbirten 
fie  über  bie  Sülbifcbe  Sriide  nnb  riidftcn  bor  bas  2"or  beS 
©.  IßancratiuS.  $ie  bortige  iilacbc,  welche  boit  beS  ©ergiuS 
Stitberfcbroorenen  gewonnen  mar,  öffnete  ben  Giulaß  SBe* 
gehrenben.  21  ber  bie  l'angobarben  faßten  furcbtfam  auf  ben 
Stauern  feften  $uß  unb  mochten  ben  ^anicuIuS  nicht  ftcrab- 
fteigeit. 1 2luf  ben  3t uf,  geinbe  feien  in  ber  ©tabt,  eilten 
$oto  unb  ißaffibus  nach  jenem  £or,  mit  ihnen  ber  ©ccun* 
biceriuS  SDemetrinS  unb  ber  ©hartulariuS  ©ratiofuS,  9Jtit= 
berfdjworene  unb  Verräter.  Gin  riefiger  Sangobarbe  3ta<h* 
impert  ftürjte  £oto  entgegen,  erlag  jebodh  ben  fräftigen 
Streichen  beS  #erjogS,  unb  bie  Sangobarben  bie  ihn  fallen 
fahen,  ergriffen  bereits  bie  flucht,  als  jene  beiben  Verräter 
£oto  bon  hinten  her  mit  ihren  Sanken  burdhbohrten.  ®a 
floh  fPüffiwiS  nach  bem  lateranifchen  ißalaft,  feinen  23 ruber 
ju  retten,  weil  ihre  ©adhe  berloren  mar.  2)er  jitternbe  Gon- 
ftantin  flüchtete  fich  mit  ihm  unb  bem  ©ifdjof  Sheobor,  fei* 
item  SBicebominuS,  in  bie  Saftlifa  beS  Sateran:  fie  fdjöpften 
Obern  am  £aufftein  neben  ber  Gapelle  beS  ©.  IßenantiuS, 
fprangen  tbieber  auf,  ftiegen  in  baS  Sßeftiarium  beS  $a* 
lafteS,  bann  berfchloffen  fie  fidh  im  nahen  Oratorium  beS 
©.  GäfariuS,  too  fie  ftunbenlang  um  ben  2tltar  gefauert 

1 Per  muros  civitatis  cum  flammula  ascendebant,  metuentes 
Romanum  populum,  et  nequaquam  de  Janiculo  ipsi  Longobardi 
aiisi  sunt  deacenderc.  n.  268.  X'K  flammula,  fagt  SJignoli  in  ber 
9tote,  war  ein  purpurrote*  gelbjeitßen,  unb  er  erinnert  an  bie  Criflamnte 
ber  franjüfiftben  ÄBiiige. 


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358 


Vierte*  '-Bild?.  ®rittrt  liaV'itcl. 


/ 1 


faßen,  nwfyrenb  ber  ißalafi  Dom  2änn  ber  'löaffen  uitb  Dom 
©efeßrei  ber  Suchenben  toiberhallte.  3)ie  ^ubiceä  ber  römi- 
fcheu  SDlilij  jogen  bie  ungliidlidjen  'Diänner  aus  ihrem  '-lter= 
fted,  unb  unter  ber  ^ufage  bei  SebenS  nahmen  fie  biefelben 
in  ©etoahrfam. 

aJlitten  in  biefem  Jumult  oerfammelte  Söalbipert,  oßne 
beS  Sergius  SSiffen,  bie  langobarbifcbe  Partei  unter  ben 
Uiömern.  Gr  ftellte  einen  Ganbibateit  pr  ijiapfttoahl  auf, 
er  jog  mit  feinem  Stn^ang  ohne  '.Weiteres  nach  bem  M^fter 
bcs  S.  ®itu8  auf  bem  GSguilin,  Don  too  er  ben  ißapji  in 
ber  ißerfon  beS  IßrcShpter  Philipp  heraus  f;o!te.  3)ie  er> 
ftaunten  fHömer  faßen  eilten  neuen  ißapft  narf?  bem  Sateran 
führen,  unb  hörten  bie  ftingoharbett  rufen:  ißßilippus  Sßapa, 
ber  heilige  IßctruS  bat  ihn  erioählt.  3m  fiatcran  fanb  fieß 
febned  ein  IBifdßof,  toelcher  Philipp  mit  ber  üblichen  ©ebet-- 
formel  fegnete;  ber  'Jieuenoählte  ließ  fich  breift  auf  bem 
päpftlicßen  Stule  nieber,  unb  nachbem  er  beit  Slntoefenben 
bie  Senebiction  erteilt  batte,  lub  er  fie  ber  Sitte  gemäß  jur 
Jafel,  an  toelcher  forool  mehre  äöürbenträger  ber  $ircße,  als 
Optimaten  ber  ÜJlilij  bemerft  tourben.  ®ocß  p feinem  litt- 
glüd  langte  eben  jeßt  ber  ißrimiceriuS  GhriftophoruS,  aus 
uttbefannten  ©rünben  ft<h  oerfäumettb,  Dor  9iom  an,  unb 
toie  er  bie  5üaßl  ^ßilipp’s  Dernomtnen  hatte,  fdhloor  er  nicht 
eher  bie  Stabt  p betreten,  bis  nicht  ber  freche  ißreSbpter 
auS  bem  Ißatriardtium  oertrieben  fei.  Jie  rötnifche  Partei 
faßte  ÜKut,  es  toftete  bem  Gbartulariuö  ©rattofus  feine 
si)lühe,  Philipp  P befeitigen;  man  fah  ben  ipriefter  mit  bt- 
ftürjter  Jemut  bie  kreppe  beS  ifkdaftS  herunter  fteigen , unb 
mit  fchttellen  Stritten  itt  fein  .Vi  [öfter  prüdfehren. 

Sltn  folgenben  Jag  berief  GhriftophoruS  in  feiner  Gigeto 


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®M1  ättvfwn’6  III. 


359 


fc^aft  als  Stellvertreter  bes  IßapftS  mäbreub  ber  SebiSoacanj, 
GleruS  unb  Siolf  ju  einet  SBerfammlung : iE>r  Socal  mar 
lyieber  jene  Stelle  in  tribus  futis  auf  bem  alten  gorunt, 
meldje  in  ben  lebten  3eten  beä  Reichs  einigemal  burcfj  SSolfS- 
»erfammlungen  belebt  gcmefen  mar.1 * * * * *  $n  feiner  SHebe  ent= 
widelte  ber  IßrimiceriuS  bie  guftänbe  feit  bem  Xobe  IßaulS, 
unb  f^lug  enblich  als  Ganbibaten  bes  ißontificats  ben  lßreS= 
bvter  Stephanu«  »or.  tiefer  5Dtann,  be£  DlitouS  Sohn, 
Sicilianer  »on  ©ehurt,  mar  al$  Jüngling  nach  SRom  ge^ 
Fommen,  »on  ©regor  III.  in  bem  neugeftifteten  Älofler  beS 
S.  GhrpfogonuS  als  Diöncb  aufgenommen  morben,  unb  batte 
fobann  unter  beffcn  Nachfolgern  im  lateranifcbeu  ißalaft  als 
ibr  .§au«beamter  gebient,  ißaul  habe  in  feinen  Sinnen  ben 
©eift  aufgcgebeit ; bie  ftrengen  Sitten  unb  gelehrten  Stubien, 
bie  ihm  ioenigftenä  fein  Sebenäbefdjreiber  jufcbrcibt,  empfahlen 
ihn  oielleidbt  ber  ÜJlenge  nid;t  minber  ahs  jene  3)ienfte. 
Slber  es  fdheint,  baß  GhriftophoruS  unb  Sergiuä  fi<h  in  bie- 
fern  flillen  SJiatm  grünblicb  irrten,  benn  ihre  Greatur  n?ar 
ein  feiner  Sicilianer  unb  iiberliftete  fie  fpäter  völlig.  3J?an 
holte  ben  eiuftimmig  ©emählten  fcbnell  aus  ber  Äirche  ber 
heiligen  Gäcilia  in  Urasteoere,  too  er  gerabe  ba§  Slmt  eines 
iprcShpterS  heFleibete,  unb  im  £riumf  burcb  bie  Stabt 
geführt,  nahm  Stephan  III.  in  aller  jjorrn  Pom  Sateran 
©efiß. 7 

1 8icque  praefatus  Cliristophorus  alia  die  aggregans  in  tribus 

fatis  aacerdotea,  ac  primatea  cleri,  et  optimales  militiae,  atque  Uni- 

versum exercitiun , et  cives  honestos,  omnisque  populi  Romani  coetum 

a magno  usque  ad  parvum:  Anast.  n.  271.  Sie  cives  bonesti  fittb 

«Dt  jlimmfa&igen  SBilrger. 

* ©tepfjon  III.  rourtt  am  1.  iilugufl  gewählt,  am  7.  Ülugufi  cottfecrirl: 

3affd  Reg.  Pontif. 


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360  Statt*  8udi.  25ritte*  ttapitcl. 

4.  Anarchie  unb  Xcrroribmu«  in  Stent.  Strafgericht  über  bie  llfurpatcreu. 
Ter  Sifnig  ^ipin  ftirbt  im  3alit  76S.  5)a«  latcranifdit  Gencil  »cm 
3abr  769.  'prcefft  unb  Slcnirteilnng  be«  falftbm  'Jäabftb  iSonfiantin. 

Tie  Spnobalbefchlüffe. 

$)ie  ftttlidje  Barbarei,  in  welche  91om  oerfunfen  war, 
enthüllte  fid)  nach  bei-  2Babl  Stephan’#  III.  burd)  folche 
Scenen  ber  Dache  unb  be#  ganatiömu# , inte  fic  abfdjeultdier 
nicht  int  neunten  ober  sehnten  3ahrl;unbert  erlebt  würben. 
Äaunt  war  ber  neue  fßapft  ernannt,  al#  ein  .{Saufe  oon 
Söütenben  über  jene  brei  ©efangene  ^erftürjte.  Dian  rin 
bem  Sifdjof  Jhc°bor  2(ugett  unb  3un9e  au^/  warf  ihn  in 
ba#  Älofter  i>e#  S.  2lnbrea#  auf  bem  Gliou#  Scauri  unb 
ließ  ihn  bort  mit  ungefüllten  2Bunbett  oerfdf  machten.  ®er 
geblenbete  SßaffiPu#  würbe  in  ba#  Älofter  be#  S.  Siloefter 
(in  Gapite)  geworfen;  ben  ehemaligen  fßapft  Gonftantin  fefete 
man,  nach  bem  erfteit  Verhör,  bie  Seine  mit  fcfjweren 
©ewidhten  bclaftet,  über  einem  üöeiherfattel  auf#  ffSferb 
unb  führte  ihn  unter  bem  .§olmgefchrei  ber  Straßen  in 
ba#  griecbifche  Älofter  Pon  Cetlanooa  ober  S.  Saba  auf 
bem  t'Imitin. 1 2lnt  Sonnabenb,  bett  6.  2luguft,  bem  Sag 
oor  ber  Crbinatiou  Stephan’#,  würbe  er  Wieberum  Por  bie 
Serfammluug  ber  Sifchöfe  in  ben  Satcran  gefchleppt,  unb 
nach  2lblefung  ber  caitotiifchen  3$orfd;riften  fprad)  man  feine 
Gntfeßung  au#,  worauf  ein  Subbiaconu#  ihm  ba#  Pom  $alfe 


1 Nrm  Coustantinus  invesor  apoatol.  Sedis.  dura  deduotus  ail 
medinm  esset,  et  magna  pondera  in  ejus  adhibentes  pedibna  iu  sellti 
mulieliri  sedere  super  equurn  (ecerunt , et  in  Monnsterium  Cella  novas 
corani  omnibus  deportatug  est.  Anast.  in  Stephano  n.  27, l.  ''lad) 
SKartitifüi  unb  bem  Catalogus  Magnus  Ecclesiar.  ftanb  bi ti  Jilcfter  grie» 
tfcife^er  ädiJmte  bei  brr  .Xircbe  be«  ©.  Saba , eine«  heiligen  Sbt«  aus  Ctappa. 
bocien,  ber  um  532  flarb;  bie  @egenb  hieß  Cella  nova  unb  tort  befaß 
("tcßot’fl  bee  ©roßen  illmicr  iljr  £iau«. 


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■Äiianpie  in  3iont.  3()t 

geriffelte  Orarium  ober  bic  Stola  vor  bie  giiije  warf. 
DagS  barauf  erfolgte  bie  Orbination  Stephan’S  im  S.  'fk'= 
ter,  unb  es  warb  twn  ber  Äanjel ' ein  allgemeines  Siufr 
unb  Schulbbefenntuifj  bes  römifdjen  SJolfS  gelefeit,  weites 
ber  gottlofen  (srbebung  ßonftantin’S  nicht  miberftanben 
batte. 

Die  9iachc  fuc^te  neue  Opfer.  Sille  Anhänger  bes 
UfurpatorS  würben  oerfolgt ; Doto’S  SDlörber  ©ratiofuS, 
nadnnals  jum  i'ohn  unter  Stepban  Dur  im  .peer  ober  in 
irgenb  einer  Stabt, 1 fiibrtc  bie  blutgierigen  Sdhaaren  Stom’s, 
welche  b«einftrönienbes  fcanboolf  oon  DuScien  unb  ber  Gant- 
pagtta  oermcbrte.  Die  römifcbc  Milij  felbft  30g  in  bie  6am= 
pagita  aus:  ber  Dribun  ©raciliS  <eS  gab  in  ben  i'anbftdbten 
Militärtribunen)  ein  ißartifan  Gonftantin'S  behauptete  ficb 
bort  nod)  mit  bewaffneter  £>anb,  unb  wabrfcheinlich  War  es 
Sllatri,  eine  buvcb  uralte  cpclopifche  “Mauern  berühmte  Stabt 
im  iterniferlanbe,  wo  biefer  Mann  Dribun  war.  -i  Sie  würbe 


1 Unitiosus  tniic  Cbartularius,  postmodum  dux.  Anast.  n.  'ABU. 
G«  gereicht  beut  rebenabeftpreibet  Stephan’«  jur  et«,  baß  ft  »er  tiefen 
©räuefn  jurikfftpaubert. 

’ Statt  ter  panbfeprift  D.  bei  Diuratori : et  Cnmpaniae  pt-i-gentem 
Alatro  partom  Campaniac  ubi  erat,  Wie  Iffapenccrbt  in  ber  „©fitpupte 
ber  Stabt  Stein  im  SDlittelaltet"  S.  93  bemiutet.  ©erabe  am  Sbftblufi 
biefe«  getiten  Sanbe«  erhielt  ich  tyipfucorbt’«  nacpgelaffene  'JHaterialien, 
welcpe  £>err  $bfler  perau«gegeben  hat.  Sie  augetorbentlitpe  ©riinblithteit 
reit  ’Papeiicertt'a  gorftpuitgen  oetfpratp  ein  bebeutenbeg  ©erf  übet  bie 
©efepüpte  9tom’g  im  SÄittelalter,  weint  et  fiep  auch  mit  auf  bas  tysli* 
tiitpe  befthtänfte.  Ser  fenntnifjreitpe  fDlaiut  würbe  iebwp  am  Stnfang  feinet 
Vaufbabn  burtp  ben  lob  pingerafft,  ein  Serlufl  unfern  äBiffetiitbaft,  ben 
itp  im  SBefonbern  tief  beflage;  beim  feine  ©eleprfamteit  würbe  meinen  ®et« 
fuCp  erleichtert  ober  beftpränfi  haben.  Ge  jiert  ben  Sobten  ber  Sfupm,  bet 
Grfte  gewefen  ju  fein,  btt  biefe  fcpwitrige  Aufgabe  aitgtiff.  3tp  wußte 
übrigen«  niept«  oon  feinem  $lan,  al«  itp  im  £>etbfl  1862  biefelbe  3bee 
faßte. 


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362  SBicvtc#  Sud).  X rillt«  Capitcl. 

geftürmt,  ©raciliS  aber  nach  SRom  geführt.  2llle  orbentliche 
©eribbtsbarfeit  batte  in  ber  Stabt  aufgehört,  wo  bewaffnete 
Sanben  ber  Gampagna'-jum  erftenmal  völligen  SerroriSntuS 
ausübten.  Sie  Gampagnolen  jener  lateinifchen  SBerggegcnben 
(beS  Latium  lerox),  welche  noch  hente  non  bem  ftarfen  unb 
patriarchalifchen  3JoÜ  ber  Giociaren  ober  Sanbalenmänner 
bewohnt.  Diel  Dom  ©epräge  bes  älteften  SHittclalterS  bewahrt 
haben,  ftrömten  in  bic  Stabt.  Gntwcber  hatte  fie  ©raciliS 
bebrüdt,  ober  ihr  Fanatismus  war  in  Slufruhr  gebraut 
worben;  fie  jogen  beit  Sribun  aus  bem  Äcrfer,  unb  fich 
ftellenb  als  wollten  fie  ihn  in  ein  Alofter  führen,  riffeti  fie 
ihm  unterwegs  bie  Slugeit  unb  bie  $unge  aus.  SieS  gefdhah 
in  ber  Uiähe  bes  Goloffeum’S,  unb  jum  erftenmal  wirb 
im  iöutfi  ber  ißäpfte  baS  Amphitheater  bcS  Situs  mit  biefem 
Flamen  (Colosseum)  benannt.  Wenige  Sage  barauf  wie* 
berholte  fi<h  bie  Scene  noch  fchrecflicher.  ©ratiofus  brang 
mit  einem  Schwarm  Don  l'anbmilijen  nach  bem  Alofter  Gella* 
noDa:  fie  nahmen  ben  unfeligen  Gonftantin  aus  ber  3elle, 
unb  im  »lut  feiner  2lugen  fchwimmenb  blieb  er  auf  bem 
ißlahe  liegen. 

Sic  2But  ber  Stömer  richtete  ftch  nun  gegen  ben 
Üangobarben  äBalbipert,  welcher  jwar  Gonftantin  hatte  ftiir* 
jen  halfen , aber  baS  GintagSphantom  Philipp  auf  ben  päpft* 
liehen  Stul  ju  fefjen  gewagt  hatte.  Sie  geiube  ber  laitgo-- 
barbifcheu  ijkrtci , Ghriftophorus  unb  Sergius  ohne  ßweifet 
an  ihrer  Spiße,  fprengten  aus,  er  habe  fich  gegen  baS  Sieben 
beS  ißriniiceriuS  unb  anberer  Uöürbenträger  Derfchworcit  unb 
wolle  bie  Stabt  bem  SheobiciuS  Don  Spoleto  in  bie  fpänbe 
fpielen.  Gin  SBolfShaufe  madhte  fich  auf,  SBalbipert  ju  grei= 
fen,  unb  obmol  ber  »ebrohtc  fich  fchnell  ins  »antheon 


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änarcfye  in  9tcm. 


363 


geflüchtet  hatte , würbe  er  »om  2lltar  ber  Jungfrau , ihr  £ei- 
ligenbilb  umflammernb,  hintoeggefchleppt  unb  in  ein  fdheuß* 
licheS  ©efättgniß  geworfen. 1 Stach  wenig  Sagen  entriß  man 
ifjn  bem  Werter,  warf  ihn  neben  bern  Sieg  jutn  lateranifchen 
gelb  auf  ben  ©oben,  riß  ibm  Slugen  unb  3unge  aug  unb 
braute  ihn  nach  bem  «fjofpital  beS  ©aleriuS,  wo  er  feinen 
öeift  aufgab. 

Unter  biefen  gräueloollen  3uftänben  begann  Steppern  III., 
welker  fie  nicht  hinberte,  feinen  furjen  fßontificat,  unb  noch 
unter  ihren  frifd)en  GKnbrücfen  fchrieb  er  feinen  erften  ©rief 
an  bie  fränfifchen  gürften,  ber  uns  nicht  erhalten  ift.  @r 
forberte  fie  barin  auf,  einige  angefehene  ©ifehöfe  ihres  üanbeS 
nach  9iom  ju  fchicfen,  wo  er  ein  Goncil  »erfammeln  rniiffe. 
©ergiuS,  bamals  SecunbiccriuS  unb  jugleich  Stomenculator 
ber  Äirche,  braute  bie»  Schreiben  nach  grartfreich , aber  er 
fanb  fßipin  nicht  mehr  unter  ben  fiebenben. 2 Ser  berühmte 
Äönig  war  am  24.  September  768  geftorben,  bie  Äronen 
feines  geteilten  SteichS  hatten  feine  jwei  Söhne  am  9.  October 
an  fich  genommen.  (Sari  (nachmals  ber  ©roße)  unb  (Sari* 
mann,  beibe  spatricier  ber  SRönter,  empfingen  ©tephait’S  ©oten 
freunblich,  unb  fie  ließen  jwölf  ©ifehöfe  nach  9tom  abgehen 
(unter  ihnen  auch  Sulpin  ober  Surpin  Pon  9teünS),  welche 
fich  Slpnl  769  in  ber  Stabt  einfanbert. 

1 Eumque  in  teterrimam  retrudi  fecerunt  custodiam.  quae  vo- 
catur  Ferrata  in  celiario  majore.  Anast.  n.  274.  Sin  mit  Sifengittera 
oerfebener  Setter,  unb  bie  transenna  ober  b«  Surtbgang  neben  bem  t'ateran 
jpriebt  für  ein  bortige«  ©efdngnifi.  Sie  cellae  ober  cellaria  (Seiler,  SBor» 
rattsgewälbe)  be«  Saterait,  benen  ber  Paracellariua  »erflanb,  werben  oft 
genannt. 

1 Nomenculatoris  officium  erat  couvivas  invitarc,  eorumque 
nomina  deecribere:  Mabill.  Mua.  Ital.  II.  im  Ordo  Roman.  I.  p.  4 
unb  13. 


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3<S4 


Viertes  Swb.  JriltfS  (Japitel. 


21m  12.  2lpril  trat  unter  Stephan’«  $orfifc  bie  latcra; 
nifefte  Stmobc  uicler  iBifchöfe  Italien’«  unb  jener  non  ^rancieit 
jufammen:  fie  befefjäftigte  fich  mit  ber  SSerbammung  (Son- 
ftantin’8,  mit  ber  Unterfucfjung  ber  non  ihm  norgenommenen 
uncanonifdicn  Crbinationen , enblicb  mit  ber  geftfteUung  ber 
Siegel  über  bie  ißapftwahl. 1 Gonftantin  würbe  in  ber  erften 
©ijsuttg  »orgeführt,  uitb  Ghriftophoma  machte  ben  Slnfläger. 
Sie  jornglübenbeit  ^riefter  burchbohrten  mit  ibren  iöliden 
baö  arme  Sdjlachtopfer,  meinem  einige  non  ihnen  eiuft  bie 
apoftotif^en  güfjc  gofüfct  Ratten,  unb  ba$  nun  jitternb,  bleich, 
halboer  hungert,  mit  leeren  2lugenl;ölen  nor  ihnen  ftanb,  einem 
fdicufdichen  ©efpenfte  gleich-  Unb  bod;  mochte  er  in  biefem 
2lugenblicf  bie  ewige  ginftentifj,  bie  ihn  umgab,  wiHfommen 
beiden.  fDfan  fragte  ihn,  wie  er  eö  habe  wagen  fönnen,  als 
£aie  ben  Stul  ^etri  ju  befteigen,  unb  bie  Äircbe  burch  eine 
fo  unerhörte  Steuerung  ju  fchänben.  Saö  röinifdhe  2$olf, 
antwortete  ber  Slinbe,  hat  mich  gewaltfam  gewählt  unb  er- 
hoben, eö  hat  nti<h  in  bae  fjjatriarcbium  bcö  fiaterait  geführt 
ob  all  ber  2'ebrütfungen  unb  beä  ©chabeit«,  ben  ihm  einfi 
ber  ijßapft  $aulu3  jugefügt,  unb  feine  £mube  auöbreitenb 
fiel  er  auf  fein  älitgeficbt  nieber,  befannte  fich  fdjulbig  unb 
bat  um  Grbarmen. 1 Ulan  hob  ihn  auf  unb  entlieh  ihn, 
ohne  an  biefem  Sag  ein  Urteil  über  ihn  ju  fällen.  3m 

1 Siebe  ba«  ctoi  angeführte  gragment  beim  fflianfi.  auch  Sabbe  Concil. 
T.  VIII.  p.  483  s q.  »nag.  gibt  ben  3nbalt  im  Skfentlidjen. 

1 Iia  coram  omnibus  professus  est,  vim  se  a populo  jiertulisse, 
et  per  bracliium  poptili  fnis.se  eleetum,  atque  coacttim  in  ljiteranciise 
Patriarchium  dedurtum  propter  gravamina , ac  praejudicia  illa,  quae 
Romano  populo  ingesscrat  Domnus  Paulus  Papa.  Anast.  277.  JDaraue 
geht  herber,  baß  ein  lei!  be«  Solle,  ber  adern  bie  Optimaten  anfingen, 
bie  f>errf<haft  be«  Sapfl«  al«  ein  3e<b  }u  empfinben.  ®te  Stelle  ift 
bebeutenb. 


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Xa«  Soncil  oom  3abv  769. 


folgenbeu  aber  tmirbc  bas  Slerbör  fortgefe$t.  Tor  llngliicf 
lid^c  flüchtete  fidf  gefc^icft  hinter  baö  Steifpiel  einiger  SJifdjüfe, 
wie  be8  SergiuS  oon  SHaoenna  unb  beS  Stephanus  pon 
Neapel  (PormalS  3>up  biefer  Stabt  unb  Anhänger  fßaul’S  I.), 
mcldbe,  ebenfalls  aus  bem  Stanb  ber  Saicn  unmittelbar  auf 
ben  bifdiöflicben  StuI  geftiegen,  bennoth  gebulbet  mürben. 1 
$iefe  Söahrbeit  entflammte  bie  SBut  ber  Stifter:  bas  ^eilige 
ßoitcil  fuhr  poh  feinen  Sißen  auf,  unb  bie  ehrwiirbigen 
Später  f düngen  bas  lichtlofe  unb  burrfi  taufenbfadje  '^ein  ge= 
heiligte  Slntliß  (Sonftantin’S  mit  barbarifeben  Schlägen,  bann 
warfen  fie  ben  ßtenben  Por  bie  Äircbentfmre.  Sein  Weiteres 
Schicffal,  feine  noch  lange  ober  furje  Qual  im  Merfer , ift 
in  ein  molthuenbeS  $)unfel  gehüllt;  pon  ber  fyamilie  £oto’S, 
welche  bie  ©efdnchte  beS  SlbelS  im  mittelaltrigcn  fHom  burdi 
eine  blutige  Jragöbic  beginnt,  war  er  ber  SBeflagensmertefte. 

$)ie  Sunobe  perbrannte  im  Satcran  bie  Sieten  beS  fal* 
feben  IßapftS ; fie  faßte  ben  SJefchluß,  niemanb  foHe  fortan 
jum  'Jiontificat  erhoben  werben,  ber  nicht  Pon  ben  unterflen 
©raben  ber  Äird)e  jum  2)iaconnS  ober  ifjresbpter  Garbinal 
bereits  aufgeftiegen  fei.  Stiegen  ber  Pon  ßonftantin  orbinirten 
SMfdjöfe  warb  beftimmt,  baß  alle  welche  unter  ihnen  Porbem 
'fireöbpter  ober  SMaconett  gewefen,  ju  biefen  ©raben  mieber 
herabfteigen  füllten,  baß  fie  aber,  wenn  fie  ihren  ©emeinben 
lieb  geworben,  nach  erneuter  förmlicher  Söabl  in  Stern  felbft 

1 gergiu«  rear  Paie,  oerflir&  fein  SSeib  unb  wart  Srjbifcbof.  Sr 
oerteibigte  fufc  febr  gut  in  9iom,  ibo  ibn  Stephan  II.  gefangen  hielt : Laicus 
fui,  et  sponsam  linliui . et  ad  Clericatum  perveni,  et  eognitum  vobis 
fnctnm  eet,  et  dixistis,  nullum  obstaculuin  mihi  esse  polest  (Ag- 
nellus  Vita  Sergii  p.  424).  Sr  flarb  im  3abr  769.  Stepbanu«,  Xup 
ooii  Neapel  unt  Anhänger  iNom’«,  wurte  oom  SJott  jum  SBifc^of  erwählt; 
er  führt  beite  Xitel  im  Clironicon  ducum  Ncap.  te*  'JJratilli:  Stephanus 
Dominus  Dux  et  Episeopus.  Sr  flarb  789. 


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36G  S'ifrtrt  ®mfc.  Xrittrt  Capitcl. 

burcb  beit  fßapfl  Stephan  bie  Gonfecratiou  empfangen  fönnten. 
£aS  ©Ieirfte  foDfte  mit  bcn  pon  Gonftantin  orbinirten  $res= 
bßtern  nnb  T>iaconen  gehalten  fein,  aber  feiner  pon  ben  alfo 
betätigten  ©eiftlichen  biirfe  jemals  jum  Ganbibaten  für  ben 
apoftolifcben  StuI  aufgefteÜt  Werben . 'Baren  biefe  ijSreSböter 
unb  ®iaconen  unmittelbar  norher  Saien  gewefeu,  fo  feilten 
fie  bas  geiftlidjc  ©ewanb,  nicht  aber  ihr  Stint  jeitlebeuS  be= 
halten.  2>ie  Si($ung  beS  GencilS  fehlet  ein  leeret  über  bie 
Slufrechthaltung  beS  SJilbercultuS,  unb  nacfjbem  bie  Sieten  bet 
Spnobc  unterjeidjnet  waren,  jog  GleruS  unb  Seif,  ben  fßapft 
an  ber  Spijsc,  mit  naeften  guten  nach  bem  S.  ißeter,  we 
bie  Sfef<hlüfje  Pon  ber  Äanjel  beriefen  unb  ihre  9iicf?tad>tung 
mit  bem  üblichen  gluch  belegt  würbe.  Unb  fo  hatte  Stephan  III. 
bie  Äirtfie  pon  ber  Ufurpation  gereinigt,  aber  feine  päpftlichc 
©ewalt  in  Siotn  fcineSmegs  befeftigt. 


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3$iertc$  Kapitel. 

1.  Siitftufj  unb  3J?fl(t>t  bc«  (EtirifteblioruCt  unb  Scrgiue  in  9fom.  (Koalition 
jwtypm  Stephan  III.  unb  3>cfibcviuS  ju  ihrem  Serber&en.  ®er  ?angc> 
fcarbentümg  rfldt  not  bie  Stabt.  Sturj  jener  'Dlanner , unb  Sc^ulb  be$ 
an  ibrcm  tragijdjcii  ffinbe. 

fltacp  bcr  Ueberroinbung  bcr  $action  £oto’S  unb  ber 
langobarbiftpen  gartet  in  ber  Stabt  waren  SpriftopporuS 
unb  Sergius  bie  mäcptigften  Scannet  ffiom’S.  Sie  Ratten 
bie  ©egenreoolution  eingeleitet  unb  boOfüprt,  fie  patten  ben 
neuen  fßapfl  Steppan  erpoben,  unb  toaprftpeinlicp  felbft  einem 
angefepenen  Dptimatengefcplecpt  angepörenb,  geboten  fie  über 
einen  fCcil  beS  römifepen  ©olfS  unb  über  bie  SSaffen  uieler 
Sanbteute  toon  ftuScien  unb  ber  ßampagna.  35ic  ©efepitpte 
unb  ber  Sturj  beiber  ÜPiänner  ift  jeboep  in  ein  ®unfel  »on 
91  einten  eingepüüt,  auf  toelcpeS  bie  bürftigen  ©eriepte  jener 
3eit  nur  ein  jweifelpafteS  Sicpt  fallen  taffen.  2>ie  einigen 
Quellen  bafür  finb  bie  SebenSbefcpreiber  ber  ^apfte  Steppan 
unb  .fjabrian , unb  bcr  erfte  ©rief  jenes  IßapfteS  in  ber 
ßarglinifcpcn  Sammlung;  aber  obrool  fie  in  einigen  Gingen 
ton  eiitanber  abtoeiepen , tarnt  boep  bem  unbeirrten  Urteil  ber 
5tritif  ber  tuapre  3ufammenpang  nidpt  entgepn. 

SpriftopporuS  unb  Sergius  ftanben  bem  ©apft  Steppan, 


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;if,H  4'irrlo«  Studj.  4>ifrtf3  ffafitfl. 

toie  bem  Mollig  tcfiberiuS  gleich  fcf>r  im  Sßege.  3e,,C11/  'hrc 
eigene  Greatur,  roollteii  fie  beberrfcben;  feine  iöaM  mar 
an  manche  3u9eftänbniffe  gefnüpft  tporben  nnb  ihm  iiber= 
baupt  feine  SDlacht  in  9iom  gelaffen,  liefen  erbitterten  fte 
burcb  mel;r  als  einen  ©runb : fie  fiattcn  bie  fränfifcbe  Partei 
erhoben  nnb  mit  Garlmattn  ein  enges  'öünbniti  gefd;loffen, 
nacbbem  pon  ihnen  ©albipert  erfdhlagen  unb  bie  langobar- 
bifdhc  Partei  unterbrüdt  loorbcn  toar.  Crnblidi  beläftigten  fie 
ben  Äönig  mit  Ginforberuitgen  gemiffer  oorentbaltener  Wüter 
unb  2lbgabett  aus  ben  im  Jangobarbifchen  gelegenen  $atru 
ntonien  ber  Ätrche,  toäbrcttb  fie  ju  gleidher  3C>1  fi<h  meiger= 
ten,  bie  SSerbinblicbfeiten  ju  erfüllen,  bie  fie  ihm  für  feine 
gegen  ben  Ufurpator  geleiftete  .fjilfe  fdiulbeten.  Stephan 
felbft  fah  baö  Schupper  bältnifj  9tom’S  511  ben  ^-raufen  burcb 
IJMpin’S  tob  crfchüttert  ober  in  3tocifcl  gefeilt.  Ter  getoal= 
tige  unb  immer  bereite  sJ5rotector  ber  Äirche  loar  nicht  mehr, 
feine  Söhne,  mit  ber  SBefeftigung  ihres  neuen  Siegimcnts 
befchäftigt,  lebten  in  offenbarer  Spannung,  unb  liegen  auch 
für  31  om  bie  folgen  eines  geteilten  9leid;S  befürchten.  Ste-- 
pban  erblidte  fich  in  peinlid;er  Jage;  ba  er  toeber  in  91  om, 
noch  im  Grarchat  unb  in  ber  ^entapoliS,  100  ber  Grjbifdiof 
Pott  9taPenna  Sergius  allen  Ginfhifj  anSübte, 1 ©ebieter 
ipar,  mürbe  tefiberiuS  toieber  fdjrerflid)  unb  gefährlich-  Gr 
fah  fi<h  alfo  gejmungen,  ihm  fich  ju  nähern.  3Der  „nid>t}u= 
fagenbe"  Berber  ber  ber  Jtirche  pertoanbelte  fich  für  bie  3eit 
ber  9lot  in  feinen  „erlaubten  unb  pon  ©ott  behüteten  Sohn," 

1 Igilur  judicavit  isU*  a flnibus  Perticae  totam  Pentapolim,  et 
nsqne  ad  Tuseiam,  et  usque  ad  mensani  Uvalani,  velut  Exarchus. 
Agnellus  Vita  Sergii  c.  4.  p.  430.  Xi«  Stngab«  SRcm  aDftbing* 
feinfrlic^en  Sgnetluä  betätigt  inbefi  Cod.  Carl.  LV.  bti  Ctmii  LI.  ©i(b« 
aud>  äftliraleri  ad  ann.  770.  777. 


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«tnrj  beb  Cbriftcphoru«  unb  ©ergiu*.  3(59 

unb  bie  natürlichen  geinbe  gingen  ein  politifcheS  öünbniß 
ein,  beffen  nächftcr  3®«*  ber  ©turj  beS  GbriftophoruS  unb 
Sergius  unb  ihrer  ariftofratifd;en  Partei  mar. 

bereits  befolbete  5DefiberiuS  feine  Anhänger  in  Stom. 
Cr  batte  ben  .Üämmercr  “paul  Slfiarta  beftocben  unb  gebrauchte 
ihn  ben  .ftaß  ©tepban’S  gegen  jene  beiben  Mächtigen  ju 
fchüren;  wenn  es  überhaupt  biefeS  Mittels  beburfte,  beim 
bie  Singe  lehren,  baß  itönig  unb  ißapft  fich  beS  ÄämmercrS 
gemeinfchaftlich  bebieuten,  als  beS  gührers  ber  in  Stern  organi= 
firteu  langebarbifdjen  Gegenpartei.  Ser  iterabrebung  gemäß 
jog  SefibcriuS  nach  Stern;  Porgebenb,  am  ©rabe  beä  9IpoftclS 
beten  ju  mollen , fam  er  mit  einem  .ßeer.  2Iuf  bie  flunbe  fei- 
net 3nmarfd;eS  boten  GbriftophoruS  unb  ©crgiuS  CaS  üolt 
oott  Julien,  Gampanien  unb  ißerugia  (mo  ein  Suy  ©o= 
oeniator  mar)  auf,  ein  ©emeis  baß  fie,  mie  Soto,  in  ber 
röntifd;ett  Gantpagna  eilten  außcrorbentlichcii  Ginfluß  be= 
faßen.  £ic  jogen  biefc  Golfer  in  bie  ©tabt,  fließen  alle 
Sore,  Permauerten  fogar  eins,  unb  fo  in  ÜBaffen  ftanben 
fie  auf  beit  SWauern  jur  5)ertcibigung  bereit : unb  biefe  Sbat= 
fachctt  lehren  hinlänglich,  baß  fte,  unb  nicht  ber  ißapft  bie 
factifdjc  ©emalt  in  Stom  befaßen. 1 3tuf  ihrer  ©eite  ftanb 
ber  Graf  Sobo  mit  ben  graitfen,  ein  Bote  Garlmann’S,  ber 
nicht  jufällig  in  91om  fein  tonnte,  unb  es  ift  ber  Semerfung 
mert,  baß  neben  ihm  fein  ©eitbbote  Garl’S  genannt  mirb. 

SJadhbeitt  nun  SefibcriuS  (es  mar  im  ©omnter  769 u) 

’ <iviin  etinm  portus  liujus  Romanae  urbis  claudentes,  alinm 
ex  eis  fabricaverunt,  et  ita  amiati  omnes  existebant  ad  defensionem 
piopriae  civitatis.  Anast.  u.  285. 

’ 3 affe  eerlegt  bie  Biijamtnenfmcft  in«  3abt  771.  216er  alle  biefe 
(Sretgniffe  fanbeit  fiatt,  ebe  bie  .freiraieprojecte  jti'ifcben  ben  {•'Öfen  #on  graut* 
reich  unb  tßa&ia  im  3abr  770  wrbanbelt  würben. 

(üCrcgoTcvtiie,  ö'.fdjidile  ter  Statt  9icm.  II.  21 


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.'HO  i'ifrtf«  >Burt).  SapiKI. 

v*or  bem  S.  ißcter  angclangt  war,  lief?  ev  ben  ijkpft  auf= 
forbcrn , ju  ihm  ßerauSjufominen.  Gßriftopßoruö  unb  Ser- 
gius ßinberten  bie  3ufant,nen^unfi  nic^t,  unb  Stephan  oer* 
aßrebete  mit  $efiberiu$  bie  ÜJiittcl  fidß  jener  2lrifio!raten  ju 
eittlebigcn,  wäßrenb  ber  Äönig  auf  bem  ©rabe  bcs  2lpoftetS 
fcßwor,  alle  $orberungen  in  Setreff  feinet  surürfbeßaltenen 
©igentumS  ju  bcfriebigen.  Süorauf  fidß  jene  ©erecßtfame  be= 
Sogen  ift  freilief)  bunfel,  aber  waßrfdßeiulidj  waren  es  nicht 
Stabte,  melde  S)efiberiu3  befeßt  fjatte , fonbern  ©üter  unb 
Stenten  ber  Äirdße,  bie  er  wäßrenb  ber  UfUrpation  Gonftam 
tin’ö  ober  als  ScßabloSßaltung  für  feine  geleiftete  $ilfe  ein-- 
gesogen  haben  mußte.  @3  mar  »erabrebet  worben,  bafi  ißaul 
2lfiarta  nadß  ber  Stüdfeßr  beS  ißapftS  in  bie  Stabt  einen 
SolfSaufftanb  bewirfen  fotte,  um  GßriftopßoruS  unb  Sergius 
SU  tobten,  unb  fdßon  in  jener  $eit  tonnte  man  bie  Äuttft 
Slufftänbe  ju  fdtjaffen  feßr  mol.  2t ber  bie  SBebroßteu  tarnen 
ißnt  sutoor,  fie  unb  Dobo  überfielen  bas  ißatriardßiutn  bcs 
Sateran,  ben  toerräterifcjjen  ijiaul  2lfiarta  niebersußauen,  unb 
ber  ißapft  floß  in  bie  Safilifa  bcs  Stßeobor,  too  er  am  2Utar 
fidß  nieberließ.  SDtit  gejücfteu  Scßmertcrn  brangen  nun  jene 
in  bie  Gapellc,  boeß  bie  befcßmidßtigenben  SJorte  Stepßan’S 
bewogen  fie  sur  Umteßr.  Ueberßaupt  fpiclte  ber  ißapft  feine 
Stottc  fo  meifterßaft,  baß  fie  feine  ißläne  unb  ©efinnungen 
nüßt  tlar  burcßfdßauten.  Sie  ließen  ißn  folgenben  £agS 
wieberum  aus  ber  Stabt  311  SDefiberiuS  sießn,  unb  mit  Siedßt 
ftcllt  Stepßan  in  feinem  Sricfc  biefen  SluSjiig  als  eine  $Iud;t 
bar,  beim  9tom  bcfatib  fidß  in  ber  ßücßfien  2lufrcgung,  unb 
er  fclbft  war  nach  bem  Ueberfall  im  i'atcran  bort  nteßt  meßr 
fießer.  3um  Scßein  würbe  er  mit  feinen  '-Begleitern  im 
S.  'fteter  eingefcßloffen : bie  2lufopferung  ber  beiben  SJtäcßtigen, 


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Stiit)  be«  (Sbrifloptycru«  unb  ®ergine.  37! 

bie  ilm  erhoben  batten,  feilte  als  von  XefiberiuS  cr- 
jwungen  fcfecinen,  unb  bas  ©erücht  auf  bas  Sßolf  Giubrucf 
machen , ber  ißapft  fei  in  ©cwabrfam  ber  Sangobarben  unb 
werbe  nicht  eher  freigclaffen,  bis  nicht  bie  2Saffen  nicberge= 
legt  unb  Ghriftophoruö  unb  Sergius  ausgeliefert  feien.  Um 
bieS  $u  beu'irfeit , fcbicfte  Stephan  bie  ©ifcböfe  von  IjSräncftc 
unb  Segni  vor  bas  Xor  6.  ijietri  an  ber  ©rücfc,  wo  jene 
mit  bcn  bewaffneten  lagerten,  unb  liefe  fie  aufforbern,  ent= 
Weber  freiwillig  in  ein  Äloftcr  ficb  jurücf jujiefm , ober  vor 
ihm  im  batican  ju  erfdjeinen.  XaS  wanfclmiitige  bolf, 

vom  ftluch  beS  Napfes  unb  vom  Schwert  ber  iiangobarben 
ju  gleicher  £eit  bebrebt , verliefe  feine  giibrer  unb  jerftreute 
fiel;;  ein  plö&licber  Umfdbwung  ber  Xinge  trat  ein,  unb  jene 
waren  verloren.  Selbft  ©ratiofus,  beS  Sergius  eigener 
Schivager,  gab  ihre  Sache  ißreis  unb  floh  ÜJlacfetS  in  ben 
S.  Ißeter  juin  ißapft.  Xa  liefe  auch  Sergius  fich  von  ber 
Sltauer  berab,  um  fid>  Stephan  ju  $üfeen  ju  werfen;1  bie 
langobarbifcheu  Söacfeen  aber  ergriffen  ifm  wie  feinen  batcr, 
unb  ber  Äönig  übergab  beibe  bem  ißapft  jur  SBeftrafung. 

XaS  ÜDtenfchlichfeitSgefühl  wünfeht  Stephan  von  ber 
Sdmlb  freijufpredjen,  Üiänner  bie  3iom  von  ber  Xvrannei 
Xoto’S  fithn  erlöst  hatten  unb  benen  er  felbft  bie  ^tapftfronc 
verbanfte,  ber  9iad;e  ber  Sangobarbeit  ober  ißaul  3lfiarta’S 
verräterifch  hiugegeben  ju  haben.  2öenn  er  fie  wirfliefe  bur<h 
bie  fDlöncfeSfutte  retten  wollte.  Wie  bieS  fein  £ebenöbefd;reiber, 
er  felbft  aber  in  feinem  Briefe  fagt,  warum  führte  er  fte 
nicht  unter  eigener  Obhut  fofort  nach  Morn,  als  er  vom 

1 Sergius  cadem  nocle,  qua  hon»  cauipana  insonuit:  Anast. 
n.  288.  lauteten  fcfyen  ©loden  in  8tem,  vietteirfjt  bie  Sire  SRaria- 
©tllllbf. 


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Viertes  sBuift.  SBierteb  (Jayitel. 


S.  Bieter  f>cimfel;rte  ? (Sr  ließ  fie,  fo  foHtc  geglaubt  »erben, 
in  ber  ©afilifa  jurüd,  mitlenl  fie  »or  ben  Slad^fteUungen  ber 
$eittbe  fidler  in  bet  «Stille  ber  3?ad;t  nach  9lom  bringen  ju 
[affen,1  aber  ifjaul  2lfiarta  brang  bei  2lbeubl  in  bie  Äird>e, 
bie  langobarbifchen  ©Sachen  liefjen  ihn  auf  ©cbeife  bei  ®efi-- 
beriul  ein,  fie  nahmen  bie  ©efangenen  mit  fid),  unb  am 
Stör  bei  S.  ißetrul,  oor  ber  ©riide  .ßabrian’l  erlitten  bie 
Unglütflidjeit  bal  ScE)idfa[  ihres  Opfers  ©ktlbipert  unb  fo 
»ieler  anberer,  bie  fie  juoor  batten  umbringen  laffen.  ßbrt 
ftopborul  ftarb  im  Ätofter  ber  St  2£gatE>a  feben  am  britten 
Sage  nach  ber  ©lenbung;  Sergiul,  nad;  S.  2lnbreal  auf 
ben  Gölifdjen  ©erg  unb  metteidjt  in  biefclbe  3e^e  gebraut, 

»o  ber  ©ifdjof  Stbeobor  batte  »erfd)ma<bten  rnäffen,  gcnal 
unb  lebte  all  ein  blinber  ©efangener  in  einem  ©ewölbe  bei 
Sateran  noch  bil  jum  Stöbe  Stepban’l,  worauf  er  ein  fd?re<f= 
lidjel  (Snbe  fanb. 

3n  feinem  Sdbreiben  an  Sari  unb  beffen  3Kutter  ©erta 
behauptete  3»ar  ber  Stapft,  bafj  er  Pon  ber  graufamen  sD(i(3= 
banblung  jener  9Jiämier  nicht  HHUfoiffenfchaft  gehabt  habe, 
aber  er  felhft  geftanb  in  einer  fdjmacbcn  Stunbe  einem  ©er= 
trauten,  „baf?  er  bem  gottlofcn  3urebett  bei  55efiberiul  nach- 
gebeitb  beibe  SBürbenträger  ber  Kirche  feinem  ©JiHen  geopfert 
unb  ihnen  bie  2lugen  habe  aulreifjen  laffen."2  Stephan 

1 Et  dum  infra  emtatem,  nocturno  silentio,  ipsos  salvos  in 
troducore  disponerenms,  ne  quis  eos  conspicicns  interfieoret,  subito 
hi,  qui  eis  semper  insidiabantur,  super  eos  irruentes,  corum  erue- 
runt  oculos:  Cod.  Car.  XLVI.  bei  tfenni  XLV.  p.  269.  Ser  Streiter 
btim  'Jlnaft. : cupiens  eos,  noctis  silentio  propter  insidias  inimicurum 
salvos  introduci  Romnm.  Xieft  unb  antere  llebevtinflimmungcu  jeigen 
mir,  baß  btr  i'ebrnäbef  (breiter  ben  Sörief  ©tepban’«  tanme,  aber  bie  in*  / 
tereffanten  abtnttibungeii  (ebren,  baß  er  fraittifdj  gefinnt  war. 

1 Subtilius  mihi  — Domnus  Stephanus  Papa  — retulit,  inquiens,  ,,v* 


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Stur}  be«  (iliriftoplioni«  unb  ©ergiu«. 


373 


fc^rieb  jenen  ©rief  in  »öüiger  Freiheit  in  illom , bieUeidjt 
fc^on  narf)  beut  Slbjug  ber  Sangoharben;  et  erjäbltc  barin 
bie  ©reigniffe  mit  grober  Uebertreibung,  nannte  €l;rifloplioniS 
unb  Sergius  fchattblidie  ©enoffen  beS  Teufels,  bie  ifm  mit 
$ilfe  SDobo’S , beit  er  ganj  befonberS  anflagte,  Ratten  ermor= 
bcn  loollen,  unb  oerficberte , bajj  er  feine  Rettung  nur  bcm 
ertaubten  Sofni  2)efiberiuS  oerbanfe,  ba  er  gerabe  gefommen 
fei,  betn  S.  ißeter  ©eredüigfeitcu  ju  erfüllen,  bie  er  auch 
oöüig  erfüllt  habe.  Sein  ©eridit  laßt  fidi  mit  bcr  ßrjäfc 
lung  feines  SebeitSbefdjreiberS  gut  oereinigen,  bod;  nicht  mit 
anbereit  feiner  ©riefe;  aber  benen  meiere  behaupten,  jener 
©rief  fei  oon  2>efiberiuS  erjioungen,  ift  es  nid;t  geglüdt, 
bcn  ißapft  bon  ber  $alfd>beit  unb  uom  ©lute  jener  3)tänner 
ju  reinigen,  unb  fein  offnes  ©efemttnifj  oor  bent  nachmaligen 
ißapft  $abrian,  loelcbcS  fte  iibcrgcbn,  ocrurtcilt  fic  jum  be- 
fdjämten  Sdjloeigen. 1 5Denn  barf  man  nod;  ein  HarereS 
geugnifj  oo u ber  oöüigen  Uebereinftintmung  jloifdjen  bem 
ißapfl  unb  Ä Lüdge  fuc^en  loollen,  als  bie  ©Sorte  £abrian’S: 
„allein  ©orgänger,"  fo  fagte  er  ben  langobarbifchen  ©efanbten, 


quod  onmin  illi  mentitus  fnissot  (sc.  Desider.)  — et  tantummodo 
per  Buum  iniquum  argumentum  erui  fecit  oculos  Christopliori  Pri- 
mieerii,  et  Sergii  Secundieerii  Alii  ejus,  suamque  voluiitnteui  de 
ipsis  duobus  proceribus  Eoclesiae  explevit,  unde  damnum  magis 
et  detrimentum  nobis  detulit:  [o  Jpatrian  beim  2naft.  n.  293. 

1 Ep.  XLVI.  bei  Cenni  XLV.  p.  267.  Gemti  meint  mit  Sie  ffointe 
unb  Hkgi,  ber  ©rief  fei  crjtcungen,  »eil  fich  bie  eblen  SDiänner  Chtijlo« 
bhoru«  unb  ©ergiu*  nicht  urplBfclich  in  fchimbliche  ©erbrether,  unb  bie 
fchänblichen  Jangobarbeit  nicht  in  herrliche  Söhne  bemänteln  tonnten.  Stber 
ber  ©rief  warb  offenbar  in  her  Aufregung  nach  bem  ©turj  ber  ©eiben  ge» 
fchriebeu,  bem  Könige  ju  fchmeicheln , ber  eine  Äbfchrift  erhielt.  Sfturatori 
hat  ba«  Süchtige  ertannt,  unb  ihm  folgte  ?a  garina.  ®ie  greße  Slnfchtoär- 
jung  $obo'«  ift  ertlärlich:  er  war  ffarlmaim’«  ©ote,  unb  ju  biefer  3eit 
beftanb  }»ifcben  beit  ©riibern  geittbfehaft. 


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374 


Vierte«  jPh«$.  Vierte«  iSapitel. 


„erjagte  mir  eines  Sags,  er  fyabe  an  ben  Äönig  nachher  feine 
Soten,  2lnaftafiuS  ben  elften  Sefenfor,  unb  ben  SubbiaconuS 
©emmuluS  gefdüeft,  il;n  aufjuforberit,  baSjenigc,  was  er 
perfönlid)  bem  £.  ißeter  Perfprodhen  habe,  nunmehr  ju  er- 
füllen, aber  ber  Äönig  ^>abe  il;m  antmorten  laffen:  es  genüge 
bem  ißapft  Stephan,  baff  idj  ShriftopboruS  unb  SergiuS,  bie 
ihn  beberrf^itcn , ibm  auS  bem  ©ege  räumte,  unb  mag  er 
bie  ©ere<htigfeiten  auf  fich  beruhen  laffen.  Senn  wahrlich, 
wenn  i<h  bem  sjkpft  itid;t  beiftef;e,  wirb  ihn  grofj  SBerberben 
treffen.  Sarimann  ber  Äönig  ber  granfen  ift  greunb  jener 
SDlänner  ShriftophoruS  unb  SergiuS , unb  bereit  mit  feinem 
Veer  nach  9tom  ju  ntarfdjiren , ihren  ©erb  ju  rächen  unb 
ben  ^eiligen  93ater  felbft  ju  greifen."  1 

2.  1>roject  eincv  Xeppelbfirat  jiriföen  bot  tcniglic^cii  gamilien  ben  'faeia 
unb  »ora  granfentanb.  äBibcrfcyiicbtcit  Sfawnna’«  gegen  Stein.  Söenbung 
ber  }5olitif  am  $rf  ber  grauten.  lob  Stephans  UI.  im  3abr  772. 

SefiberiuS  hörte  allerbingS  nidht  auf  bie  gorberuugen 
Stephan’S  wegen  Verausgabe  gewiffer  ©üter,  weshalb  ftd) 
ber  ißapft  an  beibe  granfenfönige  wenbete,  fie  jugleid)  be- 
glüdwünfdhenb , baff  ihre  Uneinigfeit  gcfd;lichtct  fei.'1  iöerta 
hatte  ihre  Äinber  perföhnt ; fie  war  im  $abr  770  nadj  3ta= 
lien  gegangen,  unb  felbft  nad)  9tom  gefommen,  bie  ©räber 
ber  .^eiligen  ju  Perehren.3  Sie  Hoffnungen  Stephan’S,  burdi 
ihre  9lnwefenheit  tpieber  belebt,  fdjmetterte  jeboch  balb  bie 
Sfadmcbt  nieber,  baff  3ferta  pou  ÜHont  rüdfehrenb  gerabeSwegS 

' 1 Amol.  u.  203.  'Jiit  ber  i'ebeusbejdireibuug  $abrian’S  »eränbert 

fiep  ber  Ion  be«  Lil>.  Pont.,  uub  mir  fmb  in  eiiieu  anbern  Slbfämitt 
biefer  fofibaren  Sammlung  getreten. 

2 Xaoou  banbdl  Cod.  Carl.  XLVII  bei  ®eiuii  p.  274  mp 
* Annalcs  Francor.  a<i  nun.  770. 


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(Spannung  }toif($fn  ben  grauten  mit'  9iom.  37.» 

ju  3!efiberiu3  gegangen  fei,  um  eine  35oppelbeirat  jwifeßen 
ihren  beiberfeitigeu  Äinbent  ju  Staube  ju  bringen.  35er 
Sangobarbe  trachtete  naef;  folgern  ©ünbuiß  mit  ben  inäcfj- 
tigften  gürfteit  be£  2JbeublanbeS,  weil  er  in  if;m  bie  St  übe 
feines  wanfenben  SteidjeS  fab,  unb  er  ahnte  nicht,  .baß  e£ 
bie  ©eranlaffuitg  ju  feinem  rolligen  9iuitt  werben  feilte. 
Sie  famen  überein,  ben  ^ßrinjen  2lbeld)is  ober  SlbalgifuS 
mit  ber  ißrin  jeffin  Glifela  ju  permälen,  beut  Äönige  Carl 
35efiberata  (Grmettgarb),  Garlmann  aber  eine  anbere  Tochter 
beS  SangobarbenfönigS  jur  Öemaliu  ju  geben.  ®ic  Äunbe 
pon  biefem  .öciratsproject  entfette  bas  politifd;c  Spftem  JHom’ö. 
35er  ißapft  fud^te  bie  greunbfebaft  ber  granfeu  mit  feinem 
natürlichen  geinbe  ju  biutertreiben , ba  fie  feiner  weltlichen 
S?errfcbaft  beit  Untergang  brohte.  Gr  fab  mit  Spröden,  bah 
bie  Söhne  'Jtipin’S  feineSwegS  bie  ©efinnuttgen  ihres  bauf- 
baren  Katers  teilten,  unb  baß  fie  ftch  gegen  bie  irbifdben 
©ebürfttiffe  Siom’S  einigermaßen  fübl  perf;ielten.  Gr  febrieb 
ihnen  einen  raffen  ©rief,  worin  er  fie  toon  jener  .öcirat 
abjumabneu  fuchte,  unb  Pon  £eibenfd)aft  hingeriffeu  ftellte 
er  barin  feine  ißolitif  gänjlidh  bloS;  biefe  aber  bejwedte  nichts 
anbereS  als  jWiföen  ben  Königen  auSjufäen. 1 

Stephan  batte  im  Porigen  3abr  ®efiberiu$  bei  ben  granten-- 
fürften  baS  fdjmeid;elhaftefte  2ob  ber  35anfbarfeit  erteilt, 
jeßt  fpracb  er  fidb  ju  benfelbcn  .Königen  alfo  auS:  „Gs  ift 
ju  unferer  Äenntniß  gelangt,  unb  erfüllt  unfer  $erj  mit 
großem  Stummer , baß  ©efiberiuS  ber  Slangobarbenfönig  Gure 
Gfcellenj  ju  überreben  fucht,  feine  Tochter  einem  rott  Glich 

1 ävminnns  intcr  regva  discordia  fagt  bei  biefet  ©etegenbeit  ((peil 
im  sai'c.  10  bet  Stutor  be«  Libollus  de  imperntoriR  potestate  in  urbc 
Roma.  Mon.  Ginn.  V.  p.  720. 


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Vierte«  ü'urf).  Vierte«  tfapitcl. 


37« 

Srübern  anjurermälen ; bie?  ift,  trenn  betn  fc  träre,  toahr= 
baft  eine  teuflffche  Eingebung,  unb  nicht  fowol  eine  t'f>elid;e 
SJerbinbuttg,  al?  ein  Gonfortiutn  fc^änblic^fter  9lrt  ju  nennen. 
Denn  wie  bic  ©efdjichtcn  bei  ^eiligen  Schrift  un?  lehren, 
finb  ekle  burd)  fo  ungerechte  '-Berbiubuug  mit  einer  ftemben 
Station  »on  ©otte?  ©eboten  abgetrieben , uttb  in  große  Sünbe 
»erftrieft  worben.  SÖa?  ift  baö  für  ein  unfäglidjer  Slbcrwiß, 
o erlaudtteftc  Söhne  unb  große  Könige,  baß  Euer  ruhmvolle? 
granfenbolf,  weld;e?  alle  anbereu  Golfer  übcrftralt,  unb  baß 
ein  fo  gläitjenber  unb  ebler  Sproß  Guter  föniglichen  iüiadjt 
(es  fei  ferne!)  mit  bem  treulofen  uttb  ftinfenben  3$olf  ber 
Sangobarbcn  beflccft  werbe,  welche?  nicht  einmal  unter  bie 
3ahl  ber  Söölfer  geregnet  wirb,  uttb  au?  beren  Station  ba? 
©efdhledht  ber  Slusfäßigen  fichcrlich  l;er»orgeht.  Denn  Stic: 
matib,  ber  bei  gefunben  Sinnen  ift,  barf  glauben,  baß  fo 
ruhmrolle  Könige  fich  mit  einer  fo  abfcbeulichcit  unb  fd>anb= 
baren  Slnftedutig  bchaftett  werben.  Ueberhaupt  „wa?  hnt 
ba?  Sicht  mit  ber  ginfterniß  gemein?"  ober  „welchen  Deil 
hat  ber  Dreue  an  bem  Untreuen?"  Unb  fchon  feib  gtw,  o 
fanftmütigfte  unb  »on  ©ott  eingefeßte  allergndbigfte  Könige, 
burch  ©otte?  SKillen  unb  Slatfdfluß  unb  nach  Befehl  Eures 
'itatcr?  in  gefeßmäßiger  Ehe  »ermält,  ittbem  gßr,  wie  es 
erlauchten  unb  ebeltt  Königen  gelernt,  au?  Guerrn  eigenen 
tBaterlanbe,  nämlich  au?  bem  ebelften  3)olf  ber  granfen  felber 
bie  fchönften  ©emalinncn  erhalten  hobt , beren  Siebe  ghr  treu 
anhänglich  bleiben  muffet." 1 Der  ijjapft  fcheiitt  angenommen 

1 Cod.  Car.  .\LV.  tti  (Jfiini  XLIX.  p.  281  s<j. : Perfida,  quod 
alisit,  nc  foetcnlisaima  Langobardorum  geilte  polluntur,  quae  in 
mimero  gentium  nequnquam  compututur,  de  cujus  nntione  et  ie- 
proeum  grmis  oriri  certum  est  . . . XaS  beteibigte  OVfiiljl  SWuratori'C 


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Spannung  jiuiftyn  ben  gtanfeu  unb  3font. 


377 


ju  haben,  baf?  beibe  Äönige  bereits  permält  waren,  aber  nur 
non  Garlntann  Wiffen  wir,  baft  ©ilberga  feine  ©emalin  war, 
bie  ber  ©apft  itt  einem  früheren  ©riefe  Königin  titulirte; 
bagegen  weift  ©icmanb  bon  einer  red;tmäftigen  ©emalin  (Sarl’S, 
fonbem  nur,  baft  er  mit  ©iätrejfen  lebte.1 

So  weit  rift  ben  geängftigten  Stephan  ber  Gifer  fort: 
er  machte  fogar  erbitterte  ©emerfungen  über  bie  ÜRatur  beg 
3öcibcS  im  9Ufgemeinen,  er  erinnerte  an  bie  Sünbe  Gba’g, 
bie  bas  3)ienfd)engefd;[ecfit  um  bas  ©arabieg  gebraut  habe; 
er  gemahnte  bie  Könige  au  alles,  wag  fie  einft  afg  $üng= 
finge  bem  ©apft  Stephanus  unb  bem  <B.  betrug  getobt  bat= 
ten,  $reunbe  ben  greunben  ber  ©äpfte,'  ihren  geinben  aber 
geinbe  ju  fein.  ®en  ©rief  mit  einer  gleidffam  magifchen 
Äraft  ju  burcfibringen,  legte  i^tt  ber  ©apft  auf  bag  ©rab 
beg  Slpoftelg  unb  genoft  über  ihm  ben  Seib  beg  $erm  — 
ein  djarafteriftifdjer  3U8  jener  bijarren  Gpod)e,  wo  bie 
äufterfte  Soweit  mit  ber  feinften  Staatgpofitif  ficfi  pereinigte 
— unb  nacfybem  er  biefe  ^anbtung  im  ©riefe  fefbft  berietet 
bat,  fdjfieftt  er  fein  Schreiben  mit  fofgenber  ®rol)ung  in 
ber  grotegfen  2Seife  feiner  3eit:  „wenn  aber,  wag  wir  nicht 
tofinfdjen,  irgenb  jemanb  gegen  ben  Qnhalt  biefer  unferer 
©efchwörung  ju  fwnbeftt  fich  unterfangen  foUte,  fo  foff  er 
wiffeit,  baft  er  Äraft  ber  ©ewalt  meineg  $erm,  beg  heiligen 
©etruS,  beg  Stpoftelfürften , mit  ber  ^effel  beg  ülnathem’S 
umftrieft  fei,  auggeftoften  oom  9(eid;e  ©otteg,  unb  beputirt 

uicdjtt  ttm  ©apft  bieftn  gcmciiifii  griff  abfprrc$<n , unb  frlbft  iStiuii  ruft 
mit  ©rröttn  au«:  aevo  illi  dandum  est  aliquid. 

1 Kgiubard  c.  18.  unb  I’aul.  Diacon.  Gesta  Episcop.  Mcttcnsium 
in  ben  Mon.  Germ.  II.  p.  265:  hic  ex  Hildegard  conjuge  quattuor  * 
filios  et  quinqne  Alias  proereavit,  babuit  tarnen  ante  legale  connu- 
bium  ex  Hiiuiltrude  nobili  puella  filium  nomine  Pippinuui. 


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378 


Stierte«  SBndj.  Stierte«  Gapitcl. 


mit  bem  Teufel  unb  feinem  erfdfreeflidfen  .ftellcupomp  unb 
ben  übrigen  gottlofen  nnb  etiügen  geuerSbrünften  ju  per= 
brennen."  1 Sie  , in  melier  bev  oberftc  ißriefter  ber 
djriftlichcn  Religion  einen  folgen  '-Brief  fc^reiben  burfte,  mar 
allcrbiitgS  barbarifd;,  unb  fauiu  Port  einem  fernen  Stimmer 
ber  3been  geftreift.  55ie  ijB^Uofop^ie,  im  Altertum  einft  ©e= 
meingut  ber  ä'icnfd^n,  mar  erlogen,  bie  l;umane  SBiffen-- 
fdiaft  tobt  biö  auf  einige  Biegungen  in  trüben  Ätofterjellcn ; 
bie  ^Begriffe  polittfcbcr  Freiheit,  bürgerlicher  !Jf)ätigfeit  unb 
iüürbe  im  Staat  maren  unbefannt,  unb  bie  Vtenfdjhrit  lag 
in  einem  Aberglauben  eingehüllt,  beffeu  mehr  friedliche  als 
angenehme  Silber  bie  ißhatüafie  311  fehr  befdjäftigten.  Aber 
felbft  in  fo  roher  3cit  bleibt  übermäßige  Vegierbe  nach  bem 
Veftß  tabelnämert , um  fo  mehr,  menn  in  bie  irbifdfeu  3mede 
baS  .^eilige  herabgejogen  unb  bie  ben  3)ienfcben  ehrmürbigen 
SJtyfterien  gemißbrauebt  merben,  um  ale>  Schredmittel  ber 
ißoliti!  3U  bienen. 

Vielleicht  ließ  fi<h  Earlmann  burdh  jenes  päpfllidje  Schreib 
ben  mirflich  abhalten,  fi<h  Pon  ©ilberga  311  trennen.  Er 


1 Analhcmntis  vinculo  esse  innodatum , et  a reguo  I)ei  alienum, 
utque  cum  diabolo  et  ejus  atrocissimis  pompis , et  eaeteris  iuipiis 
aeternis  incemliis  concremandum , deputatum  =.  gcU'öljiiIirfjc  gormel 
be«  anatbem«  jener  3«it.  Silan  jeßte  fie  fogar  auf  CSrabmäler,  ihre  3er* 
ftBrung  511  vcrbüteit,  ober  fthloß  bcniit  Scbenfungäurfitnbeit.  Jie  ÜJlarmot* 
infe^vift  einer  -rdjentung  be«  ö'ecrgiu«  nnb  Ouflatiu«  im  Ceftibulum  ber 
S.  SDlaria  in  Goemebin  (aus  saec.  8)  fagt  am  <2<hluß:  et  anathematis 
vinculo  sit  innodatus  et  a reguo  Dei  alivuus,  atque  cum  diabolo  et 
omnibus  impiis  aeterno  incendio  deputatus.  gafl  JuSrtlidb  flimmt  mit 
ber  obigen  glucbformel  bie  au»  bem  Liber  Diurn.  c.  VII.  tit.  22:  et  cum 
diabolo  et  ejus  atrocissimis  Pompis  atque  cum  Juda  traditore  Domini 
Dei  et  Salvatoris  nostri  Jesu  Christi,  in  acternum  igne  eoncreman- 
dtim , simulque  in  chaos  demersus  cum  impiis  deficiat.  SDlan  fiebt, 
bie  fehr  ettergifthe  S>b«>itafie  bat  hier  einige  teertroUe  yiuancett 


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29ibevfebli<bfeit  9fatciina’0  »legen  9fcni. 


379 


»erntälte  fid)  uid^t  mit  be$  SDcfiberiuä  3"od;ter , aber  Garl 
nahm  bic  langobarbifche  ijlrinjeffin  $)efiberata,  bie  Softer 
einer  ftinfenben  unb  gottfofen  Nation,  ju  feinem  5ikibe,  ohne 
b ai  2lnatbema  beS  ißapfts  3U  fürchten. 1 

®ie  Sage  Stcphan’ö  mürbe  jugleich  ton  einer  anbera 
Seite  ber  immer  fdbmieriger.  S3ies  betraf  fRabenna.  Seit 
ber  Scbcnfung  ißipin’3  Ratten  jwar  bie  Zapfte  ihre  eigenen 
Beamten,  $>uceö,  SWagiftri  SRtlitum,  Sribuiten  in  jene  ehe- 
mals gried)ifd;en  ißrobinjen  gefdjidt,  aber  fie  waren  ihres 
33efi&c$  noch  nicht  .perrn  geworben.  ®ie  Dlaocnnatcn  erin- 
nerten fid)  ju  lebhaft  ber  alten  tüebeutung  ihrer  Stabt, 
welche  Siom  lange  3«t  beherrfcht  tjatte , unb  ber  Grjbifcbof 
begann  feinen  Giitfluß  halb  über  ben  Grardjat  au^ubebnen, 
in  Welchem  bic  Söletropole  oon  Statoenna  große  ©üter  unb 
oiele  Golonen  befaß.  Sergius,  »on  ^aul  I.  in  fein  2tmt 
mieber  eingelegt,  f (faltete  bort  ohne  SRücfficht  aufSlom,  unb 
nach  feinem  £obe  (im  3abr  770)  trotte  ein  Ufurpator  ein 
3abr  lang  ben  glüdjen  be$  ißapflö.  25cnn  obmol  ein  großer 
Seil  bcö  GieruS  ben  2lrd;ibiaconuS  £eo  auf  ben  erjbifdmß 
Heben  StuI  erhoben  batte,  riß  ihn  bod>  ein  Saie  an  fi<h- 
Gs  mar  3)Hd;ae l,  Sibliothefar  ber  ftireße  oon  SHaoenna: 
mit  .ßilfe  beS  'DiauritiuS,  55uj  oon  IHimini,  ber  größeften 
Stabt  in  ber  SßentapoliS,  bie  bem  ijJapft  bantalS  nicht  ®e« 
borfam  leiftete,  unb  mit  3ufttmmung  beS  ÄönigS  3)efiberiu£ 
bemächtigte  er  fid)  diaoemta’ss. 1 Seo  mürbe  nach  SHmfai  in 

1 ÜDturalori  betnertt  hier  uiit  rcsl/aftcrn  2Biy , bag  C£atl  bamal«  itocb 
nicht  btt  @rogt  war. 

3 SRimini  fugt  wie  e«  febeint  fort,  $uct«  ju  baten.  3b«  föeibt  im 
saec.  9 ig  fag  teflgänbig.  «iebe  Ouigi  ionini:  Kimini  dal  priucipio 
dcll'  c-ra  vulgäre  all’  nuno  UCC.  Kimini  1856.  U.  p.  155.  $ie 
mertwüvbige  «tabt  ftbeiitt  ba«  .{Knipt  bet  Pentapolis  maritima  gewefett 


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38«) 


©irrte«  ©mb.  ©ierte*  Sa^ilfl. 


ben  Äerfer  gebracht,  Dlicßael  in  Scfijj  bes  GrjbiStijmS  gefegt, 
unb  er,  wie  SRauritiuS  unb  bie  ftubiceS  von  diavenn« 
fanbten  Solen  nach  9(om,  ben  ißapft  unter  bem  Serfprccheu 
großer  ©efeßenfe  jur  Seftätigung  beö  UfurpatorS  p bewegen, 
aber  Stephan  befahl  ihm,  von  beitt  bifdwfticßcn  Stuf  ßerab- 
pfteigen;  ber  Ginbringling  verwanbte  bie  Äirchenfcßahc,  ihn 
p behaupten,  bis  er  am  Gnbe  bcS  ^aßrS  771  geftiirjt 
warb.  3)ie  fränfifchen  unb  römifeßen  Soten  bereinigten  fuß 
in  SRavenna  pr  2öieberßerfteHun&  ber  Orbnung,  bas  Sott 
toarf  Sfticßacl  auS  bem  erjbifchöflidjcn  Salaft  unb  überlieferte 
ihn  ben  päpftlicßen  ©efanbten  jur  2lbfüßrung  nad;  Slorn. 
hierauf  würbe  Sco  in  baö  ©Tjbistum  eingefeßt,  unb  er  ging 
folgfam  nadh  9tom , bie  Orbination  p holen. 1 

$affelbe  Qaßr  771  fchien  überhaupt  bie  römifeße  .«lircbe 
ooit  mancher  furcht  befreien  p wollen.  (Sari  verfließ  plöfc 
lieh  ®efibcrata  aus  feinem  Sette,  unb  Garlmann  ftarb  am 
3.  Dccember.  Seine  SBittwe  ©ilberga  aber  entwich  im  grüß1 
ling  772  mit  ihren  beiben  fleinen  Söhnen  jn  £e[iberiuS, 
vor  Carl  Schuh  fudjenb,  welcher  bie  Sänbcr  feiner  Steffen 
an  fich  nahm,  unb  pm  aüeinßerrfcßer  ber  granfen  fich  aus* 
rufen  ließ.  $efiberiuö,  bie  unglücf liehe  Stocßtcr  in  ißavia 
verftßließenb,  empfing  jene  Äinber  mit  offenen  Sinnen ; bie 
Dieffen  Garl’S  linberten  feinen  Scßmerj , nicht  feinen  .'paß, 
unb  er  hoffte  fie  als  Wittel  feiner  fRacße  gebrauchen  p fön= 
nen.  'Jiicmanb  hat  bie  Urfacßeit  p entbeden  vermocht,  bie 

ju  fern  (Stimmt,  dkfare , §ano,  Siitigagtia  unb  Ancona);  bie  Pentapolis 
mediterranes  ob«  nova  umfaßt«  3<fi,  Cagli,  @ubbio,  goffombroue, 
Urbino  mit  iKotttefeltro , fpater  Cfimo.  ©eibe  tauber  biefjett  jufammett 
Eecapoli«. 

1 ®iefe  Creifluiffe  beim  Snafl.  Vita  Stephani  III.  n.  282.  283.  uttb 
tu  .pabriatt’ö  Ep.  Cod.  Car.  LXXI.  bei  Seniti  XCIII.  p.  4‘J!*. 


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Ilontificat  £abrian’«  I. 


381 


Sari  jur  ©erftofjung  ber  Jefiberata  bewogen;1  es  f efteint, 
bafi  e8  weniger  SSJanfelmut  als  ©crethnung  war.  Gr  löste 
bie  gefc^mäfetge  Gfw  mit  Stimmung  / jo  unter  bein  ^ubel 
beS  ^JapftS,  unb  ber  malte  fidj  mit  ber  ©djwäbin  .fMlbegarb. 
3>o<h  bie  grauten  hörten  nie  auf,  Tefiberata  als  feine  red^t- 
mäfjige  ©emalin  ju  beflagen,  noch  bie  Königin  ©erta,  ihre 
©chmacft  mit  frommen  frönen  ju  beweinen.  2 

9)Ut  biefem  einen  ©erläge  war  baS  ©iinbnifi  jwifc^en 
ben  Raufen  unb  Sattgobarben  getrennt,  bie  römifhe  Äirdbe 
wieber  in  bie  engften  ©ejiehungen  ju  Sari,  bem  9CDleiii^err= 
fd)er,  gebraut  unb  JefiberiuS  bem  nabenben  ©erberben  bloS- 
gefteHt.  Stepban  III.  erlebte  bieS  nicht  mehr,  er  ftarb  in 
ben  erflen  Jagen  beS  Februar  772. 

3.  $abriami«  1.  befteigt  bm  <2tul  ‘Petri.  (Etur?  brr  Iangobatbife$cn  Partei 
in  9tcm.  gcinblicbe«  SJcrfctjreitfn  be«  Königs  Sefibcviu«.  'ptoccfi  unb 
Sturj  beb  ifaul  Tlfiarta.  Xn  Stabtpräfcct.  SefibcriuS  wnrflftct  ben 
rBmifcpm  Xucat.  .pabrian  riifiet  bie  Serteitigung.  9tilrf$ug  ber  l’angebarbcu. 

91ur  acht  Jage  fpäter  beflieg  ,§abrian  I.  ben  Stul  ißetri, 
um  ihn  wäbrenb  einer  ausgezeichneten  Regierung  »on  faft 
24  fahren  ju  behaupten.  .Oabrian  war  dtömer  aus  einem 
oornehtneti  3lbelSgef^lecht,  beffen  ©alaft  in  ber  ©ia  Sata 

• Incertum,  fagt  (Sginparb  Vita  Car.  c.  18,  qua  de  causa.  Sin 
fabelnder  Storni)  fcom  ISnbe  saee.  9 teunt  allein  bie  Urfacbe:  quin  esset 
clinica  et  ad  propagiindnTn  prolent  inhabilis,  judicio  sanctissimorum 
aacerilotuni  relicta  velut  mortua.  Jlouaebi  bangall.  Gesta  Karoli  II. 
c.  17  in  ben  Mon.  Germ.  II.  p.  759. 

1 Sen  flbrlbatb  »en  Serbe!)  beißt  t«:  culpabat  modia  Omnibus 
tale  connubium  (mit  $>ilbegarb)  — quod  — rex  inlieite  uteretur  thoro, 
propria  sine  aliquo  crimine  repulsa  uxore.  Ex  Vita  Adalbnrdi  7. 
p.  525.  Unb  Don  Srrta  fagt  Sginbarb  c.  18:  ila  ut  null«  uuquani 
invicem  sit  exorla  discordia,  praeter  in  divortio  flliae  Deaiderii  regis, 
quam  illa  suadente  aceepernl. 


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382 


Stierte«  Stutb.  SJierte«  Gapitet. 


ftanfc.  Sein  D^eim  -S^cobotu«  batte  bic  Xitel  Gonful  unb 
Xup  geführt,  unb  lt>ar  autlerbem  iftrimiceriuS  ber  Notare 
getvefen. 1 Sllö  2öaife  blieb  ber  Änabe  juriicf , unb  bie 
ÜRutter  iibergab  ihn  ber  iJJriefterfcbaft  von  8.  3J?arcuS,  in 
bcren  Sprengel  it>r  §au$  gehörte,  jur  Grjiebung.  ^abrian, 
burcb  ©eburt,  Glegauj  ber  ißerfon  unb  ebeln  (Steift  auöge= 
jeidjnet,  erlangte  unter  beut  ißapft  ißaul  bie  crften  firdjlidjen 
©rabe,  unter  Stephan  ben  Xiaconat,  nach  beffen  Xobe 
burcb  allgemeine  Ueberftimniung  ben  ißontificat. 1 Gr  bejeidp 
nete  gleich  ben  erften  Xag,  ja  bie  erfte  Stunbe  feiner  9te= 
gierung  burd)  bie  3uriicfberufutig  ber  Partei  beS  (Sbrifto- 
pboruS  unb  Sergius,  ober  aller  ber  QubiceS  vom  GleruS  unb 
ber  fDlilij,  tvelcbe  ißaul  Hftarta  noch  fnrj  oor  Stepban’S 
Xobe  ins  Gpil  getrieben  batte.3  Gr  gab  bamit  ju  erlernten, 
baß  er  bie  langobarbifcbe  gaction , bie  jener  ißaul  in  9tom 
noch  behauptete,  ftürjen  unb  ficb  beit  yranfen  gänjlicb  unb 
cntfcbieben  anfddiefscn  looUe.  XaS  Softem  SRom’S  nabm 
eine  beftimmte  unb  energifcbc  SScnbung. 

■gabriait’S  erfte  Sorge  loar  bie  SBieberlicrftellung  beffen, 
tvaS  XefibcriuS  uodi  bem  ©.  ißcter  fc^ulbcn  follte.  GS  fainen 

1 ®b<®botu«  (fo  fdjreibe  icb  Patt  Jbrpbutus)  reftaurirte  bie  irirepe 
©.  Äugele  in  'pe«car(a  ju  Stein,  leie  nertj  eine  bortige  SJtarmorinfcbrift 
fagt:  Theodolits  holim  dux  nunc  primicerius  sone  sed.  apostolicac 
et  pater  uius  Ben.  lliac.  a solo  edificavit  pro  intercesxionem  animae 
suae  et  remedium  oninium  peccatorum. 

3 ®a«  im  Srdjie  be«  Sateratt  niebergclcgte  SB aM teeret  fNtbrian'«  bat 
SDiabitlon  abgebnnft  im  Mus.  Ital.  T.  I.  p.  38,  im  Libellua  de  Vita 
Hadriani  I.  VlUe  SSkbllcrper  treten  barin  auf. 

3 Vit«  S.  Adriani  beim  Stnaft.  n.  292.  (Sine  Stelle  im  Stgnetlu« 
(Vita  Sergii  p.  420)  jeigt,  baß  Stnmefiic-Grlaffe  beim  fflkebfet  be«  ‘fienli- 
fical«  bereit«  in  Gkbrauib  learen:  ln  ipsa  vero  die  electus  est  prnc- 
diclus  germanus  dernucti  Papac  (sc.  Paulus)  in  sedio  Apostolatus, 
et  slatini  solvit  omnes  captivos,  et  Omnibus  noxiis  veniam  i'Onecsslt. 


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‘liontiftcat  .Vatrian’e  1. 


383 


bic  Söoten  beS  fönigS,  bcn  neuen  $apft  }u  beglücfwiinfcben 
unb  ju  einem  greuubfcbaftsbünbnif?  aufjuforbern : $abrian 
aber  beflagte  ficb  über  bie  Nichterfüllung  beS  SertragS  mit 
feinem  Vorgänger,  unb  faum  mar  bie  [angobarbifdje  ©efanbb 
fd^aft  unter  höflichen  äufidjerungen  nach  iftabia-  beimgegangen, 
als  bas  Serbältnifi  ju  SefiberiuS  böllig  jufamntenbrad). 
Stieles  trug  baju  bei:  feine  SJoten  melbeten  ibm  bie  Süieber* 
berfteHung  ber  Partei  beS  GbriftopboruS  unb  Sergius,  baS 
enge  greunbfcbaftSbünbnijj  9iom’S  mit  ben  fronten;  unb 
nun  fam  eben,  im  grübling  772,  bie  SSittme  Garlmann’3 
famntt  ihren  ßinberu  unb  bem  ^erjog  Siucbar  als  Scf>ut5= 
ftebenbe  an  beit  .öof  non  <ßabia;  ber  tiefbefeibigte  Äönig 
fafite  fogleid)  ben  'ftlan,  bie  Neffen  Garl’S  bureb  bcn  ißapft 
311  Königen  falben  311  laffen,  boffenb  burd)  fie  unter  ben 
graulen  tinen  Sfürgerfrieg  3U  erregen.  Gr  forberte  .$abrian 
baju  ebne  Säumen,  boeb  bcrgebenS  auf,  unb  bann  fuebte 
er  ibn  bureb  Ginfduicbterung  feinem  SBiHen  }u  utitertberfen. 
2lm  Gnbe  beS  SDtär}  befehle  er  gaoentia  (gaenja)  unb  ben 
Sucat  bon  gerrara  nebft  Gomaccbio,  Seile  beS  Gpar<batS, 
unb  inbem  er  fJtaoenna  felbft  bebrobte  pliiitberten  feine 
Xruppen  jene  ©egenben  fdjonungSloS.  gn  biefer  Stebrängitifi 
febidten  bie  Stabennaten  bie  Sribuuen  guliaitnS,  fßetruS  unb 
StitalianuS  als  bilfeflebenbe  ©efanbte  nadb  9fom,  worauf  ber 
$apft  ben  SaceliariuS  Stepban  nnb  ben  Kämmerer  fjSaul 
Slfiarta  mit  bringettbeit  Ibmabnungcn  an  ben  flönig  geben  lieg. 
SefiberiuS  antioortetc,  er  wolle  bon  nichts  böreit,  bebor  nidit 
ber  'iftapft  ibm  eine  perfönlidje  gufammenfunft  geftattei  habe, 
unb  biefe  berlangte  er,  um  ibn  jur  Ärönung  ber  .fiinber  Garb 
mattn’S  ju  bewegen.  2lbcr  .$abrian  blieb  feft  „wie  ber  SlbamaS." 
gn  biefe  Vorgänge  würbe  ber  ^ßrocefj  unb  Sturj  jenes 


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384  Stinte«  sPurt.  4>iertr#  Capitet. 

mächtigen  ©aul  Stfiarta  verflochten,  eine  ©pifobe,  bie  für  bie 
©efchichte  ber  Stabt  von  einiger  ©ebcutung  ift.  ©aul,  nach 
ber  ©efeitigung  Veit  (SbriftopboruS  unb  Sergius,  ber  einfhth- 
reichfte  5Diann  Siom’S,  .fraupt  ber  langobarbifcben  Partei,  unb 
im  Solbe  be!  flönig! , muffte  unfdjäblidj  gemacht  merben. 
3)iit  tlmficht  mürbe  fein  Stuin  eingeleitet,  fein  Stur}  mit 
biplomatifcher  Schlauheit  vollführt : ber  arglofe  Aämmerer 
lieh  fi<h  aus  ber  Stabt  entfernen,  inbem  er  bie  ©efanbt* 
fchaft  }u  feinem  $reunbe  2>efiberiuS  üheruahm,  unb  mährenb 
er  an  beffen  ßof  fid)  übermütig  vermafj , er  merbe  ben  heb 
ligen  ©ater  }u  ihm  bringen,  fei  es  auch  mit  einem  Stric! 
an  ben  deinen,  mürbe  in  ber  Stille  bie  Schnur  für  feinen 
.ftal!  geflochten,  ©rft  jetft  batte  man  in  9lom  ben  ÜJiut  }u 
mijfen,  bah  ©aul  acht  Sage  vor  bem  Jobe  Stephan’!  fich 
mit  einem  neuen  ©?orb  belaftet  hatte.  35er  unglücfliche  Scr= 
giu!  lebte  noch  bltnb  in  einem  ©eroölbe  be!  Sateran,  mo  er 
bas  ©nabenbrob  ah;  hoch  fclbft  bie  gortbaucr  eine!  fo  be= 
jarnmernSmerten  Sehen!  mar  bem  £>affe  ißaul’S  unerträglich, 
fflährenb  ber  Äranfbeit  be!  ißapft’S  Stephan  fchaffte  er  ben 
■Jcinb  bei  Seite:  er  übertrug  bie  Ausführung  }tvci  ©emofmern 
ber  Sanbftabt  Mitagni,  bem  ©rosbvter  Juitiffo  unb  bem  Üribun 
SeonatiuS, 1 * * mährenb  einige  hohe  Äirchenbeamte  unb  be!  ©apft’S 
Stephan  ©ruber  ber  3>uf  Johanne!  babei  Mithelfer  maren. 
Sic  nahmen  eine!  Dtacht!  ben  ©linben,  fchleppten  ihn  an  einen 
Ort  ber  Strafte  ©lerulana,  bie  noch  hente  vom  l'ateran  nach 
ber  S.  ©taria  ©taggiorc  führt,  unb  naebbem  fie  ihn  ermürgt 
unb  erbold;t  hatten,  verharrten  fie  ihn  bafelbft  in  Gile. 5 

1 Tuniasonc  Presbytero,  ct  Leonatio  Tribuno  liabitatoribus 

civitatis  Anagtiinac.  Vila  Hadr.  n.  297. 

1 ®ie  Straße  pifß  fc  ccn  einem  Sialaft : tisque  in  Mcrolanam  ad 


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$roceß  nnb  @tuvä  be#  flau!  Slfiarta.  385 

®ie  beiben  9Jtörber  (öabrian  Iwtte  fie  aus  2lnagui 
boten  laßen)  gefianben  bic  2^at  mtb  ihren  Ort,  unb  ber 
fcheufilidbe  greoet  entfette  9lom.  'O'ie  ©ürbeit träger  ber 
Äirche,  bie  ftubiceS  ber  üJtilij  warfen  fiep  mit  Geräufcp 
bem  ißapft  ju  $üßen,  fie  »erlangten  bie  ©eftrafimg  ber 
■ütörber,  inbem  fie  mit  Stecht  behaupteten , baß  ohne  ein 
abßhredfenbeö  Veifpiel  Sioin  mit  folchen  Verbrechen  ficb  cr= 
füllen  werbe,  ©ir  fcnnen  bie  geheime  ßriminatgefchicbte  ber 
©tabt  im  achten  .Saprhunbert  nicht:  gewiß  wäre  fie  graufew 
f;aft  ju  Iefen,  aber  bie  bamaligen  Verbrechen  waren  feinet 
weg§  fo  [^9/  noch  f°  nieberträcbtiger  unb  »erwicfelter 
fRatur  als  jur  3c>t  SlleyanberS  VI.  unb  feiner  ©ohne  Gäfar 
unb  ^opaim  »on  Ganbia.  .öabrian  übergab  auf  jene  Vor= 
ftellungen  bie  ©djulbigen  bem  orbentlichen  Gericht,  unb  öor 
unfern  2lugen  taucht  plößlicp  wieber  ber  ©tabtpräfcct  auf, 
beffen  9lmt  uns  feit  Gregor  bem  Großen  entfehwunben  war. 
GS  hotte  fortbeftanben  unb  als  oberfte  Griminalbebörbe  ben 
©türmen  ber  3rit  getroßt;  aber  wir  wiffeit  nicht,  wie  weit 
fich  feine  Geridhtsbarfeit  auSbehnte.  Die  bem  tpräfecten  übet: 
lieferten  ©dmlbigen  würben  in  ben  öffentlichen  Äerfer  ge? 
bracht  unb  »or  beut  Volt  »erhört  unb  gefoltert. 1 'Die  2Imv 
gninen  wieberhoiten  ihre  Geftänbniffc,  unb  währenb  ber 


nrcum  depictum . quem  seeus  viam,  quae  dudt  ad  Eeclesiam  S.  Dei 
Öenitrids  ad  Praesepe:  Vita  Hadr.  n.  298.  Sienfo  beißt  bie  Stelle 
Merolanas  in  bem  Ordo  Roman  I.  ( SÜTtabillcn  Mus.  Ital.  II.  p.  4), 
einem  gotmelhid) , teeldjea  Mb  nach  öabrian  »erfaßt  marb.  Seit  Areua 
depictua  (linnen  mir  im«  niept  tnebr  malen. 

1 Die  mistige  Siede  ijl  Vita  Iladr.  n.  298:  lunc  praclatus  sanct. 
Praesul  predbus  judicum,  universique  populi  Romani  jnsait  contra- 
dere  antefatum  Calvulum  cubicularium,  et  praenominatoa  Campanoa 
praefecto  urbis,  ut  more  homicidarum  eos  coram  univereo  populo 
examinaret.  Da*  esaminare  ifl  fd)on  ganj  mittelaltrig. 

Wrtgrroriul.  CBefe^idbte  ker  Ctatt  Sem  II.  25 


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liierte*  4Htd>.  Vierte«  Capitel. 


38(5 

fyrrtnäcfig  leugnenbe  Äämmerer  GalßuIuS  im  ©efängniß  einen 
graufamen  %ob  erlitt,  Ratten  fie  iijrer  Veuc  bie  Verbannung 
nad;  Gonftantinoßel  ju  toerbanfen. 1 Vei  biefer  Strafe  fällt 
jmeierlei  auf:  nodb  jefct  galt  in  Vom,  mie  jur  3cd  beS 
Scipio  unb  beS  Seneca,  baö  Gpil  als  tßbtlicbe  Strafe,  unb 
ferner:  Vom  ful;r  tro|j  aller  Greigniffe  fort,  Verbannte  uaefj 
Gonftantinopel  ju  fenben,  mie  lange  3ed  unb  öielleidft  nod; 
im  achten  ^a^rtyunbert  Vpjanj  beftrafte  Verbred;«-  in  ba$ 
Gpil  nad;  Vom  ßerftiefs;  ber  fluge  IJkpft  ancr!annte  bcm= 
itad;  nod;  immer  bie  Xitel  ber  bpjantinifdien  Cbcrljo^eit, 
momit  er  ju  grofien  Vnfpriicben  ber  ’granfenfürften  begegnen 
fonnte. 

S)ie  Jolge  biefeS  V^ceffeS  mar  sunädjft,  baß  bie  Vefte 
beS  Gl;riftop§oru$  unb  SergiuS  ein  efmenöoHeS  Vegräbniß 
im  S.  ißeter  erhielten,  unb  baß  ibr  Vame  öffentlid;  mieber-- 
^ergcfteUt  marb.  Gbe  aber  ber  Vrocefe  eingeleitet  mar,  l;atte 
.fjabriatt  bem  Grjbifdjof  £eo  »on  Vaßenna  ^eimlid;  aufge* 
tragen,  fid;  ber  beS  V«ul  Vfiarta  ju  bemächtigen, 

wenn  er,  »on  feiner  Wcfanbtfdbaft  an  ben  langobarbifcben 
£of  rütffel;rcnb,  Vaoenna  ober  eine  anbere  Stabt  beS 
GpardiatS  berühren  foöte.  ®er  überragte  ijkuf  fuß  bereits 
feft  im  Äerfer  ju  Vaocnna;  |>abrian  fdjicfte  nun  bie  2lcten 
beS  römifdjen  ^proceffeö  an  £eo,  unb  biefer  gab  ben  Vnge= 
flagten  in  bie  $änbe  beS  oberften  GriminalridjterS  non  Va= 
üenna , melier  Gonfulariä  genannt  lourbe.2  Gin  röntifdjer 

1 Pro  vero  amputandis  tarn  intolerabilibus  tlagitii  rt-atibus, 
missi  sunt  ipsi  Campani  Constantinopolim  in  exilium:  ibid.  n.  299. 

* Tradidit  rundem  Paulum  consulari  Havennatium  urbis:  ibid. 
n.  299.  (£ar(  £*get  Je.  1.  S.  262  leimt  in  tiefem  Confulari«  ba»  Sonfuln- 
tfottegium  mit  @runb  ab,  u>el($e*  natb  Satigni?’«  unb  Seo’e  »nfictiten  an 
bie  Stelle  beT  lecurionett  foüte  getreten  fein. 


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'pvocrfi  unb  <2tur}  br«  tyrnl  flfüirtn. 


387 


©ärger,  ein  ©earnter  bes  päpftfidjen  ©alaftS  mußte  bernnad) 
roiber  alfeö  9lec§t  oor  bem  ©htnicipal=©ericbt  einer  fremben 
Stabt  ficE>  [teilen.  Sdjroerlidj  mar  bieS  ©erfahren,  rote  ber 
SebenSbefcfroeiber  £>abrian’S  oerficfiert,  eine  eigenmächtige  2fn= 
maßuttg  beS  GrjbifcfjofS,  roeil  Pon  ber  STeilnafjnte  ber  päpft* 
litten  Stifter  in  9tapenna  nic^t-S  ba&ei  perlautet,  oiclmchr 
hatte  ber  ©apft  ©runb  bett  ©roccß  ©aul’S  fern  Pon  9tom 
führen  p laffen. 1 * Gr  roünfdtte  inbeffen  bem  SDlörber  beS 
Sergiuä  bas  Scheit  p erhalten,  er  toanbte  ficb  an  bie 
Äaifer  Gonftantin  unb  Sco  mit  ber  ©itte,  gnäbigft  p 
geftatten,  baß  ber  ©erbredjier  an  irgenb  einem  fernen  Crt 
©riechen  fanb’S  bie  Strafe  beS  GpilS  Perbüßen  bürfe.1  Stuf 
bie  ^Eroberung,  ©aul  Stnarta  über  ©enebig  ttacb  Goitftaro 
tinopcl  p beförbern,  antroortete  jebod)  ber  Grjbifchof:  bieS 
fei  nicht  möglich,  roeil  bie  ©enetiaitcr  ihn  gegen  ben  Sofm 
beS  logen  üDJauritiuS  auSrocchfetn  roiirbcn,  ba  biefer  gerabe 
in  ber  ©cfangenfdjaft  bcs  ®efiberiuS  ft  cf)  befinbe.  9iun  füllte 
ber  SaceUariuS  ©regor  ©aul  ttacb  9lom  führen,  aber  als 
er  p biefem  3roc<f  nach  ©apenna  fant,  roar  ber  ©cgenftanb 
ber  päpßlicßen  Sorge  bereits  ins  einige  geben  beförbert  roorben. 
GS  blieb  ßabrian  nichts  übrig,  als  bem  Grjbifcbof  bie  Gtle 
p penoeifett. 3 ^nbeß  baS  fübne  .öaupt  ber  fangobarbifd&en 


1 Itn  vero  idem  Paulus  examinatus  rat,  quia  etiam  nec  scientia 
exindc  data  rat  — Pontifici.  Vita  Adr.  n.  300,  ober  bie  päpftlic^en 
Se&enabeftfnreiber  «erfctiteimi  ritt. 

1 Adscribi  fecit  suggrstionem  suam  Constantino  et  Leoni  Au- 
guatia,  niagnisqne  Imperatoribua  — ut  in  ipsia  öraeciae  partibua 
in  exilio  mancipatum  rrtineri  prarcepiasent.  Ibid.  n.  300. 

* Slnafl.  bemertt  ata  bamals  in  Warenna  amrefeitb  ben  Gbartutariiia 
Snualbit«  — btr  Warne  Hingt  grrmanifö,  aber  biefer  Optimat  ber  SRilij 
unb  SWiffu«  be«  ^apft«  wirb  ron  bem  G&roniften  burtb  ba«  'firäbicat  civis 
Romnnus  an«gejfitbltft. 


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38« 


Cierte«  iflu*.  IMerte«  ffapitel. 


Partei  in  9iom  mar  tobt,  ber  ijJapft  »on  einem  mastigen 
2lrifiotraten  befreit,  unb  3)efiberiuS  um  feinen  leisten  Ginfluß 
auf  einen  3Teit  ber  Körner  gebraut. 

2>er  3°m  beS  MönigS  über  baS  tumultuarifd^e  Ser= 
fahren  mit  feinem  ^Parteiführer  mar  groß ; er  bcfeßte  nun 
auä  Kacße  bie  -Karten  ber  Stabte  Sinigaglia,  SRontefeltro, 
Urbino  unb  Gugubium  (©ubbio),  unb  unter  Bcrmüftungen 
rüdte  er  in  !tu$cien  ein.  35te  i'angobarben  überfielen  bie 
Stabt  Bleba  gerabe  als  bie  Ginmofmer  mit  ber  Grnte  be= 
fchäftigt  mareti  (es  mar  alfo  im  3uli),  fie  töbteten  tiele  ber 
angefebenften  Bürger,  unb  marfehirten  bann  fofort  nach  ber 
römifdmn  Gampagna  hinunter  bis  jum  Gafirum  Utriculum 
(Ctricoli),  44  ÜJiittien  »or  Kom  auf  ber  Seite  ber  glamU 
nifdhen  Straße.1  .ftabriait  entbot  nun  beit  2lbt  oon  garfa 
unb  fchidte  ihn  in  Begleitung  üon  jmanjig  feiner  KJöndje 
an  2>ejtberiuS.  ©einenb  rnarfen  fich  bie  Äloftcrbrüber  bem 
Äönige  ju  güßen  unb  flehten  ihn  an,  S.  Betruä  nidht  3U 
befdjäbigen.  2)er  unbefonnene  Sangobarbe  entließ  fie  furj 
unb  heftig , er  forberte  ben  fßapft  burch  feine  eigenen  Boten 
troßig  ju  einer  perfönlicben  3u!ailimenfunft  auf.  fjabrian 
antmortete,  er  motte  fommen,  fo  halb  er  bie  enteisenen 
Stabte  mürbe  herausgegeben  haben ; unb  er  ließ  BarbuS  ben 
.^egumenen  bes  griediifcbcit  ÄlofterS  S.  Saba  ju  Korn  unb 
ben  erften  SSefenfor  2lnaftafiuS  jum  Äönige  gehn,  bie  Stabte 
in  Gmpfang  ju  nehmen.  ®odj  ©efiberiuS  Blid  mar  Dom 
S<hidfal  »erbuntelt,  unb  in  unoerftänbiger  Aufregung  fdjmor 

1 Sie  alte  Utriculi  Civitas  war  jur  Üaiferjeil  reidj  an  Sun|lf(ba(}en, 
unb  bie  heutigen  SDiufeen  8tem’e  otrbanfen  ber  Meinen  l'anbflabt,  iwdbtem 
$iu«  VI.  bort  Huegrabungen  angeorbnet  balle , töfllitbe  gunbe,  wie  ben 
weltberühmten  3upilertopf  in  ber  iRotunbe  bt«  Satican  unb  ba«  große  iDiufto 
bafelbft. 


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Xefiberiu«  marfrtjirt  gegen  9tem. 


389 


er,  mit  feinem  gaujcn  .öeer  jum  Sturm  auf  3tom  mar- 
fairen  ju  wollen. 

$a  fanbte  ber  ©apft  über  Sftecr  ©oten  an  (Sari,  ihn 
beim  Slnbenfen  an  feinen  ©ater  ©ipin  befehwörenb,  einen 
$eereöjug  nach  Italien  ju  unternehmen,  unb  9tom  non  bem 
fiangobarbeit  ju  retten,  bem  er  bo<h  bie  Salbung  ber  Jfinber 
©arlmann’S  fo  ftaitbbaft  »erweigere.  Söahrenb  biefe  ©oten 
mit  .§abrian’3  Schreiben  (fie  finb  uns  nicht  aufbewahrt  mor- 
ben)  abgingen,  brach  SDefiberiuS  wirtlich  in  ©erfon  »on  ©a»ia 
äur  Eroberung  Storni  auf.  GS  begleiteten  ihn  SlbalgifuS, 
ber  fränfifchc  .fterjog  2ludjar,  ©ilberga  unb  ihre  Äinber, 
welche  im  S.  ©eter  ju  frönen  er  ben  gebemütigten  ©apft 
ju  jwingen  gebachte,  .öabrian  gab  auf  bie  erneuerten'  $or= 
berungen  bie  frühere  Slntwort,  unb  rüfiete  ft<h  mit  aller 
Sntfchloffenheit  jur  ©erteibigung  ber  Stabt.  9lachbem  er  bie 
©ölfer  ücn  XuScien,  Don  Satium,  unb  »oin  $ucat  »on 
©erugia,  fclbft  einige  bewaffnete  ©lilijen  ber  ©entapolis, 
unb  bargeliehene  Gruppen  beö  befreunbeten  3)uy  »on  Neapel 
Stephanus  fchneU  nach  9lom  gezogen  haftc/  befahl  er  bie 
Sore  ber  Stabt  ju  fdfliefeen,  unb  einige  »on  ihnen  ju  »cr= 
mauern. ' 21  uö  ben  beiben  braufeen  gelegenen  ©aftlifcn 

S.  ©eter  unb  S.  ©aul  liefe  er  alles  föftlicl;e  ©erat  unb 
Ornat  in  bie  Stabt  bringen,  unb  bann  bie  leeren  Kirchen 
»ou  innen  mit  Gifenftangen  »erfperren,  bamit  ber  ftöitig. 
Wenn  er  fäme,  nur  als  £cmpelräuber  in  fie  cinjubringen 

1 Fabricari  fecit,  ül'lic&er  Stuäbnidf  für  äKauerarbeit.  Stil  be« 
(Sbvtfiopb0™®  unb  ©ergiu«  3cit  irrten  bie  fanbbettwljner  lucccien'«  unb 
i’atium’a  (Gampagna)  at«  bcfryfcitbcig  im  £ienfl  ber  ©tabt  auf.  3m 
Cbronicon  ducum  Neap.  be»  'ßratiBi  lefe  idy.  Stephanus  — misit  ad 
l’apam  suos  milites  ab  ipso  quacsitos  ad  citstodiendam  civitatem 
Romain,  unb  bringe  biefe  'Jiotij  in  jene  Cerbinbung. 


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390 


Siertee  «BuA.  SJierte«  Kapitel. 


»ermöcpte.  So  geriiftet  triefte  er  bem  anriitfenben  ‘SefiberiuS 
eine  feierliche  ©efanbtfcpaft  ber  brei  ©ifepöfe  oon  SUbatto, 
oon  ©ränefte  unb  oon  £ilmr  entgegen.  iSiefe  SWänner  tru- 
gen bie  ©lifeftralen  beS  apoftolifdpen  gludtS  in  ben  £änben, 
fdjriftlidpc  Wapitungen  beS  ©apft’S,  bafe  webet  er,  nodp 
itgenb  ein  fiangobarbe  in  Waffen,  noep  ber  Jranfe  Slucparis 
eS  wagen  folte  bie  ©reitjc  beS  rßmifepen  ©ucats  ju  über= 
fdpreiten,  unter  Stnbropung  beS  Äirdpenbann’S.  Sie  ©ifepöfe 
trafen  2)efiberiu8  in  ©iterbo,  unb  fo  fräftig  wirfte  bereits 
bie  gurdpt  bor  päpftlid;en  ©annbuüen,  bafi  ber  Äönig  bie 
trompeten  jum  3tütf}ug  blafcit  liefe. 1 

©alb  naep  feinem  Stbmarfcp  erfdjienen  ©efanbte  ßarl’S 
in  9tom , ber  ©iftpof  ©eorg,  ber  2Ibt  ©ulfarb,  unb  2flbinus 
beS  .Honigs  9tat,  um  fich  burep  ben  2lugenf  epein  ju  iiber- 
jeugen,  ob  bie  Stabte  roirflidp,  wie  S)efiberiu8  hatte  nach 
graitcien  berieten  taffen,  bem  peiligett  Stut  juriidf  gegeben 
feien,  .fjabrian  belehrte  fie  über  ben  3uftanb  ber  Swinge,  unb 
bie  iübgefanbten  eilten,  von  päpftlicpen  ©oten  begleitet,  naep 
©aina : ber  Äönig  entliefe  fie  mit  £rop  naep  granfreiep,  wo 
fie  (Sari  berichteten,  bafe  opne  Waffengewalt  niepts  fönne 
erlangt  werben. 

4.  (Sarl’s  £>eereejug  natb  3talien.  SMagerung  ißama'#.  Carl  feiert  ba$ 
Cfterfeft  in  iHotn.  ©eftätigung  ber  'Pipmifdjeit  Scfimhtng.  3) er  galt  ^aria’8 
unb  beb  Sangobarbenreidf*  im  3a6r  774. 

3m  September  773  braep  nutt  Garl  nach  Italien  auf, 
natpbem  er  nod)  eitimal  $efiberiu$  jur  9tadpgiebigfeit  auf= 
geforbert  unb  ipm  ein  2lbfianb$gelb  oon  14000  Solibi  teils 

1 Susceptoque  eodem  obligatiouis  verbo  per  autefalos  Epis- 
copos  ipso  Longobardorum  Rex  illico  cum  magua  reverentia  a 
erntete  Viterbiense  confusus  ad  proprio  reversus  cst. 


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Sari  bcv  'ßa&ia,  unb  in  8fom. 


391 


in  ©olb,  teils  itt  Silber  geboten  batte. 1 ßr  marfdjirte  nach 
©enf,  Pon  wo  er  über  ben  ÜJfont  Cenis  (SJionS  ßiniftuS) 
jog:  aber  bie  Sllpenpäffe  waren  Pon  ben  Sangobarben  un= 
überfteiglicb  gemacht,  unb  bie  Scfywierigfeit  bort  cin$ubringen, 
wol  auch  baS  'Hiurren  bcr  granfen  bewog  ßarl  nochmals 
©efanbte  in  SefiberiuS  Säger  ju  f dürfen  unb  ju  erflären,  er 
wolle  ftcb  mit  brei  angefel;enen  ©eifjeln  begnügen,  welche  ihm 
für  baS  2$erfpred;en  ber  9tütfgabe  bcr  Stcibte  haften  füllten, 
unb  bann  werbe  er  augenblicflidj  mit  feinem  £>eer  itarf)  .öaufe 
feeren,  3>cftberius  lernte  felbfi  bieS  2lnerbieten  ab.  $od)  in 
ber  folgenben  9lacbt  (unb  mit  einigem  Siecfjt  tonnte  ber  Gbro= 
nifl  jener  $eit  eine  Strafe  beS  Rimmels  barin  crbliefen) 
überfiel  baS  junge  £>erj  beS  SlbalgifuS  ein  bämonifdjer 
Scbteden : er  fl  ob  mit  ben  Gruppen  unter  feinem  S3efebl, 
unb  2)efiberiuS,  Wie  er  bie  granfen  auf  bem  2öege  beS 
SSerratS  bie  Sllpen  plöfclicb  berabfteigen  fab,  fiep  fein  Saget 
im  Stieb  uttb  eilte,  ft<b  in  bem  Perbängni§Poüen  ipatota  ein= 
jufcbliefjen. 1 ßr  traf  bort  Slnftalten  $ur  fräftigen  SBerteibU 
guitg,  wäbrenb,  2lbeIcbiS  unb  2lucbar  mit  ber  SBittwe  unb 
ben  Söhnen  Garlmatm’S  in  baS  ftarfe  SSerona  rurften,  eine 
Stabt,  Welche  bantals  als  bie  .öauptfeftung  ber  Sangobarben 
galt.  $aS  iüolf  beS  Slboin,  ßrbe  eines  großen  SCeilS  beS 
frönen  9ieid)S  ber  ©otben,  bod)  nicht  ihrer  beroifefjen  5lraft, 
aber  ausgezeichnet  bureb  bürgerliche  unb  religißfe  Stugenbcrt, 

1 Promittens  insuper  ei  tribui  quatuordecim  millia  auri  soli- 
ilorum,  quantitatem  in  auro,  et  argento.  Anast.  n.  310.  Vtt  (@eßb. 
Bon  Stalien)  Bcnnutet  mit  @runb,  baß  bie«  bie  xirfprilnglicfye  ftorberung  brt 
Xefiberiu«  au  3tcm  mar. 

’ SIgttfdu«  fagt  (in  ber  Vita  Leonis  p.  439),  baß  b«  ÄaBennatifcbe 
Xiaconu«  Slartinu«  ben  grauten  ben  ©eg  gejeigt  ßabe;  unb  nat$  bem 
Ciiron.  Novalicense  war  e«  ein  Ißoffenteißer. 


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392 


Sierte«  sButf».  ißievte«  Capttcl. 


fiel  ttad)  einem  BJiberftanb,  beit  innerer  ^miefpalt,  nament= 
lid^  bie  Umtriebe  ber  fjkiefter  bebeutenb,  ja  faft  unglaublich 
abfürjteti. 1 GS  finb  nicht  bie  Sangobarben,  burdb  beren 
Untergang  fich  Garl  ben  ÜRameti  beö  ©rofeen  ober  eine« 
gelben  uerbiente ; bie  ©efcbicbte  jeigt  oielmebr  faum  eine  Gr= 
oberung,  welche  leichter  gemalt  mürbe  als  biefe  ^talien’S  burdj 
bie  jyrattfen , unb  feine,  bie  mehr  blutige  Kämpfe  foftete,  als 
jene  jur  3^it  beS  SBelifar  unb  beS  SflarfeS,  beren  |»elbennamen 
bie  Stuten  fämmtlidber  Garelinger  jum  Scbmeigen  bringen. 

Ser  König  Carl  marfcfiirte  unoermeilt  oor  $aPia  unb 
umtdilofi  bie  Stabt;  eine  langmierige  Belagerung  öorauS-- 
febenb,  liefe  er  fogar  feine  ©emalin  .üilbegarb  unb  feine 
Äinber  in  bas  Säger  fommen.  Gin  Seil  ber  granfen  aber 
rücfte  öor  Berona,  unb  bie  oerjtoeifelten  Flüchtlinge  Sluc^ar 
unb  Garlmann’S  SBittme  gaben  fich  unb  bie  Meinen  fßrinjen 
in  bie  .§äube  beS  Siegers.  Sie  Belagerung  fßaüia’S  hatte 
untcrbefe  fcbott  fed)S  SJtonate  gebauert,  bas  Dfterfeft  loar  nabe, 
unb  Garl  befcblofe  baffelbe  in  bem  beigen  9lom  $u  feiern. 
Ser  ©laube  jener  3eit  ftellte  fich  oor , bafe  eine  Ojtermallfabrt 
ju  ben  ©räbern  ber  SKärtirer  ber  ficherfte  2öeg  jurn  Scelenbeile 
fei;  fdbon  feit  jmei  3abrbuub^rten  ftrömten  unjäblige  fßilger 
jur  Cfterjeit  nach  9tom,  unb  baS  ganje  Blittelalter  binburcb 
»erben  mir  bort  Maifer  unb  Könige  oft  bie  Oftcrn  feiern  febn. 
'Mt  bem  3uge  beS  granfenfönigS  aber  läfet  ftcb  überhaupt 
bie  lange  ©efdbicbte  ber  fRomfabrten  beutfeber  .Könige  beginnen. 1 

1 3m  ganjen  Paßt  auf  t>en  (Sbarafter  bev  raiigobarben,  wa«  in  Kr 
Mannten  @rabfet>rift  auf  beit  tapferu  Xrectulf  in  iKaoemia  beim  'Paul 
Xiaccn.  gefagt  ift: 

Terribilis  visu  facit-s,  sed  corda  benigna. 

3 Carl’#  Siujug  unb  Kufembait  in  3iont  wirb  in  ber  Vita  Hadriani 
n.  314  eq.  genau  betrieben. 


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Savl  fcev  ^atia,  mtb  in  5Hcm. 


393 


Karl  brach  mit  einem  Steil  beg  ,$eerg  unb  einem  glän= 
jenben  (befolge  non  Bifdjöfen,  ^crjögen  unb  (grafen  non 
ißania  auf.  (fr  burchjog  in  (file  Dugcien,  um  noch  am  \)tu 
ligen  Sonttabettb  (ben  2.  Slpril  774;  3lom  ju  erreichen,  unb 
er  fam  bic  Bia  Glaubia  &erab.  Die  Äunbe  non  feinem  9iahn 
begeifterte  ben  ißapft;  24  SDtillien  weit  fanbtc  er  ihm  alle 
^ubice«  unb  bie  Banner  ber  SKilij  entgegen,  Re  empfingen 
ibn  an  ber  Station  -KoPag  unterhalb  beg  Seeg  non  Bracciano 
(ehemalg  iJacug  Sabatinug),  unb  geleiteten  il;n  mit  allen 
Gbreit  jur  Stabt.  ‘ Slm  gufj  beg  fDlontc  SUario  empfingen 
(farl  bie  ftäbtifd^cn  Äörperfd)aften ; bort  waren  aufgeregt 
fämmtlidhe  Schaarcn  ber  3)lilij  mit  ihren  ißatronen,  bie 
Spulen  ber  ßinber  Halmen  unb  Deljweige  in  beit  .Rauben, 
unb  beim  2tnblicf  Garl’g  erhoben  bie  Stömer  bie  £aubcg,  ben 
feftlidhen  3uruf;  §«tl  bem  granfenfönig  unb  bent  Defenfor 
ber  Kirche!  '2  (fr  empfing  biefe  Gl;ren  nicht  als  frember  gürft, 
fonbern  in  feiner  Gigenfchaft  ale  ißatriciug  ber  Siömer,  unb 
auebrüdlich  bemerft  ber  (Shtotüft,  baß  ihm,  wie  eg  fonft  bei 
ber  Begrünung  beg  (fparchen  ober  ißatriciug  (gebrauch  gewefen 
war,  felbft  bie  .Hreuje  unb  gähnen  (ber  Baftlilen  fRom’g) 

1 Direxit  in  ejus  occursuro  judices  ad  fere  triginta  millia  ab 
bac  Humana  urbe  in  locum,  qui  vocatur  Novas,  ubi  eum  cum 
bandora  susceperunt.  Xie  Station  liegt  am  24.  ÜDtrileiiftrin.  §df)eniuS 
beim  ©igttcli  in  bet  Stete  3.  c.  35  tciU  Stuinen  Mn  Sioca«  jmei  'Hiitlien 
bieffeit«  ©racciane  gefe&en  babeit. 

9 Scholas  militiue  cum  patronis,  simulque  et  pueria,  qui  ad 
discendas  literas  pergebant,  deportantes  omnes  ramos  paimarum 
utque  olivarum  etc.  ©apencorbt  ober  («in  £>erau«gcber  (p.  98)  hielt 
jene  patroni  militiue  irrig  für  Stputsheifige,  Patt  für  ©orfteber  ber  tttili- 
tärifcbtn  fünfte.  Xtn  Subbntrf  patronus  (ür  @tb«(fb<tii8<r  ftnbe  ich  jum 
ciftenmal  in  btt  Vita  Hadr.  n.  339.  21u«  ber  (Sttpälmung  bet  Sdjub 
linbet  jeg  Ojanam  (Docum.  inodits)  ben  String,  baft  in  Siont  ttotb 
25?iffenfdiaften  gelehrt  würben  — ein  geringe«  unb  faft  riiljrenbe«  ärgumenl. 


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394 


Sliertee  i^ucfc.  stierte«  <5o|>itel. 


entgegengefducft  würben.'  Äautn  erWtcftc  fie  ber  flönig, 
alg  et  »om  ifjfcrbe  ftieg , unb  oon  feinem  ©efolge  umgeben 
ging  er  ju  guf;  nad;  bem  S.  ijSeter.  GS  mar  in  ber  SJior- 
genfrübe  beä  Cfterfonnabenbg : ber  'fjapft  erwartete  ben  ©aft 
auf  ben  Stufen  beg  ijSovticug , um  ficb  f>er  ben  GlcruS, 
mäfwenb  eine  unabft’bbare  3Renf<$enmenge  ben  $Ia(}  bebeefte. 
Gart  warf  fiel?  auf  ber  unterften  Stufe  ber  kreppe  nieber, 
inbem  er  fie  auf  Änieen  emportlomm  füfetc  er  anbäd^tig 
jebe  einzelne  Stufe,  big  er  fo  juin  ifiapft  gelangte  — ein 
unföniglid?eS  39ilb,  unb  eine  Situation,  bie  bent  gelben 
weniger,  alg  bem  frommen  tjjitger  jener  3e‘b  gejiemte.  Gart 
unb  öabrian  fanfen  fidb  in  bie  Strme,  unb  inbem  ber  Ätönig 
ben  ißapft  bei  ber  rechten  .öanb  ergriff,  fd^ritt  er  ibm  rcdbtö 
jur  Seite  in  bie  SJafilifa.  '*  3^rem  Gintritt  fc^oli  ber  ©efang 
ber  ifJriefter  entgegen:  benedictus  qui  venit  in  nomine 
Domini,  unb  Gart  unb  feine  grauten  warfen  fid>  oor  bem 
Stpoftetgrabe  nieber.  Sladfj  oollenbctcr  Slnbacbt  bat  ber  Ätfnig 
^öflidj  um  bie  Grlaubnif?  fflom  betreten  unb  bie  übrigen 
.£>auptfird)en  befudjen  ju  bürfen:  fie  alle  ftiegen  juoor  in  bie 
©ruft  beg  S.  betrug  hinab,  unb  Äönig  wie  $apft,  bie 


1 Vencrandas  cruces,  id  cst  signa,  sicut  mos  ost  ad  Exar- 
flium  aut  Patridum  suscipicnduin.  ®«b  gteiep  barauf  cruces,  ac 
signa. 

1 <59  ift  rillt  betannte  «Streitfrage , ob  reept«  obtr  tinl9  bit  geeprtere 
«Seite  war,  unb  we#balb  anf  altttt  SDlufteen  unb  Siegern  t>änfig  ©.  ißetru« 
bit  tinte,  ß.  'baulti«  bie  reifte  Stelle  einnimmt.  ®et  Sbroiplab  warb, 
fo  fc^eint  e9,  natb  bem  Änbticfenben  beflimmt.  SBeitn  tlapfl  unb  JtBnig 
atfo  in  bie  &ir<be  traten,  batten  bit  änblidenben  ben  'flapft  jur  Stedden, 
hierüber  belehrt  mich  ber  Ordo  Roman.  I.  beim  SiabiKon  II.  p.  3:  epis- 
copi  quidem  ad  sinistram  intrnutimn.  presbyteri  vero  ad  dextram, 
ut  quando  Pontifex  sederit,  ad  eos  rcspiciens,  episcopos  ad  dextram 
sui,  presbyteros  vero  ad  sinistram  contueatur. 


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Carl  »er  't>a»ia , unb  »er  diom. 


395 


3ubice$  ber  9iömer  wie  ber  Jranfeit  leifleteu  jidj  tuecfyfel- 
feitig  ben  ©ib  ber  Sid;erheit. 1 

(Jarl  liefe  feine  Xruppen  roaljrfc^einltc^  ein  Saget  im 
9terottifchcu  gelbe  auffchlagen,  aber  er  felbft  jog  über  bie 

sBriirfe  .ftabrian’ä  in  bie  ^eilige  Stabt  ein,  welche  nicht 
roufete,  bafe  fie  in  bem  erften  granfenfönig,  ber  fie  betrat, 
auch  ihren  erften  Äaifer  beutfeher  Nation  empfangen  follte. 
®er  fünftige  (rrbe  ber  Xitel  be$  Sluguftuä  betrachtete  bie 
Stuinen,  benen  er  öorbeifam,  mit  bem  2luge  be$  untoiffen= 
ben  ©rftaunenS,  benn  obmol  er  ci  liebte  bie  @efd;ichte  ber 
Sllten  ju  hören,  tannte  er  bie  Xhaten  ber  ^eiligen  9iom’ö 
bejfer  als  bie  ber  gelben.  3)aS  bamalige  9tom  aber  trug 
ba«  übenoiegenbe  ©epräge  beS  SÄltertumä,  obfehon  in  ber 

'.Kerwüjhmg  mm  brei  Qahrhunberten.  ©3  mar  noch  bie 

Stabt  ber  9lömer,  tucle^e  ©arl  betrat,  eine  ungeheure  ffielt 
pon  grofeen  Jtuinen,  Pot  beren  Fracht  auch  bamalo  alles 
©hriftliöhe  oerfdftoanb;  unb  wenn  ber  gegenwärtige  9Jtcitfch, 
welchen  ber  Slnblid  beS  gorum’3,  Wie  ei  fidh  felbft  noch 
heute  barfteHt,  in  Aufregung  bringt,  einen  SBticf  in  jene« 
9tom  Pom  gahr  774  ju  werfen  permöchte,  fo  würbe  er  ein 
Schaufpiel  fejjn,  welches  au^ufprechen  unmöglich  ift. 1 

2)ie  sJtömer  führten  ben  Äönig  nach  bem  Sateran; 

b aS,  Soll  betrachtete  mit  Neugier  ben  h^nhaften  ffiud^ 
unb  robuften  ®au  beS  iprotectorS  ber  Äir<he,  ober  feine  in 

1 Segeque  mutuo  per  sacramentuni  munieutes,  ingressug  egt 
Komam.  — Tie  Äaifer  gaben  unb  empfingen  f pater  ben  Cib  bcs  grieben*, 
efje  fie  in  9tom  einigen.  — Ce  war  bie«  juglei<$  ein  beftegcltcs  gretinb* 
icbaftsbimbiiifi  (finnitas  et  integrilatis  stabilitas),  leie  pabriatt  fagt  Cod. 
C'Rr.  LIII.  bei  Cenni  LII.  p.  326. 

* 3(b  b^be  bas  bamalige  8tom  mit  bem  äitottpmu#  »eit  Cinfiebeln 
burdpeaitbert , unb  temme  notb  barauf  juriief. 


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©icrtca  l'iertecs  Capitel. 


396 

Grj  gebüßten  ißalabine;  nur  bemerfte  cs*  vießeicbt  mit  3)tifc 
vergnügen,  bajj  er  fein  Selb  ausfireute.  Qm  Sfaptifterium 
moßnte  er  bem  Sacrament  ber  Jaufe  bei,  iveldjeS  ber  ißapft 
voßjog,  bann  ging  er  roieber  ju  guj?  tiad)  bem  S.  ißeter 
jurücf.  Gr  nahm  alfo  feine  SBoßnung  nicht  in  ber  Stabt; 
von  bem  Gäfarenpalaft  ift  feine  Siebe  mefjr,  unb  ivenn  ber 
hohe  ©aft  nicht  in  einer  ber  Sifchofsivohnungeit  am  S.  ißeter 
felbft  jur  Stacht  blieb,  fo  jog  er  ließ  tvahrfdjeinlidj  3U  feinen 
Gruppen  in’S  Säger  jurücf.  2lm  folgenbeu  SKorgen  (es  tvar 
ber  Ofterfonntag)  ivurbe  Gart  von  ben  Optimalen  unb 
Scholen  ber  SDlilij  eingeholt  unb  nach  ber  S.  ÜJtaria  ab 
ißraefepe  (SJtaggiore)  geleitet,  ivo  ber  ißapft  bie  SJtcffe  las. 
3u  Mittag  fpeiSte  er  hierauf  an  ber  päpfllichcn  S'afel  im 
sf*atriarchium  beS  Sateran.  2ltn  SJJontag  ivurbe  bie  ÜJtcffe  im 
S.  ijSeter  gclefcn  unb  ber  Äönig  burch  bie  SaubeS  beS  GleniS 
geehrt,  am  50ienftag  (in  ber  britten  gcrie)  feierte  ber  ißapft 
baS  .£>od)amt  in  S.  ißaut,  unb  bamit  hatten  bie  fjunct  Urnen 
beS  Cfterfefts  ein  Gnbe.  S)er  Gßarafter  biefer  geicrlidjfeiten 
mar  bamals  firchlicher  als  eS  bie  heutigen  Dftergepränge  in 
Stom  finb,  aber  tvie  bie  alten  Diüualbüd^er  betveifen,  nicht 
viel  einfacher. 1 

2lm  SKitttvocb  ben  6.  2lpril  ivurbe  Garl  ju  einer  3U: 
fammcnfuuft  im  S.^eter  eingelaben,  »vo  fich  ber  ißapft  mit  aßen 
^ubices  vom  GleruS  unb  ber  ÜDlilij  befanb.  Sor  biefer  25er= 
fammlung  richtete  .öabrian  eine  Siebe  an  ben  fyranfenfünig, 
unb  geivifi  gab  es  feinen  paffenberen  Ort,  Garl  eine  Sdßenhmg 

1 Sinige  Stimmungen  in  SJetreff  brr  SHeffe  unb  be«  @ebet«  für  Sari 
finb  in  brn  Ordo  Honmnus  I.  aufgenomraen , rin  m«fn>iirbige«  SKitualicn 
bnd>  beb  8.  ob«  9.  saec.  3n  ibm  werben  bie  Oflerfnnctienen  bem  Stnafl. 
entfpredsenb  angegeben. 


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Sie  CSarolinifd-c  Scfyenfung. 


397 


abjugetpinnen,  als  bie  37at;e  beS  SlpoftelgrabeS  unb  feine 
noef;  bom  äßeihrauch  bes  Ofterfeftö  buftenbe  Söaftlifa.  Zu- 
bern er  ben  naben  wnb  unausbleiblichen  Sturj  beS  2ango= 
barbenreichS  borauSfefcte , trat  er  als  einer  feiner  .öaupterben 
auf;  deshalb  mahnte  er  Carl  an  bie  alten  Verträge  unb 
©etöbniffe,  bent  heiligen  ißetruS  getuiffe  Stabte  unb  lßrobin= 
jen  Qtalien’S  ju  fdfjenfen , unb  er  lieb  entlieh  bie  ipipinifehe 
SchenfungSurfunbe  non  SarifiacuS  beriefen.  Der  2ebcnsbe- 
fdjreiber  $abrian’S  bcrfichert,  baß  Earl  unb  feine  QubiceS 
ben  3>'halt  jener  ©chenfung  nicht  allein  betätigten,  fonbetn 
bah  ber  Äönig  burch  feinen  Eapeflan  unb  3Jotar  EtheriuS 
biefe  Urfunbe  bon  neuem  auSfchreiben  liefe.  Das  Docuntent 
mürbe  bon  ihm  unb  feinen  ©rofeen  unterjeidjnet,  in  bie  ©ruft 
beS  ©.  ifietruS  gelegt  unb  mit  einem  fürchterlichen  ©ib  befchiooren. 

2ludh  biefe  fogenaunte  ©chenfung  ßarl’S  beS  ©rofeen, 
eine  Betätigung  jener  ißipin’S,  ift  aus  bem  Slrdbib  beS  2a- 
teran  berfäfeounben,  unb  ebenfotoenig  hat  fi<h  bie  2lbfchrift, 
toclihe  Earl  mit  fich  genommen  haben  foH,  in  Deutfcfetaub 
ober  granfreich  borgefunben.  Badj  ihr  gab  ber  fromme  unb 
großmütige  Earl  faft  ganj  Italien  bem  ißapft  hin  ntib 
obenein  folche  ißrobinjen,  bie  er  niemals  erobert  hatte,  mie 
Eorfica,  Beliebig  unb  Atrien,  unb  baS  ^erjogtum  ©cne= 
bent.1  Slbet  baS  unbeftochene  Urteil  ber  ©efchidte  hat  biefe 
©ebettfung  längt  unter  bie  ©lärchen  benoiefen;  als  ber 

1 Str  Sejrt  beim  ?(naft.  bat  nad?  Signoli:  n Lunis  (beutf  Sarzana) 
cum  insula  Corsica,  deinde  in  Suriano,  deindc  in  monte  Burdone, 
inde  in  Bercelo,  deindc  in  Parma,  deindc  in  Regio,  et  exinde  in 
Mantua,  atque  in  Monte  Silicis,  simulque  et  Universum  Exarchatum 
Ravennatium,  sicut  antiquitus  erat,  atque  provincios  Venetiarum 
et  l8triam,  neenon  et  cunctum  ducatum  Spoletinum  seu  Bcneven- 
tanum.  3Han  rcrglei^e  Docum.  I.  beim  SJorgia  Breve  Utor.  Cod. 


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398 


©ierte«  '-Pud).  ©iette«  Capitel. 


©Treiber  ber  £h<>t«n  ^abriau’S  lebte,  mochte  er  baö  $>ociu 
ment  (toettn  er  überhaupt  cittS  mit  Singen  fab)  enttoeber  gc= 
fälfdjt  »orftnben , ober  bie  barin  enthaltenen  Slngaben  felbft 
oerftclien.  ®ie  uns  ihrem  Söefett  nach  nicht  befannte  ©<hett= 
!ung  pipin’S  beftätigte  6arl  offenbar,  fidj  bie  Oberhoheit 
über  bie  betreffenben  protoinjen  »orbehaltenb,  unb  er  »er-- 
mehrte  fie  im  Verlauf  ber  3;af)re  burdf)  Patrimonien  unb 
firinfünfte.  1 ©eine  eigne  Stellung  ju  9iom  tourbe  zugleich 
burdh  einen  Vertrag  feftgefefct : Karl  nahm  alle  Siechte  beS 
patriciuS  in  SlnfprudE),  unb  ber  ßhrentitel  beS  TefenforS 
erhielt  feit  bem  3ahr  774  einen  »olleren  Inhalt:  bie  höchfle 
3uriSbiction  in  9lom,  im  SJucat,  in  ben  protoinjen  beS 
(SpardjatS  tourbe  bem  patriciuS  ber  SRömer  jugeftanben. 1 

Stäubern  fo  bie  Beziehungen  Garl’S  jur  Kirche  geregelt 
toaren,  reiste  ber  Äönig  ab,  loährcnb  ber  beglüefte  pap  ft 
täglich  in  allen  Bafilifen,  Älöftern  unb  ®iaconien  SRom’S 
300  flprie  Slepfon  abjingen  ließ , ben  Grfolg  ber  Belagerung 


Vatic.  3833.  ö«  ift  wichtig,  baß  fein  Cbtonifl  außer  'Unaftafiu«  etwa«  »on 
ber  ©cbenhmg  weiß.  ®a«  gragment  btt  Vita  Adriani  beim  SDiabitlMi 
fagt  nur:  Carolus  non  prius  destitit,  donec  Desiderium  — exilio 
damnaret  — resque  direptas  Adriano  Papae  restifueret,  fine  ^Jljrafe, 
bie  faft  toörtlirf)  bem  (Sginbarb  angebSrt. 

1 ©egen  biefe  Scbeitfimg,  wetebe  Gtenni,  Crfi,  gontanini,  ©orgia  sc. 
mit  fceiben  $imben  feflfyslten,  fpriebt  fab  SUluratori  utib  neuerbingS  Sa  garina 
ttar  au«.  SWan  febe  auch  Seo  unb  Sagen  beim.  ®tefe  grage  gebbrt  nur 
Boriibergebenb  in  bie  ©efebiebte  ber  ©tobt.  ©Juratori,  ©iamione,  Sigonius 
finb  bie  »erflanbigen  ©erfechtet  ber  Oberhoheit  Carl’«:  jure  principatus, 
et  ditione  sibi  retenta. 

’ C«  finbet  ftcb  fogar  bie  auffaüenbe  ©ejeichnnng  be«  erfien  3abrt 
be«  ©atriciat«  in  ber  Epist.  Hadriani  ad  ßertherium  Viennensem 
Episcop.  (beim  Sabbe  Concil.  VIII.  p.  554):  datum  Kniend,  Jan. 
imperante  piissimo  Augusto  Constantino,  annuentc  Deo  coronato 
. piissimo  rege  Karolo,  anno  primo  patriciatus  ejus.  3nbeß  biefer 
©rief  ifl  unecht. 


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Speleto.  luacien.  Sic  Sabina.  399 

Paoia’S  ju  befdhleunigen.  1 Der  granfenfönig  betrieb  fic, 
in  baS  bortige  Säger  jurücfgefebrt , mit  boppeltem  (iifer , bie 
Seuche  oerfchtuor  fich  mit  ben  Verrätern  itt  ber  bebrängten 
©tabt,  unb  ber  legte  Äönig  ber  Sangobarben  büßte  enblidf) 
bie  wieberholten  gebier  feiner  linbefonnenl;eit  bureb  baS  Gnbe 
feiner  Dpnaftie  unb  feines  9ieicf)S.  Gr  ergab  ftch  jum  @e- 
fangenen;  ins  (fril  gefchicft,  enbete  er  bann  fein  l'ebeit  im 
ftlofter  von  Gorhie,  wie  man  fagte,  als  ein  frommer  2£un* 
berthäter.  Gar!  nahm  bie  eifeme  Ärone  unb  nannte  ficb  feit 
bem  Qabr  774  Äonig  ber  granfen  unb  Sangobarben,  pa-- 
triciuS  ber  SRömer,  wäi;renb  ber  fluchtige  Sobn  beS  Defibe= 
riuS,  2tbalgifuS,  an  ben  $of  pon  8pjanj  eilte,  bie  traurige 
Slolle  eines  Prätenbenten  ju  fpiefett. 

6.  Scrgältniffe  ton  Spoleto.  Miifprücbc  ber  Airegc  auf  Suaden;  auf  bie 
Sabina.  Söibcrfbenfligfrit  ber  Erjbifegijfe  »on  9fa»ettna.  änfprilege  Earl’« 
auf  bic  Cberboheit  unb  ba«  S9eflätigung«tregt  jener  örjbifegefe.  Ser  'ßa- 
triciat  be«  ©.  'ßctru«.  SPewei« , baß  ber  ‘ßopß  £>etr  ber  cffentliegen  ©e« 
bäube  9ta»enua’«  war,  aber  fcitfi  ben  oberlierrlidjen  ©ofebleit  Carl’«  golge 
leiflete.  Sdawnbanbel  ber  Slenctiancr  unb  ber  ©riechen. 

Gart  jögerte  jum  ©djmerj  beS  papfls  mit  ber  Veraus- 
gabe berjenigett  Patrimonien,  Welche  ber  Kirche  »on  ben 
Sangobarbcn  waren  entfrembet  worben,  unb  er  festen  beS 
Titels  beS  neuen  Gonftantin  nicht  ju  achten , mit  bem  ihn 
Vabrian  auSjeithnete , als  fei  nun  ber  Äaifer  GonftantiuuS 
auferftanben,  „burch  welchen  ©ott  ber  faeiligeu  Üircge  beS 
Slpoftclfürften  Petrus  alles  ju  fcheufen  geruht  hat."  2 Durch 

* Cod.  Carol.  LV.  bei  fienni  L.  p.  318.  Ser  ©a  füllen  waren  ba< 
mal«  28,  ber  Siaconien  aber  7. 

5 Oxl.  Carol.  XLIX.  bei  (Senni  I.1X.  p.  332  sq.:  quin  ecce  novus 
Chrixlinnissimus  Dei  Constantinus  Imperator  hia  temporibue  sur- 
rexit  etc.  SDiit  9ietgt  bermutet  man  gierau« , baß  fegen  bamal«  bie  Segen* 
hing  Conflantin’3  »on  einem  ©etvüger  abgefaßt  werben  war,  weleger  bie« 


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400  ©ierte«  ©ud?.  ©iertes  öopitel. 

»iele  ftahre  mürbe  Garl  Don  beit  Mahnungen  9tom’ö  heldftigt, 
roelt^eS  tiirf;t  aufhörte  ihn  an  bcn  ©act  Dom  3ahr  774  mit 
©itterfeit  ju  erinnern. 

G8  ift  nötig,  bie  einjelncn  ©ebiete  jener  Sarolinifchen 
Scheidung  genauer  ju  betrachten,  loeil  fte  Don  ber  ©cfchichte 
ber  «Stabt  9iom  nicht  gut  ju  trennen  finb.  äöenn  ber 
SebenSbefchreiher  .öabrian’ö  mol  berichtet  mar,  fo  lösten  fid) 
fchon  Dor  bem  Ginmarfd)  ber  ganten  in  Italien  bie  Spole- 
tiner  Dom  Sangobarbenreidje  ab,  mic  fie  bieS  fchon  mehrfach 
Derfucht  hatten.  Slngefctjene  ©iirger  Spoleto’S  unb  fReate’ö 
famen  nad)  9tom:  fie  fchmoren  bem  ©apft  Jreuc,  unb  mur= 
ben  fpmbolifd)  ju  9ftömif<hen  ©ärgern  gemacht,  inbem  fie 
©art  unb  .paar  fi<h  fcheeren  liefjen.  211s  aber  Sefibeviuö 
nad)  ©aoia  geflohen  mar,  erfchienen  Slbgefanbte  bcs  6pole= 
tinifchen  $crjogtumS  Dor  .pabrian , leifteteu  ihm  ben  Gib  ber 
5£reue  unb  empfingen  aus  feinen  .pänben  bie  ©eftätigung 
.pilbepranb’g,  ben  fie  fi<h  Dorhcr  felbft  ju  ihrem  .perjog  er-- 
mäl;lt  hatten.  3htem  ©eifpiel  folgten  bie  Ginmohner  dou 
germo,  Ofinto,  Slucona,  unb  Dom  Gaftellum  gelicitatis 

©lacbwerf  unb  bie  Xcctelalicii  bin*«  bem  Staaten  beS  beit.  3fibor  oerfarute. 
(Ecnni  behauptet,  $abrian  habe  jene  'Jietij  i'ielmcfjr  aus  ben  apofrvpf>if(ben 
Selen  be«  ©.  Siloefler  entlehnt.  Snber#  Dhiratcri  ad  ann.  776.  fßagi 
Critica  a.  324.  N.  16.  @ibben  c.  49.  rliaep  biefet  fepenfung  (bei 
gabciciuS  Bibi,  Oroeca  VI.  p.  3 sq.  unb  erwähnt  Bon  StciteaS  'fjarifienfis 
um  854),  bie  JanrentiuS  ©afla  pierft  griinblicb  »ibertegte,  gab  Gonftantin 
bem  ©apft  Siloefler  bcfanntlidi  baS  ©alatium,  9tom  unb  bas  gange  Sbenb* 
lanb.  3n  bem  obigen  ©rief  aber  fpri$t  -löabrian  eigcn(Ii<b  nur  Bon  Patri- 
monien unb  Bon  ber  potestas  in  partibus  Hcaperiae.  Xer  ©rief  ift  Bern 
3abr  777  ober  faßt  bod;  Bor  781.  ®ie  Gbronologie  ber  49  ©riefe  .pabrian’« 
an  Sari  ift  bismeilen  bunfel;  tur<b  bas  3abr781,  in  welchem  .'öabrian  @e> 
Batler  Garl’S  würbe,  »erben  fie  in  jwei  (»robben  geteilt.  Jltlc  ©riefe  mit 
bet  Xitulatur  spirit/ilis  compatcr  faßen  nach  781;  unb  überhaupt  »erben 
SJluratori,  8e  Cointe  unb  fßagi  (eben  burep  ßenni  «ielfacp  BoflenbS  burtb  bie 
großartige  Srbeit  3affb’s  berichtigt. 


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Spoleto.  IitScien.  Sie  Sabina. 


401 


(Gitta  bt  Gaftctto?).  2lher  alle  biefe  2lngabcn  finb  unfi^er, 
mäbrenb  cg  unjmeifel^aft  ift,  baft  Spolcto  hefiänbig  jum  > 
fränfifcben  Königreich  gehörte.  ' 

©Jeitcre  Slnfprüdje,  bie  <S.  Ißetrug  auf  £ugcien  erhob, 
mürben  nicht  bejmeifelt.  'Doch  begehrte  ber  Sfpoftel  aud& 
über  bag  römifdje  Jugcien  hittaug  Eigentum ; man  behauptet, 

Carl  habe  bereits  im  ^ahre  774  bem  ißapft  bie  tngcifcbcn  v 

©tiibte  f£oana,  £ugcaua,  ©iterbo,  ©aneum  Slegig  (©ag» 
norea)  fammt  anbern  nicht  genannten  Orten  gefchentt.  ,öab= 
riait  fpricht  bapon  augbrüdflich  in  einem  ©rief,  moraug  tyx-- 
porgeht,  bafj  fie  ihm  mirflidj  auggeliefert  mären.  Gg  tarn 
baju  ein  fpätereg  ©erfpredhen  ber  jtoei  6täbte  StofeDä  unb 
©opulonia  aug  Üugcia  Ducalig,  bie  Garl  inbefe  ju  über? 
liefern  jögerte.  1 $)ic  Kirche  befaß  ohne  ^mcifcl  in  allen 
tugeif^en  Sänbcrn  alte  ©üter,  melche  bie  Sangobarben  be= 
fefct  gehalten,  unb  Carl  fügte  ihnen  bie  Schenfung  pon 
neuen  Patrimonien  bNu. 

1 SDluratori  ad  ann.  775  nnb  bie  Sielen  in  ber  Strömt  »ott  garfa. 

Stob  Cod.  Carol.  LVIII.  bei  Cettni  LVI.  p.  341:  „ipiia  et  ipsum 
Spoletinum  Ducatum  vos  praesentialiter  obtulistia  prolwtori  vestro 
B.  Petro“  haben  bie  papiften  nicpt  gewagt,  bem  Papfl  bert  mehr  juju* 
fl'tccbdt , ul«  ba«  dominium  utile.  Sie  ftirepe  batte  auf  Spoleto  teilt 

aubere«  3?crt>t , al3  auf  Oßrien,  wo  fie  autb  Somänen  befaß;  in  partibus 

@ polet  o'9 : p.  353  bei  Cenni.  — Sie  pbvafe  ipsum  Spoletinum  Ilucn- 
tum  bade  iib  für  Uebertreibuitg , cbwol  gatte«cbi  Memorie  istorico-diplom. 
riguard.  le  Serie  de’  Duelii  di  Spoletn  (Camerino  1801)  p.  50  be* 

banptet,  baß  bem  popft  ba«  ganje  Vaub,  tedj  ohne  Souveränität  ge- 

ftbentt  intrbe. 

2 Cod.  Carol.  XC.  bei  Cenni  LXXX1X.  p.  480.  Cenni  jiebl  fogar 
Tunern  Regal  is  (ba*  heutige  So«cana)  in  bie  Stbenfung,  ohne  Souwtani- 
tät«re(bte.  Gr  (fließt  baranf  aus  Cod.  Carol.  1.X V.  bei  ibnt  LXI1I, 
wo  ber  papfl  bettt  Sur  von  Succa  ©efeble  gibt , bie  er  nicht  bifrt.  3nbeß 
gab  ja  ftbon  ber  große  Gregor  ebennd«  ben  Suce«  von  SWeapel  unb  Sar 
binien  ©efeble,  ohne  baß  jene  Sänber  ihm  unterworfen  waren. 

®regoro»i  ul,  ötf<bi(bte  ter  Statt  Sicm.  II.  2fi 


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402 


Vierte«  3?wf>.  SSicrleö  Eapitel. 


$affelbc  Serbältniß  fanb  in  ber  ißrooinj  Sabina  ftatt. 
Slud;  bifr  lagen  feit  MterS  ©itter  bcr  ßircbe,  treidle  Garl, 
tüic  cS  fd;eiitt  bcträc^tlidf;  oermebrt,  bem  S.  ißetruS  im  3abv 
781  neu  jufpracfi.  ®iefe  Sänbcreien  führten  abmecbfelnb  bcn 
tarnen  Territorium  unb  Patrimonium  Savinense,  aber 
fie  malten  nicht  bie  ganjc  ißrooin§  Sabina  aus,  beren 
größter  3Teit  bent  $crjeg  non  Spoleto  gehörte.  2Bir  miffen 
nidfjt,  mie  grop  bie  Äird;enbomänen  in  ber  Sabina  maren, 
aus  bereit  Ertrag  bie  Sampen  im  S.  $eter  unb  bie  Sinnen 
erbalten  lourben.  5)ie  Senbboten  Garl’S  unb  beS  iftapftS 
reisten  bortbin,  fie  ju  iibernebmen,  aber  eS  erbeben  ficb 
©rcnjftrcitigfeitcn  jtoifdbett  ber  &ird;e  «nb  Slieti,  bie  nidbt 
jum  Vorteil  beS  S.  Petrus  auöfdtlugen,  obmol  einige  Imn-- 
bcrtjdbrige  ©reife  bejeugten,  bafi  bie  ftreitigen  ©üter  feit 
alten  3eitNt  ber  Äirdje  gehört  batten.  ’ hieraus  folgt,  bafe 
fie  am  (Silbe  beS  achten  3abrbunbcrtS  nur  ben  Heineren  Seil 
ber  Sabina  befafi,  unb  erft  feit  bem  Sabre  939  fann  cS 
bnreb  Urfunben  betoiefen  toerben,  bap  biefc  ißropinj  Pont 
Spoletanifdbeu  Tucat  abgelöst  unb  ju  einem  befonbcrcti  6o= 
mitat  unter  ber  Oberhoheit  ber  Äircbc  gemacht  toerben  mar, 
melcbe  bortbin  ihre  Rectoren  unter  bem  £itel  eines  Tiardtio 
ober  GomeS  fanbte.  2 


1 C<k1.  Carol.  LVI.  Bei  Eetmi  LXXI.  p.  405.  E«  maren  ©reife 
au«  gorobeno  (bem  alten  ©i«tum  gorumueoum),  nabe  bem  heutigen 
SRonttbonc.  Siebe  amf»  Ep.  LXVIII.  p.  387.  Er  bittet  bie  ©renje  ju 
reguliren,  sicut  ex  nntiquitus  fnit  . . . signA  inter  p:irt»u  constituunies. 
Ster  rümifefc  Terminus  erfrfjeiitt  al«  signum.  Tiefer  ©renjregulirung 
jmiftben  ber  Sabina  imb  Dfcate  tvirb  auch  im  Diploina  Ludovici  Pii 
gebaut. 

’ Siebe  gatteSebi  a.  a.  O.  S.  93.  248.  Er  fiibrt  eilte  Steife  bott 
Urfunben  au*  garfa  an,  ben  939  bi«  1106.  Ser  939  finben  ficb  nümfiib 
teine  auf  bie  Sabina  bezogenen  Tecumente  im  SNegijier  bon  garfa.  — 


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Xic  ©erbältitif(e  511  ftaotnna. 


103 

ffienn  bcm  papft  in  ben  genannten  fcanbfchaften  wegen 
ber  Uebergabe  ber  Patrimonien  bettänbig  Scbtmerigfeiten  ge^ 
macht  ttmrben,  fo  gelang  cg  ihm  noch  »iel  loeniger  bee  Gpar* 
chatg  .frerr  ju  werben.  S.  PpoHtitarig  bon  Papenria  befaß 
wie  S.  Peter  »on  Pom  eine  SJiengc  »on  Domänen,  unb 
nicht  minber  hatte  «r  jahllofe  Sdhenfunggurfunbett  im  ärd)i»e 
aufjuweifen.  Selbft  aus  Sicilien  tarnen  ber  Papeunatifchen 
.Kirche  im  fiebenten  gahrhunbert  fo  bebeuteitbe  ßinfünfte 
ju,  baß  bie  Pcctoren  ber  bortigen  ©üter  jährlich  ihre  Saft-- 
fdhiffe  mit  25,000  Scheffeln  betreibe,  mit  griiehten  unb 
©emilfen,  mit  purpurgefärbten  gellen,  mit  ©ewänbern  »on 
hpajintbfauer  Scibe  unb  »on  SBotlenftojfen  befrachteten,  unb 
überbieß  fcftlicfie  ©efehtrre  unb  nicht  weniger  alg  31,000 
©olb  = Solibi  nach  .§aufc  führten,  wovon  15,000  in  ben 
8d)ah  »pu  (Sonftantinopel , 16,000  aber  in  ben  ber  Kirche 
ffoffen.  1 3)ic  Grjbifchöfc  ftrebten  gleich  bem  Papft  nach  ber 
weltlichen  ßerrfchaft  in  ihrem  reichen  unb  frönen  ©ebiet: 
aber  feit  ber  pipinifchen  Schenfung  batten  bie  päpfie  bort 
ihre  Slnfprüdhe  geltenb  gemacht,  unb  Stephan  II.  feine  Pe= 
amte,  Gomiteg  uub  $uceg  in  bie  bortigen  Stabte  gerieft. 
Pach  Paoenna  felbft  batte  er  §wei  gubiceS  belegirt,  ben 
Pregbpter  Philtppug  unb  ben  Pup  (ruftaebiug. 1 gebodj 

3-  ©.  939:  Iugilbaldus  Dux  ul  rector  tcrriUirii  Sabinenais.  babfi 
finb  bi«  Otcgiftimgsjabtf  btb  'Pnpfte  angegeben.  941 : Sarilonis  Marcliionis 
et  Rcctoris  Turritorii  Sabinensis  etc.  Sic#  ater  (raren  o$nt  grage 
4>äpftlic^e  3?cftcrm. 

1 Agnellus  Vita  Mauri  c.  2.  p.  273.  ((Dtauru*  faß  »en  642  bi* 
671.)  Sie  Ccnbuctere#  btt  Sirene  von  9ta»enna  in  «Sicilien  fcmuien  fdjen 
»er  um  444  in  bem  berühmten  älteflen  Siplom,  rvclt^ee  überhaupt  epiflirt, 
beim  Ütfarini  Papir.  n.  73. 

1 Cod.  Carol.  LIV.  bei  Serati  LI.  p.  322.  ©eibe  mochten  ben  Sttel 
3ubey  fchicchttneg  führen ; in  Heinere  Crte  ftbrim  brr  ^apfi  domitrt  belegirt 


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404 


©ierte*  ©it$.  SBicrtc«  Cafitel. 


nach  Garl'S  SRücfpg  im  $ahr  774  befehle  ber  Grjbifchof  £eo 
mehre  Stabte  ber  Slemiliu,  ben  S)ucat  Bon  gerrara,  ^mofa 
unb  Bologna , unb  vertrieb  bie  bortigen  päpfHichen  Beamten. 
Gr  behauptete  fiibn , jene  Stabte  feien  nicht  bent  $apft, 
fonbem  ihm  felber  gefdfenft  morben ; er  reijte  auch  bie  USeit* 
tapoliä  jum  Slbfaff,  hoch  bie  bortigen  Ginioobner  jogett  cS 
nor,  bem  i|3apft  treu  ju  bleiben.  ®en  bringenben  2kfchtoer= 
ben  .öabrian’S  bei  Garl  ju  begegnen,  reiste  £eo  enblich  in 
ißerfon  an  ben  jpof  beä  ÄönigS,  unb  er  fam  Bon  bort  fühner 
unb  trofeiger  jurücf.  Gr  loeigcrte  ftch  ben  ^Befehlen  fRom’S 
ju  gehorchen,  er  unterfagte  ben  StaBennaten  ober  ben  33e* 
mohnern  ber  ÜCemüia  trogen  ber  SBermaltungSangelegenheitcn 
nach  9tom  ju  gehn.  Vergebens  f durfte  .öabrian  feine  SBoten 
in  jene  ißroBin},  ben  Gib  ber  £reuc  ju  empfangen,  unb 
©eifjeln  einjuforbem  . ber  Grjbifdjof  Berjagtc  fie  mit  28affen* 
gemalt.  3«  gleicher  3e'i  bemächtigte  fich  Steginalb,  ehemals 
Iangobarbifcber  Gaftalb  im  GafteHum  $elicitatis,  bamalö  aber 
2)ur  Bon  Ghiufi,  mehrerer  Bon  Garl  gefdjenfter  Äirchengüter, 
unb  überfiel  fogar  jenes  nun  ber  Äirdje  gehörige  Gaftcll  im 
langobarbifchen  Stuscien.  1 5)er  $apft  toiebcrholte  feine 
Älagen  bei  Garl;  biefe  Briefe,  mie  bie  meiften  im  Gobey  Ga= 
rolinuS  fann  man  nur  mit  SSMbertoiUen  lefen,  »oeil  bas 
Verlangen  nach  bem  irbifdjen  2kfi(}  unb  bie  gurdjt  ihn  ju 
Berlieren  aUju  naeft  herBortritt,  toührenb  bie  SBermebrung 

ju  haben,  wie  nach  0a bellum : Cod.  Cnrol.  LI.  bei  ffenni  L1V.  p.  335. 
©äpftlitbe  Beamte  in  ben  Stabten  führten  auch  im  allgemeinen  ben  litel 
Actores,  ber  in  ‘Papieren  Sfatenna’«  febr  häufig  ijl. 

' Cum  exercitu  in  oandem  civitatom  nostram  Castelli  Felici- 
tatis  properans.  Cod.  Car.  LX.  bei  Senni  LV.  p.  337.  Int  ©riefe, 
welche  Bon  ber  „SRebeHion"  tHaeenna'a  boubetn , ftnb  bei  Senni  51.  52. 
53.  54. 


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Xi<  Ser^ältnifff  ju  0Ja»cima. 


405 


bon  (Eigentum  breift  Grbcbuttg  ber  ftirdie  genannt,  bcr  ©e= 
roinn  ber  t)öcbfien  ©üter  bei  .geill  aber  all  Sohn  für  Sdien= 
fungen  ton  £anb  unb  Seuten  fortbauernb  bereiften  unb  bie 
himmlifche  Seligfeit  an  irbifdjen  ©cwinn  gefnüpft  wirb.  SDie 
weltlichen  ©etüfte  verbargen  ft<h  hinter  bent  Sarge  einel 
Xobten,  Welker  mit  Schenfuttglurfunben,  mit  Briefen,  §lü= 
dien  unb  ©ibfcfiwüren  fort  tfnb  fort  bebecft  würbe,  unb  hinter 
ber  ©eftalt  einel  heiligen  Slpofiell,  ber  bei  feinem  lieben 
nie  ein  irbifchel  ©ut  bcfeffen  hatte  unb  nach  feinem  Stöbe 
non  weltlichen  Gingen  nichtl  mehr  wußte  noch  begehrte. 

Glicht  bor  bent  3ahr  783  gelang  el  bem  ipapft  fid?  in 
©efifc  feiner  Xitel  auf  9labemta  ju  fefcen,  aber  uathbem  er 
mit  .fMilfe  (Satl’l  bie  ÜBiberfpänfHgfeit  bei  Grjbifchofl  gebeugt 
hatte,  f<hredtcn  ihn  bie  2lnfprü<he  bei  granfenfönigl  auf  bie 
i'anbeloberberrlicftfeit.  Xem  Sßapft  war  feinelwegl  bie  un= 
befchränfte  Souberänität  gegeben  worben,  unb  wenn  biel 
für  Slabeuna  nacbgewiefen  werben  fantt,  ergibt  fich  baffelbe 
auch  für  bie  Stabt  9tom , Wo  wir  ohnehin  jur  3eit  iieo’l  III. 
bie  oberfte  3urilbiction  Garl’l  beutlich  crfeimen  werben.  Xie 
IRabcnnaten  appeflirten  bon  ber  ©eridhtlbarfeit  bei  SjJapftl 
an  beit  Äönig  all  bie  Iwchfic  Qnftanj,  unb  ber  spapft  hin= 
berte  fic  nicht,  fich  in  $rancien  bal  9led)t  ju  fuchett,  nur 
Ragte  er,  baß  ihnen  ©chbr  gegeben  werbe,  auch  wenn 
fie  nicht  mit  einem  päpftlichen  3)rief  berfehen  feien. 1 3m 
3ahr  783  batten  fich  Jt»ei  mädjtige  fHabennaten  ©leutheriul 
unb  ©regoriul  fchwerer  Uebergriffe,  felbft  bei  Diorbl  fc^ul- 
big  gemacht;  fie  entwichen  bor  bent  päpftlichen  ©eridht  an 

1 Sed  nee  uostrae  paternitati  dispücere  rectum  cst,  quuliscum- 
que  ex  nostris  Hut  pro  salutationis  causa,  aut  quaereudi  justitiam, 
a<i  vos  properavit.  Cod.  Carol.  LXXXV.  l>ti  llrmii  XCVIT.  p.  521. 


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406 


*ticvtc4  4Mid>.  Vierte*  Cafitd. 


ben  .pof  Garl’ö,  unb  ber  ^apft  bat  beit  Honig  fte  nicht  «n- 
juhörcn,  fonbent  nach  Stom  ju  fenben,  ivo  mit  3»iieh»»9 
fränlifcher  Voten  i£?r  Vrocefj  geführt  werben  foHe.  GS  blicft 
babei  au«  feinem  Schreiben  bie  furcht  hervor,  an  berjcnigen 
©erichtsbarfeit,  welche  ihm  vertragsmäßig  in  ben  Sünbern 
ber  Hirdje  guftanb,  burcb  Garl  Ginbufie  ju  erleiben.  1 Gin 
anberer  gaH  hatte  ihn  fd)on  früher  belehrt,  bah  fein  Qreunb 
Garl  feineSwegS  gefonnen  fei,  ihn  unbefdhränft  fchaltcn  ju 
laffen:  nur  auf  ©ranb  von  unbefotmenen  Sieben  hatte  ber 
Honig  ben  päpftlichen  Voten  1'lnaftafiuS  au  feinem  £>of  feft 
nehmen  laffen.  Gr  hatte  baS  SSölferrecht  gegen  einen  ©e= 
fanbten  verlebt  unb  nicht  ntinber  befpotifch  gehanbelt,  als 
cinft  Öeo  ber  Qfaurier.  ®er  Ißapft  ftellte  fich,  als  fei  bie 
geftuehmung  eines  apoftolifchen  ©efanbten  eine  feit  ÜWenfchen* 
gebenfen  unerhörte  Stjat , unb  mit  Stecht  entrüftet,  forberte 
er  von  Garl  bie  SluSliefcrung  beS  SlnaftafiuS  an  baS  ©ericht 
in  9tom.  Gr  warf  betn  .Honig  zugleich  vor,  bah  er  3Wei 
aus  Stom  geflüchtete  Verbrecher  ober  Stebellen  sftafchaliS  unb 
SaracinuS  in  voller  ©unft  an  feinem  .yof  behalte,  unb  er 
befchwor  ihn  äugftlich  bei  Ghrifti  Statuen  jene  SJtänner  ben 
römifchen  ©erichteu  auSjulicfern. 7 

Gnblich  erfchredten  ben  Ißapft  noch  bebeutenbere  Qorbe= 
rangen  beS  Honigs.  Qm  Qal;r  788  ober  789  erflärte  Garl 
offen,  ihm  gebühre  fein  oberherrlicher  Anteil  an  ber  ®al;l 
ber  Grjbifchöfe  von  Stavenna.  Gr  behauptete  in  einem  SJte- 
moriale,  bah  »ach  beS  GrjbifdjcfS  Sergius  Jobe  fränfifche 
Voten  bei  Seo’S  SiJahl  jugegen  gewefen  feien,  er  verlangte 
baber,  bah  bie  Grnennung  ber  Grjbifchöfe  feiner  Veftätigung 

’ üod.  Carol.  LXXV.  bei  Cdim  LXXVI.  p.  4'il  sip 

’ Tiefet  rvidptige  4’vief  ifl  L.  bei  (Seinti  I.XI. 


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£ie  ©crbältniffc  )u  SRaoenna. 


407 


unterbreitet  werben  folle.  könnten  wir  jenes  Wemoranbum 
noch  Iefeti , fo  würben  wir  barin  finben,  baß  (Sari  fidj  auf 
bie  Rechte  feines  pitriciats  berief.  Das  päbicat  beS  pt= 
triciuS  aber  batte  mit  ber  3eit  eine  oeränberte  SBebeutung 
erlangt;  wenn  es  noch  ppin  als  eine  bloße  äuSjeidwung 
trug,  war  cS  bei  bent  Gröberer  uon  Italien  uitb  beim  neuen 
iöangobarbettfönige  oon  felbft  ju  einem  anfpru^Soollen  Xitel 
ber  Wacht  geworben.  Was  war  jumal  natürlicher,  als  baß 
ft<b  Garl  in  Sejug  auf  'Jiaoenna  ber  alten  Gewalt  bcS  Gyar= 
eben  unb  pt triciuS  erinnerte,  beffett  Stelle  er  gleicbfam  ein= 
itabm,  ohne  bodt  ben  grieebifeben  Äaifer  über  fidj  ju  erfennen. 
Gr  fdbrieb  bem  ptyft , bie  'Würbe  beS  pitriciats  loäre  nid;tig, 
loeitn  bie  Gijbifcböfc  'Jtaoenna’s  ohne  feilte  Seiftimmung  ben 
bifcböflidjen  Stul  beftiegen.  1 Unb  faum  batte  er  auSgefpro= 
eben,  baß  er  ein  Sewußtfein  oon  beit  ;Uecf;ten  beS  ptriciuS 
als  eines  SRanneS  habe,  ber  in  einer  pooittj  befehle,  als 
ber  ißapft  ihm  mit  fluger  biptomatifdjer  Xaftif  begegnete: 
Sauet  ptruS  würbe  felber  mit  bent  ptrpurftreifen  ge= 
jiert  unb  trat  bem  pitriciuS  Garl  nun  feinerfeits  als 
ijJatriciuS  entgegen.  Der  pipft  fprad)  im  Grnft  oott  einem 
pitriciat  beS  heiligen  ptruS,  unb  leitete  ihn  f<bon  oon  ber 
erften  Schcnfung  her.  „Denn,  fo  fdjreibt  er.  Wie  wir  gefagt 
haben:  bie  'Würbe  GureS  ifJatriciatS  wirb  oon  uttS  unoer= 
brü(bfi<b  aufrecht  gehalten,  unb  noch  ju  mehr  Gljreit  erhöht, 
aber  in  berfelben  Weife  möge  auch  ber  eigene  pttriciat  beS 

1 So  ungefähr  muß  er  gefcfirieben  fcaben,  beim  £abrian  antwortet: 
pro  honorc  vestri  Pntriciatus  nullus  liomo  esse  videtur  in  mundo, 
qui  plus  pro  vestrac  regnlis  Excellentiae  decertare  moliatur  exal- 
tntione,  quain  nostra  apostolica  assidua  deprecatio.  Xi t»  iß  im 
gangen  Codex  Carolin,  taä  erflemat,  baß  ein  $apß  oon  ber  Würbe  bt« 
ißatriciats  rebet  — ausgenommen  bie  Titulatur  am  änfang  ber  ©riefe. 


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408 


hievte«  Sud).  Sicrtcä  fiapitel. 


S.  Petrus,  (iures  ©önuers,  ber  fotool  oon-  bem  großen 
Äönig  ißipin,  Gurem  Stator,  fchriftlich  unb  in  Integrität 
jugeftanben,  als  von  Gltd?  bes  Weiteren  heftätigt  worben  ift, 
un»erbrü<hlich  jn  5Redht  beftehn."  1 $ie  feine  ifJolitif  9tom’S 
»erbient  Sewnnberung.  Gö  fc^eint , Carl  gab  nad;  unb  ließ 
jene  ftreitigc  grage  für  jeßt  faßen. 2 

SDic  Verfechter  ber  päpftlid>en  Unabbängigfcit  ^abcn 
fogar  einen  augenfdjeinlic^en  Veweis , baß  bem  ifJapft  bic 
Stabt  Üiaoenita  fammt  ihren  öffentlichen  ©ebäuben  pgebörte, 
für  fidj  in  Slnfprucb  genommen.  Garl  bat  .fjabrian  im  ^abr 
784  um  bie  Grlaubniß,  einige  Äunftwerfc  aus  9(aoenna  nach 
Slawen  führen  ju  Iajfen,  welche  ihm  erteilt  würbe.  ®er 
ißalaft  bes  großen  ^hrobori^,  worin  fpäter  bie  Gjarcben 
refibirt  hatten,  war  f täglich  «erfaßen,  aber  er  prangte  noch 
mit  fchöneu  Säulen,  mit  SDtufioböben  unb  marmornem  ©atib-- 
getäfel.  — SJiefe  Schäle  würben  ihrem  Ort  etttriffen,  fic 


1 t^uia  ut  fati  sumus  (fo  corrigire  id)  ftatt  estis),  lionor  Patri- 
cialus  vestri  a nobis  irrefragnbiliter  conservatur , eliam  et  plus 
amplius  honorifiee  honoratur;  siraili  modo  ipso  Patricia!  us  beati 
Petri,  fautoris  vestri,  tarn  a s.  recordationis  Domno  Pippino,  magno 
Rege,  genilore  vestro,  in  scriptis  in  integro  coneessus,  et  a vobis 
amplius  confirmatus,  irrefragabili  jure  permaneat.  Cod.  Carolin. 
l.XXXV.  bei  Qtenni  XCV1I.  p.  521.  2 er  Sritf  mag  ccm  3abr  7‘JO  lein. 
Statt  fiet»t,  in  tiefer  Raffung  iß  Patriciutus  fowobl  ber  Sefiß  be«  Janbe« 
al«  bie  baritt  geübte  patrieißbe  ©emalt. 

2 Carl  nabm  nicht  bie  3itc<fliltir  #on  Stent  in  Stnfpnidb.  'JJatb  ge- 
nügen Sieten  eine«  fateranißbeu  Ccncilä  »om  3abr  774  foll  ber  Ißapß  tiefe 
ifjnt  juerfattnt  b«ben.  3nbefj  iß  bie«  juerß  oon  giegbert  ml  nun.  773 
erwähnte  (ioneil  eine  giction.  ©iebe  iDlanß  Suppl.  Coucil.  I.  p.  721 
unb  fßagi  ad  ann.  774.  13.  Stud)  tta«  ber  Libellus  de  imperaloria 
poteetate  in  urbe  Komn  (Mon.  Germ.  V.  719)  reit  (Sari  nad)  feiner 
Slnfuuft  in  Stom  fagt:  fecitque  partum  cum  Romanis  eorumquu  pon- 
tifioe,  et  de  ordinatione  pontiticis,  ut  interesset  quis  legnlus  je.  barf 
erß  auf  bie  ßcnßituticuen  nad)  800  bejogeu  werben. 


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Tie  Serbültniffe  ju  Äaeenna. 


409 


wanbevten  nach  Seutfdhlanb , im  neuen  Dom  wen  Stachen  «er- 
loenbet  ju  »erben,  unb  maulen  föftlichen  ©larmor  gaben  auch 
bie  ÜDlonumente  Jioin’«  ^er.  1 Slber  obwol  ber  ißapft  £err 
ber  Stabt  SRaoenna  war,  folgte  betrau«  nicht,  bafj  er  bie 
Oberherrlichfeit  be«  Äöitig«  nicht  in  anbern  Singen  alter» 
fannte.  Qm  Qaf/r  785  gebot  Carl  alle  toenetianiföen  ,ftauf= 
leute  au«  Sattenna  unb  ber  ^ßentapoli«  auöjutreiben,  unb 
ber  fpapft  leiftete  bem  tumultuarifchen  Befehl  auf  ber  Stelle 
Qolge,  obwol  ober  »eil  ber  Sup  ©aramauu«,  fränfifdjer 
©eooItmäd;tigter,  eben  mehre  Zaubereien  unb  Ginfünfte  im 
Slaoennatifchen  mit  Vefchlag  belegt  Ijatte,  behauptenb  fic  ge= 
hörten  nicht  jur  Äirche.  2 

Sie  getoaltfame  Vertreibung  ber  Venetianer  fdheint  mit 
Dem  Sclaoen-  unb  Gunucheitbanbel  jufammen  ju  hängen, 
welchen  fie  trieben.  SSir  Iw&cn  biefe  unternehmenben  Äauf= 
leute  fchon  einmal  jur  ^eit  be«  ißapft«  Qacharia«  als  ®cla= 
venhänbler  in  9lom  erteilten  fehlt;  fie  Wetteiferten  mit  ben 
©ried)en  in  biefem  einträglichen  ©efdjäft,  bei  welchem  bie 

1 Eginhard  Vita  Carol.  c.  26:  Ad  cujus  structurain  cutn  cci- 
lumnas  ct  marmorn  aliundc  habere  non  [Misset . Koma  atque  Ra- 
venna devehenda  enravit.  Unb  ber  Poeta  Saxo  vers.  439: 

Ad  quae  marmoreas  praestabat  Koma  columnas, 

C£uasdam  praecipuas  pulcra  Ravenna  dedit. 

Cod.  Carol.  LXVII.  bei  öenni  LXXXI.  p.  439:  nos  quippe  iibenti 
animo  et  puro  corde,  cum  nimio  amore  vestrae  Excel  lentiae,  tri- 
bnimiis  elTectum,  et  tarn  marmora,  quamque  mosivum . caeteraque 
exempla  de  eodem  polatio  vobis  concedimns  nnferendo.  3<b  bemerfe, 
baß  tfarl  ber  Öroße  ou<b  bie  SReiterftatue  Jbeoborirb’ä  aus  ÜRaeenua  nad; 
Slaäwn  bringen  ließ.  3m  snee.  X lag  ber  ißataft  ecu  Slaeenna  leot  [eben 
i'Sllig  in  Shtinen,  unb  Ctfo  II.  baute  bort  um  971  einen  neuen  tpataß. 
«iebe  gantujji  tr.  Tom.  V im  Prospetto  §.  13  sq. 

’ öS  banbeit  ecu  beiben  ®ingen  Cod.  Carol.  LXXX1V.  bei  CSemii 
I.XXXIII.  p.  459  sq.  ®ie  ißenetiauer  (Venetici)  batten  im  9taeennatif<beu 
praesidia  unb  possessiones. 


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410 


Vierte«  SBudj.  SSicrtee  (Soptiet. 


jubelt  I;ie  unb  ba  bic  Siäfler  malten.  (Sari,  eifrig  bemüht 
biefen  Stenfchenhanbel  ju  unterbrüefen , fdmeb  bem  ißapft, 
er  ^abe  gehört,  baß  bie  9tömer  fidb  bes  SclaoenöetfaufS  an 
bie  Saracenen  fchulbig  gemalt  batten;  aber  ftabrian  »er; 
fieberte,  bafj  feine  berartigen  Städte  in  9tom  befiänben,  fow 
bern  baß  es  bie  gottlofen  ©rieten  feien,  ircidje  in  ben 
laugobarbifcbeu  Äüfienftrichen  Sclaüat  oon  ben  Sangobarben 
fauften.  (Sr  erjählt,  baß  Stenfchen  biefer  Nation,  twm  $un-- 
gcr  jur  fficrjweiflung  getrieben,  fich  felbft  auf  bie  Schiffe 
griedjifcber  Äaufleutc .begeben  hätten,  um  bureb  Sclaoerei  ihr 
Sehen  3U  friften.  ®iefe  ©riechen  ftreiften , wie  bie  'Kenetianer, 
an  ben  .Hüften  be$  abriatifchen  unb  tuScifdjen  SteereS;  23e= 
nebig,  9la»enna,  Sieapel , 9fmalfi,  ßentumceUä,  ißifa  waren 
ihre  Sßerfehrehäfen , wo  fie  ihre  2öaarcn  abfeßten  unb  3itglcich 
Sclaöen  ober  oerfchnittene  Äuaben  eiuhanbeiten.  .fjabriau 
hatte  ben  ®up  »on  Succa  Slllo  aufgeforbert,  Skiffe  auSjm 
rüften  unb  bie  ©riechen,  welche  jugleich  Giraten  fein  moch= 
ten,  im  tuöcifchen  Steer  ju  fapern,  aber  biefer  hotte  fid) 
beffen  geweigert,  unb  ber  ißapft  beflagte,  baff  er  feine  Schiffe 
befißc.  2>cr  £afen  von  ißortuS  war  burch  feine  römifche 
Starine  belebt,  uitb  faum  befugten  ihn  noch  einige  ,§anbelS= 
fchiffe,  ba  fich  ber  Itcrfehr  um  biefe  3®tt  bereits  nad;  Gen 
tumceüä  ober  Gioitaoeccbia  gejogen  hatte.  ®iefer  alte  .pafen 
2'rajan’S  ift  mW  als  groß  unb  feft  noch  ®on  9tutiliu8  be-- 
fchrieben  worben,  unb  wir  hoben  bie  Stabt  als  ein  beträcht- 
liches Gaftell  einigemal  in  ben  ©othenfriegen  erwähnen  ge= 
hört.  3U  ©regor’S  beS  ©roßen  3l’it  toar  fie  oon  einem 
GomeS  regiert,  unb  ihre  Stauern  hotte  ©regor  III.  wieber- 
hergeftellt , fowol  wegen  ber  suuehmenben  Söichtigfeit  beS  Orts, 
als  weil  er  ben  Streifereien  ber  Seeräuber  auSgefeßt  war. 


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Xic  3uflänbe  Oou  ©enettent. 


411 


bortigen  ,'oafcn  lieft  nun  ^»abrian  Schiffe  ber  Girieren 
»erbrennen,  bie  SJiannfdjaft  felbft  aber  ins  ©efängniß  toerfeit, 
eine  toacfere  unb  gerechte  £anblung,  mit  ber  er  ficb  als 
.fjert  im  Sattbc  unb  als  »öllig  unbehimmert  um  ben  3orn 
beS  ÄaiferS  »on  Eonftantinopel  ju  erfenneit  gab.  ' 


•>.  3uftänbe  ton  ©entoent.  X«  §tx «eg  Sricfu«.  't&bfi  lieber  Äricg  um 
Xcrraciita.  Carl’«  «rceite  iSnircfcnOfit  in  9tem.  Sein  brittex  Sufentbalt 
bafelbft.  31  11  fl  gegen  ©enewnt  unb  gtiebenbftbluft.  'Jicue  (gebentung  Carl’« 
an  bie  Äirifce.  Stridjis  untetbanbeit  mit  ©öjanj.  ®ie  bextigen  SJer^ältniffc, 
unb  bie  ©eilegung  beS  ©ilbexfheits.  92  a$  be9  Slricfji«  Xobe  tritt  ®xi« 
moalb  $et5og  bon  ©enenent. 

SBir  fc^Iieften  bieS  ISapitcl  mit  einem  SJticf  auf  bie  3Jer= 
bältniffe  beS  .gerjogtums  ©enecent , rnelche  (Sarl’ö  jtoeiten 
3«g  nach  Korn  größtenteils  »eranlaßten.  Son  allen  lattgo= 
barbifdjen  .^erjogtümern  t»ar  bas  einjige  8ene»ent  nicht  bureß 
bie  granfen  erobert  toorben;  fein  öersog  ^rießis,  ©emal 
»on  beS  DeftberiuS  Tochter  äbelberga,  unternehmenb,  reich, 
bureß  Siebe  jur  (Sultur  auSgejeicßnet,  gebot  über  fo  oiele 
fchöne  ißrobinjen , als  heute  bas  Königreich  Neapel  auSma= 
chen,  ohne  bie  grieeßifeßen  Ducate  ober  Stabte,  Neapel,  ©aeta, 
Slmalfi,  ©orrentum  unb  tuenige  anbere  ßalabrien’S.  Dies 
blüßenbe  Sanb  mit  ber  .fjauptftabt  $Bene»ent,  bet  fchönften 
unb  mäcßtigften  im  bamaligcn  ©übitalien,  feßüßte  (rntfer- 
uung,  ©röfte,  ilerbinbung  mit  ben  ©riechen;  unb  nachbem 


1 Cod.  Carol.  LXV.  bei  (Jenui  I.XIII. : quia  nos  nec  uavigin 

IiuUoius,  nec  iihuIuh,  qui  cos  comprcliemlcrc  potuissent,  tnnieii  naves 
Graecorum  gentis  in  portu  civitatis  nostrac  Centiiniccllcnsiuni  com* 
bnri  feeimus  etc.  3<t  tottbe  im  bxitten  ©ante  C&elegcnbett  fmbcu,  mief) 
auf  bie  eben  im  Xxurf  begonnene  ("efebiebte  bex  päpfHi<b<n  SW«ln*  not» 
©ibliotbefax  bet  Xomilticanex  in  S.  Maria  sopra  Minerva,  ©liglictmotti, 
«u  bejieben. 


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412 


Slirrtrt  ©ii(f>.  i'ifrle«  Sattel. 


bic  langobarbifebe  3JJacf;t  in  9iorb=  unb  33iittclitalicn  au«ge; 
löfdit  worben  war,  würbe  e«  ber  natürliche  geinb  ber  ißäpfte, 
welche  auf  feine  Vernichtung  mit  eifersüchtiger  Sorge  binar; 
beiteten. 

9tadj  bcnt  galt  Don  tßaota  nahm  SlridEn«  mit  ®to[j  bcn 
Ditel  ißrincep«  an;  er  liefe  ficfe  ooit  ben  Vifcfeöfen  Veneoent’« 
falben,  befleibete  fid)  mit  bent  ^urpur,  unb  bictirte  feine 
Grlajfe  fortan  au«  feinem  „geheiligten  ißalatium." 1 Sein 
■§of  würbe  ber  üRittetpunft  aller  ißläne  be«  SbalgifuS  jur 
SBieberberftellung  be«  £angobarbenrei<bS,  jur  Vertreibung  ber 
grauten  unb  jur  Demütigung  be£  ißapft«.  Giite  Verbin= 
bung  warb  gefcbloffen  jwifcben  ihm,  2lricfei§,  bem  Jperjog 
oou  griaul  Vobgaufu«,  bem  oon  Spoleto  .üilbebranb,  mit 
SHeginbalb  fon  Gbiufi,  unb  ber  Grjbifdjof  £eo  von  SHaoenna 
war  in  biefe  Unterbanblungen  eingewcibt.  gm  9J?ärj  776 
wollte  man  oon  allen  Seiten  loöbrecben;  ber  ißapft  wufete 
baoon , er  fcfericb  eilig  an  Gart,  er  möge  nach  Vom  jiebn, 
unb  bie  bringenbe  ©efabr  »oit  bem  jungen  Äird&enftaat  ab= 
wenben.2  9lber  Gart  begnügte  liefe,  bcn  .jöerjog  Vobgaufu«  burefe 
einen  fd&nellen  3ug  nad;  Dreoifo  unb  griaul  ju  berniefeten, 
woburefe  aller  ©efabr  toon  jener  Seite  für  immer  »orgebeugt, 
befto  ntefer  aber  Venebent  jum  §eerbe  ber  ©egenrebolution 
gemalt  würbe. 3 Die«  .öerjogtum  grenzte  lanbwärt«  an  bie 

’ ©iawtcne  ?c.  tat  tieriiber  unb  »on  bot  SJetbaltniffen  ©eiictxnt«  gute 
Sb|(tnitte:  Lib.  VI.  c.  1 sq. 

1 Cod.  Carol.  LIX.  bei  Senni  LVII.  p.  343  sq. : qualiter  — proxiino 
Martio  monsc  adveniente,  utrosque  in  unum  eonglobarent,  cum  ca- 
terva  Graccorum  et  Athalgiso,  Desiderii  filio,  et  terra  marique  ad 
dimicandum  super  nos  irruant,  cupientes  lianc  nostram  Romanam 
invadere  cfvitatem. 

* Seit  brr  üroberung  oen  griaul  batirt  bir  Leitung  brr  langobarbifdKit 
'^trjcgtiimrr  in  ©raffdwften,  bie  ©ou&erfaffung  unb  ba3  febnetrefen  ber 


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®ie  äufränte  oon  ©enebent. 


413 

römifdje  Gampagna,  wo  Sora,  ütrpino,  3trcc  unb  Sfquino 
©renjftäbte  waren;  mccrwärtg  erftrecfte  eg  ficf)  big  ©aeta, 
welches  wie  SCerracina  bamalg  ben  ©rieten  gehörte  A unb 
unter  ber  33erwaltung  beg  Patriciug  oon  Sicilien  ftanb. 
3Jon  fiier  aug  fab  ficf)  öabrian  Wieberfwlt  bebrofjt : bie  Sk* 
neuen ter  batten  mit  Serracina  unb  ©aeta,  wo  fidb  ber 
patriciug  befanb,  ein  ©iinbnif;  gefdjloffen,  um  mit  »ercinten 
Waffen  in  bie  römifebe  Gampagna  einjufaHen;  fic  oerwarfen 
bie  grwbcn&miräge  bes  Papftg,  unb  biefer  vereinigte  bie 
.pcere?mad)t  ber  it'ircfic  mit  ben  Gruppen  fränfifd;er  ©rafen, 
unb  fdjüßte  bie  Gampagna  mit  aber  Gntfcf>loffcnl)eit. 1 3um 
crftcnmal  trat  ber  fßapft  in  ber  Gigcnfdjaft  eineg  weltlichen 
giirflen  friegfüf)renb,  ja  erobernb  auf,  benn  er  naljm  bag 
gricdjifdbe  Xerracina  Wirflid)  mit  Waffengewalt.  SDiefcr  jur 
^eit  beg  ©otbenföiügg  ^T^eoborid^  bigioeileit  ttoef)  mit  2lug= 
jeid;nung  genannte  ,'pafenort  (er  Ijatte  ibn  burd)  ein  GafteD 
befeftigt),  mußte  bamalg  febr  lierabgefommen  fein;  .^abrian 
fpridit  uon  il;m  mit  einiger  ©eringfduißung/2  er  batte  ifjn 
ben  Neapolitanern  gegen  Sugwedjglung  beg  Patrimonium 


grauten  aber  Würbe  nach  Otalien  Krpflaiijl:  ?eo,  ©efeb-  Otalien«  III.  1. 

р.  206. 

1 Cod.  Carol.  LXXXI1I.  bei  Ceniii  LX.  p.  357  gq.  Der  ® rief  fällt 
»er  781,  unb  ÜÄuratori’«  gweifel,  er  tBnne  bem  3abr  791  angeboren, 
wirb  bureb  Cenni  wiberlegt,  ber  ibn  in«  3«br  777  feßt.  ©iannone  VI. 

с.  1 folgert  nadj  bem  Vorgang  eon  Camill.  ©eUegrmc  au«  tiefem  ©rief  febr 
irrig,  bie  ©eneoenter  bäum  ©aeta.  Weltbe«  Carl  ber  .Crircbe  gefebenft,  ibr 
entriffen  tmb  wieber  ben  ©rieten  gegeben.  <S«  gilt  hier  aber  offenbar 
Stabte  bet  romifcbeit  Campagtta  (aliquantas  civitatcs  nostras  Catn- 
pauiae).  3«b  bin  bet  Slnficbt,  baß  ©aeta  bamal«  notb  grietbifcb  war, 
obwol  bie«  gebend  degli  antichi  dui-hi  e consoli  e Ipati  della  cittä 
di  Gaeta  (Napoli  1791)  p.  30  Introduzionc  läugnen  mochte. 

’ Nos  quidem  pro  nibilo  doputamus  ipsam  clvitatam  Terrn- 
cincnsem  ctc.  Cod.  Carol.  LXIV.  bei  (Senil i LXV.  p.  377. 


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414 


©irrte®  4'wb.  Vierte*  Capitcl. 


Gampanum , weldjeg  pon  £eo  bem  Qfaurier  war  eingejogen 
worbe»,  angetragen,  aber  fic  waren  barauf  ni<$t  eingegangen. 
Sie  jogen  eg  Por,  £erracina  ju  überrumpeln;  ber  |>anbftreicf> 
gelang,  unb  bie  Stabt  würbe  Pon  ben  ©rieten  wieberum 
befefet. 1 

.fjabriatt  fyatte  fie  bauptfäcfjlidb  mit  .'pülfe  ber  fränlifrfien 
Gruppen  Sugcicn’ö  unb  Spolcto’3  guoor  erobert,  unb  bie 
SouPeränitätgredjte  Garl’ö  auf  biefe  (Eroberung  achten  müffen. 
Gr  forberte  ben  Äönig  begbafb  auf,  fdjncll  ben  ganjen 
Heerbann  Pon  SMcicn,  Pon  Spolcto,  felbft  bie  rucblofcn 
Senepenter  aufjubieten,  unter  ber  güfirung  beö  ffiutfrin 
fpüteftenä  am  Slttfang  3tuguft  tiad)  Motu  marfefnren  ju 
laffen,  unb  nicf;t  allein  £crracina  wicber  ju  erobern,  fonberu 
auef)  ©aeta  unb  Neapel  ju  unterwerfen. 1 Gr  beflagtc 
fü$  bitter  über  bie  9tän!e  beö  £erjogg  StridjiS,  welker 
jene  Untcrfyanblungen  mit  Neapel  IjintcrtrieOen  I;abe , t% 
lic§  bie  Soten  be§  IßatriciuS  Pon  Sicilien  empfange,  unb  nur 
auf  bie  Sanbung  beS  Slbalgifnö  mit  bpjantinifdjen  Skiffen 
warte,  um  Io£jubred>en.  3)ie  $urd;t  .öabrian’ö  war  begrün^ 
bet:  im  Gpit  Gonftantinopel’g  war  ber  Solnt  bei  3)cfiberiu3 
unauagefcjst  tftätig,  eine  Gjpebition  gegen  galten  ju  Staube 

1 Nefandissiml  N<  npolitani , et  Deo  odibiles  Graeci  — subito 
venientes,  Terracinensera  civitatem,  quam  servitio  bcati  Petri  et 
vestro  atque  nostro  subjugavimus,  nunc  autem  — inrasi  sunt. 

* Ut  sub  veslra  atque  nostra  sint  ditione,  unb  ba®  oft  wieberbolte 
in  servitio  vestro,  paritorque  nostro  ift  feiueswefl®  böfü<b*  'Pfiraff,  fett* 
bem  bejeitbnet  ba®  altum  dominium  brt  Höing®.  Ser  ©rief  ftbeint  mir 
, unmittelbar  bor  781  ju  fallen.  Sie  gmmbfdjaft  jtviftben  9tom  unb  'Jieapel 
beftanb  nur  furje  3*it.  Siebe  ba®  Cbronieou  ducum  Neap.  ann.  789. 
3n  ber  @rabftbrift  be®  ßäfariu«,  ©ebne®  be«  3)uy  ©tepbanu®  »on  'Jieapel, 
aber  beißt  e«: 

Sic  blnndus  Bardis  cras,  ut  fbedera  Grais 
Servares  sapiens  inviolata  tarnen. 


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ffarl’#  3ug  natty  Wem. 


415 


ju  bringen,  toelhe  ihren  Anhalt  in  ©icilieti  unb  in  betu 
£erjogtum  feine«  Schlager«  ftnben  muffte. 

So  riefen  bie  Angelegenheiten  Italien’«  Gart  $um  brittem 
mal  au«  grancicn  in  jene«  £anb.  Gr  fam  mit  feinem 
SBeibe  .öilbegarb  unb  feinen  Söhnen  Garlntattn  unb  l'ubtcig 
SU  SBeihna^ten  be«  3ahr8  780  nach  pabia,  ju  Dftern  be« 
folgenben  aber  (am  15.  April  781)  mieberum  nach  Aom. 
Am  heiligen  ©onnabenb  ergöjjte  bie  Acnter  ba«  feltene  geft 
ber  Saufe  eine«  föniglihen  prinjen:  ber  papft  taufte  in  ber 
Capelle  ber  heiligen  Petronilla  Carlmann  auf  ben  Aamen 
pipitt’«  feine«  ©roßbatcr«,  unb  nannte  fich  feitbem  ©ebatter 
Carl’«.  Peibe  prinjeit  mürben  am  Dfterfefi  felbft  bom  papft 
ju  .Königen  gefalbt,  unb  jtoar  erhielt  fiubmig  ben  Sitel  eine« 
.Honig«  bon  Aquitanien,  pipin  aber  ben  bebeutung«bolleren 
be«  König«  bon  Italien,  rooburch  Carl  au«fprach,  baß  er  ba« 
gefammte  Italien  unter  feinem  ober  feine«  ©ohne«  ©cepter  al« 
ein  einige«  Königreich  tuicber  neu  einjuri^ten  bcfdhloffcn  habe. 1 

Gr  hatte  jeboch  bamal«  nicht  Auhe  noch  Plittel,  ba« 
miberftrebenbe  Penebent  ju  untenoerfen,  er  fehrte  nach  pabia 
jurüd,  unb  Ari^i«  fuhr  fort,  unter  bern  ©dhein  ber  Anet- 
fennung  fränfifher  Oberhoheit,  König  in  feinem  Sanbe  ju 
fein,  ben  papft  aber  burch  feine  Perbinbuitgen  mit  Abalgifu« 
unb  ben  ©riehen  ju  ängftigen.  Seither  bergingen  fünf  3ahre, 
bie  in  Pejug  auf  bie  Perhältniffe  Aom’«  ju  Penebent  bunfel 

’ Ueber  bie  laufe  unb  Carl’«  iäiUrefenfieit  in  Sfciii  finbet  man  einige 
SJerfe  beim  Dom  Bouquet  V.  p.  401;  (Sari  ivirb  barin  fionfiil  genannt. 
Xie  Vita  Adriani  fc^U'eigt;  icp  bemerte  in  ipr  minbeflenS  jn*i  SRebactionen, 
bie  fpätefie  betrieb  ausführlich  bie  politife^cn  ßreigniffe  bis  jum  gafle  ^Jaeia’S, 
n>aS  folgt  ftub  oft  hoppelte  SluSjiige  aus  ben  .Ctircpenregiftern.  — 2Ran  mag 
no<b  naepfebeu  baS  Cliron.  Lnurisliniu.  Moissinc.  Anna).  LaurUsenscs 
uub  Einlmrd  i ad  ann.  781. 


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116 


Stierte«  SWdi.  Sbertc«  Sapitel. 


finb , bis  (Sari  im  .'perbft  786  5um  mertenmal  nacf;  Italien 
fant.  9ta<bbem  er  baS  SBeibnacbtSfeft  in  glorcnj  gefeiert 
batte,  30g  er  im  grübjabr  787  jum  brittcnmal  in  Morn 
ein.  35ie  bringenben  Sitten  .dabrian’S,  wie  feine  eigne 
SBürbe  als  Seberrfcbcr  ^talicn’S  bewogen  if>n  jeft  jum  ÄriegS* 
juge  gegen  Seneoent.  Vergebens  fuchte  ibn  ArichiS,  eben  im 
Kriege  mit  Neapel  begriffen,  bureb  feinen  Sohn  Stomualb, 
welchen  er  ibm  mit  ©efebenfen  nach  fHont  f durfte,  aufjubal* 
ten;  (Sari  bcf;ielt  ben  ißrinjen  bei  fich,  uttb  bie  graulen 
brangen  bis  Gapua  üor.  9Zun  warf  ficb  Arides  nach  Salerno, 
welche  fdbßngelegene  Stabt  er  in  angeftrengter  Gile  mit 
SDlauern  unb  türmen  üerfcbanjte.  Aber  unfähig,  ber  ©c= 
watt  Garl’S  lang  ju  wiberfiebn,  beugte  er  ficb  enblidb,  unb 
unter  Vermittlung  feiner  Vifdjöfe  fcblofj  er  mit  ibm  Rieben. 
Gr  willigte  in  ben  jährlich««  Tribut  üon  7000  ©oftuSolibi, 
in  bie  Auslieferung  feines  Schafes  unb  ©rimoalb’S  feines 
Sohnes  als  ©eifiel,  worauf  bie  ^ranfett  ihren  Stürfmarfcb 
non  Gapua  antraten. 1 

Garl  feierte  junt  brittenmal  baS  Ofterfeft  in  9tom, 
unb  bei  biefer  Gelegenheit,  machte  er  ju  feinem  Seelen* 

heil  bent  Apoftel  ^JetruS  wieber  eine  Schenfung.  GS  läßt 

ficb  nach  einigen  '-Briefen  .öabrian’S  nicht  in  3roc>f«^  Steril, 

baf?  ber  Aircbe  batttals  mehre  Stäbte  im  Veneoeutif<bcn 

gefchenlt  würben,  welche  bureb  feine  Voten  ifr  wirtldh  ju 
überliefern  Garl  bringenb  aufgeforbert  würbe.2  ®er  ißapft 

1 Einlinrdi  Animi,  ad  ann.  786.  Annal.  I.nurissens.  787.  Ti- 
linni  (787).  Poets  Saxo.  ann.  786.  Ta«  Chroniron  Mon.  Casin.  I. 
c.  12  beim  SDturatori  Script.  IV  gibt  tie  griebenSbetingimgen  an.  Cr* 
dfempert  Hinter.  im  Tom.  1.  ber  Hist.  Cam.  Peregrini  c.  2 gebt  über 
bie  SHcgieriiug  be«  Slridji«  atlju  ftüditig  fort. 

1 Praesertim  et  partibus  ducatus  Beneventani  idoneos  dirigere 


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<5«l  in  9?em. 


417 


nennt  auSbriicflicb  bie  alte  unb  berühmte  ©tabt  Gapua  in 
biefer  ©chenfung,  oftne  bie  anbercn  mit  tarnen  ju  be$eicb: 
nen.  ©ie  waren  inbefj  Wabrfcheinlid)  2eano,  ©ora,  2lrce, 
2lquitto  unb  jene«  Slrpinum,  welches  einft  ben  Römern  ben 
hoppelten  ÜHubm  feiner  Söhne  Giceto  unb  9)tariuS  gefdjenft 
batte. 1 2lber  trüb  aller  Slnfprücbe  auf  biefe  ©täbte  ifi  eS 
nicht  ju  erweifen,  bafj  ber  $apft  fein  römtfcbeS  ©ebiet  burcb 
ihren  Wirf  liehen  ©efiö  je  erweiterte,  unb  Garl’S  ©eten  felbft 
überlieferten  ihm  nach  feinem  eigenen  ©eftänbnife  nur  bie 
Älöfter,  bie  bifdjöflicben  ©ebäube  unb  bie  bem  ©taat  gehört 
gen  ^>öfe  (curtes  publicae),  fie  hänbigten  ihm  mol  bie 
©djlüffel  ber  ©täbte  ein,  hoch  fie  vermehrten  ihm,  beren 
©ewcfiner  als  feine  Untertanen  ju  betrachten. 

2>icfe  ©chenfung  jerfiel  ooBenbS  in  riidftS,  als  SSrichiS 
nach  ber  Entfernung  Garl’S  plöfclich  feinen  ©afaUeneib  brach- 
35er  trofcige  .frerjog  tonnte  bas  granfenjodj  nicht  ertragen, 
er  wanbte  (ich  fofort  nach  Gonftantinopel , fnüpfte  mit  2lbab 
gifus  wiebentm  Unterbanblungeit  an,  unb  begehrte  »ont 
.ftaifer  Gonftantin  greunbfchaftSbünbnift  unb  thätige  ,§iilfe. 
GonftantinuS  VI.  war  ber  ©obn  £eo’S  IV.,  Gnfel  jenes 
Gonftantin  GopronpmuS,  ber  im  3abre  775  geftorben  war. 
©ein  ©ater  batte  als  eifriger  ©ilbcrftiirmer  bis  jum  $ahr 

dignetur  missoa,  qui  nobis,  seeundam  veslram  douationem,  ipsaa 
ci vitales  aub  integritate  tradere,  in  omnibus  valeant:  Cod.  Carol. 
LXXXI.  beim  Cenni  LXXXVH1.  p.  475.  XC.  beim  Cenni  LXXX1X. 
p.  480;  XCII.  t(im  (Stniii  XC.  p.  483.  De  Capua,  qnam  b.  Petro  — 
pro  mercede  animae  vestrae,  atque  sempitema  memoria,  cum  cne- 
teris  civitatibus  obtuliatia.  LXXXVIJI.  fifiini  XCI.  unb  LXXXVI. 
Cmni  XCII. 

1 3nt  3)ip(t>m  Ludovici  Pii  (beim  ©ergia  Breve  Istoria  etc.  Ap- 
pend.  III.  p.  19)  b«i§t  t«:  in  partibns  Campaniae  Soram,  Arcea, 
Aquinum,  Arpinum,  Tbeanum  et  Capuam. 

Wrcgorebiui,  bei  Stabt  flCem  II.  27 


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118 


SMcrtti  liefe.  Söiertr«  Capitol. 


780  geberrfebt,  unb  baS  9teidb  ober  bie  Sormunbfcbaft  feiner 
berühmten  ©emalin  ^rcue  übcrlaffen.  35iefe  febone  unb 
ränfevolle  ©rieebin  batte  aus  ihrer  Saterftabt  Sitten  bie  ver= 
fieefte  Neigung  junt  Silberbienft  mit  auf  ben  £ron  von 
©t;janj  gebracht,  unb  toäitrenb  ber  Stinberjabrigfeit  itjrcd 
SobneS  bie  3)tittel  gefunben,  ifm  im  Orient  roiebet  einju= 
führen.  9t cm  erlebte  im  $erbft  787  ben  großen  £riumf 
ber  jiveiten  Äircbenverfammlung  von  ÜRicäa , auf  meiner  ber 
GultuS  ber  ©über  feierlich  unb  mit  Ginftimmigfeit  bergeftellt 
warb.  $>cr  Orient  bat  bie  römifdfe  Äircbe  um  Vergebung 
feiner  Sertürner,  Äaifer  unb  Äaiferin  von  Svjanj  erflärten, 
baß  ihre  Sorgäitgcr  gefünbigt  batten,  inbem  fie  bie  Sölfer 
bcS  Oftend  jum  Abfall  vom  Silberbieuft  verführten ; fie  luben 
ben  ißapil  felbft,  ber  fid)  unb  Italien  von  Sujanj  losgelöst 
unb  ben  ^raufen  anbefoblen  batte,  ehrfurchtsvoll  jur  $er= 
überfunft  nach  Gonftantinopcl  ein. 1 Gin  halbes  ^abrbunbert 
lang  batten  alfo  bie  griedbifdben  Äaifer  gegen  bie  Serebrung 
ber  £eiligenbilbet  gefämpft ; biefe  9tcgungcn  beS  nüchternen 
SerfianbeS  in  einem  vom  Aberglauben  bebeeften  ^abrbunbert 
ber  Sarbarei  erftarben  nadb  unb  nach,  bis  bie  3nte0igen$ 
ber  Sift  eines  bigotten  unb  berrfcbfüdbtigen  SJeibeS  unterlag. 
3rene  mürbe  in  ben  Äalcnber  ber  Zeitigen  eingetragen,  bo<b 
in  ©abrbeit  erfd>ien  fie  vor  bent  Tribunal  ©otteS  als  9)tör= 
berin  ibreS  eignen  SobneS. 

1 Sielie  bie  Sacra  Impcr.  ad  Papnni  beim  fabbe  Coucil.  VIII. 
p.  678  sc.  in  ben  Acten  be«  Goncil.  Nicacn.  II.  — Stacfe  ber  Beilegung 
te«  SMlberHreit«  begehrte  pabrian  bit  .C'frftctiung  ber  ißatrinumien  in  2i« 
cilien  tc.,  aber  SSpjanj  fcfc>»ieg.  Sarüber  tlagt  tfr  ißapfi  in  feiticm  SJrief 
an  Carl  (l’abbe  VIII.  p.  1598).  25  tr  ©ilterftreit  nnirbe  Vitrcb  bie  äaiferin 
ifeeebora  im  3abr  842  »eilig  beenbigt,  aber  bie  libri  Caroliui  Carl’«  unb 
Alcuin’«  unb  bae  granffurter  Concil  »on  794  (praßen  fict>  entfliehen  gegen 
bie  Anbetung  (.ttpoaxvvijöig)  ber  SPilVer  au?. 


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t'iünc  Ccc  iltalfliju«  unb  ber  ®bjantiner. 


419 


Xer  oerbängnißrolle  (Streit,  burcb  welchen  9tom  bcn 
©riechen  oerloren  ging,  loar  gefcbtiditet,  aber  Italien  blieb  im 
®cfiß  beS  QranfenfönigS,  unb  Qretic  tpünfchte  fogar  mit  bem 
mäditigften  dürften  beS  SlbenblanbeS  eine  oemanbtfdhaftlidhe 
SBerbinbung,  Welche  bie  Hoffnungen  ihrer  ißolitif  tm'irbe  be- 
lebt baben.  Qm  Qahr  781  war  jttufdictt  ihrem  Sohne  Gon= 
ftantin  VI.  unb  Earl’S  Xodhter  diotrubis  burdh  bpsantinifche 
©efanbtc  in  SRom  ein  93erlöbniß  gefchloffen;  aber  biefe  33er= 
binbung  fam  nicht  ju  Stande,  unb  fie  mußte  bereits  abge= 
brocben  ioorben  fein,  als  2lrid)tS  ton  33enePent  bas  23ünbnifi 
mit  bem  Äaifer  Sonftantin  na<hfudhte.  Xer  ^ßapft  tourbe 
baoon  durch  einen  capuanifdhen  ^rcSbpter  benachrichtigt,  er 
teilte  bie  Äunbe  bem  Qranfenfönige  mit,  unb  »erficherte  ihn, 
2lrid;is  habe  oon  SBujanj  ben  Xitel  eines  IpatriciuS  unb  ben 
Xucat  Pon  Neapel  begehrt,  unter  bem  Serfprechen  bie  0ber= 
hoßeit  beS  JiaiferS  anjuerfennen , unb  fidh  fortan  loie  bie 
©riechen  fleiben  unb  fcheeren  ju  wollen.  (fr  fchrieb  ihm, 
baß  ber  A'aifer  leidlich  bereits  jwei  Spatl;are  na*  Sicilien 
gefenbet  habe,  mit  bem  Aufträge  ihn  jurn  IßatriciuS  ju 
machen,  ju  toclchem  Qmed  ße  golbgeftkfte  Äleiber,  ein  Schwert, 
ifamm  unb  Sdheere  mit  fidh  gebracht  hatten.1 

2lridfjiS  plößlichcr  Xob  hielt  jedoch  bie  2luSführung  aller 

* 

biefer  kleine  auf.  Xie  Seueoenter  baten  nun  Carl,  ihnen 
ben  ißrinjen  ©rimoalb,  ben  er  als  ©eißel  furj  Porher  nach 
Qfrancieu  mit  fid)  genommen  batte,  auSäuIiefem  unb  jum 
Herjog  ju  geben,  unb  troß  ber  bringenden  39efchwörungen 

1 Cod.  Oarol.  LXXXVII.  bei  Geniii  XCI.  p.  488:  Spatarios  duoa 
ad  Patricium  onm  constituendum  ferente*  secum  veste«  auro  textas, 
simul  et  spatam,  vel  pectinem,  et  forcipes,  sicut  illi  praedictus 
Arichisus  indui  et  tondi  pollicitus  fuerat.  Die  finbijdjeii  Cewmenitn 
»cm  ©Bjanj  nötigen  $tim  i’atben. 


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120 


©ierte*  ©ucb.  ©ierte«  Capitel. 


unb  Tarnungen  .Oabrtan’S  willfahrte  ihnen  Earl,  weil  er 
bie  mit  Spjaitj  gepflogene  Unterhanblung  noch  nicht  fanntc. 
©rimoalb  II.,  mit  ^ubel  »on  ben  Seneocntern  empfangen, 
heuchelte  erft  oöHige  Unterwerfung  unter  Karl,  ja  er  Per- 
einigte fi<h  mit  ben  Gruppen  'Pipüi’s  gegen  3lbalgifuS,  ber 
im  3ahr  788  wirtlich  in  Ealahrien  gelanbet  war,  um  bem 
früheren  3Ibfommen  geniäfi  bie  Hrone  ^talien’S  tpieber  ju 
erobern.  $>er  unglücfliche  Sohn  beS  $efiberiuS  würbe  ge= 
fchlagen,  er  lehrte  hoffnungslos  nach  Styjanj  jurücf,  wo  er 
im  Hummer  alt  warb,  unb  als  ißatriciuS  ftarb.  3)ie  ißläne 
jur  2öieberherfteEuug  beS  SangobarbcnreidhS  waren  oercitelt, 
bo<h  Elrimoalb  begann  im  ©eifte  feines  ilaterS  ju  regieren; 
er  heiratete  fogar  eine  Enfclin  beS  griedhifchett  HaiferS,  unb 
fdhlofj  offen  ein  greunbf<haftsbünbni&  mit  bem  .ftofe  Pon 
©Pjanj.  3t ber  Weber  feine,  noch  feines  9ladhfolgerS  @ri= 
moalb  III.  Hriege  mit  bem  Honig  ißipin  bürfen  wir  in 
unferer  ©efduchte  berühren. 1 


1 Erchempert.  c.  IV  eq.  ©timoalb  II.  ftarb  806;  bi«  traueroben 
©euecenter  feprieben  auf  fein  ©rab: 

Perculit  adversas  Franeorum  snepo  plialangas, 

Salvavjt  pairiam  sed,  Benevontc,  tuam; 

Scd  quid  plura  feram  ? Gallorum  fortia  regna 
Non  valugre  luijus  subdere  colla  sibi. 

(Anon.  v.  Salerno  c.  22.) 

Sie  angebliche  ©rabfebrift  be«  ©anl  Siaconu«  auf  Slrichi«  finbel  pci  ini 
'inen,  »on  Salerno  c.  16  unb  bei  ©etlegrino  Tunmli  Princ.  Lnngob.  in 
feiner  Historia  Princ.  Langob.  T.  III.  p.  305.  So»»»!  bie  ©rabfeprifteu 
ber  ftiirpen  »on  ©enecent,  als  bie  ber  Sonfule«  unb  £uce«  »on  Neapel 
(ebenbafelbP)  pnb  lefensteene  Beiträge  jur  ©efdjicbte  jener  3 eil. 


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ftiinfteä  Gapitd. 


1.  äuftäiibt  äfcm'c.  Jifcreilfcerfd&Wfiiinuinfl  im  3abt  791.  $abrian  fltüt 
btt  Stabtmauern  böBifl  btt.  @t  roftaurirt  bit  Slqua  Irajana , bie  (Stoubia. 

3cbia  unb  Squa  SJirgo. 

$>ie  äußeren  Angelegenheiten  be£  merbenben  #trd;enftaatg 
haben  uns  lange  3eü  &on  unfercm  eigentlichen  ©egenftanbe, 
ber  ©tabt  9iom  felbfl  entfernt  gehalten.  $rob  311  ihr  jnriicf 
ju  fehren,  rnerben  mir  uns  in  bcn  lebten  ©apiteln  biefeg 
SuchS  Eaunt  mehr  »on  ibr  ju  trennen  haben.  2Bir  betrach* 
teten  ben  ausgezeichneten  unb  glucflidjen  Wann  .ftabrian  bis= 
her  in  feiner  politifchen  Sdwtigfeit,  mir  habe n nun  feine 
©orgfamfeit  um  bie  Erhaltung,  Scrforgung  unb  2lusS= 
fdjmücfung  fRom’S  $u  prctfen.  ®ie  ©tabt  nahm  einen  neuen 
äuffdhmuttg,  feit  bem  bie  köpfte  burd;  fo  fehr  oermehrte 
©taat<Seinfünfte  ihre  Waffen  zehnfach  gefüllt  fahen. 

3m  jmanjigften  fHegierungSjahre  $abrian’S,  im  3Jionat 
SJecember  791  mürbe  dlom  mieberum  burch  eine  jener  ftiber* 
fiberfchmernmungcn  ocrheert,  meldie  immer  häufiger  mürben, 
mcil  man  bie  Stnftalten  jur  Steinigung  beS  glußbetteS  ober 
jur  SDätnmung  ber  Ufer  immer  nadhläffiger  betrieb.  ®er 
gluß  riß  bas  ganze  glaminifdhe  £or  aus  ben  gunbamcnten 
unb  mäljte  beffen  krummer  big  ju  einem  Sogen  auf  ber 


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422 


Vierte«  33utb.  güiiftcä  Safitcl. 


Bia  fiata,  wcldjer  £re«  gaccicela«  ober  bie  brei  garfein  ge= 
nannt  würbe. 1 Ucber  S.  2)(arco  unter  bem  ßapitol  fort 
ftrömenb  jerftorte  er  beu  ißorticu«  Palatina  ober  iflallacinae, 
beu  wir  beim  '13a u jener  Atircbe  bereite  erwähnt  ^aben.  Da« 
'löajfer  ergoß  fid;  weiter  bi«  jur  Brürfe  be«  Slntonin,  ber 
^aniculenfifdjen,  bie  beute  fßonte  Sifto  beifit. 2 G«  erreichte 
in  ber  Bia  Sata  hoppelte  3Jlanne«^öbc,  uitb  Perwüflcte  ba« 
3Jlar«felb.  .pabriait  mochte  ba«  jerftörtc  Dor  auf  ber  Stelle 
wieber  auf  bauen  laffeu.  Halbem  er  wabrfcbeiulid)  fdwu  oor 
bem  gal)t  791  bic  flauem  9lom’$  reftaurirt  batte.  Xicfe 
rübmlicbe  Unternehmung  wirb  gewiß  unter  feinen  Sorgen 
bie  erfte  gewefett  fein. 

Cbwol  (Gregor1  III.  eine  'Isiicbcrberftellung  ber  Stabt= 
mauern  jugefebrieben  wirb,  war  fie  entweber  nicht  allgemein 
gewefen,  ober  bie  lebte  Belagerung  unter  'llftolf  im  galw 
755  l^tte  jene  an  sielen  Drten  ftarf  befebäbigt;  bettn 
.yabriau  fattb  manche  Stelle  jerftürt,  uub  siele  Dünne  bi« 

1 EvellenB  portnm  usque  ad  orcum.  qui  vocatur  tros  laccicellas: 
Anast.  n.  356.  Sigttoli  lieflt  falciclas.  3u3  biefem  'Hamen  wirb  9lie< 
matib  tlug.  gea  still«  Rovine  p.  380  benft  an  beu  oon  aiejattber  VII. 
tm  3abr  1662  abgebrochenen  Siegen  bei  @.  Screnje  in  fuciua,  welcher  im 
Waten  9Ritte(aIter  delli  Retrofoli  unb  di  Portognllo  b>e8-  Xi<  Hiira» 
bitten  fagen : mens  triumplinlis  OcUtvinni  ad  8.  Laurentium  in  Lucinn. 

J Usque  ud  Pontem  Antonini:  Anast.  ibid.  3 dl  bflÜf  bie[e  sBriitfe 
»eher  mit  gea  für  ben  SubliciuS,  n«b  mit  ®ignoli  für  ^Jcnte  Onatro 
ffapi  (im  SWittelalter  Fabricii  Jtidaeorum).  2>ie  31? irabtlien  haben  in 
richtiger  geige:  '}).  anteninu«,  fflratiani , 'P.  ®enatcrum;  bie  f?rav'bia : 
Ncroninnus  ad  Sassiam  (terflürte  Siatican.  ®rUcfe  bei  S.  Spiritc),  An- 
toniui  in  arenula,  Fabricii  in  ponte  Judaeontra  jc.  Xie  SWtrabilien 
baten  ein  tbeatrum  Antonini  juxta  pontem  Antonini;  unb  ber  Ordo 
Roman.  XI.  beim  SWabiüon  Mus.  Ital.  II.  p.  126  läßt  ben  'Fabft  geben 
ad  majorem  viam  Arcnulae,  transieus  per  tbeatrum  Antonini.  Xiefl 
ibcoter  tann  baber  mir  ba*  be«  Sklbu«  gewefen  fein  (bei  ifJalaijo  (Senci). 
9tibbb  Roma  nel  1838.  II.  p.  588  sq.  unb  lilatner  unb  SHutfen  UI.  3.  65. 


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SSJietnbcrjieüiiiig  ter  äRautni  SfomV. 


423 


auf  bie  gunbamente  niebergeftürät.  unternahm  er 

bie  Sieftauration  rings  um  bie  ganje  Stabt;  baS  Sanböolf 
aus  JuScien,  aus  Satium,  bie  ©emobner  »on  Siont,  bie 
Knechte  ber  Äirdje  auS  beit  Patrimonien,  ober  jene  ooit 
ben  ©ütern  bcr  Stabt  mürben  jum  grofmbienft  getrieben, 
unb  ber  papft  gab  auS  bern  Schab  bcS  Sateran  bunbert 
pfunb  ©olbeS  l;er,  um  Sagelofm  unb  Äoft  ber  Arbeiter, 
Äalf  uitb  maS  fonft  nötig  mar  ju  beftreiten.  2>ie  Colonen 
ober  Pächter  aller  ©iitcr  maren  gehalten,  einen  beftiminten 
£eit  an  bem  großen  2öerf  beijufteuern,  fämmtlidie  Stabte  beS 
römifchen  3)ucatS  »erp  flirtet,  für  Slom  bei  biefer  ©elegeuheit 
ju  frobnen.  3e  nach  ber  Sage  bcr  Crte  mürben  ihnen  bie 
entfprecßenben  £orc  unb  3JJauertt  juge teilt,  unb  feit  ben 
3etten  ber  Äaifer  hatte  bie  Stabt  nid)t  mehr  eine  gleidh 
große  SJtenge  ©olfs  in  ihrem  $ienfi  befchäftigt. 1 Stach  f° 
umfaffenber  SluSbefferung  mar  Slont  Pöffig  neu  befeftigt, 
menn  auch  nicht  fo  ftarf  unb  fo  funftooü  mehr,  als  jur 
3eit  bes  Slurelian;  aber  eS  maren  bie  habrianifchen  ©lauern 
unb  ihre  387  £ürme,  bie  ein  pilgernber  ©lünch  ober  ein 
Scßolaft  im  neunten  ftahrhunbert  fah  unb  jählte,  noch  ehe 
Seo  IV.  baS  oaticanifche  ©ebiet  als  GioitaS  Seonina  in 
dauern  eingefchloffett  hatte.  UebrigenS  mag  man  fi<b  leicht 
öorfteüen,  maS  burch  einen  fo  allgemeinen  ©au  an  3Hter= 
tümern  in  fHom  oerloren  ging.  Äein  faiferlidjeS  Gbict  machte 
mehr  über  bie  ©tonumente;  bie  panblanger  unb  ©taurer 
fcßlepptcn  Guaberu  t>on  antifcn  ©ebäuben  jufammen,  unb 
in  bie  öerhängnißöoüen  Äalfgruben  manbcrten  ficherlich  bie 

1 Totes  civitetcs  tarn  Tusciae,  quumque  üampaniae  cougregans, 
una  cum  populo  Romano.  ejusque  suburbnnis,  nec  non  et  toto 
Eoclesiastico  patrimonio:  Anaat.  n.  326.  355. 


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424 


SBicrtce  üud).  gihiftf«  (Sapitri. 


Fragmente  »on  Tempeln,  unb  bie  Srucbftüde  ber  herrlich  ften 
Sielicf«  unb  Statuen  baufetni'cife  als  ®i>ps  hinunter. 

Gin  nicht  geringeres  Serbienft  um  bie  Stabt  erwarb 
ftd)  ber  ißapft  burd)  bie  fßieberberftellung  einiger  ©afferlei= 
tungen.  'Jtücfebem  9lom  jroci  bnnbert  3abrc  ^ng  nad)  Siaffer 
gefcbmacfetet  batte,  erhob  ficfi  .pabrian  als  ein  Stofes  unb 
tränfte  fein  Soll  toieber.  3öir  haben  erfahren,  bafi  außer  ber 
Jrajana  faum  ein  anbcrer  Siquäbuct  bcrgeftelit  morben  mar ; 
biefe  herrliche  äöaffcrleitung  aber  batte  Srajan  im  3<*br  112 
aus  friftfcen  Quellen  in  ber  Stäbe  beS  Sabatinifthen  See’s 
(beute  Sago  bi  Sracciano)  breifeig  SJtillien  weit  auf  hoben 
Sogen  nach  bem  ^onicutus  geleitet,  um  bie  bortigen  Dtühlcn 
}u  treiben  unb  bas  ÜranStiberinifcbe  Viertel  ju  oerforgen. 
3ur  3cit  •Öabrlan’S  führte  fie  bereits  ben  Slamen  Sabatina, 
unb  bnnbert  ihrer  Sogen  lagen  jertrümmert,  ohne  3'oeifei 
mäbrenb  ber  lefetcn  Belagerung  bureb  bie  Sangobarben  jer= 
ftört.  3)en  Brunnen  beS  S.  ißeter  mußte  man  beSbalb 
burd)  BJaffer  oerforgen,  baS  man  rnübfam  in  Raffern  auf 
Jfarren  berbeibradjte ; unb  aufeer  ihm  mufete  auch  bas  Sab 
neben  bem  S.  ifleter  gefüllt  merben,  in  loelcbem  bie  Pilger 
am  Ofterfeft  ftcb  babeten. 1 tpabrian  ftcllte  nun  bie  Xrajana 
oöUig  roieber  her,  unb  fefete  ütrafteocre  in  Sefife  ihres  SJafferS, 
meines  inbefe  fdbon  bamals  jum  .Seil  aus  bem  See  felbft, 
unb  nid)t  aus  Quellen  fließen  mochte.  Söcil  mir  annebmen, 

1 Anast.  n.  331:  siinulque  in  balneo  juxta  enmlem  eeelesiam 
sito,  ubi  et  fratres  nostri  Christi  pauperes,  qui  nii  accipieiulam 
eleemosynam  in  pa  schalem  festi vitalem  annue  occurrere  et  lavari 
solebaut;  rin  Sttrri«  br*  alten  @cbrawb«  bn  gugmaftbungni  ju  Cfifrn 
im  &.  $ritr.  ?Iud)  am  i'atfran  mar  ein  feiges  5)ab,  UMferj^eintirf)  au« 
b«i  alten  'ßaläfltit  flantmenb:  Annst.  Vita  Stephani  III.  n.  271  unb 
Vita  iiadriani  n.  333.  — Ufbtr  bit  Öcrftcllnng  ber  Jrajaua:  Alb.  Cnssio 
Corso  deir  oeque  etc.  I.  pars.  1.  n.  30.  p.  359, 


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Sieberberftellung  einiger  aguöbucte. 


425 


baß  tote  üangoharben  unter  2ljWf  bie  Jrajana  jerftört  ^Kitten, 
unb  »eil  in  ber  fiebensbefdbretbung  |>abrian’3  gefagt  wirb, 
fte  fei  Bor  ihrer  .pcrftcliung  fegon  jinanjig  3abre  lang  aufjer 
©ebraudb  gewefen,  fo  fegen  »ir  biefe  SReftauratiou  itt’3 
3agr  775.' 

2Bie  ber  ©.  ißeter  bie  Seranlaffung  jur  Erneuerung  ber 
Srajana  gab,  fo  »ar  es  ber  Käufer  S.  Johann  im  Sateran, 
ber  bie  Glaubia  »ieber  fließen  machte.  Eä  ift  ein  feltfamer 
'Äiberfpruch  in  ber  ©efebiebte  tRom’8,  »o  nun  feit  3abrbun= 
berten  alle  ®inge  auf  bie  lobten  ober  .^eiligen  bejogen  »ur= 
ben,  bie  Bon  ber  ©tabt  93efig  genommen  batten:  bie  unermefj-- 
licbe  ©etiufifucbt  ber  beibnifdhen  Stömer  batte  bie  §lüffe  ber  6am= 
pagna  in  ihre  Hiauent  gelocft,  um  auf  ©tragen  unb  plagen 
fte  fprubeln  ju  laffeit,  ober  in  üppigen  Näbern,  in  Seichen 
unb  9iaumacbieen  bem  5golle  fic  bienftbar  ju  machen;  aber 
im  achten  ^ahrbunbert  wäre  ber  lüftertte  äöunfcb,  ^betmen 
ju  hefigen,  in  jebem  ©inne  unerhört  gewefen,  unb  felbft  bie 
äufierfte  SBaffcrnot  »ar  lange  3e't  Bon  ber  öauptftabt  ber 
Sbnftenbeit  ertragen  »orben,  bis  fidb  ber  ©ebrei  nach  SBaffer 
in  ber  unerträglichen  SßorfieKung  üuft  machte,  baß  bie  Sauf* 
bedfeu  ber  Kirchen  teer  feien.  Einige  SSafferleitungen  ber 
Imperatoren  würben  »ieber  bcrgcftellt,  unter  bem  SCitel  bes 
Sienfteä  ©ottes,  unb  als  oftcrlid^er  23ont  bes  £cil3  fpru- 
belten  fie  aus  ben  Äircbcn  berBor,  unb  auf  bie  Jpäupter  ber 
Täuflinge,  ober  bie  güfte  frommer  ijiilger  nieber.  * 

' Ci.iffio  nimmt  ba«  „labt  776  an,  cptie  ©riinfcc  ju  geben.  <Sr  fpridjt 
(«eite  361)  con  einer  jweiten  9feflanration  ber  Irajana  bur<$  $abrian, 
nnb  »abtfcbtinlitb  wrfiibrte  ign  baju  eilt  anberer  furjer  Seri^t  beim  Slna|t. 
n.  346.  6«  entging  ibm,  bag  ber  jtoeite  teil  ber  Vita  Hadriani  au* 
einer  hoppelten  Sfebactioit  beftegt,  baber  bie  SBieberbolungen  berf eiben  Sauten. 

1 Dunt  vero  forma , ijuae  Claudia  vocatur,  per  annorum  spatin 


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126 


i'ifitf«  9?u4.  ßiinftee  ffapitd. 


£ic  Glaubia,  nädtft  ber  Siarjia  ber  toegcn  ihres  3öaf= 
fers  gepriefenfte  2Iquäbuct  beS  faiferlichen  9iom,  fam  38  9J!il-- 
lien  tocit  aus  bcn  bergen  oon  Subiaco;  ihre  ricfigcn  Sogen 
übertrafen  alle  aitbern  fo  febr  an  .höbe , bafe  bie  Quellen, 
nach  bem  2tuebrucf  Gaffiobor’S,  auf  bie  Stirn  ber  §ügel 
Slom’S  tticberfallcn  tonnten.  2)ie  Glaubia  erreichte  nach  einem 
getounbeneit  Stauf  bie  Stabt  am  ißräneftinifdien  £or  (ißorta 
Maggiore),  unb  aus  ihrem  Gaftcll  in  bcn  ©arten  beS  $rcU 
getaffenert  Callas  führten  fic  bie  Slquäbucte  9lero’S  nach  bem 
GötiuS,  too  fie  am  Stempel  beS  Glaubiuö  enbetc;  benn  biefet 
loar  bamalS  baS  auSgcjcicbnetfte  ißrad&tgcbäube  beS  Bügels, 
teie  es  in  diriftlicher  3fit  bie  tatcranifchc  Safüifa  lourbe. 
Son  bort  fettbete  inbef?  bie  Glaubta  Strrne  nach  bem  Slocntin 
unb  bem  Palatin  aus , unb  tranftc  bemnacb  einen  fehr  grofeen, 
unb  bcn  .hauptteil  Siom’S.  Seit  Gonftantin’S  3e«ten  hatte 
fie  baS  Saptifterium  bcS  Satcran  unb  baS  bortige  Sab  oet- 
forgt,  bis  bie  ©ottten  heilige  unb  Sott  oon  5tom  ihrer  be- 
raubten. 2öie  lange  fie  oöllig  unbrauchbar  blieb  ift  uttge= 

getoife,  aber  irgenb  ein  Sorgängcr  habriatt’S  tnufe  fie  bereits 
in  einigen  Stanb  gefegt  haben , benn  cS  t>eif?t  im  ßeben  bie- 
tet ifjapfts,  fie  hd^e  ein  färglicheS  Söaffer  nach  ber  Stabt 
fließen  taffen,  bis  ber  Sßapft  eine  3)tenge  Solfs  aus  ber 

römifchett  Gatnpagna  jufammenfommen  unb  mit  großer  2tn= 
ftrengung  bcn  2lquäbuct  fo  oöHig  berfteüen  tiefe,  bafe  er 

reichlich  loie  im  21  It  er  tum  floß. 1 

demolitn  esse  videbalur,  unde  et  in  bnlneis  Lateraneusibus  de  ipsa 
«qua  lavari  solebat,  et  in  baptisterio  eccleaiae  Snlvatoris  Domini 
nostri  Jesu  Christi , et  in  piures  ecctesias  in  die  sancto  Paschae 
deeurrere  solebat:  Anast.  n.  333.  34  meine  al[o  bfn  Sinn  oben  gt- 

trofftn  ju  IjabfTt. 

1 Sicut  antiqaitus  abundanter  deeurrere  fecit.  Ibid. 


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2l}itberbftfirflung  einiger  Slquäbuctc. 


427 


ßiite  britte  von  wabriau  ^ergcft eilte  SBajferleitung  wirb 
3obia  genannt,  unb  biefe  finbet  fid;  mit  bemfelben  tarnen 
an  ber  93ia  2lppia  bemerft.  Ob  fie  ein  3'üc'9  ber  Slppia 
ober  ber  3)tar$ia  war  ift  inbef?  fdfiwer  $u  eittfcbeiben. 1 $er 
vierte  iwn  .öabrian  reftaurirte  2tquäbuct  enblidj  war  bie  be- 
rühmte 9lqua  Sßirgo  beö  Slgrippa.  Sie  nahm  ihren  Slnfatig 
an  ber  illia  (ioliatina,  acht  3Keilenfteine  vor  Wom;  nachbem 
fie  bie  Stabt  am  'jßinciuS  neben  bem  fogenannten  ÜJluruS 
'JtuptuS  erreicht  hatte,  ging  fie  unter  biefem  .öügel  fort,  unb 
verbreitete  fich  bann  in  Canälen  unb  auf  ©ogen  burdj  baö 
WtarSfelb.  Wgrippa  war  ihr  ©rünber  gewefen;  ihr  fchöiter 
Warne,  ber  Sage  nach  ihr  beigefegt,  weif  bie  herrliche  Quelle 
iöaffer  fuchenben  Solbaten  von  einem  jungen  Wiabdjen 
gejeigt  würbe,  erhielt  fidh  lange  3eit,  bis  er  im  fünf’ 
jehnten  ^atirhunbert  bem  Warnen  Jrevi  fßlaf}  machte.  |>ab= 
rian  fteHte  fie  fo  reichlich  wieber  her,  baß  fte  allein  faft  bie 
gaitjc  Stabt  verforgen  fonnte;  es  fcheint  jebod; , fie  Iwbe 
bereits  vorher  wieber  etwas  Söaffer  gegeben;  unb  im  all- 
gemeinen fann  bemerft  werben,  baf)  baS  SJlarSfelb , für 
welches  fie  nötig  war,  bamals  bereits  einigermaßen  bevölfert 
fein  mußte. 1 

1 Forma  quac  Jobia  vocatur:  Anaet.  n.  332.  Xtn  Warnen  fce« 
merft  brr  Vltion.  non  Qinfiebetn.  Caffio  bat  barüter  rin  langt«  unb  nuiftc« 
©apitel  I.  n.  30.  Cr  entfebeibet  ficb  für  bit  SWarjia,  unb  eiellric^t  irar  bie 
3o»ia  ein  3'<-’*'8  ür  ©farjia,  be«  föfUicbftrn  Irintioafjcr«  uon  9teni  unb 
eine«  ©eftbenf«  ber  ©etter,  wie  'ßlittin«  fagt.  Ciguoli  null  bagegen  3ulia 
flatt  3obia  corrigirtn. 

’ Formac,  quae  Virginia  appellatur,  dun»  j>er  nnnorum  apatia 
demolita,  atque  ruinia  plena  existebat,  vix  modica  aqua  in  urbem 
Romani  ingrediente  — noviter  eam  reatauravit,  et  tantam  abun- 
dantiae  nquam  effudit,  ut  pene  totam  ciritatem  satiavit.  n.  336. 
2>er  äiton.  ».  Cinf.  fab  ttotb  ihre  jertriimmerteii  SBcgeit  in  ber  ©egenb  ber 
Säule  be«  Slntonin:  forma  Virginia  fracta. 


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428 


»ierte*  »ucfe.  gihifttf  Gapitel. 


2.  .^atriait’«  Sorge  um  He  Sulfat  ber  Sampagna.  »cvfeälfaiffe  ber 
Melonen  unb  Sclaben.  Bie  BemuScuite  $abrian’e.  Sie  Insula  sacra. 

Sie  Gclonie  Sapracerum  unb  ifere  ©efefeitfete. 

2Bäf?rettb  £abrian  alfo  für  bie  Stabt  forgte,  warf  er 
aud)  einen  Vlicf  ber  Hoffnung  auf  bie  Gampagtta  9tom’«. 
®urcf>  ben  oölligen  Sturj  be«  i'angobarbenrcicb«  cnblid)  toon 
ber  gurcht  »or  immer  wiebcrlebrenbcn  Verheerungen  erlöft, 
hätte  ber  fianbbau  halb  wieber  aufleben  fönnen,  trenn  et 
nicht  überhaupt  burch  ben  Mangel  eine«  freien  Vauernftaw 
be«  Wäre  niebergehalten  worben.  Tie  ©runbftücfe  ber  römi= 
fdheit  Gampagna  gehörten  gciftlie^cn  wie  weltlichen  Vcfifccrn, 
aber  bie  Äirdhen,  .Ulöfter,  Tiaconien  unb  .ftofpitäler  hatten 
burch  Scheidung  unb  Äauf  alltuälig  ein  große«  Territorium 
an  fich  gejogeu.  2lngcfel)euc  gamilien  jläbtifchen  2lbcl«  be= 
fafjen  jebocf)  noch  immer  bebeutenbe  ©litcr,  unb  felbjt  bie 
fünfte  in  ber  Stabt  hatten  gemeinfchaftlithe  ©runbftücfe  auf 
ber  Gampagna. 1 Tie  $unbi  ober  SRaffae  ber  Äirche  würben 
entweber  uou  ihr  felbft  bewirtfehaftet  ober  an  ißrtoatperfonen 
in  Vadit  gegeben;  ein  feltcner  3ufaÜ  hat  uns  ba«  tRegifter 
ber  Verpachtungen  ötegor’«  II.  aufbehalten,  welche«  im 
elften  ^ahrhunbert  ein  Garbittal  auejog  — ein  wichtige« 
Tocumcnt,  loeil  wir  barau«  fowol  bie  9lu«behnung  ber 
päpftlichen  ißatrimonien,  al«  auch  manche  feltene  örtliche 
Flamen  fettnen  lernen.2  Tie  ©runbftücfe  aber  Würben  von 

’ feilte  ifi  Pa«  »erfeätfaifj  felgenbe«:  »oit  362  lenuten  bti  Ager 
Romsnus  befifeeu  wettliefee  ^rioatperfonen  236,  Sirifeen-Capitel,  ftlefiev, 
$cjptä(tr  unb  anbere  fromme  Orte  aber  126.  @.  ffimibto  tpiterri  jc. 
@.  59. 

3 3n  ber  Collection  Deusdedit  fiuben  fufe  »erpaifetungen  an  äftilitee, 
wie  ©cmtmtlu«  unb  älfiu«,  an  ben  Ofeerfwfe  be*  ‘ßapfi«,  an  Ütotare,  an 
grauen. 


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®ic  Somntcnlte  Qabrian'A. 


429 


Gotoneu  bebaut,  Leuten,  bie  üon  ben  eigentlichen  Selaneu 
burchauS  oerfebieben,  im  balbfreien  3uftanb«  lebenb,  nicht 
anberS  als  mit  bem  ©runb  unb  ®oben  oerfauft  werben 
burften.  Sie  galten  beöbalb  als  greie  im  ©egenfag  ju  ben 
Sclaöen  ober  servi,  obwot  fie  öfters  mit  biefen  unter  bem 
allgemeinen  tarnen  gamilia  begriffen  tourben.  2lnS  ihren 
®erhältniffen  ergeben  fidj  für  fie  »erfebiebene  -Jitel:  Adscrip- 
titii  ober  folcf>c,  bie  für  30  gahre  ober  für  immer  bem 
©runbftiicf  fi#  oerpftiebtet  hatten;  Originär»,  bie  auf  bem 
®oben  geborenen  Äinber  berfelben ; Conditionales  unb  Tri- 
butales,  toeldie  bem  pact  gemäfj  Seiftungen  ju  entrichten 
hatten;  Mansuarii,  weil  fie  in  ber  3Raffa  ober  bem  SJfanfuS 
lebten.  gn  ben  Socumenten  beS  achten  gahrbunbertS  merben 
bie  grohnbienfte  oft  opera,  xenia,  ober  angaria  genannt, 
unb  baS  leßtc  ißort  ging  in  bie  Sprache  überhaupt  als  ®e-- 
jeidmung  für  Saft  unb  plage  über.  3Jlit  biefen  Titeln  be- 
nannte man  bie  2lrbeitSpflicht,  ober  bie  Injabl  wöchentlicher 
grohntage  mit  ^anbbienft  unb  eigenem  Ochfengefpann,  welche, 
wie  jebe  anbere  Seiftung,  genau  feftgefeßt  war.  ®ie  äöoh- 
nungeit  ber  2tcferbauern  hießen  casales,  casae,  casae  eolo- 
niciae  ober  inSgefammt  colonia,  unb  ctirtis  ober  ©ehöft  ift 
ein  gewöhnlicher  2luSbrutf  jener  3eit.  2Öir  Ijaben  fd;ou  aus 
ben  Briefen  beS  großen  ©regor  im  allgemeinen  bie  3«ftänbe 
ber  Golonen  fennett  gelernt,  unb  bie  »iclcn  Urfunben  ber 
berühmten  9lbtei  garfa,  Schenfungeti,  ober  Umlauf^  oon 
©iitern  betreffenb , jeigen  uns  bie  Sanbbauerit  in  benfelbcn 
althergebrachten  ®erbcHt»ijfen.  SBenn  nun  bie  Steuerpachter 
(CQnduclöreS'),  ober  bie  Verwalter  (actores),  enblich  bie 
oberftert  aiuffeher  ber  Patrimonien  (rectores)  gerechte  33iän= 
ner  ntoren,  mochten  bie  Golonen  auf  einem  ®oben,  ber 


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430 


Vierte«  ?Hicb.  güitfte#  Sapitel. 


unerfchöpflich  war,  ein  nid)t  aBjuharteS  i'ot>S  tragen,  ob= 
f<hon  fic  nebft  3öeib  unb  Äinb  als  ^nttentarium  ber  ®ü= 
ter  behanbelt,  oerfauft,  »erfchenft,  ober  »erlaufet  »erben 
tonnten.  ®ie  9lad)rid)ten  über  bie  ^uftijpflege  unb  beit 
©ttafcobe?  mangeln  uns  freilich,  unb  in  einer  barbarifcfyen 
3eit  »erben  bie  Säuern  nicht  bititänglid)en  Schuß  beim 
©efcß  gefunben  haben. 1 Uebler  noch  waren  bie  servi , bie 
oöllig  leibeigenen  baran,  bie  burch  feine  Sterte  ber  ißerfon 
gefdhüfct  »urben.  GS  gefdjjab  oft,  baff  fie  Pon  ben  ©ütern 
entliefen,  fidf  in  Üöälbern  ober  ©ebirgcn  ju  oerbergen, 
»ie  fie  fid)  früher  oft  in  bie  ftlöfter  retteten,  bis  ihnen 
bie  gludjt  in  ben  s3Rßnch3ftanb  unterfagt  »urbe.  'Doch 
finben  fich  oiele  Seifpiele  oon  ^rcilaffungen : ber  'Begriff 
libertas  lebte  noch  >m  achten  Sahrhunbert,  unb  nod}  »arb 
Sclaben  mit  ber  Freiheit  feierlich  baS  römifche  Bürgerrecht 
erteilt,  ffienn  fjirtoatperfonen  ju  ihrem  Seelenheil  Älöftern 
ober  Äirchen  ihre  ©üter  fchenften,  bewog  He  baS  Grbarmcn 
oft,  ihre  Sclaoen  nicht  mit  3U  febenfen,  fonbern  fie  um  ber 
Grlöiung  ihrer  eigenen  Seele  willen  frei  ju  taffen,  unb  bieS 
war  baS  beftc  unter  allen  SBerfen  ber  ^rbmmigfeit. ! 

' lieber  ben  (Solonat  geben  'Äuffcblufi  bi«  SSriefc  ©.  CSregorS,  ber 
Liber  Diurnus,  bie  Rapiere  beim  SJiarini,  bie  Hrfunbcn  con  garfa , bas 
Ö'kffarium  bes  Xncange.  3<h  fetje  «ine  fDiatrifel  ober  3m3canen  «uS 
Staoenna  l)«r  (bei  äRarilli  n.  137):  Colonia  . . . praestat  solidos  nu- 
inero  . . . tremisses  . . . ailiquas  ...  in  xenio  laritli  pomlo  ...  an- 
seros  . . . gallinas  . . . ova  . . . per  ebdomarlam  opera  . . . lactig  pon- 
tlo  . . . mellis  pomlo  ...  — Ober  Angariae  quataor  cum  bovibu« 
ct  quiuijno  n mnnibug  etc.  SDtarini  p.  371.  a.  3.  — 3n  beit  Urtunben 
oon  garfa  lebe  man  n.  33  (beim  gatteSchi  p.  263.  3a^>r  750),  eine 
©chenfung  tcS  Xujr  Supo  oon  Spoleto  an  garfa,  U'orin  oiele  tfolonen 
namentlich  aufgefübrt  werben.  . 

’ ®ie  berühmte  chartula  manumisgionis  in  cp.  12.  V.  bes  ©.  @regor, 
wo  er  jtoei  «claoen,  SDicntana  nnb  XbomaS,  freiläßt,  ging  über  in  bas 


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Xie  XotmtSculte  .ftabnan'?. 


431 


2Bir  fabelt  bereit«  ber  Grrichtung  wm  $omu«culten 
gebaut,  Welche  ber  Sßapft  gadjaria«  getroffen  ^attc ; biefe 
größeren  Söirtfchaften  füllten  jur  ©eoölferung  ber  Gampagna 
beitragen,  uitb  au«  ihnen  mit  ber  3eit  Rieden  cntftebn. 
Einige  mürben  baju,  bocfi  nur  tmrübergehenb.  ^hrc  Anlage 
mar  jufällig  unb  oercinjelt,  unb  in  ber  Gbene  angefiebert 
maren  fie  gleicher  Söeife  bent  Ginfluß  ber  2Jtalaria  mie  bem 
Uebcrfall  ber  räuberifdEjen  Saracenen  auögcfeßt.  ^nbeß  ift 
£abrian’«  Slwttgfeit  auch  b'er‘n  äu  pteifen:  benn  mährenb 
feiner  Regierung  legte  er  fech«  foldher  StomuSculteit  an, 
©aleria,  ein  anbere«  ©aleria,  Galöifianum , ©.  Gbiftiue, 
6.  fieudu«,  unb  bie  Golonic  tmn  Gapracorum.  3)a«  erfte 
©aleria  lag  an  ber  2lurelifcf>en  Straße  jebn  SDtiÜien  oon  ber 
Stabt  bei  Siloa  Gaitbiba;  ber  Heine  gluß  ©alera,  welcher 
bem  regten  llfer  bc«  Siber  jueilt,  gab  mehreren  Orten 
Suaden’«  feinen  9iamcn , aber  bie  ülleierei  $abrian’«  barf 
nicht  mit  jenem  alten  etrurifchen  ©aleria  am  ©ach  ober 
2lu«läufer  be«  Sabatinifdjen  See*«  Strrone  üerwechfelt  merben, 
melche«  noch  im  fpäteren  9Jtittelatter  burch  feine  troßigen 
©rafen  fidj  auejeichnete. 1 3)ie  £iabrianifchc  2öirtfchaft  lag 

praeceptum  libertatis  btS  über  diurnus  c.  VI.  tit.  21  . . . cumulo 
libertatis  largito,  ab  omni  servili  Ibrtuna  et  condition«  liberum 
esse  censemus,  civemque  Romanum  soluluni  ab  omni  subjectionis 
noxa  decernimus.  Unb  ba*  merfiBlirbige  Xeftament  btS  ©lanane«  Born 
3atyr  575  (älfarini  Pap.  n.  75.  p.  116):  iugenuos  esse  volo  civesqne 
Ilomauos.  3nt  saec.  VIII:  Reg.  Farfa  n.  94.  gallf«(bi  n.  XXIV.: 
servi  et  nncillae,  quos  pro  animarum  nostrarum  ademptio  liberos 
dimittimus;  ibid.  n.  97.  XXVIU:  Üonosulo  elerico  liberto  nosti'o; 
n.  14t).  XXXVII.  anno  792:  bie  Stute  trerbra  frei  gelaffen,  aber  fte 
muffen  ber  Slbtei  jäbrlitbe  angariac , et  pullos  et  pccus  leifirn. 

1 Xie«  ©aleria,  beute  gan)  jerfallrn  unb  febr  tnalerifcb,  jäbit  faum 
90  ötntBobner.  Xer  Sicrfaf;  Bom  3«br  1830,  tt  ju  beoölfeni , unterblieb. 
(SB.  ©eil  tc.)  Xie  fjeutige  Xritute  'Illaria  bi  ©alera  ober  in  fielfano 


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432 


Vierte«  ibufe.  giinfte«  (Sapitet. 


weiter  unterhalb  unb  üieHeicftt  ba,  wo  ba«  glühen  bie  Sia 
Sturclia  burdifcftnitt.  2Bo  e«  bie  Sortuenfifcbe  Strafte  traf, 
unb  wo  nocft  fyeute  ber  ißonte  a ©alera  als  ÜRamc  einer 
Srüdfe  unb  Dcnuta  heftest,  lag  am  jwölften  SReilenftein  bie 
jweite  Domu«culta  $abrian’«  bejfelben  Stauten«.  Sie  umfaßte 
felbft  ba«  Älofter  bc«  S.  Saurcntiu«  auf  ber  Diberinfcl  mit 
feinen  ©runbflücfen.  2luf  biefer  Insula  sacra  be«  ißrocopiu« 
(fie  fjieft  bamal«  insula  portus  Rontani),  in  ber  meland)o= 
lifdjen  Serlaffenfteit  ber  gelben  SBafferwüjte,  beren  -däfen 
$ortu«  unb  Oftia  immer  mcfpr  »erfanfen,  batte  fi<$  nämlicb 
jene«  Älofier  eingeridjtet ; weil  e«  aber  .öabrian  an  ©aleria 
Wie«,  muftte  eS  bamal«  fcbon  oerlaffen  fein. 1 Die  2lttlagen 
auf  ber  $nfel  verfielen  übrigen«  mit  ber  Stabt  ijiortu«  felbft, 
über  beten  Sd&irffal  feit  bett  ©ot^enjeiten  Dunfel  ^errfebt, 
unb  nur  ^ie  unb  ba  wirb  bie  3nfel  im  Sud)  ber  ^äpfte  mit 
bem  gejjeimmftoollen  Stamen  2lrfi«  genannt.  Die  ,Üird)c  be« 
S.  Inppottotu«,  einft  ein  grofte«  .Heiligtum  ber  ijßilger , jer= 
fiel  bi«  auf  ben  einen  Durnt,  ber  nod)  beute  einfarn,  grau, 
»ou  wilben  Seefc^malben  umflattert,  auf  biefem  feltfamen 
ßilanb  aufredjt  fte^t,  wäf;renb  bie  immer  milbe  Qa^re^jeit 
feine  Sümpfe  mit  Cr  dp«,  ,jri«  unb  2l«pf>obeIo«  febön 
befceeft. 2 

wirb  al*  fötal  einer  ber  TcmuGcutte  be«  ifkbfl«  3fltbaria«  angenommen 
oon  <S.  Ißitorri  sc.  p.  18. 

1 Anast.  n.  328:  geu  Monagterium  b.  Laurentii,  positum  in 
iusula  portiiä  Romani,  cum  viticis  ei  pertinentibus,  simulque  et 
lectiearinm,  quae  vocatur  Asprula.  Xie«  mag  ein  (Srunbfiüd  gewefett 
fein,  ba«  »ett  ben  Sänften,  ober  ©abrenlrägeru  genannt  würbe;  bie  (Sr- 
tTärung  be«  3>ucange,  bet  gunbu«  beiße  lecticarius,  weil  er  mit  einer 
Sänfte  jU  erreicben  fei,  ifl  wunberlid). 

1 Nibby  Analisi  storico  topogr.  etc.  de’  dintorni  di  Koma  IJ. 
p.  656. 


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Die  DomnScnltc  Sxibrian'«.  433 

2Iu  ber  Ärbeattniföen  Strafte  lag  fünfjebn  Süiüicn  por 
5Rom  bie  'EomuScuIta  Gafoifianum.  3>a8  ©ebiet  ber  alten 
Latiner  unb  Stutuler,  efjemalö  burd)  einige  anfebnlidje  Orte 
roie  Sattinium  nnb  Slrbea  belebt,  mar  bamafs  toöliig  »eröbet, 
unb  nur  mit  ben  Krümmern  von  Stabten  bebccft ; um  fo 
tnefir  imxbte  §abrian  toünfdjen,  bort  eine  9lieberlaf)ung  ju 
grünbcn.  Qbrc  ^a0e  ‘ft  un8  nidft  befannt;1  unb  auch  bic 
Stelle  ber  $omu$cuIta  bce  S.  Gbiftiuä  feitnen  mir  nidjt. 
Gine  Oanbfircfte  biefeä  ^eiligen  ftanb  am  fedfoeftnten  9KeiIen= 
ftein  ber  Slrbeatinifdien  Strafte;  .öabriau  batte  fie  erneuert, 
um  fie  jum  ältittelpunft  feiner  äfnlage  ju  madjen. 2 2i)it 
haben  übrigens  bemertt,  baft  bie  Gatnpagna  an  fianbFirdjcn 
bamals  reicher  mar  als  jc^t;  unb  mir  finben  nodi  eine  Äirdie 
bcso  S.  SeuciuS,  am  fünften  3KeiIcnftein  ber  fylaminifcftcn  Strafte, 
gleichfalls  als  SWittelpunft  einer  groften  fianbmirtfcftaft. 3 


1 Calvisianutn  ig  ein«  wm  ben  antifen  91amen.  Deren  füibft  man 
in  fetter  3eit  noch  mcljtt.  34  bemerfe  auf  einer  3nfd>rift  in  ©.  fPfaria 
in  <£o«mebin  (saec.  8)  unb  in  ber  Collection  Deusdedit  noch  ben  Fundus 
Pompejauus;  e*  ifl  äJlompeo,  eine  heutige  lenute  im  ©cibinmhen.  'flucti 
einen  Fundus  Mcrcuriunus  gab  es  nccb  im  saec.  8.  3u  ben  l'ocationeu 
©reger’«  II.  fiube  ich  einen  Campus  Veneris,  Wüter  mit  ben  Flamen 
Hnstilinnum,  Porcianum,  Coccejanum,  Pompilianum , Servilianum, 
fclbfl  Lucrctianum  (im  Ferrit,  ©abinate).  Dagegen  Hingen  mcbern  italie- 
nif4:  Casa  nova,  Cervinariola , Casatuscis,  Casavini,  Casa  simiama. 

2 Die  Äirche  erbte  bort  ton  Seoninu«,  öonful  unb  Duj,  bann  SDtifmb, 
brei  unciae  an«  beffcn  Srbgut  llassa  Aratiaua  tc.  Die  Uncia  mar  ber 
jmölfte  Deit  eine«  3ngenim,  ober  ein  ©tiitf  Sanb  20  gufj  lang  unb 
10  guj$  breit. 

* Diefer  einem  heiligen  Sifcfjof  ton  sörinbift  erbauten  .üinbe  ermahnt 
auth  einmal  @.  ©reger,  famrnt  einem  baneben  gelegenen  Slefler.  34 
finbe  ge  no4  jmeimal  in  ber  Vita  Bencdicti  III.  (flnaft.  n.  559.  561) 
ermähnt,  bann  mirb  ge  junt  (ebtenmal  unter  ©regor  VII.  genannt.  3br« 
9f niiictt  geigte  man  im  18.  3abrb-  bei  Dorre  bei  Ouinto.  Siehe  bie  Siete 
p.  54  beim  Onllctti  del  Primicerio. 

Wreflcrrotii*,  ®*f(td<bte  Kt  ®tat>t  9tom.  II.  28 


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434 


Stiert«)  ®ix$.  gihifte«  Capitfl. 


Slbcr  bie  beni^mtcflc  Pon  fjabrian'S  Slnlagen  war  Gapra= 
corum.  TaS  ehemalige  Territorium  pon  SJeji,  baS  räcfyftc 
bcS  römifdjen  TuScien’S,  lag  obHig  bbe,  burd;  nid)tS  au£= 
gezeichnet  als  burd)  bie  Sluinen  jener  alten  ÜRebenbulerin 
Stom’s,  in  bcren  Söilbnifj  nun  fdjon  feit  langen  3ahrhun= 
berten  Riegen  toeibcten , an  bcn  Sachen  herumirrenb,  meldje 
tiefe  Pulcanifcbe  Täter  burchfdjlöugeln,  bie  naf?c  Gremera 
ju  erreichen.  Tort,  in  ber  Tiöcefc  »on  Siepi,  befaßen  bie 
molhabetiben  Cltern  .fjabrian’ö,  etloa  am  fünfzehnten  2Weüen= 
ftein  ber  Sia  Gaffia  einen  gunbuS  Gapracorum,  unb  anbere 
Sieder;  ber  ißapft  befehlen  fein  Grbgut  ju  einer  TomuSculta 
cinjuricbtcu  unb  bem  <S.  S?etcr  für  einige  3eiteu  ju  über= 
geben.  Gr  taufte  bemalt’  aus  feinen  ÜDtitteln  noch  anbere 
angreitjenbc  Sefihuugen  unb  ftiftete  fo  bie  gröfsefte  firddidje 
Golonie  auf  ber  Gampagna,  ooit  ber  uns  einige  (Einzelheiten 
bemahrt  morben  finb.  Slud;  hier  füllte  ber  SJtittelpunft  beS 
neuen  gledeuS  eine  Äirche  fein:  fjabrian  baute  fie  bent 
g.  ijSetrnä  ju  Gbren , unb  bie  Goloncn  maren  ftolj  barauf, 
bafj  fie  Reliquien  Pon  ben  Kleibern  3cfu,  ber  Diaria  unb 
ber  jtoölf  Slpoftel  Perbarg,  unb  baff  außerbem  bie  Seidbname 
ber  heiligen  ißäpftc  Cornelius,  SuciuS,  $clij  unb  ^nnocen* 
tiuS  bort  beigefefct  maren.  Ter  ijJapft  jog  mit  GteruS  unb 
Slbet  Storn’S  lnnaU!ä,  feine  Golonie  feierlich  einjutoeibn,  unb 
augenfdbeinlidj  mar  es  einer  ber  freubigften  Tage,  bie  er 
genoß:  benn  biefe  Stiftung  mar  ganz  fein,  unb  beu  ebctfteu 
3medeu  beftimmt.  Stidjt  füllten  barauS  Üiöndie  eines  dilo-- 
fters  gefpeist,  nod;  Sampcn  an  ber  Kruft  eines  Tobten  er- 
halten merben,  fonbern  ihr  Grtrag  fiel  ben  SeWirftigen  Siom’S 
ju.  TaS  Sanbgut  bot  Grnbten  an  Äcrn,  ©etnüfen  unb 
Söein  bar:  fie  mürben  in  bie  Speicher  unb  Heller  beS  Sateran 


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Xie  Kolonie  Capraccnim, 


niebergelegt.  'Die  (yicfycnmälbcr  bon  ßapracorum  ernährten 
eine  grofie  3a^  Sdjtoeine,  unb  ihrer  fnmbert  ttmrben  jd^r= 
lid;  in  ben  berfdhiebenen  ©elften  (casules)  gepachtet  unb 
nach  bem  Sateran  abgeliefert. 1 Säglich  aber  jogen  ijuitbert 
Sinne  ber  Stabt  itadf;  bem  bifd)öftid)ctr  ißalaft,  unb  empfingen 
aus  bem  Segen  bon  Gapracorum , bon  bem  ©oben  beS  alten 
©cfi,  bie  Söoltfwt  be§  mürbigen  ©apits,  ein  jeber  SDlann 
ein  ©funb  ©rob,  eine  Äuppe  ©ein,  unb  eine  Schiiffel  Suppe 
mit  gleifd;.  D?icS  ledere  SJtal  berührten  bie  Sinnen  auf 
ber  Stelle  bor  unb  in  bem  ©orticuö  beS  ©alafteS,  unb  fie 
betrachteten  bann  mit  fattem  ©olbebagen  bie  garbengemälbe, 
toeldbe  foldje  Slrmenfpeifmtgen  an  ben  SBänben  ber  $alle 
barfteltten. 2 

ftabrian'S  Golonie  gebiet;  fcbnell ; fie  ttrnrbe  ein  fefter, 
bolf reifer  Drt.  Senn  mir  finben,  baf?  ein  halbes  3at;rhun= 
bert  nad;  ihrer  ©rünbung  if;r  bon  Seo  IV.,  als  er  ben 


' Sie  0cpWeine)U(pt,  Won  unter  tot  Äaifem  beträchtlich,  l»ar  c«  neep 
bamal«.  3n  einem  Xiplotn  »on  garfa  (n.  65,  beim  gatteScpi  n.  XXI) 
bewilligt  Xpeobiciu«,  SDujc  »on  (Spolelo,  im  3apr  764  jener  Stbtei  bie 
Scmmerweibe  in  feilten  Sölbern  für  2000  Scpweine:  debeant  populäre 
in  gnaldis  noatris. 

1 In  porticu  — ubi  et  ipsi  paupere«  depicti  sunt,  ber  fdjSnfle 
ccrijimid  eine«  bii'cpoflicpen  'balafte«.  Xer  Mcpenjettel  ifi:  für  100  arme 
Jrinfer  decimatas  vini  duas:  bie  decimata  ju  60  'fffunb,  atfo  17»  tffnnb 
pro  SBarnt,  ober  cuppam  capientem  colioes  dun«,  toa«  ungefähr  eine 
goglictte  ift ; caldaria  pleua  de  pulmeuto,  woran«  eilt  jeber  cament  de 
pulinento  betam.  ®a8  pulmentum  t»ar  liidpt  immer  gleifcpfpeife ; im 
Cpronic.  beb  SBenebict  »om  Soracte  gibt  e«:  pulmentum  cx  milio  factum, 
§irfenbrei,  alfo  wirtliche  polcnta.  — Ueber  Capracorum  felbft  (Posita  in 
territorio  Vigentano)  f.  Anast.  n.  327.  328.  n.  339.  ®ie  Sewirticpaftung 
folcbcr  tircplicpen  Kolonien  machte  mir  bie  Xernäne  ber  Äailpäufer  »on  Iri- 
fulti  itt  ber  Campagna  »on  grofinone  flar.  Wo  tep  fecp8  SWiincpe  in  weigett 
.ff ntten  unb  langen  'Härten  al«  SBirtfcpafteinjpectoren  fanb,  ein  äJolf  »on 
1000  Colonen  regiereub. 


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436 


Hierte«  Hucb.  günfte«  Capitel. 


33orgo  fceg  SBatican  ummauern  lieft , eine  angemejfene  Jrobn-- 
leiftung  babei  jugetniefen  tnurbe.  Die  Golouen  non  Sopra* 
corum  erbauten  nämlich  einen  Durm  unb  bag  Stüd  Miauet 
big  jum  folgenben  Dünne,  toie  bieg  bic  alte  3nfc^rift , über 
bent  Ginganggtor  jmti'c^en  ber  Straf;?  ber  ißorta  Sngelica 
unb  ben  Solonnaben  beg  6.  ißetergplaßeg  eingemauert,  noch 
beute  oerfünbigt. 1 Sie  nennen  fid)  auf  bfefent  Stein  sDit(ijia, 
unb  bieg  ift  für  eine  Solonie  auffatienb,  ba  bic  Stiliteg  freie 
Bürger  fein  mußten.  3lber  bie  Sebrängnijj  bureb  bie  Sara* 
eenen  f<$uf  Stauern  um  Gapracorum,  unb  jtoang  bie  Sanb* 
leute  fidb  ju  bewaffnen;  toiele  non  ihnen  tourben  frei,  freie 
Seute  aug  ber  Itmgegenb  jogen  in  ben  feften  unb  getürmten 
Ort,  beffett  Bürger  fie  tourben,  unb  fo  cntftanb  aug  einer 
Sanbtoirtfdiaft  ein  GafteH  mit  eigener  Stilij.2  Der  Durm, 

* IIANC  TURREM 
ET.  PAGINE  UNA.  F 
ACTA.  A M1L1TIAE 
CAPRACORUM 
TEM.  DOM.  LEONIS 

QU  AR.  PP.  EGO  AUATHOE  (Patron  ber  äffllia.) 

$iefe  3»Wrift,  bie  man  b«b  an  ber  SWatttr  lefen  fann,  ntb|t  einer  jtreiten 
non  ber  Tiilitia  wn  Saltifine  gibt  iDiarini  Annot.  n.  48.  p.  240.  Pagina 
etllart  er  buvcb  ä)Iatterfa<;abc  jmifeben  jmei  Türmen,  unb  im  'Jiamen  @al- 
tiftlie  jiuingt  er  fiep  Calvisianum  ju  entfetten. 

1 34  febt  in  ber  SDiilij  »en  Capracorum  ein  feltnes  Oeitpiel  ber  Her« 
manbluttg  »an  Coletten  in  freie  Härter.  Ter  i/ame  ÜHilite«  mürbe  wenig« 
fteit«  im  saoe.  XI  biätoeilett  »om  'ßräfibium  gerabeju  auf  bie  Oppibani 
übertragen  (f.  Collect.  Deusd.  beim  Hcrgia  Docum.  L p.  7.  8);  unb 
Capracerum  wirb  auebrüeftirf?  al«  CafteU  bejeiipnet  (f.  bie  Söulleit  beim 
äliarini  in  ber  fjfote  I.  ju  n.  48  unb  n.  46.  p.  73.  n.  48.  p.  81).  — 
äntenio  Coppi  bat  in  einer  (leinen  Schrift : Caprocorum  colunia  fomiata 
da  S.  Adriano  I.  (9tom  1838)  bie  ©efebitfe  biefeti  Ort«  »erfolgt  unb  meint, 
ba«  alte  Capracorum  fei  ba«  heutige  Campagnano  bei  'Jlepi.  SRarini  unb 
Mnbere  ließen  fiep  bureb  ben  'Jiamen  Caprarola  (bie«  ijt  ein  Ort  bei  Siterbo) 
»etleiten,  bort  Capraconmt  ju  fiteren. 


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Jlueftfynfltfung  ft«  ^tttr. 


437 


V 

■Üof  (curtis)  ober  Gaflell  Gapracorum  (baut  mit  bicfen  bVei 
bauten  wirb  bie  Kolonie  abmechfclnb  feit  bcnt  elften  3abr-- 
hunbert  genannt),  toerlor  firf)  mit  bem  breijehnten  Säculum 
. aus  ber  @efd)id)te,  unb  wirb  heute  in  jener  melancfiolifcfien 
Äräutermilbniji  »ergebcnS  gefugt. 

3.  $abrian’«  (Sorge  um  fit  Üird&cn  9tom’«.  $tr  »aticanifcfpt  ^orticu«. 
bauten  mtb  im  2.  'Jkttv;  im  Sateran:  in  2.  tßaui.  Xit 

.Ciunftiliätigftit  in  3iom. 

28aS  ßabrian  für  bie  Gmeucrung,  2lusfdmiüdung  unb 
©ermebrung  ber  .Üir^eit  Sicru’b  tbat,  übertrifft  beinahe  noch 
bie  Senkungen  feiner  Vorgänger;  feine  nnb  feiner  unmit= 
telbaren  Sftacbfolger  ©auluft  gaben  überhaupt  ber  erften  ©eriobe 
ber  weltlichen  ßerrfebaft  ber  Jtirche  einen  entfpred;enben  2lu«= 
bruef.  .öabrian  fanb  riete  Streben  burd;  langen  ©ebraud) 
verfallen , unb  mehrere  Pöflig  am  ©oben  liegen,  er  baute 
einige  ron  Örunb  auf  neu,  anbere  fteffte  er  mieber  h«r. 
5)er  lange  ßatalog  in  feiner  Sebenäbefchreibung  hat  ftc  alle 
namentlich  öerjeidmet,  aber  mit  einiger  ©erwirrang. 

©iel  forgte  .jjabrian  für  bie  fünf  ßauptlirdben  9iem’3. 
2)cr  ©.  ©eter  rerbanfte  ihm  einige  ©erbefferungen  unb  fofi- 
bare  3ierbcn.  2Bir  wijfen,  baft  ein  ©orticuä  bort  hinführte, 
ber  umreit  bei  ^abriauifdten  Gaftells  begann,  rro  man  burch 
ein  £or  (Porta  8.  Petri  in  Hadrianio)  rieHeicht  unmittelbar 
in  ibn  gelangte. 1 3)er  ©orticnS  lief  eine  ©treefe  weit  neben 

‘ ?lm  Snfang  b«  $aUt  (eaput  porticua)  tag  bic  ftii$t  btt  ®.  SDtaria 
(&tutt  Ira«bontina),  tretest  »on  tintr  glticfciiamigtn  im  -Ciabrianium  ju 
unttrf((ifibtn  ift , unb  btibt  baltt  ftnbrian  ju  Xiaconitn  trbobtn.  Anast. 
in  Adr.  n.  337:  unani  q uidern  s.  — Dei  genitricis  Mariae  — quao 
sita  es)  in  Adrinnio.  Aliain  — quac  situ  est  — in  caput  porticua. 
SMgneli  tirtt  flatt  Adrianio  nnmbtrlitb  Atriano  unb  trfiärt  btt«  bur<$  in 
atrio  propc  Vaticanum.  Xit  yfottri  bitft«  au«gfjfi<$ntten  .$frauSgt&fr« 
bt«  Liber  l’ontißcnlis  pnb  öfter«  fctymacty. 


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438 


Üierte«  Öucty.  giinfte«  Kapitel. 


bem  gluffe  her,  mar  enge  unb  fcbmal,  uub  Une  ed  febeint 
ber  gcmöhnlidje  2Seg,  treiben  bad  'üolf  nahm,  um  tiad;  bem 
S.  Sßeter  ju  gelangen;  .§abrian  fieberte  ihn  bur<h  Junba- 
mente  am  SEibentfer  vor  bem  ©infiurj,  moju  er  mehr  ald 
12000  Stufquabem  oermanbte,  unb  er  fteüte  bie  Säulenhalle 
fetbfl  rollig  mieber  (;er. 1 * 2lchnlid;e  Säulengänge  führten 
übrigend  außerhalb  ber  Stabt  auch  nad)  S.  ^aul  mie  itadj 
S.  Sorcnjo  nor  beit  betreffenben  Sporen,  unb  aueb-biefe  reftau* 
rirte  ber  ißapfl.  'l 

2lm  Atrium  bed  S.  ißeter  erneuerte  .fiabrian  bie  £xmpt= 
treppe,  fo  mie  bie  beiben  Seiten  bed  Guabriporticud.  Schon 
Stephan  II.  fiatte  redjtd  nom  ©ingang  in  benfelben  einen 
©locfentumt  errichtet,  ihn  gierte  .Sjabrian  mit  großen  Stf;üren 
ton  ©rj,  bie  er  aud  ^crugia  ron  irgenb  einem  antifett 
Tempel  herbeibringen  ließ. 3 ©arl  ber  ©roße  felbft,  ber  feine 
ehrfürchtige  Siebe  jur  Saftlifa  bed  S.  ^eter  micberbolt  an  ben 
Stag  legte,  mar  bem  ißapft  behülflich,  er  gab  halfen  3um  23au 
unb  einige  taufenb  ißfunb  39(ei  jur  Öefeftigung  bed  S)ached  her. 
3nt  Innern  aber  mürbe  bie  Äi  reife  mit  einer  erhöhten  Fracht 
oon  ©olb  unb  Silber  audgeftattet.  $ie  ÜDtufire  ber  2lpfid  ober 
©amera  maren  feßon  gerfaDen ; ^abrian  ftelttc  fie  „nach  bem 
alten  2)iuftcr"  rööig  neu  mieber  ber.  ®er  2Joben  ror  ber 

1 Anast.  n.  341 : plusquam  duodecim  millin  tufos  in  liltore 
alvei  llnminis  in  fundamentis  ponens.  denn  tiefe  £uffieine  Mit  aften 
(jW&uten  ber  tauten,  fo  gab  es  eine  äJiengc  oon  töerroüjlungcn. 

1 Anast.  n.  342. 

s Anast.  n.  356:  Portas  aereas  majorrs  minie  niagnitudinis 
ilecoratas  sludios»;  a civitat»;  lVrusina  deduerns  in  basiliram  li.  Petri 
Apostoli  ad  turrem  compte  trexit.  Cmtfeit  je.  II.  1.  ?tbt.  <B.  64  meint, 
baß  bie  Vita  £>abrian’S  tiefem  'pat'ft  ben  Jurnt  am  Yttrium  tufdireibe,  fie 
fV'ridn  inbefi  nur  von  bem  lurm  am  IJatriav^ium  beö  Lateran;  jener  am 
•£.  Bieter  rührte  oon  Stepfwu  II.  ber. 


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aitriebinüdung  be«  S.  ißeter. 


439 


Gonfeffion,  fo  weit  er  non  bcrtt  (Sittgang  ber  ehernen  ©djtanfen 
ober  1-ugne  bis  jum  STpoftelgrabe  reichte,  würbe  oon  .ßabrian 
mit  Patten.  reinen  Silbers  im  ©ewip  oon  150  fjjfuitb  be= 
legt,  bie  ßonfeffion  felbft  aber  im  3llticrn  mit  patten  ge* 
biegcnen  ©olbeä  befleibet,  worauf  man  ^eilige  ©efcfyipen 
bargefteüt  fab,  wäbrenb  ber  Sitar  über  ibr  nip  minber 
mit  gebilbetem  ©olbe  fiberjogen  warb.  5)ie  für  bie  ©efcbidjte 
bebeutenbe  ^nfcfjrift,  welche  fwbriau  bort  anbradjte,  lägt 
fdüiefsen,  bag  er  unb  (Sari  ber  ©rogc  felbft  in  einer  ibr  attge* 
meffeiten  Sorftellung  im  Slelief  bargeftellt  waren;  beim  fie  fagt: 

®er  mit  bem  Sater  bie  örbe  gcgrfinbct,  unb  £>errf(ßer  bc«  Rimmels, 
Orbiter  bet  SSnber,  #18  »Dtenfeß  3ungfraiinfeßeoj;e  entfprang, 

SBie  er  bem  Stamme  ber  »ßriefter  juglticß  unb  ber  tfönige  abft#mmt, 

Stlfo  läßt  er  bie  SSclt  teilten  ton  beiben  jumal. 

1$ctru8  gab  er  bie  Strafe,  bem  treuließen  Wirten,  ju  »reiben, 

SBclcßem  bie  Steüe  im  Stmt  $abriami*  »ertritt. 

Sueß  in  ber  Stabt,  ber  getreuen,  torleibt  er  bas  römifeße  Sonnet 
$ienenben,  meleße  er  felbft  fuß  naeß  (gefallen  erträblt. 

Unb  Carclu«  empfängt  e8,  ber  ßerrliiß  erßabene  SBnig 
«Ul  Sauet  'f.ietcr’8  ißn  boeß  glerteieß  fegnenber  .fjartb. 

®iefcS  ("efeßent  für  jenen  jmu  .ficil  unb  »um  ^errießertriumfe 
Sraeßte  ber  'ßatft  ßier  bar  treißenb  mit  jicnienbem  söraiuß.  ’ 

1 ®ie)e  3nf(ßrift  teilt  (Ämter  naeß  bem  Coei.  Palntimw  mit,  p.  1103. 
u.  ö.  ®ie  Stelle  lautet: 

Tradit  oves  fidei  Petro  pastorc  regendas, 
i Quas  vice  Iladriano  credcret  ille*  sua: 

Quin  et  Romauum  largitur  iu  urbc  iiclcli 
Vexilluen  famulis  qui  placuerc  sibi. 

Quexl  Carolus  mira  praecellentissimus  rex 
Suscipiet  dextra  gloriticante  Petri. 

Sunfeu  a.  a.  O.  S.  90  oerbeffert  mit  ^apebtoeß  Imperium  famulis  fiatt 
Poutilicatum  famuli , trie  (Ämter  ßat.  Poutiticntum  Ware  unftnnig ; aber 
naißtem  ieß  bie  fWuftee  Mm  Iridiitium  Vco'8  111.  geprüft  ßabe,  Itfe  ieß 
imbebenttieß  vexillum  famulis  unb  glaube,  baß  auf  jenen  glatten  eine 
äßnließe  Sorftellung  abgebifbet  mar. 


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440 


Vierte«  Pudt.  fünftes  Capitet. 


Sfai  ©rabe  bes  SlpoftelS  ftanben  bie  auf  .§abrian’s  3cit 
einige  ^eiltgenbilber  aus  ©über,  ber  'Papft  erfebte  fie  bureb 
J-igurcn  aus  ntaffipem  ©olb,  reelle  ben  £eilanb,  bie  Jung- 
frau, S.  tpetcr  unb  6.  'Paul  unb  ben  Sipofiel  Sinbreas  oor= 
ftellten.  Uebcrbaupt  emeuette  er  ben  ganjen  Crnat  ber 
tBafilifa,  unb  unfäglidje  Summen  würben  jum  Sdjmutf  ber 
Äirdbc  oerbraud>t.  üüemt  bie  Slömer  bei  einem  §cft  in  fie 
eintraten,  »eibeten  ftcb  ihre  Sölitfe  an  ben  feinften  Jeppicben 
in  tpurpur  unb  ©olb,  »elcbe  felbft  jwißben  ben  Säulen  ber 
Skiffe  nieberbingen ; 1 fie  beftauuteu  bie  ipradjt  ton  ©olb 
unb  Silber  rings  umper,  unb  bie  Sinne  mußten  oollcttbs 
geblenbet  werben,  wenn  am  2öeibnad;tsfeft,  311  Ofiern,  am 
Jage  ber  beibeu  Slpoftel,  unb  am  JabreSfeft  beS  iebeSmaligcti 
'pontificats  ber  riefige  fieuebter  angejiinbet  warb.  Gr  biiig 
in  ©eftalt  eines  ÄreujcS  001t  beut  »erfilberten  Ouerbalfeu 
beS  JriumfbogenS  über  ber  Goufeffion  l;erab,  unb  fobalb 
feine  1370  flammen  brannten,  oerbiente  er  in  ber  Jba< 
ben  Stauten  beS  großen  pbaruS  ober  ÜeudbtturmS.  .yabrian 
felbft  batte  ibit  in  bie  Pafiltfa  geftiftet.  1 

Slucb  ben  S.  Johann  im  Pateran  fcbmüdte  ber  Pap  ft 

1 J"ort  ijoltf  .§abrian  aUtin  65  fcleher  ®tla  aufgf f^ängt : per  uni- 
versos  arcus  ejuadem  Apostolorum  Priticipis  baailicae  de  palliis  tyriis 
fltque  fuudatis  fecit  veln  numero  aexaginta  quinque.  Die  Pfjcuhnnng 
arcus  ifl  gebauten!©«,  bemt  auf  ben  Säulen  im  2.  Bieter  lag  ein  gerab- 
lutiger  Srthitra». 

1 Seither  fuhr  man  fort  bie  peterstirche  erg  mit  biefem,  bann  mit 
einem  tleineren  Ären?  511  iUuminiren,  bi«  biefer  ©ebrauch  im  3ahr  1814 
bhüig  abgefchafft  mürbe.  — 3<h  bemerte , baß  jnr  3*it  $abrian’«  ober  halb 
barauf  ein  Pilger  »on  ©aljburg  ein  Perjtichnifj  ber  rBmifchen  Äirthen  ent- 
warf, worin  et  alle  Tabellen  nnb  SUtäre  in  unb  um  ben  2.  "Peter  jählte. 
2>iefe  2<brift  fattn  al«  bie  ättefle,  both  fehr  bürre  ©efthreihung  ber  oatican. 
pafilifa  gelten.  Sie  geht  al«  Notitiu  Kcclrsiarum  urbis  Koniac  im 
Vol.  II.  T.  II.  ber  Opera  Alcitini  cd.  Proben,  p.  597. 


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'Sutfidjmücfuiig  auberer  &in$en. 


441 


mit  großer  ©rächt.  2)er  ©orticuä  am  bortigen  ©alaft  war 
werfalleit,  er  erneuerte  ihn,  unb  baute  neben  ifem  einen 
bamit  jufammenbängenben  £urm , ben  er  mit  ©cmälben  unb 
mit  fDlarmor  fcbön  oerjierte.  SMe«  aber  mar  mol  ber  £urm 
be«  3acbaria«,  unb  nach  etwa  fünfjigiä^rigem  ©eftebn  mochte 
er  einer  6r neuem  ng  bebfirfen.  £>as  fcfenelle  ju  ©runbe  gehn 
ber  römifdben  fiircfeen,  weldbes  bemerft  werben  fann,  fpricfet 
nicht  fel;r  für  bie  ©ebicgenljeit  ber  ©auten  jener  3aM,un: 
berte,  unb  ju  ber  fDlenge  ber  Sirenen  mosten  bie  SJüttel 
nicht  immer  im  ©erbältnife  ftetjn.  Slucfe  bie  9iad)Iäffigfeit 
batte  am  SHuitt  Sdbulb;  fo  mar  ba«  2ltrium  oon  S.  ©aul 
jur  3c‘i  £>abrian’ö  bereite  fo  ßöllig  jtdb  felhft  tiberlaffen, 
bafe  bort  baS  ©ieb  ungebinbert  weibete.  G«  fcfecint  bentnaefe, 
baß  fdbon  bamals  wie  tyeute  ba«  ©olf  nicht  oon  bem  Siber 
ber,  fonbern  feitwärt«  in  bie  ©afilifa  beit  (ringang  nahm. 
£abrian  liefe  inbefe  jene«  ätrium  mit  ©larmorquabem 
pflaftent. 

Cf«  märe  ju  »iel,  mollten  wir  auch  in  S.  ©aul,  ober 
in  ber  S.  ©laria  ©taggiore,  ober  in  S.  üorenso  oor  bem 
5£or  bie  prächtigen  SBeibgefebenfe  nur  angeben,  dd  gab  leine 
Sitelfircbe,  ober  SDiaconie  in  ber  Stabt,  welche  ber  ©apft 
nicht  befebenft  hätte,  unb  für  jebe  berfelben  weihte  er  im 
befonbera  je  jWanjig  tprifche  Teppiche  jum  2lu«fpanneu  jwi- 
fdben  ben  Säulen.  1 |mnbette  Pon  Zünftlern  würben  ju 

1 Per  unuinquemque  tituluru  vigiuti,  et  linea  viginti.  — Sülfl* 
ftafiu«  jäblt  mm  beten  440,  mag  aljo  nur  22  2itel(ir$eu  jur  3f't 
rian'e  geben  mürbe,  ftatt  brr  28.  Xer  Stncn.  bon  Saljburg  nennt 
fogar  nur  21  Äitcfcn  in  brr  Stabt.  — Xagegen  ergibt  ftd>  bi«  3al>i 
16  Xiaconien,  na<$  j«  6 Xcbt'i<$en  bon  U6  für  i«b«.  Jpafcrian  felbft  er- 
rietet« brei  neue  Xiaccnien,  jrcei  [<bon  bon  un«  ermahnte  ber  S.  SWari«, 
unb  bi«  be«  S.  Silbefier  am  $ofpitale  S.  öfcegat’e  beim  Sfaticau. 


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442 


Stierte«  8ii(6.  ftilnftw  Capitol. 


gleicher  3C>*  bon  ihm  befchäftigt,  fie  arbeiteten  in  ©olb  unb 
Silber,  in  Smalto  unb  Sajur,  fticftcn  in  ©olb  timfdie  ©ei* 
benteppidje  aus,  componirten  mufioifthe  Silber,  malten  mit 
toben , aber  nicht  feclcniofen  pnfelftrichen  Süanbgentälbe, 
unb  ocrfucbteu  ft<h  wit  toeniger  ©lücf  im  -ütannor.  9Bir 
haben  bereits  uttfere  3weifel  auSgefprochen , baß  bie  SJtofaif* 
arbeitet-  föotn’S  burcfwuS  grierfufdic  Jiünftlcr  waren,  wie  fie 
es  in  9laoenna  fein  mochten.  $n  gans  Italien  würbe  bantals 
bie  ^echnif  biefer  9trt  außerorbentUch  gepflegt;  fie  läßt  baher 
il;re  eigenen  Ueberliefetungen  unb  Schulen  oorauSfeßen,  unb 
eS  b«t  fi<h  überbieS  eine  Slnweifung  aus  ber  3eit  £>abrian’S 
unb  Garl’S  erhalten,  welche  bie  Äünftler  lehrt,  wie  bie  9Ru* 
ftbe  ju  färben  feien,  wie  man  Gifen  oergolbe,  mit  ©olb 
fd;reibe,  wie  Smalto,  Sajtir,  Gatbmia  ju  oerfertigen  fei,  unb 
wie  bie  einjeltten  Minerale  in  ber  iiunft  oerwanbt  werben 
fönnen.  ®iefe  merfwürbige  tcdmifche  Sehrfchrift  aus 
einem  Gobep  oott  2ucca  würbe  uttfre  heutigen  Ghetnifer  an* 
genehm  unb  lehrreich  befefjäftigen;  fie  ift  übrigens  in  bem 
barbarifeben  Sateiu  beS  achten  3ahrhunberts  gefchrieben  unb 
beweist  beshalb,  fclbft  wenn  fie  nur  eine  Uebcrfeßung  auS 
bem  ©riecßifcheti  wäre,  einigermaßen  bie  Dlationalität  ber  Äünfte 
in  bem  bamaligen  Italien.  1 

Sber  bie  Bereitung  oon  jetten  jahllofen  $raditteppid;en 
mit  eingeftidten  ^iftorien  mochte  leicht  bpjatitinifch  fein. 
3)icfc  lururiöfc  Äunft  flammte  auS  bem  Orient,  unb  Würbe 
in  Bvjanä  unb  9llepattbria  eifrig  betrieben.  Bon  bort  famen 
wahrfd;eittli<h  .'lünftlcr  nach  9(om,  für  bie  ^äpfte  ju  arbeiten, 
unb  währenb  ber  Bilbcroerfolgung  toanberten  ihrer  oiele 
fid;erlid)  nach  Italien.  S)ie  oerfchiebenen  Diamett  ber  Foflbarett 

1 ©tim  'Diliratori  in  ber  24.  Jiffevtation  ber  Antiq.  med.  aevi. 


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Sic  Stunfttbätigfcit  in  3fcm. 


443 


rifamirtcn  ©ewänber  unb  35eden  lehren  uns  foiuof  eine  große 
SJtannigfaltigfeit  ißreS  Stoffs  unb  ihrer  StediniF,  als  bxe 
Sfbfiammung  ifjrer  Atu n ft  felbft  aus  bem  bvjantinifcben  SReidje. 
35ie  Söejeidmungen  für  bic  Stcppidje  ober  velu  finb  jablreich 
unb  oft  griedbifch,  oft  gerabeju  nach  ihrem  Statcrlanb,  3lle» 
panbria,  £vrus,  Sujanj,  9ü;obuS  benannt.  $affclbe  gilt 
von  ben  toeißen  ober  purpurroten  ober  blauen  ©ewänbern, 
(vestes)  bic,  mit  Gbelfteinen  befeßt,  nid)t  rninber  mit  .£>ifio= 
rien  beftidt  waren,  Silber  non  ^eiligen  enthielten,  ober  non 
Spieren,  Wie  von  9lblern,  £öwen,  ©reifen,  Pfauen  unb 
Ginhörnern.  Unb  aud)  bie  SRatnen  ber  ©efäße  felbft,  von 
ben  9tömern  im  allgemeinen  mit  griechifdhem  SBort  Cymelia 
genannt,  finb  griecfiifdp  unb  beweifen  WenigftcnS  ben  Urfprung 
vom  Orient.  ®enn  überhaupt  ift  baS  allgemeine  SDtufter 
jener  SDecfen,  ©ewänber  unb  heiligen  ©eräte  im  falomonifchen 
Tempel  ton  .^crufalem,  in  biefer  großen  SchaßFammer  oricn= 
talifdher  ‘prarfjtmerfe  beS  GuItuS  ju  fudjen;  bie  Zapfte  ahm= 
ten  bie  fantaftifche  Äleibnng  ber  ^ohenpriefter  ber  ^uben 
nach,  unb  bie  Streben  ben  ©lanj  unb  ©ebraueß  ber  unjäh*' 
ligen  Sßeihgefd>cnfc,  womit  jener  Stempel  cinft  gefüllt  war. 
Sie  Fracht  biefer  Atleinobien  aber  war  märchenhaft  unb  äcfjt 
orientalifch;  bie  golbenen  Al  reu  je  ftarrten  ooit  Gbelfteinen, 
blißten  von  eingelegtem  Silber  unb  Gmailie,  bie  Safen, 
Schalen,  ©eihrauchfäffer,  Becher,  Ciborien,  prangten  von 
cifelirtem  unb  getriebenem  SBilbwerf,  unb  baS  lange  3ie- 
gifter  ihrer  rätfell;aften  9tamen  reijt  jugleich  unb  verwirrt 
bie  sphantafic. 1 

9 

1 SDian  (amt  fle  au«  bn  45i(a  $abrian’e  unb  Peo’«  111.  jufammeit* 
ftcUcn.  — Sn  ftuetnief  für  tytrbuv  tcar  blnttyn;  blatn-us  gebraucht 
(Sutrop,  unb  giboniu*  nennt  ben  Senat  blattifi-r.  Blatta  aber  beifjt  bae 


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444 


Vierte«  SuA.  gihtfte«  Capitel. 


4.  Tie  Sirene  8.  Giovonui  avanti  Porta  Latin».  Tie  4?<»filita  brr 

5.  Maria  in  Cosmedin.  Tie  Scliola  Oraeea.  Ter  Monte  Testaccio. 

Hitler  bm  »ielen  t>on  .'pabrian  erneuerten  tfireben  gibt 
faunt  eine  uou  Sebeutung,  bie  mir  nid^t  febon  einmal 
hier  unb  bort  ermähnt  Ratten,  unb  feine  ift  unä  begegnet, 
bie  üon  jenem  ^apft  burdiauä  neu  gegriinbet  morben  märe. 
3m  ©anjen  batte  ber  Ärete  ber  ^eiligen  ficb  in  biefen  3alm; 
bunberten  in  9tom  geftbloffen.  2)o<b  jmei  Äirdien  biirfcn 
mir  nid)t  iibergebn;  fte  finb  alt  unb  merfrnürbig,  non  una 
aber  nodj  rtid^t  genannt,  meil  fie  erft  bem  ipapft  pabrian 
einen  erhöhten  Stuf  berbanften.  Ga  finb  8.  Giovanni  a 
Porta  Latina,  unb  S.  Maria  in  Cosmedin. 

.freute  erbebt  ficb  an  ber  3Jia  Satina  innerhalb  ber 
Stabtmauer  eine  berlaffene  Äircbe,  bereu  mittelaltriger  £urm 
eine  SBilbnij?  »on  ©arten  einfam  überragt.  ®iea  ift  bie 
Äirebe  bea  Gixmgcliften  Johannes,  hart  an  ber  uerfd)(offenen 
'jtorta  Sfatina.  5)ie  ißbantafie  ber  Stömer  jog  aud?  biefen 
gottbegeifterten  Seher  in  ibre  Stabt  hinein,  unb  eine  alte 
Segenbe  erjäblt,  baft  ber  fiieblingäapoftel  bea  peilattba  uon 
GlPbefua,  wo  er  ben  Stempel  ber  S)iana  umgefHirgt  batte, 

3*»fcct , beffen  !8iut  bif  &armoifm*garbe  gibt.  Tie  vela,  pallca  .unb 
vestes  werben  oft  einfach  natb  garte  unb  Stoff  benannt,  wie  holosericn 
alba,  rosata,  prasina,  nibea,  alythina  (dlvrac;,  untoMiAe)  ober  de 
stauracin  (bont  storax,  ober  bon  6 ravooc,  mit  jfreujen  beftid te).  9iad> 
Sebanblung  unb  SAmud  beißen  fte  cum  periclvsi  (mit  Sorten),  de  blatta 
ornata  in  circuitu  de  olovero  (gauj  purpurn,  bon  oj.o;  unb  verua  sc. 
color.),  de  clirvsoclavo  cum  bistoria  (mit  @olbtnöpfen  ober  fünften), 
rjuadrapola  (n_a(b  Sutengcru«  beim  Tucange  vestes,  an  ben  hier  (Scfeit 
iiiiro  textao.  aut  serico,  ve]  tabulis  aurocla vatis);  fundata  (b.  i.  auro 
textus,  acu  pictus).  — giir  getriebene  Silber«  unb  ©otbarbeit  finbet  fiA 
ber  gewäbiitiA*  8u«bru(f  anaglyphus  ober  sculptilis.  Ta8  cbrifUiA«  SRtt 
feum  be«  Saticau  gibt  nur  einige  jebwaebf  SBorftellungen  bon  jener  alten 
Sratfh 


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S.  Giovanni  avanti  Porta  Latin». 


445 


jur  3eit  ®omitian’«  gefangen  nach  9fom  geführt  würbe.  3)ie 
genfer  ergriffen  ben  ^eiligen,  froren  ifim  fein  fange« 
Socfenfiaar,  au«  gurdit,  er  möchte  barin  eine  wuttberwir= 
fenbe  3auberfraft  bewahren,  uttb-  fie  ftürjten  ifnt  nacft  in 
ein  ©efäfe  »oll  fiebcnben  Oelc«.  2lber  ber  tropftet  flieg  un-- 
»erfebrt  au«  biefent  33abe,  unb  bie  betroffenen  Stifter  wag* 
ten  feine  anbere  SWarler  mefjr.  Sflad^bcm  fie  ifm  jur  SBerban* 
nuitg  auf  eine  3nfel  öerbammt  Ratten , »erliefe  S.  Johanne« 
ungefränft  9lom,  um  in  ber  Ginfantfeit  »en  ißatbmo«  ju 
leben,  wo  ibm  ber  ©eift  ©otte«  bie  ©ebeitnniffe  be«  Unioer-- 
fum’«  enthüllte,  bie  er  in  fein  apofalpptifcbe«  ©ebiebt  nieber* 
fegte.  Obloof  nun  alte  Segettbenbücber  ber  ©rieten  bie 
SWartcr  be«  2lpoftels  nach  Gpftefu«  »erfefsten,  haben  fie  bod? 
bie  Sateiner  für  9tom  beanfpruebt.  6<bon  im  oierten  3abr= 
bunbert  jeigten  bie  Siömer  »or  bem  fateiniftben  £or  (welche« 
freilich  jur  3«t  ®omitian’«  nicf;t  »orbanben  war)  einen  Ort, 
wo  ^obanne«  fiebenbc  Del  binabgeftürjt  worben  fei;  1 
nnb  in  unbefannter  3e‘t  erbaute  man  bort  ein  Oratorium. 
Sieffeidft  lag  e«  ba.  Wo  beute  bie  Heine  adftecfige  Gapelle 
8.  Giovanni  in  Oleo  ftebt,  ein  23au  »om  $abr  1509,  nabe 
am  lateinif<ben  £or.  Slber  bie  3eit  bet  ©rünbung  ber  ©a* 
filifa  fetbft  ift  ungewife:  fie  liegt  föbräg  jener  Gapeüe  gegen* 
über,  unb  il;r  gegenwärtiger  ©au  mit  bem  Älofter  baneben 

1 XeriuUiait  fpriept  juerfl  oett  btt  'lliarter  bt«  3ofianitrt  in  itiom : in 
oleum  igneum  demersus  nihil  pnssns  est,  in  insulam  relegatur.  illiott 
f«be  bie  Martyrolog.  ad  dicm  6.  Maii.  Xie  ßcwcbnlidic  ^Sprafe  ift : anto 
Portam  Latiuam  in  ferventia  olei  dolium  missug  est;  |o  and?  in  bat 
SRirabitien.  3>a?  nötige  juxtn  Portam  Latinam  btim  Stiiafl.  ifl  in  ante 
V'rttvonbtlt,  unb  bit  Ä ir d)t  peißt  ncä)  feilte  S.  Giovanni  avanti  Porta 
Latin» , ober  a Porta  Latina.  3tl«  ©eföictitf  fdftrirb  tSrteciinbtni:  L’istoria 
della  chiesa  di  S.  G.  a P.  Latina.  Koni.  1716,  Userin  er  auch  bit  ft- 
gtnbtn  jnfamnienftfllt. 


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446 


äJierte«  Ü3u<$.  giinftrt  ffapitef. 


flammt  erft  au$  bem  elften  ober  zwölften  ^a^rbunbert.  £och 
gab  e$  febon  jur  3*it  Habnan’S  eine  flirdjc  bc-3  S.  Johannis 
juxta  portam  Latinum,  bie  er  »öllig  wieber  f?erftellte. 
2Seil  ba3  ^eft  bc3  Heiligen  am  6.  9Rai  bereite  im  Sibcr  6 a= 
cramentaliä  ©rcgor’8  be8  ©roßen  »erjeidhnet  ift,  behauptet 
man,  baß  bie  Äird)e  febon  im  fünften  Qa^unbert  beftanb, 
unb  man  fd;ließt  au8  ber  SCrabition,  baß  fie  auf  ben  Shiinen 
be3  Tempels  ber  S)iaiia  errietet  worben  war.  1 ®odb  bicö 
finb  nur  Sagen  unb  Vermutungen. 

Die  anbere  ßireße,  bie  uns  in  eine  toiel  befauw 
tere  ©egenb  Stont’ä  führt,  gehört  beute  ju  ben  älteften 
unb  anjiehenbften  Vafilifen  ber  Stabt.  Sort  wo  in  ber 
VIII.  «Region  ba§  gorum  ©oariunt  gegen  ben  Siber  auö- 
ging,  ftanben  noch  sur  3e‘t  .Öabrian’s  oiele  ^eibcntempel. 
3wei  »oit  ihnen,  am  gluß  unb  bei  ber  «ßalatinifchen  Vrücfe, 
hat  bie  3eü  jiemlich  untoerfehrt  erhalten;  mau  nennt  fie 
heute  bie  Jempel  ber  Vefta  unb  ber  ^ortuna  ViritiS.  Slußer 
ihnen  erhoben  fi<h  unter  bem  2l»cntin  unb  nach  bem  Gircuö 
«Dlapimuä  ju  ein  Tempel  ber  ißubicitia  Patricia  unb  mehre 
Heiligtümer  be«  Herfule«,  beffen  uraltem,  an  Goaitbcr 
unb  (Sacuö  erinnentben  Sicnft  jene  ©egenb  befonberS  ge= 
Weiht  war.  ®ort  lag  auch  bie  berühmte  2lra  SRayima 
beS  HerfuIeS.  3>aS  Ghriftentum  hatte  gegen  ben  «ßalatin 
uttb  baö  gorurn  hin  fdjon  frühe  in  ben  Äircßen  bc£ 
S.  5£heobor,  beö  S.  ©eorg  unb  ber  S.  ähtaftafia  feinen 
Siß  aufgefchlagcn,  aber  biefe  Seite  bc-3  gorum  Voarium  war 
»oit  ihm  faum  berührt  worben.  $ie  fleinen  Tempel  ber 

‘ Crceciinbeni  a.  a.  O.  II.  c.  1.  $ie  bortige  ©egenb  ä»i(i$en  ber 
Patina  unb  Hppia  iß  ait^gfjoidmet  burt^i  bie  ©rüber  ber  Scipionen  unb  bie 
beriibmtepen  Si'luntbarien  SHcm'e. 


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3>ic  Schnln  Graeon. 


447 


SSefla  unb  bcr  Fortuna  flanbcn  bcrfdjloffen,  bie  Heiligtümer 
beS  HcrfuleS  waren  berfchmäht,  unb  bcr  nahe  GircuS  Diapb 
ntuö  bewahrte  biefer  ©egenb  troß  «Her  XkrWüftung  ttod) 
immer  ben  großen  Gereifter  ber  Sorjeit.  3ebod>  in  einen 
biefer  Stempel  mar  bas  ©hriftentum  fdfon  lange  Der  Habrian 
etngebrungen.  ©ine  fteine  Jtirche  batte  fid)  in  ben  Siuinen 
beS  prächtigen  ©ebaubeS  eingefunben,  welches  bem  3>cfta= 
teinpel  gegenüber  am  $uße  beS  2lucntin  lag.  $ies  ift  bie 
heutige  S.  Maria  in  Cosmedin,  ober  wegen  ber  antifen 
©loafenmaSfe  in  ihrer  SBorballe  Bocca  della  veritü  bom 
Solf  genannt.  ©S  ift  jeboch  ungewiß,  ob  jenes  antife  ©c= 
bäubc  ber  Tempel  ber  Sßubicitia  Patricia  mar.  1 $ic  Äirche 
mürbe  in  feinem  Innern  bergeftalt  eingerichtet,  baß  bie 
Säulen  beS  SfteriftilS  5Utn  Seil  frei  ftchn  blieben,  mie  man 
eS  b^te  an  S.  Sorenjo  in  -Dtiranba  innerhalb  beS  Tempels 
ber  ^auftina  ficht.  Unb  noch  jeßt  erfennt  man  ben  Stempel 
mieber,  beim  in  einem  3Zcbengcbäube  ber  flirre  ftel;n  bie 
fRefte  ber  alten  GeHa,  unb  acht  fchötie  cannellirte  Säulen  ber 
fronte  finb  in  bcr  Äirdjenfacabe  eingemauert. 

2Sir  miffen  nid;t , mamt  biefe  ©afilifa  entftanb;  am 
©nbe  beS  fechsten  ^ahrbunbcrtS  mar  fie  fchon  eine  2>iaconic 
unter  bem  SEitel  S.  Maria  in  scliola  Gracca.  SDicfer  9tame 
erflärt  fich  aus  einer  ©cnoffeiifd;aft  (schola)  bon  ©ries 
dien,  bie  bort  anfäßig  waren,  unb  beren  Slnbenfen  nodh 
heute  bie  Via  della  Greca  bafelbft  bewahrt.  S)enn  ber 

' hinter  bem  STemfiel  bfr  'ßubicitia  Patricia  lag  nab«  ber  Stimbtemptl 
b«S  .öerfufe#  SSictor  unb  bie  Slra  SDiajrima.  Siebe  tarüber  bc  Steffi  l’ara 
Mnssiino  cd  il  Umpio  d’Ercole  nid  Foro  Bourio.  Koma  1854.  S.  7. 
3ur  3fi>  @irl»8  IV.  warb  aus  ben  Irilmmem  eine«  Stunbfcau«  ber  t>e- 
taiuite  capilotinifebe  Jperfule«  ton  eergolbeter  Stonje  beroorgejogen,  eine 
manierirte  gigur  mittlerer  Jtaijerjeit. 


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448 


Vierte«  ©lieh.  gilnfte«  Gapitel. 


gried^ifc^cu  ©emeinbe  gehörte  nicht  allein  bie  Xtaconie,  foit= 
bern  aud)  bie  ©egettb  innrer  würbe  Schola  Graecorum,  unb 
noch  im  jebnten  ^afyrljunbert  ba£  bortige  glujiufer  Rips 
graeca  genannt.  1 Vielleicht  gab  man  ber  Vafiltfa  felbft 
ben  Flamen  jum  Unlerfdjieb  uon  ber  S.  Maria  antiqua  (ober 
nova  feit  Seo’ö  IV.  $eit)  in  ber  9lähe  beä  iituobogenö.  1 
3m  achten  3ahl'huubfrt  mürbe  bie  Sejeicbnung  in  Schola 
Graeca  allein  gebraust,  unb  erft  nach  •Öabrian’s  Umbau 
foll  auch  ber  SJtame  in  Cosniedin  aufgefommen  fein.  SDet 
üebenSbefdhreiber  bes  ißapfts  erftärt  ihn  fo,  ba&  bie  Äirche 
wegen  ihrer  prächtigen  Erneuerung  mit  Siecht  ju  einer  EoS= 
mebin  (b.  h-  gefchmücften)  würbe. s Eben  biefeit  Xitel  führte 

' Die«  gebt  heroor  au?  bent  Slnon.  »cu  Ginfiebeln , ber  auf  bem  3Bege 
nach  @.  paul  uilterfttjeibet : Inde  per  scholom  Graecorum.  ibi  in  sini- 
otra  ecclesia  Graecorum.  3m  3tinerariunt  befftlben  Jtnon.  ift  jebtxh  bie 
©ejeichmtng  Scola  Greca  in  Via  App  in  nicht  ganj  genau,  ba  fte  nur 
bie  Stäbe  biefer  <2  traf;?  anjeigt,  unb  Gircu«  Ptafimu«,  Jloeminu«,  Septi« 
jonium  bie  Vage  überhaupt  betulich  machen.  3u  9taoeima  mirb  eine  Schola 
Graeca  um  57 2 ermähnt;  beim  fütarini  Pnp.  n.  CXX.  p.  185:  Leonti 
Medici  ab  Schola  Graeca.  Sie  bejeidmet  mol  eher  einen  Vicus,  al«  eine 
3unft  griethiieber  Serjte , wie  SDtarmi  in  ber  State  24  glaubt.  — ©eint 
92erint  de  templo  S.  Bonif.  sc.  append.  I.  heißt  e*  im  Siplent  Ctto’«  III.: 
aeu  in  rippa  Graeca,  vel  in  Aventino  sc.  Ptan  lefe  Gre«ciinbrni:  Istoria 
della  Basilica  di  S.  Maria  in  Cosmedin  (9tom  1715),  ein  gelehrte« 
SBerf  jene«  Gufto«  ber  ärcabia  unb  Ganonictt«  berfelbcn  Kirche,  welche«  er 
nach  burch  feinen  etuto  della  Chiesa  di  S.  M.  in  Cosm.  Rom.  1719  ergänjte. 

3 Ser  änon.  neu  Salzburg  (beim  Platin  a.  a.  O.  S.  <>00)  führt 
folgenbc  Piaricnfircbeit  in  9iotn  auf : Maria  Major  (fe  mürbe  aljo  fehcn  ba- 
utal«  bie  S.  Maria  ad  Praesepe  genannt),  Maria  antiqua,  Maria  rotunda, 
Maria  transtyberim.  Gr  nennt  bie  Schola  Graeca  nicht,  meil  er  wahr* 
fchetnlid)  tsor  tjtabrian'«  ©au  fchrieb.  Saß  biefe  'Jiotitia  im  8.  saec.  unb 
nicht  früher  oerfaßt  mürbe,  entnehme  ich  barau«,  baß  ber  Schreiber  bie  Ga- 
pelle  ber  S.  Petronilla  am  S.  Peter  feimt. 

1 Diaconiam  vero  s.  dei  Genitricis,.  semperque  Virginia  Mariae 
Scholae  Graccac,  quae  appellatur  Cosmedin  — — — veram  Cos- 
medin amplissimam  a novo  reparavit.  Anast.  n.  341. 


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Xic  Scholli  Graeca. 


149 


eine  alte  3Jlartenfird;c  in  Stooenna,  eine  anbere  itt  Neapel, 
unb  toicBeic^t  rührte  er  bou  einem  lßla(5  in  Gonftantinopel 
her.  ®enn  bie  ©riechen  in  9tom,  Slatoenna,  Neapel  nnb  an 
anberen  Orten  übertrugen  auö  ^ietät  für  ihre  ßeimat  man* 
dien  9iamen.  3n  Stobenna  gab  e$  auficr  ber  S.  ÜJiaria  in 
Cosmedin  auch  eine  8.  TOaria  in  Blaehernis,  jum  3Tn= 
benfen  an  bie  gleichnamige  Äirdfe  ber  ißulcheria  in  ©häanj, 
tto  eine  Sorftabt  alfo  l;ie&,  unb  felbft  in  9tom  lag  auf  bem 
Slbcntin  eilt  Ort  ad  Baleernas  ober  Blancliernas  genannt. 1 
2lu3  folcbcm  ©runbe  gaben  mol  bie  ©riechen  jener  ®iaconie 
beu  3ufab  in  Gosmcbin,  aber  feine  eigentliche  Sfebeutung 
toerfdbmolj  mit  bem  ^Begriff  ÄoSmoS  ober  Sclnnucf , unb  bie 
6.  SBtaria  in  Goömcbht  mürbe  burd;  S.  ffliaria  Crnata  erflärt. 

.^abrian  fattb  bie  ®iaconie  als  ein  DerfaHneS  Orato« 
rium  »er,  unb  noch  überragten  fte  bie  SRuincn  beö  alten 
Tempels.  Gr  lieb  biefe  gemaltigen  Sraücrtinquabern  ab= 
tragen,  2 bann  baute  er  eine  iöafilifa  mit  brei  Schiffen  unb 
Tribünen,  unb  fteUte  eine  Vorhalle  auf,  bie  fpäter  nach  ber 
tUiitte  be3  neunten  ^ahrhunbertö  non  Siieolau«  I.  erneuert 


’ Ncrini  de  Coenob.  SS.  Bonif.  et  Alex.  p.  33.  37:  Monasterii 
S.  Bonifacii  — et  Alexii  — quod  ponitur  in  Abentinum  loco,  qui 
dicitur  Baleerno.  Xac  in  Cosmedin,  in  Blacln-rnis  etitfvricpt  in  9tabenua 
bem  S.  Apollinaris  in  Classe,  in  9tom  bem  S.  Georgio  in  Velabro  K. 
Sßenti  bait  in  Ort  ober  Xitel  bejeietnete,  Wie  in  Lncina,  in  Damaso  sc., 
jeigt  e8  bisweilen  amt  Sigenfcbaften  an:  einige  Stinten  3talien8  fließen  in  Coelo 
nurco  ben  itren  golbig  fctiinmernben  Xecfen;  eine  Stinte  Sfcin’e  beißt  beit 
einem  Tlitar  in  Ara  Cocli.  — 3d)  bemerte  enblitt,  baß  fclbft  (£av(  bev  ff'rcfie 
feinen  'jJalaft  in  ilacbni  jur  Erinnerung  an  Stent  in  Laterauis  nannte. 

1 Maximum  monumentum  de  Tiburlino  tufo  super  eam  depen- 
dens  per  anni  circulum  plurimam  multitudiuem  populi  congre- 
gans  — demolitus  est:  biefe  äöerfleute  arbeiteten  aije  ungefäbr  fo  lang« 
fam , wie  bie  heutigen  Vente  beit  bev  Q3eiieficenja  in  9tcm , bie  einen  $anb» 
farven  tanm  in  einer  Staube  «eil  füllen. 

<üre<tcrcviu(,  Wtidjldjtt  bet  Statt  SK e in  II.  29 


t 


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450 


S?irrte«  8u<$.  ftilnfte«  (Sapitel. 


mürbe. 1 Ueherhaupt  f;at  bcr  fällige  Umbau  unter  GaliptuS  II. 
unb  anberen  ©äpftcn  bie  Äirc^c  fef;r  fcränbcrt.  Sie  ifl  nun 
einä  ber  fd^ßnften  SJeufmäler  mittelaltriger  Äunft  beä  jmßlfteit 
unb  breijebuten  3ahrhunbcrt3,  benn  bie  SRufife  iljreS  ©oben«, 
ihre  2lmboiten  unb  Jabcmafel  gehören  biefer  ißeriobe  an. 
3tur  ber  $unn  ftammt  auS  bem  achten  Säculum.  Gr  ifi 
fieredig  unb  unf  erjüngt , mie  alle  alten  rötnifd^en  Zürnte, 
fdjlanf  unb  leidet  in  einer  .^>öf>c  fon  162  ©alm,  fon 
20,  Sßatm  ©reite,  unb  burch  fieben  9teil;en  fon  genfiertt  ge- 
gliebert,  inbem  ihrer  je  brei  burdj  fleine  Säulen  fon  einanber 
getrennt  tr erben. 2 Slufjer  bem  £urm  geboren  jener  3e2t 
nur  noch  einige  Qnfchriftcn  au.  3>cren  jmei  ftnb  im  ©or= 
ticuä  eingemauert,  Schenlungeurfunben  be3  $uy  Guftatl;iuä 
unb  eine«  ©regoriuä  in  fehr  roher  Schrift.  ®iefe  SDtänner, 
(GuftatbiuS  toar  jugleicf)  $ifpenfator  ber  ®iaconic)  fünften 
ber  Äirchc  fiele  ©runbftücfe,  unb  barunter  and;  Söeinberge 
am  5D?onte  Xeftaccio.  9lur  um  biefeä  berühmten  .yügclä 
Willen  führen  mir  überhaupt  jene  Qnfdjviftcn  hicr  an, 
benn  ber  9tame  Seftaccio  mirb  gerabe  bort  jum  erftenmal 
genannt.3  gmifdjen  bem  2lfentin,  ben  SOtaucrn  am  oftienftfdien 

1 SWan  Hebt  beute  im  $orticu<  eint  alte  Scuiptur  eingemauert,  bie 
gieiepfam  eine  ga<-abe  een  aept  ©ogen  barfteUt,  mit  ber  von  lirefcimbeui 
crflärten  3nfcprift: 

Honoris  Dei  et  sanctac  Dei  Gcnitricis  Mariae 

Pontificatua  Domini  Adriani  Pnpne  ego  Gregor  ins  Notarius. 

®ie8  Suriofum  Erbeutet  Weber  bie  ga^abe  ber  ©orpalle,  ltixp  bie  bon 
ßabrian  pergePellte  3obia,  (enbern  eb  fepeim  mir  ber  berjierenbe  9famtn 
irgenb  einer  3nfcfjrift  gewefen  ju  fein. 

J 3n  9tcm  ftnb  bie  Xiirme  bcr  S.  Maria  Nova  (peute  S.  Franoesca 
Komana)  unb  ber  SS.  Giovanni  c Paolo  eüflig  bem  ten  ber  S.  Maria 
in  Cosmedin  gfeiep  ccnflruirt. 

* Item  Bincas  Tabnlarum  115.  qui  sunt  in  Testaeio.  Qä 
ftnb  iBeinbtrgc  im  carapus  Testaceus  ju  terftepen.  Xic,  Tabulae  finb 


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®et  Honte  Testaccio. 


451 


£or  unb  bcm  STiberftuf}  ergebt  fic^  bcr  200  ißalm  f;o&e  ,§iigel, 
als  eine  $prantibe  üon  serbrodjenen  tönernen  ©cfäßeit,  gleicß= 
fam  ber  fpmbolifdje  Wrabtjiigel  beS  alten  9tom  unb  feiner  in 
©gerben  gegangenen  .perrlicfdeit.  Sliemanb  n?eife  ju  fagen, 
Joanti  unb  föie  er  entftanb.  Gr  er(;ob  fic^ , als  9tom  jerftel, 
unb  loie  bie  9tatur  ober  bie  ©efcfjicfyte  alles  ©erben  unb 
Skrgefm  oft  burrf;  tieffinnige  Sümbole  abfi<$tSloS  5U  fenn= 
jeicf;nen  pflegt,  tourbe  Ijier,  nid>t  toeit  üon  ber  Geftiuöppra* 
ntibe,  aus  ©efäfjcn  SRotn’S  bett  fieben  ^ügelit  felber  nodj  ein 
Sdtcrbenberg  binjugcfiigt.  3«/  jenes  53ilb  in  ber  .'pomilie 
©regor’S,  too  ber  Sßapft  9iom  mit  einem  ficbenben  unb  bann 
jerfd^lagenen  £opf  oerglicb,  fcfieint  Ijtier  feinen  Urfprung  ge= 
funben  ju  l;aben.  3>ic  SWömer,  bie  ben  feltfanien  £iigel  nad? 
unb  nadj  jufammen^äuften,  fonnten  in  timt  toafyrlidj  bas 
Sinnbilb  i^rer  ©efdjidjte  fel;n,  fic  nannten  il;n  oon  jenen  3Topf- 
f ererben  Mons  Testaceus,  unb  baS  fagenfuubige  ©ittelalter 
tourte  ju  erjä&lcn,  baß  er  aus  ben  jerbrodjenen  '-Hafen  entftanb, 
in  melden  einft  bie  SL’ölfer  beS  römifdjett  SRcidjS  if>r  ©olb  unb 

Silber  als  Tribut  itad;  bem  alten  9iom  }u  bringen  pflegten. 1 

• 

5.  guftanb  6er  SUJiffeitfcfcaftett  }ur  3c*t  ®«brian’«.  Umviffettbeit  bet 
9t?mer.  Gultur  ber  Sangebarben.  Slbalberga.  tpaul  Siacotm«.  Schulen 
in  SRom.  ®ie  geifüteie  äthifif.  Serfcbminben  bet  tpeefie.  Sie  ebigtam* 
matiftbc  Sichtung.  9tuin  ber  Iatcinifc^ru  ©brätle.  Gifte  Anfänge  ber  neu« 
remifeben  Bpxadft. 

©ir  fd;lief?cu  bieS  Gapitel  mit  einem  531  id  auf  bie 
Gultur  ber  ©iffenfe^afteu  im  3c**a^tei‘  $nbtian’S,  nac^bem 

Slcfermafje.  Uebrigen«  Hub  biefe  3n[d)riften  fcbätjenStrerte  Senfmätrr  Ce8 
bavbarifeben  i'atein  jettet  Gbcche.  — txme  ift  btt  ÜHenle  leftaccio  mit  ©ein* 
ftbeiifcn  umhält jt,  übet  tvelcbe  bie  Scherben  emborragen  — ein  tieffinnige« 
Sebeimbitb,  bas  einen  $oraj  ober  $afi8  mürbe  begeiftert  haben. 

1 SRibbi)  Roms  ncl  1838  I.  p.  32  meint,  bet  Seftaccio  entftanb  nicht 
»et  saec.  IV,  weil  man  ttübrenb  be8  Slusgvaben*  »on  ©retten  in  ihm 


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452 


SBiertce  ©ittfi.  gilnftc«  ffapitel. 


wir  bic  große  Jiunfttbätigfeit  be«  bamaligen  91om  mit  iler= 
gnilgen  betrachtet  haben.  2tber  e«  fcheint,  baß  bie  Stabt 
alle  geiftigen  Äräfte  in  ber  bilbenben  Jlunft  erfchßpfte,  unb 
feine  mehr  für  jene  aufjuwenben  hatte.  £cnn  tiefe  ginfter= 
niß  bebccft  bic  literarifdjen  Schulen  jener  Gpoche  Slotn’«.  $a« 
äöijjeit  ber  römifdhen  ©eiftlichcn  mar  freilich  f<hpn  lange  bur<h 
bie  fienntniffe  be«  2lu«lanbe3  bcfdiämt,  unb  l'iönche  be« 
fernen  ^rlanb’ä  unb  ©nglanb’«  fonnten  9tom  meiftern,  au« 
bent  bo<h  bor  nicht  allju  langer  3eit  ihre  Älöfter  hcr®orge= 
gangen  waren.  Seit  ©regor’«  be«  ©roßen  3cit  gab  e«  bort 
Ütiemanb,  ber  e«  hätte  wagen  bürfett,  mit  einem  i'eba  ober 
Slcuin,  SllbbelmuS,  2:heobuIf  bon  Driean«,  mit  einem  3fibor 
unb  ipaul  3)iaconu«  ein  gelehrte«  ©efpräch  }u  führen.  Äein 
tßapft  ftrebte  mehr,  burdj  Serfafien  theologifcher  2öerfe  fich 
bent  9tuhnt  eine«  ©regor  ober  £eo  ju  nähern,  unb  e«  würbe 
fchon  al«  eine  £l;at  angcfchn,  baß  ber  ißapft  3a<haria«  bie 
Dialoge  ©regor’«  in  ba«  ©riechifchc  übertrug. 

$ie  'Diöndhe  in  ben  ftlöftern  9tom’«  mußten  bie  Slugen 
niebcrfdjlagcn,  wenn  man  ihnen  bon  ben  Äenntniffen  ihrer 
Orbenöbrübcr  im  Älofter  be«  heiligen  Golumban  ju  $obbio 
ober  in  SDionte  Gafino  erjagte.  Sie  fiaitgobarben , bon  ben 
tpäpften  al«  ftinfenber  9lu«wurf  be«  ÜJJenfchcngefcblecbt«  ge= 
mißhanbelt,  rächten  fiel)  fchweigeub  an  ben  unwiffenben  Rö- 
mern burch  ihre  öilbutig  in  ben  freien  2Biffenf<haften.  ißabia 

antife  ©räber  fanb ; unb  fr  tiiiflaub  nicht,  al«  folcbe  alte  ©a(en  icbctt  außer 
©fbraurf)  waren;  jut  3f'1  Xbecborich’«  mag  er  bereit«  beftaubeu  haben. 
fKarbini  Horn.  III.  ant.  p.  320  leitet  feine  Gntftcbung  nett  ber  bort  feit 
Hlter«  mobnenbett  Xityferjunft  her,  unb  attbrea«  gultfitt«  unb  i'ttciu« 
gaumt«  ftnb  berfclbett  anfiebt.  gicorcni  glaubt  ihn  au«  Xriimmem  »ott 
ficlutnbarien  aufgebäuft,  uub  ich  bin  jufrieben,  baß  fttb  ber  Xeßaccio  »er 
bem  ©litt  ber  Ärdjaelogen  in  einen  »cetiftbeu  Schleier  bullt. 


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3uflanb  ter  SBiffcitföaftcn  in  3fom. 


453 


glänjte  bis  jum  gabt  ihres  9teid;S  burd)  gelehrte  Stubien; 
bcr  ©rammatifer  gelip  »ererbte  bort  fein  ÜBiffen  auf  ben 
gefeierten  glaoianuS,  unb  biefer  bilbete  ein  Talent  feiner 
geit,  feinen  langobarbifchcn  Schüler  l)kul  TiaconuS,  ber  als 
Voet  unb  ©efchcchtfchreiber  unter  feinen  3eitgenoffen  fi<h  mit 
fRuhm  bcbedte.  Ter  Untergang  ber  Sangobarben  ift  burd) 
SSarnefrieb’S  naioc  gebet  nicht  betrieben,  aber  burd;  feinen 
©eift  »crfdjönert  worben,  unb  ben  gaH  beö  unglüdlichen 
TefiberiuS  milbert  baS  ©enie  einer  feiner  eigenen  Töchter. 
TieS  mar  2lbalbcrga,  ©emaiin  beS  2lrichis  »on  Scneoent, 
eine  giirftin  üon  hohem  Vcrftanbe  unb  Pon  aufridjtiger  Siebe 
ju  ben  5öiffenfd»aftcn.  Sie  ift  bie  jmeite  ber  grauen  gta= 
üen’S,  bie  im  9)tittelaltcr  burch  ihren  Ginftufs  auf  bie  Guitnr 
geglänjt  haben,  unb  um  fo  rühmenswerter,  weil  fie  in  jenem 
frühen  gabrlmubert  lebte,  unb  weit  ihr  gleichbegabte  grauen 
erft  in  weit  fpätereu  feiten  auftraten.  Tenn  bie  erften  Pier 
gahrbunberte  nach  bem  Sturj  bes  römifchen  SHeichS  finb  nur 
burd;  jtnei  feltne  grauen  in  gtalien  auSgejeichnet,  burch 
Theobor id)’3  Tod;tcr  2lmalafuntha,  unb  burd;  TefiberiuS 
Tochter  2lbalberga,  unb  beibe  waren  beutfcfien  Stammes. 
Ueberbaupt  wirb  bie  Barbarei  jener  Gpoche  bcS  Verfalls 
burd;  biefert  9)tangcl  an  ebeln , heroorragenben  grauengeftalten 
flar  bewiefen. 

ißaul  TiaconuS,  ehemals  Secretar  bes  Königs  Tefibc= 
riuS,  genofi  in  Seneöent  ober  in  diente  (iafino  bie  greunb= 
fchaft  beS  2trid)iS,  unb  er  fchricb  auf  2lbalberga’S  Antrieb 
bie  Historia  Miscellu,  eine  Vermehrung  unb  gortfe|ung  bcS 
Gutrop.  2ln  bem  reid;en  .fjofe  oon  Veneneut  unb  oott  Sa= 
lerno  würben  bie  fünfte  bcr  9ll;etorif  unb  ©efchichtfd;reibung 
mitten  im  Tumult  ber  Umwälzung  gtalien’S  gepflegt,  bie 


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454 


©ierte«  SHtrf).  gütiftcs  Capitel. 


laugobarbifche  gürfitn  aber  toufite  ebeiifoleidbt  bie  „golbeneu 
©entenjen  ber  «Pbilofopljen,  als  bie  perlen  ber  ißocien"  im 
©efpräd)e  auSjugeben,  unb  bie  ©efc^id^te  ber  Sölfcr  war  ibr 
nidjt  minber  befannt,  als  bie  ber  .^eiligen.  ' 

$n  33eneoent,  in  SDtailanb  unb  ißaoia  mürben  ©rant= 
matif , ®iale!tif  unb  SuriSprubenä  in  Stuten  gelehrt,  bodh 
in  9lom  marb  bie  meltliche  SBiffenfchaft  nach  unb  nach  tooit 
ben  fird&Iidjen  Scbürfniffcn  üerbrängt.  ffiir  hören  nichts 
»on  auSgejeidhneten  Schuten  ober  ifkofejforen  ber  liberalen 
SÖiffenfchaften , obmol  eS  fotche  Sichrer  freilich  kort  gab.  ®enn 
Gart  bet  ©rofjc  fetbft  nahm  im  Qahrc  787  ©ramntatifer  unb 
ärithmctifer  aus  3tom  mit  fidh  nach  bem  granfenlanb,  bamit 
fie  bort  Stuten  errichteten ; 2 unb  Sflont  mürbe  nod;  mit 


1 3n  ber  SQMbmung  an  2lbalbtrga  »or  bei  Historia  Miscella  rühmt 
8aul  baS  ©eitie  ber  gürftin , inbent  er  fagt : ipsa  quoque  subtili  ingenio 
aagnciasimo  Studio  prudentium  arcana  rimeria,  ila  ut  philosopliorum 
nurata  eloquia  poetarura  gemmea  tibi  dicta  in  promplu  sint;  biatoriia 
etiam  seu  eommentis  tarn  divinia  inhamuis,  quam  mundauis.  — 
®ie  ©arfophage  ber  gürften  sott  SBettescnt  tt'urbett  mit  langen  Werfen  ge* 
fehmiieft.  Sott  arid^i«  rühmte  ber  tioet: 

Quod  log ob  ct  pliysis,  moderans  quod  etbica  pnngit, 

Omnia  condiderat  mentis  in  arce  suae. 

Bon  Sfomualb: 

Grammatica  pollens,  mundana  lege  togatUB. 

©iehe  biefe  Epitaphe  beim  ^JeQegritti  a.  a.  O. 

1 6«  ftnbett  fidt  im  Tom.  V.  Clnssicor.  Auctor.  beS  SD2ai  p.  420  gq. 
unter  ben  Carmina  varia  aevi  Karolini  mehre  Epigramme  auf  bie  @rain- 
matif,  Ähetovif,  Xialeliit,  Srithntctif,  (Geometrie,  SPluftf , Jlflrouoinie, 
SRekicitt.  Sit  fmb  einem  Cober  be«  saec.  X entnommen,  i reicher  Iateinifche 
Schichte  bas  saec.  VIII  enthält.  Xa  in  einem  berfelbett  (n.  XXI) 
2?oethius  »oster  genannt  wirb,  fo  fcheint  cs  fafl,  baß  biefe  Stnffchrifttn  über 
©chiifgchäiiben  sott  röntifchen  Jebretti  bewährten.  — 3n  ber  Schule  sott 
Tour«  las  mau  in  bem  ©aal,  n?o  bie  Copiften  abfchrichttt,  Serfe  bt«  Sllatin, 
ntelche  ihnen  ©orgfamfeit  anhefahlen:  J.  J.  Ampere,  Hist.  Litterairc  de- 
in France  ;c.  III.  p.  74. 


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3»f*anb  ber  ffiifieiifrfwftcn  in  9tom. 


455 


traditioneller  Ghrfurcht  als  bie  SJiuttcr  ber  Heben  Rumänen 
fünfte  betrautet,  wenn  fiel;  aud;  fein  ©enie  mehr  in  ihnen 
erhob.  9iur  bie  Sliufif  blühte  in  ber  don  6.  ©regor  eiuft 
errichteten  Schule  des  Sateran:  bie  Siegeln  beö  Äirchenge* 
fanget  wurden  in  ihr  bewahrt , bie  ßarolingcr  aber  holten 
fich  oon  bort  her  SJleifler  des  ©efang«  unb  ded  OrgelfpielS, 
ober  liefsen  fränfifdje  3)ibnd;e  im  Üateran  untertoeifen.  Unter 
anderen  gab  Hadrian  (£arl  jwei  berühmte  päpftlidje  Sänger 
^heoborug  unb  SJenebictuS  mit,  unb  ber  Äönig  flellte  den 
einen  in  ÜDleh,  den  andern  in  Soiffouä  als  l'ehrcr  beö  römU 
fchen  i'i'irdjengefangeS  an.  S5o<h  biefe  'Dfänner  flagtcn,  bah 
He  den  Ächten  ber  barbarifd?  frächjenben  granfett  niemals 
einen  SCriHer  ju  entloden  oermochten.  1 * 3 2)ie  geiftliche  SÜZufil 
blühte  alfo  in  Siom  unter  dem  Schuh  ber  heiligen  Gäcilia, 
aber  bie  SJiufe  ber  ißoefie  mürbe  faum  mehr  gehört.  2>ie 
Gultur  ber  profanen  Poeten  ober  Slebner,  bie  im  elften 
Jahrhundert  hie  unb  da  wieder  aufjutauchen  begann,  toar, 
wie  e$  fdheint,  feit  dem  Sturj  be§  ©othenreichs  Derfomnten, 
unb  ©regor  ber  ©rofje  mochte  ju  ihrem  Siuitt  diel  beigetra- 
gen haben,  freilich  gab  ecs  nach  beut  fünften  Jahrhundert 
nodj  einige  Sfönthograpben,  welche  bie  gabeln  ber  Sllten  er= 
Härten  unb  furj  jufammenfteflten,  doch  eö  ift  fraglich,  ob 
fte  in  9iom  fchrieben.  1 9iad;  2lrator  trat  bort  fein  $oet 
mehr  auf;  Konter,  SJirgil  unb  $oraj  aber  waren  befatutter 


1 Tremulns  vel  vinnulas,  sive  collisibilcs  vel  secabiles  voces  in 
cantu  non  poterant  perfecte  exprimere  I'rnnci , naturali  voce  barbarica 
frangentes  in  gutture  voce»,  fügen  bie  A minies  Lauriss.  a.  787  in  bei! 

Mon.  Germ.  I. 

3 Ttngelo  SDtai  gab  im  Toni.  III.  bei  Classic.  Auctor.  frei  ©aticanifcbe 
SWptbograpben  betaue.  3nt  saec.  VI  ftbtieb  notb  ein  ©ijcbof  SDiartinuS  Ben 
©tage  in  'Portugal  ein  ©ilebteiu  de  origine  idolorum.  ibid.  p.  379  sq. 


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156 


Sliertc«  i'utfy.  giliiftc«  ffapitd. 


am  $of  ber  grauten  alb  in  9iom , unb  mabrenb  bort  9lngib 
bert  „bcr  Corner"  Garl’b,  unb  3llcuin  Steine  verfallen,  in 
beiten  fic  bie  Älarheit  unb  ßleganj  beb  SSirgil  uid)t  immer 
gauj  unglüdlid)  nachahmten,  finb  bie  einzigen  Spuren,  bajj 
in  Dl om  nod)  Sid;tfuuft  unb  DJIetrif  ber  3IIten  geübt  mürbe, 
in  ben  ©rabfehriften  ju  fud;en.  Sie  SDlufcn  führten  in 
biefer  Stabt  ber  Stabten  nur  noch  ein  unterirbifd;eb  i'cben 
unb  [;cfteten,  felbft  untergebenb , ihre  Seufjer  an  öräber. 
©Icichfam  eine  eigene  ©attung  ton  ijßoefie  halte’  fich  au« 
biefcm  ©ebraudh  d;riftlid>er  ©rabfchriften  gebilbet,  bod;  ihre 
Slüte  fdhon  nach  ber  DJIittc  beb  tierten  gahrbunbertb  erreicht, 
wo  bab  Stalcnt  beb  iJJapiib  Samafub,  eineb  ^ortugiefen, 
bie  ffatafomben  Dioni’b  mit  eleganten  Werfen  in  beroifd;em 
DJIetrum  jierte,  bie  ttir  nod;  Imute  mit  Teilnahme  h^  unb 
ba  an  Ort  unb  Stelle  Icfen.  Sie  fchtocrmütigfte  aller  Sid)= 
tungbarteu  mar  jugleich  bie  einjigc,  bie  in  9tom  niemalb 
aubftarb,  unb  bie  Älöfter,  Kirchen  unb  Gömeterien  bcr 
Stabt  liefern  eine  große  Sammlung  ton  poetifd)en  ®ei= 
trägen  ber  lobtenmufe  aller  ©pochen  hib  gegen  bab  Gnbc  beb 
fünfjehnten  gal;rhunbertb ; mit  bau  fed;bten  Säculutn  mur; 
ben  fie  in  Sprache  unb  DJlctrum  freilich  harharifch  genug. 
9tömifd;e  SDlönche  ober  ißriejter  marett  bie  Sichter  folchcr 
Epigramme,  bo<h  nicht  immer.  2Ilb  ber  Singeintönig  Geboalb 
in  9tom  geftorhen  loar,  moUte  man  ihm  ein  glänjenbeb 
Epigramm  berfaffett,  aber  eb  fcheint,  bafj  bereit«  im 
gahr  6«‘j  fein  römifeber  Ißoet  gefunben  mürbe,  beffen  Stalen t 
biefer  Aufgabe  gemachfen  mar.  2)lan  übertrug  bab  ©ebicht 
bau  gerabe  in  Dlom  megen  eineb  iproccffeb  aumefenben  3iene= 
bictub  Gribpub,  3Mfd;of  ton  Dllailanb,  unb  biefer  fchon 
erprobte  s^oet  terfaßte  bab  überlabene  Epitaph,  melcheb  mir 


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Uebergaug  fces  l'atciiiifdjen  in’«  Vulgäre. 


457 


fennen.  ' Selbft  ba«  glcid)  lange  Gpigramm  auf  ben  ^ßapft 
.^abrian , eins  ber  beften  in  jener  3eit,  mar  nicht  non  einem 
9tömer  gemacht,  benn  biefe  ©erfe  non  mäßiger  Glegatij  beä 
2luSbnicf« , unb  non  mehr  Sßärtne  bes  Gefühl«  entfprangen 
bem  latent  Carl’«  be«  Grofsen  felber,  unb  mürben  mahr-- 
fcheinlidh  non  Stlcuin  ftilifirt. 

Garl,  beffen  Schüler  in  allem  SBiffen,  in  ber  0ram= 
matif  aber,  moju  auch  bie  ÜJietrif  unb  ipoefte  gehörte,  burch 
Petrus  non  ißifa  belehrt,  liebte  c«,  an  feine  greutibe  bi«* 
incilen  Gpifteln  in  Werfen  ju  rieten ; er  fdjrieb  folche  felbft 
an  §abrian,  unb  ber  ijtepft  nergajj  nicht,  fie  ab«  molrnol* 
lenber  Äritifcr  ju  loben.  3<§  höbe , fdjreibt  er  ihm  jurücf, 
bie  nortrefflidhen  unb  jierlichen,  bie  honigtriefenben  Süerfc 
Gures  erlauchten  föniglidjen  unb  ©ott  gemeihten  Genie'« 
empfangen,  geöffnet,  ©erS  für  ©er«  gelefen,  unb  mit  2Sonnc 
ihren  fräftigen  5lusbrucf  in  mich  aufgenommen; 1 unb  er 
felbft,  burch  Talent  mie  ©ilbung  ber  bebeutenbfte  ©tonn 
9lom’«,  ertnieberte  biefe  ©alanterien  biSioeilen  in  ©erfen,  non 
beiten  mir  noch  einige  lefen.  Sie  finb  in  2lfroftid;en  gefünftelt, 
unb  Sluöbrud  mie  Dletrif  ift  nicht  fchlechter  als  ihre  3eit. 3 

3m  2lllgemeinen  läfjt  fidh  bie  tiefe  ©erberbniß  ber  latei-- 
ttifchen  Sprache  im  achten  ^ofmhnnbert  bemerfen.  ®ie  ©riefe 

1 ©euebictu«  (+  725)  bildete  al«  «TiaconuS  auch  eilten  libellus  me- 
dicinae,  b. -i.  öpigramme  auf  bie  ©ebanbluitg  oerftbicbuier  Sranfbeitett, 
bie  id)  beu  Vleqten  empfehle.  flugelo  Süfai  gibt  fie  a.  a.  O.  V.  p.  391  sq. 

3 Pniecelleiilissimos  atque  nitidissinius  Deo  dicatae  regalis  prae- 
cilsae  scientiae  vestrne  melliiiuos  suscepimus  versus,  quos  resernntes 
atque  sigillntim'rdegentes,  eorum  roburenm  nimio  aiuplectimur  amore. 
Cod.  Carol.  LXXXI.  beim  Cenni  LXXXVI1I.  p.  473  au«  bem  3abr  787. 

* ®iefe  peetifebe  (Spiflel  fleßt  beim  Xctu  ©cuquet  V.  p.  403  uub  beim 
Vabbe  Concil.  VIII.  p.  584,  al«  ©onoort  be*  Cod.  Canonum,  tveltbeu 
ber  ©apfl  (Sari  in  9tom  ftbenlte. 


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458 


vierte«  8ucb,  fünfte«  Capitel. 


ber  ißäpfte  an  bie  Karolinger,  bie  mir  fo  oft  als  2)ocumente 
ber  ©efchichte  311  9late  gesogen  haben , liefern  bem  ©efdbicht* 
fchreiber  beS  9iuinö  ber  lateinifdjen  Spraye  ein  großes  Ma- 
terial. 2lu8  ber  Äanjelei  beS  Sateran  Iwroorgegangen,  oon 
ben  Zapften  felber  biftirt,  oon  ben  Beamten  be$  Scrinium’8 
ober  Slrcbios  rebigirt,  nehmen  fie  bie  befte  ßatinität  in  9tn- 
fprueb , beren  9lom  bamals  fällig  toar.  2lber  eS  ift  ein  tiefer 
Slbflanb  von  ber  prunfenbett  Gloqueitj  ber  Stefcripte  Gaffio-- 
bor’S  ju  bem  Stil  biefer  päpftlid>en  ©riefe,  worin  nicht 
£ogif  noch  ©rammatif  mehr  fiebtbar  ift,  unb  oor  allen  jeid)= 
iten  ficb  bie  ©Treiben  Stephan’8  III.  burdf)  einen  leeren 
ißhrafenfdjmud  au8.  2)ie  Unfähig  feit,  bie  ©ebanfen  flat 
3U  cntmicfeln,  fommt  in  allen  ber  ©arbarci  ber  Spraye 
gleich,  ©enn  nun  fner,  im  Siber  fßontificaliS,  unb  im 
Siber  2>iunut8  mit  9!echt  ba$  befte  bamalige  Satein  ber  9tö= 
mer  gefugt  werben  barf,  fo  mag  man  ficb  leidet  oorfteUen, 
wie  bie  Spradhe  bc3  gewöhnlichen  Sebenä  in  9tom  mar.  ©ir 
fdjlicfjen  auf  ihren  ^uftaub  mit  einigem  ©runb  au8  ben 
5>ocumenten  jener  fßeriobe,  mögen  fie  Schenfung-iurfunben, 
2lften  gerichtlicher  ©erbaitbfungen,  ©rabfehriften  ober  anbere 
^nfchriften  fein;  mir  erfennen  überall,  toie  aus  bem 
abgetragenen  ©emanb  be§  alten  Satein  bie  noch  unbeholfne  ©e= 
burt  ber  neu-röniifchen  Sprache  herPorfieht.  K8  bat  fiel?  iirbefe 
fein  einziges  Fragment  ber  bamatigen  ©olfsfprache  9lom’8 
bi8  auf  uns  erhalten ; währeitb  bie  2>eutfdben  unb  bie  g-ran* 
jofen  in  bem  berühmten  Schwur  Subwig’8  unb  Karl’S  bc§ 
Wahlen  ein  unfehlbares  SJocument  ber  Singua  9tomana  unb 
ber  beutfcheit  Sprache  oont  3ahr  842  hefigen , gibt  es  fein 
folcheö  ber  lingua  volgure  9lom'ö  aus  jener  unb  felbft  aus 
fpäterer  3“*-  911  an  ift  burdjauS  berechtigt  31t  erflären,  bafj 


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Uetergattg  be«  Sateinif^ni  in’«  ©ulflärf.  459 

eine  fold)e  oorhanben,  uttb  baft  fie  »on  bem  oerborbctten 
Latein  ber  Notare  Oerfdjiebeu  war.  9lur  bürfte  ficb  bicfe 
2lnfi<ht  etwas  bcfdjränfen  taffen : nirgenbS  in  ber  üöelt  mufite 
fidh  bie  Lingua  Patina  länger  im  33olf  behaupten,  als  in  ber 
Stabt  9tom,  ihrem  Sßaterlanbe,  unb  eS  finbet  fich  nirgenb 
eine  Slnbcutung,  baß  bie  9lömer  jener  W*  ißrebigten 
ber  ißriefter  unb  bie  ©erhanbluttgen  ber  Notare  aus  bem 
fiatein  in’S  ©ulgär  fidh  iiberfejjen  ließen , wie  eS  in  OaUiett 
gefdhah.  freilich  mujjte  baS  bereits  grünblid)  genug  ücrberbte 
Latein  ber  Notare  int  9Runbe  bcS  ©olfs  noch  corrumpirter 
fein.  1 GS  ift  aber  nur  Ginbilbung,  bicfe  ©erberbnif)  auf 
SRedhnung  ber  ©otl;en  unb  Langobarben  ju  fe&en,  fiatt  fie 
attS  natürlichen  ©roceffen  beS  Verfalls  ju  erflären.  ®er 
ftolje  ©au  ber  Iateinifcßen  Sprache  jertrümmerte  ebenfo  in  fid) 
felbft,  wie  9iom  mit  feinen  Tempeln  nnb  ifkläften,  unb  wenn 
man  jene  ®ocumente  beS  achten  ^ahrhunbcrts  liest,  fieht 
man  por  fidh  bie  9luinen  ber  Sprache  beS  Gicero  unb  ©irgil 
unb  fieht  in  biefelbcn  baS  chrifMid)  romaitifche  Spradhwefen 
fidh  umgeftaltenb  einleben.  SMe  Spraye  beS  adhten  Saat* 
lum’S  ift  baS  toöHige  ülbbilb  ber  Stabt  9iom  unb  ber  Gon= 
trafte  ihrer  Slrchiteftur  unb  ihrer  Lebensformen  überhaupt, 
ba  überall  bie  tnajeftätifche  Lame  beS  SlltertumS  nod)  über 
beu  neuen  ©Übungen  emporragte.  3>ie  grammatifche  Un= 
fähigfeit  entfprang  aus  biefent  ©Hberfprudh  beS  lobten  unb 
Scbcnbigen;  bie  flaren  unb  Iogifdheu  Spradjgefejje  ber  alten 
9tömer  waren  äerfprcngt,  unb  baS  alte  Latein,  bie  Sprad;e 
ber  gelben  uttb  ber  Staatsmänner,  hörte  mit  bem  gall  ber 
heibnifdhen  Religion  unb  alten  StaatSgefeUfchaft  allmälig  auf, 
als  ein  lebenbiger  Strom  ju  Rieften.  GS  erftarrte , jerbröcfelte 
' 3d)  t'ejicl«  midf  auf  bie  XXX1J.  3'ifftrtatien  äJhiratori'«. 


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4(iO 


©irrte«  ©u<6.  gflnftc«  Capitel. 


unb  wrwanbclte  fid;  Iangfam  — eins  ber  fdiönfien,  ja 
wunberbarfien  Phänomene  ber  ®efdfid;te  menfchlidfer  <5nltur= 
proceffe.  2>aS  Unorganifdie  in  il;r  gleißt  bcn  9Jtuftoen  SRom’S, 
unb  jene  Sprache  bes  acfiteu  unb  neunten  3a$rhunbevtö  ift 
tote  fie  greifenhaft,  biifter,  wieber  ftarrcnb  öon  Ueberfdiwetig-- 
Iid^feit,  ohne  wahrhaft  lehenbige  Cirajie,  aber  hoch  in  ihrer 
Unbeholfenheit,  bie  gbcett  auSjubriidcn , riihrenb  genug.  ®er 
Uebergang  in  baS  ÜReubufgäre  enblidf  wirb  burdh  träge  Ster* 
fiümmlung  ber  SfuSgänge,  burdh  2lbwerfen  ber  römifdheh 
©nbconfonanten,  bie  ber  3un3e  unb  betti  Ohr  bereits  fdjwer 
fielen,  burch  2>ermifd;en  ber  Sfocafe,  ^ertaufeben  ber  9)tit= 
lauter,  burdj  2lnnahme  beS  2lrtifel3,  allmälig  bewirft,  fo 
bag  bie  Unfähigfeit,  ßafus  ober  ©cfdjlechtSform  ju  behaupten, 
fdjon  im  achten  ^affrhunbert  italienifdi  flingenbe  gönnen 
erzeugt , bie  bann  im  jehnten  unb  elften  Säculunt  bie  fötligc 
Oberhanb  gewinnen.  ' 

1 2 Aon  an«  bot  Diplomen  Pen  garfa  unb  ©ubiaco  läßt  ß(b  eine  reiche 
©Intnenlefe  pon  ©arbarismeu  aufßellen,  worin  nur  feie  unb  ba  wirtlich 
langobarbifeber  ©influß  Perfpilrt  wirb  (wir  gualdus,  guadia,  burda  ic.). 
Jit  ©ertaufebung  Pon  b unb  v (bictoria,  cavalli  je.)  iß  ic(ioit  alter, 
©tabtenamen  wrrben  frfjoit  italienifdi  fliugenb:  trf)  ßnbe  in  ©driften  jener 
3eit:  ail  Salerno;  in  9tem  fagte  man  fdjon  I’orta  Majore  im  92ontinatio, 
Wie  casale,  quod  dicitur  Castro  majore;  feit  bem  saec.  VIII  gebrauste 
man  überhaupt  bie  auf  ©ocale  enbigenbeit  6afu«  gern  al«  'JJomiiiatip  unb 
Slccufatio , 5.  ©.:  Leonera  religioso  et  angelico  abbate  — per  Sabur- 
rum  vel  (Jcrraaiio  stto  — regno  tendentes  Francorum  — facirns 
quotidiana  missa  — ßatt  meo  (dien  raio  — ßatt  Ire  bäußg  iri.  3)ie 
Cbaraftere  ber  3nfdriften  ßnb  bent  entfprctbenb , willliirlitb  unb  regellos. 
SB«  ße  nicht  auf  beit  ©leinen  in  9tem  felbß  lefen  fann,  ßnbet  ße  für  jebe 
üpodie  beim  SNabitlcn  De  re  diplomntica. 


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ScdjdcS  (fapitcl. 

1.  innere  *^uftäiibc  Stern’«  unb  bet  St  inner.  2>ie  brei  Älaffen  bc« 
rbmifcficit  Sielte.  'Dtilitäriiebe  Crflanijaticn  ber  SSflrger.  3>cr  (Sycrcitif« 
Stomanu«.  2~a«  guftrnt  ber  >2 (fielen.  Mgrmrinbeit  be«  gunftiucftne. 
2ic  gefielen  ber  gremben : bergaififen,  grauten,  fanflebavbeii  unb  griefen, 
ber  PSrietben  nnb  ber  3uben  in  Stein. 

$icfcä  Gapitel  mirb  oerfudjen,  bie  bürgerlichen  ,3ufiänbe 
ber  6tabt  9iom  im  achten  3ahrf>unbert  barjufteüen,  unb  esi 
wirb  mögen  beö  SWangebS  ber  Quellen  mie  be«  Talente  be3 
Sßerfafferö , eins  ber  fd;mächfteu  in  biefem  febmierigen  inerte 
fein. 

Gine  breifache  3ufammcnfcßung  ber  itlaffen  aller  «Römer 
ifi  lange  Bon  um*  bemerft  morben:  bie  geiftlicfye,  bie  militä- 
rifche , unb  bie  be3  geringeren  StanbcS  ber  römifdjen  SBür= 
ger,  ober  GleruS,  2lbel  unb  SSolf  im  allgemeinen,  bettu  im 
befonbern  geint  Gleruö  unb  9lbel  hm  unb  ba  in  bem  begriff 
non  ^ubiceS  unb  Optimalen  in  einanber  über,  mie  ber  be* 
maffnete  Sürgerftanb  aud?  ber  nieberen  ©rabc  in  bie  ÜRilitia 
eintritt,  alö  bereu  Häupter  bie  reifen  unb  burd)  namhaftes 
©efdjlecbt  auSgcjeicbneten  9iömer  erfannt  merben.  J)ie  innere 
Crganifation  SRom’ö  in  Söejug  auf  biefe  brei  großen  Maßen, 
Bon  welchen  ber  tßapft  gemäht  mürbe , barjulegen,  ift  bao 
jweifelhaftefte  Unternehmen  für  beit  ©efchichtfchreiber  ber 


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462 


Sicrte«  SPucb.  @e<$«tee  Sapitcl. 


Stabt,  unb  bic  Ungewißheit  Wirb  burd)  bag  Uebergehtt  ber 
geglichen  unb  weltlichen  Glemente  in  eirtanber  aufjcrorbentlid; 
oermehrt. 

3ur  3«it  ber  ©othen  war  bie  römifdbe  ßirebe,  wie  jebeg 
anbre  ®igtum , auf  il;rc  eigenen  Ülngelegenkiteu  befd;ränft 
gewefcit,  welche  non  beneit  ber  Stabt  ftrenge  gefonbert  blie= 
Den:  biefe  fuhr  fort,  ton  bent  Senat  unb  ben  altbergcbrad;= 
ten  Beamten  oerwaltct,  oont  tßräfecten  gerietet  ju  werben. 
SSäbrcnb  ber  bpjantinifdjen  .§errf<haft  waren  eg  faifcrlicbe 
^ubiceS,  welche  an  ber  Spik  aller  weltlichen  Singe  Stoni’g 
ftanben;  aber  auch  f<h°n  in  biefer  ißeriobe  ba&en  wir  bag 
Sunfel  beg  ftäbtifdjen  äöefeng  betlagt,  unb  nur  mit  Sid;er= 
heit  bag  aHmälige  Grlofhen  faft  aller  jener  Ginrichtungen 
erfannt,  bic  ju  Gaffiobor’g  3c>i  noch  aufredht  ftanben.  Eine 
Gpocbe  inbefj- machte  große  Umwanblungen  fenntlich:  bie  5k= 
brängitifi  burch  bie  Sangobarben  rief  eine  friegerifdje  Orga* 
nifation  ing  Sehen,  welche  Vornehme  unb  ©erirtge  in  eine 
SDcilij  vereinigte,  unb  burch  einen  3e>traum  &on  faft  jwei= 
hunbert  fahren  trug  fHont  oorwiegenb  ben  Gharafter  einer 
Stabt,  bic  in  jwei  Spfteme,  bag  fird)li<he  unb  bag  miü= 
tifche,  getrennt  war.  iöenigftcng  traten  alle  weltlichen  Gin= 
riebtungen  entfehieben  alg  militifche  auf,  unb  wenn  wir 
SDitel  »on  Beamten  in  9lom  entbedften,  waren  fie  meifteng 
nur  bie  ber  Suceg,  SJtagiftri  UJtilitum,  ber  Tribunen  unb 
bigweilen  ber  Gomiteg  unb  Gbartularii.  Sie  Unfähigfeit  ber 
bpjantinifeben  Regierung  zeigte  fi<h  in  nichtg  beutlichcr,  alg 
in  ber  gänjlichen  iicrnacbläffigung  beg  .fieerfpftemg.  3Benn 
bie  Gparchen  in  9tom  unb  in  anberen  Stabten  ergebene  fai- 
ferliche  Sruppen  ju  erhalten  oermoebten , fo  würbe  önjanj 
bag  aufftrebenbe  ißapfttum  unterbrürft,  unb  bie  Sogreifjung 


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$it  SDiili?  unb  bif  Scbolcn. 


463 


SRom’S  für  lange  $eit  wrhinbert  fabelt.  9lber  bie  ohnmächtige 
ißolitif  ber  ©rieten  begnügte  jtch  mit  beni  Gintreiben  ber 
Steuern ; im  Uebrigcn  überlief?  fie  bie  $rot>injcn  ihrem  ©cfchid 
unb  ihrer  eigenen  $ülfe. 

2)ie  Bürger  9tom’S  fahn  fidh  ju  ihrem  ©lücf  gezwungen 
wieber  bie  äBaffen  $u  ergreifen,  welche  fie  burch  fo  lange  3e*t 
Slietlingen  übcrlaffen  hatten.  3m  35i«nft  ber  fRepublif  ober 
beS  Reichs  ftehenb,  empfingen  fie  jebodf  üont  Äaifer  Solb 
unb  gehorchten  bem  ®uj  ober  ben  Slnführern,  »eiche  ihnen 
ber  Gpard)  gab.  3luf  biefen  GyercituS  9tomanuS  übte  ber 
©apft  in  ber  erften  £>älfte  beS  fiebenten  3af>rhunbert8  noch 
feinen  Ginfluj?  auS:  bicS  beweist  fein  Slufftanb  in  3iom, 
als  ber  GhartulariuS  StauriciuS  jur  3c‘t  beS  ißapfts  Seoe-- 
rinuS  ben  lateranifd?en  Äird)enf<ha{?  mit  ©efdjlag  belegte, 
unb  ferner  bie  Stebedion  beffelhen  bpjantinifdhen  ©eamten 
gegen  ben  Grarchen,  welche  oom  römifchen  .§eer  anfangs 
unterftüjjt  warb.  Grft  jur  3eit  Startin’S  I.  entbedten  wir 
eine  nationale  Haltung  beS  GpercituS,  unb  bie  Gpardhen  be-- 
gannen  auf  bie  Stimmung  beffcrbcit  ©cwicht  ju  legen.  Seit» 
her  bilbete  fich  ber  rein  ftiibtifche  Gharafter  ber  ÜJlilij  fefter 
aus ; ber  ©ei$  unb  bie  Sdjwächc  ber  Spjantiner  überlief?  bem 
Äirdjenfchah  bie  Söfmung  an  baS  £>eer , ber  fortbauernbe 
Äampf  ber  Zapfte  gegen  bie  Äehereien  ber  Äaifer  ftärfte  ben 
nationalen  ©eift  beffelben,  unb  wir  hoben  in  ben  erften  ©e= 
wegungen  beS  ©ilberftreits  gefehn,  wie  eben  biefer  GpcrcituS 
als  bie  Stüh«  beS  ipapfts  auftrat,  unb  ihm  feine  weltliche 
Stacht  grünben  half-  SJiefe  römifche  Stilij  nun  umfaßte  bie 
befitsenben  ©ürgerflajfen,  unb  fdjlof?  nur  ben  eigentlichen 
ißöbel  oon  fi<h  aus.  3br«  Anführer  aber  (feit  ber  Stitte 
beS  achten  ^ahrhunberts  gebot  fein  gtiedjifcher  2>up  mehr) 


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404  Vierte«  SPurfi.  Capitol. 

Waren  oomebme  SRöiner,  tucfdbo  fortfußren , ben  Xitel  non 
XueeS  unb  Xribunen  ju  führen  unb  halb  auf  ihre  gamilien 
ju  oererben.  Sie  biefe  Jyübrerftcllen  befcjit  würben,  ift  uw 
befannt,  boef)  läßt  fid)  mit  ®runb  oermuten,  baß  bie  ober= 
ften  ©rabe  in  ber  SOiilij  oom  ‘papft  befteHt  würben,  wäf;venb 
fic  wicberum  nach  altrömifdjer  JÜeifc  bie  UnterbefehlSbaber 
ernennen  mochten.  9tad)  ben  Legionen  ocrteilt  unb  in  9ie= 
gimenter  (nunieri)  gefonbert,  befaß  inbeß  bieielbe  ©tilij 
außer  ber  folbatifcben  auch  eine  burchauS  bürgerliche , bemo= 
fratifebe  Ginridttuug , welche  ben  Staat  felbft  nichts  anging. 
Sic  ftii|te  ficb  auf  baS  Softem  ber  fünfte  ober  Scbolen, 
welches  auS  bem  9lömertum  beriibergenommen,  wäbrenb  bcs 
politifchen  Verfalles  fid)  erhalten  unb  weiter  auSgebilbet  batte. 

5>er  ©egriff  ber  Sd;olen  finbet  fi«h  auSbrüdlicb  feit 
Xioclctian’S  3cit,  wo  bie  .öausbeamten  beS  faiferlicben  ißa^ 
Taftes,  wie  bie  fieibwacbe  (3500  fDiann  in  7 Scholen)  alfo 
eingcteilt  waren.  Urfprünglidb  biente  biefer  SluSbrucf  für 
fofehe  Käufer,  wo  fieute  oott  bcmfelben  ©efdiäft  5ufammen= 
famen,  um  gemcinfcfiaftlide  Qntereffen  ju  beforgen,  unb  oon 
bem  3afammenfunftSort  ging  er  bann  auf  bie  (Sorporirtcn 
felbft  als  Sd;oIareS  über.  1 Sic  bilbeten  einen  ©erein  mit 
allen  Rechten  bürgerlicher  ©enoffeufdiaft  unter  ihren  befonbern 
©earnten  ober  iprioren,  weldfe  bie  SnnungSangclegenbeiten 
ftatutengemäß  beforgten.  $er  erfte  berfelben  hieß  iprimiceriuS 
ober  ©rior,  unb  nacb  ibm  werben  ber  Seeuubus,  XertiuS 
unb  öuartus  ber  Schola  genannt.  2lußerbem  batten  alle 


' 'Procop.  de  Bello  Goth.  IV.  27  friidt  ftdj  fo  au«  : rov  ini  ruu 
tiaXariov  'ptÄa/r^  Ttrayithai  /-O  yui . ovilcrto  il^oHäc  in ul/d^oLlfi i. 

<Siet>e  feit  Crflärmtg  t«  Palefui«  ad  lib.  XIV.  c.  7.  iümiiiiaii.  imb  'Diu- 
ratori'«  Dis»  75.  p.  455,  Tom.  VI.  Aritiquit.  Mi  d.  Aev. 


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Xie  i'iili’,  ntth  t>ic  Schoten  4C)5 

Stolen  Sdiutworftcinbe  au$  bem  fybdjften  2lbct  SRom’S,  bie 
man  fjtatront  nannte,  weil  fie  einflußreiche  fßcrfoneil  beö  be- 
treffenben  Cnartierä  waren,  unter  bereit  Cbhut  fiel)  bie 
©dwla  ftclltc,  fc  baf>  fie  ibr  in  manchen  fällen  alb  iprotec- 
toren  unb  Sbvocaten  bem  Staat  gegenüber  bienten.  1 * Die 
militärifdjen  Scholen  befafien  fogar  gemcinfcbaftlicbcb  Gigem 
tum  unb  tonnten  (Mter  in  ^adit  nehmen.  1 ^nbeft  tann 
bemerft  werben,  baß  ber  9lame  Scfiola  alb  Innung  in  Di- 
plomen in  beit  Sluöbrucf  publicus  numerus  inilituui  seu 
bando  (bundus)  übergeht,  obwol  numerus  ober  bundiis 
eigentlich  bie  militärifche  Ginteilung  nadi  Siegimentern  bc= 
jeichnete.  Dab  urfprünglich  bürgerliche  'hrincip  biefer  Scholen 
ber  ÜJlilij  fcheint  bcmtiad)  bem  militcirifd;cn  mehr  unb  mehr 
gewichen  ju  fein.  sD!i(eb  würbe  übrigeitb  jeher  eiitjelite  in 
ber  fDJilitia  bienenbe  Bürger  genannt,  unb  fcfwn  im  achten 
^ahrhunbert  war  biefer  Xitel  alb  ehrenvolle  Slubjeidmung  beb 
Stanbeb  in  ©ebraueb. 3 

1 3n  bem  häufigen  äu«brncf  beim  Stnaflafiu« : scliolae  cniu  potronis 

erlläre  ich  hie  palroni  her  SJliltj  weher  al«  Serperation«>Sö*amte,  noch  ata  mili- 
tifche  AÜhrer,  fonhern  als  Ghrenmitglieber  im  obigen  Sinne.  <SeIt-fl  ha«  iBaimn 
ber  Scpola  mochte  hem  Patron  trol  a(«  Sbreir, eichen  übergeben  loorhen  fepn. 

3 llapencorbt  :c.  p.  114  bemerft  hie«  au«  'Jierini  de  templo  S.  Bo- 
nifac.  je.  p.  346:  aber  hie*  Xiplont  (IX.  Append.)  ift  erft  au«  saec.  12. 
3ch  tinbe  in  Xiplomen  he«  .(Hofier«  S.  5ra«mu«  au*  saec.  9 unb  10  hen 
publiccis  numerus  militum  seu  bamlus  hen  loca  pia  al«  Corporation 
(ur  Seite  geftellt.  Xie  barbarifche  fformel  ifl:  qui  si  filiis,  aut  nepotem 
minime  fuerint,  duobus  etiam  extrnneis  persouis  cui  voluerint 
relinquendi  habeant  lieentiam,  excepto  piis  locis  vel  publicis  numero 
militum  seu  bando.  ©eim  ©allctti  del  Primic.  p.  137.  179.  189.  191. 
Xa«  ^räbicat  publieus  gebürt  ju  numerus,  toie  folgenhe  i'hrate  betrei«! : 
vel  publico  numero  militum  seu  bando.  I)ipi.  VJ.  p.  191.  Dtegifler 
oon  Sttbiaco  p.  140,  unb  'Utarini  Pap.  n.  136. 

1 Xie  Collection  Xeu*bebit  nennt  römifch«  Sfürger  al*  'Utilite*:  unb 
Sari  ber  ftroße  felbft  trug  hie  Gbre  eine«  Utile*  her  Äirche. 

Wr e sotoo in« , (Hefibicbte  t«  £tatt  :Hcm  II  30 


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100  'Vierte«'  Bnt(.  Seebete«'  ©apitel 

35affelbe  Sfunftwefen  erftredte  fih  bind;  alle  Waffen  ber 
römifhen  Siirgerfhaft,  unb  obwol  für  unfere  ifkriobe  in 
bcn  Urfunben  fünfte  -)lom^  außer  ben  9Mijen  unb  sJkre= 
grillen,  ben  Notaren  unb  päpftlicben  Sängern  nid)t  befoubers 
genannt  werben,  fo  müffen  fie  bod»  im  Allgemeinen  ange-- 
nommen  werben,  G3  gab  gewiß  bamalö  gleich  wie  Innungen 
ber  91otarc  ober  Xabeliionen  (schein  forensium  in  Aaocnna), 
fo  ber  Aerjtc,  ber  .panbioerfer , Äaufleute  unb  öcwerbenbeit 
jeber  Art.  Sold;e  Mörperf  haften,  nah  bem  ^»anbtoerf  auh 
artes  genannt,  befaßen  ißre  förmlichen  Statuten  ober  Pacta: 
bic  Üiitglieber  jaulten  beim  Gintritt  eine  oorfcpriftSmäßige 
Summe  unb  befhworen  bie  3unung§gcfepe.  Gin  fprior  ober 
fßrimiceriue  leitete  bie  Angelegenheiten  bes  iferciue,  wahte 
über  bie  Aufrehhaltung  beb  (Statuts,  unb  oertrat  bic  3unft 
bem  Staat  gegenüber,  Weihern  für  bab  fßritnlcgium  eine 
Abgabe  entrihtet  würbe.  1 3 11  ben  ßufammeufünften  ber 

©enoffeu  würbe  alles-  oerbanbelt,  wab  bie  Grleihterung  beb 
©ewerbb  betraf;  bic  .ftaffe  ber  ,-fuiift  gab  Unterftüßungen 

1 giir  SWcui  fe(je  id)  folcbe  30**fte  na<i  aitOtnt  Stabten  t'craue.  2lu«< 
triitf lieb  werten  nur  päpfttiebe  Sc(clen  in  jener  3eit  cnt’äbut , mit  außer 
ben  fHotareu , vestararii  unb  cubicularii,  bit  Canto  res  mit  ihrem  'Prior 
(Ep.  35.  Cod.  Carol.  bei  Cfimi  43).  2?it  17  Stielen  int  Ordo 
Koman.  XII.  beim  SRabiQou  Mus.  Jt.  II.  p.  195  gelpiirea  erft  bem 
XII.  ante.  au.  Bei  S.  ©reger  Ep.  X.  26  fiutet  fiep  bie  Stelle  über  bie 
Seiienfieber  'Jteapel’«,  bie  i(im  tlagen,  baß  ber  grictpiftpe  Beamte  bae  ©in- 
trittegclb  ber  3‘hiftigeu  an  fitb  jie(c  unb  bic  ars  ((eilte  arte)  mit  hielte* 
vuiigett  beläftige;  fte  erllareii,  uott  i(reii  Statuten  iticpt  ahvoubeu  ;u  li’oüen  : 
adjicieii8  quoque  partum  inter  se  de  quilmsilam  rationabilibus  artis 
suae  capitulis  juxta  priscam  conauetudiaem  — ntque  id  sacra- 
menio  — firinatuin  tc.  Ep.  IX.  102.  1ml.  2 wirb  bie  ars  pistoria 
in  Hydruntutn  enrabnt.  — Bei  'Jinvini  sc.  p.  179  unb  343  fiuteu  fidi 
saponarii  ton  ©laffe;  für  saec.  10  unb  11  beim  gantu);i  in  fHaoennat. 
Urf unten,  Stielen  her  pisratorrs  unb  ber  nepotiatores.  Sie(e  Carl 
.Oege!  sc.  I.  p.  256. 


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®ic  Scheint  ber  gremben  in  Sfont.  ttw 

her,  formte  für  bie  .Hranfcu  unb  Sinnen  bcr  ©<hola,  für  bie 
Seerbigung  bcr  tobten  Dtitglieber , beftritt  ba>?  ifocal  beb 
Sereing  unb  bie  ^eftmale  wie  im  Slltertum.  Unb  überhaupt 
Heften  ficb  in  ben  fünften  beb  achten  ftabrhuubcrtg,  loenu 
mir  mehr  barüber  aufgeflärt  mären,  ftcftcrlicb  bie  Sorbilber 
ber  ©enoffew  unb  Srüberfchafteu  beb  römifthen  Dtittelalterä 
erfennen.  Sei  bem  tmrbcrrfcbeub  Eirdptic^eu  SBefen  ber  Stabt 
aber  ift  eb  offenbar,  baß  fcfion  bamalb  jebe  3unU  *^re  ju- 
gemiefene  Äirdhe  ober  Capelle , ihren  Äirdjbof,  unb  auch  iln'c 
bimmlifchen  ©rfmßpatronc  hatte,  mie  ehemalb  bie  Collcgien 
ber  Dönter  ihre  befonbern  3unt’tgottheiteu  befaßen.  1 

Unter  folchen  3nnungen  ber  Sürger  Dom’g  ftanbeu  bie 
Stolen  ber  gremben  (scholae  peregrinorum)  infelartig 
ba,  unb  bie  ©cfdfidbte  ihrer  ©cmcinfchaftcn  ift  ein  bebcu= 
tenber  3U9  'n  bem  üöefen  ber  ©tabt.  3U  beb  fßrubentiu* 
3eit  wanberten  nodh  feine  Sarbarett  ju  ben  ©räbern  Dont’g 
über  Sllpen  unb  'Dteer ; aber  feit  bet  Dritte  beb  fiebenten 
Jjahrhunbertb  mürbe  bie  ©tabt  tmn  Jaufenben  fernmohnenber 
ÜöaUfahrcr  befucht.  Dom  mar  miebcr  Diittelpuuft  ber  ©eliu* 
fudbt  ber  Sölfer  gcmorben,  nur  aub  anbcrcm  Sebiitfnifj  alb 
im  Slltcrtum.  Stenn  ©eneca , meldter  beit  magnetifchen  3«9 
ber  Dienfdjheit  nach  Dom  berebt  gefdhilbert  hot,11  im  fiebenten 
ober  achten  $ahrhunbert  hätte  erwachen  fönnen,  fo  mürben 
feinem  Grftaunen  bie  Störte  gefehlt  ha^n-  ®ie  Sehnfudft 

1 $a«  ännfmtefen  ber  fRBnier  iß  alt,  uttb  teirb  (äioit  bom  'Jiuina  jn* 
getrieben.  ffiäbronb  bet  9t  epitblif  gab  ei  acht  anertannle  3flufte:  bie 
collegia  ber  lahri  acrarii,  figuli,  tibicinea,  niirificea,  fnbri  tignarii, 
tinctores,  sutoree,  fullones.  tre;u  f röter  aud;  bie  piatores  famen. 
Stußerbem  gab  ei  collegia  funeraria , Jobtenbrilberfcbaften.  Siebe  Sbeob. 
iüionintjm'ä  Schrift  I)c  Collegiis  et  Sodaliciis  Ronmnor.  p.  31. 

J SWan  lefe  Serteca'a  Xroftbrief  att  feine  üDtntter  -€>etoia- 


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Vierte«  4'nd>.  v2fd>olc«  tfapitel. 


if>8 

ber  Bölfer  itad>  SHont  bauerte,  aber  aus  einer  irbifcbett  batte 
fie  ftd)  in  eine  lummlifcbc  oermanbelt.  Ueberrefte  ron  lobten 
waren  bie  Biagitete,  welche  Sauberer  Pont  legten  Britannien 
unter  unfäglidgen  SHügen  tjerbcijogen : ihr  3^  c'n  ©rab, 
ihr  £olm  ein  Webet  vor  ibm,  eine  Steliquie  ber  .^eiligen  unb 
bie  Hoffnung  auf  bas  bintmlifcbe  ^arabice.  Senn  biefe 
Pilger  fid;  im  Slngefidjtc  Slom’S  fabelt , warfen  fie  ficb  iit 
bie  Mniee  wie  Por  einem  Gben  alles  WltidS,  unb  fie  ftiegen 
unter  spinnen  nach  ber  Stabt  l;inab,  bie  ißilgerbäufer  ihrer 
Nation  aufjufueben,  wo  fie  Cbbadi,  ißriefter  unb  SanbSleutc 
fanben,  bie  ihre  Sprache  rebeten  unb  ihnen  als  gübrer  beim 
Befud;  ber  £auptfird;en  unb  ber  Äatafomben  bienten.  3» 
if;r  Baterlanb  bt’iwgefebrt,  würben  fie  .ebenfopicle  SMiffionärc 
9lom’S.  Sie  perbreitetat  wunberbafte  Grjäblungcu  pou  ber 
Schönheit  ber  k^igen  £tabt,  entflammten  bas  Verlangen 
nach  ihr,  Permittelten  auf  taufenb  Segen  bie  Bcrbittbung 
beS  Storbenä  mit  9lom,  unb  bienten  nacbbrüdlitber  als  bipIo= 
matifebe  ober  firdblicbe  Begebungen  baju,  bie  Bölfer  an  „bie 
üJlutter  ber  ÜMcnfdjbeit"  ju  fetten.  2>ie  Scholen  ber  gremben 
aber  blieben  orgaitifcbe  Btittelglieber  jwifdien  ber  Stabt  unb 
bem  2luölanbe,  unb  ihre  Crinwirfung  auf  biefeS  fattn  nidit 
bebeuteub  genug  gebaut  werben. 

GS  gab  in  9iom  Pier  Ißercgrineucolouieu'  germanifdjer 
Station:  ber  Sadjfen,  ^raufen,  i'angobarben  unb  ft-riefen, 
ferner  bie  S diele  ber  Wriccben  unb  bie  ber  jubelt.  1 211$ 
bie  dltefte  unter  jenen  wirb  bie  ber  Singeln  (ober  Sacbfcn) 
bezeichnet,  beim  man  fdm’ibt  ihre  Stiftung  bem  Äönig  3 na 

''  9iatg  bev  gtfüe  in  btr  Vita  Leon.  III.  n.  :VJ2:  cunctiie  Scholac 
Porogiinortim , viiielicct  Francoruni,  Frisonum.  Snxonuni,  nlqtie 
Fangolmrdornni.  »rircbcn  mtb  Subtil  fiub  liiriit  mit  aitfgrfiibrt. 


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Tie  Seelen  ber  greinten  iit  3font.  469 

ju,  ber  im  $abr  727  nach  9lont  fam.  Gr  grünbete  biev 
ein  SiauS  unter  bent  Sitd  „Sduile  ber  Singeln"  uub  jum 
3med,  baf?  bie  dürften  unb  ©eiftlidjen  Slitglien’S  im  fatl;o= 
lifcfu’it  ©tauben  untermiefen  mürben,  daneben  erbaute  er 
eine  Mircf;c  ber  3uNfprau,  worin  Pilger  feines  Sanbes  SDlcffc 
bereu , unb  wenn  fic  in  9tom  ftarben,  eine  ©rabftätte  ftnben 
foüten.  ©eine  Stiftung  ju  erbalten,  verorbnete  $na  beit 
Stomefcot,  ober  bie  Ülbgabe  von  einem  Tieitar  für  jebe  fya- 
milie  feines  fHeidbS  Üöeftfcr  an  ben  heiligen  ißctruS. 1 Später 
vermehrte  Offa  von  SJlcrcien  bie  ©cbule  3na’S;  et  fam  im 
3abre  794  nacb  9iom,  bebeeft  mit  bem  93Iute  Gthctbert’S  von 
Oftangeln,  ben  er  Iiinterliftig  crfcblageu  hatte,  unb  er  bc- 
gebrte  bie  Saft  feiner  ©ünben  am  Slpoftelgrabe  abjulverfen. 
Unter  feinen  '-öufjtverfen  tvar  auch  bie  Gnveitening  jener 
©adbfenfcbule,  für  bereit  Unterhalt  and;  er  von  feinem  Steid; 
ben  ißctcrSpfcnnig  auStvarf.  Gr  verbattb  mit  il;r  ein  ißilger: 
bofpital  (.Tenobocbium),  woraus  im  3«br  1204  baS  berühmte 
.yofpital  von  ©.  Spirito  mürbe,  beffen  9lameit  audi  auf  bie 
dir  die  ^tta'S  überging.*  Oiefe  I;icf;  urfprünglicb  S.  I)ei 

1 Tie«  berichtet  Siattb.  SBeflntottafl.  ml  ann.  727  (p.  137  in  bei 
'Aufgabe  »on  1G01):  fecit  in  ci vitale  ilomum.  consen.su  et  volunlate 
Gregorii  papae,  quam  scliulam  Anglorum  appellari  feeit  ’c.  fecit  — 
eeclesiam  in  lionorem  b.  virginis  Mariae  :c.  Ad  ann.  883  ersah  II  ber 
Chtenifl,  baß  ÜJlarimi#  I.  auf  Sitten  9I(freb’#  tieft  ©cßela  eent  Tribut  be- 
freite, unb  baffelbe  tfjat  nctfi  Johanne«  XIX.  im  Jahr  1031. 

1 'Dialth.  SBeflm.  ad  ann.  794:  dedit  ibi  — singnlos  argen teoe 
de  fatniliia  singulis.  Xerfelbe  berichtet  bie  ©liintmig  tcS  Senobctfyum 
®.  ©piriti  in  ber  i'ita  iüJiflegcti,  9lbt#  von  ©.  'KlbaitJ:  qune  scliohi 
propter  peregrinorum  confluxum  ibidein  solntia  suscipientinm,  versa 
cst  in  xenodocliium , quod  s.  Spiritus  dicitur.  Ad  quotl  cxliiliendum 
Rex  OfTa  — dennrinm,  qui  dicitur  S.  Petri  — euncessit.  Siefte  grau; 
'Pagi  lircv.  p.  330.  Ter  Crten  von  ©.  ©pirito  gebürt  inteß  erft  bem 
Anfang  teä  saec.  13  an.  ©etterane  Ic  7 cliicsc  p.  297  fdjvciht  bie  Jtirdje 
©.  ©pirito  fälfebiitb  ben  ©atbfen  Carl’#,  flatt  ben  ftugelfatbfen  jn. 


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«70 


hievte«  4Mirf>.  Sediate»  Savilef. 


üenitrieis  virginis  Mariae  Scltola  Saxoiium,  unb  bab 
Stabtviertcl,  worin  fie  lag,  würbe  ba>}  ÜDtittclalter  (linburd) 
süicuä  ober  Söurgub  Saponum,  Saponia,  ober  im  Sltunbe 
beb  3$olfb  Saffia  genannt.  1 

3n  eben  biefem  Sacbfenviertel,  welches  von  bem  heu-- 
tigen  Sor  S.  Spirito  (feit  bem  neunten  ^ahrbunbert  poste- 
rulu  Suxomun)  bis  bortbin  reichte,  wo  nun  bie  Golon- 
nabcu  beb  S.  ^cteröplajseS  ftd;  linfb  erftreden,  lag  bie 
Mirdje  ber  Briefen,  bie  ttod)  je(jt  unter  bem  Manien  6.  Diid;ele 
in  Saffia  beftebt.  Sie  Wilbeit  Barbaren  biefcb  3Jolf$ftamm$ 
famen , ttad;bem  fte  burch  6.  SÖillibrob  unb  Söonifaciub  waren 
belehrt  worben,  gleidtfain  alb  Befangene  beb  S.  fßetrub  nach 
dlom,  uub  mit  ihnen  vereinten  fidj  getaufte  Sad;fett.  3br 
plgerbofpij  ftaub  im  Bebiet  beb  SJatican,  unb  ihr  noch 
junger  Bfaube  würbe  bafelbft  burd;  Unterricht  geftärft. 
oollen  Sinn  beb  itJortb  waren  jette  'Stiftungen  auch  Schulen, 
bie  SJlufter  ber  Seminarien  für  frembe  Stationen,  wie  fie 
beute  itt  Slottt  beftelpt.  Obwol  ttutt  bie  (Kirche  S.  föiidjele 
mit  bem  3ufab  >u  Saffia  bezeichnet  tourbe,  gehörte  fie  hoch 
hauptfächlich  beit  Briefen,  unb  ihr  Zuname  fdheiut  eher  von 
bem  Viertel  ber  Slngelfachfen , alb  von  bett  Seutfdifadtfeu  felbft 
herjuriihren. 7 3ur  3°it  Seo'b  III.  beftanb  bie  Jriefenfcbule, 

' Cpine  vocaltir  Sculu  Saxonum:  Mnrini  1’üji.  n.  XIII.  au*  teilt 
vViüv  H54.  S'a«  Mnrtyrol.  Roman,  in  SS.  Tryplioue,  Ruapicio  ft 
Nympha  füi]t : in  Saxonia.  >2ict>e  iSareniue  Annal.  ad  ann.  ÖU4. 

J 'panciroli  tesori  sc.  p.  551  behauptet  irrig  ta«  ©egenleil , intern 
er  teil  'Kamen  von  tc»  und;  Koni  Mrt'ftniijteit  tgaebfeu  Carl’S  l;crleitet. 
Kud)  Annal.  Imim-shaui.  nun.  7Üit  verteilte  Carl  Andren  tmdi  tie 
Vänber,  aber  einer  nad;  Sh'cin  ver).'flan;teii  Kolonie  toirb  nid;t  anabriidlid; 
Qntxifimmg  geitwn.  3ebenfall<<  übertragen  tie  ffriefen,  beim  tie  .ttirdjc 
©.  ältidgle  (lieft  um  SiVI  von  i()lien:  Ecclesia  S.  Michaelis  ejuue  u Scoln 
Frisonorum;  jo  beim  tMarini  Dipl.  XIII. 


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Tic  2 «boten  ber  gvcmben  in  Moni. 


171 


aber  bie  Mirc^c  mürbe  erft  unter  £eo  IV.  gebaut,  (sine  gn= 
fdirift  aub  bem  Gnbe  beb  breijctutten  ©acutum,  beute  linfb 
Dom  Gingang  eingemauert,  begeht  ben  3rrtU1"/  ßdrl  bfu 
©rofjen  neben  biefem  $apft  noch  lebenb  aufjuftil;ren ; fie 
lagt,  baft  beibe  bem  Grjengel  "Utidiael  eine  .Kirche  bort  gebaut 
batten,  me  in  ben  Krnpten  beb  fHeronifdjen  'flalaftb  Krieger 
beftattet  tagen,  bie  beim  fogmannten  Ueberfall  ber  Saracenen 
auf  ben  S.  fßeter  ben  £ob  gefunben  batten.  1 $er  '^iataft 
beb  9fero  mar  ber  vaticanifcbe  Gircub,  unb  ber  tilget,  auf 
bem  6.  ÜHicbcle  ftebt,  mürbe  necb  lange  Mons  Palatiolus 
genannt;  and)  ift  eb  möglich,  baf;  Seo  IV.  jnr  3e‘*  ^ 
Königb  Submig’b  II.  jene  Kirdie  3Utn  3lnbenfen  an  tapfere 
Briefen  baute,  bie  beim  faraceitifdk’n  Ueberfall  im  3abr  B4(i 
maren  erfd;lagen  morben.  ©ie  blieb  im  iiefif}  ber  griefcnfcbule 
bib  jum  3abre  1255,  mo  fie  bem  ©.  sfJeter  sugemiefen  mürbe. 
9locb  bmtc  ftel;t  fie,  Hein,  bunfel  unb  Pergeffen  auf  ber-- 
felbeu  ©teile,  einer  iiorböbe  beb  5'atican,  unb  ber  fBeutfcbe, 
metdier  auf  ihrer  heiligen  kreppe  (ein ft  mürbe  fie  nur  fnieenb 
erflommen)  ju  biefem  Heiligtum  beb  fernen  grtcölanbb  unb  ber 
©ad)fen  beb  ÜJittcfinb  emporfteigt,  mirb  hier  Pou  einem  fagen= 
haften  ©eift  öaterldnbifcber  SUorgeit  angemebt.  gnbeft  nur  ber 
©lodeitturm  ber  Kirche  ift  uodb  ein  '.Heft  Garoltngifcber  3l'it. 1 

®erfelben  Gpodie  mag  bie  Stiftung  ber  graulen  angc= 
hören.  3bre  Sdmle  unb  Golonie  mufi  febr  beträcbtlid;  gemefen 

1 ln  uomine  Domini  tempore  Leonis  IV.  1’.  I’.  Iinpernnte  Carulo 
Magno  Iinperatore  eo  tempore  quo  erat  Basiliea  n Snracenis  captn  :c. 
Tiefe«  ti'mii’fnm  pnbet  ber  Pefcr  beim  'itloeri  Konui  in  ogni  stato  I. 
pars.  2.  p.  244. 

1 Ta«  ®rab  tce  Mafael  tWengS  liegt  im  linfen  Schiff  tiefer  Mirtpe  — ein 
paffenber  Crt  filr  einen  2fl«hfcn.  üliire  iöinctelmami  in  Mein  gcflerbeit,  fo 
mürben  mir  bente  mabriebrintieb  bovt  fein  ©rabmal  (eben,  ober  im  'Pantheon  V 


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172 


iBitrtte  ’iMicb.  ScAatc»  Xapitd. 


fein , l»eil  bie  lebhafte  iSerbinbuitg  ber  fränfifdieu  Könige  mit 
;Hom  feit  Sßipitt  öiele  S(}ilger  unb  3lniiebler  au3  ihrem  i'aitbe 
in  bie  ©tabt  50g.  Um  fo  auffalleuber  ift  ei,  baff  bie  ©rün- 
buitg  ber  fyraitfeiifd;u(e  bunfel  blieb,  benn  Weber  Sßipiit , noch 
(Sari  bem  ©roßen  wirb  fte  in  gefcbicbtlicbeu  ©eridjten  jnge- 
fcbrieben.  (sine  ehemalige  .Hircbe  in  ber  iläbe  be£  Statican 
•S.  Sulvator  del  Torrione  ober  in  Macello  wirb  für  bie  ber 
Jranfen  angegeben,  aber  biefe  SDleinung  ftfijjt  fidj  nur  auf 
ein  barbarifdjcs  unb  unddjtcö  Diplom  bed  elften  Sabrbunbertö, 
unb  auch  biee  rebct  nicht  au-rbrüdlid»  pon  einer  .Üircbe  ber 
^raufen , fonbern  laßt  (Sari  beit  ©roßen  urfunblicb  befräftigen, 
baß  er  int  797  jur  3c*t  £eo’$  IV.,  in  ber  oon  biefem 
^ßapft  erbauten  fieoftabt  eine  Mirdje  geftiftet  liabe,  ben  trau$= 
alpinifcfyeu  pilgern  3 um  Söegräbnißort  ju  bienen. 1 (re  ift  bal;er 
nur  Vermutung,  baß  bie  granteufdmle  in  jener  itirdfe  ißren 
Dtittelpunft  fyatte;*  fie  lag  an  ber  leoniuifcben  illauer , naße 
am  heutigen  Sor  de  Cuvulleggieri,  uitb  fie  führte  uon  einem 
großen  runben  Jurm  bafelbft  beit  Flamen  del  Torrione, 
wäjfrenb  ibr  3**name  in  Macello  001t  ben  cinft  in  ben  ©arten 
be$  ilero  »erbrannten  (Sliriften  bergelcitet  wirb.  ©.  2al»a= 
tore  jerfiel  im  Slauf  bcö  Üiittelaltevä , ein  2cil  ber  itirdie 

1 Ita  cst  nutein  ipHii  Ecclti  propter  tradendi  sepultiiros  pau- 
|K‘it>8  et  diviu-fi  nobile*  et  innobilcs  fjuos  de  ullra  monUinis  partibas 
ventnri  cernuntur.  Xad  Xiplcm  (6eint  SDlariui  n.  LXX!)  ift  ecu  btm> 
fclbtn  3cviuiat  3<>liami  cepirt,  ber  and;  die  Urtmibc  ?«’«  IV.  11.  XIII. 
copirtf , mW  (litriu  n’ilb  filrjtr  gefaßt : Ecclesia  S.  Salvator»  Ltomini 
Nostri  ad  sepeiiendos  onmee  peregrinos.  Xorrijjio  Je  surr.  Groll. 
Vat.  p.  5031  bruefte  baS  Xiplout  suerfl  ab.  Slbcr  fcu-ol  fiftarilti  rJtctfit 
p.  ‘445)  alfl  9Murateri  Anli«j.  med.  nr\  i 111.  diss.  314.  p.  10  crfläwt  cd 
für  ccllig  unecht.  fDlartiiidli  Koma  ca  eilt.  p.  389  nimmt  es  unbefangen 
für  edit,  mit  nmnbert  fid;  mir  über  bad  barbavijrfjc  Vattin.  Sa  ift  ittbef; 
fiir  bic  Xcpegvapbie  Jh'em’e  im  snec.  li  unb  12  irrt  fu  jjcbratidjcii. 

1 Xic«  behauptet  2 et? traue  le  7 cliiese  p.  293. 


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3" ic  Sdjoien  ber  gicmbcit  in  9tent. 


473 

mürbe  jerftört,  um  bie  Herfer  ber  ^iiquifitiou  ju  erweitern, 
Ȋbrcnb  ber  anbere  nur  alb  ein  Steft  in  ber  .^interfeite  beb 
^nqnifitionbpalafteb  ft  du  bar  ift. 

Gnblicfi  batten  aud)  £angobarben  ihren  3ib  int  oatica- 
niicben  Gebiet,  oielieicbt  fdmn  von  SIfterb  ber , vielleicht  erft 
itacf)  bem  Sturj  beb  $efibcriuS:  beim  jum  erftenmal  wirb 
ihre  Schule  im  Sehen  Seo’b  III.  genannt,  ihre«  ipilgerhaufeb 
aber  gefducbt  jur  3eit  Seo’b  IV.  ßrwäbnung,  alb  ein  '-Branb 
bab  Sachfcnoicrtel  üerjebrte. 1 @b  lag  bcmtiad)  auf  bcrfelbeit 
linfett  (Seite  beb  ^orticub,  »o  mir  alle  biefe  Slnfiebhtngen 
norbifcfjer  Nationen  finben.  2>ie  heutige  Atirciie  0.  tüiaria 
in  Cumjio  Santo,  el;emalb  S.  Salvatore  de  Ossibus  ge- 
nannt, mirb  biefer  Sangobarbenfchule  jugemiefen,  unb  aud) 
hier  mar  bie  ,§auptfache  citt  ibegräbnifmrt  auf  ber  heiligen 
oattcanifdjen  Stätte.  1 

3mei  anbere  ^rcmbcncolouien  maren  »eit  älter  alb  bie 
Schulen  germanifdier  Station,  bie  ber  (üriedieit , unb  jene 
uralte  ber  $uben.  3)ie  Sehola  Graecorum  fauben  mir  bei 
ber  Äird;e  S.  'JJtaria  in  Sobmebiit , ber  ©emeiube  ber  gilben 
aber  mirb  in  biefer  $eriobc  itiemalb  gebadit;  bentt  511111 
lebten  mal  mürbe  ihrer  Spnagoge  jur  3cit  beb  ^he°borich  cr= 
mahnt.  SBähreub  vieler  ^ahrhunberte  bebecft  tiefeb  Schmeigcn 
bab  Scbicffal  biefer  mcrfmürbigften  aller  grembencolonien 
Siom’b,  bodi  fie  lebte  im  Ürabteüere  fort,  unb  behauptete 
bort  ihre  Schule  gliidlid)  unter  ber  Regierung  ©regor’b  beb 

1 Saxonnm,  Lniigotinrilonun  domos,  nc  porlicum  concremnns: 
A linst.  Viln  Leonis  IV.  n.  505. 

’ Stecraiio  ;c.  p.  UU4  fa^t , baf(  jene  Sirene  ben  Vangebarbcn  gc 
bürte  mib  ^ 1 1 er  ft  <2.  3uf)ini  genannt  iourbe.  'Jtncfe  'panrinilis  ile  bosil. 
Vntic.  111.  c.  14  tvflt  jrbcdj  een  r’ce  IV.  eine  Attrrf?«  S.  Justini  in  inoiitc 
Soccoruro  511m  ^egräbnif;  ber  3tnliener  btftimnit  »verben. 


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174 


Vierte«  tßmb.  Scttoeteb  Gapitet. 


©roßen,  ber  bcn  Schul},  welchen  er  ben  Hebräern  iHeapeld 
angcbeiben  lief?,  audb  auf  ihre  ©laubenägenoffen  in  9lom 
auäbefjnte.  21(3  bie  Verfolgung  ber  Vilber  ben  .{jag  gegen 
bie  jubelt  entflammte,  bcnett  man  bie  Veranlaffutig  baju 
Sdntlb  gab,  mögen  fie  in  9lom  manches  Ungemach  erfahren 
haben , aber  bie  ©efdiidite  rebct  nicht  von  ihnen.  Unter  beit 
Scholen,  bie  Carl  bcm  ©roßen  entgegenjogen,  toerben  fie 
nid;t  genannt,  nod;  unter  beiten,  toeldte  ben  .Honig  £ub= 
toig  II.  im  $ahre  844  empfingen.  2lber  mir  hören,  baf? 
jur  ,-^eit  ber  Cttonen , im  jebnteit  ^ahrbuitbcrt , aud)  bie 
Schule  ber  gilben  bei  feierlichen  ©elegenheiten  bie  fiaubeS 
bes  Äaiferö  in  hebräifdier  Spraye  fang,  1 tiitb  ttod;  fpäter 
toerben  tuir  fie  ben  .Haifern  eutgegenjiebu,  uttb  bie  Zapfte 
bei  ber  Veft&itabme  bes  i'ateran’S  begrüfeen  fehlt.  Qm  jioölf= 
teil  ^ahrbnnbert  mürben  bie  3uben  9(otn’s  förmlich  als 
scliola  aufgeführt,  uttb  fie  überlebten  fämmtlicbe  Golonieu 
ber  grau  fett,  ^riefen,  Sangobarbett,  Sachten  unb  ©riechen.2 * * * *  7 

2.  Gimleenvaltuitg  ber  Statt  9iem.  'JJidtt  ■ Syiftenj  tc3  Senate.  Sev 

litet  Gcnfut.  Stejleüte  3uticc3  te«  Cyaufjen.  ^äpftliAr  aicvtraltungtbe, 
amte.  Sie  Cptimaten  unb  tbre  ‘Jteamtenbieranbie.  ;Stä0tifd;e  2Kagiftrate, 
C^cridftetvefen , ter  Stattprafoct.  Sie  'Scannen  te«  piipülidjen  tßalatimn'S. 

Sie  jitben  'Paiaftminifter  unb  atitere  $au3cfficiantcn. 

2öenn  uttfre  fienntnijj  Pon  bem  guftanbe  bes  Volts 
ooit  Vom  im  9lHgemeinen  fidi  nur  barauf  bcfd;raitlt,  eine 

1 Dominator  — bebraico,  graecc,  et  lat  ine  fanstn  acclamantibus. 
Cnpitoliuin  nurcuni  eoneccndat:  Oraphin  Aurea  beim  Cjanaut  p.  181. 
Sem  JcSttig  buttrig  fangen  ticGbriedien  Vante3:  Aliosquemilitiaedoctissimos 
Urneeos  Imperatoriag  lamles  decantantes:  Anast.  in  Leone  IV.  n.  484. 

1 3iu  Ordo  Roman.  XII.  beim  ÜHabiUcn  II.  p.  195  teerten  fte  unter 
ten  2 (beten  ter  Statt,  twlcbcn  tae  iibliebe  ©etbgefcbenf  gegeben  warb,  }u* 
lebt  genannt:  Judaeis  viginti  solid,  proves.  Sie  anbern  Rremtencctenieii 
aber  teflanben  bamat«  niritt  mehr  al3  Sdtoleii. 


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ßii'il  * 'itoivaltunfl  tcv  iStaH. 


475 


uülitäriföe  wie  bürgerliche  Organifation  im  (ibarafter  ber 
fünfte  ju  erfemten,  fo  ift  Re  noch  fiel  unfidicrcr,  was  bie 
GiPilnerwaltung  ber  Stabt  betrifft,  gür  bie  erften  gahrbuw 
berte  beS  römifdieu  SRittelalterS  feit  ©regor  betit  ©rofjen 
finb  nur  fel>r  wenige  Urfunben  rorhauben,  unb  was  fidi 
aus  ihnen  unb  ben  (Bewertungen  ber  Gbroniften  jufammen= 
(teilen  läfit,  gibt  DIefuItate  eher  non  negativer,  als  pofitiPer 
Statur. 

5)er  alte  römifche  Senat  beftanb  nidjt  mehr.  (Rach  bem 
gabre  579  EjaGen  wir  in  feinem,  Weber  griednfdjen  uod) 
römifdjen  Sdhriftfteller  feiner  erwähnt  gefunben,  unb  bics 
gänjliche  StiUfchweigen  lehrt,  baf?  er  in  ber  Stille  fo  er= 
lofchett  war,  wie  2lgneHus  non  (Raoemta  cs  gefagt  hat.  Grft 
mit  bem  gahre  757  taudjt  ber  (Raine  ScnatuS  plöhlid)  unb 
mehrmals  wieber  auf;  er  würbe  non  uns  itt  bem  Sehren 
ben  beS  röntifcheu  3MfS  an  (Jlipin  gleid;  nach  ber  Xron’bc-- 
fteigung  (ßaul’S  I.  bemerft.  @S  finb  bie  (Römer  felbft,  bie 
fich  als  Senat  barin  unter jeichiten,  ja  wir  habcn  offenbar 
bie  alte  gorntel  Senatus  Populusq.  Romanus,  nur  in  am 
berer  gaffung  vor  uns.  216er  bie  entfdjiebenen  RJerteibiger 
ber  (Jfiftenj  beS  Senats  in  jenen  gahrhunberteu  werben 
burch  biefe  Stelle  nur  fdjeinbar  in  ihrer  2lufid;t  unterftüfet. 
(MllerbitigS  war  bisher  feine  ,3?it  geeigneter,  bie  Griunerum 
gen  an  bie  alten  gnftitutionen  ber  (Römer  wieber  ju  beleben, 
als  biefe,  wo  bie  Stabt  ber  bujantinifeben  £>errfd;aft  fidj  311 
entjiehn,  unb  als  .§aupt  einiger  ^roPinjeu  fidh  wieber  31t 
betradden  begann.  (Die  Rlorftellung  eines  Senats  lebte  auf, 
boch  nur  als  (Rame  unb  Grimterung.  Die  päpftliche  ©ewalt 
befebränfte  bie  Selbftftänbigfeit  ber  (Römer,  unb  machte  eine 
ftabtifdw  (Berfaffung  unmöglich;  nur  bie  mächtigen^  2lbelS= 


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47C> 


SMerte«  ibtcb.  2ed>ete«  (iapitcl. 


familicu,  im  SBefib  ber  erften  Stellen  6er  Äird;e,  bee  £eer$, 
6er  ^uftij  «nb  fliibtifdrcn  SSermaltung , u»6  mit  6en  Titeln 
$ur,  Comeö,  Tribun  uu6  Cotiful  gefdjmücft,  traten  mit 
Cntfdiicbeitbcit  als  6aS  ariftofratifcfie  Clement  in  6er  Stabt 
auf,  locldiee  6en  Zapften  fdiott  jeht  gefährlich  mürbe.  Un6 
es  fin6  nur  6iefe  Cptimaten  o6er  ^u6iceS  de  clero  mt6  de 
militia,  »reiche  als  gefantmte  ülriftofratic  6en  imppfanten 
Flamen  6eS  6enatuS  für  fid)  in  Slitfprncf)  nahmen.  ' 

■Öätte  6er  Senat  als  Collegium  nod;  ^ortbeftanb  gehabt, 
fo  mürben  mir  ohne  gmeifel  beit  iitel  Senator  in  öehraud) 
gefunben  hahen,  aber  er  laßt  fid;  in  feiner  Urfuttbe  biefer 
^ahrbunberte  entbeefen,  unb  bie  Briefe  ber  ^äpfte  fpred;en 
uon  Optimaten,  bod;  niemals  von  Senatoren.  3öenn  ein 

J Cod.  Csrol.  ep.  XXXVI.  bei  Ccimi  XV.  Xtr  felgtnbe  S^riff  XVI 
p.  146  jeigt  teil  Sinn  von  omnis  senatus  im  2d>Iit6:  salulant  vos  et 
cunctus  proceruni  senatus,  atque  diversi  populi  congregatio.  3» 
Ep.  XXVI.  bei  Cenui  XI,.  uuterfebeibet  iflciiil  universi  Episcopi,  pres- 
byteri  etiam  et  cunctus  — clerieorum  ordo,  U'eld’em  entfpridjt : pro- 
cerum,  optimal  um  et  universi  populi  — congregatio.  Seither  sfia> 
rallelcn  gibt  e«  manche.  .^abriau  frfjreibt  (ep.  LIX.  bei  Seuni  p.  354): 
cum  cuncto  clero,  senntu,  et  universo  nostro  populo;  aber  and} 
(ep.  LXIII.  p.  368):  pro  euuetis  Epiacopis,  diversis  aacerdotibus, 
aenatu,  et  universo  — populo  Francorum.  £aju  p.  369:  cum  nostris 
epiacopis,  aacerdotibus.  clero  atque  aenatu,  ct  universo  nostro  populo. 
Xatiuid)  mag  tie  Stellt  in  ber  Vita  Adriani  n.  339  erllärt  werben , tue 
btr  'Fapft  (Sapraconim  ciini'cibt  cum  cuncto  auo,  seuntuque  Romano. 
3m  Cliron.  Moisaiaccn.  ann.  801  (je if;t  cö : scu  senalu  Francoruni. 
ueciion  et  Romanorum  corounm  — imposuit.  2c  »t*irb  pon  frätifijd)en 
Senatoren  gcjprcdicn  in  ber  Vita  Walae  II.  p.  561  (Sion.  Genu.  II.); 
in  bev  Dom us  Carolingiae  gcmalogia  (Sion.  Germ.  II.  p.  308).  £it 
fräiitift^cn  'beeten  gebrautbett  ben  Xitel  bc«  Senat«  eft,  fo  im  Carmen 
Frodoardi  de  Stcpbnno  II.  (beim  Jom  Stemplet  V.  p.  440):  Tum 
Rex  cum  regni  Satrapis  claroque  Senalu  ;c.  — ober  beim  Ermoldus 
Nigellus  III.  (Mon.  Gerat.  11.  p.  500):  Rcgibtts  et  Francis  corani, 
cunctoque  aenatu. 


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Ter  Senat,  fcie  (Scnfuln,  tic  SDIagifltaK. 


477 


Senat  ferner  entmeber  nur  bie  9(riftofratic  im  ©anjen  reprä-- 
fentirt,  ober  als  beratenbe  Äörperfdiflft  in  Weltlichen  gingen 
bcm  IJJapft  gebient  hätte,  fo  würben  wir  Senatoren  überall 
ba  auf  treten  feint,  wo  eS  bie  wicbtigften  Beziehungen  Slont’S 
galt,  bei  ber  2Öal;l  ber  Zapfte  uttb  in  ©efdjäften  mit  bcn 
.fjöfen  von  ifJaPia,  oon  grancicn  unb  von  Bpjanj.  Slber 
Wie  jur  $eit  ©regor’S,  fo  ift  auch  im  adbten  gabrhunbert 
nirgeub  bauen  bie  Siebe.  Unter  ben  ©efanbtcn  ber  fßäpfte 
an  bie  Jgtöfe,  unter  ihren  Bcuollmäcbtigten  jur  Cmpfang; 
nähme  oon  Stabten  ober  jur  Sleguliruttg  ber  ©renjen , finben 
wir  Siebte,  Sfifcböfe,  bie  oberften  fßalaftbeantten,  wie  ben 
ißrinticerius  ber  SJotare,  bcn  SaccellariuS  unb  Stomenculator, 
ober  l;ie  unb  ba  einen  T-ur ; unter  ihren  Begleitern  enblidb 
auf  ben  wichtigfteu  Steifen  nach  grancien  neben  bem  Glems 
nur  Cptimaten  ber  SHilij,  nnb  bei  ihren  .^ülfgefudien  im 
Slamen  aller  tflaffen  Slont’S  wirb  fein  Senat  erwähnt.  Bei 
einer  Gelegenheit  mufste  ber  Senat,  wenn  er  eyiftirte , fidter 
auftreten,  bei  ber  BJahl  unb  ©rbebung  bcS  neuen  römifchen 
gmperatorS  Carl.  31  ber  wo  er  in  Gln'onifen  babei  genannt 
wirb,  werben  wir  in  ihm  nur  ben  Inbegriff  aller  ©rofien 
ober  beS  SlbelS  Pott  Slom  erlernten,  was  bem  SluSbrud  Se- 
natns  Francorum  gleichbebeutettb  ift.  1 

Bkber  als  SlcicbS=  nod)  als  SlatSbebörbe  mehr  genannt, 
ift  alfo  ber  röntifche  Senat  als  völlig  erlogen  jn  betrachten, 
uttb  aud)  bie  Steinung  berjettigett , welche  ihn  WenigftenS  als 
ftäbtifche  Curie  ober  als  ©efamnttbeit  ber  $ecuriouen  noch 
im  achten  gahrhunbert  erhalten  glauben,  läjjt  fidj  burd) 

' So  fagt  ti<  (ibrottif  eon  garfa  (ÜMuratcri  II.  Script,  p.  2.  p.  (>4i): 
Cnrolum  coronavit  — et  uno  cum  omni  senatti  Romano  Imperium 
illi  per  omnin  confirmavit. 


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478 


Sterte?  töueh.  Sechste«  Capitel. 


feine  Urfuitben  erweifen.  $ie  große  Slnjahl  oon  Gonfulu, 
bie  fchon  im  achten  Säculum  unb  noch  Weit  mehr  in  fpäte- 
ren  ^ahrbunbertcu  fidt  in  Xocumenten  9lom’s  finbet,  hat 
ausgezeichnete  ^orfcher  bewogen,  in  ihnen  bie  Xecurioncn, 
ober  bie  Sforftänbc  beä  Senats  ju  fef?n , unb  fich  fo  ein 
ftäbtifcheS  GoUegium  §u  erfinbeit,  welchem  jte  ben  tarnen 
Gonfularc  gaben.  1 Slber  in  bem  Xitel  Gonful  laßt  fich  fei* 
neSwegS  für  biefe  3eit  folcher  SÖirfungSfreiS  in  9fom  ent-- 
becfcit ; im  allgemeinen  Gebrauch  nid)t  allein  hier,  fonbern 
in  SHaoentta,  Neapel,  3>enebtg,  felbft  in  J^ftrien,  würbe  er 
nod)  im  fecfjsten  unb  fiehenten  ^aßr&unbert  vom  Äaifer  aus 
©unft  ober  um  ©elb  oerliehen,  nach  ber  SJiitte  be$  achten  3ahr= 
huubcrtS  wabrfdteinlid)  auch  oom  ijiapft  au  ciujelne  'JJerfoncn 
ausgeteilt.  3H  hem  SDfafje  als  ber  Xitel  SfJatriciuS  feltner 
warb,  würbe  ber  beS  Gonful  allgemeiner,  unb  enblich  auch 

1 Xlt  Verwirrung  in  SBejtig  auf  biefe  Stage  iß  groß,  ^err  t.  Sa* 
tigith,  ber  bie  gertbauer  ber  alten  (Juden  behauptet,  finbet  es  luafirftberu- 
lieb,  „baß  jene  Coufule«  nicht«  attbere«  fmb,  al«  Xccurionen"  (9tem.  9t.  I. 
3(»9);  jugleich  unterftbeibet  er  biefe  Ccufulc«  itetb  tont  Senat,  bett  er  al« 
Collegium  für  bie  bloße  Stabtterwaltung  bezeichnet,  unb  au«  beffeu  'Diilte 
bie  Stabt* ©ejirfSrithter  betborgingen,  unb  er  meint,  e»  habe  fich  ber  Sc* 
natu«  noch  al«  Schatten  bc«  alten  9tei<h«fcnat«  mit  bem  Sufprucß  auf  eine 
febr  bebe  Stellung  erbalten.  (S.  378.)  Sehnlich  behauptet  tco  (Oefeh. 
3talien«  I.  S.  11)1),  baß  bie  Xccurionen  nun  Cenfitlit  hießen,  unb  eilt 
Collegium  (Couaularc)  bilbeten  für  bie  Verwaltung  fläbtijcber  (Mter  unb 
ber  Criminal*  unb  Citiljuftij  über  bie  Bürger,  'papenccrtt  (@.  115): 
„an  ber  Spipe  ber  Verwaltung  blieb  ber  Senat,  beffen  Vorßänbe  in  ihrer 
amtlichen  Stellung  ben  9?ameit  Confule«  führten.  Senatu*  unb  Senator 
ßnb  je|jt  ber  Susbrucf  für  bie  Curia  unb  Xecurione«."  6«  iß  Carl  Vegel'« 
Verbieuß , biefe  Snßcßten  Kar  tviberlegt  ju  haben.  9 bet  auch  biefer  griittb* 
liehe  gorfeber  getoinnt  nur  negative  9fefultatc,  unb  bie  gorm  ber  ßäbtifeben 
Verwaltung  läßt  er  im  Uugewiffen.  Xie  llnßcherheit  bei  Sarugup  unb  V«* 
pencorbt  wirb  babureß  termehrt,  baß  ße  bie  3ahrhunberte  bi«  in«  zwölfte 
hinein  jufammeuwerfeu.  3ch  fchließe  hier  alle«  au«,  wa«  über  ba«  saec.  8. 
hinau«geht. 


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Xcv  «Senat,  He  Gonfuln,  bie  'JMagiftvate. 


479 


unbebeutenber.  fetten  bemerften  nur  jum  lefctenmal  im  3<*hl 
743  am  £uj  Stephanus , bem  ber  Ijßapft  3ad;ctriaS  bas 
Regiment  ber  Stabt  übergab,  als  er  jum  Jlönig  Suitpranb 
reiste,  unb  er  üuirbe  enblicf;  auSfdhliefilid)  Pon  5ßipi]i  unb 
6arl  geführt,  ihre  fd)u|)herrlid>c  unb  oberricblcrlid^c  Stellung 
ju  bejeidjuen.  2Iber  ben  ßonfultitel  bewahrten  fi<f)  bie  9iönter 
als  £rabition  ber  SBäter,  bie  ©reffen  fchntüdten  fidh  mit 
ii)m  unter  bem  üblichen  3ufaÜ  Eminentissimus;  il;re  ©ebne 
erbten  ihn  toietlcid^t  fort,  nie  bie  ÜBiirbe  bes  ®up,  ja  einmal 
finbet  er  fidh  fogar  allgemein  für  ben  römifchen  2lbel  ge= 
braucht.  1 2M;rcmale  erfebeint  er  in  9!om,  wie  in  Dicapel, 
in  ber  2>crbinbung  mit  3>ur,  unb  biefer  lebte,  nid)t  ber  erfte 
Jitcl  gibt  bann  Pictleid^t  ber  ffjerfon  ben  ausgezeichneten 
9tang.  2 3nbeji  wuchs  bie  Jfjäufigfeit  feinest  ©ebraucbS  fo 
fc(;r,  bafi  ihn  im  neunten  ^ahrhunbert  ißerfonen  jebcs,  na= 
mentlich  richterlidheu  2lmts  311  führen  begannen.  @r  mürbe 
ju  einer  Söeamtentitulatur,  unb  fo  gibt  eS  consul  et  tu- 
bellio,  consul  et  maxister  censi,  consul  ex  memoriulis. 
unb  im  3ebnten  3ahrhunbert  fogar  consul  et  negotintor. 5 

1 Vita  Gregor.  III.  n.  192  btt  ber  Sun  etc  seit  732:  cum  cuncto 
clero,  nobilibus  etiam  consul  ibus  et  reliquis  Chrislianis  plebibus 
astantibus  decrevit.  3»  ber  Vita  Agatbonis  n.  142  bejeicbiieit  jll  2?VJall3 
Patricii,  hypati,  omuesque  inelyti  beit  Stcl.  Jjbätten  bie  Gonfuln  in 
Stent  eilt  ftäbtijdjeä  Collegium  gebitbet,  fo  tsiirbett  fte  itt  Stepban’«  II. 
'.Brief  an  llipin  (bei  Geniti  VIII.)  genannt  tserben  feilt.  — 31IC  3o< 
("reger’«  II.  wirb  fegar  neef)  ein  Gpconful  Stepbauu«  in  9tem  genannt 
(Collection  Deusdedit  p.  12),  unb  bieö  ifi  ein  nterftsürbiget  Steft  bc« 
©onorar-Goufulat«. 

3 giir  bie«  3abrl<nnbert  finbet  fitp  consul  et  dux  Leoninus  in  bet 
Vita  Hadr.  n.  333;  Tbeodatus  consul  et  dux  (ibid.  n.  291).  Theo- 
dorus  dux  et  consul  (Cod.  Carl,  bei  Genni  p.  353.  356.  385).  3t» 

snec.  9.  febv  bä*tf>9  in  Xiploineu  seit  garfa  unb  Subiace. 

3 SBenit  um  828  eilt  Johannes  in  Dei  nomine  consul  et  tabellio 
urbis  sorteiiintt  (3nflnttuent  sott  Subiace  bei  Gcppi  Discorso  sul  consiglio 


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480  Vierte#  4'udi.  «ecbflte«  iSafitei. 

2lber  bio  Stabt  tan»  nicht  ohne  3)lagiftrate  gebadbt 
Werben,  bie  beit  Gommimal - ©efdiaften  oblagen;  noch  tonnte 
ben  angefetjenen  Bürgern  jebc  Autonomie  entjogen  fein, 
nocfi  täfit  es  fidt  benfen,  baft  SHoni  ebne  einen  ftiibtifdben 
®emeinbe=9tat  beftanb,  ber  fidj.  felbft  ergänjte.  9lur  bie 
höchsten  ©eridbtsftclicn  unb  bie  oberften  5'eriüaltungebebör.- 
ben  tonvben  Dom  Grarcheu  bireet  eingefefct;  er  fdndftc  feine 
SubiccS  nach  9toin,  „bie  Stabt  3U  verwalten,"  unb  unter 
ihnen  haben  wir  fowol  eigentliche  ^Richter , als  3lnfiit;rer 
ber  Struppen,  unb  ginanjbeamte  3U  oerftefjn , welche  bem 
Stur  als  oberftem  Oloupcrneur,  ober  in  lebter  ^nftanj 
bem  Sjßräfectcn  ^talien’S  untergehen  waren.  21  iS  aber 
fpäter  bie  Zapfte  Herren  beS  GrardiatS  unb  SRotn’S  wur= 
ben,  ernannten  fie  felbft  bie  PerwaltungSbcamten ; fie 
fehieften  nach  Siabeitna  unb  in  bie  Pentapolis  ihre  2tc= 
toreS,  bas  l;ciftf  wefentlid;  Beamte  ber  2lbminiftration, 
benen  unter  rerfcbicbcucn  titeln  auch  bie  SlJicbtergcwalt 
juftanb.  'Jlid't  ntinber  befteUten  fie  in  9t  om  bie  oberften 

SDlagiftrate , bie  S^ubiccS,  ben  präfeten . ber  Stabt,  bie 
Jiihrer  beS  .frcerS,  wie  bieS  angenommen  werben  muff. 
StaS  auSgejeicbnete  2tmt  eines  Stur  pon  9tom,  welkes  wir 
noch  im  3al)r  743  Porfanben,  war  jebod)  eingegangen.  S5er 
Papft  hatte  bamit  ben  $taitfenfönig  gleichfam  betraut,  als 
er  if;u  jum  patriciuS  ber  Dlömer  ernannte,  aber  factifch  be- 
tracbtetc  er  fid;  felbft  als  biefeit  patriciuS  unb  ©oubemeur 
pon  9lom.  'IBir  ftnben  baber  nur  StuceS , nicht  einen  Stur 
mehr  bort,  unb  biefe  Beamten  (iw  adtteu  3a^un^ert 

1*  Scimto  je.  p.  12),  fe  ift  nictit  ju  pveifelu,  hiß  Welt  im  8.  saee. 
Jabetlieuen  eher  tWetare  firfj  Soiifutn  nannten,  gilt  hi«  9.  unb  10.  saee. 
bereu  eilte  flaute  »feilte  bei  (SaÜetti  del  Primieer. 


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ücv  Senat,  tic  Cenfiiln,  tie  SD?afli(lrate.  481 

einigemal  genannt)  finb  nicht  immer  alö  burcbauS  ftäbtifebc 
Sefmrben  anjufe^n.  ^m  Allgemeinen  mürbe  baS  Regiment 
9lom’«  durch  päpftlicbc  Siebter  unb  Beamte  geleitet;  aus 
ben  bemofratifeben  Elementen  ber  Stäbteoerfaffung,  bie  im 
Verfall  be$  Reichs  in  Stuinen  ging,  batten  fidb  nur  jnfunft$= 
Polle  Äeime  in  ben  Stolen  unb  ^flnften  erbalten,  ben  mich* 
tigften  (sinricbtungen  ber  HebergangSjeit  in  baS  mittelaltrige 
Bürgertum. 

®ie  Sornefmten  jedoch , durch  2lmt,  ©efdblecbt  unb  9ieid)= 
tum  ausgezeichnet,  beberrfdbten  als  Patrone,  Siebter  unb 
Cfficiere  .£>eer  mie  $opuluS.  $>ie  bürgerlicbeti  Schichten  beS 
Solls  traten  in  ben  Hintergrund,  benn  in  ben  Händen  ber 
Optimaten  befanb  fidb  im  achten  Jahrhundert  aller  (finflufj 
in  9lom , fo  baft  bie  ©efebiebte  ber  Stabt  heutiger  als  alles 
anbere  eine  Iriftofratenberrfcbaft  zeigt,  bie  mit  ber  Seamten= 
bierarebie  zufammenfäUt.  2)ie  Älaffe  ber  Optimaten  tritt 
nämlich  nic^t  als  eine  Korporation  erblicher  tpatricierfamilien 
auf;  obmol  mancher  9lömer  ein  ©efdblecbt  ton  Goufuln  unb 
5)uceS  mit  Stolz  nacbmeifen  mochte,  finbet  fidb  doch  feine 
©pur  eines  IßatriciatS  ober  gentilicifdher  Jamiliengruppcn 
beS  fpäteren  'DiittelalterS.  S)ie  alten  G3efd)led)tet  mären  auS= 
geftorben,  unb  neue  bilbeten  fidb  erft ; unb  mo  mir  Optimaten 
bemerfen,  erfebeinen  fie  oicl  eher  bureb  ihre  Stellung  als 
Obrigfeiten  in  üirebe  unb  Staat  bebeutenb,  benn  bureb  ihre 
^amilie  an  fi<b.  Jbre  flacht  als  foldbe  JubiceS  de  clero 
unb  de  militia  mürbe  freilich  oerftärft,  menn  fie,  mie  ber 
®uy  Soto , auch  reiche  ©runbberren  unb  ©ebieter  oieler  Go= 
Ionen  maren.  Jnbem  fie  nun  alle  »nichtigen  2lemter,  am 
.pofe  beS  ißapfts  als  feine  3Jlinifier,  in  ber  Dtiliz  als  ißatrone, 

3)uceS  unb  Sribune,  in  ber  Juftiz  als  JubiceS  an  ftch 
fflttgcrcslu«,  CWcfc^ic^tc  Kt  Statt  Kcm.  II.  31 


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4'iortc#  ®utb.  Sechste#  (Sapitel. 


482 

genommen  Ratten,  leiteten  fic  too(  aud>  bie  ftabtifdu1  Ver- 
waltung. 2lbcr  bie  eigentümliche  Vermifdjung  ber  gunc= 
hotten  in  biefer  3eit,  mo  bag  germanifdje  ^liefen  in  bag 
römifthe  einbringt,  erfc^tuert  ung  bie  @infid>t,  uttb  oollenbg 
gehn  in  9tom  bie  »erfchiebencn  Velmrbcn  in  bem  begriff  ber 
3ubice«^  unter.  SDenn  er  gehört  ber  SHic&tergemalt  im  2111= 
gemeinen,  ber  papftlidien  Ißalaftabminiftration,  unb  bett 
©raben  ber  SJiilij  jugleid;. 

2öie  ferner  bie  ftdbtifdten  Dlagiftrate  DefdEtaffeti  toarett, 
toiffen  mir  nicht , unb  bie  Vermaltung  ron  @enfug  unb  6om= 
munalgätern , bie  cii’ile  unb  criminale  3uftij  bleibt  bunfcl. 
Flamen  mic  Defenfor,  Gurator,  Principal  ig,  fßater  (5  du  tätig 
merben  in  fHom  nic^t  gehört,  unb  nur  cinjclne  Vejcichnungen 
in  Urfuttben  geben  ftabtifd;e  Notare  unb  öffentliche  2lrchiv>e 
ju  erfettnen.  ®iefe  Sitel  finb:  Clmrtularius  et  magister, 
and)  consul  et  magister  ceusi  urbis,  exitiemoriulis  urbis 
Romae , Scriniarius  et  tabellio,  consul  et  tabellio  urbis 
Romae. 1 35ie  Glmrtularii  merben,  mie  eg  fdhcint,  mit  2lue= 
jeichnung  im  Schreiben  ©tephan’g  an  ^tipiii  nad;  ben  $uceg, 
unb  oor  ben  Gomiteg  unb  Jributti  genannt;  fie  toaren 

1 SPeim  ®afletti  del  Primicer.  p.  179.  186.  190.  192.  198.  Tn 
erfle  Cliartularius  et  magister  ccnsi  urb.  Rom.  ift  ron  822,  au«  einem 
3nflruineut  bc«  Stcgifler«  ecu  Sttbiace.  ©allctti  palt  ihn  für  einen  tfcm« 
muiialbeamteu,  brr  bie  9?fd>nung  über  bie  Abgaben  ber  'Jtifmer  an  bie  ®e« 
tueinbecaRe  führte , mtb  ertlärt  ihn  burth  Arthiuifl  ber  Stabt.  Auch  ber 
exmemorialis  gilt  tbm  at«  CSuftoe  be«  Arcbio«  (Urtunbe  au«  S.  tWaria 
in  Iraät.  ann.  879  bei  @aUetti  p.  192  uttb  bei  Starini  n.  136,  unter« 
fd)rieben  reu  Stelanus  Scriniarius  Mcmoriali  hujus  Rome,  aber  im 
Seit  nennt  er  ft(h  in  Dei  nomine  consul  ex  Mcmoriali«  urbis  Rome).  — 
Öin  iabellic  ober  'Jlotar  ber  Stabt  unterzeichnet  fith  bei  SWarini  n.  92  |d)ou 
im  6.  ober  7.  saec.  mit  ber  fehr  mertiriirbigeu  Angabe  feiner  Station: 
Ego  Tbeudosius  vh.  Tabell.  urbis  Rom.  Italiens  Stationen)  in  por- 
ticutn  de  Subora  reg.  quarta. 


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Die  ftübtiicbrii  äRagtftratr. 


183 


ftäbtifche  VcrwaltungSbeamte,  welche  bisweilen  auch  als 
Vinter  im  ©ienfte  beS  iftapfts  gebraust  würben.  3ur  3eit 
©tephan’S  III.  war  einer  ber  einflufsreicbjten  ÜJtänner  SRom’S 
OtratiofuS  „bamals  GhartulariuS  unb  bann  3)uf,"  woraus 
erfamit  wirb,  baj?  er  von  einem  geringeren  2lrnt  ju  einem 
höheren  emporftieg. 1 ildaS  enblicf»  bie  Verteilung  ber  orbent= 
liehen  (Berichte  ber  Stabt  in  biefer  ißeriobe  betrifft,  fo  ift  fte 
nicht  minber  ungewiß,  weil  Verwaltung  unb  3«ftij  ineinauber 
eingriffen,  unb  bie  ocrfdjiebenartigften  Veamten,  vom  ifkipft 
wiüfürlid)  gewählt  werben  tonnten,  um  beim  (Bericht  als 
Schöffen  ju  fifsen.  $aS  ^uftijwefen  erfcheint  baher  völlig 
verworren,  nur  bies  erfennen  wir,  bafi  ber  Stabtpräfect 
noch  bie  oberfte  Gritninalbehörbe  Siont’S  tvar,  ähnlich  bem 
GonfulariS  in  9lavenna,  unb  bafi  vor  feinen  Stichterftul  bie 
febwerften  Verbrechen  vom  Vapft  felbft  gewiefen  würben. 
Sonft  finben  fich  GonfulcS  unb  Alices,  Gbartularii,  ^ubicee 
beS  ValatiumS  bei  (Berichten  bie  unb  ba  vom  Sßapft  beauf= 
tragt;  hoch  alles  übrige  ift  bunfel,  ba  wir  fpätere  Slnftalten 
ber  3uftij/  namentlich  jene  von  boppelter  9latur  beS  faifer-- 
lichen  unb  päpftlichen  ißalafts  nicht  in  bas  achte  ftahrhunbert 
hinein, Mehett  tonnen.2 3  ItnbejWeifelt  ift  bieS:  bie  frühere  3u= 
fammenfefcung  ber  (Berichte  tvar  mit  ber  Stabtverfaffung 


1 ©eim  Anasl.  Vita  Hadr.  n.  302  tommt  fi»  »ad;  Siaeemta  eom 
tiapft  gefaitbter  Cipartlilariu«  Bor:  Anualdi  Chartularii  tune  ibi  exi- 
stentis  civia  Romani,  bie  beffere  l'ebart  ift  civitatis  Romanac.  Xie 

(Jbartufarii,  im  Crient  aufjerorbeutlicb  angefeben  unb  mit  bem  golbtten  iNittg 
grfcbmUctt,  waren  auch  in  'Jtorn  oft  päpfllttbe  rRicptev , ebwoi  eon  Statur 
CSbartopbbiacfS,  b.  b-  Suftoben  ber  bffenttiibeii  .tnftrumeme.  Siebe  ©nro< 
niit«  Annal.  VIII.  p.  26. 

3 Die  judicca  dativi,  een  oben  ber  ernannte  Stiebtet,  fmb  in  Stent 
erft  im  saec.  X.  anpitreffeu , baber  icb  hier  nicht  auf  fie  Stiirtficbt  nehmen 
barf. 


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484 


Werte*  ©ud).  ®e(&*te*  Capitol. 


gefallen,  bie  ritterlichen  Semter,  oft  mit  benen  ber  Abmini= 
ftration  oereinigt , mürben  Dom  ißapft  eiitgefeßt ; es  fioft  aber 
bie  fHicbtergcmalt  aus  gemiffen  Süürben  unb  Steilungen,  fo* 
bafj  ber  2)Uf,  CSome^  ober  Tribun  jugleicß  roirFlicbcr  ^ubejc 
in  feinem  Äreife  mar. 

ÜSiel  Deutlichere  ilorfteliungen  als  Don  ber  ftäbtiften 
'Bermaltung  haben  mir  Don  ber  beS  päpftlichen  ipalatiumS, 
reelle  tief  in  bie  Angelegenheiten  ber  Stabt  eingreift.  5Der 
lateranifte  ^alaft  mar  im  Sauf  ber  3e*t  b as  eigentliche 
ppaupt  ber  Stabt,  Siß  beS  £ofeS  unb  ber  gefammten  Ab- 
miniftration  gemorben,  Don  mo  aus  Slont  unb  ber  Äirdien= 
ftaat  regiert  mürbe.  6t  mar  jugleicb  bas  Abbilb  ber  6on= 
trafte  beS  ißapfttums : in  bemfelben  SJejirf  jufamnicngehäufter 
©ebäubc  mürben  bie  firchüte«  Angelegenheiten  aller  5ßro= 
Dinjen  ber  6hriftenheit  beforgt,  Bettler  mit  Suppen  genährt, 
©erlebte  gehalten  unb  Tribute  einfaffirt.  begriff  unb  Siegel 
beS  faiferlichen  IßalafteS  ging  auf  ben  Sateran  über,  unb 
Don  beni  bpjantinifchen  £ofe  mürbe  bie  ftrenge  Siangorbnung 
ber  päpftlichen  ^Beamten  unb  bas  6eremonteü  entlehnt,  bod) 
päpftlicb  mobificirt.  ®er  'Jkpft , ber  im  ißalaft  mohnte,  mar 
im  achten  ^aßrbunbert  Don  einem  förmlidhen  SJlinifterium 
umgeben,  in  beffen  .fiänbcn  alle  StaatSgefcßäfte  lagen.  9Die 
Anfänge  beffclbeit  laffen  ftch  mit  SefUmmtheit  bis  ins  fedhste 
^ahrbunbert  Derfolgen,  aber  feine  Sebeutuug  trat  erft  mit 
ber  ©riinbung  bes  Jiircbenftaatcs  ganj  heroor.  Aehnlich  ben 
Aegionar^Stotaren  unb  ®iaconen,  bie  feit  Alters  in  bie 
fieben  fird;licf;en  Siegionen  Derteilt  maren,  crfdicint  auch  in 
ihnen  bie  Siebenjahl.  Sie  maren:  ber  ^rimiceriuS  unb 
ber  SecunbiceriuS  ber  Notare,  ber  ArcariuS,  ber  SacceHa= 
riuS,  ber  ^rotofcriniariuS,  ber  ißritnuS  2)efenfor,  unb  ber 


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3H<  ä)f inifter  tt«  fSrftlidjni  'Palaß’«. 


485 


9iomenculator.  Dbrool  Glerifer  burften  biefe  Beamten  ihrer 
meltltc^cn  Schiebungen  megen  hoch  ju  feinem  firchlicben  ®rab 
auffteigen , fonberit  fie  blieben  im  Klange  ber  Subbiaconen 
ftehn.  2lnfebn  überragte  inbefj  weit  baSjenige  aller  Sb 
fd^öfe  unb  Garbinäle,  meil  fie  bic  bodjften  Stinifter  beö  ißapftS 
mären,  alle  »olljiebenbe  GSemalt  ihnen  jufam,  unb  auch  bic 
Vapftmahl  Iwuptfäcblid;  non  ihnen  abbing.  3l,re  Ginmirfung 
auf  alle  Schiften  beä  Volfs  gab  ihnen  allmächtigen  Ginflufi. 

9iadj  bem  Stiftern  beö  bujantinifchen  Ijlalafte,  mo  alle 
.tiof  beamten  in  Schulen  gegliebcrt  mären,  erfcheinen  audh  fie 
junädjft  als  .fpäupter  üon  fünften  ber  Notare.  ®ie  erfte 
Stelle  unter  ihnen  nahm  ber  ^rimiceriue  Diotariorum  ein, 
beffen  3lmt  jtch  bereite!  um  bic  3Jtitte  beS  tiierten  ^ahrbum 
berts  genannt  fmbet.  Gr  mar  urfprüuglich  bas  ,§aupt  ber 
Heben  Legionär -Notare,  bie  nad;  Gonftantin’s  ^eit  bie  2luf= 
ficht  über  bas  Scrinium  ober  bie  fianjlei  führten.  Seinem 
dSefen  nach  mar  er  ber  ißremierminifier  ober  StaatSfecrctär 
beS  iflapfts,  er  tiertrat  ihn  baber  nicht  nur  bei  ber  Vacanj 
neben  bem  2lrd;ipreSbi)tcr  unb  2lrd)ibiaconue,  foitbem  er  trat 
in  biefem  gall  eigentlich  an  bie  Spitje  ber  Vermattung, 
kleben  ihm  fungirte  ber  SecunbiceriuS  ober  UnterftaatSfecre= 
tär,  unb  beibe  Beamte  finben  fich  oft  mit  einauber  als  bie 
einfluftreichften  ©iirbcn träger  9tom’S.  Sei  allen  feierlichen 
Gelegenheiten , mie  bei  ifjroceffionen  führten  fie  ben  tßapft  bei 
ber  $anb,  unb  fie  hatten  ben  Vortritt  oor  ben  Vifdmfen.  Sic 
fcheinen,  fo  fagt  ein  fpätereS  Fragment  über  bie  ,}ubiceS  beS 
ValafteS,  mit  bem  Äaifer  felbft  511  regieren,  ba  er  ohne 
fie  nichts  SöicbtigeS  erlaffen  fann. 1 £af)er  begehrten  bie 

1 i«b<  ta«  Pivagmciil  Jinlicum  nlii  suut  1‘alntini  :c.  in  eilt«  '-Ht 
jdjrritmng  tcsS  Calf  ran,  angtMi<h  com  3o&anii«8  3)iaconu*  (.im  12.  mcc.  ), 


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8iertee  8uch.  <£ed)*teb  tfnpitfl. 


48(i 

augefeljenften  Optimalen , bie  Slcpotcn  ber  Zapfte,  ben  ©Ianj 
biefer  Slemter,  unb  mir  finben  donfuln  utib  Duce«  jurn  ©ri= 
miceriat,  de  böserer  ober  Iiüdjfter  (Sliargc  emporfteigen. 1 

Der  Slrcariu«  ober  Äaffirer  fann  als  SKinifler  ber 
gtnanäen  betrachtet  merben ; ber  Saccellarius  ober  3a$lmeifier 
bezahlte  au«  bem  öffentlidjen  S«ba(5  bie  Söfynung  für  bie 
Druppen,  bie  Sllmofen  an  bie  Sinnen,  bie  ©efdjenfe  (©re«= 
bpteria)  an  ben  Glcru«.  Diefc  oberften  ^inanjbeamten  griffen 
natürlich  bie  unb  ba  in  bie  ©crmaltung  bee  ftabtifdjen  ©er= 
mögen«  ein,  ba  fämmtlicbc  Slbgaben  ber  6tabt  an  ben  $i«-- 
cu«,  3öUe  ber  Dore  unb  ©rüden,  unb  ©etriebefteuern  uont 
Slrcariu«  regulirt,  unb  in  ben  päpftlidien  Sdiaß  geforbert 
mürben. 1 

Der  fünfte  ©alaftbeamte,  mit  bem  Ditel  ©rotoferiniariu«, 
führte  biefe  ©enennung  oom  Scriniutn  im  Lateran,  bei  meinem 
bie  Scriniarii  angefteüt  maren,  ba«  beifit  bie  päpftlidjen 
Äanjleifecretäre  ober  DabeUione«,  beiten  es  oblag  bie  Crpiftehi 


beraiHtgegeben  juerfl  teil  Slabillou  Muh.  Ital.  II.  p.  570,  rann  ocUfläu> 
biger  na*  einem  Coil.  Vnticmi.  een  iMiiine  9fbein.  'Diuf.  für  3uri*pr.  V. 
p.  129 , unb  auch  bei  @iefebr«ht  am  äeblufl  86.  I.  ber  @eftp.  bet  bcutidKit 
Jtaiferjeit.  (Sa  unterliegt  (einem  gieeifel,  baß  and;  tiefe  ’Jiotij  aus  ber  3«t 
Ctto'fl  III.  ftammi.  — lieber  ben  'primiceriu#  banbeit  ©aüetti'«  befannte« 
töerf  «iel  Primicerio,  worin  er  oiicb  bie  übrigen  3ubice«  be«  Palaßt« 
(brcitclegifrf)  beivritpt.  ®er  erfle  namentlicb  angeführte  primiceriue  ifl  ©ur> 
geutin«  um  544;  ber  erfle  isecunbiceriue  9Rcna  um  53H.  — 3m  saec.  XII. 
gab  e«  in  9iom  eine  Jfirdjt  S.  Karin  Uel  secondicerio. 

1 So  Ibecbatn«,  Consul  et  Dux  in  ber  3nf(firift  Bon  S.  'Angclo 
in  peecaria,  unb  ber  ®uj  fiußatbiu«  iu  ber  3»idjnft  ton  S.  Siaria  in 
tSeamebin. 

1 Tertius  est  Arcnrius  ijui  prneest  tribulis.  (pisrüis  Saccella- 
rius  (j ui  Htipemliu  erognt  militiliua,  et  Romae  sablnilu  acrutiniorum 
fiat  eleemosynam  jc.  £bigt«  Jragnient.  Snccua  hieß  ber  Thesaurus  liaci, 
saccellarius  ber  Tiatributcr  be«  (Selbes , welche«  ber  arearius  iu  ber  Area 
bewahrte.  Ötofletti  £ 124. 


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®it  ÜKiuifttr  tc«  päp(tli$cu  ^alaft'a. 


487 


unb  2>ecrete  ber  päpfte  jn  f dt  reiben,  unb  bic  Steten  ber 
©pnoben  oorjulefett.  $aS  £aupt  ihrer  Schule  mar  ber  pro= 
toferiniarius,  an  melden  bie  SDecrete  gingen,  bePor  fie  bem 
primiceriud  jur  Pefräftiguitg  worgelegt  mürben. 1 

4 

hierauf  folgte  tm  Stange  ber  primuä  IDefenfor  ober 
primiceriu«  ber  $efenforen,  bereu  Porftanb  er  mar.  Slud) 
biefc  ßlcrifer  bitbeten  feit  ©regor  bem  ©roßen  ein  Stegionär= 
Collegium;  urfprünglid;  Stnroälte  ber  Slrmcu  mürben  fie  Slb= 
»ocaten  ber  Äird>e,  unb  mir  haben  fie  fd)on  ju  Wregor’d 
3eit  neben  Stotaren  unb  ©ubbiaconen  als  Permalter  von 
Äirdtengütern  ober  Siectored  oermenbet  gefehlt.  3n  ^en 
.pänbeu  ihres  präftbenten  lag  alfo  bie  Slbminiftration  ber 
Patrimonien,  er  tonnte  bespalb  $um  Steil  als  Ptinifter  ber 
Slgricultur  betrachtet  merben,  aber  bie$  nicht  allein,  ba 
burd)  bie  Stefertforen  alles  an  ibn  fam,  mas  fid;  auf  bic 
Strebte  ber  Jtirdje  gegenüber  bem  ©taat,  ben  Pifd;öfen  unb 
pripaten,  unb  auf  bie  Perfwltniffe  ber  (iolonett  ^unbertfad) 
bejog.  'l 

Ster  lebte  in  biefer  Steibe  enblicf)  ift  ber  Stomenclator 
ober  Stbminicutator,  ber  eigentliche  Stnmalt  ber  Pupillen, 
Söittmen,  Pebrängten  unb  ©cfangenen,  ober  Ptiuifter  in 
©nabcnfacheit.  Sin  ihn  manbten  fid;  alle,  bie  oom  papft 
etmas  ju  bitten  batten. 3 

Ster  allgemeine  Statue  biefer  lieben  tmdtften  Peamten  bes 
geiftlidien  Staats  mar  im  achten  v^at)rhunbert  Qubiced  de 

1 Quintus  est  Proloscrininriu«,  qui  praeest  scrininriis.  quoa 
TnU'lliones  vocnimis:  ibitl. 

1 Sextus  primuB  defmsor,  qui  praeest  detVnsoritms,  quos  advo- 
i'iitos  nominamua. 

‘ Seplimua  udmiuiculntor.  intercedeuo  pro  pupillie  et  viduis, 
pro  afTliclia  et  cnptivis. 


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188 


Bierte*  ®ud).  Serbelt«  tiat'itcl. 


clero,  jum  Unterfchieb  twn  ben  ^ubice«  de  militia,  ben 
Duce«,  Gonfuln,  Gfjartularii , ÜJiagiftri  3Jtilitum,  Gomite« 
unb  Xribunen.  211«  aber  «ad;  ber  Gmeuerung  be«  ifaifer= 
tum^  ba«  päpftlicbe  ißalatium  auch  eine  faiferlidje  'lifalj 
würbe,  erfd)einen  jene  in  ber  hoppelten  Gigenfdjaft  uoit 
päpftlichen  unb  faiferlichen  Beamten  jugleich,  unb  fie  führen 
ben  Xitel  Iudices  Palatini,  ipfatjriditer,  aud)  Iudices  or- 
dinarii,  weit  i£;re  OuriSbictioit  mit  ihrem  'MrfuttgsFrei« 
oerbmtben  War;  al«  Glerifer  burften  fie  jebod;  nicht  Grimi= 
nalrid^ter  fein, 1 3m  achten  ^a^rEsunbert  befaßen  fie  nicf)t 
nur  ©eri<ht«barfeit  in  ihren  bctreffenben  2lbteilungen,  fon= 
bern  fie  würben  t>om  tßapft  bei  verriebenen  9ied)t«fällen 
jugcjogen.  .Oauptfädilid)  bienten  fie  ihm  als  Diplomaten 
unb  '-Boten,  unb  wir  haben  namentlich  fo  »ermeubct  gc- 
funben  -ben  ißrimiceriu«  unb  Secunbiceriu«  ber  Notare, 
ben  Ißrirnu«  Defenfor,  ben  'Jiomenculator  unb  ben  Sac; 
cellariu«,  bod)  niemal«  unfere«  2öiffen«  ben  ülrcariu«  uttb 
'^rotofcriniariu«. 

2lußer  biefen  ficben  3)tiniftem  gab  e«  nun  noch  anbre 
aitgefehene  ißalaftbeamte  be«  ißapft«,  feine  eigentlichen  Jpaue- 
officianten,  welche  wieberum  jahlreiche  llnterbeamten  in 
Scholen  bereinigten , fo  ber  SBicebomiitu«  ober  .£>au«hofmeifter, 
ber  dümmerer  ober  Gubiculariu«,  ber  SBeftiariu«  unb  ber 
Öibliothecariu«,  Beamte,  welche  ber  ißapft  auch  al«  Schöffen 
gebrauchte.  Der  iBefiiariu«  war  nächft  ben  Sieben  ber 

1 ®a«  gragment  i^at  eine  nsicbtige  'Jiciij  über  fcic  @ericbt«barfeit  ber 
judices  palatini,  judices  consulares  Pt  pedauei , trcrauf  icb  fpäter  mid) 
bejitbe.  — 9tatb  Stiicbubr’«  Vermutung  bat  bi*  ©iebenjaW  ber  Judices  ben 
fpäteren  peben  Sarbinatbifcbofen  unb  ben  beulftben  Äurfiitfieu  jum  iDCufter 
gebient  (Saoigm»  9t.  8t.  I.  ©.  58 1 unb  Sunien  sc.  sPtitbreib.  ber  Stab:  1. 
Z.  225). 


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Tie  päpftlüpen  'palaftbeamten. 


489 


einfiußreiibfte,  mtb  Optimalen  mit  bem  Xitel  Gonful  unb 
X)up  oerfcbmäbtcn  bieö  £ofamt  nid)t. 1 9iic^t  allein  fyatte  er, 
ala  |>aupt  einer  febr  ja^reicben  Sdjole,  bie  Sluffidit  über 
bie  foftbaren  ©etoänber,  fonbern  aucf)  über  ben  Scbaß  oon 
Äirdjengütern  unb  Äleinobien,  bie  im  33eftiarium  ober  ber 
Sacriftei  niebergelegt  toaren.  Xaß  aber  auch  er  ein  mirf= 
lieber  3ubep  toar  gebt  aua  ber  Süulle  .öabrian’a  oorn  3abre 
772  beroor,  toomit  er  bem  ißrior  bea  SSeftiarium’a  für  alle 
3eit  bie  ^uriöbictioit  in  «Streitigfeiten  bea  Jf [öfters  garfa 
mit  ßinfaßen  „ber  röntifeben  9iepublif"  übergab,  mosten  ftc 
Seroobner  diom'a  ober  anberer  Stabte,  greie  ober  filterte, 
©eiftli^e  ober  Üitlites  fein.7  (ra  ftnbet  ficb  ferner  ber  Xitel 
einea  Superiata  bea  ißalatiuma,  jur  3f>t  $abrian’a  mit  bem 
2lmt  bea  Gubiculariua,  jur  3e't  Seo’a  IV.  fogar  mit  bem 
einea  ÜJtagifter  üütilitum  oerbmtben:  fo  baß  ea  fdjeint,  ea 
fei  ein  burebaua  toeltlicbea  Slmt,  »iellei^t  einea  Guropalata 
im  alten  Sinn,  ober  einea  Sacriftan  getoefett,  toelcbea  mit 
anberen  Söürben  oereinbar  bie  Cberaufficbt  über  bie  |>aua= 
officianten  in  ficb  begriff. 3 

1 3n  einem  Tiplom  »on  857  unterjeidjnet  fiep  Isipinu«  Consul  et 
Dux,  atque  Vestiarius,  eine  iniereffante  •5*äufmiö  ren  Titeln  (©atielti 
itel  vestarario  p.  38  unb  $enbettini  sc.  p.  36).  Ueber  ba«  Snit  bau  teil 
auifüprlicp  @a(lelti  del  Vestarario.  3tcm  1758,  unb  Ganceüieri  de  Se- 
cretariis  T.  I.  pars.  3.  c.  5.  Ter  Titel  ging  fogar  auf  bie  Jöeiber  her 
Beamten  über;  Oatfdti  gibt  (p.  46)  eine  Snfdjrift,  worin  eine  Theodora 
vesterarissa  rorfommt.  — ®a#  ütmt  erlefcb  fepon  im  saec.  XI. 

’ Tie  SJulte  fiept  in  ben  Exc.  Chron.  Farf.  beim  ÜJiuratori  Script.  II. 
p.  2.  p.  346,  unb  beim  ®alfetti  del  Vestarario  p.  25  sq. 

1 Paulus  Atinrta  cubicularius  et  superiata:  Anast.  n.  234  — unb 
Uratianum  eminentissimum  magistrum  militum,  et  Romani  palatii 
egregium  superisttun,  ac  Consiliarium:  Anast.  n.  554.  später 
jdjeint  ber  Superipa  als  trfler  ber  weltlichen  Magnaten  bttradptet  worben 
?u  fein:  @aQetti  del  Primic.  p.  18,  unb  für  ba8  saec.  9.  noep  einige 
Stellen  bei  'fiapencotbt  2.  147. 


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490 


Vierte«  ©udi.  Sed^tc#  ffal'ittl. 


2llle  fold)e  Veamte  beg  palaft«  würben  neben  jenen  fiebert 
SMiniftem  niefit  allein  als  ^ubiceö,  fonbern  and)  als  Prima- 
te? unb  ProccreS  CSlcri  3ufammengefaf?t,  woju  wir  inbefs 
aud)  bie  Jefenforen,  ©ubbiaconen  unb  bic  fRcgionaruotare 
redeten. 1 '.Wenn  biefe  ÜDJänner  au  es  ben  fernen  Patrimonien 
©arbinieu’S,  oon  bent  wilben  Gotfica,  non  ben  cottifchen  2Hpen, 
unb  ebebem  aus  Galabrieit  unb  ©icilien  itad)  Siotu  juriids 
feinten,  mosten  fie  liier  weniger  reich,  aber  mit  uid)t  ge; 
ringerent  ©tolj  auftreten,  als  bie  Prätoren  unb  präfibes, 
welche  etnft  bas  alte  SRom  jur  Verwaltung  ber  proüinjen 
abgefdjidt  batte,  ©ic  mifditen  fidj  bann  mit  fRecht  unter  bie 
Primaten  ber  ftirdie,  unb  erwarteten  ihren  Sobit  in  ber 
Vcförberung  ju  einem  ber  palaftminifterien.  ©onft  aber  ge= 
hörten  Weber  Garbinäle  nod)  Vifdwfe  ju  ben  ^ubiceS  be 
Glero,  fonbern  biefe  SCitcl  bejeiebneten  nur  bie  genannten 
Palaftcbargcn,  unb  wir  feben  einen  clerifalcn  9lbel  rwr  unb 
oon  zwitterhafter  fRatur,  ba  er  mit  ber  Äirdie , wie  mit  bem 
©taub  weltlidjer  Optimalen  fiefi  berührte.  Unb  aud)  hier  Wie 
bei  ben  rein  weltlich  ©rofjett  läf,t  fich  erfettnen,  bah  ber  Giit- 
rlufi  beb  Ülbels  aus  feinem  bierard)iid)en  Veamtentumc  flof?. 

3.  sUcrbältnifff  b«  Crganiiation  in  aiitcrcu  S labten.  ${«11  Beamte. 
Sie  Slice«,  Xribuni,  GcmitcS.  Ser  XucattiÄ  Sfomanu«  unb  feine  ®rett;tn. 

Si'cmiiri)  Juecien.  Gamranien.  Sabina  unb  llmtvia. 

'Wir  werfen  am  ©d)lui;  tiefes  Gapitels  einen  VI id  auf 
bie  Ginriditungen  in  ben  anberen  bem  papft  unterworfenen 

1 (»iefcbrfdjt  :c.  @.  805  unb  Hintere  batten  nur  bie  fitbtn  SWiniflcr 
für  Jutlices  de  der»,  ab«  bei  brr  ISuebebnung  biefe«  ©egriffb  unb  bei 
ber  factifdxn  (»eriebtöbarteit  b«  wrfcbitbwcn  ©ramten,  3.  ©.  bf«  ©eflia- 
riu«,  if)  biefe  Ünfi(f>t  jebeufaUe  irrig  iSUe  'pfataflbeamten  nennt  $abrian 
einmal  servitin  noslrn  (fo  im  ©rocef?  be*  IBbt«  ©ot&o,  Cent.  Uarol.  Ti. 
bei  Genni  78). 


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ürganifation  in  anbereii  'Stätten. 


491 


©tobten , unb  auf  bie  Slubbehnung  beb  2)ucatb  von  9iom  im 
Befonberen.  2lud»  in  tteineren  mie  größeren  Orten  batte  fid) 
bev  Jtern  ber  Bürgerfd;aft  alb  i'iilij  organifirt.  (Tie  Gurial* 
Berfaffung  »rar  untergegangen,  unb  bie  oberften  ©teilen  ber 
^uftij,  ber  Bermaltung  unb  fDlilij  mürben  vom  iftapft  Befe^t 
Bei  ber  rorberrfebenb  militärifthen  Orgauifation  führten  bie 
©ourerneure  ber  ©täbte  unb  Eafteüc  rorjugsmeife  Sitel, 
»reiche  urfprünglicb  militdrifcfjc  ©rabe  bejeidmeten , »tue  Tuceb, 
Üribuni,  unb  biöroeilen  (Somiteb.  SIber  bie  Benennungen 
fdjmanfen  alljufehr,  unb  eb  finbet  fiep  für  bie  päpftlicfien 
9iegierungsbeamten  auch  ber  allgemeine  Begriff  2lctorcS,  mit 
bent  felbft  fraitfifcbe  ©rafen  bejeiepuet  »verben. 1 3U  Hüten 
regnete  man  auch  bie  eigentlichen  9ticf>ter,  benn  Ipabrian 
tagte  in  feinem  Schreiben  an  (Sari  aubbrücflicf),  fein  Bor= 
ganger  habe  nach  9laoenna  alb  ^ubiceb,  „um  allen  ©etralt-- 
leibenbeit  ©erechtigfeit  ju  geben,"  ben  *prebb»;tcr  SjBpilip>pug 
unb  ben  ®up  (Suftadnub  gefdjicft.5*  (Tiefe  Steilung  beb  91  e= 
gimentb  jtrifcheit  einem  SjBriefter  unb  einem  ®up  mödite  bafiir 
fptechen , baß  ber  leütere  nur  mit  ben  militärifchen  Slttge- 
legenheiteit  beauftragt  mar,  aber  eb  ift  bemerft  morben,  baf» 
fi<h  bie  STuccb  offenbar  auch  mit  ber  richterlichen  ©eiralt 

1 iafiit  ift  bebeutenb  Cod.  Carol.  L1V.  bei  ttemti  LI.:  nam  prae- 
uominataa  civitatea  — Emyliae  — detinena,  ibidem  actores,  quos 
voluit,  constituit,  et  nostroa,  qiioa  ibidem  ordinavimus,  projicere 
viaua  eat.  Säeitev:  noster  praedecesaor  cunctaa  actionea  ejusdem 
Exarchatua  — diatribuebat,  et  omnea  actores  ab  hac  Ilomana  urbe 
praeeepta  earundem  actiouum  nccipiebant  (fc.  b.  ihre  Xiplome).  — 
Ep.  LXXXV1I.  bei  (Jettni  p.  412:  petimua  ut  per  comitea  vestroa  (bie 
fränfiftbett) , qui  in  Italia  sunt  actores  tc. 

’ 3n  bemfelbett  Briefe:  nam  et  judicea  ad  facienda»  juatitiaa  oui- 
nibua  vim  patientibus  — direxit,  Pliilippum  videlioet  illo  in  tem- 
pore preabyterum,  aimulque  et  Euatacliium  quondam  ducem  — ba8 
quondnm  bejiebt  ficb  auf  bie  3«»  be«  Stbreibenbeii , ni(bt  be«  Seamteu. 


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492 


flirrte«  S3ucb.  '2fd'?te*  Capitel. 


neben  ber  militärifchen  befleibet  fanben. 1 SDlan  glaubt,  baß 
DuceS  in  ben  größeren  Stabten,  in  ben  Heineren  Dribune 
unb  Gomiteö  bie  Dbrigfeiten  waren;  hoch  nid)t  immer  läßt 
fid)  bie«  nach  weifen.  Unter  ber  .öerrfcßaft  ber  ©rieten  unb 
Sangobarben  waren  jene  in  ben  großen  Stabten  ®efebl«[;aber, 
wir  finben  fie  noch  im  achten  Qahrbunbert  in  beliebig 
unb  Neapel,  wie  in  ffermo,  Ofimo,  3lncoua,  $errara,  non 
Spoleto  unb  Seltenen t nic^t  gu  reben.  Solche  DuceS  waren 
Zugleich  Rectoren  non  bem  gangen  Stabtgcbiet,  unb  man  f;at 
fic  beafmlb  als  inujores  öon  ben  minores  ju  unterfcheiben 
gefugt,  welche  feine  fo  auSgebebnte  ©ewalt  befaßen.'2  Denn 
ber  Xitel  Dup  ift  nicht  minber  häufig  anjutreffen,  als  ber 
beö  Gonful,  jumal  nad)  bem  achten  Qahrhunbcrt,  unb  fchon 
besßalb  fönnen  nicht  alle  bie  ihn  führten  mit  bem  Regiment 
einer  Stabt  betraut  gewefen  fein.  Qm  ©anjen  laßt  fid;  bie 
2lnnabme,  nur  bie  größeren  Stabte  hätten  DuceS  gehabt  wol 
beftätigen,  beim  wir  fönnen  im  achten  Qaln'hunbert  feinen 
aufweifen,  ber  im  Üanbgebiete  fHont’S  als  Dur  einer  Stabt 
Wirtlich  bezeichnet  wirb.  Doto  mag  in  9iepi  Dup  gewefen 
fein,  aber  beftimmt  ift  es  nicht;  er  töbtete  ben  Dup  0rcgo= 
riuS,  ber  fich  feiner  Ufurpation  Wiberfeßte,  hoch  wir  erfahren 


' Pegel  t»t  bie  '.Meinung  Sauignp'«,  bie  Ittice«  batten  nut  militäriiebe 
3uri»biction  au«geübt,  burtb  bie  Stelle  eine*  Briefs  2ec’«  III.  tont  3abr  808 
tcibcrlrgt  (Monum.  be*  Cftini  II.  ep.  5):  solebnt  dux,  qui  n nobis 
erat  constitutus  per  distractioneni  causa  rum  tollere  et  nobis  more 
solito  miuue  tribuere  — — unde  ipsi  Duces  minime  posaunt  suf- 
fragium  nobis  plenissime  praesentore.  S«  bauerte  alfe  ber  äemterfauj 
tt«b  fort,  beim  suffrngium  mar  ba*  %iitritt*gelb.  Siebe  Carl  pegel  I. 
242.  243. 

1 'Diuratori  bat  eine  ganje  3>iffertation  barflber:  Antiq.  Med.  Aev.  I.  V. 
de  diteibus  atque  principibns  anliquis  ltniine.  £ie  grefie  'Dieiigc  btr 
£ucee  fanit  er  jebotb  nitßt  untrrbriugcii. 


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Crganifation  in  anberen  Stählen. 


4M 


nur,  bafi  berfel&e  in  ber  Gantpagna  9tom’S  ficf>  befanb.' 
3n  ber  Stabt  felbft  werben  mehrmals  $uceS  genannt,  aber 
ihrer  feiner  gibt  ficb  als  ^Befehlshaber  einer  Stabt  ju  erfen- 
nen,  noch  wiffen  toir , ob  er  es  irgenb  Dörfer  war,  mit 
SluSttahme  beS  einen  GuftachiuS.  * Sie  tonnten  ebenfogut 
©enerale,  wie  fßalaftbeamte,  nnb  'Jiidjter  gewefen  fein,  unb 
würben  in  oerfchiebenen  potitifchen  ©efchäfteu  gebraucht. 
3&r  Sitel,  mit  bem  ^räbicat  Gloriosus  oerbunben,  tonnte 
leicht  Pom  ißapft  erfauft  ober  als  SluSjeichnung  gefchenft, 
ober  angemafjt  fein , unb  wie  jener  ber  Gonfnln  war  er  t>iel- 
leidjt  f<hon  int  achten  Qahrhunbert  bei  Familien  erblich. 
Unter  ben  Titeln,  womit  fich  bie  Gitelfcit  ber  9tömer  ju 
aßen  3e'tcn  f<hnriicfte  unb  noch  fwte  jiert,  war  er  ber 
begehrtere;  benn  es  war  fchmeicbclhaft  ben  tarnen  einer 
SBürbe  §u  führen,  bie  boit  ben  mächtigen  dürften  in  Spoleto 
unb  ®encoent,  unb  non  ben  Häuptern  Sfenebig’S  unb  9?ea= 
pel’S  getragen  würbe. 

Tribunen  mit  bem  ißräbicat  Magniticus,  werben  einige* 
mal  in  fianbftäbten  erwähnt.  So  ha^eIt  wir  fte  in  2Uatri 

1 ©tan  febe  ba8  gragment  be8  lateran.  öcncil«  tom  3abr  769. 

1 3it  brr  Stabt  werben  al«  Duc«  genannt:  Ibcobatu*,  Giiftatbiu8, 
C*ratiofuS  brr  ©IBrber  £oto’e,  3cbanne8  Srubrr  Stephan'«  (Vite  Hadr. 
n.  297),  Jbrcbcni«  9ieffe  $abrian’8,  Greecetts  mtb  Stbrianue,  brlrgirt  für 
Sriiti'fnt  (Cod.  Cerol.  ep.  92,  bei  Genni  S.  496),  unb  enblicp  Gonftan- 
tinu8  unb  ©aulu8.  ©ott  ibnen  banbett  Cod.  Cerol.  ep.  94,  bei  Genni 
@.  901.  Sugeflagt  bei  Gart,  werten  fte  ibm  »cm  ©apft  empfohlen  at« 
ducea  nostri  veetrique  unb  fideles  erga  B.  Petri  Apoetolorum  prin- 
cipig  veetri,  uostrique  servitium.  Genni  erttärt  fte  für  ©räfecten  ber 
©titij;  i<b  b«lte  fte  jebotp  für  töniglitbe  niigsi,  beult  auch  biefe  betrachtete 
ber  ©apft  at«  in  feinem  nnb  @.  ©eter’S  $ienft.  2)ie8  tebrt  ftblagenb 
Ep.  58,  bei  Genni  @.  349,  wo  $abrian  bie  beimfebrrnben  ©liffi  ber 
grauten  empfiehlt:  tideleg  in  gervitio  fautorig  vegtri  B.  Petri,  Apogto- 
lorum  principia,  et  noetro  atque  vestro  re perimus. 


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494 


©ierteb  ©ndj.  Gapitel. 


unb  Snagni  gefunben;  aber  audft  bei  ihnen  täfet  ftd)  nict>t 
immer  unterfd^eiben , ob  jte  ba?  Stabtrcgiment  befaßen 
ober  2lnfü£;rer  ber  5Dlilijen  traten , ober  in  irgenb  einer 
anbern  ©igenfdjaft  biefen  Xitel  trugen.  1 2U8  Senbboten 

ober  Gommiffarien  finben  fid)  feine  Xribune  oom  ^Japft  er- 
nannt, mo  e8  mistigere  2lufträge  galt.  $u  ber  Stabt 

felbft  bleiben  fte  in  ihrer  militärifdten  Gigenfdjaft,  mürben 
aber  im  jiebenten  ^ahrhunbert  btemeilen  nach  9ia»cttna  gc 
fcfiidft,  um  neben  ben  ©eiftlidjen  als  Vertreter  be8  .§eer8 
ba8  Xecret  tmn  ber  papftmalR  an  ben  Gpardjen  ju 
bringen. 

Heber  bie  Gomite8  enblid)  t;errfd)t  biefelbe  Uufidjerheit. 
SDenn  nur  bon  einem  einjigen  laßt  fid)  nadjmeifen,  baß  er 
über  eine  Stabt  gefegt  mürbe;  e8  mar  bie8  Xontinicue, 
meldjcn  £abrian  im  ^aljr  775  jum  Gorncs  be8  flcinen  Orte 
©abellunt  ernannte.'  £>arau8  mag  mit  ©runb  gefd>loffeu 
mcrbett,  baß  auch  bie  Regierung  anberer  Gaftelle  folgen 
Gomite8  hm  unb  ba  übertragen  mar.  Pismeilen  merbett  Re 
al8  53efi(jer  bon  Üanbgütern  ober  al8  Pächter  bon  Patrimonien 

1 3n  ben  'ßad)t»er(eicbniffen  Gregor’«  II.  finben  fidi  mebre,  bie  ber 
Gampagna  ober  Xubcicn  anjugebörtn  fe^einrn , unb  einmal  wirb  ber  Xitel 
jelbfl  non  einem  SBeibe  geführt:  Studiosae  Tribunar  wu  Petro  jngalibus 
(Collect.  Deusd.  a.  a.  O.  p.  10).  3ut  saec.  X.  gab  e$  Senatrices. 
X>ie  jpätere  ©erbiitbung  non  ronsnl  et  tribunus  tommt  in  SDIonumenten 
bes  saec.  8.  nitbt  oor.  — 2Bir  fanbeit  @racilie  in  Stlatri,  in  iSnagiii  ?eo> 
natne  al«  Xribun:  Vita  Hadr.  n.  297.  Vita  Stephani  u.  273.  3m 
Cod.  Carol.  Ep.  L1V.  bei  (Semti  p.  335  wirb  unter  ben  «täbtett  ber 
Slrntilia  ein  Tribunatus  decimus  genannt,  tea«  beweibt,  baß  bort  in  ge» 
wißen  Xiftricten  Xribune  bie  Verwaltung  batten. 

J Dominicum  — comitem  constituimus  in  quandam  brevissimam 
ciritatein  Gabellensem,  praeceptum  ejus  civitatis  (b.  b-  bie  ©eflallung) 
illi  tribuentes.  (St  mtxbte  alfo  einem  ©aflalben  jn  nergleicben  fein.  Cod. 
Carol.  LI.  bei  Genni  L1V.  p.  335. 


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Crflanifatiou  in  anbnrn  »Stabten. 


49.» 


genannt,  unb  mochten  bann  leicht  Officiere  ber  SJlilij  oon 
Slont  fein.  1 

2Sir  enbigen  biefe  Unterfucfjung  mit  ber  geographifdwn 
Ueberficht  beg  Sanbgebietg  Pon  9tom,  ober  beffen,  was  noch 
in  jener  3eit  „Xucatug  Ülomanug"  genannt  würbe.  2öir 
haben  fte  bisher  aufgefpart,  weil  eine  bestimmte  Cpodje  ber 
Gilbung  beg  Xucate  nicht  angegeben  werben  tonnte,  weil 
ferner  bie  ©renjen  beffefben  Wecbfelten , unb  fid)  crft  nach 
ber  fDlitte  beg  achten  gahrhunbert*  ein  §ieinlid>  beftimmter 
Xerritorialumfang  erfcniten  läßt.  3>iefes  Sanb  würbe 
noch  in  ber  Schenfunggurfunbe  Subtoigg  beg  frommen  mit 
bem  ©egriff  SDucatug  bezeichnet , hoch  gegen  bie  SJlitte  bei 
achten  Säculum  fehen  wir  oon  ben  ißapfien  bereits  ben 
Slawen  ber  Respublica  Roinana  ober  Romanorum  für 
baffelbe  in  2Infpruch  nehmen,  unb  fo  würbe  cg  alg  bag  ©e= 
biet  betrachtet,  auf  bem  bie  ehrwürbigen  Xitel  beg  abenb; 
länbifchen  bHeicfiö  beruhten,  weicheg  bann  in  ber  ißerfon  beg 
fßatricierg  ber  fRömer  wieber  bcrgeftellt  werben  füllte. 

Xag  Sanbgebiet  Pon  9lom  würbe  unb  wirb  noch  heute 
burdt  ben  Xiber  in  jwei  grofie  natürliche  Hälften  gefdhieben, 
in  Xugcicn,  bag  ilanb  ju  feiner  Siechten,  unb  in  Catnpanien 
ju  feiner  Sinfen.  |)ier  wie  bort  ift  bie  ©afig  bag  UReer, 
etwa  Pon  ber  fDlünbung  beg  gluffeg  SJlarta  big  über  ben 
glu&  Süftura  gegen  bag  Cap  ber  Circe  (heute  6.  gelice) 
binaug.  Stuf  ber  norböftlichen  ©eite  lanbhinein  50g  fid)  eine 
britte  ©ruppe  fort,  welche  Xeile  Pon  Umbrien  unb  oon  ber 
Sabina  begriff.  Cg  waren  alfo  bie  allgemeinen  ©renjen  bag 

1 Anast.  Vita  Hadr.  n.  333:  alias  sex  uncias  a Petro  Cornite  tc. 
Unb  in  bfr  Collect.  Deustl.  p.  11:  Anastasius,  Philicarius  Comites, 
bcitfti  funrli  tjfrparbtrt  rotrbnt. 


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496  Stierte«  ®ueb.  Se<b«teS  Sapitel. 

Meer,  bas  übrige  ÜiScien  (foirol  ducalis  als  regalis),  bas 
$er$ogtum  Weiteren t unb  Spoleto. 1 

5)aS  römifdbe  SuScien  umfaßt  ein  ©ebiet,  welkes  ficb 
fo  umgreifen  lägt : burcf;  baS  Meer  com  regten  überarm, 
Wo  fßortuS  lag,  bis  jur  Münbung  ber  3)iarta ; Pott  l)ier 
mag  bic  ©renjlinie  ^inaufgejogeu  werben  über  ü>lfa,  SBleba, 
syiterbo  vorbei  nach  fßolimartium  Citomarjo)  bis  ftc  ben  Stiber 
trifft,  beffen  Sauf  von  bort  im  Sogen  bis  wieber  jum  'JJieere 
ÜiSäen  natürlich  abfd^tiegt.  3)ie  Sia  $latninia,  bie  (saffia 
unb  Glaubia  burcbfdbnitten  ÜtScieu  norbwärts,  unb  am 
Meer  entlang  lief  bie  Sia  2lurelia  fort.  3brc  unoeränberten 
kanten  finben  ficb  oft  in  biefer  3eit,  nur  würbe  ftatt  Glaubia 
manchmal  bereits  Globia  gefagt,  unb  bic  glaminia  febeint 
febon  bamals  mit  bem  Flamen  Sia  Gatnpana  bisweilen  ge-- 
nannt  worben  ju  fein.2  5Die  tuScifdben  Orte  waren  folgenbe: 
fßortuS,  GentumceHä,  Gare  (beute  Geroetri),  'Jieopprgi , Gor= 
nietum,  Ütrquinü,  Maturanum , Sleba,  SetraBa,  Crd>ia^ 
num,  fßolimartium,  Criolum  (vetus  Forum  Claudii), 
Sracenum , 3iepct,  Sutrium ; an  ber  rechten  Seite  beS  über 
.fjorta,  GafteBunt  ©aBefii  (geScennia),  yaleria,  'ilquaüioa 

1 3<b  f®Iße  *n  tiefer  Ueberjicbt  ber  Tabula  Chorographica  be« 
3cb-  ®arretta,  no<b  immer  ber  ßebiegenften  Slrbeit  über  biefen  ©egenflanb. 
$ie  Geographia  Sacra  be«  Carolo  ä S.  Paulo  cum  noti»  l.ucae  Hol- 
stenii  Amsteld.  1704  gibt  im  ©aitjett  wenig  Slufftfelufj , unb  Ugbedi 
Italia  Sacra,  rcie  ffluoer'«  Italia  Ant.  bient  mehr  für  einzelne  Stabte, 
al«  fiir  bie  ©retqbeflimmungen  ber  Vanbfcbaftm  in  unterer  3eit. 

3 2ie  Slia  SUirelia  über  Sentuniceüä  wirb  in  jenen  3abrbunberten 
bemrgebobeit.  4<cn  ibr  au«  befiimmt  ber  änenoimi«  ucn  Stasenna  (circa 
aacc.  7.)  fafi  ganj  2ti*cien:  n.  XXXVI.  Item  juxta  Komam  ViaAu- 
rclia  jc.  — Siebe  bie  äusgabe  be«  ftcmponiu«  ältela  beim  ©ronosiu«, 
U'c  jener  ©eograpb  abgebrutft  i(l.  — 3<b  finbe  jum  erflenmal  Via  Fla- 
minea  que  vocatur  üampana  in  einer  Urfunbe  be«  Slrtbi»«  ber  Staria 
in  2ra«tetere,  a.  879,  n.  136  beim  SKariiti. 


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Xer  9ienti(cl>e  Xucot. 


497 


Sogentnm  (in  Shiinen),  Silta  Ganbiba.  1 Siterbo  war 

©renjflabt  bcS  lartgobarbifcbeit  SuScien’S,  mib  iperufia  bil= 
bete  einen  eigenen  $ucat.  9Bir  fjabcn  non  biefen  Stabten 
einige  in  ben  Sangobarbenfriegcn  unb  m ber  ©cfdjidite 
Storni  überhaupt  3abrbunberte  lang  nennen  bören.  $m 
achten  3abrbunbert  war  Gentuincettä  als  .§afen,  unb  9tepe 
als  Sanbftabt  befonberS  bebeuteub.  $aft  alle  jene  Orte  aber 
waren  Sistümer. 1 

®urcp  ben  £iber  Würbe  Julien  von  Gampanien  ge= 
fd;ieben.  3"1  2tHgememen  war  im  Altertum  Gampania  alles 
Satib,  meldjeS  fid>  »du  ber  Stabt  5Rom  bis  jurn  tflufi  SilariS 
in  Sucanien  erfhrctfte,  unb  worin  Gapna  als  .öauptftabt 
biefer  frönen  Gbite  lag. 3 ®od>  im  engeren  Sinn  reichte 
bie  römifcbe  Gampagna  nur  bi?  gegen  ben  Strom  SiriS, 
unb  bis  jum  Sorgebirg  ber  Girce.  $icS  2anb  War  Satium, 
aber  feit  Gonftantin  bem  ©rofjen  trat  an  bie  Stelle  biefeS 


* XaS  Xiplem  Pubtoig’8  be3  gtantiueti  jitylt  auf  in  Tuscioe  psrtitiusr 
partum,  CentumceQä,  Cäre,  ©leba,  'Diattiiraiium,  Sutriunt,  'Jiepe,  Caft. 
©aliijcm,  yertam,  ^olimartium;  ee  nimmt  binju  bie  vier  über  bem  Xiber 
gelegenen  Stabte  Änteria , Xcbi , yfarnia  unb  Otriculum , lBekfee  8rtli($  ju 
Umbria  nnb  Sabina  gehörten ; ferner  Perusia  rum  tribus  iusulis  suis, 
i<l  est  majorem  et  minOrem  Pulvensim. 

’ 3m  Cancil  ran  769  unterftprieben  fiep  fietru«  Bau  Care , ®bnmmi8 
Ban  'Pali  SKartiunt , Peo  Ben  Cafleünnt  (Cjvita  Cnstrllana  aber  Casteilum 
Amerinum  aber  Gallesii?),  Sbc  een  yorta , ber  ©ifepef  ton  CemutnceUä, 
©amt«  »an  SUiantnriannm , ©regeriu«  non  Siloa  Canbiba,  'patbo  tan  üiepi 
unb  Cibeuatu*  Ben  'pertiib. 

* Sc  erflärt  aitep  'ftaiil  Xiacomi«  I>e  gest.  Lang.  II.  c.  17.  CamiUu« 
^JeregrinuB  in  ben  Antiq.  Capaae  p.  77  nnb  ibnt  fclgenb  Xaminicu« 
©eorgiu*  Oe  antiq.  Italiae  metropolibus  (Rom.  1722),  e.  VII.  p.  Ö8 
meint,  baß  feit  ©regor  I.  Campania  unterfepiebeu  iBitrbe  in:  9temana,  bie 
Ban  ber  Stabt  bis  Xerracina  reifte,  unb  in  Capuana  mit  ber  SUetrcpoli« 
Capua.  <5«  iß  tnenigften«  fteper,  baß  im  saec.  VIII.  ba«  alte  Patiutn 
Campania  genannt  mürbe. 

(Streflerctlue,  ®tft(il<bt«  ter  eiatt  Sem  II.  32 


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498 


SSierte«  ^ud).  >2  «Wie«  ffapitel. 


9?amen?  bic  Pejeidjnung  Campania,  mie  mir  jie  in  Pielen 
©teilen  be?  Pu<$?  ber  Rupfte  gefunbett  fyaben.  53 ie  2ioIeFer= 
berge  nnb  ber  ifolirtc  Pulcan  Pon  2llbano  trennen  biefe 
herrliche  Jaubfcbaft  in  $mei  größere  ©ruppen,  bie  itibeji  im 
achten  Qabrhunbert  nod)  nicht  befoitber?  untergeben  mürben. 
53ie  itörblidfe  mürbe  Pon  ber  93ia  Sabicana  burdjfdjnitten, 
unb  obrpol  bie  Pia  Satina,  bie  ifu'  parallel  laufeitb  am 
pierjigften  ÜDtcilcnftein  bei  Compitum  in  fie  übergebt,  eben= 
faß«  in  biefer  3eit  Pielfadb  genannt  mirb,  fo  mar  bod;  bie 
fiabicana  bie  ^auptftraße,  nnb  gab  bem  ganzen  Patrimonium 
jener  Seite  ben  Pamen.  53 ie  jmeite  $auptftra&e  mar  bie 
Pppia,  rneldje  bie  füblicherc  oom  SJteer  bi?  Serracina  bin 
begreife  ©rnppe  ber  Campania  burdfjog,  unb  bem  bortigen 
Patrimonium  ben  Parnen  gab.1  53aft  aber  auch  bie  Manien 
ber  fleinereit  Pömerftrafjen , mie  Pia  Dftienfi?  unb  Slrbeatina 
nod;  fortbauerteit , läßt  fid>  häufig  bemerfen.  Pon  ben 
Stabten,  bie  in  biefent  (üblichen  ©ebiet,  ber  heutigen  Pfa= 
ritima,  im  Altertum  lagen,  mareti  im  achten  ^a^rbunbert 
piele  Pollig  oerfebmunben  oberoeröbet,  mie  Oftia,  Sauren  tum 
(^eute  53orre  patente),  SaPinium  (beute  prattica),  2lrbea, 
SKpbrobifium,  Pntiurn,  melcbe?  am  Anfang  be?  fünften  3abr= 
bunbert?  jur  3eit  be?  papfl?  Ponifaciu?  genannt  mirb, 
bann  aber  bi?  jurn  achten  Säculutn  nicht  mehr  auftritt, 
unb  2lftura,  ba?  ebettfomenig  in  biefer  (fpoche  Porfommt.2 


1 $a*  'Pilgerfrudj  am  @nbe  ber  Opera  Alcnini  fagt,  hirtb  bie  Via 
Appia  perrenitur  ad  Albanern  civitatem. 

’ SBtnn  ber  Anon.  Ravenn.  aiiffü&rt:  GirceDi«,  Jurre«  Stlba«, 
ffloftri«,  Slftuva«,  'flntium,  farinimn,  Oftia  libcriiia,  fo  benufft  er  bie 
alten  ©eogrop&en,  unb  e*  ift  ba*  für  jette  3eit  fo  tiel,  al«  tt'cim  er  nennt: 
©tabiunt , 2arnum,  Pompeji,  Cplcuti«,  äKerclanium  (§erculanum). 
tÄntimn  irtteß  beftanb  mit  feiner  SnuiptfirAe  be#  ©.  $ ernte«,  unb  ba« 


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£cr  'Jtemifdjc  Xucat. 


499 


.Wein  Bifdjof  mirb  int«  in  jenen  Orten  anf<?efüt)rt,  außer 
in  Cftia. 

Sie  ©reit je  be«  Sucat«  mar  bor  Serracina,  beim  biefe 
campanifdje  Stabt  gehörte  mie  Sajeta  niemals  jum  römifdicit 
Sucat,  foubem  jum.  ißatriciat  bon  ©icilien.  SIber  bie  rönti- 
fcben  ©renjen  finb  auf  biefer  ©eite  feßr  unlieber,  unb  mir 
bermuten  nur  au«  bem  hergebrachten  Begriff,  monach  fdion 
Brocopiu«  bie  eigentlich  römifebe  ©ampagtta  hi«  nach  £erra= 
cina  au«behnte,  baß  auch  ber  Sucat  fo  meit  fortgegangen 
fei. 1 ©S  bleiht  immer  auffaHenb,  baß  meber  im  Siploitt 
i'ubmig’S  be«  frommen,  noth  in  bem  Otto’«  irgenb  ein 
Ort  ber  heutigen  ÜWaritima  genannt  mirb,  fonbern  al«  Gam= 
pania  mirb  allein  bie  it erbliche  ©nippe  jmifchen  BolSferbergen 
unb  Sfpennin  aufgefnbrt,  unb  meber  bie  hifdhöfliche  ©tabt 
3llhano,  itod;  BeHetri,  noch  Gori  unb  Srestabernä  mirb  gc= 
nannt.  28enn  aber  biefe  ©täbte  feit  ©regor  häufig  in  ber 
0ef<hi<hte  ber  Bistümer  borfommen,  fo  haben  mir  fie  boep 
niemals  in  politifdheit  Berpältniffen  nennen  gehört.  Sie« 
©chtoeigen  ift  bei  ben  meifien  Orten  ertlärlich,  bei  anbern 
bieHeicpt  nur  jufällig,  unb  mie  barf  geglaubt  merben,  baß 
entmeber  ber  .'oerjog  bon  Benebent,  ober  jener  bon  ©po= 
leto,  ober  ber  iJJatriciuö  bon  ©icilien  feine  ^errfepaft  bi« 
nach  2llbano  erftreeft  habe,  ohne  baß  e«  bann  mäbrcnb  ber 
Unruhen  be«  Bilberftreit«  ju  Sonjücten  jmifepen  ihnen  unb 
SRont  fam?  Bon  folcpen  aber  hörten  mir  fchon  bei  Serracina, 
mie  norbmärt«  bei  ©ora,  3lrce  unb  anberen  Orten  an  ber 


merfTOÜrbige  ISflura  finbe  id>  wieber  genannt  in  einem  Xtblcm  be*  saec.  X. 
bet  Sterini  sc.  Appendix  p.  382. 

* Procopius  de  Bell.  Gotli.  I.  15:  ove  Kafinavoi  d%ot  lg 

rzpaxqvnv  ftoXtv  olnovöiv,  oig  Sy  oi  Pümrjg  öpoi  ixiU^ovrai- 


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500 


©ierte«  ©u<p.  @c(p$tc$  (Sattel. 


©renje. ' $>ie  töllige  ©efdjid&tsloftgfeit  ber  heutigen  ‘■Ularitima 
in  jenen  3afwf>unberten  erflärt  jtcfy  burd)  bie  Unbeträdftlidfc 
feit  ber  Orte  unb  iijrett  SSerfaH,  loie  überhaupt  burd  bie 
Seröbung  ber  9JteereSfüftc  unb  bcS  pontinifdften  SumpflanbeS 
ton  SßcDetri  bis  STerracina  f;in.  dagegen  trat  baS  nörb- 
lidje  Iateinifde  Sanbgebiet  burd)  anfe&nlidfte  Orte  unb  fräf= 
tigeS  ©ebirgStolf  ju  allen  3eiten  bcbcutenber  tyertor,  unb  eS 
würbe  torjugSWeife  mit  bem  9?amcn  Campania  benannt.2  GS 
reifte  bis  an  beit  Sir  iS,  wo  l;eute  bei  Geperano  bie  ©renje 
beS  Hird;cnftaateS  ift,  unb  umfaßte  bie  no<$  jejjt  beträgt* 
litten  Stabte  ^ränefte,  Slnagnia,  SUatrium,  Slerola,  Signia, 
^Jatricum,  gerentinum  unb  grufino. 3 Heber  ben  Siris  IjinauS 
fc^eint  fid)  ber  ®ucat  jebod)  bis  ju  einem  nnbefannten  Orte 
$,orrea  auSgebe^nt  3U  Ijabcn,  unb  wir  nannten  bereits  im 
fiebenten  3<^^unbert  bie  ©renäftäbte  Slrpinum,  9Irr,  Sora 
unb  Sfquinum , welche  ton  bem  Sangobarbenfwrjog  ton  Sene= 
tent  befeßt,  unb  ton  .pabrian  barauf  beanfpruc^t  würben. 


1 2>a«  ©eptttigen  übrr  jene  Orte  fiel  juerft  ©orgia  auf:  Breve 
Istoria  k.  p.  288  sq.  unb  er  meint , btv  r8mtf(^e  $ucat  pafce  bie 
heutige  fltampagtta  umfaßt,  botp  nitpt  bit  Söiaritima.  3n  tiefer  Stuftet 
ftpeint  ifert  bit  ©[pettfung  ton  Uiornia  unb  9iinfa  an  bat  ißapft  ju  be< 
flävttu.  3nbrfi  bemevft  icp,  baß  ba*  Siplom  üubtvig’8  autp  nitpt  Cfiia 
auffiiprt,  tvelcpes  boep  ficpnlitp  jum  3)ucat  getjöcte.  3m  Ccncit  »on 
769  wirb  <£uftatpiu8  »on  SlPano  unb  ifJimiS  non  Irrt  XaPetnä  auf* 
gefiiprt,  weltpeb  ©i8iutit  (Gregor  I.  epemal8  mit  ©elletri  »erbunben  patte; 
©onifaciuS,  ©iftpof  »on  ^rioernum  im  füblitpeit  ©olstergebirge , trieb 
genannt;  bo<p  webet  Sora  ttotp  ©ulato  (©ermoneta),  ttoep  ©etia  wirb 
gepSrt. 

1 Saper  im  Dipl.  I.uilovici  Pii:  in  partibua  Campaniae  Signiam, 
Anagniam,  Ferentinum,  Alatrum,  Patricum,  Frisilinam  (Frosinone) 
cum  omnibua  tinibus  Campaniae. 

* golgenbe  ©iftpöfe  unterfcpreiPen  fup  im  3apr  769:  ©ergiuS  »oit 
gerentinum,  3orbanu«  »on  ©ignta,  9firgotin8  »on  Snagnia,  ein  Uttge* 
nanntet  »on  Ülatri. 


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£er  ;Kcmiid,'c  £ucat. 


501 


Steftfmmt  läßt  fidj  ba^cr  bie  ©renje  auch  auf  biefer  ©eite 
liiert  angeben. 1 

^nbent  bie  römifche  Gampagna  norbwärtö  Pont  2Inio 
begrenjt  würbe,  war  bas  über  jeneu  $luß  unb  beit  über 
hinauf  gelegene  Sanb  ©abina  unb  Umbria.  Sie  ©abinifdje 
2anbfd;aft  batte  int  SBeften  ben  über  jut  ©renje,  im  ©üben 
beit  Slnio,  gegen  Sterben  bie  glüffe  Star  unb  33elinu3,  gegen 
©ften  Slbrutium  ulteriwS.  ©ie  grenjte  benmad;  an  römifch 
SuScien,  non  welchem  fie  ber  Überfluß,  an  2atiunt  ober  bie 
Gampagna,  WOPoit  fie  ber  Slttio  fd>ieb,  unb  an  Untbria,  wo 
ber  $1110  Star  bie  ©renje  maebte.  3nbeß  ben  größten  Seil 
ber  ©abina  befaß  ber  .Oerjog  oott  ©poleto,  unb  fein  ©ebiet 
erftredte  ficb  Pom  ®adj  SÜIia  am  rier^cimteit  Dicilenftein  oor 
bem  ©alarifdien  Sore  SRorn’ä  über  SJtoute  Stotonbo  (Gretutn), 
Jarfa  unb  baS  alte  Gures  bis  nach  bem  Steatinifchen  hinauf. * 
^um  römifdben  Sucat  aber  gehörten  folgcnbe  namhafte  ©abU 
uißhe  ©täbte:  gibeuac,  Siomentum,  ©abiunt,  SlSperia,  Ocri= 
colunt  unb  Stamia. 3 £ier  machte  ber  gluß  Star  bie  Örenje ; 
jeitfeitd  beffelbett  begann  Umbria,  wo  bie  ©täbte  Slmeria  unb 
Suber  (Sobi)  lagen,  weld;e,  wie  wir  fahen,  bennoch  politifch 

1 Man  mag  fie  mit  ®arretta  burch  ben  gluß  Melphi«  jenfeit«  bc« 
Piria  annehmen;  aber  bie«  bleibt  .£>bpothefe. 

3 gatteJtbi  Miniorie  ic.  p.  130.  131  behauptet , baß  am  Jlufs  Stllia 
bie  wahre  ©abina  begann,  „non  Komanu,  ma  Longobardica.“  Cure«, 
einfl  £>auptflabt  ber  ©abitter,  wirb  noch  ecu  @regor  Ep.  20.  Üb.  II.  et' 
tuahnt  (in  Curium  Sabinorum  territoriol ; e«  war  fd)ou  eerfalteu,  fo 
baß  er  bie«  2M«tum  mit  9iomentunt  bereinigte,  $>eute  ift  .ftauptort  ber 
©abina  Matliauo  (JUauliaiium);  bie  ©abina  aber,  bie  reich  fie  £ii3ce[e,  be» 
greift  50  Stabte,  welche  Ughelli  I.  p.  156  aufjählt. 

3 ©.  Slarretta  tc.  n.  110.  Gfchinarbi  del  Agro  Romano  p.  223. 
Ughelli  Ilal.  Sac.  I.  p.  154  aq.;  ber  fleißige  ^altcbchi  ilemorie  sc,  de’ 
duebi  di  Spoleto  hat  bon  p.  127—159  bie  ©abina  betrieben;  aber  ©pe> 
raubio’«  Sabina  Sacra  hat  mir  im  @anjen  tbenig  bargebotcu. 


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502 


SJifrtc*  5Ö«4'.  @«bste«  fiorittl. 


ju  römifd)  Juscicn  gejäblt  würben.  ®rei  .pauptftrafieii 
führten  nod)  immer  unter  ihren  antifen  Dianieu  burdi  bie 
6abinif<be  2anbf<haft,  bie  $ia  Eiburtina,  welche  nom  gn?an= 
gigfien  9Jleilcnftein  ab  Valeria  Ijief?  unb  bent  2lnio  entlang  big 
2llba  fortlief,  unb  bie  ÜRomentana,  bie  hinter  Slomentum  in 
bie  britte  große  .üauptftrafse  galara  einmiinbete. 


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Siebente«  (Sapitei. 


1.  $abrian  ftirbt  am  Snbt  brt  3alir«  79.r>.  ?eo  III.  lsirb  ^5afft.  @tint 
©efanbtfdwft  an  Carl  unb  beffen  ikrtrag  mit  brr  Jfirdjc.  SBebrutmig  btr 
SpmMe  btr  -SdjliifTtt  Sem  ®rab  'Iktri  unb  be*  S'aitntr«  son  3tom. 

Carl’«  oberfte  Diicblagetsalt  in  SRcm  al*  1'atriciu«. 

Die  inneren  3uftänbe  ber  ©tabt  9lom , benen  wir  ba« 
fünfte  uttb  fech«te  Sapitel  biefe«  ©udj«  genübmet  haben, 
unterbrachen  bic  ©efd)id)te  ber  politifdjen  ßreigniffe.  2üir 
neunten  biefe  Wiebe r auf  unb  fdjilbern  nun  alle  bie  Dhat= 
fachen,  welche  enblidh  bie  (Erneuerung  be«  abenblänbifthen 
Äaiferlumö  berbeiführten.  Die«  große  Greignifj  hatte  ber 
©apft  .üabriau  Porau«gcfehn , aber  er  erlebte  e«  nicht;  ber 
ruhmnoUe  sJKattn  ftarb  nach  einer  SHegicrung  non  23  langen 
fahren,  10  ©tonaten  unb  17  Dagen  ant  2Beibnacbt«feft  be« 
$ahr«  795,  einem  in  ber  ©efdgehte  ber  ©tabt  üerbängniß-- 
uollen  Sage,  ©ein  Dob  erfchüttcrte  ba«  ^perj  Sari’«,  ©eibe 
Sltänner,  bie  bebeutenbften  ber  bamaligen  ÜBelt,  in  beren 
.päitbe  ba«  ©chicffal  eine  große  Aufgabe  ber  ©efebiebte  gelegt 
hatte,  waren  burcf)  bie«  ©ewußtfein  mit  einanber  »erbunben 
gewefen,  unb  ein  langer  ©erfehr  hatte  fie  ju  Jrcunben  ge= 
»nacht.  Sari  beweinte  ben  Dobten  fchmerjlidh  „wie  al«  hätte 
er  an  ihm  einen  ©ohn  ober  treuefteu  ©ruber  oerloren," 
unb  nadhbem  er  feine  Dränen  getroefnet  hatte  feierte  er  fein 


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.504 


Stierte«  ®ud>.  Sietente«  5apitel. 


Slnbenfen  burd)  ©eelenmeffen  unb  9Umofen  in  allen  lßroöin= 
jen,  unb  burd)  eine  fdrnne  ©rabfdfrift , bie  er  mit  golbenctt 
©udjftaben  auf  iüarmor  graben  unb  über  |jabrian’S  ©ruft 
im  ©.  ißeter  ju  9lom  auffteHen  lieft.  $aS  3)enfmal  ber 
$reunbfdbaft  biefer  berühmten  9Jtäniter,  ober  ber  ©inbeit  non 
.ttirdje  unb  ©taat,  liesit  man  nodj  b<mte;  ifl  in  ber  Vor= 

balle  ber  SBafüifa  UnfS  vom  .^aupteingang  oben  in  ber  28anb 
eingemauert,  eine  febmarje  SDlarmortafel,  beren  gute  Gf;araf= 
terc  mol  nod>  bie  alten  finb. 1 

Äaunt  mar  $abrian  begraben  morben,  als  bie  Ulßmer 
^ur  iikibl  feines  DtadbfolgerS  fcfjritteu : fic  fiel  einftimmig  auf 
ben  ©arbittal  = l)3rcSln>ter  ber  ©.  ©ufanna,  unb  febon  am 
27.  Eecember  erhielt  er  bie  Orbination.  £eo  III.,  SRötuer 
non  ©eburt,  beS  SljuppiuS  ©eint,  mar  non  Jfinbbcit  auf  im 
ißatriarcbium  beS  Sateran  erjogen,  unb  nad)  unb  nadb  mit 
ben  ©raben  ber  &ird;e  befleibet  morben.  ®ie  ©igcnf$aften 
feines  GbnrafterS  batten  it>m  Slnerfennung  ermorben,  unb 
ber  91ad)folger  .§abrian’S  fonnte  in  einer  fo  bebeutenben  3«it 
fein  gauj  gemöbnlic^er  9Jtann  fein. 

©obalb  er  ben  ©tul  ißetri  eingenommen  b^tte,  jeigte 
er  bem  IßatriciuS  ber  Siömer,  bem  Äönig  (Sari,  ben  Job 
feines  Vorgängers  mie  feine  eigene  ©rbebung  an.  SDieS 
Schreiben  ging  nerloren;  fonnten  mir  es  noch  lefen,  fo 
mürbe  eS  uns  einige  febmierige  fragen  in  Sejug  auf  bas 
Verbältnifi  beS  SßatriciuS  jum  ^apft  unb  ju  9tom  mabrfcbeinlicb 

' ®ie  Jränen  ffarl’e  fat;  (Sginbarfc  fließen : sie  llcvit,  ut  filium  Hut 
si  fratrem  nmisisset  carissimum  (Vita  Karoli  M.  c.  19).  $ie  Annai. 
Launslinm.  ad  ann.  795  fug«:  postquani  a planctu  cessavit  — ebi- 
tafllum  nureis  titeris  in  mnrmore  couscriptum  jussit  in  Francia  ficri, 
ut  eum  partibus  Rotnae  transmittcret  ad  sepulturam  summi  pontificis 
Adriani  ornandam. 


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$oniifkat  Vco’a  111. 


505 


erleidjtern.  SLiiir  toiffen  nur,  baß  2eo  baffelbe  mit  bem 
Ghrengefdienf  ber  Schlüjfel  non  ißetri  ©rate  begleitete,  unb 
baß  er  ihnen  ate  ein  außerorbentlicheö  Spmbol  ba3  Sanner 
oon  Nom  beifügte. 1 3U  gleicher  3eit  forberte  er  ben  Äönig 
auf,  einen  feiner  ©roßen  ju  fd;icfen,  bamit  er  oom  römifdjen 
SBolf  ben  Gib  ber  Sreue  unb  Untertänigfeit  empfange  — 
ein  uRurnftößlidjer  Setreiö,  baß  Seo  Earl  als  Oberherm 
üon  Nom  betrachtete. 1 

9tuf  biefe  Söotfdjaft  ernannte  Gar!  ben  3ibt  non 
S.  Nichariuä  Kngilbert  ju  feinem  Senbboten.  Gr  über= 
gab  ihm  auä  ber  Jpunnifchen  ©cute  einen  reichen  Schah  für 
ben  S.  ißetcr  unb  befahl  ihm  mit  £abrian’3  Nachfolger  baä 
»ertragsmäßige  HJerhältniß  jtoifchen  ber  Äirdje  unb  bem 
granfenfönig  ju  orbnen,  unb  in  bem  ihm  »orgefchriebenen 
Sinne  neu  ju  befeftigen.  Sein  eigenem  Schreiben  an  Seo 
fpradj  fich  über  bieS  »richtige  Sßerhältniß  alfo  aul:  „2Bir 
haben,  fagte  Gart  barin,  Slngilbert  alles  aufgetrageit,  loaS 
unS  münfchenSloert  ober  auch  nötig  fchien,  bamit  Sh*  in 
medjfelfeitiger  Uebereinfunft  beftimmen  möget,  mag  jur  Gr= 
hebung  ber  heilten  Air$e  ©otteS,  ober  jur  ®auer  Gurcr 
Ghre,  ober  jur  ©efeftigung  unfereä  ^iatriciatS  von  Gud)  als 
nottoenbig  erachtet  »erben  mag.  3>enn  loic  ich  mit  bem 
feligeu  SBater,  Gurem  Vorgänger,  einen  Vertrag  heiliger 

1 Annal.  Laurisstns.  ad  ann.  796:  Leo  moi,  ut  in  locum  ejus 
successit,  misit  legatos  cum  muueribus  ad  regem,  claves  etiam  cou- 
fessionis  S.  Petri,  et. vexUlum  Romanae  urbis  eidem  direxit.  Sbtnfo 
Regiiion.  Clirou.  (ad  ann.  796),  twl jene  Simaicn  ab[($r«ibt;  (o 
Annal.  Einhardi  unb  brr  fie  in  4krf{  bringcnte  Poeta  äaxo.  Anna). 
Bertiniani.  Tiliani  ad  ann.  796. 

‘ Rogavit  ut  aliquetn  de  suis  optimatibus  Romam  mitteret,  qui 
populum  Romanum  ad  suam  lidem  atque  subjectionem  per  sacra- 
menta  firmarct:  Annal.  Einhardi. 


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506 


Vierte#  ©ucb.  Siebente*  tSapitet. 


Vaterfdjaft  gefdjloffen  I;a&c,  fo  loiinfche  ich  aud)  bas  unber= 
lefelidie  Vütibnife  berfelben  Sreue  unb  Sliebe  mit  euch  ju 
fd;liefiett.  9luf  baß  ich  (bie  bimmlifche  ©nabe  gebe  es  burch 
giirbitte  ber  .^eiligen!)  be«  apoftolifdjen  Segen«  Gurer  apo= 
ftolifcbeu  .heiligfeit  überall  teilhaftig  fei,  unb  mit  ©otte« 
iiUUen  ber  Sife  ber  heiligen  römifdben  ßird;e  burch  unfere 
Devotion  immer  »erteibigt  loerbe.  llu«  fommt  e«  mit  .hülfe 
ber  göttlichen  Siebe  ju,  bie  heilige  Äirdhc  Gbrifti  gegen  ben 
Giitbrang  ber  Reiben  nnb  bie  Vermüftung  ber  Ungläubigen 
allcntl;albcn  braufeen  mit  ben  SBaffen  p öerteibigen,  unb  im 
Innern  burd;  bie  3Iufred)tbaltung  be«  fatholifd;cn  ©lauben« 
31t  fdnrmen.  Sud)  fommt  e«  3U,  0 ^eiligftcr  '-Batet,  mit  p 
©ott  erhobenen  .Rauben  wie  9Kofe«  unfere  Dlitterfdiaft  ju 
unterftüßen:  bamit  burch  Sure  ^nterceffion  unter  ©otte« 
gührung  unb  Verleihung,  ba«  c^riftlidjc  Volt  über  bie  geinbe 
feine«  heiligen  -Kamen«  überall  unb  immer  ben  Sieg  behalte, 
unb  ber  9lame  unfere«  .herrn  3efu  Gbrifti  in  ber  ganjen 
SBelt  verherrlicht  tocrbc."  1 

G«  gebt  nicht  au«  biefem  Schreiben  beroor,  Sari  ha^e, 
Wie  man  fid)  ungefebitft  au«gebrüdt  hat,  ben  ißapft  um  bie 
Veftätigung  be«  fßatricier=!£itel«  gebeten;  er  bcglüdmünfchte 
ihn  burdb  feine  ©efanbtfchaft  unb  begehrte  eine  neue  Wege* 
lung  be«  alten  noch  311  9(ed)t  beftchenben  Vertrag«,  loelcbcr 


1 Ep.  ad  Leon.  Papam  apud  Alcuin.  ed.  Frohen  II.  pars  2. 
nppend.  p.  559:  illique  omnia  injunximus.  qiiae  vel  nobis  volunta- 
ri»,  vel  vobis  necessaria  esse  videbantur,  ut  ex  collatione  mutun 
conferatis,  quidquid  ad  exaltatiouem  S.  Dei  Ecclesiae,  vel  ad  sUi- 
bilitatem  honoris  vestri,  vel  Patriciatus  uostri  fi rin i taten)  necessarium 
intelligeretis  — — — vestrum  est,  s.  Pater,  elcvatis  ad  Deum  cum 
Moyse  manibus  nostram  adjuvare  militiani.  jdp  Ijabc  mir  erlaubt, 
Militln  tiird)  teil  fpäteren,  ttxb  raffeuben  ©egriff  SHitterfcßaft  aubpitriicfeii. 


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%fontificat  Vee’S  III. 


507 


in  bem  ^atriciat  feinen  formellen  2luSbrud  faitb.  ffienn 
biefer  örief  bas  Sßer&ältnij?  beS  IfJapftS  unb  beS  ^itriciuS 
im  allgemeinen  oon  ber  Seite  ihrer  Pflichten  flar  auSeinam 
berfepte,  tourben  boefj  bie  ©renjen  ihrer  5Hedite  [;ier  nicht 
angegeben,  nnb  alles  waS  beren  Ausübung  in  93ejug  auf 
bie  Stabt  9tom  unb  bie  bem  S.  ^ßeter  gefeftenften  ^rooinjen 
betraf,  batte  Garl  in  ber  münblidien  Qitftruction  feines  ©e- 
fanbten  auSgefprodjen.  Gr  batte  bie  Sdiliiffel  bes  ©rabeS 
unb  baS  SBanner  oon  'Jtorn  empfangen,  bebeutenbe  3eichen, 
mit  beiten,  mie  man  meint,  baS  dominium  ober  Imperium 
an  Garl  erft  übertragen  worben  fei;  unb  bie  Schichte  barf 
es  nicht  oerfchmäben , biefen  Spmbolen  eine  aufnterffame  33c- 
traebtung  ju  toibmen.  GS  erzählen  Ghroniften , bap  im 
3<»br  800,  ehe  noch  ber  Orient  oou  ber  Krönung  Garl'S 
wupte,  ÜNöncbe  aus  Serufalem  ihm  bie  gleichen  Spmbole 
überbrachten.  £>er  Patriarch  jener  heiligen  Stabt  fanbte  ihm 
jtoei  Klofterbrüber  Pom  Oelberg  unb  ton  S.  Saba;  fie  be= 
gleiteten  beit  an  .yaruit  Sllrafchib  abgefd)idten  ©efanbten 
Garl’S,  ben  ißreSbpter  3a$aria$/  «auf  ber  5>tücf fefir  nach 
iHom,  unb  brachten  bem  König  „utu  bes  Segens  willen  bie 
Schlüffel  Pom  ©rabe  beS  .yxrrtt  unb  Pont  Ort  Galparien, 
fammt  bem  Banner." 1 $er  ^Patriarch  einer  bem  Kalifen 

1 £ie  Auual.  Luurissens.  ail  anu.  800  fagett  jutar:  qui  lienc- 
dictionis  causa  claves  svpulcri  dominici  nc  loci  calvnriac.  claves 
eliam  civitatis  et  montis  cum  vexillo  detnleruut  (.ober  nad)  bem 
Cbron.  Moissiaeense  ad  ann.  801 : et  montis  8ion  cum  vexillo 
crueis);  aber  Cinbarb,  ibr  SJebacter  unb  gortfeper,  lagt  nicht«  wen  ben 
Schlüffeln  auch  ber  Stabt,  foitbeni  mir  wett  beiten  be«  (»rate«  unb  be« 
(Salearienberg«.  3m  14.  saec.  erjühlte  äRathia«  ecu  Köeftmilnflrr  (Flores 
Hislorinr.  — de  rebus  Britnnuicis  ad  anu.  801),  baß  ber  'Patriarch 
i'ctt  3<riifalem  Carl’  ein  filberne«  Sleriümn  unb  bie  ©chlüffel  bet  heiligen 
Stätten  (claves  locorum  sanclissimorum  dominicae  resurrectionis) 


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508 


Vierte«  ®u<b.  Siebente«  Sapitel. 


gebörenben  Stabt  formte  fdbwcrticb  beu  ©ebattfen  fabelt,  beut 
granfenfönig  bie  .^errfdjaft  über  ^erufalcm  ju  übertragen; 
aber  Martin  felbft  ocrltcl)  betn  berühmten  gelben  be«  2lbcnb; 
tanbö  bie  Sd)Utibof;eit  über  bie  ^eiligften  Stätten  be«  SbrU 
ftentum«,  unb  in  golge  bicfeS  Vertrags  fanbte  ber  ißatriardj 
fowol  als  ©abe  be«  Segen«,  wie  al«  Symbole  ber  Sdjufc* 
berrliöbfeit  an  Carl  ba«  Banner  ber  Äircbe  bott  Serufalem 
unb  bie  S<$lüffel  jener  ^eiligen  Orte,  bie  unter  feinen  Sdjirm 
fid^  gefteUt  batten.  ®er  25egriff  eine«  tßatriciu«  »on  3eru= 
fatem  war  nief>t  aorfjanben,  unb  Sari  ergriff  jene  3c><$en 
al«  Sdjimioogt  ber  ^eiligen  Stabt  überhaupt. 

$ie  Sdilüffel  toorn  ©rab  be«  $eilanb«,  bem  größten 
Heiligtum  ber  Sbriftenbeit,  unb  ba«  23anner  Serufalem’« 
. erflären  trefflich  aud)  jene  Scblüffel  üom  ©rabe  be«  2IyofteI= 
fürften  unb  ba«  Sßanner  3tom’«.  25c ibe  waren  Symbole, 

unb  beibe  bescicbneten  bie  Scbirmtoogtei  unb  beroaffnete  SRilitia 
Sari’«,  be«  SDcfenfor«  ber  dbriftlidben  Religion  unb  Äirdbe. 
Slber  wenn  bie  Sntfernung  unb  bie  Sclaöerei  ^erufalem’«  Sari 
nur  ju  einem  jwcifelbaften  2lb»ocaten  biefer  Äirdie,  gleidbfam 
in  partibus  infidelium,  mad>te,  war  feine  Stellung  ju 
9tom  eine  ganj  anbere,  unb  biefelben  Symbole  batten  eine 
reellere  25ebeutung.  llrfyrünglidb  waren  golbene  S<blüffel 
non  ber  Sonfeffion  S.  i|5etri  nur  al«  wunberfräftige  ©bren= 
gaben  be«  £>eit«  »erfd;enft  Worben,  bod)  bie  erweiterte  ge-- 
ftbi^tlicbe  25orfteUung  batte  fie  ju  3ei<ben  ber  »ertrag«mäßigeu 
Pflichten  Sari'«  in  25ejug  auf  bie  ftirdie  uub  ibr  Sigentutu 
gemalt.  2)er  3u8a»fl  jum  ©rabe  be«  Slyoftel«  (unb  bie« 

gdefcirft  fab«.  Cgin^atb  Vita  Karol.  c.  16  ['triftet  i'cn  $anm  nur,  baß 
er  Carl'  snci-um  illum  et  salutarem  locuin,  ut  illius  potestati  atl- 
scriberetur,  concessit. 


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®ie  rem  ® rab  ©etri  unb  ba*  ©amter  9tom’«.  509 

»ar  mieberum  Symbol  ber  Äird)c  ünb  ihrer  Patrimonien) 
tourbe  mit  ihnen  in  bie  .fjänbe  beS  dürften  gegeben,  ber 
jenes  unb  biefe  }U  fdhirmen  berufen  mar,  unb  mie  S.  Peter 
unb  ber  Papft  bie  bogmatifchen  Schlüffel  in  ben  £)änben 
trugen,  vertraute  bie  Phantafie  ber  Air$e  bem  Äönig  Sari 
bie  mirftichen  Sdhlüffel,  als  bem  2öäd^ter  unb  Bogt  beS 
SlpoftelgrabeS  unb  alles  beffen,  maS  biefe  Sonfeffion  (fte  »er= 
fdjloji  oiel  ©dhenfungSurfunbett)  auSfpradh. 1 Sari  mürbe 
freilich  nic^t  als  Sdjlüffelträger  irgetibmo  abgebilbet;  biefe 
Borftellung  mürbe  bie  bogmatifchen  Figuren  beS  Sd;lüffel= 
trägerS  Petrus  unb  feiner  Nachfolger  »ermirrt  haben,  aber 
man  ftellte  ihn  paffenber  als  Bannerträger  ber  Jtirdje  bar. 

Obmol  fein  Sl;ronift  berichtet,  bafj  irgenb  ein  papft  oor 
£eo  III.  bem  patriciuS  ber  Nömer  baS  Banner  Nont’S  über» 
fehieft  habe,  fpredhen  bodh  einige  ©rünbe  bafür,  baß  es  ge= 
f drehen  fei.  Schon  jene  alte  ^infehrift  auf  einer  2lltarpfatte 
im  S.  Peter  läßt  oermuten , bereits  .öabrtan  hübe  Sari  baS 
Bepillum  überfanbt.  Unb  baß  ber  ©ebrauch  eines  folgen 

' 34  »rrroerfe  bie  Stnfidjt  ?e  Cointe’«  (Annal.  Eccl.  Francor.  ann. 
796.  n.  11),  welcher  biefe  ©djliiffet  für  bie  alten  gebräuchlichen  Smulete 
ball;  unb  ich  fiiinme  bem  aiemanui  (I)c  Lateran,  parietinisc.  14.  p.  95) 
bei,  weither  fagt:  sed  quibus  templi  Vaticani  aptabantur  fores,  vel 
quibus  Petri  nionumenti  adyta  et  penetrnlia  servabantur.  ®aß  bie« 
bie  anfitbt  ber  bamaligeit  3eit  war,  lehren  mid)  einige  aufierorbemlicbe  ©erfe 
be«  Iheabulf  »on  Crlean«  (beim  Dom  Bouquet  V.  421):  er  fagt  bem 
Üönig  Carl: 

Coeli  habet  hic  (sc.  Petrus)  claves,  proprias  te  jussit  habere, 
Tu  regis  Ecclesiae,  nom  regit  ille  poli, 

Tu  regis  ejus  opes,  clerum,  populumque  gubernas. 

Unb  bie  ©erfe  be«  Poeta  Saxo  im  9.  saec.  (vers.  4.  5.  ann.  796): 
Confestim  claves,  quibus  est  confessio  sancti 
Conservata  Petri,  vexillaque  miscrat  urbis 
Romuleae  — 

«lemanni  hätte  feine  ?lrt  ficht  baburth  glänjenb  rechtfertigen  fönneit. 


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510 


©icrtc«  ©u<$.  Siebente«  CEapitcl. 


\ 


Spmbolg  niefit  »ereinjelt  baftanb,  bewies  eben  ba§  Banner 
bou  ftentfalem.  Gä  febeittt  aujierbem,  baf?  febon  »or  biefer 
3eit  ftlöfter  ihren  Berteibigern  al3  3c*^en  ber  bewaffneten 
Slboocatur  eine  gabne  febitften,  Wie  biee  feit  bent  sehnten 
Jabrimnbert  häufiger  ©ebraueb  war.  1 HJenu  nun  bie 
Scbliiffel  Garl’8  ebrctnwlle  Pflichten  ais  ©rabegwäcbtcr  tunb 
gaben,  war  baS  'Banner  ein  toiel  bebeutenbere«  politifdjeä 
Attribut  feiner  Steche:  e£  tarn  ib«t  in  ber  Gigenfcbaft  al3 
piatriciuS  ober  $up  ber  Stömer  311,  unb  bas  .’öeerjeicben  in 
feiner  .öanb  betunbetc,  baff  er  mit  ber  „äRilitia"  »ott  Stent 
betraut  War.  ®ic  (Sbrouiftcti  nennen  beebalb  bieS  Bepilium 
pajfenb  „Banner  ber  römifeben  Stabt,"  unb  fie  fdicinen  babei 
»erftanben  3U  fmben,  bat!  ficb  in  biefetn  burdjauä  militifdjen 
Spmbol  bie  Stimme  beö  GpercituS  unb  Hol  Es  xwit  Slom  aus-- 
fpradj,  inbem  bies  feiner  Seite  Gart  bag  Slmt  eines  ®uy 
unb  .§eerf  übrete  baburdi  übertrug,  3nbefj  wir  büren  nicfjtS 
non  einem  officiellen  Slnteil  ber  Bürgerfcbaft  ober  bc$  Gper= 
citite  unb  ber  Dptitnaten  Stont’d  au  biefen  Gart  oerliebencn 
3eid;en;  ben  römifdjen  Senat  bebecEt  bie  tieffte  Stadst,  unb 
ber  3lbgefanbtc  Slitgilbert  ober  ba§  fcttiglic^e  Schreiben  war 
einzig  an  ben  ipapft  gerichtet,  ohne  irgenb  einer  ftäbtifdjen 
Äörperf^aft  3U  gebenfen,  Weiche  bei  ben  Unterbanblungen 
eine  Stimme  batte  buben  bürfen.  Die  Stabt  Stom  geborgte 
bem  Papft , ibre  ÜJtilij  ftunb  im  SMenfte  bcs  Slpoftels,  unb 
ibr  eigene^  Banner  würbe  »om  'Papft  an  ben  ÜDtileS  unb 
Xefenfor  ber  Atircbe  rcrliefm,  auf  Slbbilbungen  aber  non 
S.  petnte  felbft  ibtu  in  bie  .§änbe  gegeben.  3n  biefer  3eü 
oermifdpen  ficb  bie  weltlichen  unb  geiftlidfen  Begriffe  nur  ju 
fel;r,  unb  wie  ber  3iamc  respublica  einen  sweibeutigen 
1 Sitf«  ©«fli  Crilic.  min.  79ß.  n.  IV.  mit  min.  740.  u.  XI. 


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©cgrifj  bc«  ^3atriciate. 


511 


©in«  l;atte,  fo  ifi  aud»  baä  ©ombol  bes  Kattnere  jweibeutig, 
- utib  ba3  Keriüum  ber  «Stabt  SRom  gebt  in  ba8  ber  Äirdie 
wie  il;re8  ißatrimoniumä  über.  ■ 2Ran  barf  au§  jenen  'Kerfen 
ber  ^ttfd^rift  §abrian’ö: 

Sii^  in  rer  ©tobt  ber  getreuen  Derlei bt  er  ba«  rcmifd)e  Banner 

Xienenben , treibe  er  felfcjt  fU$  nad?  ©efadeit  cnräblt, 

fdiliejien,  bafs  bie<S  .öeerbanner  ficb  wirflidj  auf  bie  Sedjte 
bejog,  bie  Carl  bamit  in  ber  6tabt  übernahm;  bodjj  biefe 
folgten  nid;t  aus  bent  Könnet,  nod;  waren  fie  bureb  baffelbc 
eigentlich  unb  tlar  auägefprodfen.  Dab  Kcpilium  wirb  über= 
baupt  Garl  ftetsS  in  boppclter  Gigenfdjaft  bejeidwen  als  ÜJlile$ 
ber  apoftolifeben  fi'ircbc  im  2lUgetncinen,  litib  im  Kefonbertt 
als  oberften  sJtid)ter  unb  Gewalthaber  in  allen  bent  ©.  IfJetruä 
unterworfenen  ^rooinjctt. 

Söidjtig  unb  pon  pofitipeit  SJtecbten  allein  begleitet  ift 
ber  ijktriciat,  über  beffen  ocrtrag&näjjige  Kefeftigung  2lngil= 
bert  mit  Seo  übereinfotnmen  füllte.  ftraft  biefeS  2lmts  ge= 
fdiab  e3,  baß  ber  ifSapft  Karl  aufforbertc,  einen  feiner  ©rojien 
nad)  Mom  zu  febiefen,  um  ben  Gib  ber  Dreue  unb  beö  G5e* 
borfam^  Potn  röntifdien  Kode  ju  empfangen.  Gr  eilte  bie 
oberfite  militärifcbe  unb  richterliche  ©ewalt  bent  ©diirmberni 
ZU  bcflä tigert,  ohne  beffen  Pon  allen  anerfannte  Kcfugnifj 
ZU  rieten  uttb  ju  ftrafen  baä  ißapfttum  ben  2lriftofraten 
SRom’ä  wehrlos  unterlag.  9lacb  ber  Ufurpation  Doto’3  er; 
fannten  bie  Rupfte  flar,  baff  fie  Weber  sperren  il;re«  StulS 
noch  Storni  bleiben  tonnten,  wenn  nicht  über  bie  weltlichen 
Dinge  eine  allgemeine  ©ewalt  geftellt  würbe,  Por  ber  ft<h  bie 

1 ©agi  nennt  baS  ©anner  vexillum  8.  Petri  ober  Ecclesine,  unb 
fllcmaimi  fagt  nit$t  allein  vexillum  urbis,  fonbern  aud)  pntricintus. 


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,512  Pierte*  $11$.  Siebente«  Gapitd. 

Stömer  beugen  mußten.  9htn  trat  bcr  ^ßatriciuö  bebeutenbcr 
bemor,  er  mailte  neben  ber  ^ftiebt  bie  Ätr<be  ju  be= 
fdbüpen  audb  bas  9lecbt  geltenb,  in  ben  ibr  gefc^cnften  £än= 
bern  unb  in  bem  ftillfcbmeigenb  ibr  untermorfenen  £ucat  bie 
bödbfte  ^urisbiction  auSjuüben. 1 3Jiit  bem  galt  bcS  lange* 
barbifeben  9tci<bS,  beffen  Mrone  nun  bcr  fränfifcbeit  binju* 
gefügt  marb,  mürbe  ber  Üitel  ißatriciuS  jum  erftenmal 
mit  bem  Semufjtfein  aller  feiner  9tccbte  imn  (Sari  in  3lnfpru<b 
genommen.  2ücnn  er  Por  bem  ^abre  774  ib«  niemals  in 
Diplomen  gebrauste,  begann  er  ibn  feitbem  §u  führen; 7 
unb  als  er  feinen  erften  Sefutb  in  9tom  machte  mürbe  er 
bereits  mit  ben  Gbren  empfangen,  bie  man  fonft  bem  Gparcbett 
f^ulbig  gemefeit  mar.  Gr  gab  felbfl  ben  Sitten  .ftabrian’S 
nadj,  unb  jeigte  fid)  bem  Solf  in  ber  Äleibung  eines  rbmi* 
fd;en  iftatricierS , bie  er  nur  ungern  mit  bcr  fränfifeben 
Xratbt  Pertaufcbte,  unb  na<b  bcr  auSbrücf lieben  Scmerfung 
feines  SebenSbefdbreiberS  nur  jmeimal  anlegte,  bas  erftemal 
auf  Sitten  .fxtbrian’S,  bas  anberemal  auf  Grfucbeit  £eo’S; 
er  jog  bie  lange  £unica  unb  Gblamis  an  unb  bie  römifeben 
Scbube,  meldbe  Gaffiobor  bem  ißatriciuS  beilegt.  3 11  biefer 

1 De  Muren  De  Concordis  »c.  I.  c.  XII.  n.  IV.:  Pntricii  nomen 
duo  quncdnm  complectebatur,  et  jurisdictioneni  qua  Reges  in  urbe 
ex  consenau  Pontificia  et  populi  Romani  potiebantur,  et  proteetionem 
gen  defenaionein  quam  Komanae  Eceleaiae  polliciti  erant;  unb  ibnt 
felgt  'pagi  unn.  740.  n.  VIII.  t’e  tiomte  fud)t  feine  ilMcimtiig,  tag  Som 
bi*  auf  Seo  III.  tiocb  bem  griedbiftben  Saifer  gebordit  (>abe , ju  behaupten, 
unb  gebt  baber  im  'Patricia!  Carl’«  nidjt«  mehr  ale  bie  protectiq  (Annal. 
Eccl.  Francor.  anu.  754.  n.  57.  ann.  796.  n.  15).  Sllnnaimi  miß  in 
bem  patririu«  nur  ben  Seftnfot  unb  fiiius  adoptivus  erlernten  (De  Lateran, 
parietin.  p.  64). 

’ äforber  jeidmete  er  gtb  Carolua  gratia  Dei  Rex  Frnncorum,  vir 
inluster.  Siebe  ÜKabiUcn  De  re  diplom.  c.  II.  3.  p.  73  unb  bie  Diplo- 
niata  Caroli  Magni  beim  Dom  Bouquet  ic.  V. 


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■i'rgrtff  bc«  ^tatriiiat*. 


513 

Fracht  floßt  ihn  ein  altes  ©etnälbe  jmifdten  feinen  beiben 
.ftanjlern  bar.1  ®ie  Siebte  ber  oberften  ^uriSbiction,  reelle 
(Sari  als  ißatriciuS  an  Stelle  beS  Gparchen  auSiibte,  mären 
bereits  feit  bcm  ^alfr  774  jmifdien  ihm  unb  .fiabrian  feftge» 
fteCt  morben , unb  £eo  III.  burfte  bei  feinem  9legicrungSan= 
tritt  baS  vertragsmäßige  Serhältntß  nur  erneuern,  unb  burdp 
medifelfeitigcS  ©elöbniß  neu  befeftigen. 2 Ser  Ißatriciat  mürbe 
nicht  von  3leuem  beftätigt,  meil  er  lebenslänglich  mar,  aber 
Garl  beauftragte  feinen  ©efanbten , über  bie  2lusbehnung  ber 
i'efugniffe  beffelbcn  ficb  flar  auSjufpredten.  Gr  empfing 
von  bem  neuen  ißapft  bie  unummunbene  änerfennung  feiner 
oberften  ^urisbiction  in  fHom,  im  Sucat,  unb  Gjarcßat; 
Sltigilbcrt  nahm  in  feinem  Flamen  ben  Gib  ber  Sreue  von 
ben  Römern,  unb  2eo  befanntc,  baß  5Hom  Garl’  als  bem 
weltlichen  Oberberrn  ju  gehorchen  höbe. 


2.  Xarfledung  ber  ©armcnic  pi'ifdjcn  ber  geifilitfeen  linb  trcltlitfyen  (Setealt 
bnrtb  bie  rcmiirfje  Runft.  Sie  SRofaifen  in  ber  Äircbe  ber  <g.  ©ufanna. 
Xa«  berübnite  2Jiufto  im  Xrkliiiium  ?eo’«  III. 


Gin  a«ufiv  veranfehaulidite  ben  SJtömern  baS  ^erbältniß 
Garl’S  su  ihnen  unb  jur  ftircfie,  ein  merfmürbiges  Senk 
mal  ber  ©efd;id)te  SRom’S,  bes  ^beenfreifeS  jener  3eit 
unb  ber  monumentalen  Äunft,  mclche  von  einer  großen 


1 Eginhard  Vit«  c.  23.  Rom»»*  semel,  Adriano  pontiftoe  petente, 
et  iterura  Leone  succeasore  ejus  supplieante,  longa  tunica  et  clamiile 
nmictus,  caleeis  quoque  Romano  more  formatis  utebatur.  Xie  21b« 
bilbung  tiarl  a al«  ^Jatriciu«  na»b  einem  alten  Scber  be*  ißaulu«  tßrtaeiu« 
gibt  SMabiQcit  Supplem.  de  re  diplom.  <x  IX.  III.  p.  39. 

’ Sie«  ift  auch  bie  2tnf»c^t  te  Söiarca'«  k.  III.  c.  XI.  n.  8:  „fides 
illa  et  subjectio  populi  Romani  jure  patriciatos  debebatur  Carolo; 
quam  novis  sacrameuti«  adbibitis  confirmari  Leo  cupiebaL“ 

® rffloroslu«.  Wef<bl»bt*  ter  Statt  9trm.  II.  33 


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514 


Hievte«  Hutfc.  Siebente«  Sapitri. 


gcfc^ic^tltd^cn  Spotte  angetrieben  fid)  plößlid)  in  eine  vorher 
nid^t  berührte  Sphäre  ber  ©ebanfen  erhob. 

©ereifert  bnvd>  bie  fmnnifdbcn  53eutefd;ä0e,  wovon  ber 
freigebige  (Sari  einen  SlnteiT  nad;  9tom  gefanbt  hatte,  machte 
fi<h  £eo  III.  im  $ahre  ?9G  mit  grofjettt  Gifer  an  bie  2luS= 
fthntüduttg  vieler  .ft  ir dien  ber  Stabt.  GS  fc^>eint,  baß  bie 
3bcen  ber  3eit,  bie  auf  bie  Griteuerung  beS  abenblättbifchen 
ÄaifertumS  gerietet  Waren,  in  feinem  ©cift  fid)  lebhaft  ab= 
fpiegelten.  SDie  beiben  oberfien  Gewalten  ber  metifcbiicben 
Drbttung,  bie  politifdje  unb  bie  geiftliche,  Ratten  fdhon  feine 
Vorgänger  währenb  beS  ©ilberftreits  in  ihrem  Unterfcbiebe 
beutlich  erfa&t  unb  auSgefprodjeit ; fie  boten  fid)  jeßt 
bem  Sorftellen  in  ihrem  fachlichen  3ufammcnluir^en  bar. 
SBährenb  bie  geiftliche  Gewalt  im  i|Japfi  fid)  barftellte,  bem 
baS  große  Spftem  ber  .Kirche  in  allen  ißrovinjett  beS  2lbenb= 
lanbeS  unterworfen  war,  gewann  bie  politifdhe  SDZad^t  im 
granfenfönige  immer  beftimmtere  ©eftalt;  fein  unbcficgteS 
Schwert  ^>attc  bereits  bie  Voller  von  Pannonien  bis  jum 
atlantifchen  SDteer,  unb  Pott  ber  Jlorbfce  bis  an  ben  Siris 
in  ein  einjigeS  JReidh  bezwungen.  $ic  sp^antafie  ber  3Jteu= 
fcfcen  befchäftigte  fid)  Poll  leibenfchaftlidjcr  Hoffnung  mit  biefen 
beiben  bamalS  twdiften  formen  beS  fittlidicn  SebenS,  unb  fie 
geftaltete  bicfclben  bereits  als  Gharaftere  einer  großen  3ühutft 
ahnungSPoü  in  bettt  ibealen  3t eich  fünftlerifdfer  Slttfdhauung. 
Schon  in  ber  S3afUifa  ber  S.  Sufanna  auf  bem  üuirittal, 
von  welcher  er  ben  Xitel  geführt  hatte,  fpielte  Sco  auf  biefe 
®orflclIung  an.  Gr  ftelite  bie  Stirdje  her,  er  äierte  ihre 
SlpfiS  mit  einem  HtufiP  von  neun  giguren,  oon  benett  rechts 
unb  linfs  bie  lebten  waren  feine  eigene  unb  Garl’S  beS 
©roßen  ©cftalt.  '-Beibc  üDtänner  ftaitben,  toie  bie  übrigen 


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Xie  üMciaifen  in  per  g.  gufamta.  515 

Figuren,  auf  bergälmlicheu  ©ipfeln,  unb  bcibe  waren  mit 
bem  üuabrat  hinter  bem  Raubte  abgebilbet.  r fjjapjt  hielt 
ba«  ©ebäube  ber  .Kirche  in  beit  Rauben,  eine  nuirbige  Gr= 
fcheinung  mit  bartlofem  ©eficht  unb  mönchifch  gefchnittenem 
£aar;  Gart  trug  eine  Sauiica  unb  bavüher  einen  fangen 
ajfantef  mit  reich  >u  Gbelftein  gegierten  Porten,  au«  welchem 
bie  Scheibe  feine«  2)egett«  betworfab.  Sein  .fjaupt  mar  mit 
einem  ©erret  gefchmiicft,  ba«  eine  .Rroitc  umfafitc,  unb  bie 
©rabität  feine«  föniglidjen  Stntlihc«  erhöhte  ein  langer  frie- 
gerifcher  Schnaujbart.  2)ic  Schuhe  mit  junt  Änie  herauf: 
gemunbetteu  Xibialictt  ober  ©änbern  hetteibeten  feine  giific 
nad;  römifcher  2(rt. 1 

G«  mar  ba«  erftemal,  bafj  bem  ©übe  eine«  König«  ein 
ißlatj  neben  Zeitigen  unb  Spofteln  auf  bem  2)tufio  einer 
Kirche  9tom’«  eingeräumt  mürbe.  3m  fech«ten  Qahrhunbert 
hatten  bie  9tavennaten  ben  .Reifer  Sufliniati  mit  feinem  0e= 
folgc  in  mufimfeben  g-fguren  auf  ber  Tribüne  üon  S.  ©üale 
abgebilbet,  unb  ficb  nicht  gefreut,  ein«  ber  niebcrträchtigften 
©Seiber,  feine  ©entalin  Jheobora,  ebenfall«  bort  im  Tempel 
unter  heiligen  Porjuftellen ; * aber  in  91  cm  miberfuhr  Weber 

1 Xie  SDtofaifen  in  Per  @.  Sufamia  mürben  um  1COO  jrrftört , ab« 
(int  Sbbilbuug  erpielt  fidj.  Xie  gigitren  Peo’«  unb  Sari'«  taim  man  beim 
SUemauni  de  laternn.  Har.  p.  7 feben,  unb  beim  Ciampini  Veter.  Mon.  II. 
tnb.  XLII.  Tcdf  mäbreub  ftlemanni  bem  Slullip  Carl'«  nur  einen  @$nait)> 
hart  gibt,  macht  ihn  ßiampini  gan}  bärtig,  unb  er  fegt  ibm  einen  in  eine 
Silie  eitbigeuben  Jtopfbunb  auf.  Xa«  iliiifi«  fal)  noch  llgonio,  aber  er  fe(}t 
bie  3eit  feiner  Verfertigung  ohne  Öruitb  in  ba«  3abr  800. 

1 -Jiacb  Stuben«  erjagte  fogar  bie  «age,  baß  beim  Cimrdou  Xbec» 
bora’«  in  bie  Äirtbe  eine  meifje  Xaube  vom  Fimmel  geflogen  (am,  ihre 
ginget  in  ba«  ffieibbecteu  tauchte  unb  bie  Itaiferiu  befprengte.  Xiefc  un» 
fdjulbige  Xaube  tauule  fcbimlich  bie  (Mcbicbte  von  beit  Xbeatergänfeu,  bie 
‘'Procopiu«  eqäblt.  Xie  ftbbilbmtg  ber  Staoennaiifdpen  äJiufipe  beim  ßiam- 
pilli  Veter.  Mon.  II.  tnl».  XXII. 


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516 


Vierte«  Such.  € iebente«  Sapitel. 


i^tn  tiod)  einem  feiner  ©orgänger  ober  9?adtfoIgcr  eine  gleiche 
Gf;re,  unb  nur  bie  ,§ulbigungsbitber  ber  Äaifer  mürben  nad) 
(lerfömmlidiem  ©ebraudi  in  einer  Capelle  beö  Sateran  auf= 
geftcDt.  Gart  mar  bentnadj  ber  erfte  gürft,  beffett  ©ilb  ju 
bleibenber  Grinnerung  in  bie  2tpfiö  einer  röntifeben  Äird&c 
aufgenommen  marb. 

gnbefj  ju  einer  einbrucf^oolieren  ©orftellung,  als  jene 
eS  mar,  erhob  fidj  bie  römifd^e  .fiunft  im  i'ateran  fefber ; 
fic  ftellte  bort  jenen  C'icbanfen  ber  fwrmonifcbcn  Regierung 
ber  ©ötfer  bureb  ihre  beiben  tHcpräfentanten  in  jmei 
fid^  entfprcdjenbcn  parallelen  giiirflid)  bar.  ^mifdben  ben 
fahren  796  unb  799  oermebrte  ber  pracbtliebenbe  2eo  bie 
SCricIinieit  bc£  päpftlidien  ©alaftä  burd)  ein  aufserorbeutlidb 
foftbareö ; eö  mürbe  baju  beftiinmt,  fomol  fürftiie^e  per= 
foneti  jur  ©emirtung  aufjunefmten , alö  bem  pap  ft  felber 
an  .fjauptfeften  mit  ben  Garbindlen  jum  gpeifcfaal  ju  bienen. 
3mu  Unterfcbieb  ton  ben  übrigen  Sriclinien  mürbe  es  ba<? 
größere,  Triclinium  majus,  genannt.  G3  mar  mit  ÜJtarmor 
getäfelt,  mit  marmorenen  9telicf3  gef^müdt,  feine  Sauten 
maren  teils  aus  porpbpr,  teils  au$  meifjem  SJtarmor,  unb 
brei  Tribunen,  bie  für  ben  Papft  beftimmte  bem  Gingang 
gegenüber,  bie  anbern  ju  beiben  ©eiten,  glänjten  oon  mu- 
fioifeben  ©ilbem. 1 ®ie  ©orftettungen  ber  lc|tern  finb  nicht 

1 A iiast.  iu  Leone  111.  u.  3G7.  Triclinium  majus  super  omnia 
triclinia  nomine  suoe  magnitudinis  decoratum.  Seo  111.  baute  noch 
einen  anbern  Sfseifefaal  im  Sateran  mit  elf  Tribunen,  unb  biefen  nennt 
SUemamii  triclinium  minus.  Tiefer  berühmte  Cuflc«  ber  SSaticana, 
Herausgeber  ber  Historia  Arcana  be«  fßrocob,  bie  er  an«  Sicht  jog,  leib- 
mete  jenem  erflcn  Triclinium  fein  SEBerf  De  Lateranensibus  Parictinis 
restitutis.  Romae  1625,  unb  mit  einem  Stuhang,  8tcm  1756.  <5r  mar 
baju  aufgeforbtrt  ccm  Carbinal  granceSco  SJarberini,  bem  'Jieffeu  Ur* 
ban’e  VIII. , ber  bie  Tribüne  Sco’e  brrftetle»  ließ.  Sblan  bemerft  ba«  Slbbilb 


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Xie  SRofaiteu  im  Xriclinium  fco’«  III.  517 

mehr  auf  uns.  gefontmen , aber  bie  Siojaifen  bev  töaupttri; 
bune  ba*  un«  eine  getreue  ßopie  ju  überliefern  tocrtnocbt. 
3n  ber  SJlitte  biefe«  Silbe«  ift  ber  ,§eilanb  auf  bem  Serg= 
gipfel  mit  ben  barau«  entfpringenben  toter  Strömen  ftefjenb 
abgebilbet;  er  hält  ein  geöffnetes  Sud)  in  ber  ,’öanb , vorauf 
bie  SBorte  Pax  vobis  5U  Iefen  finb,  wäbrenb  bie  erhobene 
Siebte  bie  juhörenben  jünger  belehrt,  benu  biefe  fteljn  ju 
beiben  Seiten,  mit  über  ben  .jMnben  aufgcfdf>ür$tem  ©ewanb, 
gleidhfam  bereit,  nach  empfangener  Sehre  in  bie  SSJelt  ju 
maitbern,  wie  bie«  bie  Unterfthrift  anbeutet:  „Oelpct  unb 
lehret  alle  Hölter  unb  taufet  fie  im  Flamen  be«  Vater«, 
be«  Sohne«  unb  be«  heiligen  ©eifte«,  unb  fiehe  ich  hin  mit 
euch  «He  Sage  bi«  an  ber  2ßelt  ©nbe."  ßine  jweite  3U; 
fchrift  um  ben  Sogen  her  aber  fagt:  „(5bre  fei  ©ott  in  ber 
Jg>öhe , unb  auf  Grbett  griebe  ben  SDteufchen,  bie  ba  ©utc« 
wollen." 1 

3ur  Rechten  unb  Sinfert  biefe«  ©entälbe«  befinbeu 
fid)  nun  bie  beiben  parallelen  Vorftcllungen,  bie  mir  bereit« 
angebeutet  haben.  Sie  bejiehn  fich  auf  bie  «Harmonie  ber 
geijHicheu  unb  weltlichen  ©emalt  unb  ihre  göttliche  Sinfe(sung 
ober  Verleihung  an  beren  oberfte  Präger,  hier  au  ben  VaPfi 
S.  Siltoeftcr  unb  ßonftantin  ben  ©roßen,  bort  an  ben  ißapft 
Seo  unb  Garl  ben  ©roßen.  3n  jener  ,3cit  erinnerte  man 
fidh  lebhaft  an  ßonftantin,  ben  Äaifer,  welcher  ba«  Mrcuj 

ber  berühmten  Mtofaifeu  (jeute  in  ber  freiftebenben  'Jliftbe  an  ber  Sapefle 
<2.  ©anctcrum;  bemt  nach  bem  3erfaB  ber  Xribune  befergte  ©enebict  XIV. 
um  1743  ihre  bortige  getreue  Sepie  mit  ■’pillfe  von  3fit$nun8tn  >n 
©aticana. 

1 R11  ntes  docele  otnnes  gentes  baptizantes  eos  in  nomine  I’atris, 
et  Filii  et  Spiritus  sancti  :e. , unb  Gloria  in  exeelsis  Deo,  et  in  terra 
pax  liominibus  bonae  voluntatis.  3n  ber  Hütte  ber  Xribune  aber  ber 
Marne  Peo  mit  bem  SRonegramm  Sbrifli  »eTfcblungen. 


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Öl  8 


Vierte*  sPutfy.  Siebente«  Capitel. 


in  feine  gafync  aufgenommen,  bie  djriftlidjc  &ir<be  jur  ^err- 
febenben  erhoben,  unb  mit  fo  oiel  ©fitem  auSgeftattet  ^atte, 
bafi  man  il;m  mäbreiib  ber  Regierung  .frabriau’S  bie  berüdj= 
tigte  Sdjenfungsurfunbe  jujufebreiben  magte.  GS  mar  na= 
türlid;,  in  bem  befte^enben  93erbältnijj  ber  Äirdje  ju  Gart 
bie  ätjntic^fte  parallele  aufjufinben.  Garl  ber  ©rof,e  mürbe 
bereits  mit  Gonftantin  nörgligen;  ber  mädjtigfte  .öerrfcbev 
beS  2lbenbIanbeS,  Äönig  Qtalien’S,  ^atriciuS  ber  9iömer, 
Öefiegcr  fo  vieler  beibnifc^er  Golfer  oerbiente  mit  Siecht 
biefen  9tamen , ober  er  übertraf  vielmehr  jenen  Äaifer  burd) 
ben  Umfang  mirflidjer  unb  nid^t  blos  eingebilbeter  Sdicm 
futtgen  an  bie  .ttirebe.  GS  ift  als  eine  auSgejcidinete  £l;at 
ber  bamaligen  Äunft  ju  betrad;ten,  baf;  fic  jene  gefd^ic^tltd;en 
Skrbältniffe  fo  flar  auSjufpredben  oerftanb,  unb  biefc  SKufioe, 
obmol  rob,  ganj  ohne  ^ubioibualilät  unb  ebne  Spur  eines 
Sinns  für  baS  ißorträt,  finb  bettuod;  in  Söejug  auf  ben 
©ebanfeit  il;re  böd;jte  ficiftung  in  einer  9leibe  oon  3abr: 
bunberten. 

2luf  bem  5öilbe  redbts  tront  GbriftuS;  ju  feiner  Sledjten 
fniet  oor  ibm  S.  Sifoefter,  Gonftantin  jur  Sinfen,  beibe 
3eitgenoffen  unb,  mie  bie  üegenbe  erjagt,  burd;  $reunb= 
fdbaft  oerbunbeu.  2>er  ^eilanb  reicht  bem  'jkipft  bie  Sddüffel, 
bie  er  ju  empfaugen  im  begriff  ift,  bem  Äaifer  aber  baS 
i'abarum  ober  Öanncr,  melcbes  biefer  bereits  mit  ber  9ted;teu 
erfaßt  bat.  GS  ift  eine  in  brei  3ipM  auSgebcnbe  Jabnc, 
in  bie  fecbS  9iofen  cingeftidt  finb,  unb  baS  ®ilb  beS  MreujeS 
erbebt  fid;  über  bem  Quaft  beS  ifanjcnftabcs.  Gonftantin 
trägt  um  baS  .paupt  einen  gejatften  Äronreifen ; baS  Saniert 
ftebt  meit  aus  bem  faiferlid;  oerbrämten  Obergetoaitb  ab,  an 
ben  rbmifdjeu  Galcei  bat  er  Sporen,  uub  fein  friegerifdbeS 


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®ie  SERofaifeii  int  ®ricliitiiim  Pco'«  111.  519 

2lntlifi  jeicbnet  ein  mächtiger  Sd;naujbart  aus.  Sieben  if;m 
fleht  getrieben  R.  COSTANTINVS. 1 

Xicfer  SöorfteUuttg  entfpridQt  böllig  bic  aubere  auf  ber 
linfen  Seite,  foiool  in  Figuren  unb  ©nippe,  als  in  ber  §anb= 
lung,  mit  ber  alleinigen  unb  für  bie  Gpodie  beö  jungen 
Hird;enftaatS  bebeutenben  2lu3nahmc,  baß  l;ier  fßetruS  an 
Stelle  Glmfti  getreten  ift.  Xer  Spoftel,  in  Haltung  unb 
Slusbrud  ber  bronzenen  ©eftalt  im  S.  ^eter  jiemlidji  ähnlich, 
ift  mit  beut  Gallium  heflcibct  unb  fyält  brei  Schlüffel  auf 
feinen  Äitien.  3)iit  ber  Sichten  übergibt  er  bem  fnieenben 
fßapfl  Seo  bie  Stola  als  3ei^cu  feiner  päpftfidjen  Söürbe,  mit 
ber  Sinfen  bem  fnieenben  Gar!  baS  Banner  als  3ei^en  feiner 
SJlilitia  unb  oberrichterlichen  Gletoalt.  Xer  Honig  trägt  bin 
baS  gefrönte  Söerret  u>ie  auf  bent  SJiufto  in  ber  S.  Sufanna, 
unb  überhaupt  gleißt  et  an  ©eftalt  unb  ©etoanb  feinem 
Gbenbilb  in  biefer  Hird)e.  So  [teilt  bie  bebeutenbe  jpanblung 
bie  Ginfetsung  ber  geglichen  unb  zeitlichen  ©ezalt  bar, 

1 ®ie  gigttr  be«  hapßä  ift  jetjt  burtp  feine  ■Schrift  bfjritbnct.  3rf> 
folge  in  biefer  Grftärung  bem  iUentaitni,  unb  wrteerfe  jene  STOnratori’« 
(Annal.  ad  ann.  798),  »eitler  bie  '.papftfigur  für  <£.  Bieter  (»It,  Gon* 
flantiu  aber  filr  Geuftantin  V.  'Jtccb  unhaltbarer  ift  bie  Snfitpt  äffemanni’« 
(Exeerpta  de  sner.  Imag. , Slnpang  beim  Slemamti),  baß  bier  .$abrian 
unb  Gart  »orgeftellt  feien.  Stleinanni  treibt  nach,  baß  bie  erfte  gigur 
0.  Silrefler  fei,  uitb  ber  ^kratteliemu«  macht  ba«  t(ar.  ffier  fann  glauben, 
baß  um  biefe  3«t  ber  %'Opft  ba«  Silb  eine«  bpjantinifepen  Äaifer«  in  ein 
laterauifibeä  SDtnfi»  trürbe  aufgeuommen  haben  V ®a«  Ouabrat  um  Gon* 
ftantin’e  §aupt  erflärt  ft  cp  au«  bem  Ö)egettfa|j  ju  ber  (Slerie  Silrefler’«, 
trenn  mau  e«  nicht  mit  ber  geiflreitbcu  Grflärung  SUeutauni’«  a(«  Slttegorie 
ber  rier  Äarbinaltugeiiben  b>«  unb  anber«tro  annebnieit  tritt.  ®a«  R. 
über  Gonftantinu«  nehme  id>  mit  fßagi  nicht  fiir  Rex.  fonberu  für  Roma, 
trie  ftth  auf  einigen  fpäteren  fMimjeu  bie  Sufförift  Roma  finbet.  Xorrigiu« 
fab  eilt  alte«  fWttftr  au«  ber  GapcUe  ber  füiuttergotie«  3obaiui’«  VII.,  me 
über  'Iktni«'  Jpoupt  Rotnn  ju  lefen  mar.  5iepe  Xiotipftii«  Sacr.  Vntican. 
Hnail.  Crypt.  Mon.  t.  XVIII. 


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520  Sicrte«  ©utL  Siebente«  fiapitel. 

inbent  bie  ßir$e  burdj  ihr  $aupt  ißetruS  mit  jenen  Spm= 
bolen  bie  hoppelte  '-Meinung  tolljieht.  Tie  ^nfchriften  be- 
ftätigen  bie$,  unb  fie  erhöben  bie  SSidjtigfeit  beä  9JlonumcntS. 
Um  ba$  iQuabrat  be«  Ißopfte  fleht  getrieben,  SCSSIMV8. 
D.  N.  LEO.  P.  P. , um  baS  anbere  beg  ÄönigS:  D.  N. 
CARVLO.  REGI.  Unter  bem  Silbe  aber: 

BEATE.  PETRE.  DONA. 

VITA.  LEONI.  PP.  ET.  BICTO 

RIA.  CARVLO.  REGI.  DONA. 

„Seliger  betrug,  gib  Seben  bem  Sßapft  £eo,  uitb  gib  Sieg 
oem  Äönige  Garl." 

3n  früheren  Qahrhunberten  fdiricbeu  fid>  bie  Rupfte , Un= 
tergebene  ton  Stjanj,  unter  Diufiteu,  bie  fie  gemeint  Ratten, 
beimitstoll  unb  fc^ön  „Sifdmf  unb  Unecht  Ghrifti,"  aber  am 
Gnbe  beö  achten  Säculum  gaben  fie  fiep  öffentlich  unb  ftolj, 
mie  bie  alten  Imperatoren,  ben  weltlichen  Xitel  ©ominuö, 
mit  bem  fie  inbefj  ihre  Ütünjen  noch  nicht  jeichncten. 1 Unb 
bie  ÜRönter  gewöhnten  fidj  bei  feierlichen  (Gelegenheiten  ju 
rufen:  Unferem  Ferrit  bem  ißapft  L'eben!  wie  fie  in  ber 
btjantinifeben  Ißeriobe  gerufen  hatten : Unferm  .'öerrn  bem 
Muifer  Seben  unb  Sieg!  Ter  ißapft  war  ©ebieter  in  :)iom 
geitorben,  aber  ber  Xitel  D.  N.  ober  „Unfer  iierr"  mürbe 

1 Silit  Veo  III.,  ecu  S?arcimts  fälfdj! icp  fcpcn  £ec  I.  jugeföriebeue 
'Diiiiijc,  pat  auf  bem  Sli'tt«  I).  N.  Leoni  Pap«,  auf  bem  iRem«  bas 
tPruflbilb  t'ftri  mit  üb«  btr  €t&ultcr  bäugeubeui  Stbliiffel.  8ber  fie  ifl 
fraglich,  unb  bon  beut  ntutfieit  äHünjmerf  bcs  Slugeto  Sinagli  „Le  Mom-te 
de- Papi  deseritte  sc.  Fermo  1848“  nicht  aufgenomttien.  3d)  bemerfe,  baß 
cs  m ber  tarcliiigifchen  „Heit  laue  päpftligieii  äKiiujrn  gibt,  als  bic  apstvvbfycit 
(Sregcr’s  III.  mtb  beS  'papps  3a(^av'js.  Sie  erfien  uns  erhaltenen  SDliinjeu 
btt  tüpfle  gebaren  .§abrian  I.  an,  trel'ou  eint  noch  bit  Vegcnbe:  VICTORIA 
I)NN.  CONÜR.  trägt.  Siebe  bas  eben  bejcidjuele  Stiert  ßiiiagli's,  meldics 
voUftänbig«  ip,  als  bie  Arbeiten  seit  Sigiieliu«  mtb  glovaivmti. 


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Xit  äRcfaifeti  im  Indinium  Üeo’fl  III. 


521 


auch  (Sari  juerfannt,  ben  bie  9iömer  mit  jenem  3U- 
faru«h  feierlich  begrüßten,  fo  oft  er  ihre  Stabt  betrat.  ®er 
ißabft  loar  .f>err  ber  9le3publica  SRomana,  bod;  ber  grattEen- 
fönig  ibr  betoaffneter  Sdhirnibogt  uub  Dberricfjtcr,  unb  in 
biefem  Sinn  rühmten  Gljroniftcn  unb  ißocten  oon  ihm,  noch 
beoor  er  Äaifcr  mürbe,  baß  er  ben  Stomulifdjen  SCiber  ober 
bie  Stabt  bee  SRomuIuS  mit  bem  3ieicß  feiner  Slßnen  bereinigt 
habe  unb  bcfiße. 1 $nbeß  gefteben  mir  gern,  baß  mir  fein 
ailjugroßcS  ©emicht  auf  bicfen  $itel  dominus  ju  legen  ©runb 
haben,  ba  er  auch  einfad)  burd;  ben  Stil  ber  .'göfliddett  er- 
flärt  merbcn  fann. 

3)ieS  finb  bie  berühmten  SUofaifen  beö  £riclinium’$ 

Seo’s  III.  3)cr  Sßapft  ließ  fie  bort  fertigen,  nadhbem  er  burd) 

Slngilbert  baS  süüttbniß  mit  Earl  neu  befeftigt  hatte;  fie 
maren  ba£  SKonumcnt  biefeS  Vertrags  felber,  unb  eä  geht 
au«  feinem  SiebenSkfchreiber  fmrbor,  baß  jenes?  fCricliniunt 
im  $ahr  799  fchon  im  ©ebrauthe  mar.  ftflan  barf  anneh= 
men,  baß  es  bamals  bereits  mit  ben  fDiufioett  gefchmiidft  ge= 
gemcfen,  beim  bie  iöejcidmung  3tey  in  bem  3uruf  an 

Earl  fpridjt  bafür.  ®er  Xitel  beS  ÄönigS  mürbe  nach 
bcnt  3ahr  800  ohne  gmeifcl  in  ben  beö  Imperator  ober 

' 3<b  fleüe  bicr  title  bebtutoiben  äutipriitbe  $ufamnten:  Pauli  (Dia- 
coni)  Gesta  Episcop.  Motens.  (Mon.  Germ.  II.  p.  265):  Romanos 
praeteroa , ipgfrmquc  urbem  Romuleam,  jam  pridem  ejus  praesentiam 
desideran tera,  ijuae  aliquamlo  muudi  totius  domiua  fuerat,  et  tune 
u Langobardis  depressu  gemebat,  duris  angustiis  eximens,  suis 
addidit  sceptris.  — $aul'6  Epitaph.  Hildegardis  reginae  (ibid.): 
Cumquc  vir  nrmipotens  sceptris  junxisset  avitis 
CigniferunK|ue  Pailum  Rotnuleumque  Tybriro. 

Cliron.  Moissiac.  (Mon.  Germ.  I.  p.  305):  quia  ipsam  Romam  matrein 
imperii  tenebat,  mit  tym  iia<bf(brfi6«nb  bi«  Vita  S.  Willehadi  (II.  p.  381). 
Anna).  Lauresham.  ad  ann.  801 : ut  ipsum  Carolum  — regem  Fran- 
corum,  imjiernlomn  nomiuare  debuissent,  qui  ipsam  Romam  tenebat. 


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522 


Biertea  ©ud>.  Siebente«  Cabitcl. 


SluguftuS  »ertoanbelt  irorben  feilt,  28ir  erlernten  bafier  in 
jenen  Storftellungen  nidjt  ba§  SWonument  ber  Grncueruttg 
beS  Äaifertumä  am  Gttbe  bcö  3a^rcg  800.  S5ie3  große 
Greigniß  fdjnicbte  inbeß  in  ber  3cit,  unb  bic  5Dhiftt>e  im 
Lateran  bejeicfmcten  oiellcidjt  nur  ein,  ober  fcöd&flenS  jroei 
3af>rc  oorfyer  bie  allgemeine  Stimmung  9iom'S  unb  bie  not= 
roenbige  Grabung  Garl’ö  auf  ben  Äaifertron  beS  Sübenblanbö. 1 

з.  geiubfelige  «Stellung  ber  9ityctcn  ^abrian’«  ju  feo  III.  Berfdjmörung 
ber  remifdjen  Jlriftchratni  unb  Attentat  gegen  ba«  Seben  Seo’e.  Seine 
gluckt  nad)  Spoleto.  Seine  Steife  nad;  Xeutfölanb  unb  3ufammcn(unft 

mit  Carl. 

Gin  außerorbentlidie^  Greigniß  follte  bie  unmittelbare 
Veranlagung  jur  Grneuerung  bce  meftlic^cn  3mperium’$ 
toerben.  £ic  enge  Vcrbinbung  Seo’3  III.  mit  Garl,  bie 
Sluerfennung  feiner  ©eloalt  in  ber  Stabt  9iom,  bie  ®ring= 
lidjfeit,  mit  melier  er  ifyn  aufgeforbert  l;atte,  baöon 
Vefiß  ju  ergreifen,  laßen  ahnten,  baß  ber  fßapft  ben  2lu8= 
brud)  einer  Vetoegung  unter  ben  jJtömern  bereits  fürstete. 
3m  Sauf  beS  adftcn  3dl;rlmttbert3  batte  fidj  in  ber  Stabt 

1 fSlemanni  fitest  mit  großer  ©elebrfamfeit  ;n  bemeifen,  baß  bie  SKuftoe 
nad;  800  fallen,  unb  fomol  ba«  Xeutmat  ber  SBicbercinfetjung  i’eo’«,  al« 
bet  Translatio  imperii  feien.  3<b  flimme  jebed)  mit  'fiagi  (ann.  796. 

и.  VI.),  melcber  fagt,  Carl  fei  Xcmiitu«  genannt  al«  tfatricier,  ber  bie 
3uri«biction  in  Sioni  au«ilbte.  Xe  Sliarca  je.  de  Concor.  III.  c.  XI. 
nennt  bie  SKuftte  ebenfalls  ba«  äKcnument  be«  'Jlalriciats,  aber  er  bebaubtet 
irrig  einen  bobbellen  'ffatririat  be«  ^abfi«  unb  ÄcnigS,  unb  ein  consortium 
dominii  bi«  800,  unb  nimmt  barnad)  [ogar  ein  consortium  imperii  au. 
Natal.  Alexand.  Hist.  Eccles.  saee.  IV.  dissert.  24.  Tom  IV.  folgt 
fclamftb  jenen  3tnfid)te  n , unb  audp  ©ianuone  VI.  c.  5 flii|)t  fidj  auf  be  SDtarca. 
34  »ermeibe  bie  baarfdjarfen  Xifliuctienen  be«  Begriff«  Dominus,  'ßaul  I. 
mürbe  ftßon  um  756  Xominu«  Bon  ben  SKöutem  genannt,  unb  bie  Seien 
be«  Conril«  «on  799  merben  eingrleitet  mit:  praecipientc  gloriosissimo 
ac  piissimo  domino  uostro  Carole. 


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Xi«  'Jlcpctcii  $abrion'«. 


523 


ein  flerifaleS  Ariftofrateu = Regiment  auSgcbilbet,  beim  e$ 
mareit  cor  allen  bie  IßrocereS  ober  bie  ^ubiceö  de  clero,  bie 
ben  größten  Ginfluß  auf  bas  S?olF  befaßen.  35ie  fieben  5Dti- 
nifler  bes  Sf<alaft*  leiteten  alle  Angelegenheiten , unb  feit  faft 
einem  3a^>r^unbert  mar  ber  ißrimiceriuS  ber  Notare  näd>ft 
bem  ißapft  bie  bebeutenbfte  ißerfon  in  9iom,  o!;tie  bie  fein 
mistiges  ©efdhäft  Doüjogen  mürbe.  Seine  2)iad)t  batte  jlcf; 
burd»  baS  gefährliche  ©eifpiel  beS  Ghrifiophoruö  unb  Sergius 
fuitb  gegeben,  aber  fte  mar  mit  bem  galt  jener  SJlänner 
nicht  geftürjt  morbcn.  Sielmehr  batte  fidf)  bie  Söebeutung 
biefcr  Ariftofrateu  unter  töabrian’S  ^Regierung  gefteigert, 
benn  mir  erfennen  einige  3<-'<d)en  einer  erften  93egunftigung  ber 
jRepoteu  burdh  biefen  ißapjt.  ®ie  fyamilie  ^abrian’S,  fdjon 
oor  beffen  Grljebuttg  jum  ißontificat  eine  ber  heämrragenbften 
unter  bem  Abel  Siom’S,  mar  burd)  ihn  noch  mächtiger  ge= 
morben;  mir  fiitbett  feine  nächften  SBermanbten  in  ben 
midjtigften  StaatSgefdjäften  gebraucht  unb  mit  Ghreti  auSge= 
jeidhnet.  Sein  Oheim  JhcobatuS  nannte  fid)  Gonful  unb 
35uy,  unb  mar  ^rimiceriuä  ber  Mircf)e;  feine  Dteffen  $bco= 
borus  unb  ißafchalis  waren  mit  ben  hofften  Angelegenheiten 
betraut  gemefen. 1 $f5afchaliS  mar  Pon  ihm  jum  ißtimiceriuS 
erhoben  morben,  unb  ba  biefeS  Amt  Dom  SBechfel  bes  ißon» 
tificats  nicht  mit  betroffen  mürbe,  fuhr  er  na<h  habrian’s 
Stöbe  fort  es  ju  führen.  35er  geliebte  ÜReffe  bes  großen  IJJapftS, 
meldjer  23  $ahre  lang  Aom  mit  ©lanj  regiert,  Dermehrt 
unb  erhoben  unb  feine  gamilie  an  bie  Imchfteit  Ghreu  gewöhnt 

1 Xtifotcru#  mar  Dux  et  Cousul  unb  mtbrmalä  @«fanbt«  .pabrian'«  : 
Cod.  Carol.  Cvnni  p.  353.  p.  35(3.  359 : Theodormn  eminentissimum 
nostrnm  nepotem  (|o  beginnt  ba«  9topet«üwf«n  in  9tom).  p.  385 : Theo- 
dorum eminentissimum  Consulem,  et  Ducem,  nostrunique  nepotem, 
p.  358:  I’nschalcm  nostrum  nepotem. 


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, 524 


Vierte«  i'ucb.  (Siebente«  Capitol. 


batte,  geriet  ju  2eo  III.  in  eilte  feinblidfe  Stellung.  55er 
neue  trachtete  barnacb,  beit  Ginfluft  ber  5)?epotcn  feines 
Vorgängers  ju  befebränfen,  uub  ber  ftolje  iprinticeriuS  fab 
bie  Regierung  ber  Äirdje  unb  SRom’ö  mit  ^ngrimm  in  ben 
.fpänben  eines  ©mporfömtnlingS  aus  frember  gamilie.  Seine 
Vermanbteu  unb  Klienten,  Kreaturen  .fjabrian’S,  niete  C*pti= 
maten  beS  GleruS  lote  ber  SDlilij  liefen  feinem  ra<bfü<btigen 
©roll  ©ebör,  loeil  fie  bie  Oöflige  Untertoerfung  unter  bie 
päpftliche  herrfeftaft  itidjt  ertragen  mochten.  Ser  SominuS 
9tofter,  toomit  2eo  III.  feine  SKuftoe  jeicbnetc,  fanb  beim 
2tbel  9iom’S  2öiberfpru<b.  IßafdbaliS  mit  bem  Saccelia= 
rius  ©ampuIuS  (er  febeint  fein  eigner  ©ruber  getoefcit  ju 
fein)  cinoerftanbcn , enttuarf  in  ber  Stille  bett  ipian,  ben 
ißapft  oom  Stul  ißetri  ju  ftürjen  ober  ju  ermorben,  unb 
bann  (ich  ber  weltlichen  ©etoalt  in  sJlom  ju  bemächtigen.  1 
3ur  Ausführung  foHte  eine  öffentliche  iflroceffion  ©elegenbeit 
geben,  unb  fie  fanb  in  einer  fo  t umult uarif eben  ©Jeife  ftatt, 
baft  man  nicht  weift,  wooor  man  mehr  erftaunen  folle,  oor 
ber  Unfinnigfett , mit  ber  fie  gefebah,  ober  oor  ber  ©arbarci, 
bie  fidb  burch  fie  ju  erfennen  gab. 

Ser  25.  April,  bas  geft  beS  heiligen  HiarcuS , war  für 
bie  grofte  2itanei  beftimmt , welche  ber  ijkpft  an  ber  Spifte 
beS  Klerus  an  biefem  Sage  jährlich  ju  feiern  pflegte.  Sie 
ging  oom  Sateran  nadh  ber  fluche  S.  2orenjo  in  Sucina  auf 
bem  3Jtarsfclbe , wo  fie  bas  gefchaartc  ©olf  erwartete  unb  bie 

' ®afj  twuptfäcfeli^  bi«  'Jfepeten  £abrian’«  beit  'Jliifflanb  »eranlaßteit 
ifi  febt  bebenlenb.  (5«  fagt  bie«  aiitb  iljecpban.  Chronogr.  p.  399:  0< 
iv  rjj  Powj  üiyyevti<  roi  jiaraoiuv  nana  ASoiavov  rfi  yxtvijifawtq 
rvv  /«<!>  :c.  Campulu«  mar  im  3«l>t  784  'Jictar  ber  Jttupe;  Cenni  fwlt 
ipn  für  ben  trüber  be«  ^aftpali«  (Co<l.  Carol.  Ep.  78  alias  72,  unb 
9fcte  5 baju»  427). 


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Attentat  auf  ba«  itben  ?eo’«  III. 


525 


Goßecta  ober  baS  allgemeine  ©ebet  für  baS  .fieil  ber  Gbrifien 
angeorbnet  mar.  ©ei  folgen  poceffionen  pflegte  ber  ©apft 
ju  Ißferbe  ju  ft  feen,  ber  pimiceriuS,  bie  Siacoitett,  Notare 
unb  Subbiaconen  ber  Legionen  ifjm  ooraufjureiten,  unb  ihm 
naebsufotgen  ber  ©icebominuS,  ©eftarariuS,  ©omenculator 
unb  SacceßariuS.  StB  nun  £eo  aus  bem  Sateran  herauSjog, 
gefeilte  ft<b  ©afcbalis  ju  il;m,  feinen  ©lab  in  betreibe  ein* 
junebmen ; miber  bie  ritualifebe  ©orfcfjrift  mar  er  nicht  mit  ber 
©laneta  ober  bem  langen  geiftlicben  ©emanbe  befleibet,  unb 
er  entfdjutbigte  ficb  bureb  Unpäflid;feit.  (fr  ritt  bem  ©apft 
Vorauf,  GamputuS  folgte  ibm  nach.  Sie  batten  bie  ©er= 
febmorenen  mit  oerfteetten  ©offen  in  ber  5iäbe  jenes  Pon 
tpaul  I.  im  ©tarSfelb  erbauten  ÄlofterS  S.  Stephanus  unb 
SilPefler  aufgefteßt,  unb  faunt  mar  ber  $ug  bort  angelangt, 
als  fie  baS  3ei<hen  gaben:  bie  Semaffneten  marfen  ficb  ber' 
Por,  bie  heilige  ©roceffion  jerftob,  ©riefter  unb  ©olf  faben 
ben  ©apft  Pom  ©ferbe  geriffen,  unter  ben  Solchen  eines 
mütenben  .Haufens  am  ©oben  liegen,  unb  Poll  Gntfefcen  ftürj* 
ten  fie  ficb  in  jäher  flucht  bureb  bie  8 trafen  ©om’S.  3Jtit 
brutaler  2But  mifbanbelten  pfcbaliS  unb  GampuIuS  ben  un= 
gliidlidben , Pon  allen  feige  Perlaffenen  Sßapfl : baS  Oberhaupt 
ber  Gbtiftenbeit  mürbe  auf  öffentlicher  Strafe  gefcblagen  unb 
oerftümmelt.  ©an  rif  ihm  bie  päpftlicben  ©emänber  ab, 
man  Perfucbte  ihm  bie  Stugen  auSjureifen,  bie  gunge 
abjufebneiben,  man  lief  ihn  enblicb  in  feinem  ©tut  Por  ber 
Sbüre  Pon  S.  ©iloefter  liegen.  3nbef  fcbleppten  ben  Cbn= 
mächtigen  ©afcbalis  unb  GampuIuS  in  baS  fltofler,  fie  mie- 
bcrbolten  ihre  ©ifbanblungen  Por  ber  Gonfeffion  felber,  fie 
marfen  ben  .fjalbtobten  Por  bem  Slltar  nieber.  Sann  rafften 
fie  ibn  auf,  unb  befahlen  ben  griedhifchen  ©öitcben  bcS 


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r»2f> 


Vierte*  Pu<p.  Siebente«  ßdpitel. 


JfloftcrS  if?n  in  einer  ihrer  3eflen  5“  bemachen. 1 3”  her  9iad)t 
jebedh  brauten  .fie  Seo  in  baS  Älofter  beS  6.  GraSmuS  auf 
betn  GöliuS,  luo  fie  ihn  in  ein  enges  ©etuabvfam  fperrten. 
9Jacf>  ber  frommen  Meinung  einiger  Gbronifteit  jener  3e>1 
tooKjog  hier  ©ott  burdh  gärbitte  bee  2lpojlelfürftcn  ein  glän= 
jenbeS  Söunbev  an  bem  ©emarterten,  inbetn  er  ihm  fotool 
bas  geraubte  Sidjjt  ber  2lugcn , als  bie  auSgefchnittene  3un9c 
plöfclidh  tüieber  gab. 2 3”  9lom  hcrrfchtc  ein  tiefer  £(brecfcn ; 
alle  jene  blutigen  Auftritte  aus  ber  3«t  beS  UfurpatorS  Gon- 
ftantin  broljtcn  fidh  ju  erneuern.  ®ie  Sßerfd^ioörer  mären 
jjahlreidh  uttb  t>om  SHbel  fRom’S,  ein  Sanbbaron  2JtauruS  oon 
9iepi,  aus  ber  rebellifdjjen  SSaterftabt  Soto’S  unb  vielleicht 

' $iefe  ©Teigniffe  in  btt  Vita  Leonis  n.  369  sq.:  absque  ulla 
misericordia  scindendo  expoliantes  eura,  crudeliter  oculos  ei  evellere, 
cl  ipsum  penitus  caecare  conati  sunt.  Karn  lingua  ejus  praecisa 
est.  — Annal.  Laurcsbam.  ann.  799:  instigantc  dyabulo  Romani  — 
absciderunt  iinguain  ejus,  et  voluerunt  eruere  oculos  ejus.  — Anna). 
Einhardi:  equo  dejectus,  et  erutis  oculis,  ut  aliquibus  visum  est, 
lingua  quoque  amputata  »c.  — ®er  Poet  Slngiltert  fagt  mit  baroder 
©leganj: 

Carnifice8  geminas  traxerunt  fronte  fenestras, 

Et  celerem  abscindunt  lncerato  corpore  linguiim. 

(Mon.  Germ.  II.  p.  400.) 

* Stlcuiit  (Ep.  XIII.  ad  Regem)  btgniigtt  ftd)  mit  bet  3tnfid)t : deus 
composcuit  manu8  impias  — volentes  — lumen  ejus  extinguere; 
imb  ber  Poet  3T6eobuIf  (beim  Dom  Bouquet  V.  421)  ruft  au«: 

Reddita  sunt?  mirum  est.  Mirum  est  auferre  nequisse. 

Est  tarnen  in  dubio:  hinc  niirer,  an  inde  magis. 

3cb.  ®iaconu«  Cliron.  Episcop.  8.  Neap.  Eccl.  au«  saec.  9 (Murator. 
Script.  I.  2.  p.  312)  fagt:  cum  vellent  oculos  eruere  — unus  ei  oculus 
paululum  est  laesus.  Xn  papf!  aber  uitterfliibte  ben  (Glauben  an  ein 
©unter,  er  toeibte  im  0.  Peter  einen  Jepptcb  habentem  liistoriam  caeci 
illuminati,  et  resurrectionem  (Vita  Leon.  n.  379).  9io<b  fpät  erinnerte 
man  fuß  tiefer  SBunber,  unb  fNatbia*  neu  ©eftmünfter  erjäblt  fogar,  baß 
Slaria  bem  Papft  fee  bie  $aub  ti'ieberbergefteHt,  bie  er  fuß  abgebautn 
batte,  ba  fie  ibm  ein  SStib  fiißte,  mit  bem  er  früher  ju  tbun  gehabt. 


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I 


Veo’d  gluckt  )u  Carl.  * 527 

bcffen  Familie  angcf)ömib,  fcheint  fic  fogar  mit  bewaffneten 
£uöciern  oerftärft  ju  haben.  1 ^nbefj  bie  ungeheure  $hat 
raubte  ihnen  bie  93efinnung,  ober  fie  fanbcit  in  ber  Stabt 
nicht  bie  erwartete  Unterftüßung  ihrer  fehlest  entworfenen 
kleine.  SöenigftenS  berlautet  nicht!?  oon  Nnorbnungcn,  ober 
oon  Neuerungen  bie  fie  trafen.  Sie  fteütcn  feinen  ©egen= 
papft  auf,  unb  bieS  beweist,  baß  fie  ftch  in  ber  ißerfon  fieo’S 
nicht  gegen  ben  ißapft,  fonbern  gegen  ben  .§crrn  oon  Nom 
empört  hatten,  bem  fie  bie  ©ewalt  über  bie  Stabt  ju  ent^ 
jiehen  trotteten ; Nom  befanb  fi<h  wirtlich  eine  3e‘t  fang  in 
ibrem  öefifc. 

5)ie  Ntörber  hatten  geglaubt,  ben  mißhanbelten  ijjapft 
für  immer  unfähig  gemalt  ju  haben,  boeb  feine  Jöunben 
heilten,  unb  eines  STagS  erfdjrecftc  SJJafchaliS  bie  Nachricht 
oon  feiner  glucht.  Gütige  getreue  Niänner,  ben.Äämmeter 
SlbinuS  an  ihrer  Spißc,  befreiten  ihn  heimlich  aus  bem 
Ätofter  S.  GraSmuS ; fie  liefen  ihn  an  einem  Seil  oon  ber 
Nlauer  herab  unb  brachten  ihn  wolbehalteit  nach  bem  S.  iße= 
ter.  11m  ben  Flüchtling  fchaarte  fi<h  ein  Steil  beS  Glems  unb 
beS  2MfS,  fo  baß  bie  Sßerfdhtoorenen  eS  nicht  wagten,  ihn 
üom  ©rabe  beS  NpoftelS  ^intüeg  ju  reißen;  fie  pliinberten 
nur  bie  Raufer  beS  SUbinuS  unb  beS  ^apfts,  aber  fie 
tonnten  bas  weitere  Gntfommen  Seo’S  nid;t  mehr  bmbern. 
SöinichiS,  S)up  oon  Spoleto,  oon  bem  früufifchen  ©oten 
SBirunbuS  begleitet,  war  auf  bie  Äünbc  oon  ben  Vorgängen 
in  Nom  mit  feinem  .geerhuufen  aufgebrochen;  er  nahm  ben 

1 n.  370  nennt  ben  üJJauruä  9?epefinu«  al«  .fmupt  neben 

fe^alis  unb  Sampulu«.  Sie  Anna!  es  Einhard  i ntl  ann.  801  aber  fagen: 
liujus  foctionis  fuere  principe»  Pa  schal  is  nomenclator  (!),  et  Cam- 
pulus  »accellariu»,  et  multi  alii  Komanac  urliis  liabiLatorcs  nobile». 
Qbenfo  Annal.  Bertinian. 


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528  ' Viertes  SPud).  Siebente*  Capitel. 

iftapft  am  6.  ^cter  auf,  er  geleitete  il;n  mit  Ehrfurcht  nach 
©polcto,  mährenb  bie  Semobner  ber  ©täbte  bcrbcieilten , bem 
(Geretteten  il;re  ©lücfmünfcbe  barjubringen. 

Sie  Ebriftenbeit  entfette  bie  9iad;rid;t  ber  unerhörten 
6<hanbtt;at,  bie  ftch  mit  ©chnclligfeit  über  bie  Sänber  teer* 
breitete,  unb  bie  33oten  beS  SöinicbiS  geigten  (Sari  an,  baft 
ber  ißapft  ihn  felbft  5U  feben  unb  ju  il;m  ju  reifen  begebre. 
Earl  mar  eben  im  begriff  mit  bem  Heerbann  nad;  bem 
©aebfenfanbe  aufeubreeben , als  er  von  ber  bevorftebeuben 
2lnfunft  Sco’S  bövte.  Gr  jog  bei  Sippebant  über  beit  Stbein, 
febtug  bei  ijkberborn  baö  Säger  auf,  unb  erwartete  hier  ben 
fdbubflcbcnben  ©aft,  nad)bem  er  ibm  ben  (rrjbifdjof  §ilbebalb 
von  Eöln,  ben  ©rafen  2lnSd;ariu3,  unb  enbtidj  auöb  ben 
Äönig  ißipin  entgegengefebieft  t?attc.  Ser  5ßap|l  fam  mit 
einigen  römifdben  ©eifilidbcn  unter  biefem  ehrenvollen  ©eleit 
nach  fßaberborn , unb  bieS  3ufammentreffcn  beiber  SJtänner 
mar  erfdnitternber,  als  eS  nicht  einige  vierzig  Satire  früher 
ber  Empfang  ©tepban’S  bei  ißipin  getoefen  war.  SBcnn  ba- 
mabJ  ber  ißapft  vor  ben  Sangobarben,  geinben  dlom’S  nicht 
beS  ißapfttumS,  ju  bem  grattfeitfcnige  gereist  mar,  fam  er 
boeb  ungefränft  31t  ihm.  Sie  „niditbmürbigen"  Sangobarben 
hatten  ihn  fogar  mit  Ehren  on  ihrem  £of  in  ißavia  aufge* 
nomnten  unb  unverfebrt  ju  ihrem  geinb  cntlaffen,  unb  er 
mar  ju  ifMpin  gefommen,  noch  länbcrloS  unb  mebrloS  unb 
ohne  ben  Sitel  eines  Sominus  ber  dlömer.  21  ber  ber  ißapft, 
melcher  im  $abre  799  ju  ißipin’S  ©ohne  floh,  mar  ber  ©e-- 
bieter  9lont’S  unb  vieler  ©täbte  unb  ißrovinjen.  Er  fam  mit 
SBunbett  bebeeft,  bie  if;m  feine  fltömer  unb  baö  „angebörige" 
®olf  beS  heiligen  Petrus  felbft  barbariföb  gefdjilagen  patten ; 
unb  Earl  foitnte  fidp  bei  biefem  Slnblicf  ber  folgen  bemuftt 


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Vco’«  glurfjt  511  tfarl. 


.529 

Werben,  reelle  bie  Bermifd)ung  be«  geiftlidjen  '^rieftertum? 
mit  ber  .öerrfdiaft  meltlidier  9tatur  notmenbig  nact)  fid)  sieben 
mußte. 

Da«  3ufammentrerfen  jener  beibett  3)länner,  bie  im 
frönen  Herein  ber  ©emalten  ba«  Ü)iufi»  $u  9iont  fo  frieblid) 
eben  bargefteHt  batte,  in  bem  malbumbüflerten,  fernen  Haber- 
born  Dcutfcbtanb’«  mar  ein  meltluftorifcbe«  Greigniß.  Gin 
Ho  et  mürbe  al«  Slugenjeuge  bingeriffen , bie  Scene  ju  bc- 
feßreiben;  er  borgte  fid)  in  ber  2lrmut  feiner  3eit  einige 
färben  au«  bem  bamaligen  ©djuloirgil,  unb  entmarf  ein 
roertooUe«  3ibbilb  be«  Begegniffe«.  Die«  mar  waßrfcßeinlicß 

• 

berfelbe  SHngilbert,  ber  im  ^jabre  796  bie  ©efanbtfcßaft  an 
Heo  übernommen  batte.  9lacßbem  er  in  feinem  H°em  non 
Garl  bem  ©roßen  2ladjen  ,,ba«  jrceite  9iom"  gefdjilbert  uitb 
ben  .§of  be«  Äönig«  üerßerrlitßt  bat,  erbebt  er  fid)  plößlicß 
ju  einer  Bifton  im  antifeit  Stil.  Garl  erfdjeint  im  Draum 
ein  „traurige«  Hortentutn  unb  ftßredlicße«  Htonftrum,"  näm= 
ließ  ber  an  2lugen  unb  Hange  perftümmelte  Hopft , morauf 
ber  Äönig  eilenb«  brei  Boten  nach  3t om  fenbet,  ba«  Scbidfal 
Heo’«  ju  erfunben.  1 Hn  raf<bcit  3ügen  flellt  ber  H°et  bie 
Borfälle  in  3tom  bar,  bie  Steife  be«  Hapft«  nach  bem  Hager 
Garl’«  unb  feine  9tufunft  in  Haberborn,  wo  „bie  Hatra  unb 
bie  Hippe  fpntbeln."  Heo  fam  in  Begleitung  be«  Äöitig« 
Hipin,  ber  ibnt  mit  jcßntaufenb  üJtann  entgegengejogen  mar, 

• 1 $ie  ©den  Säten  'Jfotu  nein  SHente  ©lario: 

Culmiim  jsm  ccruunt  Urbis  procul  ardun,  Komnr 
Optatique  vident  legnti  a monte  tlieatrum. 

$a«  ftragment  ucn  Sngilben'«  ©cem  (lebt  beim  tfauifiu«  II.  474  sq., 
®utbe«ne  II.  p.  188  sq.,  35om  ©cuqurt  V.  p.  388  sq.,  unb  beim  ©«$ 

II.  p.  393  sq.  ffi«  ifl  eine«  ber  beften  (»etiibte  au«  ber  carolingiidjett  3<it, 
unb  angilbert  bat  eine  lebhaftere  bocti[<be  über  at«  itlctiin. 

WrcflCTCistu*,  eyrfdiicbtt  (er  Statt  9trm  II.  -H 


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530 


Sterte«  ©ucf>.  Siebente«  Cafttel. 


Garl  aber  erwartete  ihn  in  föniglicher  Fracht  inmitten  feinet 
Sägers  unb  unter  ben  aufgereihten  (Thören  ber  ipriejter  unb 
be«  ©olf«.  ©eint  (rrfebeinett  beS  ©apft«,  bei  bem  Segen, 
ben  er  fpr’acb,  fattf  baS  .öeer  3U  breienmaten  in  bie  Äniee, 
unb  ber  gröftte  SJtenfch  beS  Stbenblanbes  fdhlofj  ben  gemifc 
banbeltcn,  in  tränen  oergehenben  glüchtltug  gerührt  in  feine 
4?elbenarme.  55ie  t opfern  Äriegerf^aarcn  unb  ©alabine, 
welche  bie  Saracenen  Spanien’«,  bie  Slbaren  00m  3fter,  bie 
Sadffen  $eutf<hlanb’«  in  mancher  Sefctac^t  gefdtlagen  Ratten, 
begrüßten  mit  luftcrfchütfernbem  ^uruf  bie  beiben  Häupter 
ber  G&rijteuf;cit.  1 $a«  grüne  gelb  Pon  ©haberbrunnin 

fchallte  Pon  bem  buntpfen  .'palt  ber  erjbefcfilagenen  Scfiilbe 
unb  ber  friegerifcheu  Juten,  unb  bie  rauben  §elbenfi^ne 
Germanien’«  ferneren  mit  erfwbncn  Schwertern,  ben  Pertrie* 
betten  ißapft  in  jene  ferne  Stoma  Wieber  jurüefjuführen,  Welche 
fie  fchott  längft  in  ihre  Obhut  genommen  hatten.  ^n  ben 
üEBaffenlärm  tnifchten  ft<h  bie  .öpmneu  unb  ba«  Gloria  de 
excelsis  ber  ifJriefter ; (Sari  geleitete  bett  ©apft  in  ben  SDom, 
bann  folgten  auf  bie  feierliche  ÜDtcjfe  bie  fjeiterfien  ©anfette, 
wo  nach  bem  SluSbrucf  be«  Pirgilifirettbett  ißoeten  bie  füfsett 
jumpen  be«  alten  ©aednt«  Pom  fyalerner  ober  Piclntehr  ootn 
Saft  ber  golbuett  Stheintraube  fchäumten.  '* 

' Exoritur  clamor,  vox  ardua  pulsat  Olympum. 

3 Aurea  nninque  tument  per  mensas  vnsa  falerno. 

Rex  Carolus  simul  ct  summus  Leo  praesul  in  orbe 
Vescitur,  atque  bibunt  pateria  spumantia  vina. 

Post  laetas  epulas  et  iluleia  poculn  Bacchi 
Multa  pius  magno  Carolus  dat  dona  Leoni. 

®ie  ©crmihfeimg  ^tibitifc^tr  ©orfteltungeii  mit  cpriftticpeii  n'ieteTpolte  fiefe 
nadj  700  3obren  jur  'Jticolau«  V.  uttb  i'fo’ä  X.  älcuin  (greifet 

(ep.  XI.)  mitis  ab  aetherio  dementer  Christus  olympo ; @olt  wirb 
in  ©oemeu  Slitgilbert’«  unb  J&ecbulf’ä  häufig  Tonans  genannt,  wie  jur 


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Die  puftänbe  in  ber  Statt  Stein.  531 

4.  Xuntle  pufiänbe  in  btt  Statt  Stent.  Sllcuin’«  Sfat  in  betreff  tot 
Hierfabren«  een  Carl  mit  ten  anfftantiirficn  Steinern.  ?eo’«  Stiirftcbr  tiacfs 
Stent.  %!reccjj  gegen  tie  ängeflagtcn. 

SBährenb  £co  mit  alten  6(;rcu  bei  (Jarl  »crtocilte,  unb 
mit  ibm  bic  wiebtigften  2lngelegenhciteu  berhanbelte,  blieb 
9tom  in  ben  Rauben  ber  ^action,  bie  ihn  vertrieben  hatte. 
SDocf)  bie  Äenntnifj  von  bettt  bamaligen  3uftnnb  ber  Stabt 
ift  mehr  als  buitfel.  2>er  SebenSbefchreiber  £eo’S  wirft  nur 
im  Soriibergcl;n  einen  SMicf  barauf,  unb  weiß  nur  ju  er» 
jäl;len,  baß  jene  „Söhne  beS  Jeufels"  mit  geuer  unb  :)iaub 
gegen  bie  fBcfißungeu  beö  heiligen  IpetruS  wüteten.  GS  fdjeint 
bie  ätutjäugcr  beS  fßafdhalis,  namentlich  bie  bereingcjogeucn 
Sanbbemohner  erlaubten  fief)  manche  öcwalttbätigleit,  unb  fie 
fritifirten  fichcrlicf;  ben  alljugroßen  SBefiß,  welcher  ber  Kirche 
jugefallcn  mar;  fie  cittmarfen  enblich  eine  ftlagefcbrift  gegen 
ben  fßapft,  bereu  Scrluft  fchr  $u  bebauern  ift.  ®enn  itibem 
fie  in  il;r  alles  baSjenige  auffefeten,  maS  fie  5ur  Gmpörung 
gegen  £eo  III.  getrieben  hatte,  wirb  fie  manches  Sicht  auf  bic 
Skrbältniffe  ber  9tomer  geworfen  haben;  fie  faitbten  bas 
Sibett  fofort  an  Carl,  ben  Cberridjter  Dlom’S. 1 SaS 
Verfahren  ber  2lufftänbif<hen  tnufj  uns  jeboch  auffalleub 
erfcheiitcn;  biefelben  Dlänncr,  welche  ben  'papft  fo  grau- 
fam  mißhanbclt  unb  bann  aus  ber  Stabt  getrieben  hatten, 
erwarteten  ruhig  bas  ©eridjt  GarFs,  fie  unterwarfen  fiel; 

Seit  Sratcr’«  — mib  bi«  ‘Fceten  Carl’«  nannten  ficb  SDfi'pfu«,  Xanierta«, 
Canbibu«,  glaccu«,  Corpbon,  -pomem«,  al«  gehörten  fte  ber  Srtabia 
Stent’«  au.  Carl  felbfl  fiibrte  baju  ben  Stamen  Xaeib.  6«  gibt  teiueu 
gröberen  SBiberff'nicb,  al«  ben  jmifeben  teilt  Carl  ber  Stitterbilcbor  unb  bem 
Carl  ber  (?efcbicbte,  non  welchem  biefe  erfte  Stenaiffance  ber  SEBiffeufcbaften 
au«ging. 

1 Falsa  ad  versus  sanetissimum  Pontificem  im  poliere  crimina 
et  post  eum  ad  praedictutn  mittere  Regem.  Vita  Leon.  III.  u.  372. 


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532  i'icrtf«  ®u(b.  igifttntcfl  ffapitcl. 

bcm  IJJrocefe , welcher  cingelcitet  werben  foüte.  2Bcber  hören 
wir  Pon  2(nftalten  ju  bewaffneter  Scrteibigung  non  ihrer 
Seite,  noef;  wiberfeßten  fie  fidj  ber  Stücffebr  £eo’S,  nod)  enb= 
[ich  berfudjten  fie  bureb  bie  flucht  bcm  SSerberben  ju  ent= 
gehn.  2luS  einem  ©rief  Sllcuin’S  an  Garl  gebt  bf^cr. 
Welches  ©emidbt  man  ihrem  Stufftanb  beijulegen  hatte.  £er 
Äönig  batte  ibm  bie  Greigniffc  in  9tom  mitgeteilt,  unb  feinen 
9tat  in  betreff  beffen,  was  ju  tbun  fei,  «erlangt,  unb  211= 
cuiit  batte  ibm  herauf  geantwortet.  GS  gab,  fo  f<brieb  ber 
gelehrte  SRann,  bisher  brei  fydfyite  ißerfonen  in  ber  'Belt, 
ben  apoftolifeben  StellPertreter  beS  S.  SßetruS,  ber  nun  fo 
gottlos  mifjbanbelt  worben  ift,  ben  flaifer  unb  weltlidben 
©ebicter  ber  jweiten  Stoma  (iüpjanj),  welcher  nicht  minber 
barbarifcb  in  biefer  3fit  Pom  £ron  geftiirjt  worben  ift,  enb= 
lid;  ben  Äönig,  in  beffen  oon  3efuS  GbriftuS  oerliehener 
üBürbe  er,  Garl  fclber,  junt  Stegierer  beS  d;riftlichcn  2<oRS 
eingefeßt  fei.  3n  «bm  allein,  ber  bie  obigen  beiben  2Bürben 
an  9Jtad)t  unb  (wie  er  etwas  fe^erifd;  binjufeßt),  auch  an 
SBeiSbeit  überrage,  beruhe  baS  .&eil  ber  Gbriftenbcit,  unb  er 
fährt  alfo  fort : „Äuf  feine  2Beife  ift  bie  Rettung  beS  ixmptS 
ju  unterlaffen.  GS  ift  erträglicher,  wenn  bie  güfje  fchmcrjcn, 
als  wenn  baS  .£aupt  webe  tbut.  GS  möge  mit  bem  febänb- 
lichen  Soll  griebe  gefdiloffen  werben,  wenn  es  gegeben  fann; 
eS  feien  bie  Drohungen  bei  Seite  gefeßt,  bamit  bie  Ikrbär* 
teten  nicht  entrinnen:  fonbern  man  erhalte  fie  bei  ber  |>off= 
nung,  bis-  fie  burdf  beilfatnen  9tat  jum  ^rieben  juriiefgerufen 
werben.  2BaS  befeffen  wirb,  muß  behauptet  werben,  bamit 
nicht  um  ben  ©ewinn  beS  ©eringeren  baS  ©röfjere  oerloren 
gehe.  Gs  möge  bie  eigene  beerbe  bewahrt  werben,  bamit 
fie  nicht  ber  räuberifebe  2Bolf  perbeere.  Unb  fo  fei  bie  9)?übe 


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Jie  guftänbe  in  ber  <2tabt  3icm.  533 

in  be m gremben  übernommen , bantit  an  bcm  Eigenen  nichts 
eingebüßt  loerbe."  1 

®iefer  Vrief  jeigt,  mie  fehr  bie  Haltung  beö  aufftäm 
bifdjctt  SlbelS  in  9iom  gefürchtet  mürbe,  unb  baß  bie  9luf= 
regung  ber  Stabt  in  ber  ^cnte  noch  bebroblic^er  erfdhien,  als 
fie  es  mirflidi  fein  mochte.  GS  mar  bafier  Vorfid)t  unb  fDtilbe 
nötig,  um  bie  Gmpörer  nicht  jur  gludjt  unb  PieDeidjt  ju 
einer  gefährlicheren  Verbindung  mit  Vpjauj  ober  mit  Vencoeitt 
ju  treiben.  Unb  überhaupt  muffen  bie  Älagen  ber  Dptimatcn 
non  VJicbtigfeit  gemefeti  fein ; fie  bejogen  fid>  f dimer lid)  bloö  auf 
perföitliche  Verbrechen , foubcrn  auf  baö  Regiment  beö  ^apft^ 
in  fHoin.  ‘■Bare  bies  nicht  ber  goß  gemcfen,  hatte  man  ben 
9leffen  $abrian’S  mit  feiner  Partei  nur  als  Slieudielmörber 
fdjlecfd  meg  bebanbelt,  fo  mürben  meber  fie  bem  9ticbter|prud) 
beS  IßatriciuS  fi<h  gefteUt  haben,  rtod>  mürbe  Sllcuin  fo  ficb 
haben  auöbrüden  fönnen.  9lber  alle  biefe  Vorgänge  finb  burch 
bas  Scbroeigcn  ber  ©efdiichtfcbreiber  in  ben  Schleier  beb  ©es 
heimnifjeb  gehüllt. 

1 Alcuin.  Op.  Ep.  XI.  ad  domuum  Regem:  Comijonntur  pux 
cum  populo  nein n do,  si  fieri  potost.  Keliiiquantur  nliquanluluut 
niimie,  ne  obdurati  lügiant:  sed  in  spe  retineantur,  donec  saluliri 
eonsilio  ad  pacem  revocentur.  Tenendum  est  qtiod  liabotur,  ne 
propter  adquisitionem  minoria,  quod  inajus  est  amittatur.  Servetur 
ovile  proprium,  ne  lupus  rapnx  devastet  illud.  Ita  in  alienis  su- 
detur,  ut  in  piopriis  damnuni  non  patintur.  'f?agi  ad  nnn.  700. 
n.  lli.  siebt  aus  bem  lebten  v£ay  beit  Schluß;  baß  barnal«  Weber  bet 
Itaifer  nccb  (Satt  ba«  Jcmiuiunt  in  dient  batte,  unb  feine  SDieinuiig  nimmt 
ebne  Weiteres  an  Tem  ©ouquet  V.  p.  613.  äliuratevi  ann.  700  beruft 
fub  auf  3ob.  ®eorg  (Sccarb  (Rer.  Franc.  lil>.  XXV.  c.  11),  ber  unter 
ber  adquisitio  minor  bie  fttenge  ©eflrafung  ber  Srifiotraten,  unter  bem 
nrnjiis  bas  Jeminium  in  9iom  eerfttbt.  34  halte  bie  propria  aflerbing« 
für  bie  dteebte  unb  Jitel  Carl’«  auf  Wem,  unb  bie  alienn  filr  bie  fpecieUeu 
©erböltniffe  prifebrn  bem  'Jßapfl  unb  ben  dibmern , bie  Carl  al«  SRicbter  mit 
©erficht-  orbuen  feilte. 


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534 


Siertc#  33ud>.  ©icbcntc«  öafitcl. 


Um  bie  |>crbftäeit  »erlief;  £eo  III.  granfreich  ober  Jeutfdfc 
lanb,  Halbem  er  mit  bent  König  über  bic  ju  ergreifenben 
fDtaßregeln  fid;  »erftänbigt  ^atte.  Cr  fe^rtc  mit  zahlreichem 
©efolge  nach  Slom  äurücf : es  begleiteten  ifjn  bic  öoten  Garl’ö, 
bie  Grjbifchöfe  §ilbebalb  »on  Cöln,  öon  Saljburg  9lrtto,  bie 
'-öifeböfe  Kunibert,  33ernharb,  .üatto,  glaccuü  unb  gejje,  unb 
bie  ©rafen  ,§elmgot,  fRotgar  unb  ©ermanuS.  ©eine  Steife 
burdf  bie  ißroöinjen  unb  Stabte  mar  einem  Jriuntfe  gleich, 
ba  i^m  bas  3>olf  überall  entgegcneiltc  unb  ihn  feierlich  bc= 
grüßte,  ©ein  Gmpfang  Por  9tom  felbft  fonnte  feine  be= 
ängftigte  Seele  erlcidhtern  unb  überzeugen , baß  er  Pon 
ber  Stabt  für  jeßt  nichts  ju  fürchten  l>alte-  911-5  er  am 
29.  Stoocmber,  in  ber  SlSigilie  bcS  gefts  bcs  Stpoftel  9tubrea$ 
fich  9tom  näherte,  fatib  er  alle  Klaffen  beS  93olfS  oor  ber 
fDtilpifcben  93 rüde  ju  feiner  33emiüEcmmnung  aufgereiht.  2)er 
GleruS,  ber  9lbel,  bie  3Jiifij,  bie  3“nfte  bi'3  ©ürgcrftatibcö, 
bie  Scholen  ber  gremben,  nämlich  ber  granfen,  griefen, 
Sachfen  unb  Kangobarben  ftanben  bort  mit  ihren  93annent 
bereit,  unb  Sdjaaren  pon  grauen,  fämmtliche  9tonnen  unb 
Tiaconiffen  Siom’s,  nebft  ben  ebeln  Patronen  hattc'1 
befoitberS  aufgeftcllt.  2>aS  2IolE  empfing  ben  9lnfommcnben 
mit  bem  ©efange  Pon  spinnen,  uttb  geleitete  ihn  auf  ber 
Stelle  jur  SJafilifa  bes  S.  ißetcr,  too  er  bie  SJteffe  las  unb  bic 
Gommunion  an  alle  austeilte. 1 

£eo  blieb  bie  Dtacßt  in  einem  ber  bifchöflidhen  ißaläfte 
neben  bem  ©.  Bieter,  unb  erft  am  folgenben  Jag,  ben 

1 $ct  Cvt  bc«  (Smpfang«  mar  uuniiitelbar  cor  $ont(  'Dtcüc.  Ärmst, 
u.  372:  tarn  Proceres  elericorum  cum  Omnibus  clericis,  qusmque 
Optiraatcs  et  Senat us,  cunctaque  Militia,  ct  universus  Populus  lio- 
manus  — connexi  ad  pontem  Milvinm  — susceperunt. 


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VceT£  Siücftfbr  itflcfc  9fem. 


535 

30.  9loPember,  30g  er  in  9iom  unb  in  baS  'Patriardmm  beS 
Sateran  wieber  ein.  9!ad;  Verlauf  weniger  Sage  würbe 
bcr  ißrocefj  gegen  bie  Aufftänbifdjen  eingeleitet.  Sie  öoten 
Garl’S  oerfammelten  fi<d>  in  beS  ÄönigS  Sttamen  jum  (Bericht 
im  Sriclinium  £eo’S.  Gs  BerWanbelte  fid)  ber  Speifcfaal  in 
eine  ©erid;tShaHc , er  burfte  nun  mit  boppeltem  9ted;t  ben 
Planten  Söafilifa  tragen,  mit  bem  er  im  Mittelalter  oft  ge- 
nannt wirb,  ipafchalis,  GampuluS,  ihre  Anhänger  ftellten 
fid;  ruhig  unb  auf  ihren  2lbel  tro^eub  oor  ben  fränfifdjeit 
Stiftern,  unb  ber  widitigfte  ißrocejj , ber  feit  ^ahrhunbcrten 
in  9tom  geführt  würbe,  bcfd;äftigte  bie  Stifter  niedre  2Sod;eit. 
Sie  2lcten  beffelben  finb  nicht  auf  uns  gefommen ; fclbft  nur 
ein  fo  geringe^  Fragment  baoon,  wie  eS  jenes  »on  bem 
ifkocejj  beS  llfurpator  Gonftantin  ift,  würbe  oon  foftbarem 
28ert  für  bie  ®cfd;icbte  foirt , unb  bie  Angabe  beS  £ebensbe= 
fd)reiberS  Seo’S  III.,  baff  jene  Männer  wibcr  ben  Ißapft  nid;ts 
ju  fagen  Ratten,  möchte  fid;  bann  leid;t  als  unbegrünbet  er= 
weifen.  2Benn  cs  aud;  .pabrian’S  SBerWanbten  ttid;t  glüden 
mod;te,  il;re  oieHeicht  fd;lecbt  begrünbeten  Scfcbulbigungett 
in  betreff  fieo’S  als  ißriefter  unb  Menfd)  3U  erhärten, 
werben  fie  ft<h  bed;  mit  Sberebfamfeit  perteibigt  unb  über  bie 
Angelegenheiten  bcr  Stabt  fiep  melfacp  auSgefprodicn  haben. 
Auch  in  betreff  ber  gufammenfehung  beS  ©erid;ts  ift  es  nicht 
flar,  ob  jene  fränfifdjen  93oten  noch  anbere  römifdic  ©rofje 
Pom  GleruS  unb  ber  Milij  als  Schöffen  hinjujogen  ober  nicht, 
hoch  muh  bieS  angenommen  werben,  ba  ber  Sßroceft  ben 
'^apft  unb  bie  Stömer  betraf.  1 lieber  bie  2lngcflagten  lourbe 

1 SPti  bem  berühmten  3Wajejlat«broceß  be«  'Pcibo,  Sbt«  ton  ©.  SJin* 
ceiitiu«  am  SMitturnu«,  bilbeten  ba«  Jribunat  mit«  artfccrn  bcr  fränfift^e 
©ote  unb  tSrjbiföof  ©offeffot,  »ier  Sebte , ber  2>ur  ecu  Sboleto  $utbebranb, 


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Vierte«  sbuti.  (Siebente«  (iafitcl. 


&36 

ba«  Sdjulbig  ausgefprochen,  aber  ba«  enblidje  Sdjidfal  bcr 
jur  Enthauptung  verurteilten  bem  2lu«fpruch  Earl’«  anheim* 
geftetlt,  an  beit  fie  mosten  appeUirt  haben. 


5.  Öavl’e  3lI9  nacp  9fetn.  (icm.il  ober  Parlament  in  ber  S.  'Prteretircbe. 
©eriipt  jtpifdjen  ben  Wörnern  uttb  bem  'pabft.  Eer  8ieiniguiifl«eib  Veo’«. 
Eie  (inicuerung  bc«  ireftiidicn  Weid?«  al«  be«  djriftli<$cn  3mperinml,  unb 
bie  Krönung  tfarl’«  be«  ©roßen  jiim  Ataifer  am  SBeibnaebtSfcfl  be« 

3abr«  800. 

eeinen  eigenen  ,$ug  uad&  9lom  Ijatte  (iarl  beni  fjjapft 
für  ba«  3af?r  800  jugcfagt,  unb  ihm  verfprochen,  ba«  2iteih: 
nadjtsfeft  in  ber  Stabt  ju  feiern.  Er  ging  im  Sluguft  nach 
aJtainj;  nacbbcnt  er  bort  feine  ©rofjen  uerfammclt  unb 
ihnen  crfiärt  hatte,  welche  ^fliditeu  ihn  nad)  Italien  unb 
im  Befonbertt  nach  9tom  riefen,  lvurbc  ber  Stufbrud)  Per* 
fiinbigt.  9tod&  in  granfreid;  hatte  ber  Mönig  Sücuin  aufge* 
forbert,  ihn  ju  begleiten,  aber  ben  lmirbigcn  Üiann  hielt 
Mränflidifeit  unb  bie  Stiebe  jum  Miofier  be«  heiligen  ÜJlartin 
in  $our«  jurüd,  unb  Earl  warf  ihm  fcherjenb  oor,  baß  er 
bie  raucbgefdjwärijtcn  Jütten  biefer  Stabt  ben  gclbfd)immern= 
ben  Bogen  SRom’S  vorjiehe. 1 2)er  2lbt  von  S.  SDtartin  gab 
feinem  Mönige  bie  SDJufe  jur  Begleitung,  bie  ihm  ahnungsvoll 
jurief,  bafi  9lom,  bas  .vmupt  bcr  SBelt,  ber  ©ipfel  ber  ha- 
ften Crbre , bie  Schaöfammcr  ber  .^eiligen , ihn  als  Genfer  be« 
9teidj«  unb  al«  Sßatron  erwarte:  unb  bafr  c«  fein  Beruf  fei 
bort  fein  Tribunal  aufjuftellen,  ben  ^rieben  ju  ftiften,  ben 

ftr  Eur  Ebcobor,  .'pabrian'«  Oieffe , unb  bie  päpfHityn  '-ßeamien  be« 
'Palatin in«,  brr  ©ibliotpefar , Saccellariu«,  unb  ber  9ietar  Gatnpulu«, 
berfelbe,  toeldjer  je|}t  »or  @erid;t  jtanb.  Cod.  Carol.  ep.  LXXII.  bei 
•Sriuii  LXXVUI. 

1 Mi*  funio  sordontia  Turtmorum  leetn  aurati«  Komunoruni 
iircilniH  praeponere  je.  Alcuin.  pp.  XIII. 


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Carl  i»  9tmn  uitb  tae  Parlament  im  ©.  'ßrttr.  537 

IJJapft  burdb  9li<bterfpru<b  toieber  einsufeßen,  unb  enbUcb  mit 
bem  äöitlen  ©otteS  über  ben  Srbfreis  ju  gebieten. 1 

(Earl  jog  mit  bem  ,§eer  auf  SRabcnna,  blieb  in  biefer 
berühmten  Stabt  neben  Jage,  rücfte  bann  nach  Slncotta,  unb 
Halbem  er  liier  ben  Honig  Jiipin  mit  einem  Jeil  ber  Jrup= 
peil  gegen  ©rimoalb,  ben  roiberfpänftigen  herjog  ton  SBene-- 
oent  gefdndt  batte,  fe$te  et  fclbft  feinen  Üöeg  nach  fHom  fort. 
Jas  ^»erannabn  beS  getoaltigften  Cannes  ber  3e't/  ber  mit 
feinem  Scbilbe  9t  cm  unb  bie  Äirrfje  beefte,  regte  bie  Stabt 
fieberhaft  auf , inbem  er  ben  einen  als  fcbrecflicber  Strafrid}-- 
ter,  ben  anbertt  als  fetter  erfdjien,  alle  aber  ungewöhnliche  (Sr= 
eigniffe  erwarteten.  Sr  felbft  fant,  nun  im  haften  Sinne 
feine  patriciftbe  ©eiualt  in  9tom  auSjuüben,  unb  baS  Öe- 
nmfetfein,  bafj  ber  ^rieben  ber  Hircbe,  bie  tiefften  ^ntereffen 
bes  'HienfcbengefcblecbtS  unb  bie  ©efdjicfe  beS  SlbcnblanbS  in 
feinen  .fjätiben  lagen,  verbreitete  über  ihn  eine  hoppelte 
SDlajeftät. 

2lm  14.  9)teilenftein  auf  ber  sHomentanifdjeu  Straße  lag 
bamals  noch  ber  alte  Ort  9lontentum , fd?on  feit  bem  bierteu 

1 ®iefe  l'ffcfuttiibrn  Stofe,  tpelc^e  ben  3mperator  eerfünbeit,  im 

ijscern  CCLXX1.  Oper.  Ala  ed.  Paris  1617 : 

Koma  caput  ni midi,  primi  quoque  culmen  honoris, 

In  qua  gazarum  nuiurra  sancta  latent. 

Quac  modo  dirupto  planget  sua  viscera  l'oetu , 

Per  te  sauet  saucia  membra  cito  — 

Talin  compescat  tua  rex  veneranda  potestas. 

Rectorem  regni  te  Deus  instituit  — — — 

Ipsa  caput  mundi  spectat  te  Roma  patronuui 

Cum  patre  et  populo  pacis  amore  pio.  — 

Rector  et  Ecclesine  per  te  rex  rite  regatur, 

Et  te  uiagnipotcns  dextra  regat  Domini. 

Ut  felix  vivas  lato  regnator  in  orbe. 

Profidens  facias  cuncla  Deo  plaeita. 


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.r)38 


SiertcJt  811$.  Siebent«  CFo^itet. 


gahrhunbert  ©iß  eine«  SMfcbofS ; tyier  war  2eo  mit  Gleruö, 
SDtiliä  unb  Soll  hon  $Rom  ^ittau^gcjogcit , ben  flönig  mit  allen 
Gfjten  ju  empfangen.  Gö  war  ber  23.  Stooember,  als  er 
fam.  1 Gr  i;idt  bort  SRaft  unb  fpeiöte  mit  bem  ißapft,  unb 
nachbem  2eo  jtdj  in  einer  erften  Unterrebung  beffen  berfidiert 
hatte,  was  in  Slont  gefchel;cn  füllte,  lehrte  er  in  bie  Stabt 
juriief,  um  beS  folgenben  JagS  Garl  in  9lom  felhft  feftlich 
ju  empfangen.  ®er  Äönig  blieb  bie  9tad;t  in  9lomentum, 
am  24.  Stotoember  brach  er  nad)  ber  Stabt  auf.  Gr  hielt 
feinen  Ginjug  wal;rfd;einlid>  nicht  bureb  baS  Stomentarafche 
Jor,  fonbern  längs  ben  ^lauern  hin^iebenb , Übertritt  er 
wol  bie  ajtilbifche  Srüde,  um  juerft  nach  bent  ©.  ifktcr  ju 
gelangen.  3)er  ijBapft  erwartete  ihn  auf  ben  Stufen  ber 
filifa,  üom  GlcruS  umringt,  bann  führte  er  ben  Äöitig  bem 
©ebraudj  gemäfj , unter  heilige«  2obgcfängen  in  ben  Jentpel 
beS  SIpoftelS. 

2lm  1.  Jecember,  fieben  Jage  barauf,  hielt  Garl  eine 
grofic  unb  feierliche  Serfammlutig.  2Bie  einft  Jheoboridj  «adh 
feiner  Slnfunft  in  9tom , wo  ähnliche  Jumulte  wegen  beS 
StulS  ^Betri  ju  fdilidjten  gewefen  waren,  berief  er  ©eifts 
Iid;e,  2aicn , 2lbcl  unb  Sürgerfchaft,  fowic  SRömer  unb  granfen. 
JieS  mcrlwürbige  Parlament  würbe  nicht  im  gorum  gehalten ; 
auf  ber  oben  Stätte  ber  ©efdjichte  ertönte  leine  Siebe  mel;r, 
fonbern  bie  Sßcrfammlung  im  torwiegenben  Gharalter  eines 
ÖerichtS,  fanb  in  ber  Safüila  beS  S.  ißetruS  felbct  ftatt. 

1 Anna],  Lauriaa.  ad  anu.  800:  oeenrrit  ei  pridie.  Leo  papa  et 
Romani  cum  eo  apud  Nomcntum,  duodccimo  ab  urbe  lapide.  'Jtacb 
92ibbp'«  SBcrcdjmmg  lag  Dtomentum  inbefj  14'/a  SH.  cot  bem  lor.  Ein- 
hardi  Annal.  ad  ann.  800.  ©a«f  Chron.  Rcginonia,  trflcbeä  bic  Anna). 
Laurias.  abj^rtibt,  fe(jt  pittpt  (Leo  papa)  et  aenatua  Romanorum. 
Annal.  Bertinian.  beim  ©unebne  IU. 


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Carl  in  8?em  mtb  bat*  ^arlamrnt  im  ©.  'ßetcr.  539 

Jer  König,  mit  ber  Joga  mtb  Gfjtamiö  beS  römifdicn  ißatrü 
eins  betreibet,  faß  neben  bem  ißapft,  ju  ihren  Seiten  Ratten 
ringsum  bic  Gr$bif<höfe,  3Jifd;öfc  unb  Siebte  Ißlaß  genommen, 
mährenb  bie  übrigen  ©eiftlichen  nieberer  ©rabe,  unb  bcr  ge-- 
famntte  2tbel  bcr  Dtömer  unb  granfen  aufrecht  ftanben.  1 
®ie  gewaltige  Stimme  eines  gelben  unb  Richters  haßte  bureb 
bie  hohe  Safilifa  unter  bem  atemlofen  Scbmeigen  ber  3ufmrcr. 
(Sr  fagte  ihnen,  baß  er  nad;  9tom  gefommen  fei,  er  ber 
Schußherr  unb  ber  ifiatricius  ber  9tömer,  um  bie  geftörte 
Orbnung  ber  Kirche  loieber  herjuftellen,  bie  an  ihrem  Obcr= 
haupt  begangenen  (jreoel  ju  beftrafen,  unb  jmifchen  ben  9tö= 
ment  als  beit  Klägern,  unb  bem  ißapft  als  bem  iöcfdjulbigtcn 
©eridjt  ju  halten.  Qnbem  er  bieS  fagte,  erhob  fich  bie  sDta= 
jeftät  ber  weltlichen  ©eloalt  ju  einer  ber  Kird;e  furchtbaren 
£öl;e,  unb  ber  neben  ihm  fißenbe  Stelloertreter  Ghrifti  fant 
jum  ©egenftanb  ntenfd;Iid;en  9tichterfprud;S  herab.  Jic  pcin= 
lichfte  f$rage  mar  berührt  loorben:  oor  bem  Jribunal  beS 
SßatriciuS  füllten  bie  ©efchulbigungen  unterfud;t  toerbeu, 
meld;e  bie  empörten  Stömer  gegen  ben  ißapft  aufgeftellt  hatten, 
unb  bas  Sd;ulbig  ober  9lid;tfchulbig  füllte  über  bas  §aupt 
ber  Kirche  auSgefprocheit  loerben.  31  ber  bie  SBifcEjöfe  erhoben 
fich  einmütig  unb  fteüten  baS  ißapfttum  augenblids  loieber 
in  bie  Sphäre  unerreichbarer  unb  abfoluter  Freiheit.  SBir, 
fagten  fie,  erbreiften  uns  nimmer,  ben  apoftolifdjen  Stul, 
ber  baS  £aupt  aller  Kirnen  ©otteS  ift,  ju  richten.  ®cnn 
loir  felbft  merben  allgefammt  oon  ihm  unb  feinem  SteHoer- 
treter  gerichtet,  über  jenen  jeboch  ift  niemanb  Stichler,  unb 
alfo  ift  es  ©ebraudh  feit  2llterS  hör.  Stein ! mir  gehorchen 
bem  Ganoit  gemäß  bem  maS  ber  oberfte  ^riefter  für  gut 

1 Vita  Leonis  feint  Anast.  n.  374. 


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540 


£*i«lcb  SBudj.  Siebente«  tEapitcl. 


erachtet.  Ter  'fktpft  hierauf:  ich  folge  bem  Veifpiel  meiner 
Vorgänger  im  ^ontificat,  unb  icf)  bin  bereit,  mich  oon  ben 
falfchen  äntlagen , Wcldje  fHucijlofigfeit  gegen  mich  gefdhlcubert 
hat,  ju  reinigen.1 

(TS  mar  unter  anberm  bas  Seifpiel  bes  ifielagiuS,  baS 
Üeo’  III.  oorfchwcbte.  Von  einem  Teil  ber  9lömer  befcfjulbigt, 
bei  bem  Tobe  feines  Vorgängers  Vigilius  bie  £>änbe  mit 
int  Spiel  gehabt  ju  haben,  I;afte  fich  jener  ißapft  öffentlich 
im  S.  ißeter  burcfj  einen  ©b  gereinigt,  unb  9larfeS  hatte 
bantals  als  ^atriciuS  baS  9fmt  beS  2üadf>ters  unb  bes  Crb= 
ners  ber  erfcf;ütterteu  Äirdie  geführt.  £eo  that  bas  gleiche, 
aber  erft  nadbbem  bie  ^orm  bcS  9ledhtS  erfüllt,  bas  Reifet  bie 
Stimme  feiner  Snfläger  nochmals  gehört  toorben  toar.  Sie 
erfdbicneii  in  ber  Verfammlung , fie  brachten  ihre  VefdjiulbU 
gungen  oor,  fotintcn  fie  jebod)  nicht  ertoeifen,  unb  (Sari  ent= 
fdhieb  fid)  nun  für  bie  Slttficbt  ber  Vifdhöfc,  welche,  jeben 
iHichterfprudh  ablehncnb,  bem  spapft  anheim  gegeben  batten, 
ungezwungen  unb  aus  freiem  Söillen  ben  9leinigungSeib  ju 
leiften. 2 Ties  gefchah  ant  folgcnbett  Tage  nach  ber  erften 
Verfammlung;  wie  bei  biefer  hatten  fidh  int  S.  Steter 

1 Cjui  universi  dixerunt:  nos  sedem  Apoatolicam , qane  cst  caput 
omuium  dei  Ecclesiarum , judicare  non  audemus.  Nani  ab  ipsa  nos 
omnes,  et  vicario  suo  judicatnur,  ipsa  autem  a nemine  judicatur. 
qucmadmodum  et  antiquitus  mos  fuit.  Sed  sicut  ip.se  summtis  Pon- 
tifex censuerit,  canonici-  obediemus.  Venerabilia  vero  praesul  inquit: 
praedeccssorum  nieorum  poulificum  veatigia  sequor  !C.  Anast.  n.  374. 

1 Xie  Aunal.  Laureskam.  ad  ann.  800  (ober  Lambeciani  beim 
Murator.  II.  2.)  faßen:  et  venerunt  in  praesentia  qui  ipsum  aposto- 
lieum  condemnare  voluerunt,  et  cum  cognovisset  rex,  quitt  non 
propter  justitiam,  sed  per  invidiam  eatn  condenfnare  volebant  K. 
33«  Sicgrapi)  tcc'i  fdjtt'eigt , unb  bic  Annal.  Lauriss,  unb  Einlmrdi  be- 
metteu:  postquam  nullus  probator  criminum  esse  voluit  (bcffer  Riefte 
e«  potuit)  — se  criminibus  purgavit. 


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9teinigung«eib  Beo’«  III. 


541 


alle  Vifchbfe  unb  Optimalen  ber  Stabt  unb  bes  AönigS  oer= 
eint,  unb  bag  Seit  bet  Siömer  füllte  in  bicf>t  gebrannten 
Schaaren  bie  Skiffe  ber  grofien  .Kirche.  2>er  StellBertreter 
Ghrifti  beftieg  jene  Äanjel,  auf  ber  einfi  IJJelagiug  geftanben, 
mie  er  bie  heiligen  GBangelien  in  ber  .§anb , unb  mit  lautet 
Stimme  fpradj  er,  unter  Anrufung  ber  $>reieinigfeit , bie 
Neinigunggformel : 

„Gg  ift  befannt,  o geliebte  Vrüber,  baß  Ucbelthiitcr 
gegen  mich  aufgeftanben  finb,  unb  baff  fie  mich  unb  mein 
fiebert  mit  ferneren  VefcöulDigungen  gefränft  haben.  Um  bieg 
ju  erfennen  ifi  ber  allergnäbigfte  unb  erlauchte  Äönig  Carl, 
zugleich  mit  ben  IJkieftcm  unb  feinen  ©rofien  in  biefe  Stabt 
gefonunen.  deshalb  reinige  ich  £eo,  ißontifer  ber  heiligen 
römifchen  Kirche,  Bon  niemanben  gerichtet,  noch  gelungen, 
fonbern  aug  freiem  2BiHen  mich  ’n  eurer  ©egentrart  Bor 
©ott,  ber  bag  ©emiffen  fennt,  Bor  feinen  Gugeln,  unb  oor 
bem  heiligen  Petrus  bau  Slpoftelfiirften,  in  beffen  3lnblicf 
mir  jtchn,  bafj  ich  toeber  bie  Verbrechen,  bie  man  mir  Bor= 
loirft,  Berübt,  noch  ju  Beruhen  befohlen  habe , unb  ich  rufe 
©ott  beß  §um  beugen  an , Bor  beffen  ©ericht  toir  einfi  erfcheinen 
toerben , unb  Bor  beffen  Sfugen  mir  hier  ftehn.  Unb  bieg  thue 
ich  nidht  burch  irgenb  ein  ©efefs  genötigt,  noch  miHenS  bieg  al£ 
©ebrauch  ober  'Decret  in  ber  heiligen  Äirche  meinen  Nachfolgern 
unb  meinen  Vrübern  SUtitbifchöfen  irgenb  auf julegen,  fonbern 
um  euch  lieberer  Bon  ungerechtem  Verbaute  ju  befreien."  1 

1 ffiiefe  allgemeine  gormel  aus  bem  Orilo  Komnnus  beim  Ras- 
ponius  de  Basilicn  et  Patriarch.  Lalerun.  lib.  IV.:  äilbaitg  pn» 
Alemanni  p.  120,  beim  Sigoniu»,  Baronin«,  Babbt  ?c.  £it  .fanb» 
lung  fctbft  bfim  Anost.  n.  375,  in  b<n  Anna).  Lauriss,  unb  Einhardi 
ad  nun.  800.  Xde  Anna).  Lauriss,  miuor.  berlegtn  bie  Steinigung  Beo’« 
auf  ben  britten  Tag  »er  Söei&nacfyen. 


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54*2 


Vierte«  SBudj.  Siebente«  (Japitel. 


Vadibem  2co  biefe  Grflärung  mit  bem  Steinigung«: 
fdimur  Defräftigt  batte,  ftimmtc  bic  Ok’iftlid)feit  ba«  Jebeum 
an ; ber  befdmlbigtc  ißapft  ließ  fidi  u>iebcr  rein  unb  flcdenlo« 
auf  ben  Stul  ißetri  nieber,  unb  feine  9lnflägcr  ober  bie  vor= 
ber  jum  Jobe  verurteilten  ülriftofraten  ©afdiali«,  Gampulu« 
unb  bic  SDtitverfcfworenen  mürben  nun  bent  genfer  äbcr= 
liefert.  2lbcr  ber  ©apft  30g  e«  vor,  ifynen  511  verreiben,  meil 
er  mit  ©ruitb  fürstete  ben  |»afj  ber  Störner  burd)  bie  gpin- 
ridftung  ber  Vertvanbten  .fjiabrian'«  unb  fo  angcfetierier  9Jtän= 
ner  ju  vermehren.  Stuf  feine  bringenbe  gürbittc  verbannte 
Carl  bie  Sd)ulbigcn  itad)  $ranfreid>,  unb  bie«  Gpil  mar  nun 
an  bic  (Stelle  ber  einft  üblichen  Verbannung  nad)  ©1130113 
getreten. 1 

Jic  großen  Vorgänge  befd;Ioß  eine  ber  midjtigfien  unb 
fotgcnreidiften  .fianbiungen  ber  ©efd)i($te:  bie  Ärone  ber  rik 
mifdien  Imperatoren  mürbe  bem  graufenfönig  Garl  auf« 
$aupt  gefegt.  Sreilmnbcrt  unb  vievunb3manjig  $a$re  loareit 
verfloffcn,  feit  in  ben  Jagen  Oboacer’«  Slbgefanbte  bc«  römi= 
fdicn  Senat«  vor  bem  Äaifer  3«no  in  ©1130113  erfd^ieiten  loareit, 
um  bie  Snftflnien  be«  Steidi«  in  feine  .gänbe  nicberjulegen, 
erfläreitb , baß  9iom  unb  ba«  Slbeitblanb  feine«  eigenen  ÄaU 
fer«  tncljr  bebürfe.  Gine  fo  lange  3eit  mcdjfetnber  (ikfctyide 

1 Anast.  u.  374  bat  nur:  tune  illos  comprekendcntes  praedicli 
missi  magui  Regis,  emiserunt  in  Franciam.  X ie  Annal.  l.nuriss. 
unb  Einliardi  berltgen  ba«  ©triebt  itt  bic  3f't  nach  btr  Ärönung  Carl'« 
unb  (ageit:  ut  mnjestatis  rei,  capitis  domnati  sunt  — exilio  deportati 
sunt.  2>a«  Urteil  tearb  (Sitte  799  gefällt.  ®ie  Slmirtbeilten  appellirten, 
blieben  im  ©ereabrfam,  unb  mürben  natt  teilt  9teiniguitg«eit  jum  Gril  »er- 
bantmt.  ®ie  deine  Schrift  de  imperatoria  Potestnte  in  urbe  Roma 
(beim  tperb  V.  719)  erjäblt  freilich  antere  Singe  »cn  (Sari:  uno  die  in 
campo  Latteranensi  fecit  trecentos  decollari ; aber  alle  (Sfironiften  jdjteeigen 
»on  biefer  gabtl. 


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Sicterfe«1kt(ung  Pf«  3ntperiitm’S.  543 

unb  immer  tieferen  Verfalls  mar  fjingegangen , mäbrenb  »et 
djer  bie  bujantinifdicn  Imperatoren  fortfubren,  Italien  als 
eine  ißrobinj  ju  regieren.  SDie  ißietät  be$  3Jtenfcbengefcblccbt3 
hielt  jeboeb  mit  Energie  an  ber  trabitionetten  3bee  bcs  Äai- 
ferreidbs  feft,  unb  felbft  noch  bis  in  bie  lebten  Saßre  beS 
adjten  ^abrbunberts  oer  ehrte  baS  Iängft  befreite  Italien  unb 
ba$  2fltenblanb  ben  ©Ratten  beffelbcn  in  bent  ftitcl  unb 
Flamen  ber  Äaifer  oon  Spjanj.  3)ie  $hftitutionen  be$  3Uter- 
tumS,  auf  benen  ber  £rott  ber  ßäfaren  geruht  Ijatte,  maren 
bingeßbmunben ; bod)  ber  begriff  best  2luguftu3  bauerte ; nur 
batte  ißn  bas  2lbeulanb  gleidjfam  verteilt,  unb  ficb  baran 
gemöbnt,  Äaifcr  uitb  ißapft  als  bie  jmei  großen  ©onnen  ju 
betrauten,  oon  benen  Siebt  unb  Orbnung  burd;  bie  fittlic^e 
Vielt  oerbreitet  warb.  $n  bemfelben  2Raße  als  ber  ifiapft 
hierauf  ficb  bon  bem  3uf cimmen^ang  mit  bem  griccbifcben 
Äaifer  abgetönt  unb  bas  ©oftem  ber  römifeben  ftirdie  ficb  im 
SBeften  befeftigt  batte,  toar  bas  Vebürfniß  bas  Äaifertum  im 
2lbenblanb  }u  erneuern,  gemäßen.  $er  mädjtigfte  giirft 
beffclben  ftieg  burd;  bie  Verfettung  ber  Umftänbc  ftufentoeife 
ju  einer  ©emalt  empor,  meldfer  nur  ber  ooüenbenbc  Sitci 
fehlte.  25er  ifJapft,  burd)  ibn  felbcr  in  Vefiß  einest  ©taatS 
gefeßt,  toelcber  Vpjanj  entjogen  loorben  mar,  beburfte  besä 
2lrmS  eines  ^öd^ften  9iid)terS  unb  StegicrcrS,  um  in  feinem 
mächtigen  ©d)uß  bcS  meltlicben  ©eminnes  froh  ju  fein,  im 
©eifllidben  aber  ficb  unbeßinbert  ju  bemegen.  ©o  mürbe 
baS  meftlic^e  Imperium  erneuert,  bod)  mit  einem  fübnen 
3uge  aus  ber  ©pbäre  ber  gemeinen  bloS  politischen  Urfad)en 
geriieft,  unb  an  ben  göttlichen  VJiHen  ober  baS  meltregierenbe 
2lmt  Gbrifti  gefnüpft,  als  beffen  2lu$fluß  ober  Sebu  eS  ge= 
bad;t  mürbe.  25ieS  VorftcUen  mar  mpftifcb  mie  bie  religiofe 


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Viertes  ®u$.  Siebente«  Capitol. 


544 

sHhantafie  jener  Gpoche  felbft.  $er  nüchterne  iterftanb 
mag  eS  beShalb  belädheln , ober  au$  ben  fpäteren  Kämpfen 
um  bic  Äaiferfrone  unb  aus  bent  Streit  ber  .ft'irdhe  mit 
bem  Staat,  bic  poiitifd^c  Unjulänglid;feit  ber  3bee  bemeifen, 
aber  eS  rnirb  nicht  geläugnet  Kerben  tonnen,  baf;  bie  Gr= 
jeugung  eineg  ^ctjeren  ißrincips,  als  es  bas  bloß  politifc^e 
ber  altröntifcben  Sßeltmonardhie,  unb  baS  abfolute  beS  ju= 
ftinianifdhen  Staates  mar,  eine  grofje  ijjrobuction  jenes  3abv: 
hunbertS  gemefen  ift.  ®ie  Freiheit  ber  fiirdje  ober  beS 
©eifteS,  toeldhe  jenes  juftinianifche  ißrincip  angefocfiten  unb 
bem  ißolitiSmuö  $u  untertoerfen  gebroht  Iiatte,  toarb  für 
immer  prcclamirt ; bem  orientalifchen  ober  bojantinifeben 
Staat,  ber  an  feiner  eigenen  ungeglieberten  3)efpotie  jur 
Süumic  merben  foflte,  mürbe  bas  abenblänbifdhe , oielgeglie* 
berte,  germatiifdh  = röntifdhc  Steidh  als  cbriftlicheS  Imperium 
gegenübergeftedt.  ®aS  Sieben  ber  Götter  mürbe  nun  an  ein 
boppcfteS  ibeetleS  Softem  oon  Äirdje  unb  9teid^  gebunben,  in 
einem  jmiefachen  fittlidjen  GinhcitSpunft  gcfamtnelt,  unb  beS-- 
halb  bialectifd^  bemegt,  eS  tourbc  enblid)  Por  ber  roljeu 
iteräußerung  unb  Sereirjelung  bemahrt.  ®ieS  Spflem  er= 
jeugte  eine  grofje  gefdndjt'idic  Strömung , es  fdjuf  ein  aüge= 
meines  ©ut  ber  Gultur,  ber  2Biffenfd>aft  unb  Äunfl,  beS 
fRecbtS,  aber  es  mürbe  Pon  ben  Göttern,  unb  namentlich  pon 
®ettt)d)lanb,  burch  Ginbufje  an  eigener  Gntmidlung  teuer  be= 
jablt,  unb  enblid;  marb  es,  mie  eS  fid)  überlebte,  ju  einer 
befpotif^en  Scholaftif , gegen  beren  SRefic , ungeheure  irünn 
mer,  bie  mie  baS  heutige  Sßapfttum  nur  burd)  bie  Schmore 
jufammengehalten  merbett, 1 bie  ©efeltfchaft  noch  im  Jtampfe 

’ Ja«  Jtaifertum  ifl  längfl  jerfallen,  aber  ba«  ebrtviirbige  IJapfltnm 
bauert  wie  ba«  Coloffenni,  stnt  sna  mole. 


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äöieberberftettmifl  bc«  «eftlidjen  3mperium'?.  545 

liegt,  otjne  bod?  bie  §äi)igteit  ju  fabelt,  jene«  große  geubaU 
fpftem  bem  SJlittelaltcrm  burcb  ein  anberem  allgemeinem  ju 
erfe^en. 

®am  Diäresen  Don  ber  fiberrafdbenben  2öeihna<btmbefcbce= 
rung  Garl’m  bem  ©roßen  mit  ber  Äroite  SRorn’m  voirb  nicht 
mehr  geglaubt.  2)ie  Dollenbete  Stl^at  riß  bie  SBelt  jum  £tau= 
nen  hin,  boeb  nur  wie  jebem  große  Greigniß,  welkes,  obwol 
Dott  allen  erwartet,  überrafcht,  weil  em  wirtlich  warb.  Gin 
gleichzeitiger  Ghronift  warf  einen  ©lief  auf  bie  bantalige  SBelt 
unb  fanb,  baff  bie  faiferli$e  ©ewalt,  bie  feit  Gonftantin  bei 
ben  ©rieten  in  Styzanj  ifjren  ©ifc  gehabt,  nicht  mehr  Don 
einem  SDiattne  getragen  würbe;  jwei  3ahre  not  ber  3J2i§- 
hanblung  bem  fjlapftm  war  auch  bie  SBürbc  bem  Äaiferm  Don 
SJtyjanj  in  ber  $erfon  Gonftantin’m  VI.  gefebänbet  worben, 
unb  bie  ÜJlenfchheit  hatte  (Sd^Iag  auf  (Schlag  ben  Sturj  ber 
beiben  ^öc^ften  ©eWalten  erlebt.  ®ie  SBelt  fchien  aus  ben 
Singeln  gehoben,  unb  ber  große  Gart  Don  ©ott  berufen,  fie 
in  bie  gugen  Wieber  einjufefcen.  ®ie  Siepublif  (noch  lebte 
biefer  ef;rwürbige  Slame),  würbe  üon  einer  |djäit  blichen  SKutter, 
bie  ihren  ©obn  hatte  blenben  laffen,  Don  Srenc  toerwaltet, 
unb  weil  biem  war,  fo  warb  nadb  bem  SJeridjt  bes  Gl;roniften 
bureb  öffentlichen  SJefdjluß  bem  ißapftm  unb  ber  23ifd)öfe  bem 
Goncilm,  wie  bem  gattjen  cbriftlicbcn  SBolfm  bie  Jtrone  an  ben 
Äönig  ber  fj-ranfen  übertragen,  ba  er  felbft  f<bon  9tom,  bam 
ehemalige  £>aupt  unb  bie  3)iuttcr  bem  Sieichm,  unb  Diele  an- 
bere  ©iße  bem  alten  ^mperiurn’m  befaß.  1 Garl  tarn  nadb 

< @o  bag  Chronion  Sloissiiietuse  ad  nnn.  801,  unb  bic  Vita  8. 
Willehadi  (Mon.  Gern).  II.  p.  381),  bie  if)m  natbfotgt,  fagt  per  elec- 
tionem  Romani  populi.  Annal.  Laureabam.  ad  ann.  801 : quin  jam 
tune  cessabat  a parte  Graecorum  nomen  imperatoris,  et  femincum 
imperium  apud  8e  abebaut,  tune  visum  est  et  ipso  apostolico  Leoni  »c. 
©reflcrcviul,  @efd)l$!e  ttt  Statt  9Com.  II.  35 


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540 


©irrte«  ©ucb.  Siebente«  Capitel. 


3lom,  bie  Äaiferfrone  ju  holen,  bie  er  begehrt,  unb  woju 
ihm  ju  rerhclfen  jpä^renb  feines  2IufentbaitS  in  $ranfreich 
ber  ißapft  fid?  bereit  erHärt  batte.  1 Unb  felbft  SUcuin  war 
normet  in  biefe  Unterljanblungen  eingeweiht  gewefen,  wie  eS 
einige  feiner  Briefe  bewcifen. 2 Gin  förmlicher  ©efchluj?  ber 
hoben  Sterfamntlung  aller  Äircbenfnrften,  ©eiftlühen,  beS 
römifcben  2lbelS  unb  ilolfS  ging  ber  Krönung  PorauS;  Garl’S 
Ernennung  jum  römifcben  Äaifer  gcfdwb  burd)  bie  brei  ber= 
gebrachten  2UahIförper,  PöDig  nach  bern  9J?u|ler  einer  päpftlicben 
SBabt.  3)ie  grobe  .ftanbluitg,  weldbe  bie  Sahrfunbertc  alten 
Siedete  Pon  ©pjanj  Pemicbtetc,  foUte  als  feine  toidfürücbt 
Sbat  Weber  bcS  ÄönigS  noch  beS  ^?apfts  betrachtet  werben, 
fonbern  als  ein  gemeinfamer  nnb  (egaler  SöiUenSact  beS  ge= 
fammten  ebriftli^eit  SJolfS  erfcbeinett , baS  in  bcm  Parlament 
pon  9lom  repräfentirt  würbe.  Steher  führt  ein  Gbronift  mit 
©inficht  alle  |>anbelnben  ber  SHeihe  nach  fo  auf:  ber  ^ßapft, 
bie  ganje  Sßerfammlung  ber  ©ifcböfe  unb  ©eiftlicben  unb 


1 ®ie«  fagt  au«brüdli<b  3o&.  Jiaconu«  Vita  s.  Atliannsii  (Uuratori 
scriptor.  I.  p.  2.  <2.  312):  Hic  autrm  fugirns  ad  Carolum  Regem, 
spopondit  ei,  si  de  suis  illum  defenderet  inimicis,  Augustnli  eure 
diademate  coronaret.  — ®ie  befannte  Srjäbtung  Cginbarb’«  (vita 
Karoli  c.  28)  bon  bem  Umvillen  be«  überragten  Äarl,  unb  baö  invitua 
papa  cogente  be«  Poet*  Saxo  jcrfättt  al«  ©lärchen,  tvelcbe«  ujoI  von 
Carl  fel&et  au«ging. 

1 3u  btm  oben  angeführten  ©rief  nod)  Ep.  103,  p.  153,  tvelcbe  ba« 
betannte  SBeibnatbtbgeftbenf  Ulcuiti'«  an  Carl,  einen  faubcr  getriebenen 
Cober  ber  ©ibel,  mit  ben  Sorten : ad  splendorem  iraperialis  potentiae 
begleitete.  'Ulan  (ehe  gr.  i'orenf  fllcum’«  ?eben  ©.  235  , 236.  Xte 
fonjtigen  (Sriinbe  »on  t'eren(}  ftitb  nicht  ftarf , unb  ith  lege  mehr  (betriebt 
auf  bie  äravefenbeit  »on  Carl'«  gohn , als  auf  bie  SSeibgrfcbcnfe.  'Jiacb 
jmei  ®iplomen  au«  tpabrian'«  3**t  »ott  780  unb  791  gab  man  Carl’ 
bereit«  ben  Xitel  Cvmperator,  ehe  er  e«  mar;  aber  bie  Scbtbeit  biefer  Ur- 
lauben bejmeifelt  ÜJiuratori.  Stehe  bie  Diplomatica  Pontif.  be«  SRarino 
Sinrini  p.  50. 


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ÄaiferfrSnung  <£arl’«  be*  Wrofien. 


.547 

Siebte,  ber  ©enat  bet  granfen , alle  ©roßen  ber  Körner  unb 
baS  übrige  cfmiftlicße  33olf. ' 

®er  ©efctfluß  mürbe  Carl’  in  ©eftalt  einer  Sitte  funb  ge= 
tban;  unb  ber  Äönig  gab  fidj,  mie  einft2luguftu$,  ben  Schein, 
bie  fcötfifte  Stürbe  nic^t  anncljmen  ju  tooHen , bis  er  fiel)  baju 
bereit  erflärte.  ®ie  Ärönung  mürbe  auf  ben  2Öei£>nadj>tötag  feft-- 
gefeßt.  üJtau  bienbete  bie  SBelt  burdj  einen  tßeatralifcßen  Sffect: 
(Sari  lag  »or  ber  Sonfeffion  beS  S.  ijSeter  im  ©ebet ; als  er  fit$ 
barauö  erfiob,  feßte  i^m  Seo  eine  golbne  Ärone  auf§  $au$>t, 
unb  baö  »erfammelte  Soll  rief  auf  biefeS  3«<$«n  bie  Slcclamation 
ber  Säfareit:  (Sari’  bem  frömmften  2luguftu3,  bem  »on  ©ott 
gefrönten  großen  unb  griebe  ftiftenben  Äaifer  ber  9tömer,  Siefen 
unb  (Sieg! ^ 3'oeirual  mürbe  biefer  3ur“f  miebertmlt,  ber  midj= 
tigfte  Slugenblicf,  meldjen  5Rom  in  Saßrßunbcrten  erlebte,  riß 
ba£  Solf  ju  einem  ©türm  begeifterter  Smpfinbungen  bi«/  unb 
alö  er  fid)  gelegt  batte,  falbte  ber  ißapft  als  ein  anberer  ©arnuel 
ben  neuen  9luguftu§  unb  feinen  ©obn  ißipin,  melcber  äur 
ÄrönungSfeierlitfyfeit  »otti  Äriege  »on  Seneoent  auöbrütflicß 
ttacb  3lom  berufen  morben  mar. 3 hierauf  umfleibete  er  Sari 

' Chronicon  Moissittcensc  Cod.  Rivipullensis  beim  tyfri}  T.  p.  305. 
34  argn>öt>ne , baß  omnes  majorcs  natu  Romanorum  ein  Born  Sfyromfkn 
falf4  gewühlter  Stuäbruct  für  senatus  Romanorum  fei , ba  Borger  senatus 
Francorum  ftanb.  2) fr  Lib.  Pontif.  fagt  für}  unb  energif4:  ab  omni- 
bua  constitutus  est  imperator  Romanorum. 

1 Carolo  piissimo  Augusto,  a Deo  coronato,  magno,  pacitico 
Impcratori , Vita  et  Victoria!  Anaat.  unb  bie  (Shroniflen. 

* Theophan.  Cbronogr.  p.  399  fagt,  bie  Salbung  gef  4a  b Bon  Äopf  ju 
tfüßcii:  prpidag  ikaiu  dixo  n<pai.tjg  i uj  ttoätov,  xai  (ttpißakäv  ßadtkirfft 
idOijra  rat  <fri<po$.  2)ie  Cbronica  Synopsis  be«  C!onstant.  Jlanasae  (cd. 
Paris  1655.  Dom  Bouquet  V.  p.  397)  folgt  ibm  in  einigen  intereffanten 
Serien , worin  ber  grie^ifibe  @4i*ntatifcr  bie  Ce  lBfrf4wenbutig  ;u  belächeln 
i4eint,  benn  bie  B^ammer  (albten  nur  ba«  $aupt  ihrer  Äaifer: 

Er  xitparrjg  u^pi  troSwv  i/.ait.i  rovrov  %pUi- 
Ovr.  olSa  rtdt  k oynSttoig  ij  autaig  ianuiatg. 


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.r>48 


Vierte«  ©udb.  Siebente«  <£apitel. 


mit  bem  faiferlidjen  3Jfantel  unb  aborirte  ben  bon  ©ott  ge; 
frönten  Imperator,  aber  biefe  Slboration  beftanb  nicht  in 
fniefäUiger  ©erebrung,  fonbem  nach  altem  ©ebraud)  in  einem 
Äujü  auf  ben  SJiunb.  25ie  ^eierlidjfeit  befdjloß  bie  3Jteffe, 
worauf  Sari  unb  gSipin  an  bie  Ätrd^en  reiche  ®efd;enfe  bar= 
brachten,  bcr  ©afilifa  bee  6.  «Peter  einen  ftlberiten  £if$ 
mit  baju  gehörigen  ©efäßen  au«  reinem  ©olbe  unb  föftlid&e 
©eräte,  ber  ßircfce  uon  6.  ©aul  äl>nlid)e  ©aben,  ber  latera= 
nifd^en  ©afilifa  ein  golbtte«  mit  Sbelfteinen  befeßte«  Äreuj, 
unb  ber  6.  SJiaria  ÜJtaggiore  nid;t  minber  werttwlle  ©cfcbenfe. 

@o  legte  Sari  ben  tarnen  eine«  ©atriciu«  ber  9iötttcr 
ab  unb  nannte  ftd)  feitbem  Imperator  unb  Sluguftu«.  5)er 
2itel  be«  Äaifer«  ron  ©pgang  üerlofö  nun  »öUig  in  9iom, 
baä  weftlicße  Imperium  war  erneuert,  bie  Sinlieit  Don  2lbenb= 
laub  unb  SDlorgenlanb  jerftört,  unb  bie  beftürjten  ©rieten 
Ragten,  baß  jene«  alte  ©anb  gwifd&en  Stom  unb  ©pgang  ba« 
große  granf  entwert  genauen  fjabe,  unb  baß  bie  jüngere 
unb  fdjönere  Xodjter  Sonftontinopoli«  »on  jener  altersgrauen 
ÜJlutter  SRoma  für  immer  getrennt  worben  fei. 1 

Oira  liijTpug  tai  \h-yarpo;  nidov  iaiartj  dadd-q , 

/}i%asoi'<la  y.ai  rimovda  uird  &v/tou  öonipaia 
Nfaviv  Tfv  ivapüdaaor  rijv  vcuripav  Pöiinv, 

'Ex  rrjg  prorijj  y.ai  aa/.aiag  y.ai  rpiantai/Lov  Pämjg. 

(Constant.  llaimsse.) 

$ie  tSrneueruiifl  be«  abenblimbiftbeu  tfaifertum«  ftetlt  eine  »leibulle  bar 
(bei  Vignoli  Anast.  Vita  Leonis  III.  p.  254),  auf  bem  9ie»er«  ba« 
©ilbnifj  (Sari’«  mit  bem  öpigrapb:  I>oniinus  Noster  Karins  I’ins  Felix 
Perpetuus  Augusius,  auf  bem  «»er«  eilt  Stabttcr  jn'iftbcn  jteei  liirmen 
mit  barauf  erbebtem  ftreut , barunter  Koma,  unb  um  ben  SKanb  Ilcno- 
vatio  Romani  Imp. 


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